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Girls off – mit dem Campervan auf ladies tour

Noch haben Frauen am Steuer eines Campers Seltenheitswert – und in der Regel gibt es diesen Anblick auch nur in Kombination mit einem Mann auf dem Beifahrersitz, der ausnahmsweise mal nicht am Steuer sitzt und instruiert, wie Frau am besten zu fahren hat.

Mit dem Campercan Grand California von VW waren wir unterwegs. Foto: GSCHWÄTZ

Wir haben es dennoch gewagt und haben als Mädchen einen Campervan gemietet, um damit ein wenig Klein-Europa zu erkunden.  Bei der Auswahl war es uns wichtig, wegen des Handlings kein allzu großes Modell für den Start zu wählen, sondern am liebsten einen umgebauten Bus, einen Multivan California etwa, die derzeit sehr beliebt bei jungen Pärchen auf Reisen sind. Da aber auch eine Dusche und ein WC mit an Bord sein sollten, wurde es letztendlich ein VW Grand California – mit immerhin knapp 6 Metern Länge und stattlichen 3,20 Meter in der Höhe. Wir mieteten das Modell übers Internet bei Off Campers (früher: Camper boys), die mehrere Standorte haben, unter anderem in Ostfildern (Stuttgart). Camper off hat eine eigene App mit zahlreichen Erklärvideos zu den einzelnen Fahrzeugen und deren Technik und Benutzung (Toilette, Markise, Herd, Heizung, Wasser etc.). Damit fühlte man sich schon vorab als technischer Anfänger, was Wohnmobile angeht, gut vorbereitet.

Technische Angelegenheiten wie die Bedienung von Strom, Gas, Heizung, Herd und Kühlschrank sind bei dem umgebauten Bulli ein Selbstläufer. Foto: GSCHWÄTZ

Bei der Übergabe ging ein Mitarbeiter nochmal alle technischen Dinge mit einem durch. Dabei haben wir noch ein zusätzliches Versicherungspaket für 179 Euro mit 0 Euro Selbstbeteiligung anstatt 1.500 Euro (im Falle eines Totalschadens etwa) gebucht – was wir aber letzten Endes nicht gebraucht haben, da alles problemlos lief – keine abgefahrener Spiegel, Streifspuren oder ähnliches. Falls wir unterwegs technische Probleme oder einen Unfall gehabt hätten, hatten wir eine Notfallnummer von Off Camper mit an Bord. Das Fahrzeug ließ sich leicht fahren, durch die insgesamt vier Spiegel an der Fahrer- und Beifahrertüre und die Rückfahrkameras hatte man stets einen guten Überblick. Selten gab es Situationen, bei denen man sich ein kleineres Fahrzeug herbeigewünscht hätte – aber drei davon haben auch wir erlebt.

Der Klöntalersee ist ein Besuchermagnet in der Schweiz wegen seiner beeindruckenden landschaftlichen Kulisse. Foto: GSCHWÄTZ

Unser Urlaubsziel war die Schweiz – und hier ist ja bekanntlich alles etwas kleiner und schnuckeliger. Im Internet wurde von anderen Campern (!) der Klöntaler See angepriesen – ein Geheimtipp für Naturcamping. Die Landschaft dort ist wirklich beeindruckend vielfältig, da der See in einer Senke umringt von Berggipfeln liegt. Auf der einen Seite waren die Berggipfel bestückt mit grünen Tannen, auf der anderen Seite taten sich weiße Gletscherzipfel vor einem auf. Die Anfahrt zu diesem See war weniger erstrebenswert. Ohne Vorwarnung wurden die Straßen an dem immer steiler werdenden Bergmassiv immer kleiner. Knapp 6 Kilometer fuhr man teils mit Gegenverkehr auf einer Straße, die eigentlich nur Platz für ein Fahrzeug bot. Jedes Mal, wenn sich eine Kurve auftat und man um einen Bergvorsprung herumfahren musste, beteten wir, dass kein anderes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit entgegenkam und uns erst zu spät sah, denn ausweichen war aufgrund der Größe unseres Campers eigentlich unmöglich. Zum Aneinandervorbeikommen gab es an verschiedenen Stellen lediglich Ausweichbuchten.

Geheimtipp: das autofreie Weindörfchen Quinten liegt auf der mediterranen Sonnenseite der Schweiz am Walensee. Foto: GSCHWÄTZ

Der See selbst hatte bestimmt schon mal mehr Wasser gesehen. Wir waren Anfang April dort. Der Wasserstand war um mehr als die Hälfte niedriger als sonst. Wir blieben hier eine Nacht autark stehen und genossen die Stille um uns herum, da die Tourismus-Saison hier noch nicht eingeläutet war. Beeindruckende Wanderwege taten sich vor uns auf. Die Autobatterie hielt insgesamt zwei Tage problemlos durch. Um den See herum oder daran vorbei konnte man nicht fahren, da die Straße wegen Bauarbeiten zwar nicht gesperrt, aber so eng war, dass man mit einem Camper unserer Größe nicht durchkam. Also hieß es: Dasselbe enge Bergsträßchen wieder zurück. Die zwei weiteren kleinen Hindernisse, die mit unserem Campervan kein Durchkommen ermöglichten, waren einmal eine kleine Unterführung zu einem Campingplatz direkt am Schweizer Walensee. Aber hier war eine Umfahrung über eine andere Straße problemlos möglich. Dann scheiterten wir noch an einer Schranke auf einer Autobahnraststätte mit einer Durchfahrtshöhe von 2,50 Meter. Also mussten wir hier zurücksetzen und unser Fahrzeug auf den Lkw-Parkplätzen abstellen.

