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FFP2-Maskenpflicht in Geschäften und Gastronomie

Ab Mittwoch, den 12. Januar 2022, müssen Erwachsene im Südwesten beim Einkaufen eine FFP2-Maske tragen. Die Landesregierung wandelte am Dienstag, den 11. Januar 2022, die bisherige „Soll-„Bestimmung in eine Pflicht um.

Betroffen von der FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen sind neben Ladengeschäften auch die Gastronomie, Museen, Bibliotheken und Supermärkte. In Bussen und Bahnen reicht nun doch weiterhin erst einmal eine OP-Maske. Diesen Bereich regelt der Bund.

Auch in Büros und Betrieben müssen erst einmal keine FFP2-Masken getragen werden.




Künzelsaus Innenstadt darf nur noch mit Maske durchquert werden – wie wirksam sind solche Verbote?

Seit 31. März 2021 darf Künzelsaus Innenstadt nur noch mit einem Mund-Nasen-Schutz durchquert werden. Die Stadtverwaltung hat einen dementsprechenden Antrag gestellt. Das Landratsamt hat ihn genehmigt (wir berichteten). Eine dementsprechende Verfügung wurde erlassen. Doch wie sinnvoll sind derartige Maßnahmen?

Beschwerden von Bürgern in Künzelsau

In der ersten Welle im Frühjahr 2020 gab es zahlreiche Beschwerden, die auch unsere Redaktion erreichten, von wütenden Bürgern, die darauf hinwiesen, dass der Mindestabstand in Künzelsau von diversen Leuten nicht eingehalten werde, insbesondere die Außenbereiche von Cafés, Kneipen und Eisdielen gerieten dabei in den Blick. Die Stadt reagierte darauf weniger individuell, vielmehr setzte sie im Wesentlichen die Verordnungen um, die vom Land und Bund kamen. Vor wenigen Tagen dann veröffentlichte Bürgermeister Neumann zusammen mit weiteren Bürgermeistern einen Brief an Landesvater Winfried Kretschmann mit der Bitte, eine Maskenpflicht in den Innenstädten einzuführen, gekoppelt mit einer Öffnung der Ladengeschäfte unter Einhaltung der Coronahygieneregeln.

Brief an Kretschmann

Nun setzt die Stadtverwaltung in Künzelsau eine Maskenpflicht für ihre Innenstadt durch. Was aber bringen derartige individuelle Maßnahmen? Mehrere Parameter sind hier einzubeziehen. Eine Maskenpflicht in der Innenstadt reduziert die Übertragung von Viren. Der Erfolg ist hier dementsprechend vermutlich höher in stark frequentierten Innenstädten. Künzelsau ist eher überschaubar frequentiert. Hinzu kommt: Diverse Aussagen von Virologen verwiesen bislang darauf, dass sich die Covid-Viren im Freien nicht so stark übertragen als im Inneren. Daher durften Restaurants mit Außenbereich beziehungsweise guten Lüftungsmöglichkeiten im vergangenen Jahr auch teilweise öffnen. Nun soll man auch im Außenbereich eine Maske tragen – zumindest in Künzelsaus direkter Innenstadt. Aber vielleicht dient Künzelsau hier auch als Blaupause für weitere Städte. Gerade bei Ansammlungen in Aussenbereichen von Eisdielen und Cafes erscheint diese Maskenpflicht dann doch wieder Sinn zu machen, weil viele eben hier den Mindestabstand nicht einhalten. Das große Aber ist aber: Diejenigen, die gegen das Tragen der Maske sind, werden sich Ausweichtreffpunkte suchen. Bereits in den vergangenen Tagen war zu beachten, wie stark frequentiert die Wertwiesen waren und der Biergarten am Kocher – alles maskenfreie Zonen. Hier saßen die Menschen teilweise auch in größeren Gruppen zusammen.

Problem der Verlagerung ausserhalb der Innenstadt, an die Wertwiesen etwa

Die Maske indes ist an sich umstritten. Diverse Eltern im Hohenlohekreis haben etwa schon Boykottaufrufe gestartet zum Tragen der Masken in den Schulen. Sie möchten ihre Kinder davor bewahren, „psychischen und physischen Schaden“ zu nehmen (wir berichteten). Wie schädlich ist also das stundenlange Tragen dieser Masken wirklich?

