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Hoch hinaus

Mit 18 Jahren kniete sich ein kleiner Junge namens Miguel mit einer Tulpe vor die Fachabiturientin hin und fragte, ob sie seinen großen Bruder kennenlernen möchte. Von da an änderte sich ihr Leben. Nikita, die von ihren Eltern nach einem Elton-John-Song benannt wurde, kam mit Manolito zusammen, einem jungen Mann aus einer Zirkusfamilie – und entschied sich, ihr bürgerliches Leben hinter sich zu lassen. Vor kurzem gastierte die Familie Quaiser wieder in Künzelsau. Dr. Sandra Hartmann hat mit Nikita Quaiser über ihr früheres und jetziges Leben gesprochen.

„Mein Mann ist die Kraft und ich bin der Kopf“

„Mein Mann ist die Kraft und ich bin der Kopf“, so fasst die 27-Jährige die Aufgabenverteilung zwischen ihr und ihrem Mann zusammen. Sie ist unter anderem verantwortlich für Werbung, Pressegespräche für die Zeitung und die Finanzen. Der 29-Jährige hat die wilden Tiere des Zirkusses unter sich – allen voran das Löwenpärchen Massai und Manou. Beide präsentieren im Zirkus auch akrobatische Höchstleistungen. Manolito stemmt etwa 12 weiße Stühle allein mit seinem Mund, Nikita zeigt an der Zirkuszeltdecke akrobatische Stunts in einem Reifen, einem so genannten Lyra-Ring. Nikita gibt aber auch unumwunden mit einem Lachen zu: „Akrobatisch war ich anfangs eine Niete.“ Mit Tiernummern, Tauben und Ziegen, fing sie an. Schließlich wurde sie von einem anderen Familienmitglied, Vanessa, in den Kunst der Ring-Akrobatik zwei Wochen lang intensiv eingelernt. Jeden Tag. Mehrere Stunden. Es ist noch nie etwas passiert, wenn sie direkt unter dem Zirkuszelt ohne Netz ihre Figuren in dem Ring zeigt. Wie viel Meter sie vom Erdboden trennen, weiß sie nicht. In den Proben ist sie hochkonzentriert. Aber bei ihrem Auftritt schaltet Nikita ihren Kopf aus und lauscht nur der Musik, die erklingt, wenn sie die Manege betritt.

„Ich wollte nicht an einem Ort leben“

„Beruflich wollte ich immer etwas mit Tourismus und Reisen machen. Ich wollte nicht an einem Ort leben und das habe ich jetzt alles“, sagt sie und strahlt.

Vor zehn Jahren hat alles begonnen. Der Zirkus der Familie Quaiser gastierte in der Stadt, in der sie als 18-Jährige lebte. Sie begleitete am Abend eine Freundin, die sich in einen jungen Mann – Nikitas jetzigem Schwager Ronny – von eben diesem Zirkus verguckt hatte. Dann trat auf einmal ein kleiner Junge auf Nikita zu, kniete sich vor ihr nieder, streckte ihr eine Tulpe entgegen und sagte: „Hallo schöne Frau. Ich habe einen älteren Bruder. Möchtest du den kennenleren?“

„Ich habe einen älteren Bruder. Möchtest du den kennenleren?“

Es war und ist eigentlich nicht üblich, mit einer so genannten „Privaten“ zusammenzukommen. In der Regel finden „die Reisenden“ untereinander ihre Partner. Mit zwei Ausnahmen in der Familie Quaiser: Vor Manolito hat sich auch sein Papa eine Bürgerliche ausgesucht. Der Seniorchef ist heute über 60 Jahre alt und er hat viele Aufgaben an den Junior Manolito abgegeben. Dennoch „wird noch alles von den Seniorchefs abgesegnet“, betont Nikita. Früher hätten diese – die Schwiegereltern von Nikita – viel schwerer arbeiten müssen beim Zirkus, erzählt Nikita. Es gab keine Hilfsmaschinen beim Aufbau und ohnehin waren sie nur zu Dritt gewesen: Das Seniorchef-Ehepaar und die Mutter des Seniorchefs.

Nun besteht die Zirkusfamilie aus 21 Menschen (12 Erwachsene und neun Kinder) sowie 26 Tieren. Das Zirkuszelt ist mittlerweilse doppelt so groß wie früher. Sie haben Hilfsgeräte für den Auf- und Abbau, wie zum Beispiel einen Traktor und einen Radlader. Manolito und Nikita sind ehrgeizig. Es ist die neunte Generation, die derzeit die Geschicke des Zirkusses leitet und es sollen noch viele folgen. Mit ihren 27 Jahren haben sie schon drei Kinder – eine Fußballmanschaft darf es gerne werden, sagt Nikita lachend.