So lässt sich’s campen: direkt am Wasser des Walensees in der Schweiz. Foto: GSCHWÄTZ

Alles andere war kein Problem, auch in der Schweiz nicht. Bei unseren Campingplätzen suchten wir uns naturnahe Plätze entweder direkt am Waldrand oder am Wasser aus. Die Preise lagen dabei zwischen 30 und 65 Euro – jeweils mit Strom. Der Campingplatz direkt am Strand des Walensees in der Schweiz im Kanton Sankt Gallen kostete 50 Euro pro Nacht. Das Anstöpseln des Stroms an den Plätzen war kein Problem. Das mitgelieferte Kabel mi Verlängerung passte immer und in der Schweiz gab es Adapter dazu. Zum Entleeren der Abwassertanks genügt es, einen Hebel umzulegen. Entweder gab es Schächte, über die man darüber fahren musste, um das Wasser abzulassen oder Schläuche mit einem Trichter am Ende. Beide Methoden waren mühelos machbar.

Wer schon mal in Sankt Gallen ist, der darf die Tamina Therme in keinem Fall verpassen: Baden bei 39 Grad mit Ausblick auf weiße Gletscherwände. Foto: GSCHWÄTZ

Unser VW Camper war relativ neu und hatte einen kleinen Bordcomputer, bei dem man alle Füllstände (Wasser, Abwasser) abrufen konnte. Mit eine Klick konnte die Heizung mit der gewünschten Innentemperatur angeschaltet werden. Diese lief fast geräuschlos und heizte das Fahrzeug schnell auf. Man musste keine Angst haben, dass die Gasflasche irgendwann leer war, da die Standheizung über den Dieseltank lief. Da es bei uns noch relativ frisch in der Nacht war, ließen wir die Heizung die ganze Nach über laufen. Sie verbrauchte dabei so wenig Diesel, dass sich der Tankfüllstand auf dem Tacho kaum verändert hat. Die Gasflasche, die sich im Kofferraum befindet, benötigten wir lediglich für den Gasherd, der ebenfalls mit einem Knopfdruck ohne Feuerzeug angeschaltet werden konnte. Das Auf- und Zudrehen des Gashahnes wie früher war bei unserem Modell nicht mehr nötig, da die Gasflasche einen speziellen Auffahrschutz hat und bei einem Unfall dadurch nichts passieren kann.

Speziell für Hundebesitzer ist dieser Campingplatz mit Einzäunung gemacht. Direkt von dort läuft man direkt in die wundersamen Wälder des Schwarzwaldes. Foto: GSCHWÄTZ

Wir benutzten fast ausschließlich die Dusche und die Toilette im Camper. Das Frischwasser haben wir in der Urlaubswoche einmal nach zwei Tagen wieder komplett aufgefüllt, nachdem er halb leer war nach dem Duschen. Das Abwasser haben wir lediglich am Ende vor der Rückgabe komplett entleert. Die Toilette haben wir zweimal leeren müssen. Alles in allem waren die technischen Dinge absolut machbar und insgesamt wenig zeitaufwändig.

Unsere Stellplätze, die wir alle sehr empfehlen können, in einem kurzen Überblick:

# Camping mit Hund Deluxe. Im kleinen aber feinen Lynx Camp im Schwarzwald kann der Vierbeiner auch ohne Leine außerhalb vom Camper spazieren gehen, da jeder Stellplatz eingezäunt ist. Zudem gibt es einen Freilauf-Spielplatz mit Parcours für alle Hunde. Direkt am Waldrand mit Wanderwegen im Schwarzwald gelegen. Preis für uns pro Nacht an Ostern: 65 Euro. Anmeldung und Check-in geht nur online beziehungsweise autark, ist aber sehr einfach und problemlos. Ohne Vorreservierung ist eine spontane Anfahrt laut der Homepage nicht möglich. Da wir eine Toilette und eine Dusche an Bord hatten, hat es uns nichts ausgemacht. Andere Reisende bemängeln aber, dass es nur eine Dusche und eine Toilette an dem Campingplatz gibt. Es gibt hier aber einen Duschplan, in dem man sich dann einfach eintragen kann. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir dort waren, waren auch relativ wenige Camper dort.

# Camping Murg am Walensee im Kanton Sankt Gallen. Direkt am Wasser darf man hier seinen Camper parken. Einen Strand und einen Hundestrand gibt es ebenfalls. Die Aussicht ist daher grandios. Die Plätze sind alle groß genug, um neben dem Camper noch eine Markise auszufahren und Tisch und Stühle hinzustellen. Vom Walensee hat man diverse Ausflugsmöglichkeiten. Wir waren unter anderem in der Tamina Therme mit Quellwasser und atemberaubender Aussicht. Mit einem kleinen Boot konnte man vom Campingplaz auf die andere Seite des Walensees gefahren werden. Dort wartet das autofreie Weindörfchen Quinten. Hier ist das Mikroklima mediterran, was den Weinanbau und das Wachsen von Feigen- und Kiwibäumen fördert. Auch dieser Besuch hat sich in jedem Fall gelohnt. Darüber hinaus gibt es noch diverse Wandergebiete, unter anderem durch einen der größten Kastanienwälder der Schweiz. Wir haben 50 Euro pro Nacht auf diesem Campingplatz bezahlt.

