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„Irgendwann möchte ich in einem echten Zuhause wohnen“

Geht man auf die Internetseite von Alea Horst aus Reckenroth, das zwischen Koblenz und Frankfurt liegt, lacht einen eine dunkelhaarige Frau aus einem Cockpit eines Segelflugzeuges an. Die Hochzeitsfotografin macht aber nicht nur Bilder von den schönsten Momenten im Leben, sondern auch von weniger schönen, teilweise entsetzlich bedrückenden Szenen. Für SOS-Kinderdörfer Sri Lanka war Horst etwa am Hafen von Bangladesch und fotografierte Kinder bei der Arbeit. Dort werden Schiffsschrauben gefertigt und Schiffe zurückgebaut, um Rohstoffe zu gewinnen.

„Dieses Projekt ist eines der emotionalisten, welches ich bisher fotografiert habe“

„Dieses Projekt ist eines der emotionalsten, welches ich bisher je fotografiert habe. In Bangladesch ist Kinderarbeit an der Tagesordnung“, schreibt Horst auf ihrer Homepage. Sie hat dort Kinder fotografiert, die mit dreckigen nackten Füßen, in einem Schiffsrumpf arbeiten, wie sie schweißen und hämmern. Es sind eigentlich unfassbare Fotos im 21. Jahrhundert.

Kleinkind in Bangladesh. Foto: Alea Horst

Weniger schöne, teilweise entsetzlich bedrückende Szenen

Alea Horst hat schon viel gesehen auf der Welt. Die 40-Jährige war in Syrien, Äthiopien, Jordanien und auch in Griechenland. Achtmal allein war sie in Lesbos. Allerdings nicht zum urlauben. Sie hat dort Kinder begleitet, unterstützt und fotografiert, die aus Syrien und anderen Ländern geflohen sind und nun in einem Auffanglager teilweise jahrelang verharren müssen. Entstanden ist daraus ein Buch mit dem Titel:

„Manchmal male ich ein Haus für uns. Europas vergessene Kinder.“

Zainab (12 Jahre, rechts) mit ihrer Freundin Nida. Sie lernten sich nach ihrer Flucht kennen und leben im Containerlager Kara Tepe. Foto: Alea Horst

Zainab: „Das Wichtigste in einer Freundschaft ist es, sich gegenseitig zu helfen und sich gegenseitig zu respektieren. In Nidas Familie gibt es nur eine Wärmflasche. Die bekommt dann immer ihr Bruder, wenn es nachts zu kalt ist. […] Wenn ich groß bin, möchte ich Ärztin werden, weil mein Papa ein Herzproblem hat. […] Ein perfekter Tag hätte nichts mit Warten zu tun. Es gäbe keine Fragen wie: Warum sind wir noch hier? Wann geht es weiter? Wir wären einfach angekommen.“

Dr. Sandra Hartmann hat mir der Fotografin über die Kraft der Bilder gesprochen und die Kraft dieser Kinder in den Lagern.

Alea Horst im Zataari Camp in Jordanien. Foto: privat

GSCHWÄTZ: Wie oft waren Sie in den Flüchtlingslagern, allen voran Moria auf der griechischen Insel Lesbos, in den vergangenen Jahren?

Horst: „Achtmal bin ich vor Ort gewesen. Die Interviews in dem Buch sind letztes Jahr im Februar 2022 entstanden. Das erste Mal war ich im Januar 2016 dort, dann ab 2020 wieder häufiger. Dazwischen war ich für Hilfsorganisationen in Jordanien, Syrien und Äthiopien. Die Fotos werden von den Organisationen für Spenden verwendet.

Die Schwestern Asra (9 Jahre, links) und Tabasom (6 Jahre) kommen aus Afghanistan und leben im Containerlager in Kara Tepe auf der Insel Lesbos. Foto: Alea Horst

GSCHWÄTZ: Sie haben aber nicht nur fotografiert vor Ort.

Horst: Oft packe ich auch selbst mit an. In Lesbos habe ich sehr viel mit angepackt. Aber es sind immer ganz unterschiedliche Aufgaben, die einen erwarten. 2016 habe ich beispielsweise Nothilfe am Strand geleistet, 2020 habe ich Lebensmittel und Kleidung besorgt, Spenden aus Deutschland organisiert oder Kranke zum Arzt gefahren.

GSCHWÄTZ: Sie leisten hauptsächlich ehrenamtlich Hilfe. Wie finanziert man das als Privatperson?

Horst: Die meisten Einsätze freiwillig und ehrenamtlich. Ich habe das von meinen Rücklagen und meinem Ersparten bezahlt. Mittlerweile bin ich aber so bekannt, dass Organisationen kommen und Bilder abkaufen, aber das steht in keinem Verhältnis, was ich an Ausgaben habe.

Sie haben ein Fotobuch herausgebracht über Kinder in den Flüchtlingslagern auf Lesbos, allen voran aus dem bekanntesten Lager namens Moria, das es mittlerweile nach einem großen Brand nicht mehr gibt. Welches Foto hat Sie dabei am meisten bewegt?

Horst: Das Foto, das mich am meisten bewegt hat, ist ein Junge, der sich nach dem Feuer in Moria auf den Boden gelegt hat, weil es die Verzweiflung und die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein der Kinder darstellt. Hinter ihm sieht man Schatten von Erwachsenen. Es zeigt, wie erschöpft und traumatisiert die Kinder sind und das andere bestimmen, andere Schatten über ihr Leben bestimmen.

Mohammad Martin (13 Jahre) ist allein mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester aus Aghanistan geflohen, wohnte erst im alten Moria Camp, jetzt im Zeltlager Kara Tepe. Foto: Alea Horst

Mohammad Martin: „Meine Familie und ich kommen aus Afghanistan. Aber dort kann ich nicht leben. Deshalb mussten wir hierherkommen. Wir haben uns das nicht wirklich ausgesucht. Der Weg hierher nach Lesbos hat mir viel Angst gemacht. Einmal habe ich meine Mama verloren an der türkischen Grenze. Ich habe überall nach ihr gesucht. Das war schrecklich. Ich habe keinen Papa. Wir sind nur mit meiner Mama hergekommen. Wenn man die dann verliert, das ist ganz schlimm. Die Flucht ohne Vater ist viel gefährlicher und schwieriger […] Moria ist ein schlimmer Ort. Jede Nacht gab es Krieg dort. […] Auch hier im neuen Lager sind wir schon ausgeraubt worden. Sie kommen nachts in die Zelte und klauen einfach alles, vor allem die Handys und das bisschen Geld.“

GSCHWÄTZ: Haben Sie selbst Kinder?

Horst: Ich habe zwei Kinder im Aller von 21 und 22 Jahren. Meine Tochter war mit mir schon einmal in Moria und hat dort zwei Monate als Englisch- und Deutschlehrerin gearbeitet.

GSCHWÄTZ: Wie nah kommt man den Kindern in den Lagern?