8 Jahre lang in den Vereinigten Staaten gelebt

Nikita wurde am 04. Januar 1995 in Augsburg geboren. Von ihrem leiblichen Vater spricht sie lediglich als „Erzeuger“. Ihre Mutter und er haben sich kennengelernt, als er als Soldat in Deutschland stationiert war. Als er zurückbeordert wurde in die Vereinigten Staaten, ist die Familie mitgezogen. Acht Jahre lang, bis sie zehn Jahre alt war, hat Nikita in Colorada gelebt. Dann haben sich die Eltern getrennt und Nikita ist mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Geschwistern zurück nach Deutschland. Der Kontakt zum Vater ist heute mehr als dürftig, obwohl die Mutter immer wieder Mails und Fotos geschickt  habe. „Er weiß, wie er mich erreichen kann“, sagt Nikita nur. „Papa“ ist für sie der Mann, den ihre Mutter in zweiter Ehe geheiratet hat. Damals war sie 14. Ihre Eltern leben heute in Ulm. Ein- bis zweimal im Monat sehen sie sich, wenn der Zirkus in der Nähe von Ulm gastiert. Ansonsten halten sie Kontakt über WhatsApp und Facetime. Dank der sozialen Medien „ist das heute kein Problem mehr““, sagt sie.

Ihre Kinder sollen einmal die Zirkusgeschäfte weiterführen

Am 14. Februar 2018, mit 23 Jahren, hat Nikita ihren Manolito geheiratet. Ihre Kinder Roberta (7), Guiliana (5) und Scarlett (2) sollen einmal die Zirkusgeschäfte weiterführen. Schon jetzt stehen sie teilweise bereits für kleinere Auftritte auf der Bühne. Dennoch müssen auch sie im richtigen Alter sind, in die Schule gehen. Zirkuskinder haben eine so genannte „Stammschule“, die den Überblick über den aktuellen Wissensstand der Kinder hat, Materialien verschickt und schaut, was in anderen Schulen gemacht wurde, wenn sie utnerwegs waren. im Fall Quaiser ist das die Schule in Kocherstetten. Zusätzlich gibt es nachmittags manchmal Unterricht von Zirkuslehrern, entweder direkt vor Ort oder online. Aktuelle betreut sie hier Frau Wagner aus Öhringen.

„Es war und ist die große Liebe“

„Es war und ist die große Liebe“, sagt Nikita mit Blick auf ihren Manolito. Damals, nach der Tulpenaktion, haben sie sich neun Monate lang täglich gesehen – unabhängig davon, wo der Zirkus stationiert war. „Er ist morgens um 05 Uhr aufgestanden, hat seine Arbeit erledigt, um danach zu mir zu kommen.“ Und Nikita? „Ich habe gewusst, dass mein Platz hier im Zirkus ist.“ Einmal habe Manolito fast einen Autounfall gehabt, weil alles zu viel wurde. Dann war es für Nikita klar, wo für sie die Reise hingehen sollte. Sie brach ihr Fachabi ab, hat ihre Sachen gepackt und ist zu Manolito gezogen. Ihre Mama war nicht begeistert. Bauchschmerzen habe diese vor allem wegen des Wechsels von einem regelmäßigen in ein unbestimmtes Leben bereitet. Für Nikita war „das zwar eine Umstellung, aber es hat gepasst. Ich zeige mich gerne in der Manege, mache gerne meine Arbeite und bin sehr tierverrückt“.

„Jeder hat seine Rückzugsmöglichkeiten“

Unter den Familien gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten, aber diese halten, so Nikita, nicht länger als zehn Minuten an. Ihren Zirkuswagen teilt sie sich mit Manolito und ihren Kindern. Er ist aufgeteilt in ein Schlafzimmer, ein Kinderzimmer, einen Wohnbereich und ein Bad. „Jeder hat seine Rückzugsmöglichkeiten. Aber meistens sitzen wir alle zusammen“, mit Musik und Gesang, erzählt sie.

Auch ihre Vierbeiner haben mal Null-Bock-Phasen

Wenn Manolito mit den Löwen auftritt oder probt – und das macht er fast täglich – hat sie keine Angst um ihren Mann. „Man darf niemals Angst haben. Sonst darf man sie nicht halten. Man muss die Tiere lesen und wissen, wie das Tier aufgelegt ist.“ Manchmal gäbe es auch bei Vierbeinern Null-Bock-Phasen. Das Gute: Hinter den Kulissen bringen sie den Tieren viel mehr bei. In der Manege wird dann nur ein Teil abgerufen – so viel, wie das Tier zum Mitmachen an diesem Tag bereit ist.

Prüfungen müssen dafür abgelegt werden. Einmal wöchentlich schaut das örtliche Veterinäramt vorbei. Die Kosten dieser Tierhaltung sind auch nicht zu unterschätzen. Allein das Löwenduo frisst täglich rund 20 Kilo Rindfleisch. Das kostet derzeit rund 17 Euro pro Kilo (340 Euro täglich). Die Inflation macht auch vor der Zirkusfamilie nicht Halt.

