Ein rothaariger Junge sitzt in einer Baugrube. Nicht ohne Grund. Kameraden hatten ihn dort hineingeschubst. Der Junge wollte nicht gefunden werden, er wollte einfach nur sterben. Dies könnte der Anfang eines Romans sein oder der Anfang eines Dramas im Fernsehen. Doch es handelt sich hierbei um eine wahre Begebenheit. Sie ist Carsten Stahl widerfahren, als er ein Kind war. Nun ist Stahl auf einer Mission, die da heißt: „Stoppt Mobbing“.
Am 14. Januar 2019 gastierte Stahl mit seiner „Stoppt Mobbing“-Kampagne in der Stadthalle Ingelfingen und schilderte seine Erlebnisse ganz offen den gespannt lauschenden Schülern der Georg-Fahrbach-Gemeinschaftsschule Ingelfingen. Der Förderverein der Georg-Fahrbach-Schule und den Bildungspartner BBQ Berufliche Bildung gGmbH haben es ermöglicht, Carsten Stahl für diesen Vortrag zu gewinnen.
Der Junge in der Grube wollte zwar nicht gefunden werden, aber er wurde gefunden. „Dieser Junge war ich!“, schrie Carsten Stahl den jungen Zuhörern entgegen. Sein Vortrag hatte viele Schüler zum Nachdenken angeregt, einige gar zu Tränen gerührt. Der Vormittag verwandelte sich durch die Erzählungen und Appelle des aus dem Fernsehen bekannten Gastes zu einem flammenden Plädoyer gegen Mobbing und Ausgrenzung.
Welche Schimpfwörter kennt ihr?
Zuvor hatte Stahl bereits einen Appell an die Schüler der Georg-Fahrbach-Schule gerichtet. Er ließ sie zunächst unter schallendem Gelächter ihre schlimmsten Schimpfworte nennen. Eine Schülerin schrieb sie auf. Im Anschluss stellte er fest: „Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Dass ihr diese Worte kennt, oder dass ihr euch dabei auch noch applaudiert!“ Er machte den Zuhörern aber zugleich klar: „Das sind Worte, die andere verletzen. Sie sind wie Kugeln, abgefeuert auf hilflose Opfer. Ihr seid die Zukunft dieses Landes und ihr seid so abgestumpft, dass euch das nichts bedeutet.“
„Worte wie Kugeln, abgefeuert auf hilflose Opfer“
Stahl schafft es mit seiner klaren, offenen, direkten Art, die Schüler mitzunehmen, zu fesseln und zu erreichen, so dass am Ende jedem klar wird: Das Thema geht auch mich etwas an und auch ich kann etwas dagegen tun. „Ich sage euch nicht, was ihr tun sollt, aber ihr könnt jetzt hier und heute ein Zeichen gegen Mobbing setzen“, führte Stahl weiter an und hatte unterdessen ein Plakat auf der Bühne ausgelegt. Kaum hatte er ausgesprochen, schon sprangen die Kinder und Jugendlichen auf, um darauf zu unterzeichnen. Durch ihre Unterschrift bekannten sich die Schüler dazu, dass Mobbing in Zukunft keinen Platz mehr an ihrer Schule hat. „Ab heute“, so Stahl „ist eure Schule eine ‚Stoppt Mobbing“-Schule.
Quelle: Amtsbote Ingelfingen vom 25. Januar 2019
Foto: GSCHWÄTZ/Archiv/Mensa der Georg-Fahrbach-Schule in Ingelfingen