Horst: Ich arbeite viel mit Kindern, auch in anderen Ländern. Es dauert in der Regel nicht lange, dass man sich mit Kindern anfreunden kann, weil sie so ein Urvertrauen haben. Bei mir geht es immer schnell. Die spüren auch, wenn man es gut mit ihnen meint, wenn man versucht, Situationen nur ein kleines bisschen besser versucht zu machen. Sie erzählen, was sie für Sorgen machen, um ihre Mütter zum Beispiel. Wenn Sie spüren: Ich bin nicht irgendein Journalist, sondern ich bin wirklich interessiert an ihrer Geschichte.

Qutbuddin (8 Jahre) aus Afghanistan lebt mit seinen drei Brüdern, seiner Schwester Samira und seinen Eltern im Lager Kara Tepe. Foto: Alea Horst

Qudbuddin: „Im Zelt gibt es keinen Tisch und keine Stühle oder Betten. Es ist einfach nur Boden. […] Ich habe immer wieder Albträume. Die größte Angst ist dann, dass der Regen in unser Zelt kommt und das Zelt kaputtgeht oder wegfliegt. […] Ich träume dann, dass wir wieder auf der Straße sind, wie damals nach dem Feuer [Anm. d. Red.: im Lager von Moria] oder als wir in der Türkei aus dem Gefängnis gekommen sind. Oder ich träume, dass wir ins Meer treiben und untergehen, weil unser Zelt so nah am Wasser steht. Irgendwann möchte ich in einem echten Zuhause wohnen.“

GSCHWÄTZ: Wie traumatisiert sind die Kinder?

Horst: Ich hatte ein Gespräch mit der Kinderpsychologin von Ärzte ohne Grenzen. Manche Kinder haben ständige Angst vor Alpträumen. Sie träumen, was sie im Herkunftsland erlebt haben, von ihrer Flucht, von ihrem  Leben im Lager, von Vergewaltigungen. Sie sind retraumatisiert, ruhelos, rastlos. Ein Mädchen sagte mir: „Ich würde gerne mal eine Woche an einem ruhigen Ort sein, schlafen und alles vergessen.“ Sie sehnen sich nach einem Fels, nach einem Zuhause. Nach einem sicheren Ort.

Tajala (10 Jahre) aus Afghanistan lebte mit ihren Eltern und ihren vier Geschwistern vor dem Brand im alten Moria, zwischenzeitlich auf der Straße und jetzt im Zeltlager Kara Tepe. Foto: Alea Horst

„Ich habe noch Erinnerungen an das alte Moria. Erst hatten wir ein Iglu-Zelt. Das war natürlich für uns alle zu klein. Dann hat mein Papa angefangen, aus aus Holz und Plastikplanen eine Zelthütte zu bauen. Dann hatten wir mehr Platz. Aber dann kam das Fuer und alles ist verbrannt. Wir haben alles verloren. Wir waren dann 10 Tage auf der Straße. Wir konnten nirgendwohin, sondern mussten auf dem Bürgersteig bleiben. Die Polizei stand am Anfang und am Ende der Straße und hat den Weg versperrt. Die Polizei hat dann auch noch Tränengas geschossen. Das waren wirklich sehr schlechte Tage, und es war schwer für uns. Ihr müsst euch das so vorstellen: Wir hatten nicht genug zu essen. Wir hatten ja nicht mal Decken. Wir haben auf Pappe geschlafen, die wir irgendwo gefunden haben. Es gab nicht mal Wasser. Ich habe gedacht, dass uns die Polizei vielleicht etwas zu essen gibt, aber stattdessen kam das Tränengas.“

GSCHWÄTZ: Wie macht sich diese Retraumatisierung konkret bemerkbar?

Horst: Es gibt starke Verhaltensauffälligkeiten. Eine Junge sagte mir: „Ich weiß nicht mehr, wie spielen geht.“ Die Kinderpsychologin berichtet, dass Kinder auf einmal nicht mehr laufen können oder sie verletzen andere Kinder stark. Auf diesen Kindern liegt ein wahnsinniger Druck, die Familie hat das Land verlassen. Wir sind zu alt, um in einem neuen Land nochmal voll durchstarten zu können, aber du wirst das schaffen und du wirst das Geld für uns verdienen, um uns mitzufinanzieren. Die ganze Hoffnung der Familie ruht auf ihren Schultern. Ein Mädchen sagte: „Der Traum von einem guten Leben ist für mich vorbei“, weil sie so lange nicht zur Schule gegangen ist.

Fares (11 Jahre) lebt mit seinen vier Brüdern und Schwestern, seiner Mutter, seinem Vater sowie dessen Zweitfrau und Baby in einem Zelt im Zeltlager Kara Tepe. Foto: Alea Horst

Fares: „Alles hat angefangen, sagt mein Papa, als ich neun Jahre alt war. Da ist eine Bombe auf das Nachbarhaus gefallen. Mein Freund ist dort gestorben. Seitdem habe ich diese Schwierigkeiten mit den Gedanken. Ich habe keine Erinnerungen mehr, an nichts mehr. Ich kann mich nicht an Syrien erinnern und auch nicht an den Weg hierher. Es ist nichts mehr da. Morgens weckt mich meine Mama. Sie sagt immer, ich soll rausgehen, spielen. Aber ich kann nicht mehr spielen. Ich weiß nicht mehr, wie das geht.“

Was wäre ihr größter Traum?

Horst: Ich würde mir eine sofortige Auflösung der Lager wünschen. Die Menschen müssen evakuiert und sicher verteilt werden. Wir züchten dort Kriminalität. Ständige Retraumatisierung führt zu einem Verlust des Urvertrauens. Diese Menschen vertrauen anderen Menschen irgendwann nicht mehr. Wir entscheiden dass, das die Menschen dort kaputt gehen. In Afghanistan und im Irak droht den Menschen der Tod, aber überall anders werden sie teilweise auch verprügelt, haben die Krätze, werden von Ratten angefressen. Also lautet die Devise: Entweder lasse ich mich ausrauben oder raube selber aus. Die Menschen bekommen 70 Euro pro Person in einem Flüchtlingslager pro Monat in Griechenland. Es herrscht dort eine wahnsinnige Behördenwillkür. Ohne Rechtsbeistand sind die Chancen gleich Null, dass man einen positiven Asylbescheid bekommt.

Adonai (12 Jahre) aus dem Kongo lebt mit seinen Schwestern und seinen Eltern im Zeltlager Kara Tepe. Sein Bruder, von dem Adonai spricht, ist nicht mit im Camp. Foto: Alea Horst

Adonai: „Ich würde gerne etwas lernen. Aber ich gehe nicht zur Schule. Nicht eine Stunde Unterricht habe ich. Dabei möchte ich gerne etwas lernen. Mein Problem ist, dass ich ja älter werde. Die Zeit vergeht. Seit so langer Zeit bin ich jetzt hier und lerne nichts. Wie soll ich das alles irgendwann nachholen? Ich habe kein Wissen. […] Am meisten leide ich, wenn ich ohne Essen ins Bett gehe.“

Sie fahren, während wir telefonieren, zu ihrer nächsten Lesung.