Harte Coronajahre mit Auftrittverbot

Auch die Coronajahre waren nicht einfach. Zirkusse durften in dieser Zeit nicht auftreten. So strandete die Familie letzten Endes auf dem Grundstück einer netten Familie in Laßbach am Waldrand. Bauchschmerzen machten sich bei der ansonsten sehr positiv eingestellten Nikita breit, wie es nun weitergehen würde. Die Angst sei da gewesen: Wann hört das Ganze wieder auf? „Die Ungewissheit war das Schlimmste. Da wusste man nicht vor und zurück.“ Irgendwann wsei man fertig mit allen Schönheitsreparaturen und Instandsetzungen und wartete einfach nur noch ab. „Die Zeit zum Überlegen war die schlimmste Zeit gewesen“, erinnert sich Nikita. Es kamen viele Futter- und Kleiderspenden von Anwohner:innen aus dem Hohenlohekreis herein. Das habe sehr geholfen. Zudem haben sie sich vor Supermärkten in der Region positioniert und Nummern aufgeführt, um Geld zu sammeln. Durch die große Not, die sie in dieser Zeit erlebt haben, ist ihr Bedürfnis auch groß, anderen zu helfen, die in Not sind. Insgesamt rund 1.000 Euro Nachlass gab die Familie Quaiser ukrainischen Frauen mit ihren Kindern für eine Vorstellung in ihrem Zirkus in Künzelsau. Der Rest bezuschussten das Landratsamt, das Keltereck und GSCHWÄTZ.

Sehr hilfsbereit

Fast täglich trainieren sie ihre Auftritte. Es soll ja leicht ausschauen für die Zuschauer. Im Winter trainieren sie mehr, weil sie mehr Zeit haben haben und sich auf die neue Saison vorbereiten. Sie hoffen allerdings, dass sie während dieser Zeit in Künzelsau gastieren und einen Winterzirkus präsentieren dürfen.

Vor ihren Auftritten hat Nikita regelmäßig Schmetterlinge im Bauch. Das verfliegt jedoch schnell. Denn „wenn Menschen drin sitzen, die einen anlachen und begeistert sind, ist das einfach ein schönes Gefühl.“

Text: Dr. Sandra Hartmann

 

 

 




Messerwerfer, Höhenakrobatik und die Könige des Dschungels

Weithin sichtbar steht es in Künzelsau auf den Wertwiesen, das Zelt des Familienzirkus Quaiser. Um das Zelt herum die Fahrzeuge, in denen die Zirkusfamilie wohnt und mit denen sie auf Tournee gehen wird und die Tierkäfige, in denen sich neben zwei Löwen auch Kamele, Pferde, und ein Esel aufhalten.

Die ganze Familie ist hier m Einsatz, fast alle Mitwirkenden tragen den Namen Quaiser. Auch der Nachwuchs steht bereits in der Manege, sei es als kleiner Clown Spaghetti oder als Schlangenmensch.

„Schlangemensch“. Foto: GSCHWÄTZ

Aber zuerst kommt das, worauf die Kinder im Zuschauerraum schon gespannt sind. Zwei Löwen kommen herein – und sind gar nicht so furchterregend, wie sich Kinder Löwen vorstellen, eher wie große Katzen. Juniorchef Manolito spielt denn auch mit seinen Löwen wie mit Katzen. Und wie große Katzen wollen auch die Löwen nicht immer, wie ihr Dompteur, sie haben ihren eigenen Kopf und manchmal keine Lust.

Das Schöne an so einem Familienzirkus ist die Nähe zur Manege. Wenn ein Kamel einen Meter vor einem Kind steht und ihm tief in die Augen schaut, oder wenn ein Wassereimer … nein, wir wollen nicht zuviel verraten …, dann sind die Löwen schnell vergessen.

Kamele schauen Dich an … Foto: GSCHWÄTZ

Es sind die ruhigen akrobatischen Nummern, die überzeugen und die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Akrobatische Übungenin einem Ring in schwindelerregender Höhe ohne Netz oder doppeltem Boden oder der Kraftmensch, der nicht nur einfache Handstände präsentiert, sondern diese auf einem Turm von sieben aufeinandergetürmten Stühlen zeigt.

Und wenn die Kinder schon überlegen, welche Nummer die beeindruckendste war, kommt der Feuerspucker und bringt die Reihenfolge wieder durcheinander.

Das erste Vorstellungswochenende ist vorbei, der Zirkus wird noch ein weiteres Wochenende in Künzelsau gastieren, bevor er weiterziehen wird. Vorstellungen gibt es noch bis Sonntag, 03. Juli 2022. Karten kosten 20 Euro für Erwachsene und 18 Euro für Kinder und können direkt bei Zirkus Quaiser jeden Tag zwischen 10 und 16 Uhr gekauft werden.

Text und Fotos: Matthias Lauterer




Zirkus Quaiser ist zurück und freut sich auf Künzelsau

Es ist wieder Zirkuszeit auf den Wertwiesen. Der Zirkus Quaiser, der während der spielfreien Zeit in der Pandemie in Lassbach Quartier genommen hatte (GSCHWÄTZ berichtete), wird sein Zelt auf den Wertwiesen aufschlagen und will Groß und Klein mit Akrobatik, Clownereien und Tierdressuren begeistern.

Dr. Sandra Hartmann hat während des Zeltaufbaus mit dem Löwendompteur Manolito  über die schweren Coronajahre für den Zirkus, die neue Show der Zirkusfamilie und warum ihm seine Tiere heilig sind, gesprochen (siehe Video).