Dazu gibt es bislang ganz unterschiedliche und auch nicht wirklich verifizierbare Aussagen. Sicher ist: Es macht einen Unterschied, ob man die Maske für zwei Stunden aufsetzt, um in die Innenstadt zu gehen, oder aber 8 Stunden in der Schule, um damit zu sprechen und hochkonzentriert zu arbeiten. Diverse Schüler:innen haben hier schon über Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten geklagt. Da erscheint der Stadtbummel mit Maske geradezu als Klacks.

Frühlingsluft ohne Maskenduft

Gerade bei schönen Wetter möchte der ein oder andere aber trotzdem lieber die Frühlingsluft einatmen, wenn man draußen ist, als den Maskenduft. Die Stadt Künzelsau hat ihren Bürgern die Entscheidung abgekommen. Wer in die Innenstadt möchte, muss Maske tragen. Auf die Eigenverantwortung der Bürger:innen vertraut man hier augenscheinlich nicht mehr.

 




Saftiges Bußgeld fürs Schlittenfahren ohne Maske

Das Ordnungsamt in Goslar greift durch, wenn es um das Tragen der Maske geht. Zumindest zeigt ein Videoclip, wie zwei Mitarbeiter einem Mann an einem Rodelberg hinterherrennen, der seine Maske zwar dabei hat, aber beim Hinauflaufen des Berges nicht trägt.

Völlig aus der Puste verweisen die Ordnungshüter den Mann darauf, dass er damit eine Ordnungswidrigkeit begangen habe, da auf dem gesamten Rodelberg, also auch beim Hochlaufen des Berges, Maskenpflicht bestehe. Es wird ein Bußgeld von rund 100 Euro ausgesprochen.

 

 

 




So wurde uns auch die frische Luft aus dem Stundenplan gestrichen

Die Maskenpflicht hat die eine oder andere Infektionskette verringert. Sie ist eine gute Maßnahme im Schutz vor Corona und gehört mittlerweile zum Alltag dazu. Aufgrund der zahlreichen Neuinfektionen wurde die Maskenpflicht seit Montag, den 19.10.2020 in den Schulen verschärft.  Laut der Regierung müssen die Masken nun auch im Unterricht getragen werden. Kopfschmerzen, das Gefühl zu wenig Luft zu bekommen oder gar keine und die Beschwerden der Schüler sind ständiger Begleiter im Unterricht.

Die Maskenpflicht ist für mich teilweise widersprüchlich und hat Folgen

Meiner Meinung nach ist das Maskentragen sinnvoll und im Unterricht noch sinnvoller, weil vor der neuen Regelung hat man nur darauf geachtet, die unterschiedlichen Klassen auseinander zu halten, aber in der Klasse hatte man Kontakte. Jetzt versucht man durch die neue Verordnung auch die Kontakte in der eigenen Klasse zu minimieren. Aber dennoch habe ich meine Probleme mit der Maskenpflicht im Unterricht. Denn für mich ist sie teilweise widersprüchlich und sie hat Folgen.

Ich habe Schwimmunterricht mit meiner Klasse und das ohne Maske und Abstand

Zum Beispiel gehe ich auf eine Ganztagesschule, das heißt ich habe acht Stunden Unterricht am Tag. In diesen acht Schulstunden wird von mir erwartet, dass ich meine Maske ununterbrochen trage und die geforderte Leistung erbringe. Mit Maske ist das jedoch etwas schwieriger geworden. Ich merke, dass meine Konzentration schneller nachlässt und ich auch sehr schnell Kopfschmerzen bekomme. Ärzte und auch Arzthelfer oder Arzthelferinnen müssen auch den ganzen Tag eine Maske tragen und sind das mittlerweile schon gewohnt. Wir Kinder und Jugendlichen sind das noch nicht gewohnt und es ist sehr anstrengend für uns das zu schaffen, aber ich versuche mein Bestes zu geben. Das Paradoxe an der Maskenpflicht im Unterricht ist jedoch, dass es in manchen Schulstunden nicht möglich und den Schülern auch nicht zumutbar ist eine Maske zu tragen. Und so ist es, dass ich mit meiner ganzen Klasse Schwimmunterricht habe und wir uns alle im selben Becken befinden, ohne die Abstandsregeln einhalten zu können und natürlich ohne Maske. In der Schule wird sehr genau darauf geachtet, dass man sich nicht mit anderen Klassen vermischt und immer in der eigenen festen Klasse ist. Aber wenn man dann schaut, wie kunterbunt die Kinder an der Bushaltestelle stehen, kann man erkennen, dass das Konzept der Corona Maßnahmen noch Lücken aufweist.