Horst: Jetzt geht es nach Dresden, ich lese dort vor Schulklassen, von der vierten bis zur siebten. Und ich bekomme dabei immer viele Fragen gestellt. Krieg und Verfolgung ist oft ein Tabuthema zu Hause. Die Kinder wollen wissen, wie das ist, wenn man Angst hat, Angst um sein Leben. Sie sind total begeistert, wenn sie mit mir darüber sprechen können, wie es in einem Flüchtlingslager aussieht. Kinder verfallen dann nicht in eine lähmende Hilflosigkeit, wie es oft bei Erwachsenen der Fall ist, sondern bringen Ideen ein, wie sie helfen könnten, etwa mit Waffeln backen, verkaufen und das Geld dann spenden. Kinder haben immer tolle Ideen für Frieden und ein besseres Miteinander.

Zum ersten Mal seine Geschichte erzählt

Es sind viele Kinder mit Fluchterfahrung in den Klassen. Das hat ihnen sehr geholfen, sich zu öffnen. Ihre schreckliche Vergangenheit auch anerkannt zu bekommen. Ein syrischer Junge hat davon erzählt, wie man auf sein Boot geschossen hat und wie er in der Türkei seine Mama verloren hat. Seine Schulkameraden haben ganz gespannt zugehört, wie er zum ersten Mal seine Geschichte erzählt hat.

Verein

Hilfsprojeke, Bildung, Zukunftsbau: Alea Horst hat einen Verein gegründet mit dem Namen Alea e.V.

Der Verein steht für soziale Gerechtigkeit, Gemeinwohl, Respekt, Gemeinschaft, Würde und Frieden. Damit werden unter anderem soziale internationale Projekt unterstützt. Der Verein freut sich über Spenden.

Das im März 2022 erschienene Buch: „Manchmal male ich ein Haus für uns. Europas vergessene Kinder“ von Alea Horst und Mehrdad Zaeri ist beim Klett Kinderbuchverlag erschienen. Für 16 Euro kann man es überall kaufen, unter anderem bei Amazon: https://www.amazon.de/Manchmal-male-ich-ein-Haus/dp/3954702630

Buchcover: „Manchmal male ich ein Haus für uns.“

Text: Dr. Sandra Hartmann




Kevin Leiser (SPD): „Unsere Soldat:innen haben die bestmögliche Ausstattung sowie funktionsfähiges Gerät verdient“

Am Samstag, den 07. Mai 2022, machten sich die Genoss:innen aus den Kreisverbänden Schwäbisch Hall und Hohenlohe auf den Weg nach Stuttgart zum kleinen Parteitag der SPD Baden-Württemberg. Anbei veröffentlichen wir eine Pressemitteilung des SPD Kreisverband Schwäbisch Hall Hohenlohe.

„SPD Baden-Württemberg steht hinter Bundeskanzler Scholz“

„Die SPD Baden-Württemberg macht deutlich, sie steht hinter Bundeskanzler Olaf Scholz und der Bundesregierung bei ihrem entschlossenen, umsichtigen und überlegten Handeln zur Unterstützung der Ukraine. Das Ziel ist die Herstellung einer europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung, die für alle Staaten gleichermaßen Gültigkeit hat und die Unverletzbarkeit ihrer Grenzen garantiert. Die Ukraine muss ihre Souveränität, die Freiheit Ihrer Bürger:innen verteidigen können.

Kevin Leiser wirbt konkret für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr. „Unsere Soldat:innen haben die bestmögliche Ausstattung sowie
funktionsfähiges Gerät verdient!“, so Kevin Leiser in seiner Rede.

Mehr Teilhabe für Kinder in der Gesellschaft

Thematisch standen Kinder und Jugendliche im Fokus. Die SPD Baden-Württemberg fordert, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Bedürfnissen und Träumen in der Gesellschaft wahrgenommen werden, geschützt werden, frei von Armut aufwachsen, konsequent bei Entscheidungen beteiligt werden und Integration und Teilhabe erfahren. Die Einführung der Kindergrundsicherung zur Bekämpfung der Kinderarmut ist eine zentrale Forderung. Das aktive Wahlalter für Landtags-, Bundestags-, und Europawahlen auf 16 Jahre abzusenken ist eine weitere. Bessere Angebote für Kitas und Schulen, als Lebensorte der Kinder und Jugendlichen, sind beraten worden. Hans-Jürgen Saknus, Stellvertretender SPD-Vorsitzende im Hohenlohekreis, sieht hier die Schulsozialarbeit als wichtigen Baustein einer erfolgreichen Bildungspolitik.

Ausbau der Schulsozialarbeit

„Um die notwendige Hilfe für Schüler:innen  durch die Schulsozialarbeit sicher zu stellen, müssen die Finanzierungen verlässlich sein. Die grün-schwarze Landesregierung entzieht sich der Finanzierungszusage durch eine schleichende Kostenverlagerung auf die
Kommunen und Stadt- und Landkreise aufgrund nicht angepasster Drittelfinanzierung“, so HansJürgen Saknus in der Begründung seines Antrages auf solide Finanzierung der Schulsozialarbeit. Kinder und Jugendliche bei allen Entscheidungen mit in den Fokus zu nehmen, fordert die SPD Baden-Württemberg. Kinder und Jugendliche verdienen es, im Mittelpunkt unserer Politik zu stehen.“

Quelle: Pressemitteilung der SPD Schwäbisch Hall-Hohenlohe




„Sie steht halt doch auf Alpha-Männchen“

„Alice Schwarzer ergreift Partei für Putin“, schreiben Autoren des Handelsblattes. @UtePiper28 twittert: „Und die „Emma jubelt über den „tapferen“ Putin, der Frauen und Kinder töten lässt…„.  Schaak@Stefan schreibt auf Twitter an das Magazin EMMA gar: „#Schwarzer will von Putin gef**kt werden? Im Ernst? Krass… alte weiße Fleischeslüste…So ein Krieg steckt voller Überraschungen…“  @AlfredNeumann14  schreibt: „Sie steht halt doch auf Alpha-Männchen.“

„Alte weiße Fleischeslüste“

Was war der Auslöser für die unzähligen Kommentare auf Twitter und in anderen sozialen Foren gegen Alice Schwarzer ? Emma. Genauer gesagt, die Frauenzeitschrift Emma, die vor vielen Jahrzehnten die Feministin Alice Schwarzer ins Leben gerufen hat und die nun im allgemeinen Mainstream-Kriegsgeheul ein anderes journalistisches Scheinwerferlicht auf den Krieg in der Ukraine wirft. Nämlich das der Sinnlosigkeit. Der Sinnlosigkeit, einen Krieg zu führen. Feuer ernsthaft mit Feuer bekämpfen zu wollen, was am Ende einfach zu noch mehr Leid und Tod führt.

