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Wo planscht es sich am besten?

Unsere Autorin Sarah-Jane Kubesch hat sich die Freibäder in der Region genau angesehen und den Test gemacht: Welche Freibäder sind die besten der Region?

Hier die Ergebnisse:

Klein aber fein: Städtisches Freibad Bad Mergentheim

Das Freibad am Festplatz verfügt über ein 50×15 Meter großes Becken, das in einen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich unterteilt ist. Im Nichtschwimmerbecken gibt es eine Breitwandrutsche, Massagedüsen, Bodenblubber und einen Wasserspeier. Zudem gibt es direkt am Beckenrand eine Sonnenterrasse mit Liegestühlen und Sonnenschirmen. An das Kinderplantschbecken mit Rutsche ist ein Wasserspielplatz angeschlossen. Jeden Dienstag und Donnerstag wird ab 10 Uhr Wassergymnastik angeboten, bei der die Badegäste kostenlos mitmachen können. Das Bad verfügt über eine große Liegewiese mit einem alten Baumbestand, der auch an besonders sonnigen Tagen ausreichend Schatten garantiert. Außerdem gibt es ein Beachvolleyballfeld, einen Bouleplatz, einen Sandspielplatz, ein Klettergerüst, eine Nestschaukel und Seilbahn sowie einen Kiosk. In einem überdachten Bereich kann zudem Tischtennis und Tischkicker gespielt werden.

+ besondere Sauberkeit / Kinderplantschbecken und Spielplatz mit großzügigem Sonnenschutz / Besucher können eigene Liegen mitbringen. Diese können während der gesamten Saison kostenlos in einem abgeschlossenen Raum gelagert werden

– Wassertemperatur von Witterung abhängig, da das Wasser durch schwarze Schläuche läuft, die von der Sonne erwärmt werden

Anschrift:
Arkau 1, 97980 Bad Mergentheim
Telefon: 07931/576680
E-Mail: freibad@bad-mergentheim.de

Öffnungszeiten (2018):
Mai bis September täglich von 9 bis 20 Uhr, bei schlechtem Wetter 9 bis 12 Uhr und 18 bis 20 Uhr

Eintrittspreise (2018):
Einzelkarte: Erwachsene 3,50 Euro / Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre 2 Euro / ermäßigt 2 Euro/ Familienkarte für Eltern und Kinder bis 16 Jahre 7 Euro

https://www.bad-mergentheim.de/de/freizeitgestaltung/freibad/staedtisches-freibad-am-festplatz-id_1266/

Das Freibad Bad Mergentheim. Foto: GSCHWÄTZ

Schattiges Plätzchen für die Kleinen zum Planschen. Foto: GSCHWÄTZ

Beheizt mit Energie aus Biogas: Freibad Langenburg

Das Freibad Langenburg im Landkreis Schwäbisch Hall besitzt ein 50-Meter-Becken, das in einen Schwimmer-, Nichtschwimmer- und Sprungbereich mit einem Ein-Meter-Brett unterteilt ist. Im Nichtschwimmerbereich gibt es außerdem eine Edelstahlrutsche. Auch im Kinderbecken, das durch ein großes Sonnensegel geschützt ist, gibt es eine Rutsche und einen Wasserfall. Besonderheit: Die Becken werden mit Energie aus einer Biogasanlage beheizt. So ist eine Wassertemperatur, unabhängig von der Witterung, von bis zu 28 Grad Celsius garantiert.

Auf der großen Liegewiese mit vielen Bäumen befindet sich ein Beachvolleyballfeld und ein Spielplatz mit Kletteranlage. Stärkung gibt es im Kiosk, der eine Terrasse mit ausreichend Sitzmöglichkeiten bietet. Zum Bad gehört auch eine Sauna, die gegen einen Aufpreis genutzt werden kann. In einem Wärmeraum, an welchen Duschen und Umkleiden angeschlossen sind, können sich die Badegäste auch an kälteren Tagen direkt vor und nach dem Schwimmen aufwärmen, ohne zum Duschen und Umziehen ins Freie gehen zu müssen.