 Auch das Reden mit den anderen aus meiner Klasse fällt mir schwer aufgrund der Maske

Es hat sich vieles wegen Corona geändert und so wurde uns auch die frische Luft aus dem Stundenplan gestrichen, denn auch in der Pause, auf dem Schulhof, gilt die Maskenpflicht. Ich mag die Pause an der frischen Luft, mit Maske ist es aber nicht leicht, sie wirklich zu genießen, da man seine eigene Luft die ganze Zeit einatmet. Auch das Reden mit den anderen aus meiner Klasse fällt mir schwer aufgrund der Maske. Dies ist auch ein häufiges Problem im Unterricht, dass man seine Mitschüler und auch manchmal seinen Lehrer kaum oder schlecht versteht. Genauso ist es auch umgekehrt, dass die Lehrer die Schüler nicht verstehen. So muss viel wiederholt werden und das ist vergeudete Zeit.

Nicht nur die Schüler haben ihre Probleme mit der Maskenpflicht, sondern auch die Lehrer

Ich habe das Konzept nicht mit offenen Armen empfangen, aber ich halte mich daran. Das liegt auch daran, dass ich zu einer Gruppe Schüler gehöre, die noch einen Nachteil mehr haben als andere. Die Brillenträger. Wenn man zu dieser Gruppe gehört, so wie ich hat man den Nachteil, dass aufgrund der Maske die Brille ständig beschlägt. Das stört mich sehr, aber mit der Zeit habe ich ein paar Tricks herausgefunden, wie ich die Maske so tragen kann, dass es seltener bis gar nicht mehr passiert. Dennoch kann es manchmal ein nerviger Begleiter sein. Außerdem denke ich, dass nicht nur die Schüler ihre Probleme mit der Maskenpflicht haben, sondern auch die Lehrer. Ich denke, dass sie ziemlich überfordert sind mit der neuen Situation, denn auch ihnen fällt es bestimmt nicht leicht, die Maske immer aufzuhaben und ständig Schüler zurechtzuweisen, sich an die Regeln der Maske zu halten.

Auch wenn ich meine Probleme mit der Maskenpflicht habe und ich sie in der Schule manchmal als widersprüchlich sehe, halte ich mich an die neue Regel und jeder der seine Maske nach den geltenden Regeln aufsetzt, trägt dazu bei, dass das Konzept auch funktioniert und sinnvoll bleibt. Hierbei ist es dann kontraproduktiv, wenn sich einige Schüler Atteste gegen die Maskenpflicht von ihrem Arzt herausschreiben lassen, aufgrund einer „angeblichen“ Krankheit. Das heißt, die Schüler mit so einem Attest sind von der Maskenpflicht an der Schule befreit. Aber dabei schützen sie sich und andere auch nicht gegen Corona. Ich will niemandem einem Risiko aussetzen. Ich schütze andere und mich, wenn ich eine Maske trage und werde das auch weiterhin einhalten.