Die beiden Löwen Massai  und Manouschka kommen aus einem französischen Wildtierpark. Dort wurden sie laut der Familie Quaiser in Menschenobhut geborgen und mit der Flasche großgezogen. Massai wiegt zirka 180 kg, Löwendame Manouschka wiegt um die 160 kg.

Von Donnerstag, 23. Juni 2022 bis Sonntag, 03. Juli 2022, wird es jeweils Donnerstag bis Sonntag eine Vorstellung geben. Karten mit Sitzplatzreservierung gibt es ab Montag, den 20. Juni 2022, zwischen 10 und 16 Uhr direkt am Wertwiesen Festplatz bei Zirkus Quaisser, aber auch an der Abendkasse.

Die Vorstellungen sind von Donnerstag bis Sonntag um 17 Uhr, am Sonntag, den 03. Juli um 15 Uhr. An den beiden Freitagen ist Familientag. Das bedeutet, dass es auf allen Plätzen zwei Euro Ermäßigung gibt. Zudem laden die Quaisers zu einer Tierschau vom 27. bis 29. Juni ein – jeweils von 12 bis 16 Uhr.

Löwennummer im Zirkus Quaiser. Foto: Zirkus Quaiser

Zirkusfamilie Quaiser. Foto: GSCHWÄTZ

Text: Matthias Lauterer




„Wir sind das Ende der Nahrungskette“

Wer von Künzelsau nach Langenburg fährt, sieht sie schon von weitem: bunte Zelte, Wohnwagenanhänger, Gehege mit Trampeltieren und Dromedaren, Ponys, einem großen Pferd und Lamas. Hinter einer Hofstelle im kleinen Örtchen Laßbach hat der Zirkus Quaiser sein Lager aufgeschlagen. An diesem sonnigen Nachmittag dösen Löwenmännchen Marcej und seine Gefährtin Manuschka tiefenentspannt in ihrem Gehege in der Sonne. Ab und an verschafft sich der Zirkusesel mit lautem Iah Gehör, die kleine Ponyherde galoppiert über die Koppel und mittendrin kräht die einjährige Scarlett fröhlich aus ihrem Buggy.

„Die Löwen haben hier die allerbeste Haltung, die wir ihnen bieten können“

Als Manolito Quaiser ins Löwengehege geht, kommt Leben in die Raubtiere. Brummend gehen ihm die beiden entgegen, reiben sich an ihm wie zu groß geratene Hauskatzen und lassen sich kraulen. „Löwen muss man lesen können, sie zeigen schon Tage vorher, wenn sie ein Problem haben“, erklärt Manolitos Frau Nikita. „Hier haben sie die allerbeste Haltung, die wir ihnen bieten können.“ Um die Löwen halten zu dürfen, hat der Juniorchef eine einjährige Ausbildung mit Schulungen in Sachkunde, Praktika im Tierpark und anschließender Prüfung durchlaufen müssen. Auch ein polizeiliches Führungszeugnis musste er vorlegen. „Es wurde geprüft, ob dieser Mensch physisch und psychisch in der Lage ist, mit diesen Tieren umzugehen“, sagt Nikita Quaiser. „Es ist ein mächtiger Werdegang, bis man das hat“, ergänzt er. Aber er sei schließlich damit aufgewachsen. Fremden würde er einen Besuch im Löwengehege nicht empfehlen, auch wenn die Tiere noch so friedlich wirken. „Das wäre eine haarige Sache“, erklärt der 28-Jährige. Um die Löwen zu trainieren, sei „sehr, sehr viel Zeit und Futter nötig“. Jedes Tier habe seine Talente, auf die er bei der Dressur eingeht und daraus ergeben sich dann die jeweiligen Tricks: „Die Löwin ist so begabt, die muss man fördern. Aber der Löwe ist faul, mit dem mache ich eher Schmusetricks“. Täglich trainiert er mit den Löwen mindestens eine Stunde lang. Dafür gibt es eigens ein Trainingsrund, ansonsten verdösen die etwa 17 und 15 Monate alten Tiere 23 Stunden am Tag. „Die sind jetzt in einem lernwichtigen Alter, sind neugierig und wollen lernen“, so der Besitzer.

Stillstand seit Frühjahr 2020

Eigentlich war der Aufenthalt der Zirkusleute hier oben nur als Winterquartier gedacht. Die 13-köpfige Zirkusfamilie, die schon das vierte Mal auf dem Hof ist, wollte noch einen Weihnachtszirkus zeigen und im Frühjahr 2020 wieder auf Tournee gehen – durch Süddeutschland, den Schwarzwald und an der Schweizer Grenze entlang. Doch Corona machte alle Pläne zunichte. Seit Oktober 2019 nun hängen die Menschen und ihre Tiere hier fest und ein Ende ist nicht in Sicht. „Wir hatten ein teures Hygienekonzept erstellt und die entsprechende Ausrüstung eingekauft“, blickt Nikita Quaiser zurück, die selbst Luft-Akrobatik und eine Taubennummer zeigt. „Und obwohl das streng kontrolliert wird, konnten wir auch im vergangenen Sommer nicht auftreten.“ Nur für karge zwei Wochen hätten sie ihre Künste zeigen dürfen. Aber in der kurzen Zeit hätte sich das nicht wirklich gelohnt. Weil sie die ganze Zeit auf einen richtigen Re-Start hofften, hatten sie ihre Fahrzeuge, Lkw und Zugmaschinen nicht abgemeldet. „Wir wollten keine Zeit vergeuden mit Neuanmeldungen unserer Fahrzeuge, sondern gleich durchstarten, sobald es erlaubt ist.“ Im Moment leben Menschen und Tiere von Hartz 4. „Das reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben“, zieht Manolito Quaiser ein bitteres Fazit.