+ Wärmeraum / einzelne Umkleidekabinen auf der großen Liegewiese verteilt / Minigolfanlage direkt daneben, kann gut mit einem Besuch im Freibad verbunden werden

– nur bedingt barrierefrei, Stufen trennen beispielsweise das große Schwimmbecken vom Kinderbereich

Anschrift:
In der Strut 5, 74595 Langenburg
Telefon: 07905/785

Öffnungszeiten (2018):
Mai bis September Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr oder 13 bis 20 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 10 bis 19 oder 20 Uhr (Öffnungszeiten variieren je nach Monat; Plan auf Website: www.langenburg.de)

Eintrittspreise (2018):
Einzelkarte: Erwachsene 3,70 Euro / Kinder und Jugendliche von 4 bis 16 Jahre 2,10 Euro / ermäßigt 2,10 Euro/ Familienkarte 9 Euro

Freibad in Langenburg. Foto: GSCHWÄTZ

Im Freibad in Langenburg kann man schön Bahnen schwimmen. Foto: GSCHWÄTZ

Freefall-Rutsche & Zehn-Meter-Sprungturm: Freibad Schenkensee Schwäbisch Hall

Wer einen Adrenalinkick sucht, findet ihn im Schenkensee-Freibad sogar in doppelter Ausführung: entweder auf dem Zehn-Meter-Turm oder der Freefall-Rutsche, die auf elf Metern fast senkrecht in die Tiefe führt. In diesem Video seht ihr, wie steil es im Freibad in Schwäbisch Hall bergab geht: https://www.youtube.com/watch?v=9ziOzyn9dfc. Das Freibad hat außerdem ein 50 Meter langes Sportbecken sowie ein Nichtschwimmerbecken mit Massagedüsen, eine Breitrutsche, sowie eine separate Schlangenrutsche. Neben dem Sportbecken gibt es eine Sonnenterrasse mit Liegestühlen. Das Kinderbecken hat einen Springbrunnen, eine Rutsche und einen Wasserlauf. Außerhalb des Wassers können sich die kleinen Gäste auf dem Spielplatz austoben. Auf der großen Liegewiese gibt es einen Kiosk, zwei Beachvolleyballfelder, ein Streetball- und Boulefeld sowie Tischtennisplatten und ein Schachspielfeld.

+ Freefall-Rutsche und Zehn-Meter-Springturm / Angebot von Kombi-Tickets in Verbindung mit dem Hallenbad nebenan

– Springen vom Turm nur im Turnus von ein bis zwei Stunden möglich, da unter Aufsicht

Anschrift:
Schenkenseestraße 76, 74523 Schwäbisch Hall.
Telefon: 0791/401281

Öffnungszeiten (2018):
Mai bis September, Montag bis Freitag 7 bis 20 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 08:30 bis 20 Uhr.

Eintrittspreise (2018):
Einzelkarte Erwachsene 4,60 Euro / Kinder & Jugendliche 3 bis 18 Jahre 3,30 Euro / ermäßigt 3,90 Euro

https://www.schenkenseebad.de/freibad/

Freefall-Rutsche im Freibad in Schwäbisch Hall. Foto: GSCHWÄTZ

Schön angelegter Kinderbereich. Hinter dem Kinderbecken befindet sich ein Spielplatz. Foto: GSCHWÄTZ

Auch eine breite und eine Röhrenrutsche gibt es im Freibad in Schwäbisch Hall. Foto: GSCHWÄTZ

Strömungskanal im Freibad H2Ö Öhringen

Das Öhringer Freibad hat drei Becken: ein 25 Meter langes Schwimmerbecken, ein Spaßbecken für Nichtschwimmer und ein separates Sprungbecken mit einem ein und einem drei Meter hohen Sprungturm. Das Spaßbecken ist mit Massagedüsen, Sprudlern und einem Strömungskanal ausgestattet, in dem man sich im Kreis treiben lassen kann. In das Spaßbecken mündet auch die 120 Meter lange Rutsche. Platz zum Sonnen gibt es auf der „Sonneninsel“ – einem Betonpodest zwischen dem Schwimmer- und Spaßbecken – oder auf der Liegewiese rund um die Becken, wo es auch ein Beachvolleyball- und Beachsoccerfeld gibt. Für die kleinen Badegäste gibt es ein Kinderbecken aus Natursteinen mit einer Rutsche und einer kleinen Felsgrotte. Außerdem gibt es einen Spielplatz zum Klettern, Schaukeln
und einen Sandkasten. Der Biergarten mit Kiosk kann sowohl vom Bad als auch von der Außenseite aus besucht werden und ist somit auch nach der Freibadschließung zugänglich.