# Schwarzwald Camping Altensteig. Interessant für alle Hohenloher: Begrüßt wird man, wenn man Glück hat, von einem Öhringer, der in den Schwarzwald „ausgewandert“ ist und seitdem auf dem Campingplatz arbeitet. Hier gibt es sehr viele Langzeitcamper. Die, die wie wir nur spontan und kurz quasi als Durchfahrtsetappe vorbeischneien, haben die Auswahl zwischen diversen Abstellmöglichkeiten direkt am Fluss und angrenzend an Wald- und Wanderwegen durch den Schwarzwald. Es gibt hier keine abgesteckten Parzellen, sondern große Wiesen. Der Platz kostete uns 31 Euro pro Nacht. Auch von diesem Standort kann man zahlreiche Ausflüge machen, unter anderem zu einer Rodelbahn und zum Adventure Golf. Ein netter Biergarten am Wasser und zwei Riesentrampoline für Kinder befinden sich direkt auf dem Campingplatz.

 

 




Erhebliches Risiko für geflüchtete Frauen und Kinder, Opfer sexualisierter Gewalt oder Ausbeutung zu werden.

Es gibt erste Berichte von Menschenhändlern an deutschen Grenzen und Bahnhöfen, die Frauen und Kindern Geld und Schlafplatz anbieten zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Diese Gefahr besteht auch noch, wenn die Frauen und Kinder in den Städten angekommen sind. Auch die deutsche Kriminalpolizei versucht, die ukrainischen Frauen und Kindern zu warnen.

Informationsflyer

Im Anhang stehen die Informations-Flyer für Frauen und Kinder, die aus der Ukraine geflüchtet sind, zum Thema Gefahr von Menschenhändlern. Die Informationen finden Sie auf Ukrainisch und Englisch.

Stopp – Flyer Ukrainisch

Stopp – Flyer Englisch

Der Flyer wurde von Ge-STAC erstellt. Ge-STAC steht für Germany’s Survivors of Trafficking and Exploitation Advisory Council: Deutscher Rat von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung. Dahinter stehen die Hilfsorganisation Sisters e.V. und Sandra Norak.

Pressemitteilung Landratsamt Hohenlohekreis

Flyer im pdf-Format zum Download:
Hilfe bei Gewalt für Geflüchtete
Stopp englisch
Stopp Ukrainisch 

 




Analoge Bewahrer vs. notgedrungene Digitalisierung

„So ein spannender Vortrag, es ist so kurzweilig Ihnen zuzuhören!“ und „Danke für die tollen Impulse – grandios!“ – diese beiden Chatbeiträge der digitalen Veranstaltung fassen ihren Inhalt ganz gut zusammen: Melanie Vogel, Wirtschaftsphilosophin, Unternehmerin und Initiatorin der women&work, tauchte ein in das Thema „New Work – Warum wir moderne Heldinnen brauchen“ und beleuchtete dabei, welche innere Einstellung in der neuen Arbeitswelt ein angemessenes Maß an Selbstverwirklichung verspricht.

Die analogen Bewahrer

Die neue Arbeitswelt? Hier sprach Vogel ganz konkret die Zeit seit März 2020 an – als schlagartig mehr Digitalisierung Einzug hielt und einige Widerstände gegenüber neuen Entwicklungen wie Homeoffice geringer wurden. Die einen erkennen in dieser notgedrungenen Digitalisierung sowie gewachsenen Entscheidungs- und Handlungsfreiheit eine riesige Chance und richten sich dauerhaft darauf ein, so Vogel. Auf der anderen Seite gebe es analoge Bewahrer, die die Sorge vor Entfremdung vom Team und vor ununterbrochener Arbeit zu Hause ins Feld führen. Diese würden am liebsten alle Entwicklungen der Corona-Zeit wieder zurückdrehen. Die Gesellschaft müsse nun aushandeln, wie die neue Normalität zu definieren ist, welche Tätigkeiten welche Orte für die Erbringung benötigen und wann ein persönlicher Austausch in Präsenz erforderlich ist. Gleichzeitig solle jede(r) selbst in sich hineinhören, unter welchen Bedingungen er oder sie leistungsfähig ist.

Schlüsselfragen für Frauen im Beruf

Darauf aufbauend nahm Vogel ihre Zuhörerinnen auf eine „moderne Heldinnenreise“ ohne tragische Aufopferung mit. Diese Reise beginne mit der Auseinandersetzung mit folgenden Schlüsselfragen: „Wie möchte ich generell meine Rolle als Frau ausfüllen?“, „Welche Rolle möchte ich in meinem Beruf erfüllen?“ und „Wie möchte ich im Unternehmen wahrgenommen werden?“. Dabei sei es essenziell, dass die Frauen herauskommen aus einer Opferhaltung. Statt Frauenförderung gehe es hier um Ermächtigung – Selbstmacht, Selbstverantwortung und Handlungsmacht.