Sparen bei den Tieren kommt nicht infrage

Die beiden Löwen fressen jeweils 15 bis 20 Kilogramm Fleisch – täglich. Ein ausgewachsenes Löwenmännchen bringt es auf satte 300 Kilogramm Gewicht. Macaj wiegt momentan geschätzte 120 Kilogramm. Drei Rundballen Heu, Zuckerrübenschnitzel, Bruchmais und Quetschhafer bekommen die anderen Tiere jeden Tag. Hinzu kommen Lecksteine, die nach zwei Wochen auch schon wieder weggeschleckt sind. Doch sparen an den Tieren kommt für die Zirkusleute nicht infrage. „Diesen Standard sind die doch gewohnt“, erklärt der 28-Jährige. Überhaupt steht das Wohl der Tiere bei den Zirkusleuten an vorderster Stelle: „Wir bringen unseren Tieren nichts bei, was sie in der Natur nicht auch machen würden.“ Mit Zwang gehe gar nichts.

„Die Kinder machen von klein auf mit“

So sei es auch bei den Kindern. Zur Familie gehören noch Scarletts ältere Geschwister Roberto und Giuliana, die endlich wieder in den Kindergarten dürfen. „Die Kinder machen von klein auf mit, je früher, desto besser“, erzählt ihre Mama Nikita. „Doch das geht nicht von uns aus.“ Die Kleinen würden trainieren, ohne dass ihre Eltern viel mitbekommen. Dabei übt sich jedes in dem, was es interessiere. Wie jeder im Zirkus machen auch sie das, was sie können. „Sie sehen doch alles, erleben die verschiedenen Aspekte der ganzen bunten Zirkuswelt.“ Die Kinder imitieren die Erwachsenen. „Die müssen einfach machen.“

„Momentan ist alles in der Warteschlange“

Auch die Zirkusleute müssen jeden Tag trainieren. Doch es fehle die Manege, denn das große Zirkuszelt konnten sie aus Platzmangel nicht aufbauen. Training im Wohnwagen mache jedoch keinen Spaß, Luftakrobatik geht dort gar nicht, da landet man ganz schnell an der Decke. „In der Manege riecht es nach Sägespänen und man kann die Musik laufenlassen“, beschreibt Manolito Quaiser die so ganz andere Atmosphäre im Zirkusrund. „Da trainiert man zwei Stunden und merkt es gar nicht.“ Momentan sei alles in der Warteschlange. Die Arbeit staut sich, vor allem die Ausbildung der Tiere. „Die können sich in einem kleineren Zelt nicht richtig ausleben, der Bewegungsradius ist eingeschränkt und sie kapieren auch nicht, was ich von ihnen will“, so der Zirkus-Chef. Jetzt seien die Tiere halt viel draußen, um wenigstens ein bisschen Abwechslung und Bewegung zu bekommen. Langweilig wird es den Zirkusleuten trotzdem nicht – die Tiere machen auch neben dem Training viel Arbeit. Sie müssen gefüttert und die Ställe ausgemistet werden. Jetzt im Frühjahr steht der Fellwechsel an. „Sobald ich bei den Trampeltieren, Dromedaren und Lamas mehr Haare rausziehen kann, werden die Tiere geschoren“, sagt der Besitzer.

„Es gibt Gewinner und Verlierer in dieser Krise“

Vielleicht im Spätsommer, so hofft die Familie, können sie wieder auftreten. „Wir lieben es, unserem Publikum unsere Freude zu zeigen“, betont Nikita Quaiser. Aber leider sei der Zirkus das Ende der Nahrungskette: „Es gibt keine Hilfe für uns.“ Viele andere Zirkusse hätten schon aufgegeben – „da gehen ganze Existenzen zugrunde“. Hinzu kommt: Ohne das große Zirkuszelt können die Leute ihre Ausrüstung nicht restaurieren. „Sonst wird jedes Teil mindestens einmal in der Woche in die Hand genommen, da sieht man sofort, ob etwas repariert werden muss“, erklärt die dreifache Mutter. „Es gibt Gewinner und Verlierer in dieser Krise“, ist die 26-Jährige überzeugt und fragt sich: „Wieso dürfen alle ins Kaufland und andere dürfen nicht öffnen und nicht arbeiten?“