Von Cora-Lee Pusker

Mit Maske lernen. Foto: GSCHWÄTZ

 




„Wesentlich weniger Kunden als vorher“

Es ist wolkig und windig an diesem Donnerstagmorgen, den 21. Mai 2020, in Künzelsau. Dennoch sind einige Menschen in den Gassen und auf der Hauptstraße von Künzelsau unterwegs. Im Außenbereich der Cafès sitzen Kunden, Kinder spielen und auf den Bänken genießen andere die spärlichen Sonnenstrahlen. An den Eingangstüren der Geschäfte weisen Plakate auf die Abstandsregeln und Maskenpflicht hin. Die Kunden, die in die Läden gehen, ziehen wie vorgeschrieben Nase-Mund-Bedeckungen auf. Doch sobald sie rauskommen, nehmen sie diese wieder ab. Nur ganz wenige Menschen bedecken auch auf den Straßen Mund und Nase. Wie ist die momentane Situation für die Künzelsauer Einzelhändler und ihre Kunden zwischen Abstandhalten und Maskentragen? GSCHWÄTZ hat sich umgehört, jedoch wollten nicht alle der Angesprochenen Auskunft geben.

„Es kommt kein Einkaufsfeeling auf“ 

Ingrid Bauer von der Landmetzgerei Bauer bedauert, dass „wesentlich weniger Kunden als vor der Corona-Krise“ in den Laden kommen. Maximal vier Personen dürften sich dort gleichzeitig aufhalten. Lediglich der Mittagstisch laufe gut, allerdings gibt es die Gerichte nur zum Mitnehmen. Insgesamt 33 Mitarbeiter hat die Landmetzgerei Bauer. Zwei der sechs Mitarbeiter in Künzelsau sind zurzeit in Kurzarbeit, in den beiden anderen Geschäftsstellen in Pfedelbach und Neuenstein wird dagegen ganz normal weitergearbeitet. „Obwohl Pfedelbach ein Hotspot war, war unser Laden dort immer gut besucht“, erzählt sie. In Künzelsau hätten sie es dagegen schon bemerkt, als die umliegenden Geschäfte noch geschlossen hatten. Die Leute würden eher in einen Laden gehen, in dem sie alles bekommen könnten, und dann schnell wieder heimgehen, so ihre Einschätzung. „Es zieht jetzt wieder an, allerdings schleppend“, so Ingrid Bauer weiter. Gefragt nach der Gesichtsmaske sagt sie: „Es muss halt sein, aber ein ganzer Tag ist schwierig“. Die Mund-Nase-Bedeckung erschwere das Sprechen und Verstehen. Dennoch hätten sie schon vor der Maskenpflicht im Laden Mund und Nase bedeckt, um sich selbst als auch die Kunden zu schützen.

„Die Leute sind entspannter und ruhiger“

Renate aus Ingelfingen – ihren vollen Namen möchte sie nicht nennen – wartet vor dem Friseurshop Ralf Poslovski. Sie hat einen Termin, auf den sie ganz schön lange warten musste – nämlich vier Wochen. Vorher sei nichts frei gewesen. Jetzt muss sie in dem Laden ihre Haare waschen lassen, das habe sie vor Corona immer zuhause erledigt. Die Kundin rechnet mit einer Preissteigerung, was sie stört. „Man hatte acht Wochen zu und jetzt sollte man eben acht Wochen von Montag bis Samstag durcharbeiten, um das Verlorene wieder aufzuholen“, meint sie. „Ich habe schließlich auch nicht mehr im Geldbeutel.“ Doch kann sie in der Corona-Krise auch etwas Positives sehen: „Ich beobachte, dass die Leute Abstand halten, insgesamt entspannter und ruhiger sind und bedachter miteinander umgehen“. So mancher lasse auch mal anderen den Vortritt. Sie hofft, das sich die Menschen in Zukunft eher darüber Gedanken machen, was nötig sei und auf was man verzichten könne.

