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Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg geht nach Forchtenberg

Am 04.Mai 2022 verleiht Wirtschaftsministerin Dr. Nicole HoffmeisterKraut die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg für herausragende unternehmerische Leistungen um die badenwürttembergische
Wirtschaft
an sechs Persönlichkeiten und sieben Unternehmen. 

Ehrung geht an Susanne Henkel aus Forchtenberg

Eine dieser Persönlichkeiten ist Susanne Henkel aus Forchtenberg,  Geschäftsführerin der dortigen Richard Henkel GmbH. 

Unternehmen hat seine Marktnische gefunden

Die Richard Henkel GmbH ist ein klassisches Metallunternehmen, das seine Leistungen, beispielsweise Schleifen, Strahlen und Pulverbeschichtung, anderen Unternehmen zur Verfügung stellt. Auf der anderen Seite bedient das Unternehmen erfolgreich eine Marktnische: Die Stahlrohrmöbel des Unternehmens stehen in den Entspannungsbereichen vieler moderner Bäder und Spas – und wie man weiß, kann man in einer Nische gutes Geld erwirtschaften.

Stahlrohrmöbel im Schwimmbad. Foto: Fa. Henkel

„Einmal kaufen – ein Leben lang Freude“

Besonderen Wert legt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. In der Produktion setzt man beispielsweise auf kurze Wege, wenig Transport und lokale Lieferanten. Diese lokale Strategie sorgt in der aktuellen schwierigen Lage auf den Beschaffungsmärkten dafür, dass die Firma lieferfähig ist – obwohl „die Bude brennt“.

„Einmal kaufen – ein Leben lang Freude“, damit warb die Firma schon vor vielen Jahren. Sie bietet an, die Möbel von der Neubeschichtung des Rahmens bis zur Bespannung wieder aufzuarbeiten und damit die Lebensdauer zu verlängern. Die Bespannung und die sonstigen Kunststoffteile werden recycelt und weitergenutzt.

70 Jahre alte Möbel werden aufbereitet

Susanne Henkel berichtet, dass ihre „wunderbaren Kunden“ sogar Möbel von 1950 aufarbeiten lassen: „70 Jahre Stahl gespart“, sagt sie. Ihr ist es persönlich wichtig, ihren Beitrag zum Schutz des Planeten leisten zu können, denn „Jetzt reichts, wir müssen unsere Kugel retten“.

Susanne Henkel ist kaum in der Öffentlichkeit

Die öffentliche Aufmerksamkeit sucht Susanne Henkel nicht. Vor rund 10 Jahren war sie allerdings medial präsent, bis hinein in den SPIEGEL hat sie es geschafft.

2013 erscheint eine SPIEGEL-Story über Susanne Henkel. Foto: Screenshot spiegel.de

Damals traf sie nach einer Boom-Phase der Firma eine ungewöhnliche Entscheidung: „So eine Wachstumsphase, die wollen wir nicht mehr.“ Zuviel betriebliche Kultur war in dieser Phase auf der Strecke geblieben: „Wir hatten keine Zeit mehr für Gespräche zwischen den Mitarbeitern, aus denen ja oft neue Ideen entstehen.“ Sie stellte sich damals die Frage „Brauchen wir mehr Umsatz oder mehr Ertrag?“ und ist für ihr Unternehmen zu der Überzeugung gekommen, unternehmensintern am Ertrag zu arbeiten, mittels technischer Innovationen und nachhaltiger Prozesse, die zusammen mit dem Kunden auf gemeinsamen Ertrag ausgerichtet werden.

„Wachstum“ neu definieren

Diesen Ansatz fährt sie bis heute. Sie will die Definition des „Wachstums“ neu denken, der Umsatz allein sei nicht die richtige Kenngröße: „Im Inneren des Unternehmens gibt es viele Ressourcen, die man in den einzelnen eigenen Prozessen schöpfen kann“, wird Henkel zitiert. Gewinne nicht aus immer höheren Verkaufszahlen, das ist ihr Ziel. Der Ertrag steht vor dem Umsatzwachstum, so erzielt Susanne Henkel Profit – ein Ansatz, der sich in den Lehrbüchern noch nicht durchgesetzt hat.

Familienunternehmen seit 1922

Seit 1922 besteht das Unternehmen und beschäftigt recht konstant rund 50 Mitarbeiter. Susanne Henkel ist Juristin und übernahm 1983 die Leitung des Familienunternehmens, weil ihr Vater schwer erkrankt war. Seitdem führt sie zusammen mit ihrem Bruder Kai das Unternehmen.

„Wir brauchen uns. Anders gehts nicht.“

Die Wirtschaftsministerin ehrt Susanne Henkel, doch die will das nicht so stehen lassen, bezieht in die Ehrung die gesamte Belegschaft und ihren Bruder Kai mit ein: „Wir brauchen uns. Anders gehts nicht.“

Text: Matthias Lauterer