Helden? Nein, danke

So lautet der Titel der gedruckten März-Ausgabe: „Frieden jetzt. Helden? Nein, danke.“ Neben dem Titel eine junge Frau mit blutbespritztem Gesicht, die in die Kamera des Fotografen schaut.

Vorneweg: Alle oben zitierten Kommentare sind inhaltlich falsch. Vemutlich haben – wenn überhaupt – nur die Autoren des Handelsblattes nicht nur den Titel der Frauenzeitschrift gelesen, sondern den gesamten Leitartikel von Alice Schwarzer.

Die 79-Jährige tritt darin für Friedensverhandlungen und Kompromisse mit Russlands Staatschef Wladimir Putin ein und erinnert völlig zu Recht dabei auch an die unglückliche amerikanische Geschichte, als George W. Bush in den Krieg gegen den Irak zog, weil dort angeblich Massenvernichtungswaffen gefunden wurden, was sich im Nachhin als Märchengeschichte herausstellte, um den Einmarsch in den ölreichen Staat zu legitimieren. Wollte damals jemand Bush an den Pranger oder vor ein internationsles Gericht stellen? Mitnichten. Es geht hier nicht darum, dass Schwarzer die Verfehlungen Russlands mit den Verfehlungen des Westens neutralisieren möchte. Beides sind und bleiben schwer wiegende Menschenrechtsverletzeungen. Krieg ist immer keine Lösung. Es geht Schwarzer lediglich darum, aufzuzeigen, dass wir uns wieder einmal als der strahlend weiße Westen generieren, als die einzige gute Partie in diesem Schachspiel und der böse Bube hat nur einen Namen. Putin. So einfach ist es aber nicht. Wir messen wie so oft mit zweierlei Maß. Wir schauen und bekommen auch von den Medien nur eine Seite der Medaille zu sehen – unsere. Wir befinden uns selbst mitten in einer Kriegspropaganda, damit wir deutsche Waffenlieferungen legitmieren und uns nicht schlecht dabei fühlen. Nach dem Motto: „Wir haben ja keine andere Wahl.“

Doch das ist falsch und feige. Wir haben immer eine andere Wahl. Dazu gehört Kompromissbereitschaft seitens der Ukraine und seitens Russland. Und wenn man dafür auf den Nato-Beitritt verzichten muss, im Gegenzug aber Menschenleben rettet, dann muss man eben in diesen Apfel beissen. Es gibt Schlimmeres.

Was Schwarzer auch endlich einmal als führende Journalistin ausspricht, ist dieses unglückselige Merkel-Bashing, das seit Ausbruch des Krieges auch von führenden Politiker und Journaliten in Deutschland verübt wird. Als wenn Angela Merkel Schuld an diesem Krieg und an der Abhängigkeit von russischem Öl und Gase hätte. Fakt ist: Mit Merkel hatten wir Frieden in Europa. Fakt ist auch: Merkel hatte nicht nur Joe Biden auf der anderen Atlantikseite, sondern auch noch einen anderen Präsidenten. Das scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Wegen der Unberechenbarkeit Donald Trumps hat sich Deutschland gemeinschaftlich für die Annäherung an Russland entschieden, weil man das Gefühl hatte, dass Putin noch etwas berechenbarer war und ist als Trump. Merkel war noch nie ein Freund von Wladimir Putin, aber sie war bereit, manchmal lieber eine Kröte mehr zu schlucken als einen Krieg zu riskieren. Es sind sicherlich nicht die weiblichen Staatschefs auf der Welt, die Kriege führen. Dahingegen könnte der Hochmut von größenwahnsinnigen Männern mal wieder das Verderben Europas sein.

Text: Dr. Sandra Hartmann

EMMA – epaper Titelbild Ausgabe 3/2022 (2109456)




„Wir wissen noch, wie es ist, Hunger zu haben und zu frieren“

„Wir wissen noch, wie es ist, Hunger zu haben und zu frieren“, erinnert sich ein 85-Jähriger aus dem Hohenlohekreis an den 2. Weltkrieg zurück. Damals war er ein kleiner Junge, als Deutschland nicht nur Kriegspartei war, sondern kriegsführend.

Trauma in der Kriegsgeneration steigt wieder hoch

Ein Trauma steigt in diesen Wochen in vielen Köpfen derer hoch, die in einem ähnlichen Alter sind wie der 85-Jährige. Ein Kriegstrauma, das man nie vergisst. Wie es ist Hunger zu leiden, zu frieren, wie es ist, wochenlang im Bunker zu sitzen, wie es ist, wenn Bomben fallen, das wissen hierzulande nur noch die wenigsten. Zum Glück. Aber eben diese Wenigen haben deutlich mehr Angst vor dem Krieg in der Ukraine nun, weil sie wissen, was es heißt, im Krieg zu sein. Und Deutschland, Arm in Arm mit den anderen europäischen Staaten, ist auf dem besten Wege dorthin.

Deutschland im Krieg

Wer Waffen liefert, Panzer, Munition und Geld, nimmt nicht nur Anteil am Schicksal der leidenden ukrainischen Bevölkerung und hilft mit humanitärem Engagement, sondern ist aktiver Kriegsteilnehmer. Nur will das derzeit anscheinend noch keiner wahrnehmen.

„Wir sollten das Risiko, das wir eingehen, nicht unterschätzen“, sagte Adam Tooze gegenüber dem Spiegel unlängst in einem Interview. Der britische Wirtschaftshistoriker erklärt: „Mich erinnert das Vorgehen des Westens ein wenig an Anfang 1941. Damals haben die USA noch nicht am Weltkrieg teilgenommen, aber Großbritannien und anderen Gegnern der Achsenmächte kriegswichtiges Material geliefert. Hitler hat das nicht akzeptiert und den USA den Krieg erklärt.“

Hitler hat das nicht akzeptiert

So sehr die europäischen Staaten und die NATO immer wieder nach aussen beteuern, die Ukraine lediglich im Krieg zu unterstützen, aber selbst nicht aktiv teilzunehmen, desto lächerlicher wirkt es angesichts der rollenden Panzer auf Deutschlands Autobahnen. Ursula von der Leyens Zeichen nun, der Ukraine schnellstmögliche EU-Beitrittshandlungen zu gewähren, löscht vermutlich auch nicht den Flächenbrand, sondern gießt noch zusätzlich Öl ins Feuer. Wladimir Putin wird es als eine weitere Provokation auffassen. Bleibt zu hoffen, dass er nicht schon bald als Antwort anderen Staaten den Krieg erklärt – und wenn es „nur“ in Form eines Energiestopps wäre.

Es würde verdammt kalt werden. Sind wir dazu wirklich bereit?

Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann




Wo können wir hin?

Derzeit leben sie in Niedernhall. Die Eltern mit ihren vier Kindern sind vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Eines ihrer Kinder, ihre Tochter, ist schwer behindert. Niedernhall ist nur eine Übergangslösung. Zum einen sucht die Familie nach einer behindertengerechten, barrierefreien Unterkunft. Zum anderen habe sie für die Tochter auch die Therapiekatze mit im Gepäck. Sie brauchen also eine Unterkunft, in der eine Katze erlaubt wäre.