Nicht Quotenfrau – sondern Pionierin

Der Vortrag mündete in einer anregenden Diskussion mit den Teilnehmerinnen. Angesprochen auf das Thema Frauenquote äußerte sich Melanie Vogel klar positiv: Sie sehe sich nicht als Quotenfrau, sondern als Pionierin. Nach einer gewissen Zeit rede niemand mehr von einer Quote.

Der Frauenwirtschaftstag im Hohenlohekreis wurde gemeinschaftlich vom Jobcenter und Landratsamt Hohenlohekreis, von der Wirtschaftsinitiative Hohenlohe, der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken, der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim sowie vom Regionalbüro Netzwerk für berufliche Fortbildung auf die Beine gestellt. Auch bei diesen Einrichtungen finden sich allerlei Inspirationen für die berufliche Selbstverwirklichung.

Pressemitteilung der Wirtschaftsinitiative Hohenlohe




„Kein Mensch braucht so eine Veranstaltung“

„Ich bin seit 50 Jahren ein politischer Mensch. Diese Problematik war vor 50 Jahren schon da und ist heute immer noch aktuell. Deswegen bin ich heute hier“, erklärt Manfred Schlegel am vergangenen Montag in der Nobelgusch-Halle in Pfedelbach. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) hat hier unter dem Motto „Weibliche Arbeit weniger wert? Hürden und Wege zur Gleichstellung“ eine Gesprächsrunde organisiert. Teilnehmerinnen sind Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier, der Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf in Heilbronn-Franken Simone Rieß und Kupferzeller Gemeinderätin Kim Alisa Wagner. Moderiert wird das Gespräch von der Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin Monika Pfau.

‚Die Oma erzählt mir etwas vom Krieg‘

„Wenn ich jungen Frauen heute erzähle, sie seien benachteiligt, dann denken die: ‚Die Oma erzählt mir etwas vom Krieg‘“, stellt Leni Breymaier klar. „Zumindest ist das so, bis das erste Kind kommt.“ Dass gesamtgesellschaftlich das Bewusstsein für Gender Pay Gap, mangelnde Betreuungsmöglichkeiten und steuerlich systematische Benachteiligung von verheirateten (in den meisten Fällen) Frauen nicht so hoch ist, wie man annehmen könnte, zeigt ein Beispiel aus Daniel Vogelmanns Alltag.

Gender gap gibt es auch heute noch

Der 36-Jährige ist Vorsitzender des SPD Ortsvereins Bretzfeld-Pfedelbach. „Sicherlich kennt ihr alle WhatsApp-Statusmeldungen. Darin habe ich vergangenen Samstag die Einladung zu dieser heutigen Veranstaltung gepostet. Rund 80 meiner Kontakte haben sich das angesehen – man kann das ja nachvollziehen, wer das war. Ich bekam tatsächlich, unerwartet, Rückmeldung von vier männlichen Bekannten. Alle etwa in meinem Alter und äußerst kontrovers: Von ‚Kein Mensch braucht so eine Veranstaltung‘ und ‚Was hast du mit Frauen zu schaffen?‘ bis ‚Gute Frauen machen auch so Karriere‘. Keine davon, bin ich überzeugt, war wirklich böse gemeint, sondern eher unüberlegt und impulsiv. Sie zeigen aber alle, wie sehr sich Männer bedroht fühlen, wenn Frauen – und Männer – einmal offen über Gleichstellung sprechen und diese auch einfordern.“

soziale Berufe: a) meistens von Frauen gemacht b) schlecht bezahlt

„Kim, du arbeitest ja selbst bei der AWO. Warum werden denn diese wichtigen Arbeiten der Fürsorge a) meistens von Frauen gemacht und b) so schlecht bezahlt?“, fragt Monika Pfau im Laufe des Gesprächs. Kim Alisa Wagner antwortet: „Also da müssen wir erst einmal in die Geschichte der sozialen Arbeit gucken. Es ist einfach von jeher der Rolle der Frau zugeschrieben, dass sie sich um die Familie kümmert. Sie ist diejenige, die erzieht und die pflegt – in ihrer Familie und über ihre Familie hinaus, also auch Nachbarschaftshilfe betreibt. Wenn wir dann später gucken: Frauen, die der bürgerlichen Schicht angehörten, die durften ja auch gar nicht arbeiten. Da war es dann anerkannt, wenn sie sich sozial irgendwo engagiert haben. Tatsächlich hat es dann erst die Frauenbewegung Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts geschafft, da etwas Schwung hereinzubringen. Sie haben darauf bestanden, dass es nicht einfach einer Frau in die Wiege gelegt ist, sich um alte und um kranke Menschen zu kümmern und die Kinder einfach so zu erziehen, vor allem, wenn die Kinder Probleme mit sich bringen, weil sie irgendwelche Benachteiligungen und Handicaps haben.Und dann haben sie sich stark dafür gemacht, dass wir eine Ausbildung für den Bereich bekommen dürfen.“