„Die Einbußen merkt man natürlich“

Bei Blumen-Laichinger ist es noch eher ruhig. „Es kommen schon Leute“, sagt Birgit Laichinger. „Allerdings nicht mehr so viele wie vorher.“ Weil nicht klar war, ob Gärtnereien und Blumenhandlungen öffnen dürfen, hätten auch sie den Laden einige Zeit geschlossen. Die Gärtnerei in Mäusdorf hat schon früher öffnen dürfen, der Laden in Künzelsau erst etwas später. Der Start verlief stockend. „Die Einbußen merkt man natürlich“, bedauert sie. Was sie außerdem aufrege: BAGeno, Baumärkte und Discounter wie Lidl hätten weiterhin Gärtnerisches verkauft. Manche ihrer Kunden würden vergessen, Masken aufzusetzen. Andere seien ganz erstaunt, dass man auch bei ihr Mund und Nase bedecken müsse. In einem Einzelfall hatte der Kunde sogar Probleme mit dem Abstand halten. Ihn habe sie deutlich auf die Abstandsregeln hingewiesen. „Natürlich nehme auch ich die Maske mal ab, wenn sonst niemand im Laden ist“, sagt sie. Sie findet aber, „dass es Schlimmeres gibt“.

„Es läuft gut hier“

Im Erdbeerstand vom Obst- und Gemüsehof Heinrich wartet Marina Maier aus Künzelsau hinter einer Plexiglasscheibe auf Kundschaft. Sie muss keine Maske tragen, „solange die Trennung da hängt“, sagt sie. Auch die Kunden müssten an dem Stand Mund und Nase nicht bedecken, aber die Abstände einhalten. „Es läuft gut hier, eigentlich wie vorher auch“, erzählt sie weiter. Die Meinungen der Erdbeerkäufer zur Maskenpflicht sei „mal so, mal so“.

„Der Nachschub ist gerettet.“

Bei der Drogerie Müller geht es an diesem Morgen ruhig zu. „Wir hatten durchgehend offen“, erzählt eine der Verkäuferinnen. „Aber auch wir haben weniger Kunden, es geht ruhiger zu.“ Viele Leute kommen wegen Masken, Desinfektionsmittel und sonstiger Hygieneartikeln. „Da ist der Nachschub gerettet“, bemerkt sie lächelnd. Der Run aufs Toilettenpapier sei aber vorbei. Wie in jedem anderen Geschäft auch sind für jede anwesende Person zehn Quadratmeter nötig – das schließt auch das Vekaufspersonal ein. „Den Abstand können wir locker halten“, sagt die Müller-Mitarbeiterin. Lange Schlange im oder vor dem Laden häten sich noch nicht gebildet.

„Wir freuen uns über den Zulauf.“

„Am Anfang der Eröffnung war natürlich noch Alles ein bisschen seltsam, erst die Abstandsregeln und dann noch die Maskenpflicht“, so Babette Bauer vom lindele. „Aber ich muss sagen, die Kunden und auch wir haben uns schnell daran gewöhnt“. Schließlich seien es Regeln zu aller Sicherheit und die Kunden würden sich daranhalten. Mitten in dem Laden werden Masken genäht und auch verkauft, was zusätzlich viel neue Kunden gebracht habe. Doch auch sonst kämen viele Kunden – „und wir freuen uns über den Zulauf“.

„Die Maske muss man annehmen“

Im Sportivo dürfen sich wegen der Personenbegrenzung vier Personen gleichzeitig aufhalten – also zwei Kunden und zwei Verkäufer. „Manchmal stehen die Kunden außen Schlange“, sagt Mitarbeiterin Thea, die dankbar ist, dass die Kunden kommen. „Wir haben aber auch schon beobachtet, dass so mancher wieder geht, wenn es ihm zu lange dauert, und am nächsten Tag wiederkommt oder in einen unserer anderen Läden geht.“ Die meisten Kunden des Ladens sind Stammkunden, „die uns gerne unterstützen möchten“. Bereits bei der Neueröffnung seien viele da gewesen, „glücklich und geduldig“. Zwar sei es schwierig mit der Maske, ein Shopping-Gefühl zu bekommen, aber „man müsse sie annehmen“. Die Kunden würden auch nicht bummeln, sondern ganz gezielt einkaufen und den Laden schnell wieder verlassen, vor allem wenn noch andere Leute draußen warten. „Das ist aber auch vom Wetter abhängig“, sagt Thea, die momentan wie die anderen Sportivo-Mitarbeiter halbtags und in Schichten arbeitet. „Sobald die Sonne scheint, will jeder ein Sommerteilchen.“