Wer der Familie helfen kann, darf sich gerne an die Redaktion GSCHWÄTZ wenden. Wir leiten den Kontakt weiter. Telefon: 07940/93 555 7. WhatsApp: 0172/68 78 474. Mail: info@gschwaetz.de


Eine Mutter mit zwei Kindern sowie die Eltern der Mutter suchen ebenfalls eine Wohnung im Hohenlohekreis. Die Familie hat einen Hund. Wer hier weiterhelfen kann, darf sich ebenso gerne an die Redaktion GSCHWÄTZ wenden.




Jeder Kindergeburtstag besser organisiert

„Die Flüchtlinge brauchen erst einmal Ruhe“, hießt es bei der Vorstellung der Bewältigung der Flüchtlingsströme an der Kreistagssitzung. Allein an diesem Satz merkt man, wie weit das Landratsamt von dem Tagesgeschehen rund um das Eintreffen der ersten Flüchtlinge von den Aufnahmestellen in Baden-Württemberg ins ehemalige Krankenhaus Künzelsau entfernt ist.

Die Ukrainer:innen wollen weitermachen

Denn wer, wie etwa die Ehrenamtlichen, derzeit täglich nach den Flüchtlingsmamas und ihren Kindern im ehemaligen Krankenhaus schaut,  sie bei Alltagsfragen unterstützt, bei Behördengängen begleitet, nebenher auch noch Kontakt mit den Familien hat, die nicht im Krankenhaus untergebracht sind, sondern verstreut im Hohenlohekreis, der weiß, dass die Ukrainer:innen kein Volk sind, dass sich erst einmal nach einem Sabbatical sehnt. Was sie brauchen sind oftmals in erster Linie Basisdinge: Wasser, Kleidung, Babynahrung, Tiernahrung für ihre Hunde und Katzen, die sie nicht selten auf ihre Flucht mitgenommen haben. Danach: eine Wohnung, Arbeit, Schule für ihre Kinder, einen Kindergartenplatz. Sie wollen weitermachen, sie lassen sich nicht unterkriegen. Sie möchten in keinem Fall lethargisch auf ihren Zimmern wochenlang sitzen.

Entwicklungen kamen auch für die Lokalpolitik eigentlich nicht völlig unerwartet

Zahlreiche Ehrenamtliche aus dem Hohenlohekreis haben sich bereits gemeldet und ihre Hilfe gegenüber der Stadtverwaltung Künzelsau und des Landratsamtes angeboten. Das geht vom Dolmetschen über Sachspenden bis hin zu Betreuung der Flüchtlinge. Sie alle sind startbereit, sie möchten helfen. Aber wie so oft stolpern sie dabei bereits zu Beginn der nun heranrollenden Flüchtlingswelle über zahlreiche bürokratische Hürden – und das, obwohl der Krieg nun bereits seit 5 Wochen dauert und man die Entwicklungen hätten kommen sehen und sich dementsprechend auch in den Ämtern rüsten hätte können, planen, vorbereiten. Nun schaut es derzeit eher so aus, wie wenn die Planungen jetzt erst beginnen – nachdem die ersten Flüchtlinge bereits da sind und viele weitere bald folgen werden.

Deutschlands Bürokratie

Mit einem Satz hat das Landratsamt bei der Vorstellung des Flüchtlingsmanagements bei der Kreistagssitzung in Weißbach absolut Recht: Es herrscht derzeit noch ein absolutes Verwaltungschaos. Die Vermittlung von Privatwohnungen an Flüchtlingsfamilien, die von Hohenlohern ebenfalls zahlreich angeboten wurden, scheitert teilweise an Unwissenheit der Sachbearbeiter:innen (wir berichteten), an Standortproblemen, an Fragen der Finanzierung (wer bezahlt das Ganze) oder schlicht und ergreifend daran, dass die dafür vorgesehenen Wohnungs-Plattformen noch nicht fertig sind. Auch hier springen Ehrenamtliche ein und vermitteln hinter den Kulissen Wohnraum. Das Problem: Wer privat einreist, dem verweigert derzeit das Landratsamt die einfachste Möglichkeit: die Aufnahme in ein Zimmer des ehemaligen Krankenhauses Künzelsau, das derzeit als Flüchtlingsunterkunft dient. Denn: Nur wer über die Landeserstaufnahmestellen Ellwangen, Karlsruhe und Heidelberg anreist, darf hier derzeit aufgenommen werden. Wissen tut das natürlich nicht automatisch jeder ukrainische Flüchtlinge (woher auch). Logisch ist das auch nicht wirklich. Aber zumindest gibt es ein System. Das ist ja bekanntlich wichtig in Deutschland. Regeln, Ordnung. Systematische Registrierung. Diese Punkte stehen aber oft im Widerspruch mit schneller und manchmal nötiger flexibler Hilfe.

Stadtverwaltung möchte die Ehrenamtlichem im Einsatz bislang nicht finanziell unterstützen

Eine Kleiderausgabe, trotz dringenden Bitten der Ehrenamtlichen, direkt am Standort des alten Krankenhauses, also dort, wo auch die Flüchtlinge wohnen, wurde bislang nicht realisiert. Es würde damit aber den Ehrenamtlichen vor Ort einiges erleichtern.

Derzeit werden dringend benötigte kleinere Dinge für die Flüchtlingsfamilien wie ein Rollstuhl für ein behindertes Kind, Nachttopf oder Medikamente von den Ehrenamtlichen selbst organisiert und mitunter selbst bezahlt, weil oft auch die zuständigen Sachbearbeiter:innen in den Behörden mangels Zeit und Wissen nicht weiterwissen. Geschweige denn die ganzen Fahrten zu den Familien, zum Dolmetschen, zu Behörden – auch angesichts der explodierenden Spritpreise, es ist nicht nur ein Ehrenamt, sondern auch ein Drauf-Zahl-Amt.

Es wäre ein positives Zeichen an die Ehrenamtlichen gewesen

Eine Anfrage bei der Stadtverwaltung Künzelsau, ob denn nicht ein Teil der Spenden, die die Stadtverwaltung für ukrainische Flüchtlingsfamilien bei den Künzelsauer Einwohner:innen eingesammelt wird, hierfür verwendet werden kann, wurde abgelehnt. Begründung: Das Geld diene lediglich für die Einrichtung der Wohnungen für Flüchtlinge. Schade. Es wäre auch ein positives Zeichen für das Ehrenamt gewesen und hätte sich um einen Kleinstbetrag von 100 oder 200 Euro gehandelt.