Gender Pay Gap

„Es gibt verschiedene Zahlen beim sogenannten Gender Pay Gap – zwischen 20 und sieben Prozent. Was denken Sie, woher kommt das?“, fragt Monika Pfau Simone Rieß. „Es gibt da ganz ganz viele Untersuchungen dazu“, erwidert diese. „Frauen gibt es in manchen Bereichen viele, in manchen Bereichen fehlen sie. Sie haben ja schon vorhin das Thema IT und ProgrammiererInnen angesprochen. Ich denke aber auch, Frauen fehlen in manchen Karrierestufen oder sind da unterrepräsentiert. Dann ist natürlich ein Thema, dass Frauen ihre Erwerbsbiografie für Kinder häufiger und länger unterbrechen als Männer, das spielt da auch eine Rolle. Und dann sind da noch die Themen Aufwertung von frauentypischen Berufen, sprich bessere Bezahlung und Berufswahl, Rollenstereotype. Wenn wir mal schauen: welche Berufe wählen Mädchen und Jungs. Wie sind schon diese Themen in der Erziehung angelegt, also rosa und hellblau als Stichwort. Und das zahlt da alles eben leider auf diesen Gender Pay Gap mit ein.“

„Das Ziel dieses Abends ist auch vor allem die Männer mitzunehmen“

„Das Ziel dieses Abends ist auch vor allem die Männer mitzunehmen“, erklärt Pfau. „Ich denke, es geht nur gemeinsam. Da gehe ich gleich mit der Soziologin Jutta Allmendinger, die hat ein ganz tolles Buch zu dem Thema geschrieben: Es geht nur zusammen mit den Männern. Wir müssen uns mit den Männern Gedanken darüber machen, wie wir Vollzeitarbeit definieren. Reichen nicht vielleicht 30 Stunden für beide und der Rest ist dann Kinderbetreuung und Pflegearbeit von Angehörigen? Wie kriegen wir das gemeinsam hin, dass beide zufrieden sind mit dem, was sie tun?“

Text: Priscilla Dekorsi

Daniel Vogelmann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bretzfeld-Pfedelbach. Foto: GSCHWÄTZ

Simone Rieß, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Unterfranken. Foto: GSCHWÄTZ

Kunsthistorikerin, Kulturwissenschaftlerin und Moderatorin des Abends Monika Pfau. Foto: GSCHWÄTZ

Kupferzeller Gemeinderätin Kim Alisa Wagner. Foto: GSCHWÄTZ

Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier. Foto: GSCHWÄTZ

Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier. Foto: GSCHWÄTZ

Kim Alisa Wagner (von links), Leni Breymaier, Simone Rieß und Monika Pfau. Foto: GSCHWÄTZ

Kim Alisa Wagner (von links), Leni Breymaier, Simone Rieß und Monika Pfau. Foto: GSCHWÄTZ




„Frau sitzt da mit dem Baby auf dem Schoß und macht Homeoffice – dass das nicht funktioniert ist inzwischen einfach klar“

„Kinder, Küche, Homeoffice – Frauen zwischen Ermüdung, Armut und Aufbruch“ titelt am vergangenen Donnerstag, den 18. Februar 2021, ein Polit-Talk der besonderen Art. Dafür holt die ASF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) die Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier und Kim Alisa Wagner, Zweitkandidatin der SPD Hohenlohe zur Landtagswahl, an einen virtuellen Tisch. Entgegen dem Klischee der Polit-Manier, über die Menschen, statt mit ihnen zu sprechen, glänzt die ASF mit einem offenen Micro und dem ehrlichen Versuch, die rund 35 Teilnehmer des Online-Talks einzubinden. Monika Pfau, stellvertretende Vorsitzende der ASF, moderiert das Gespräch. Es geht unter anderem um Wege aus der strukturellen Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, Erklärungen, warum Frauen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind und um ein neues Selbstverständnis der Geschlechter.

„Frauen tragen nach einer Scheidung nach wie vor das Armutsrisiko“

Breymaier stellt gleich zu Beginn des Gesprächs klar: „Frau sitzt da mit dem Baby auf dem Schoß und macht Homeoffice’ – dass das nicht funktioniert ist inzwischen einfach klar.“ Die Bundestagsabgeordnete fährt fort: „Wenn Fußballer Sonderregeln kriegen, um ihre Werbe- und Fernsehverträge zu erfüllen und die Industrie ganz normal weiter läuft, da kommt dann schon ein komisches Gefühl auf. (…) Also diese Sachen, Brot und Spiele, das läuft.“

„Fußballer kriegen Sonderregeln“

Breymaier fordert eine neue Definition von Vollzeitarbeit, die weniger Stunden umfasst als bisher. Das sei nur durch Tarifverträge zu stemmen. Außerdem plädiert die 60-Jährige für die Abschaffung der Steuerklasse 5 und von 450 Euro-Jobs.

Leni Breymaier fordert eine neue Definition von Vollzeitarbeit, die weniger Stunden umfasst als bisher

Alisa Wagner zitiert „Studien, die einhellig zu dem Entschluss kommen“, dass die geringere Bezahlung von sozialen Berufen daraus resultiere, „dass es ein Arbeitsbereich ist, der nach wie vor von Frauen dominiert wird. Es gibt auch eine Studie, die zeigt, dass es Arbeitsbereiche gibt, die sehr männerdominiert waren, wo dann ein Wechsel stattgefunden hat und eine Frauendominanz eingekehrt ist, wo es dann sogar einen Rückwärtswandel gab. Das waren besser bezahlte Jobs, die dann nach unten gefallen sind, weil sie dann frauendominiert waren. Das ist wirklich ein großer Knackpunkt in unserer Gesellschaft.“ Die 32-Jährige plädiert: „Wir brauchen auch die Männer für unseren Kampf für Gleichberechtigung. Es geht nicht darum, dass wir Frauen den Männern irgendetwas wegnehmen wollen, sondern es geht um Gemeinschaft.“

Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Berufen

„Ich mache jetzt so lange Gleichstellungspolitik“, resultiert Breymaier. „Und es geht immer in eine Richtung, es geht immer nach vorne. Es geht mal schneller, es geht mal langsamer, aber es geht immer nach vorne.“

Text: Priscilla Dekorsi

Screenshot aus dem Politik-Talk.

