Versinken im Verpackungsmüll
Katzenfutter. Das Katzenfutter ist schuld. Gefühlt der halbe Gelbe Sack besteht bei uns, aus lilafarbenen Kunstoffbeuteln, welche jeweils die Größe einer Packung Schokolade haben. Doch das ist nicht ganz richtig. Dazwischen sehe ich unter anderem eine leere Duschgelpackung, leere Käsepackungen, leere Schoki- und Müsliverpackungen, eine leere Traubenverpackung und zahlreiche benutzte Coronatest-Kits.
Das Katzenfutter ist schuld und Checker Tobi weiß Rat
Mit diesem Gelben Sack konfrontiere ich meine Kinder und frage sie, wo sie denn Einsparungspotenzial sehen würden, damit wir unseren Kunststoffmüll reduzieren. Meine Kinder scheinen gut informiert und brauchen nicht lange zum Überlegen. Die leere Zahnpastatube könne man vermeiden, indem man „so Zahnpastatabletten im Unverpackt-Laden kauft“, erklärt mein zwölfjähriger Sohn. Von Checker Tobi aus dem Fernsehen wisse er das. Der habe auf youtube auch schon mal ein Video veröffentlicht, indem es darum ging, Plastik im Alltag zu vermeiden.
Weit und breit kein Unverpackt-Laden
Die Frage ist nur: Wo gibt es im Hohenlohekreis einen Unverpackt-Laden? Ein kurzer Blick in Google bringt die Ernüchterung. In Heilbronn, Schorndorf oder Backnang gibt es anscheinend die nächsten. „Dann fahren wir da hin“, jubeln die Kinder begeistert. Ich erkläre, dass ich das nicht sonderlich sinnvoll finde, so viele Kilometer zu fahren. Auch das ist ja nicht wirklich energie- und damit klimafreundlich.
Hofläden als Alternative im Hohenlohekreis
Wer auch diverse Unverpackt-Angebote bereithält oder auch wiederverwertete Verpackungen, das sind die kleinen Hofläden, die es bei uns im Hohenlohekreis überall gibt. Wir gehen jede Woche einmal in den Vollsortiment-Hofladen Frank in Garnberg. Bislang habe ich aber ehrlich gesagt nicht wirklich auf Verpackungen geachtet. Ich glaube, da kann man auch Reis und Nudeln unverpackt kaufen, aber mit welchen Behältnissen transportiere ich die am besten nach Hause? in Tupperdosen oder Glasbehältern?
Irgendwo zu Hause habe ich auch noch Stoffnetze in verschiedenen Größen für den Obst- und Gemüse
Irgendwo zu Hause habe ich auch noch Stoffnetze in verschiedenen Größen für den Obst- und Gemüseeinkauf. Damit spart man sich die dünnen Kunststofftüten. Kaufen kann man diese unter anderem bei Mehrweghelden.
Das Hauptproblem: An die normalen Stofftaschen denke ich ja noch, wenn ich einkaufen gehe, aber oft nicht an die Obst- und Gemüsebeutel. Im Hofladen vergesse ich konsequent, meine leeren Eierschachteln zum Nachfüllen mitzubringen. Die Bienenwachstücher an der Kasse von Frau Frank finde ich sehr interessant, nur weiß ich derzeit noch nicht, wie wir persönlich sie am besten bei uns im Haushalt einsetzen können. In Glas kaufe ich jetzt schon viel ein: Joghurt, Sahne, Milch. Das alles trägt zur Plastikreduktion bei. Es schleppt sich nur etwas schwerer damit.
Seltsames Gefühl, mit einer Tupperdose an der Metzgerstheke zu sehen
Auch die großen Supermärkte stellen immer mehr um – nicht nur auf Bio- und Demeterware. Diverse Produkte in der Obst- und Gemüseabteilung sind, etwa bei Edeka, nicht mehr in Plastik verpackt, sondern in Pappschälchen. Aber ob das besser ist als Plastik? Immerhin wollen wir auch mit unseren Holzressourcen sparsamer umgehen. Am besten, man versucht auch im Supermarkt, seine eigenen Verpackungen mitzubringen oder – zum Beispiel beim Einkauf von Bananen – ganz darauf zu verzichten. Schließlich hat diese Frucht bereits ein Verpackung. Man fühlt sich aber vor allem auf dem Land noch etwas seltsam, wenn man der Metzgerstheke steht und seinen mitgebrachten Behälter rüberreicht, damit der Metzger hier den Käse reinlegt. Aber man hat damit schon wieder eine Verpackung gespart.
Nicht nur eine Glaubens- sondern auch eine Geldfrage
Beim Katzenfutter habe ich keine wirkliche Alternative beim Einkaufen ums Eck gefunden. Im Internet kann man Katzenfutter im Glas bestellen. Ein Sechser-Set (jeweils 200 Gramm) kostet 15,54 Euro. Das reicht bei uns vermutlich lediglich drei Tage. Aber wenn ich auf die normale Supermarktverpackung schaue, sind da auch nur 12 Beutel mit jeweils 85 Gramm drin. Also eigentlich noch weniger als in den Gläschen. Dennoch: Der Preisunterschied beträgt trotzdem stolze sieben Euro zwischen der Glasverpackung der Kunststoffverpackung. Nachhaltig leben kostet, auch wenn man die anderen Produkte betrachetet, die man im Glas ansatt in Plastik kauft, oft deutlich mehr. Es ist also schon auch eine Geld- und nicht nur eine Überzeugungsfrage, wer sich solche Produkte leisten kann. Andererseits gibt es Produkte, die zwar teurer sind, dafür aber auch deutlich länger halten, beispielweise Seife am Stück anstatt Flüssigseife aus einem Plastikspender.
Nach einer Woche ist der Gelbe Sack nur noch halb voll
Schauen wir mal, wie es in unserem Gelben Sack nach einer Woche ausschaut. Es ist tatsächlich nur noch zur Hälfte gefüllt. Man muss dafür aber schon sehr gut vorbereitet zum Einkaufen gehen. Dennoch: Da geht noch mehr. Wir bleiben dran.
Neue GSCHWÄTZ-Serie: Nachhaltiger leben im Ländle. So geht‘s.
Hofläden im Künzelsauer Umland
Allein in Google sind 17 Hofläden im Hohenlohekreis gelistet, unter anderem der Hofladen Kornblume (mit sehr vielen Unverpackt-Angeboten auch etwa im Müslibereich) bei Schloss Stetten oder das Bio Eier Lädle auf dem Kügelhof. Alle Hofläden im Überblick mit Öffnungszeiten gibt es hier.
Im nächsten Teil: Dr. Sandra Hartmann testet Shampoo am Stück und plastikfreie Zahnpasta-Tabletten. Schaut, was bei der Anwendung passiert.