Mehr Wertschätzung für Ehrenamtliche

Am Freitag, den 01. April 2022 nun der große Pressecoup mit dem Hohenloher Landrat Dr. Matthias Neth und Vertretern der Lokalpolitik zur Eröffnung des Welcome Points für die Flüchtlingsfamilien in Künzelsau. Die Kinder der Flüchtlingsfamilien dürfen sich auf ein Spielzimmer, die Mamas auf Computerarbeitsplätze freuen. Wichtiger aber wären zunächst einmal Kleidung, Beratung, Sprache, Kontakt. Denn wer Kleidung und Nahrung hat und sich willkommen fühlt, der schaut auch gerne nach Jobs oder Wohnungen.

Es wird auch hier weiterhin stehen und fallen mit den Ehrenamtlichen, ob diese größte Flüchtlingswelle, die wir je erlebt haben im Zweiten Weltkrieg, erfolgreich gemeistert werden kann.

Das Mindeste, was hier auch die Lokalpolitik leisten kann, ist die Wertschätzung und Unterstützung dieser bedeutsamen Arbeit.

Treffen

Am Donnerstag, den 07. April 2022, 09 Uhr, ist ein großes Treffen zwischen hauptamtlichen Mitarbeiter:innen von der Stadt Künzelsau und dem Landkreis sowie mit allen interessierten Ehrenamtlichen im ehemaligen Krankenhaus in Künzelsau geplant, um sich künftig besser abzusprechen sowie eine sinnvolle Struktur zu schaffen.

Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann




„Solange man redet, schießt man nicht“

Diverse lokale, politische und kirchliche Vereine hatten am Freitag, den 18. März 2022, zu einer Friedensdemo für die Ukraine nach Künzelsau gerufen. Rund 100 bis 200 Menschen (laut eigenen Schätzungen) sind diesem Ruf, teilweise mit Friedensplakaten, gefolgt.

Dekan Kuhbach tut sich schwer mit friedlicher Gegenwehr

Als Redner sprachen unter anderem Ingo Kuhbach vom katholisches Dekanat Hohenlohe und Dekanatsjugendseelsorger Gerold Traub.

Am 24. Februar 2022 [Offizieller Beginn des Ukraine-Krieges, Anm. d. Red.] dachte er, er wache in einer falschen Welt auf, erinnert sich Dekan Ingo Kuhbach. „Der Krieg von 2015 [Syrien] war damals weit weg. Dieser Krieg jetzt ist nicht mehr ganz so weit weg.“ Rund 1.000 Kilometer seien es bis zur Ukraine, „das ist nicht wirklich weit“. Viele Menschen, vor allem ältere Mitbürger:innen, hätten nun Angst. Manche Menschen hätten ihn aber auch angesprochen und gesagt: Wie wäre es, wenn die Menschen dort nicht kriegerisch antworten würden, sondern mit Blumen entgegenlaufen würden.“ Davon hält Kuhbach nicht sonderlich viel. „Ich gebe zu, ich muss da schlucken. Ich kann solche pazifistischen Gedanken durchaus irgendwie verstehen. Aber mein Verstand sagt mir auch: Wenn die Menschen wirklich so dem Aggressor begegnen würden, dann hätte die russische Propaganda Recht, die sagt, sie werden mit offenen Armen empfangen.“ Und doch denke er, in diesem „Wunschdenken“ stecke etwas, drin, was man nicht ganz beiseite schieben sollten, nämlich, den stillen Widerstand gegen Krieg anders zu leben. Wir können das jetzt hier zum Glück in Freiheit tun. In Russland und in Belarus ist das nicht so einfach möglich. Es gibt überalle gerade Friedensgebete und Kerzen. Vielleicht wäre es gut, wenn wir jeden Tag für eine kurze Zeit eine Kerze anzünden und ein Friedensgebet sprechen und somit gute Gedanken den Menschen schicken, die sich gerade einsetzen für Frieden.“

„Bringt beten überhaupt etwas?“

„Kirchen organisieren Friedensgebete und viele fragen sich: Bringt beten überhapt was?“, fragt Gerold Traub. Ganz nüchtern betrachtet „schützt mein Gebet nicht vor Bombenangriffen“, sagt Traub nüchtern. „Es verschafft Flüchtenden keine Unterkunft und mein Gebet wird auch die Meinung von Wladimir Putin nicht verändern. Hilft reden denn überhaupt was? Anna-Lena Bearbock hat, bevor es eskaliert ist, gesagt: ,Solange man redet, schießt man nicht.‘ Aber alleine durch Reden wird kein hungriger Mensch satt und auch Krankheiten verschwinden nicht aus dieser Welt. Aber die Einstellung von Gesprächspartnern zueinander kann sich verändern. Wir haben die letzten zwei Jahre auch in einem anderen Zusammenhang [Corona, Anm. d. Red.] erlebt, wie Beziehungen zerbrechen können, wenn ich nur meine eigene Wahrheit als die alleinige Wahrheit nehme. Im Gespräch können wir uns wieder annähern, obwohl wir ganz anderer Meinung sind.“ Wichtig sei es, dass man einander wieder zuhöre.

1.000 Kraniche für den Weltfrieden und ein langes, gesundes Leben

Nicola, eine Sprecherin für Fridays for future hielt die Auftaktrede, in welche sie dazu unter anderem zu einer Aktion aufrief, die auch von der Stadtverwaltung Künzelsau unterstützt wird: innerhalb der nächsten zwei Wochen 1.000 Kraniche für die Ukraine zu basteln.  „In Japan und China gelten sie als Glücksbringer, nach dem Zweiten Weltkrieg als Symbol des Friedens. Bei der Aktion falten Städte mindestens 1.000 Kraniche und schicken sie danach an die Vereinten Nationen nach Genf oder New York als Zeichen des Friedens. Warum 1.000? Nach alter japanischer Weisheit soll das falten von 1.000 Kranichen ein langes und gesundes Leben garantieren.“

Auch Spenden sammelten die Organisatoren an dieser Demo ein. Ein Teil davon soll an die Stadtverwaltung gehen, die die Spenden für die Geflüchteten hier vor Ort verwenden will. Mit einem anderen Teil soll das Deutsche Rote Kreuz unterstützt werden.

Zwischen den einzelnen Reden gab es Liedeinlagen, unter anderem Imagine von John Lennon durften die Demoteilnehmer hören.

 

 




Krieg bekämpft man nicht mit Krieg

Am Tag 17 oder 18 (hier sind sich die führenden deutschen Nachrichtenmedien nicht ganz einig) des Ukraine-Krieges werden auch wir in Europa und Deutschland wieder bombardiert – bombardiert mit Nachrichten über den Teufel infernale, Wladimir Putin, und seine vermeintliche Großmannssucht, in dem er sich nun am liebsten nicht mehr länger nur die ostukrainischen Gebiete, sondern das ganze Nachbarland einverleiben möchte -und am besten noch die Nachbarländer Polen und Belarus. Die Angst geht um vor einem einzigen Mann.

Wir können nichts, aber auch rein gar nichts für diese prekäre Lage, oder?