Aufgeben ist keine Option

Doch Aufgeben komme für sie nicht in Betracht: „Diesen Zirkus gibt es seit 200 Jahren“, sagt Manolito Quaiser. Damals war das noch ein ganz kleiner Zirkus, in das heutige Zelt passen rund 1.500 Zuschauer. „Wir sind jetzt in der neunten Generation, da hört man nicht so einfach auf.“ Er atmet tief durch und schaut etwas ratlos in die Ferne: „Was sollen wir sonst tun, wir haben doch nichts gelernt?“ Die einzige Alternative sei für ihn, den „Knecht im Tierpark zu machen“. Bis jetzt sei es immer weiter gegangen, auch wenn es schon vor Corona nicht immer einfach war. „Wir haben während der Tournee schon bei der Anfahrt zu einem neuen Ziel rund 3.500 Euro Ausgaben, bevor wir überhaupt auftreten“, erklären die Zirkusleute. Dazu gehören die Kaution für den jeweiligen Platz, Anschlusskosten für Strom und Wasser, Versicherungen für die Fahrzeuge, Reklame für die Auftritte: „Man fürchtet sich vor unerwarteten Kosten.“

Unterstützung von den Hohenlohern

Nikita Quaiser trotz der prekären Situation noch das Gute: die Unterstützung der Menschen aus dem Ort und der Umgebung. Immer wieder kommen Leute vorbei, die Sach- oder Geldspenden abgeben wollen. Sie zahlen keine Miete für den Platz auf dem Hof, lediglich Wasser und Strom. Bei ihrem ersten Aufenthalt in Laßbach sei sein Vater im Krankenhaus gewesen, musste operiert werden. „Wir wollten in der Nähe bleiben und waren auf der Suche nach einem Platz“, erinnert sich Manolito Quaiser. „Der Besitzer hat sofort ja gesagt.“ Jetzt sind sie zum vierten Mal in Folge hier. Beim ersten Mal hätten die Nachbarn noch Angst vor ihnen gehabt, doch dann hätten sie an den Festen im Ort teilgenommen und dem Hofbesitzer beim Aufbau einer Landwirtschaftshalle geholfen. So hätte man sich kennengelernt und es sei eine Art Gemeinschaft entstanden.

Spendenaufruf

Die Familie Quaiser kann es kaum erwarten, dass sie wieder auftreten dürfen. „Sobald es heißt, dass wir wieder dürfen, steigen wir ein und fahren los.“ Bis es so weit ist, ist jede Hilfe und Unterstützung willkommen. Vor allem ist die Familie auf der Suche nach einem Platz mit Wasser- und Stromanschluss, wo sie ihr großes Zirkuszelt aufstellen können. Die Tiere freuen sich über Spenden von Heu, Stroh, Kraftfutter und Mineralsteine. Fertig gepackte Beutel mit Äpfeln oder Karotten aus dem Supermarkt werden auch gerne angenommen. Wer nicht einkaufen gehen möchte, kann auch einfach Geld spenden. „Alles hilft“, erklärt Nikita Quaiser. Wer den Zirkus Quaiser unterstützen möchte, sollte vorher die Zirkus-Hotline 0157/5218 0315 anrufen.

Text: Sonja Bossert

Löwenmännchen Macaj ist noch in der Wachstumsphase. Foto: GSCHWÄTZ

Auch Trampeltiere und Lamas gehören zum Zirkus Quaiser. Foto: GSCHWÄTZ

Neben den Löwen ist der schwarze Hengst der ganze Stolz des Zirkus-Chefs. Foto: GSCHWÄTZ

 




„Kein Tier ist gerne in einer lauten, grellen & kreischenden Umgebung“ – Erneut Demo gegen Tiere im Zirkus

Erneute Demo gegen Zirkustiere in Bad Mergentheim

2018 demonstrierten 45 Teilnehmer in Bad Mergentheim beim Main-Tauber-Weihnachtszirkus gegen Tiere im Zirkus (wir berichteten).
Beim Bad Mergentheimer Weihnachtszirkus 2019 organisierte Carolin Kästner aus Bad Mergentheim nun erneut eine Demo.

„In dieser Saison des Main-Tauber-Weihnachtszirkus‘ haben wir uns mit insgesamt drei Demonstrationen beim Volksfestplatz Bad Mergentheim erneut für einen Zirkus ohne Tiere eingesetzt. Mit Plakaten, Bannern, kurzen Reden und Sprechchören haben wir auf die Ausbeutung und Qual der Tiere im Zirkus aufmerksam gemacht“, sagt Carolin Kästner. Die Demonstrationen fanden am Samstag, den 21. Dezember 2019, am Samstag, den 28. Dezember 2019, sowie am 04. Januar 2020 von 14.45 Uhr bis 16 Uhr statt. Rolf Grüning, Smilla Huck und Robert Binder von den Linken hielten an den einzelnen Samstagen eine Rede, um auf einen Zirkus ohne Tiere aufmerksam zu machen.