Screenshot aus dem Politik-Talk.

 




Frauen zurück an den Herd

Nein, das ist kein Text mit „Emanzenrumgeheule“, wie nun vielleicht man(n) etwas despektierlich äussern würde. Es geht hier nicht um die reine Selbstverwirklichung der Frau vor allem anderen – auch vor der Familie. Oder warten Sie mal. Vielleicht geht es doch ein bisschen darum in meinem Kommentar. Aber beginnen wir doch bei dem Auslöser allen Übels: bei Corona.

Harte Maßnahmen

Seit der Spanischen Grippe hat es kein Virus mehr gegeben, das die Welt zur selben Zeiten in annähernd ähnlicher Weise lahmgelegt hat wie Covid-19. Es gibt zwar bislang weit weniger Tote als bei der Spanischen Grippe, aber dafür werden länderübergreifend auch harte Maßnahmen ergriffen, um möglichst wenig Tote zu bekommen. Die Gesundheit der Menschheit steht derzeit vermeintlich an oberster Stelle.

Digitales homeschooling soll weitergehen

Um nicht neue Hotspots heraufzubeschwören, werden unter anderem Schulen monatelang geschlossen beziehungsweise nur teilweise wieder geöffnet. Angesichts steigender Zahlen und einer möglichen zweiten Welle wird viel über eine weitere Digitalisierung an den Schulen gesprochen – auch und vor allem nach den Sommerferien. Sprich: Das digitale homeschooling, der Unterricht zu Hause soll besser klappen mit besserer Ausstattung und einer besseren Vernetzung. Jede Schule kocht hier ihr eigenes Süppchen und ob letztendlich die Datenübertragung am lahmen Internet scheitert, da kann man dann noch so ein tolles individuelles Tablet zu Hause haben – geschenkt.

Kostenlose Schulungen für Eltern

Eltern wurden bereits zum Ende des alten Schuljahres angeschrieben von manchen Schulen, dass sie kostenlos eine Schulung im Bereich des digitaliserten Unterrichts besuchen dürfen. Das ist eine nette Geste. Das wird sicher viele Eltern beziehungsweise Mütter freuen, die sich seit März 2020 oft neben ihren eigentlichen Berufen dem Lehredasein zu Hause widmen. Nun auch noch Schulungen, damit das Fernlernen auch in Zukunft besser klappt. Was manche Schulen offensichtlich nicht wissen: Nicht selten wird das Fernlernen nicht durch eine digitale Überforderung der Erziehungsberechtigten gestört (im Gegenteil: hier sind viele Eltern affiner als manch ein Lehrer, der noch Arbeitsblätter abfotografiert und den Eltern in Minimalauflösung zuschickt), sondern schlicht an der fehlenden Zeit der Mütter, die sich diesem Thema häufig im Alleingang annehmen müssen, während der Ehemann seinem handelsüblichen Beruf weitergeht. Die Mütter sind es doch im überwiegenden Maße, die seit März den Spagat zwischen homeschooling, home office, Kurzarbeit und Präsenzarbeit im Büro oder an der Supermarktkasse bewältigen.

Mamis sind die Leidtragenden

Und die Firmen sind es, die dies mittragen, in dem sie die Mamis bestmöglich dabei unterstützen und gewähren lassen, obwohl es viele Berufe gibt, bei denen eine Präsenzpflicht unumgänglich und daheim arbeiten eben nicht so einfach möglich ist. Geschweige denn, dass man auch bei einem monatelangen homeoffice neben homeschooling sicherlich nicht von einem qualitativ besseren Arbeiten sprechen kann – im Gegenteil. Und da bahnt sich die nächste Frage an: Welche Firma macht das auf Dauer mit? Sind wir mal ehrlich. Wären Sie derzeit Peronsalerin, würden Sie ernsthaft Mütter einstellen, die Schulkinder haben? Vermutlich eher nicht, aus Angst, dass die Mamis bald wieder als Arbeitskräfte wegbrechen, wenn die nächste Coronawelle anrollt.

Frauen mit Schulkindern werden aus zukünfitg auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben

Ergo: Frauen mit Schulkindern sind auf dem Arbeitsmarkt derzeit vermutlich schwerer vermittelbar als Männer oder Frauen, die bereits erwachsene Kinder haben. Und das bei einer Frauengeneration mit den besten Ausbilungsabschlüssen aller Zeiten. So viel Potenzial bleibt hier auf der Strecke. Fast jeder zweite Arbeitsplatz besetzt in Deutschland eine Frau. Bereits 2002,  also vor 18 Jahren, waren von den 36,5 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland 44 Prozent Frauen (16,2 Millionen). https://www.statistischebibliothek.de/mir/servlets/MCRFileNodeServlet/DEMonografie_derivate_00000307/1021211039014[1].pdf;jsessionid=4D713E68628F2609C3F18AB127D5A338 Diese Zahl dürfte im Laufe der Jahe bis 2020 nicht niedriger geworden sein. Im Gegenteil. 2019 gab es laut dem Statistischen Bundesamt 44, 7 Millionen Erwerbstätige  https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/03/PD19_075_132.html

Drei von vier Frauen sind – Stand März 2020 –  in Deutschland erwerbstätig. Das ist der dritthöchste Wert in der EU https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/03/PD20_N010_132.html

Wie viele Arbeitsplätze können nun seit Corona nicht mehr ordnungsgemäß ausgeführt werden und werden letzten Endes auch der Wirtschaft viel Geld kosten?