Gibt man in Google „Ukraine“ ein, kommen melden von russischen Bombardements auf Kinderheime, von einem russischen Luftangriff auf das internationale Zentrum für Frieden und Sicherheit in der Ukraine, man liest über krebskranke Kinder, die ausser Landes gebracht werden müssen und vor allem von, wie der Spiegel nun seiner dritten erschienen Ausgabe auf dem Titel stehen hat, „Putins Krieg“. Wir sind ja, puh, welch Erleichterung, komplett raus aus diesem Kriegsgeschehen, wir alle im Westen sind lediglich stille, entsetzte Beobachter, die lediglich humanitäre Hilfe leisten für alle ukrainischen Flüchtlinge, die nun Richtung Westen, zu uns fliehen. Wir können nichts, aber auch rein gar nichts für diese prekäre Lage, oder?

Irgendetwas scheinen wir verschlagen zu haben im glorreichen Westen, meinen Sie nicht auch?

Wenn man unseren westlichen Nachrichtenmedien Glauben schenken darf, dann ist das so. Aber, ich muss Sie enttäuschen, liebe Leser:innen. So einfach und schwarz-weiß ist unsere Welt leider nicht gestrickt. Auch wir sind nicht nur die Guten, nie gewesen. Die Auseinandersetzungen in der Ostukraine gibt es bereits seit einigen Jahren, Beobachter vor Ort sagen, seit 2014. Es gibt dort tatsächlich Menschen, die sich mehr Russland zugehörig fühlen als zu Europa, die darum kämpfen, dass die beiden Gebiete in der Ukraine unabhängig werden. Das glauben Sie nicht? Dürfen Sie aber ruhig. Nicht jeder auf diesem Planeten möchte zum Westen dazugehören. Wir stellen mit den Amerikanern und Kanadieren lediglich 17 Prozent der gesamten Weltbevökerung. Russland, Indien und China, die sich recht gut verstehen, vertreten wesentlich mehr Menschen, haben mehr Geld in ihrer Hand und sind atomar wesentlich besser „gerüstet“. Irgendetwas scheinen wir verschlafen zu haben im glorreichen Westen, meinen Sie nicht auch?

Wir liefern Menschen, Waffen und Geld für diesen Krieg, während wir offiziell für Frieden werben

Täglich werden wir indoktriniert durch unsere Leitmedien, wie gut der Westen ist, wie „böse“ Putin, gleichzeitig liefern wir Menschen, Waffen und Geld, um diesen Krieg zu unterstützen, während offziell unsere politische Premium League für Frieden wirbt. Die Nachrichtenmeiden sagen, es gibt keine gesicherten Informationen aus der hart umkämpften Ukraine mehr, weil viele Journalisten nicht mehr im Land sind, gleichzeitig berichten wir von Bomben auf Krankenhäusern und Kinderheime. Wir hören von der Ukraine A und wenn wir auch russische Medien rezipieren würden, würden wir wiederum B, einer komplett anderen Wahrheit begegnen.

Welche Wahrheit ist nun richtig?

Während im Westen die Panik vor einem atomaren Dritten Weltkrieg umgeht, sagt der russische Aussenminister im Fernsehsender Phoenix, dass das A-Wort zuerst westliche Politiker:innen in den Mund genommen hätten  und Russland mit Sicherheit diese Grenze nicht überschreiten werde. Ja, welche Wahrheit ist nun richtig?

Auch der Westen sendet extreme Signale, dass er bereit ist für diesen Krieg

Auch der Westen sendet extreme Signale, dass er bereit ist für diesen Krieg. Denn was soll Russland denken, wenn Deutschland von heute auf morgen 100 Milliarden Euro locker macht, um di Bundeswehr wieder fit zu kriegen? Eine Abschreckung für Wladamir Putin ist das sicherlich nicht, sondern ein Zeichen, dass wir schlicht bereit sind für einen Krieg, anstatt die 100 Milliarden zu nehmen und in humanitäre Hilfe angesicht der Katastrophe für 45 Millionen Ukrainer zu stecken – und vielleicht noch für einen zügigen Erneuerbaren-Energien-Ausbau, um nicht mehr so immens abhängig von russischem Erdgas zu sein. Aber, wir erinnern uns, warum Nord Stream 2 gebaut wurde: Wollten wir uns nicht ursprünglich weniger abhängig machen von einem Despoten namens Donald Trump?

Mit wehenden Fahnen in den Untergang

Offenbar haben alle führenden Politiker:innen noch nicht begriffen, dass man Feuer nicht mit Feuer bekämpft und dementsprechend nicht mit Krieg. Deutsche Pamzer rollen wieder. Und werden das Leid nicht mindern, sondern vergrößern. An unseren Händen klebt jetzt schon mehr Blut, als uns lieb ist. Ziehen wir nicht auch noch mit wehenden Fahnen in den Untergang.

Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann




„Ich bewundere den Mut des ukrainischen Volkes“

In der Ukraine herrscht Krieg. Hunderttausende Menschen flüchten, Familien werden auseinandergerissen, Männer bleiben im Land, um ihre Heimat zu verteidigen, Frauen und Kinder nehmen tagelange und aufreibende Wege durch die winterliche Kälte in sichere Länder auf sich. Sie alle erfahren Leid, Tod, Zerstörung und einen übermächtigen Gegner, der zu allem bereit ist. Ich bewundere den Mut und die Entschlossenheit des ukrainischen Volkes, das ihr Land und – auch unsere – Werte von Freiheit und Demokratie verteidigt.

„Wichtig ist uns, schnell und unbürokratisch helfen zu können“

In Öhringen sind bereits Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Sie haben zunächst Zuflucht bei Familien und Freunden gefunden. In Öhringen leben dauerhaft 46 ukrainische Mitbürger:innen. Sie sorgen sich um ihre Familien und Freunde. Ihnen sei unsere Hilfe und Unterstützung gewiss. Im heutigen Krisenstab haben wir entschieden, unsere Stadt gezielt auf die Ankunft von Geflüchteten vorzubereiten und die notwendige Infrastruktur zu schaffen. Wir sind bei allen Vorkehrungen auch in enger Abstimmung mit dem Landratsamt. Wichtig ist uns, schnell und unbürokratisch helfen zu können. Unser Team der Flüchtlingshilfe steht für Beratung rund um Ankunft, Formulare und Rechte bereit. Unser Ordnungsamt kümmert sich um die Unterkünfte. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, hier brauchen wir auch ihre Mithilfe. Sollten sie private Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung haben, melden sie sich bitte bei unserem Ordnungsamt, Herrn Frank Stransky.

„Wir stehen selbstverständlich in engem Austausch mit Stadtpräsidentin Sabina Nowosielska aus unserer polnischen Partnerstadt Kędzierzyn-Kożle“

Dass Öhringer:innen helfen wollen zeigt sich in all den Anrufen und Angeboten, die uns in den letzten Tagen erreicht haben. Hilfe macht nur Sinn, wenn sie wirklich dort ankommt wo sie gebraucht wird. Die notwendige Infrastruktur wird derzeit von lokalen Akteuren aufgebaut. Informieren sie sich bitte in der Tagespresse und im Internet über lokale Spendenaktionen. Sachspenden können an das Landratsamt, Amt für Ordnung und Zuwanderung, gemeldet werden. Geldspenden sind bei dem Spendenkonto von „Aktion Deutschland Hilft“ willkommen.