Lindele verkauft selbst genähte Masken

Dem Lindele gehe es ganz gut in der Coronazeit, sagt Babette Bauer. „Am Anfang der Eröffnung war natürlich noch alles ein bisschen seltsam , erst die  Abstandsregeln und dann noch die Maskenpflicht, aber ich muss sagen, die Kunden und auch wir haben uns schnell  daran gewöhnt. Es sind Regeln zur aller Sicherheit und die Kunden halten sich daran. Da wir im lindele auch selbst Masken nähen und verkaufen , haben wir viel neue Kunden dazugewonnen. Und auch sonst kommen zu uns viele Kunden und wir freuen uns über den Zulauf.“

„Wir wollen es so hinkriegen, dass es für alle gut ist.“

„Die Situation ist für alle schwierig“, findet Reintraut Lindenmaier von der Buchhandlung R. Lindenmaier u. A. Harsch. Es sei anstrengend mit Maske für die Verkäufer als auch die Kundschaft. Zurzeit würden alle Mitarbeiter eine Stunde Mittagspause „zum Durchatmen“ machen. „Abends sind wir platt“, sagt die Buchhändlerin. „Manche Kunden bestellen und kommen nur schnell zum Abholen“, erzählt sie. Es komme kein Einkaufsfeeling auf. „Es hat sich viel verändert“, findet sie. Während der Schließzeit hätten sie in der Buchhandlung ganz normal weitergearbeitet. „Online ging ganz gut und telefonisch wurde auch viel bestellt“, erzählt die Buchhändlerin. Innerhalb von Künzelsau hätten sie die bestellte Ware ausgefahren. Auch jetzt noch würden sie Bestellungen von Personen, die nicht in die Buchhandlung kommen können oder wollen, per Post und mit Rechnung verschicken. Kunden ohne Mund-Nase-Bedeckung schickt Reintraut Lindenmaier wieder raus. „Manche bleiben auch draußen stehen und wir bedienen sie durch die hintere Tür“, sagt sie weiter. „Wir versuchen, es so hinzukriegen, dass es für alle gut ist.“ Doch Reintraut Lindenmaier sieht auch etwas Positives: „Vielen gehen jetzt öfter in die Natur raus“. Die Menschen würden sich ihrer Umwelt wieder bewusster werden. Dennoch fürchtet sie eine zweite Corona-Welle im Herbst, „denn im Cafè verliert man den Gedanken an Abstand und dann wird es schwierig“.

 

Text: Sonja Bossert

Solche Plakate hängen – wie hier bei Blumen-Laichinger – an allen Künzelsauer Läden und weisen auf die neuen Regeln hin. Foto: GSCHWÄTZ

 

 

Am Stand von Erdbeer-Verkäuferin Marina Maier läuft es gut. Foto: GSCHWÄTZ

 

In der Buchhandlung R. Lindenmaier u. A. Harsch müssen Kunden verschiedene Ein- und Ausgänge benutzen: Foto: GSCHWÄTZ

 

 

 

 

 




„Olaf, bitte komm schnell mal. Mir wird ganz schwummrig“

Das Tragen von Masken über Mund und Nase soll helfen, das Coronavirus einzudämmen. Schutzmasken sind seit Montag, den 27. April 2020, in Baden-Württemberg im Einzelhandel sowie im öffentlichen Personennahverkehr Pflicht.

Wir waren heute Vormittag in Pfedelbach unterwegs, eine der so genannten Hot-Spot-Gemeinden der Coronapandemie in Deutschland. Vor einem Supermarkt haben wir Kunden angesprochen, was sie von der Maskenpflicht halten und ob sie sich durch das Tragen einer Schutzmaske beim Einkaufen besser geschützt fühlen.

„Mir wird schwindelig unter der Maske“

Evelyne Mitar aus Pfedelbach empfindet es als sehr unangenehm. „Gerade jetzt, wenn es wieder wärmer wird, bekommt man kaum Luft und mir wird schwindelig unter der Maske.“ Sie hofft daher, dass diese Regelung nicht lang bleibt. Ihr Sicherheitsgefühl habe sich dadurch auch nicht verbessert. Wir haben vor Ort auch gefragt, ob man sich durch Landrat Dr. M. Neth gut durch die Corona-Krise geführt fühle. Evelyne Mitar sagt dazu: „Nein, viele Maßnahmen sind viel zu spät getroffen worden, nicht umsonst waren wir eine der Hot-Spot-Gemeinden“.