Kästner erklärt: „Wir stehen für einen Zirkus ohne Tiere im Programm. Egal ob Hund, Schwein, Elefant, Kamel, Löwe oder Tiger. Kein Tier ist gerne in einer lauten (Musik),  grellen (Lichter) und von Menschen kreischenden Umgebung und das mehrmals am Tag während der Shows. Dabei ist es egal, ob die Tiere bereits in Gefangenschaft aufgezogen wurden oder nicht. Die Instinkte sind jedem Individuum angeboren. Auf die viel gerühmten Zirkus-Leitlinien ist hier kein Verlass. Diese sind veraltet und extrem lax.“

Die von Zirkusbetreibern oft angesprochene „einwandfreie Abnahme durch das Veterinäramt“ sei ebenfalls kaum als ein Indikator für Tierwohl zu sehen, da es, so Kästner, unheimlich schwer sei, einen beschlagnahmten Tiger geeignet unterzubringen aus Mangel an verfügbaren Einrichtungen. Daher werde in den meisten Fällen die Abnahme – aus Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten – ausgestellt.

„Tiere können nicht selbst entscheiden, ob sie auftreten wollen, menschliche Artisten schon. Es muss endlich Schluss sein mit dem Profit auf Kosten der Tiere“, appelliert die Bad Mergentheimerin.

Organisatorin Carolin Kästner. Foto: privat

Erneute Demo gegen Zirkustiere in Bad Mergentheim im Dezember 2019. Foto: privat




Drei geplante Demos gegen Tiere im Zirkus

Bereits im letzten Jahr demonstrierten 45 Teilnehmer in Bad Mergentheim beim Main-Tauber Weihnachtszirkus gegen Tiere im Zirkus (wir berichteten).

„In der kommenden Saison des Main-Tauber Weihnachtszirkus werden wir uns mit insgesamt drei Demonstrationen beim Volksfestplatz Bad Mergentheim erneut für einen Zirkus ohne Tiere einsetzten. Mit Plakaten, Bannern, kurzen Reden und Sprechchören werden wir auf die Ausbeutung und Qual der Tiere im Zirkus aufmerksam machen“, schildert Carolin Kästner, die Organisatorin der Demo. Die Demo´s finden am Samstag, den 21. Dezember und 28. Dezember 2019 sowie am 04. Januar 2020 von 14.45 Uhr bis 16 Uhr statt. Die Veranstaltungen dieses Jahr für bis zu 80 Personen angelegt. Rolf Grüning, Smilla Huck und Robert Binder, von den Linken, werden an den einzelnen Samstagen eine Rede halten um auf einen Zirkus ohne Tiere aufmerksam zu machen.

Kästner erklärt:“Wir stehen für einen Zirkus ohne Tiere im Programm. Egal ob Hund, Schwein, Elefant, Kamel, Löwe oder Tiger. Kein Tier ist gerne in einer lauten (Musik),  grellen (Lichter) und von Menschen kreischenden Umgebung und das mehrmals am Tag während der Shows. Dabei ist es egal, ob die Tiere bereits in Gefangenschaft aufgezogen wurden oder nicht. Die Instinkte sind jedem Individuum angeboren. Auf die viel gerühmten Zirkus-Leitlinien ist hier kein Verlass. Diese sind veraltet und extrem lax.“

Die von Zirkusbetreibern oft angesprochene „einwandfreie Abnahme durch das Veterinäramt“ sei ebenfalls kaum als ein Indikator für Tierwohl zu sehen, da es unheimlich schwer sei einen beschlagnahmten Tiger geeignet unterzubringen aus Mangel an verfügbaren Einrichtungen. Daher wird in den meisten Fällen die Abnahme, aus Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten, ausgestellt.

„Tiere können nicht selbst entscheiden ob sie auftreten wollen, menschliche Artisten dabei schon. Es muss endlich Schluss sein mit dem Profit auf Kosten der Tiere“, appelliert die Bad Mergentheimerin. Kästner weiter: „An der Demonstration teilnehmen kann jeder, der unsere Meinung teilt. Außer wettergeeigneter Kleidung brauchst du nur deine Stimme und den Willen dich gegen die Ausbeutung der Tiere einzusetzen.“

 

 




„Da hat das Herz gebebt“

Zirkus am See: Die Amrichshäuser Grundschüler zeigen bei fast 40 Grad beeindruckende Artistik Leistungen.  Zusammen mit dem Mitmachzirkus für Kinder „Piccolo“ haben sie voller Hingabe und Eifer ein Programm einstudiert, das stolzen Eltern die Brust noch mehr schwellen ließ: Zu sehen waren neben Jonglieren, Hula Hoop Reifen auch atemberaubende Aktionen am Trapez und Seil. Gschwätz Videoreporter Felix Kribus hat die hohe Kunst der Körperbeherrschung auf Video gebannt und im Zirkuszelt mit Artisten und dem Publikum gesprochen.




Muss das sein?

„Zirkus mit Tieren gehört abgeschafft“, rufen Demonstranten. „Denn artgerecht ist nur die Freiheit.“ Es ist Samstag, der 22. Dezember 2018, der Tag der Premiere des Main-Tauber Weihnachtscirkus auf dem Volksfestplatz in Bad Mergentheim. Auf der einen Seite das gelbe Zirkuszelt mit den roten Wimpeln und den Menschen, die Schlange stehen, um in der Manege Luftartisten, Clowns, Tiger und Löwen sehen zu können. Einige Menschen blicken zu ihrer Rechten. Auf der anderen Straßenseite stehen, hinter rotem Absperrband, 43 Demonstranten mit Schildern in der Hand, die ihre Parolen rufen. Sie haben Schilder
mit Schriftzügen wie „Tierquälerei ist keine Unterhaltung“ oder „Zirkus, aber ohne Tiere“ in den Händen.

