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Dieser Artikel wurde von unserer Schüler-Praktikantin Celina Fiedler geschrieben, die das Thema Vapen näher unter die Lupe genommen hat.
Auch in Künzelsau – wie in vielen anderen Städten in Deutschland – steht ein Vape-Automat – direkt am Busbahnhof, an welchem jeden Tag zahlreiche Kinder und Jugendliche mit Bussen zur Schule kommen. Vapes sind E-Zigaretten, sie sehen aus wie dicke Kugelschreiber. Es gibt sie in allen möglichen Farben und Geschmacksrichtungen. Während der Zigarettenkonsum in Deutschland seit Jahren rückläufig ist, wie Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums deutlich belegen, ist nun Vapen der neue Trend – insbesondere bei Jugendlichen.
Für meine Recherche zum Thema Vapen habe ich zunächst zwei Jugendliche befragt, warum sie vapen beziehungsweise gevapt haben:
Mit 14 angefangen – „Beruhigend“, „cool“, „entspannend“
Der eine Schüler (er möchte nicht namentlich genannt werden) kam zum ersten Mal mit 14 Jahren (2022) in seiner Freundesgruppe mit dem „Dampfen“ in Kontakt und ist jetzt 17 Jahre alt. Er beschreibt es als „beruhigend“, „entspannend“ und „aufregend“. Er hatte auch eine Vape, aber wegen des Preises und weil es ihn und seine Freunde nicht mehr interessierte, hat er mittlerweile keinen Bezug mehr zu Vapes. Eine Vape kostet zwischen 5 und 10 Euro und garantiert laut Hersteller bis zu 600 Züge. Die zweite Schülerin, die ich befragt habe, begann mit 15 Jahren und ist jetzt 17 Jahre alt. Das erste Mal probierte sie mit 14 Jahren auf einer Party mit ihren Freunden. Sie sagt, dass sie sich „leicht“, „cool“ und „entspannt“ fühlt, wenn sie einen richtigen Nikotinschock hat. Mit einer Freundin kaufte sie sich ihre erstes Vape, aber auch das hat sie nur einmal gemacht. Sie hat aufgehört zu vapen, weil der Preis zu hoch ist und sich ihr Freundeskreis geändert hat. Der süße Geschmack verursachte ihr auf Dauer Kopfschmerzen und da sie sich mit den Inhaltsstoffen eines Vapes auseinandersetzte, hörte sie mit dem Dampfen auf.
Beide sagen, dass das Vapen für sie trotzdem „normal“ ist, das heißt, wenn sie Leute sehen, die dampfen, oder wenn sie es selbst wieder probieren würden, würde es sie nicht stören.
Inhaltsstoffe von Vapes: Gesundheitsschädlicher im Vergleich zu Zigaretten?
Um dieser Frage nachzugehen, habe ich mich an das Gesundheitsministerium des Landes Baden-Württemberg gewandt. Pressesprecher Markus Jox hat mir wie folgt geantwortet: „In Vapes wird eine Flüssigkeit (Liquid) erhitzt und dadurch vernebelt. Dieses Liquid gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Nikotinstärken. Die Grundstoffe sind Glycerin, Propylenglykol, Aromastoffe und je nach Variante Nikotin. Beim Erhitzen des Liquids können gesundheitsschädliche Stoffe entstehen, darunter Nikotin (…), aber auch giftige Metalle wie Chrom, Nickel und Cadmium. Das gesundheitsgefährdende Potenzial hängt jedoch stark von der Zusammensetzung des Liquids ab. Unter den üblichen Gebrauchsbedingungen ist die Menge der Stoffe geringer als beim Tabak. Die Metalle können aber auch in höheren Konzentrationen als im Tabak enthalten sein.“
Die Caritas kritisiert in diesem Zusammenhang: „Vapes enthalten zwar weniger Schadstoffe als Zigaretten. Weil der Dampf aber viel kälter ist, kann er besonders intensiv von der Lunge aufgenommen werden. Eine E-Zigarette entspricht etwa 16 bis 20 mg Nikotin. Und das sind etwa zwei Schachteln Zigaretten.
Gefahr oder Glücksbringer?
Vapes gibt es in verschiedenen Formen und Farben. Es gibt auch Vapes ohne Nikotin. Sind Vapes ohne Nikotin also auch ein Suchtmittel? Oder sind Vapes generell eine Gefahr für unseren Körper? Hierzu führt Jox näher aus: „Für die Entwicklung einer Abhängigkeit ist in erster Linie das Nikotin verantwortlich. Allerdings bestehen gesundheitliche Risiken und die Gefahr eines niedrigschwelligen Einstiegs in das Rauchen. Kinder und Jugendliche können mit vermeintlich harmlosen, schmackhaften E-Zigaretten (auch nikotinfreien) das Rauchritual einüben. Dadurch kann der Wechsel zu nikotinhaltigen Produkten und zur Tabakzigarette vereinfacht werden. “ Sprich: Der vermeintliche harmlose Einstieg ohne Nikotin kann die Hemmschwelle senken, um danach auf nikotinhaltige Produkte umzuschwenken.
