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„Uns war es wichtig, Sachen aus der Gegend zu haben“

„Darüber haben wir schon lange nachgedacht“, sagt Volker Bosch. Er steht in dem neuen Hofladen, den seine Familie seit dem 17. April 2020 in Laßbach betreibt. Der befindet sich direkt an der Ortsdurchgangsstraße. Ein schwarzes Schild am Straßenrand weist auf die Öffnungszeiten hin. Freitags von zehn bis 18 Uhr können die Kunden hier einkaufen.

„Das war ein ganz schönes Stück Arbeit“

Zuerst hätten Bekannte immer gesagt, das wäre doch eine tolle Idee. „Aber eigentlich geht das erst jetzt“, erzählt der 44-Jährige weiter. Schließlich haben er und seine Frau mit drei Söhnen im Alter von 13, zehn und sieben Jahren und einem landwirtschaftlichen Betrieb so schon alle Hände voll zu tun. Jetzt aber sei der Jüngste aus dem Gröbsten raus. „Also haben wir die alte Garage umgebaut“, berichtet Patricia Bosch, deren Eltern eine Getreidemühle betreiben. Gesagt, getan: Bis auf das Fachwerk wurde alles rausgerissen. „Die Bretter an der Decke haben wir durchnummeriert, abgebürstet und wieder eingesetzt – ein ganz schönes Stück Arbeit“, blickt Volker Bosch auf die zweijährige Umbauphase zurück. Alle einfache Arbeiten, die vor allem Zeit in Anspruch nehmen, wurden in Eigenleistung verrichtet. „Uns war wichtig, dass es nicht nur auf alt gemacht ist, sondern dass auch Altes erhalten bleibt“, sagt die frischgebackene Ladenbesitzerin.

„Blutwurst im Glas geht am besten“

Jetzt liegen große, beigefarbene Fliesen auf dem Boden. Die alten Balken und das Fachwerk wurden gereinigt und sind immer noch sichtbar. Sogar eine alte Türe wurde in mühseliger Handarbeit restauriert. An den Wänden stehen große Regale mit verschiedensten Mehlsorten, die Patricia Bosch aus der elterlichen Mühle bezieht. Daneben gibt es Nudeln vom Specht in Orendelsall, Secco mit und ohne Alkohol von Hans Jörg Wilhelm, Honig aus dem Jagsttal und Wein vom Weingut Karl Busch in Bretzfeld. In einem großen Küchenschrank findet man Whisky und Gin aus Schönenberg. Im Kühlschrank stehen Joghurt aus Marlach und sechs Sorten Wurst im Glas mit Fleisch von den eigenen Schweinen – die zudem noch ohne Glutamat auskommt. „Die Blutwurst läuft am besten“, sagt die 40-Jährige, die darüber selbst etwas verwundert ist.

„Das Unverpackte ist ein Experiment“

Die Bio-Eier beziehen sie aus Jungholzhausen. An einer Wand hängen große Behälter, aus denen sich die Kunden selbst Linsen aus Wachbach, Müsli oder auch Getreide abfüllen können. „Das Unverpackte ist ein Experiment“, sagt die 40-Jährige. „Verpackungen stehen ja momentan sehr in der Kritik.“ Das sei sehr interessant, denn am häufigsten habe sie bisher das Schokomüsli nachfüllen müssen.

Angebot saisonaler Ware

Im Frühsommer sollen neue Kartoffeln dazukommen, später dann eventuell Äpfel, Walnüsse oder Zwetschgen – „was es saisonal gerade so gibt“. Aber momentan bietet sie nichts Frisches wie Obst oder Gemüse an. Das Sortiment werde sich ändern, ist die Betreiberfamilie überzeugt. Schließlich stehe man noch ganz am Anfang und müsse erstmal ausprobieren, was von den Kunden angenommen werde. Was geht und wie es funktioniert. „Es wird auch immer wieder etwas hinzukommen“, sagt Patricia Bosch. So hat sie aus abgeschnittenen Zweigen von Rebstöcken Herzen für den Muttertag gebastelt und bietet sie zum Verkauf an.

„Erst jetzt haben wir gelernt, was es alles gibt“

Die Landwirte legen großen Wert auf Regionalität. „Die Ferkel beziehen wir aus Neuenstein und außerdem verfüttern wir Getreide ausschließlich aus eigemen Anbau“, sagt Volker Bosch. „Uns war wichtig, Sachen aus der Gegend zu haben“, ergänzt seine Frau. Sie wünscht sich, „dass die Leute wieder mehr Regionales schätzen würden“. Sie und ihre Familie hätten erst mit dem Laden gelernt, „was es hier alles gibt“. Patricia Bosch appelliert an die Leute: „Geht doch zum Bäcker und zum Metzger und kauft Brot und Wurst nicht nur beim Discounter“. Rückbesinnung sei wichtig, finden sie und ihr Mann.

Durchgangsverkehr als Kundenbringer

Jetzt am Anfang sei es noch schwierig einzuschätzen, wie der Laden angenommen werde. „Die Nachbarschaft kommt und viele schauen auch aus Neugier vorbei“, berichtet Patricia Bosch. Sie hätten aber in dem kleinen Ort einen „wahnsinnigen Durchgangsverkehr“ und davon möchte die Familie gerne profitieren.

Text: Sonja Bossert

 

 

Der Hofladen Kornblume bietet ein feines Sortiment an regionalen Produkten. Foto: GSCHWÄTZ

Freitags von zehn bis 18 Uhr finden die Kunden hier Honig aus dem Jagsttal oder Nudeln vom Specht. Foto: GSCHWÄTZ

Das unverpakcte Schokomüsli musste Patricia Bosch am häufigsten nachfüllen. Foto: GSCHWÄTZ

Patricia Bosch verkauft auch Selbsthergestelltes. Foto: GSCHWÄTZ