„Woran erkennt man ein Hohenloher Gemüt bei der Polizeiarbeit?“, denkt Daniel Fessler laut nach. Daniel Fessler ist einer der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Hohenlohe und diese Frage kommt auf, als Daniel Fessler am Freitag, den 09. September der Einladung zu einem Lokaljournalismus-Workshop für Jungjournalisten in die Redaktion GSCHWÄTZ folgt.
Zuständigkeitsbereich größer als das Saarland
Mit einer Fläche von 4.407 km² ist das Polizeipräsidium Heilbronn das größte in Baden-Württemberg und somit größer als das Saarland. 1669 Beschäftigte, davon 1394 Polizeibeamt:Innen in der Region sind für die Stadt- und Landkreise Heilbronn, Main-Tauber, Neckar-Odenwald und Hohenlohe aktiv. Damit ist ein Beamter für etwa 612 Einwohner verantwortlich.
Diese Fläche macht den Beamten die Arbeit nicht immer leicht – zumal es laut Fessler deutliche regionale Unterschiede in den Verhaltensweisen der Einwohner:innen von Süd bis Nord gibt.
Kulturelle Unterschiede zwischen den Landkreisen
„Die Leute ticken einfach anders“, beschreibt Daniel Fessler seine Erfahrungen mit den verschiedenen Landkreisen. Man könne fast schon von kulturellen Unterschieden sprechen. Wie Daniel Fessler den typischen Hohenloher beschreiben würde?
„Auffällig ist der herbe Dialekt und der Respekt vor der Polizei.“ Ja, die Hohenloher sind besonders obrigkeitshörig. Was wohl daran liegt, dass die Polizei zumeist nur bei tatsächlichen Einsätzen gesehen wird, weniger als Teilnehmer des Alltags, wie es in Städten mit viel Publikumsverkehr zu beobachten ist.
Rollläden während des Urlaubs unten lassen, sei definitiv kein Schutz vor Einbrechern
Die Kriminalität sei von einigen Faktoren abhängig, beispielsweise von der Jahreszeit, da es in den dunklen Jahreszeiten öfter zu Einbrüchen kommt. Fesslers Bemerkung am Rande: „Die Rollläden im Urlaub runter zu lassen bringt absolut keinen Schutz – für Einbrecher stellen sie, außer etwas mehr Lärm, kaum ein Hindernis dar. Dazu machen sie unverkennbar deutlich, wer gerade nicht zuhause ist.“
„Ermittlungstaktische Gründe“
Zu aktuellen Fällen kann er keine Angaben machen. Auch auf die Frage, wie es um den Motd in Belsenberg steht, antwortet er: „Hierzu kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen.“
Diese Aussage bedeute aber nicht unbedingt, dass es keine Fortschritte gebe. In vielen Fällen habe die Zurückhaltung der Informationen hinsichlich der Öffentlichkeit vor allem einen Grund: Weiteren Verbrechen vorzubeugen. Denn je mehr über die Ermittlungen enthüllt wird, desto leichter können Kriminelle davon lernen.
Wenige Brennpunkte im Hohenlohekreis
Dafür zeigt er Statistiken, die vor Augen führen, dass der Hohenlohekreis nicht nur „vom Gefühl her wenige Brennpunkte hat“, sondern auch auf dem Papier. So hat er in den Jahren 2017 bis 2021 jeweils die niedrigste Zahl der erfassten Kriminalfälle, unter 5000.
Zum Vergleich: Im Landkreis Heilbronn findet im gleichen Zeitraum jährlich durchschnittlich etwa 10.000 Straftaten statt.
Im Polizeipräsidium Heilbronn werden sind die meisten Straften mit 26,4% der Kategorie „sonstige Strafbestände“ zuzuordnen. Vermögens- und Fälschungsdelikte liegen mit 18,8% auf dem zweiten Platz. Er verweist auf die Webseite des Polizeipräsidiums Heilbronn, wo diese beiden sowie weitere Statistiken der vergangenen Jahre zur Einsicht hinterlegt sind: PKS-gesamt.pdf (polizei-bw.de).
Auch die Gewalt gegen Einsatzkräfte sei in den letzten Jahren angestiegen. Persönliche Erfahrungen mit körperlicher Gewalt hat er vor allem bei Einsätzen, bei denen Drogen, Alkohol oder psychische Erkrankungen im Spiel waren, gemacht.
Besonders bewegt hat ihn in der letzten Zeit der Fall von Kusel, bei dem zwei Polizisten durch Schüsse ums Leben kamen. Zum einen der Umstände wegen, da es sich um eine übliche Fahrzeugkontrolle handelte, zum anderen, weil die Beamten in seinem Alter waren.
„Ich hätte es genauso gut sein können“, sagt er.
Text: Anna-Lena Eißler