Und bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit:

„Das Wohl der Kinder müsste den Frauen wichtiger sein als Karriere“, sagen manche Kritiker, wenn Mütter sich öffentlich und kritisch über die derzeitige Situation beklagen. Darum geht es aber nicht. Es geht nicht um Karriere. Es geht um arbeitende Frauen, die nicht selten sehr gut ausgebildet sind und erst wieder angefangen haben zu arbeiten, nachdem ihre Kinder in den Kindergarten kamen oder in die Schule. Wer kann denn ahnen, dass Corona kommt? Was hätten Frauen tun sollen? Reihenweise ihre Jobs kündigen, um das homeschooling zu gewährleisten? Also versuchen sie wie so wie oft im Leben: den Spagat zwischen allen Stühlen – was schlicht und ergreifend nicht gelingen kann. Erst recht nicht, wenn es noch mehr Coronawellen gibt, die Schulschließungen nach sich ziehen.

Es gilt hier letzten Endes auch die Frauen zu schützen vor einer Überforderung der Familien. Denn sie sind es, die auch bei Schulschließungen häufig noch weiterarbeiten müssen in ihrem angestammten Berufen und auch dort nicht vor Corona fliehen können.

Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann

Fast jeder zweite Arbeitsplatz besetzt heutzutage eine Frau in Deutschland. Symbolfoto. Quelle: adobe stock

Schreiben einer Schule an die Eltern bezüglich des neuen Schuljahres ab September 2020.

 

 

 




Wenn der Ehemann die Sekretärin schwängert – Liebe Frauen, seid lieber unromantisch als arm

„Jammern verändert nichts. Frauen müssen einen Lebensplan entwerfen, um sich ihre ökonomische Existenz zu sichern“, rät Helma Sick. Man solle ein Abkommen mit dem Mann finden, dass er für sie in die Rente einzahlt, denn die Frau muss schauen, wo sie bleibt, wenn die Ehe schiefgehe.

Helma Sick ist eine bekannte Finanzexpertin für Frauen, Buchautorin und Brigitte-Kolumnistin. Sick gründete 1987 eine Finanzberatung für Frauen und schildert ein Beispiel: „Der Mann erzählt, dass er jeden Monat 200 Euro für seine Frau in einem Fonds anlegen möchte, damit sie später einmal Rücklagen habe. Und wissen Sie, was seine Frau dazu gesagt hat? ‚Ach, 100 Euro reichen auch.‘ Frauen, denkt nach, was das für euch bedeutet.“

 

Frau muss schauen, wo sie bleibt

 

Zum Thema der Frauenwirtschaftstage ‚Ein Mann ist keine Altersvorsorge‘ lud die Sparkasse Hohenlohe am 18. Oktober 2019 zum Vortrag von Helma Sick ein.

„Ich als Ehemann bin ja auch direkt angesprochen. Da meine Frau und ich drei Kinder haben, meine Frau sich auch ganz bewusst für die eher klassische, nach unser beider Verständnis aber keineswegs überholte Rollenverteilung, entschieden hat und erst in den letzten Jahren wieder in Teilzeit berufstätig ist, bin ich für sie schon auch eine kleine Altersvorsorge“, erzählt Werner Siller, Vorstandsmitglied der Sparkasse Hohenlohe.

 

 Jede dritte Ehe wird geschieden

 

„Früher und auch noch in den 1970er und 1980er Jahren war die Ehe mit einem Mann eine Art Deal. Der Deal war, dass – egal, was passiert – man zusammenbleibt. Aber dieser Deal gilt heute nicht mehr, denn jede dritte Ehe wird geschieden“, leitet Helma Sick ihren Vortrag ein. Und trotzdem wählen, laut Sick, viele Frauen das Leben ihrer Mütter.

„Mein Kind ist mein Beruf und mein Mann sorgt sich um uns“, heißt es von den Frauen, schildert Sick, die seit über 30 Jahren dafür kämpft, dass Frauen von ihrem Partner finanziell unabhängig bleiben. Aber was ist mit der Rente? „Oder was passiert, wenn der Mann mit 50 seiner Frau sagt, dass er sich von ihr scheiden lässt, weil seine Sekretärin von ihm schwanger ist. Was ist dann?“, fragt die Finanzexpertin.