+ Springen immer möglich, da separates Becken / kreativ gestaltetes Kinderbecken mit Natursteinen

– nur wenig schattige Liegeplätze in Beckennähe / bei niedrigen Außentemperaturen wird das Wasser nur auf maximal 22 Grad Celsius erwärmt

Anschrift:
Rendelstraße 31, 74613 Öhringen.
Telefon: 07941/68435.

Öffnungszeiten (2018):
Mai bis September täglich 8 bis 19:30 Uhr, bei schlechtem Wetter 8 bis 10 Uhr und 16:30 bis 19:30 Uhr.

Eintrittspreise (2018):
Einzelkarte: Erwachsene 4 Euro / Kinder & Jugendliche von 6 bis 16 Jahre 2 Euro/ ermäßigt 2 Euro / Familienkarte für Eltern und Kinder bis 16 Jahre 10 Euro

https://www.oehringen.de/freizeit/kultur-und-freizeitangebot/schwimmbaeder-sauna/h2oe-das-strandbad.html

Schattige Plätze warten auf die Besucher des Öhringer Freibades. Foto: GSCHWÄTZ

Der Biergarten des Freibades kann man nicht nur als Freibad-Besucher nutzen. Foto: GSCHWÄTZ

Schattige Plätzchen im Freibad Niedernhall

Schon von der Kochertalstraße aus kann man das Highlight des Niedernhaller Freibads sehen: die 85 Meter lange Wasserrutsche. Das 50-Meter-Edelstahlbecken ist unterteilt in einen Schwimmer- und einen Nichtschwimmerbereich, der durch eine Leine getrennt ist. Jeden Morgen nach der Öffnung des Bades wird diese für rund zwei Stunden entfernt, damit das barrierefreie Schwimmen von 50-Meter-Bahnen möglich ist. Außerdem gibt es einen Sprungturm (ein, drei und fünf Meter Höhe) sowie eine drei Meter hohe Edelstahlrutsche am Nichtschwimmerbecken. Neben einer Sonnenterrasse, die sich über die gesamte Beckenlänge erstreckt, verfügt das Freibad über eine große Liegewiese mit vielen Bäumen, ein Beachvolleyballfeld sowie eine Tischtennisplatte. Das Kinderbecken ist mit einem Mühlstein und einem Wasserpilz ausgestattet, dessen zwei Ebenen durch das Herunterrutschen auf dem abgeflachten Boden erreichbar sind. Daneben befindet sich ein Kiosk mit Sitzmöglichkeiten unter Sonnenschirmen.

+ Panoramablick auf die Weinberge / idealer Stopp für eine Abkühlung auf einer Radtour im Kochertal

– Schwimmen von 50-Meter-Bahnen nur zu bestimmten Zeiten möglich (zirka 9 bis 11 Uhr), danach wieder Abtrennung / geringer Sonnenschutz am Kinderplantschbecken

Anschrift: Brückenwiesenweg 25, 74676 Niedernhall.
Telefon: 07940/8225.

Öffnungszeiten (2018):
Mai bis September, Montag 13 bis 19:30, Dienstag bis Sonntag 9 bis 19:30 Uhr, bei schlechtem Wetter Montag bis Samstag 17:30 bis 18:30 Uhr, Sonn- und Feiertage 9 bis 10 Uhr.

Eintrittspreise (2018):
Einzelkarte: Erwachsene 4 Euro / Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2 Euro / ermäßigt 3 Euro

https://niedernhall.de/freibad-saisonstart-am-11-05

Freibad in Niedernhall. Foto: GSCHWÄTZ

Bademeister in Niedernhall. Foto: GSCHWÄTZ

Sprungturm in Niedernhall. Foto: GSCHWÄTZ

 