Zu den bisher bekannten Gesundheitsrisiken gehören unter anderem:
– Abhängigkeit, Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung bei Jugendlichen
– Ablagerung von Partikeln in der Lunge, verschiedene Formen der Lungenentzündung, schwere Lungenerkrankungen
– kurzfristige Erhöhung der Herzfrequenz, kurzfristige Erhöhung des Blutdrucks,
– oxidativer Stress = (Schädigung der Zelle und ihrer Funktion), Schädigung der Erbsubstanz, Beeinträchtigung des Immunsystems
Die bunte Welt der Vapes – auch in social media stark präsent
Vapes sind aber auch ziemlich beeindruckend. Die vielen verschiedenen Formen und Farben und wahrscheinlich das Wichtigste, die Geschmacksrichtungen. Erdbeere, Kirsche, Minze, Blaubeere, Vanille-Käsekuchen. Besonders durch die Vielfalt sind Vapes interessant, wenn man auf Social Media sieht, was man mit dem Dampf alles für Tricks machen kann. Das muss man einfach mal ausprobieren, oder?
Auch wenn die bunte Aufmachung und die süßen Aromen nur allzu verlockend sind, besteht die Gefahr, dass der Einstieg ins Rauchen erleichtert wird und sich eine Nikotinabhängigkeit entwickelt. Der Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und dem späteren Rauchverhalten von Jugendlichen ist allerdings schwer zu untersuchen. Es gibt jedoch Hinweise des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), dass der Konsum von E-Zigaretten die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen zu beginnen, um das Dreifache erhöht. Möglicherweise spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle.
Die Vielzahl an Geschmacksrichtungen erschwert laut dem DKFZ die Risikoabschätzung. Liquids enthalten beispielsweise verschiedene Aromen und ätherische Öle („durchschnittlich zehn verschiedene Aromen pro Liquid“). Dies ermögliche es den Konsumenten, ihre eigenen Mischungen aus verschiedenen Aromen herzustellen, was die Bewertung des Gesundheitsrisikos erschwere. Einige Aromastoffe können beim Einatmen die Atemwege sensibilisieren oder reizen, andere sind in höheren Konzentrationen in Zellkulturen giftig oder zytotoxisch = (besitzt die Eigenschaft, lebende Zellen zu schädigen oder zu zerstören).
Zugang zu Vapes leichter als gedacht
Der Zugang zu Vapes ist für Jugendliche in der Regel schnell und einfach. Die meisten Schüler: innen haben einen großen Freundeskreis oder kennen generell viele Leute. Wenn diese wiederum Freunde haben, die 18 Jahre oder älter sind, geht alles sehr schnell. Es ist zwar strafbar E-Zigaretten für Minderjährige zu kaufen, aber erwischt wird man meistens nie, man Vapes an diversen öffentlichen Automaten ziehen kann. Man benötigt hierfür lediglich irgendeinen Ausweis eines Erwachsenen. Die Übergabe der Vapes kann ja an allen möglichen Orten oder an völlig unterschiedlichen Tagen stattfinden, was eine Kontrolle fast unmöglich macht. Aber auch den Eltern schnell den Ausweis klauen und wieder zurückgehen, ist ein schnelles Spiel.
Wie viele Konsument:innen gibt es heute, im Gegensatz zu früher, wenn man so einfach an Vapes kommt?
Hierzu gibt es zwei Studien:
Laut den Daten der bundesweiten DEBRA-Studie konsumierten im Jahr 2019 1,7 % der 14- bis 17-Jährigen E-Zigaretten, 2023 waren es 2,3 %. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag der Anteil derjenigen, die E-Zigaretten konsumierten im Jahr 2019 bei 4,0 % und im Jahr 2023 bei 3,5 %. Bei den über 25-Jährigen waren es im Jahr 2019 1,4 %, im Jahr 2023 1,7 %.
Insgesamt ist der E-Zigarettenkonsum laut den Ergebnissen der DEBRA-Studie von 1,8 % im Jahr 2019 auf 2,2 % im Jahr 2023 angestiegen. Für das Jahr 2024 liegen noch keine abschließenden Daten vor, der aktuelle gleitende Mittelwert liegt hier bei 2,3 % (Stand 10/2024). Laut einer Veröffentlichung zu den Ergebnissen der DEBRA-Studie ist der Konsum von Einweg-E-Zigaretten stark an gestiegen, von 0,1 % im Jahr 2016 auf 0,8 % im Jahr 2023.
Auffallend ist bei den Ergebnissen, dass die Konsument:innen von Einweg-E-Zigaretten im Durchschnitt 3,5 Jahre beziehungsweise 4,1 Jahre jünger sind als Personen, die Tank- bzw. Pod-Modelle konsumieren.
Jahr | Alter | Konsum in Prozent |
2019 | 14-17 Jahre | 1,7% |
18-24 Jahre | 4,0% | |
25 Jahre | 1,4% |
Laut den Daten der bundesweiten DEBRA-Studie konsumieren vermehrt jüngere Menschen Vapes:
Jahr | Alter | Konsum in Prozent |
2023 | 14-17 Jahre | 2,3% |
18-14 Jahre | 3,5% | |
25 Jahre | 1,7% |
Fazit: durch ihr cooles, buntes Image, die leichte Zugänglichkeit und die verschiedenen Geschmacksrichtungen wirken Vapes auf den ersten Blick nicht wie (Einstiegs-) Drogen und werden vielleicht dadurch auch bewusst unterschätzt. Sie können aber ebenso zu Abhängigkeit führen wie andere nikotinhaltige Suchtmittel wie Zigaretten.
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