„Niemand will Krieg“

Wir stehen selbstverständlich in engem Austausch mit Stadtpräsidentin Sabina Nowosielska aus unserer polnischen Partnerstadt Kędzierzyn-Kożle. Dort sind mittlerweile 300 Ukrainerinnen und Ukrainer angekommen. Polen hat über 300.000 Geflüchtete aufgenommen. Sabina Nowosielska arbeitet seit Tagen mit ihrem Team und vielen polnischen Ehrenamtlichen unter vollstem Einsatz daran, eine solide Infrastruktur für die ankommenden Geflüchteten aufzubauen. Der Landkreis ist auf rund 5.000 Ankommende vorbereitet. Strukturiert und konzentriert werden ausreichend Hygieneartikel, Kleidung und Nahrungsmittel an einem Sammelpunkt gelagert. Es gibt Koordinatoren für den Landkreis und für die Gemeinde. Die ärztliche Versorgung ist sichergestellt. Heute ist eine neunköpfige polnisch-stämmige Familie in Kędzierzyn-Kożle angekommen, die wieder dauerhaft in Polen leben wird. Wir haben unserer Partnerstadt unsere vollste Solidarität und Hilfe angeboten. Die Stadt Kędzierzyn-Kożle hat ein Spendenkonto eingerichtet. Das Geld wird für die Unterstützung der Geflüchteten in der Stadt verwendet. Sollten Sachspenden gebraucht werden, stehen wir und viele Freiwillige aus Öhringen bereit, einen Warentransport einzurichten.

Unsere Pflicht ist es, sich mit der Ukraine solidarisch zu zeigen.

Demokratie, Freiheit und Frieden sind keine Selbstverständlichkeiten. Niemand will Krieg. Unsere Pflicht ist es, sich mit der Ukraine solidarisch zu zeigen.

Kontakt

  • Bei Fragen und Angeboten zu Unterkunftsmöglichkeiten: Frank Stransky, Ordnungsamt Öhringen, Tel.: 07941-68220, E-Mail: Frank.Stransky@oehringen.de
  • Bei Fragen zur Integrationsberatung (Leistungen, Dokumente, Formulare): Hans-Jürgen Saknus, Integrationsmanagement Stadtverwaltung, Tel.: 07941-68217, E-Mail: Hans-Juergen.Saknus@oehringen.de
  • Spenden: „Aktion Deutschland hilft“, IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600, Betreff „Nothilfe Ukraine“
  • Direkte Spenden an unsere Partnerstadt Kędzierzyn-Kożle für die Unterstützung der dortigen Geflüchteten: BNP Paribas Bank Polska S.A., IBAN: PL58 1600 1462 1029 8069 5000 0002: Stichwort: POMOC UKRAINA.
  • Ehrenamtshilfe: Wer ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich an Sonja Schäfer im Amt für Kreisschulen und Bildung wenden. Sie ist Ansprechpartnerin zur Koordinierung von ehrenamtlichem Engagement in der Integrations- und Flüchtlingshilfe im Hohenlohekreis, Tel.: 07940 18-1921, E-Mail: Sonja.Schaefer@hohenlohekreis.de
  • Sachspenden: Sachspenden nimmt das Amt für Ordnung, Zuwanderung und Recht per E-Mail entgegen: OrdnungundZuwanderung@hohenlohekreis.de. Die Angebote werden zunächst gesichtet und falls Bedarf besteht, erfolgt eine Rückmeldung.



„Für die spontane Bereitschaft der Menschen vor Ort, die Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen und sich um sie zu kümmern, sagen wir herzlichen Dank“

Nach Erkentnissen der Stadtverwaltung Künzelsau sind bislang (Stand: Montag, den 07. März 2022), bislang 14 aus der Ukraine geflüchtete Personen zurzeit in Künzelsau untergebracht. Sie werden von städtischen Mitarbeiter:innen, Mitarbeitern und auch von Ehrenamtlichen betreut. Das geht aus einer Presseantwort auf eine GSCHWÄTZ-Anfrage an die Stadtverwaltung hervor. „Für die spontane Bereitschaft der Menschen vor Ort, die Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen und sich um sie zu kümmern, sagen wir herzlichen Dank“, so Elke Sturm, Pressesprecherin der Stadt. „Das ist eine großartige Geste.“

Gebäude, Wohnungen oder einzelne Zimmer

Das für Integration zuständige Team im Künzelsauer Rathaus steht den Geflüchteten zur Seite und unterstützt bei dem, was an ihrem Zufluchtsort auf sie zukommt. Eine Übersetzerin steht wiederum unserem Team zur Seite. „Auch mit den kirchlichen Trägern stehen wir in Kontakt, um einen Unterstützerkreis in Künzelsau aufzubauen“, sagt Elke Sturm, betont aber zugleich: Da noch nicht abzusehen sei, „für wie viele Menschen wir wie lange Zuflucht bieten müssen, freuen wir uns über weitere Angebote von Wohnraum in Künzelsau und den Stadtteilen.“ Das dürfen ganze Gebäude, Wohnungen oder einzelne Zimmer sein.

Lieber Geld- als Sachspenden

Sachspenden kann die Stadtverwaltung derzeit nicht annehmen nicht annehmen. Dafür ist das Amt für Ordnung, Zuwanderung und Recht beim Landratsamt der richtige Ansprechpartner. Sachspender/innen sollen sich bitte per E-Mail dorthin wenden: OrdnungundZuwanderung@hohenlohekreis.de. Die Angebote werden zunächst gesichtet und falls Bedarf besteht, erfolgt eine Rückmeldung.

Damit die Stadtverwaltung Künzelsau gute Rahmenbedingungen schaffen kann und die Versorgung der Geflüchteten bestmöglich organisieren kann, sind Geldspenden willkommen.

Wer helfen möchte, kann das auch auf diesem Weg tun und wird gebeten, folgende Daten auf der Spendenüberweisung anzugeben:

Vollständige Adresse der Spenderin, des Spenders

Empfänger: Stadtverwaltung Künzelsau
Verwendungszweck: „Hilfe für ukrainische Geflüchtete in Künzelsau“
IBAN: DE02 6225 1550 0005 0018 08
BIC: SOLADES1KUN, Sparkasse Hohenlohekreis

Eine Spendenbescheinigung kann von der Stadtverwaltung ausgestellt werden. Das Geld wird verwendet für Dinge des täglichen Bedarfs, Lebensmittel und die Unterbringung der Geflüchteten generell.

Wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine mussten bereits mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine fliehen. Viele suchen in Polen, Ungarn, Moldawien oder in der Slowakei Schutz. Das berichtet der Mediendienst Integration.