GSCHWÄTZ-Redakteurin Nadja Fischer fragt die Besucher, die in der Schlange zur Kasse stehen, wie sie es finden, dass direkt neben ihnen eine Demonstration gegen Tiere im Zirkus stattfindet. Fast alle sind sich einig: Das ist eine gute Idee. Auf die zweite Frage, wieso sie denn dann gerade in der Schlange stehen, um in den Zirkus zu gehen, wusste keiner so recht eine Antwort.

 

„Kein Tier springt freiwillig durch brennende Reifen“

 

Carolin und Marie-Christin, die beiden Organisatoren der Demo gegen Tiere im Zirkus, wissen, wieso sie selbst keine Tiere in der Manege sehen wollen: „Kein Tier begibt sich freiwillig in Situationen, die es als unangenehm empfindet. Tiernummern im Zirkus sind aufgrund der Musik und der kreischenden und applaudierenden Menschen laut und wegen der Lichteffekte grell und daher psychisch unheimlich belastend. Zudem springt kein Tier freiwillig durch brennende Reifen oder macht Salti. Um Tiere dazu zu bekommen, diese Kunststücke aufzuführen, werden sie mit Peitschenhieben, Stockschlägen und ähnlichen grausamen Erziehungsmethoden bearbeitet“, sind sich die beiden sicher. Sie betonen, dass Tiere nicht ausgebeutet und zu Unterhaltungszwecken ausgenutzt werden dürfen. „Uns war klar, dass wir hier ein Zeichen gegen Tiermissbrauch vor unserer eigenen Haustüre setzen müssen.“ Und so meldeten sie die Demo gegen Tiere im Zirkus beim Ordnungsamt der Stadt Bad Mergentheim an.

Der Main-Tauber Weihnachtszirkus wirbt auf seinen Plakaten mit Tigern. Foto: GSCHWÄTZ

Bad Mergentheim hat die Demonstration genehmigt. „Auch wenn wir die Position der Veranstalter und Teilnehmer der Demo nicht teilen – und vor allem den geäußerten Vorwurf der Tierquälerei zurückweisen“, erklärt Carsten Müller, Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim, auf GSCHWÄTZ-Nachfrage. Eine Polizeistreife mit zwei Polizeibeamten war vor Ort, es kam aber zu keinerlei Zwischenfällen der friedlichen Plakat-Demo.
GSCHWÄTZ fragte die 27- und 28-jährigen Organisatoren Mitte Januar 2019, ob es bisher Feedback auf die Demo gab. „Es gab zahlreiches Feedback – sowohl positives als auch Unverständnis.“

 

Veranstalter sieht keinen Grund auf Tiere zu verzichten

 

Auf Unverständnis stoßen die beiden auch bei Rudi Bauer, dem Veranstalter des Main-Tauber Weihnachtscirkus. Zwar vertritt er die Meinung, dass grundsätzlich jeder das Recht hat, seine Meinung in der Öffentlichkeit kundzutun. Jedoch sind für ihn „Tiere im Zirkus eine Selbstverständlichkeit – sofern die Haltung und der Umgang mit ihnen stimmt“. Bauer sagt: „Solange nur 15 Menschen vor dem Zirkus stehen und demonstrieren, zeitgleich aber knapp 1.000 Zuschauer im Zelt sitzen“, sehe er keinen Grund, Tiere nicht mehr in das Zirkusprogramm aufzunehmen. Er werde auch im nächsten Jahr nicht auf Tiere in der Manege verzichten, denn tausende Besucher seien genau wegen der Tierdarbietungen zur Show gekommen, ist seine Meinung. „Unsere Tierhaltung wurde vom lokalen Veterinäramt überprüft und als gut bewertet. Nur weil eine Minderheit gegen Tiershows demonstriert, ist dies noch lange kein Grund, diese aus dem Programm zu nehmen. Im Gegenteil, die Besucher haben nach mehr Tieren gefragt und diesem Wunsch kommen wir im nächsten Jahr auch gerne nach.“

 

 




Demo gegen Tiere im Zirkus

Am Samstag, den 22. Dezember 2018, fand in Bad Mergentheim eine Demo gegen Tiere im Zirkus statt. Die Demonstranten machten die Besucher des Main-Tauber Weihnachtszirkus mit selbst gebastelten Plakaten und Parolen auf Tierquälerei im Zirkus aufmerksam. Im Main-Tauber Weihnachtszirkus sollen neben diversen Artisten auch Tiger und Pferde in der Manage zu sehen sein.

Die Organisatorin der Demo gegen Tiere, Carolin Kästner, gab GSCHWÄTZ ein kurzes Interview warum sie eine Demo gegen Tiere im Zirkus organisiert hat und wie sie die Demo ins Leben rief.