Kathys Folterkammer

Ich enthaare alles, ab Nase abwärts“, erklärt Kathy Mohr, als sie mich durch ihren Behandlungsraum führt, „nur an die Kopfhaare und Augenbrauen traue ich mich nicht.“ Die 44-Jährige ist die Inhaberin des Enthaarungsstudios No-Mohr-Hair in Niederstetten, wo sie Haarentfernung nach der Halawa-Methode durchführt.
Bei der aus dem Orient stammenden Form der Haarentfernung wird Zuckerpaste erwärmt und auf die zu enthaarende Körperstelle aufgetragen. „Sie wird entweder aufgerollt oder mit einem Spatel verstrichen“, erklärt Mohr. Letztere Technik wende sie in Bereichen an, in denen man filigran arbeiten müsse, wie etwa im Gesicht, unter den Achseln oder im Intimbereich.
Auf die Paste wird ein Fließstreifen gelegt, mit der Hand darüber gestrichen und dann, je nach
Haar- und Hauttyp, mit oder entgegen der Wuchsrichtung abgezogen.

// Lecker wie Karamell //

„Das ist wie Karamell, schmeckt gut“, sagt Kathy Mohr und leckt sich die Zuckerpaste vom Finger. Denn die Paste besteht ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen: Zucker, Zitronensaft, Wasser und Sonnenblumenöl. Nach der Enthaarung muss die Haut natürlich gepflegt werden: Entweder mit einem Gel, das zu 95 Prozent aus reiner Aloe Vera besteht oder mit Babypuder. „Wichtig ist, dass man danach keine fetthaltigen Cremes verwendet, denn die verstopfen die Poren, was zu Entzündungen führt“, erklärt Kathy Mohr.

// Weniger klebrig = weniger schmerzhaft? //

Die Halawa-Methode ist im Grunde eine Kreuzung aus dem Sugaring, bei dem ein Klumpen
Zuckerpaste mit den Händen aufgetragen wird, und dem klassischen Waxing, der Haarentfernung mit warmem Wachs und einem Fließstreifen. Ob sie nun aber weniger schmerzhaft ist als die anderen Techniken, ist vom individuellen Empfinden des Kunden abhängig.

Fakt ist, dass die Haare mitsamt der Wurzel entfernt werden – und das spürt man auf jeden Fall.
Die Zuckerpaste hat gegenüber dem Wachs jedoch den Vorteil, dass sie nicht so hartnäckig auf
der Haut kleben bleibt und somit leichter entfernt werden kann. Und auch das Risiko von Juckreiz und eingewachsenen Haaren sei, bei richtiger Pflege, geringer als bei den anderen
Vorgehensweisen.

// „Manch einem muss ich die Hose fast selber ausziehen“ //

Diese Form der Haarentfernung lässt die Haare zwar nicht dauerhaft verschwinden, wie beispielsweise bei einer Laserbehandlung, „aber auf längere Zeit werden die Haare wesentlich dünner, weicher und auch heller“, erklärt Mohr.
Für die 44-Jährige hat sich die Halawa-Methode als die beste bewährt. „Mit allen möglichen Techniken habe ich versucht, mir die Haare vom Leib zu reißen“, erzählt Mohr. In einem YouTube-
Video habe sie dann die Halawa-Methode entdeckt, sie ausprobiert und sich 2011 zur zertifizierten Expertin ausbilden lassen.

Nachdem ihr Mann Jörg Mohr und ihre Freundinnen als Übungsobjekte herhalten mussten, hat sie noch im selben Jahr ihr Studio in Niederstetten eröffnet. „Ich nenne das hier auch gerne die
Folterkammer für meine Opfer“, erklärt Kathy Mohr mit einem schelmischen Grinsen.
Obwohl einige die Eröffnung eines Haarentfernungsstudios im ländlichen Niederstetten zuerst als gewagt einschätzten, kann sich die Inhaberin über mangelnde Kundschaft nicht beklagen.
Hauptsächlich habe sie Kundinnen ab Mitte dreißig, die älteste ist bereits 65 Jahre alt. Sind einige Kunden auch schüchtern, gerade wenn es um intimere Körperstellen geht? „Ja, manchen muss ich die Hose fast selber ausziehen“, erzählt Mohr.

Männer sind teilweise schmerzempfindlicher als Frauen, stellt Kathy Mohr fest.