Nicht alle Kunde,  die wir angesprochen haben, möchten ihren Namen preisgeben. Zu Kontrovers werden derzeit viele Themen rund um Corona diskutiert.

Besser, wenn man den Mindestabstand einhält

Eine weitere Kundin ist Arzthelferin, sie wohnt in Öhringen.  Sie sagt: „Das Tagen der Schutzmasken bringt null, vor allem da die meisten einen Mundschutz benutzen, der dafür nicht geeignet ist. Besser sei es den Mindestabstand einzuhalten, sich häufig die Hände zu waschen und vor allem nicht ins Gesicht fassen“. Über meine eigene Stoffmaske, die ich bei der Befragung trage, muss sie schmunzeln.

Auf die Frage, ob sie sich durch Landrat Dr. Neth gut durch die Corona-Krise geführt fühle, antwortet sie: „Absolut nicht, mehr möchte ich dazu auch gar nicht sagen“.

Aber es gibt auch andere Einschätzungen. Eine junge Frau, Rana Mohamed Ali aus Öhringen, sagt, dass sie dass Tragen der Schutzmasken gut findet, allerdings kommt diese Entscheidung für sie etwas spät. Sie findet die Arbeit von Kreis und Landrat in der Coronapandemie gut, auch wie immer wieder eingegriffen wurde, um neue Maßnahmen durchzusetzen.

Im Supermarkt selbst tragen alle Kunden wie vorgeschrieben eine Schutzmaske. Nur selten sieht man jedoch medizinische Schutzmasken. Die überwiegende Zahl sind Stoffmasken.Ein älteres Ehepaar steht vor dem Kühlregal, beide mit Stoffschutzmasken versehen, auf einmal ruft die ältere Dame ihrem Mann zu: „Olaf, bitte komm schnell mal. Mir wird ganz schwummrig.“

Die Kassiererin findet die neue Regelung gut. Ihr gibt es ein besseres Gefühl, wenn auch die Kunden eine Schutzmaske tragen. 

Text: Carla Mosel

Evelyne Mitar beim Einkaufen am Montag, den 27. April 2020, mit Schutzmaske in einem Pfedelbacher Supermarkt. Foto: GSCHWÄTZ

 




„Leider muss man sagen…“ – Klinikpersonal muss Einwegmaterialien mehrfach benutzen & sich selbst Schutzausrüstung besorgen, derweil explodieren die Preise für Schutzmasken

In Bayern soll es ab dem 27. April 2020 eine Maskenpflicht geben. https://scontent-muc2-1.xx.fbcdn.net/v/t1.15752-0/p480x480/93840246_276336166864989_8783167038957813760_n.png?_nc_cat=103&_nc_sid=b96e70&_nc_ohc=9wLGQi096K8AX_TgNSd&_nc_ht=scontent-muc2-1.xx&oh=e82e1a6ecbb5d5041ccb698a75ee5fe0&oe=5EC27107

Demnach rüstet der Freistaat als östlicher Nachbar Baden-Württembergs mit Atemschutzmasken für die Bevölkerung auf. Die Nachfrage steigt und das Angebot der Schutzausrüstung geht weiter zurück, da die Hersteller nicht mit der Produktion hinterherhinken. Bestellt man derzeit bei Trigema eine Atemschutzmaske, beträgt die Lieferzeit aktuell Mai 2020. Das dürfte nicht besser werden, sollte es auch in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg zu einer Maskenpflicht kommen.