 

 Altersarmut von Frauen

 

Frauen verdienen weniger als Männer. Die Frauenberufe sind meist soziale Berufe und auch diese werden schlechter bezahlt. „Durch die Blauäugigkeit der Frauen stehen sie dann im Alter finanziell schlecht da“, so Sick. Viele Frauen bekämen Kinder und arbeiten später in einem Minijob, bis sie mit der Elternpflege anfangen. Somit würden sie in der Altersarmut landen. Wer einmal in einem Minijob gearbeitet habe, steige meist nicht mehr in das normale Berufleben ein. Die Kolumnistin rechnet vor: „Wer 15 Jahre lang mit einem Minijob in die Rente einzahlt, hat später eine Rente von 70 Euro.“

 

 „Das ist doch sein Vater. Er soll sich doch darum kümmern“

 

Wenn ein Pflegefall in der Familie ansteht, reduzieren Frauen ihren Job auf Teilzeit. Denn es heiße ja immer: „Die Pflege ist eine Tätigkeit, die Frauen von Natur aus können.“
„Wenn es ‚von Natur aus‘ heißt, dann heißt es, dass es teuer für sie wird“, erklärt die 78-Jährige. Sie habe immer den Film ‚Honig im Kopf‘ vor Augen, wenn sie daran denkt. Der Vater des Hauptcharakters wird dement. Die Partnerin opfert sich direkt und bietet an, dass sie daheim bleibt, um den Vater ihres Partners zu pflegen. „Das ist doch sein Vater. Er soll sich doch darum kümmern. Ich wünsche mir, dass wir den Männern nicht alles gleich nachtragen“, appelliert Sick.

 

Frauen reduzieren ihre Arbeitswoche um fünf Stunden

 

Teilzeitarbeit sei nur für zirka 70 Prozent der Frauen sinnvoll und auch nur dann, wenn die Kinder klein sind. Aber viele Frauen reduzieren ihre Arbeitswoche um fünf Stunden, sobald sie mit einem Mann zusammenziehen. Er zahle ja Miete und der Haushalt müsse ja von jemanden gemacht werden.

 

 Wenn der Ehemann die Sekretärin schwängert

 

Nach einer Scheidung müsse ein Mann auch keinen Unterhalt mehr zahlen, so wie es vor Jahren einmal war. Sick mahnt: „Auch nichteheliche Lebensgemeinschaften können bitter enden. Wenn der Partner stirbt und kein Testament zugunsten der Partnerin geschrieben wurde, geht sie leer aus.“ Und fordert auf: „Liebe Frauen, seid lieber jetzt unromantisch, als später arm.“
Eheverträge und Testamente seien wichtig. Jede zweite Frau überlebe ihren Mann und die Witwenrente – falls man verheiratet war – beträgt nur 60 Prozent der Rente des Mannes. Wenn der Mann zum Beispiel 1.600 Euro monatlich an Rente bekommen hat, entspreche das einer Witwenrente von 960 Euro monatlich.

Über 50 Besucher lauschten Sicks Vortrag. Foto: Sparkasse

 

 




Kreutzer: „Bis heute in Hohenlohe stark in der Minderheit“

Am 12. November 1918 erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Die erste Wahl, bei der Frauen ihr Recht ausüben konnten, war die Wahl zur Weimarer Nationalversammlung und fand im Januar 1919 statt. 37 Frauen von insgesamt 300 Frauen, die für einen Sitz im Parlament kandidierten, erhielten ein Mandat.
Wie sah es damals bei uns in der Region aus?

Dr. Thomas Kreutzer, Kreisarchivar des Hohenlohekreises, erzählt auf GSCHWÄTZ-Nachfrage wie sich das Frauenwahlrecht hier bei uns im jetzigen Hohenlohekreis etabliert hat: „In dem stark ländlich geprägten Gebiet des heutigen Hohenlohekreises hat es verhältnismäßig lange gedauert, bis das 1919 eingeführte Frauenwahlrecht sich dahingehend auswirkte, dass Frauen in die politischen Gremien gewählt wurden.
Aufgrund des schlechten Forschungsstandes lässt sich momentan leider nichts dazu sagen, wann die ersten Frauen in die hiesigen Gemeinderäte gewählt wurden; die Vermutung liegt aber nahe, dass dies eine ganze Weile gedauert hat. Auf der Ebene der Landkreise Öhringen und Künzelsau sowie des 1973 daraus hervorgegangenen Hohenlohekreises ist festzustellen, dass erst 1965 die erste Frau in den Kreistag gewählt wurde. Es war Marianne Mayer-Wehrstein (1915-1999), die als CDU-Vertreterin von 1965 bis 1972 dem Kreistag in Öhringen und von 1973 bis 1979 dem Kreistag im Hohenlohekreis angehörte. Erst 1979 wurde im Hohenlohekreis die zweite Frau zur Kreisrätin gewählt. Seit den 1980er Jahren gehören regelmäßig mehrere Frauen dem Kreistag an, mit steigender Tendenz, aber bis heute stark in der Minderheit.“

Gleichstellungsgesetz:
Am 01. Juli 1958 trat das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Folgende Punkte wurden damit – zumindest auf dem Papier – geändert:
Das Letztentscheidungsrecht des Ehemanns in allen Eheangelegenheiten wird ersatzlos gestrichen.
Aber die Versorgungspflicht des Ehemannes für die Familie bleibt bestehen.
Die Zugewinngemeinschaft löst die Nutzverwaltung als gesetzlichen Güterstand ab. Frauen dürfen ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen selbst verwalten. Bis dahin durften die Männer über das Vermögen der Frauen verfügen.
Die Frau hat das Recht, nach ihrer Heirat ihren Geburtsnamen als Namenszusatz zu führen.

Quellen: Kreisarchiv des Hohenlohekreises; Wikipedia