Das Schamgefühl sei vermutlich auch der Grund dafür, dass sie keine jüngere Kundschaft habe.
Andere wiederum hätten überhaupt kein Problem damit, sich vor der Inhaberin zu entkleiden:
„Manche Leute sind total frei. Da dreh‘ ich mich um und die liegen plötzlich nackt vor mir auf der
Liege.“ Auch einige Männer zähle sie zu ihren Kunden. „Die kommen hauptsächlich zur Urlaubszeit und lassen sich den Rücken, Bauch, aber auch die Beine und den Po enthaaren.“ Männer seien laut der Inhaberin aber wesentlich empfindlicher als die weibliche Kundschaft. „Da gibt es manchmal schon laute Schreie zu hören und die Wände sind hier recht dünn“, scherzt die 44-Jährige.

Nur die Werbung im Schaufenster (siehe Foto) kam nicht bei allen so gut an. „Das ist aber nicht
sexistisch gemeint“, sagt Kathy Mohr, die deshalb schon eine Beschwerde erhalten hat. Mutig und etwas provokant — aber das Werbekonzept scheint aufzugehen.

Hmm…die Paste schmeckt nach Karamell.




Im Tal der Isolierten – Ein Leben ohne Telefon- und Internetanschluss

Eberbach – Man sollte meinen, dass heutzutage jedes Haus mit einem funktionierenden Telefon- und Internetanschluss ausgestattet ist. Ohne kann man sich den Alltag auch kaum mehr vorstellen. Schnell noch eine Mail verschicken, Freunde anrufen oder eine Serie auf Netflix anschauen. Standard, klar. Das gilt allerdings nicht für Eberbach. Die idyllische Ortschaft in der Gemeinde Mulfingen hat seit Jahren Probleme mit den Anschlüssen – und eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Haushalt ohne funktionierende Internet- und Festnetzverbindung

Da kann etwas so Einfaches wie die Vereinbarung für einen Interview-Termin schon zu einer kleinen Herausforderung werden: Man wählt die richtige Nummer, hört aber immer wieder nur endloses Tuten oder aber überhaupt nichts.
„Sie könnten jetzt auch jeden Moment aus der Leitung fliegen“, warnt Gerold Prümmer, als nach mehreren gescheiterten Versuchen endlich unser erstes Telefonat zustande kommt. „Wir sind hier ein Stück weit von der Zukunft abgehängt“, sagt der Eberbacher. Denn er und die anderen Bewohner haben seit nunmehr fünf Jahren mit der Problematik zu kämpfen. Erste Schwierigkeiten mit den Anschlüssen traten bereits 2013 auf. In den letzten eineinhalb Jahren habe sich die Situation allerdings zugespitzt: Die Leitungen sind zum Teil komplett tot, ein Großteil der Haushalte ist ohne funktionierende Internet- und Festnetzverbindung. Und jeder, der schon einmal in Eberbach war, weiß, dass es dort auch kein Mobilfunknetz als Alternative gibt.

Satelliteninternet kostet 100 Euro im Monat

Einige Bewohner sind deshalb auf analoge Leitungen oder Satelliteninternet ausgewichen. Dabei kann es sich aber nur um eine Übergangslösung handeln, denn die analogen Leitungen sollen noch in diesem Jahr abgeschaltet werden und der Zugang über Satellit ist mit rund 100 Euro im Monat eine kostspielige Angelegenheit.

Leitungen seien veraltet

Laut Aussagen der Anbieter Telekom beziehungsweise NeckarCom und der Gemeinde Mulfingen gegenüber den Bewohnern haben die Probleme mehrere Gründe: Die Leitungen seien veraltet und an manchen Kupferkabeln würden mehrere Anschlüsse hängen, was vor allem beim Internet nicht funktionieren würde. Zudem ist Eberbach nicht mit Glasfaserkabeln ausgestattet. Diese wurden letztes Jahr zwar vom Nachbarort Buchenbach her verlegt, allerdings nur bis zum Ortseingang. Eine Breitbandanschluss sei in Eberbach somit unmöglich.

Wer hat Schuld?

„Die Telekom und die Gemeinde schieben sich gegenseitig die Schuld zu“, sagt Manuel Hub. Zusammen mit seiner Frau Kathrin Hub hat er letztes Jahr in Eberbach gebaut. Für den Neubau wurde ihnen seitens der Telekom ein Anschluss zugesagt. „Für den haben wir im November 2017 dann auch 800 Euro bezahlt – aber bis heute geht überhaupt nichts“, erzählt Kathrin Hub. Auch etliche Briefe, Telefonate und Techniker-Besuche später wird das Ehepaar immer wieder aufs Neue vertröstet. Und das ist in Eberbach kein Einzelfall.