Schon jetzt haben Altenheime, Bestattungsunternehmen und Klinikpersonal im Hohenlohekreis zu wenig Schutzausrüstung (wir berichteten https://www.gschwaetz.de/2020/04/15/verstorbene-hochinfektioes-nur-noch-1-friedhofsblaeser-erlaubt-kuenzelsauer-bestatter-berichten/ . Hier fehlen unter anderem hochwertige Schutzmasken, die bei einem ständigen Umgang mit Covid-Patienten dringend geboten wären. So reicht laut Experten eine normale klinische Schutzmaske nicht aus, sondern es sollten FFp2-/FFP-3-Masken, wenn nicht sogar Komplettvisiere oder ein Komplettkopfschutz getragen werden, um eine Covid-19-Ansteckung bestmöglich zu verhindern (wir berichteten https://www.gschwaetz.de/2020/04/14/taucherhelm-aus-stoff-hohenlohe-ingenieursteam-entwickelt-mit-hiesigen-firmen-schutzausruestung-fuer-medizinisches-personal-und-pflege-gewoehnliche-masken-nicht-ausreichend/). Firmen wie Berner und Ziehl-Abegg spenden Schutzausstattung und dennoch reicht es nicht für jeden, der sie bräuchte im Gesundheitswesen.

Eine Mitarbeiterin einer hiesigen Klinik berichtet gegenüber GSCHWÄTZ, dass Einwegmaterialien wegen eines Mangels teilweise mehrfach verwendet werden und Schutzausrüstung von den Mitarbeitern selbst organisiert werden müsse (wir berichteten https://www.gschwaetz.de/2020/04/19/sehr-viele-patienten-kommen-aus-dem-krankenhaus-in-oehringen-klinik-mitarbeiterin-ueber-corona-alltag-auf-der-intensivstation/ )

Brigitta H: „Leider muss man auch hier sagen, dass wir uns da zum größten Teil selbst organisiert haben, um Schutzausrüstung zu bekommen. Eine Kollegin hat durch ihren Ehemann Kontakte zu einer Firma in Düsseldorf. Sie ist dann persönlich dort hingefahren, um die Schutzausrüstung abzuholen. Das war nur durch diesen Kontakt möglich. Von den Fachkräften für Hygiene gibt es die Order, dass wir Materialien, die eigentlich zum einmaligen Gebrauch gedacht sind, mehrfach verwenden müssen. Dazu gehören auch die FFP-2-Masken, die man zum Schutz über Nase und Mund trägt. Würden wir das nicht tun, hätten wir wahrscheinlich schon lange keine Schutzkleidung mehr.

Exorbitanter Maskenverschliss – Ärzte wenden Backofenmethode an

Niedernhalls Stadtverwaltung hat bereits vor geraumer Zeit seine Bürger dazu aufgerufen, 4.000 Schutzmasken zu nähen https://www.gschwaetz.de/2020/04/07/landratsamt-empfiehlt-mund-nasen-schutz-in-der-oeffentlichkeit-landfrauen-naehen-1-500-schutzmasken-fuer-pflegeheime-auch-niedernhaller-haben-ihre-ersten-schutzmasken-fertig/, wobei die selbst genähten Schutzmasken laut Experten nicht so gut schützen wie klinische Masken. Dennoch: Wenn jeder eine Maske trägt ist der Schutz besser als gar nichts. Der Vorteil gegenüber den klinischen Einwegmasken: Selbst genähte Masken kann man waschen und mehrfach verwenden. Die FFP2/FFP3-Masken kann man ebenfalls mehrfach verwenden, da man diese einfach in den Backofen zur Virenabtötung stecken kann. Auch hiesige Ärzte wenden diese Backenofenvirenabtötigung bei ihrer Maske derzeit an, um nicht einen exorbitanten Maskenverschleiss zu haben.

Preise mal kurz verzehnfacht

Will man sich als Privatmensch noch Masken sichern, sollte man schnell sein, denn die Preise steigen derzeit drastisch. Gab es vergangene Woche bei ebay noch 100 klinische Masken für rund 10 Euro, so kostet der gleiche Pack nun zwischen 100 und 150 Euro. Die Preise haben sich damit teilweise mehr als verzehnfacht. Die hochwertigeren FFP2-/FFP3-Masken gibt es ebenfalls noch, aber hier muss man mit Preisen für 30 Euro pro Maske rechnen. Auch bei Amazon findet man noch Masken.

Screenshot Verkauf Atemschutzmaske in ebay am 18. April 2020.