Gemeinderat ist sich einig: Das Krankenhaus darf vorerst nicht abgerissen werden
In der Sitzung vom 18. Oktober 2022 hat der Gemeinderat einstimmig einen richtungsweisenden Beschluß zur Zukunft des Geländes, auf dem das Krankenhausgebäude steht, gefaßt: Für das rund 1,7 Hektar große Areal, das neben dem Krankenhaus und dem Medikün auch unbebautes Gelände enthält, wurde eine Veränderungssperre erlassen.
GSCHWÄTZ hatte bei BBT unter anderem nachgefragt, ob schon ein Investor bereitsteht. In der umfangreichen Antwort wurden genau diese beiden Fragen nicht beantwortet. BBT bestätigte in der Antwort allerdings mehrere Gutachten, die offenbar den Gemeinderäten und der Verwaltung bisher nicht vorliegen. |
Nach dem Beschluss des Kreistags, die „Vermarktung“ des Geländes durch die Hohenloher Krankenhaus gGmbH (HK) freizugeben, hat nun die Stadt Künzelsau eine Satzung über eine Veränderungssperre beschlossen. Das bedeutet, dass die Eigentümer nun keine Veränderungen an dem Gebäude durchführen können, insbesondere ein Abriß ist damit vorläufig vom Tisch.
Städtebauliche Verantwortung und Hoheit liegt in den Händen der Stadt
Bürgermeister Stefan Neumann sieht das Gelände weiterhin als den geeignetsten Standort für ein Zentrum für medizinische Dienstleistungen in Künzelsau. „Es ist nun an uns, unsere Rechte zu wahren“, sagt er – und die städtebauliche Verantwortung liegt tatsächlich in den Händen der Stadt und nicht bei einem möglichen Investor. Ziel der Stadt Künzelsau ist es, die Flächen für gesundheitsnahe Dienstleistungen, aber auch für Wohnbebauung zu nutzen. „Um die Planung bis zur Rechtskraft des Bebauungsplans abzusichern, ist eine Satzung über eine
Veränderungssperre erforderlich“, so der Beschlußantrag.
Einmütig äußern sich alle Fraktionen in diesem Sinne. Hans-Jürgen Saknus sieht einen Umbruch in der medizinischen Versorgung und fordert, dass die bisherigen Gutachten – es gibt davon mehrere -, die die HK eingeholt haben, der Stadt Künzelsau zur Verfügung gestellt werden. Außerdem schlägt er eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe vor, die erarbeitet, was auf dem Gelände entstehen könnte.
„Heisse Luft“
Verena Löhlein-Ehrler findet deutliche Worte: „Nur Versprechungen wie heiße Luft“ habe man bisher von der Trägergesellschaft Barmherzige Brüder Trier (BBT) gehört. Auch beim geplanten Hospiz sieht sie keinen Fortschritt, dabei würde so eine Einrichtung dringen gebraucht, die nächsten Hospize seien in Ansbach, Weinsbach oder Würzburg. „Es darf nicht sein, dass der Kreis damit Geld verdient. Wir müssen nach uns schauen, sonst tuts niemand“.
„Wir müssen einen Ersatz für das schaffen, was wir verloren haben.“
Von einem „Debakel“ ums Krankenhaus spricht Boris d’Angelo. „Wir müssen selbst sehen, dass unsere Versorgung gewährleistet ist“. Er zitiert eine Studie, nach der sich die medizinische Versorgung überall dort, wo Krankenhäuser geschlossen wurden, verschlechtert hat und verweist darauf, dass viele in Künzelsau ansässige Ärzte erst im Krankenhaus gearbeitet hätten, bevor sie eine Praxis eröffnet haben. „Wir müssen einen Ort bekommen, wo gesundheitsnahe Dienstleistungen vorhanden sind“, sagt er, „einen Anlaufpunkt für die Bevölkerung, wo sich auch Ärzte austauschen. Wir müssen einen Ersatz für das schaffen, was wir verloren haben.“
Konsequenzen für Eigentümer und Investoren
Die Konsequenz ist nun, dass die Stadt Künzelsau erst einmal einen Rahmen festlegen für das festlegen muss, was sie sich auf diesem Gelände vorstellt, das ein städteplanerisches Sahnestück ist. Auch ist zu klären, welche Nutzungen das Gebäude in seiner jetzigen Form oder mit wirtschaftlich vertretbaren Renovierungen zuläßt. Jeder Investor, der das Grundstück neu bebauen will, muss seine Pläne mit den Vorstellungen der Stadt abgleichen. Ein unmittelbarer einfacher Abriss, um das Gelände einfach einem Investor unbebaut zu verkaufen, ist jetzt nicht mehr möglich. Die Stadt hat nunmehr „den Daumen drauf“, kann die Bausubstanz des Gebäudes selber prüfen und in Ruhe einen Bebauungsplan erstellen – ggf. auch in Zusammenarbeit mit einem geeigneten Investor.
Text: Matthias Lauterer