„Stellen Sie sich vor, dass Sie den Notarzt oder die Feuerwehr anrufen müssen“

Die Bewohner fühlen sich teilweise komplett von der Außenwelt abgeschnitten. „Wenn Sie Ihre Kinder in der Schule krankmelden wollen, können Sie nicht einfach anrufen, sondern müssen hinfahren“, erzählt Holger Rudolph, „oder stellen Sie sich vor, dass Sie den Notarzt oder die Feuerwehr anrufen müssen – dann haben Sie ein richtiges Problem.“ Rudolph ist so verärgert, dass er nun sein Haus verkaufen und Eberbach den Rücken kehren wird. Doch auch dies sei nicht so einfach. Denn die Problematik ist schon länger kein Geheimnis mehr.

Holger Rudolph im Kurzinterview, wie es sich ohne Telefon und Internet lebt:

 

Vermutlich stehen aus diesem Grund auch einige Häuser leer und es gibt seit Jahren freie Bauplätze im Neubaugebiet. „Das ganze verursacht also auch wirtschaftliche Schäden“, sagt Gerold Prümmer. Der Versicherungsmakler würde beispielsweise gerne einen neuen Mitarbeiter anstellen. „Aber der braucht dann eine eigene Leitung und das ist im Moment nicht möglich“, erklärt Prümmer weiter. Und auch für potentielle neue Gewerbetreibende ist Eberbach, obwohl im wirtschaftlich starken Mulfingen gelegen, somit keine attraktive Adresse.

 

Holger Rudolph im Kurzinterview, ob der fehlende Telefon- und Internetanschluss ein Grund sei, Eberbach zu verlassen:

Ausbau des Glasfasernetzes in Eberbach

Die Bewohner wollen sich weiter für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Sie stehen in dauerhaften Verhandlungen mit der Gemeinde und den Anbietern, damit der Ausbau des Glasfasernetzes in Eberbach vorangeht. Solange müssen sie wohl weiter auf Übergangslösungen ausweichen. So versammeln sie sich beispielsweise regelmäßig vor Gerold Prümmers Haus, denn er ist einer der wenigen Privilegierten mit recht stabiler Internetverbindung. „Unser W-Lan ist deshalb für die anderen offen“, erklärt er. Das erinnert ein wenig an die Erzählungen der Großeltern, die sich immer bei der Familie getroffen haben, die das einzige Telefon oder den ersten Farbfernseher im Ort hatten – nur eben im Jahr 2018.

Holger Rudolph im Kurzinterview, wie die Kontaktaufnahme mit dem Anbieter bisher lief:

 

Mulfingens Bürgermeister Robert Böhnel wird sich in den nächsten Tagen in einem persönlichem Gespräch mit GSCHWÄTZ über dieses Thema unterhalten.

Unabhängig von dem Interview-Termin erreichte die GSCHWÄTZ-Redaktion am 12. Juni 2018 Pressemitteilung von AfD-Abgeordneten Anton Baron zu diesem Thema. Baron hat Gründe und Gegenmaßnahmen bei der Stuttgarter Landesregierung abgefragt, da Eberbachs digitale Infrastruktur auf dem Stand der 80er-Jahre ist – Minister Strobl zufolge gäbe es zwar Pläne der Telekom, einen Sendemast zu errichten, jedoch wird kein konkreter Zeitpunkt genannt.

Pressemitteilung von Anton Baron: Antrag zur Mobilfunk und Breitbandsituation in Eberbach.
Foto: GSCHWÄTZ

 

Bei einem Video-Interview im Freitag, den 15. Juni 2018, in Dörzbach äußerte sich CDU-Landtagsabgeordneter Arnulf Freiherr von Eyb ebenfalls zur aktuellen Situation der Eberbacher: Seiner Meinung nach wurde das Thema zu sehr aufgebauscht. Es beträfe nicht jeden in Eberbach, sondern nur einzelne Punkte.

Das Interview mit Dr. Sandra Hartmann und dem CDU-Landtagsabgeordneten Arnulf Freiherr von Eyb erscheint am Samstag, den 23. Juni 2018, auf GSCHWÄTZ.