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Es geht down under

Am Wochenende wird es wieder voll in Forchtenbergs Gassen. Am 02. und 03. Juni 2023 lädt Forchtenberg zur Nacht der Keller ein.

An 13 Stationen können Besucher:innen Live-Musik genießen und oder tanzen, essen und trinken. Bekannte Bands wie keel alive spielen auf.




„Es macht einfach Spaß, hier zu sein“

Jedes Jahr am ersten Adventwochenende öffnet der Forchtenberger Weihnachtsmarkt seine Stände, für Menschen von Nah und Fern. Dabei verwandelt sich Forchtenberger immer wieder aufs Neue in eine Märchenstadt. Geschmückt mit kleinen Hüttchen aus denen die verschiedensten Gerüche strömen oder die verschiedensten Farben leuchten. Überall ist es festlich beleuchtet und man findet kleine Weihnachtsbäumchen. Da kommt doch Weihnachtsstimmung auf, oder?, möchte GSCHWÄTZ_Reporterin Cora-Lee Pusker von den Besucher:innen wissen und hat sich am Samstag, den 26. November in den kuschlig-engen Alstadtgässchen Forchtenbergs einmal weihnatlich verzaubern lassen.

Ohne Glühwein geht nix

„Naja so ein bisschen, noch nicht so ganz, aber deswegen sind wir ja hier“, sagt die 18-Jährige Melina Schneider aus Criesbach, die mit einer Freundin unterwegs ist. „Der erste Weihnachtsmarkt in diesem Jahr,“ betont ihre 17-jährige Freundin Patrizia Mertz. Die beiden sind gespannt und freuen sich auf das vorweihnachtliche Highlight. „Schauen wir mal, wie das wird.“ Geplant für das Ins-Stimmung-Kommen sind die berühmten Weihnachtsmarktgetränke: Glühwein und Punsch.

„Man merkt langsam, dass es ankommt“

Aber es gibt nicht nur Punsch und Glühwein auf dem Forchtenberger Weihnachtsmarkt, am Stand von Dieter Haag gibt es sogar noch Glühmost. Standmitarbeiterin Elena Müller beobachtet allerdings noch eine gewisse Vorsicht bei den Marktbesuchern. „Bei dem Glühmost müssen die Leute erst noch probieren ob es ihnen schmeckt, aber man merkt langsam, dass es sehr gut ankommt.“ Der Standinhaber hat seine Vorräte mit 20 Litern Glühmost ebenfalls 20 Liter beim Kinderpunsch und sogar mit 60 Litern beim Glühwein aufgefüllt. Dabei ist aber noch Kapazität da. „Wir können noch Nachschub holen, das ist kein Problem.“ Und er befürchtet das auch tun zu müssen, denn die Besucher haben Durst.

Ziegen- und Lammwürste

Nicht nur der Glühwein wird weiterempfohlen, auch wenn er ganz klar das Rennen gewinnt, sondern auch Langos und Crêpes werden von den beiden jungen Besucher:innen Maja Weber und Vilte Garnicke weiterempfohlen. Und einen ganz exotischen Tipp hörte man von dem Ehepaar Bauer aus Weißbach. Margot Bauer und Helmut Bauer schwören auf die Ziegen- und Lammwürste, die am Forchtenberger Weihnachtsmarkt verkauft werden. „Alle Jahre wieder kommen wir hier vorbei, es ist Tradition am ersten Adventwochenende.“

„Es macht einfach Spaß, hier zu sein“

Auch die Bastelstandinhaberin Petra Sell ist schon das vierte Jahr dabei. Durch Zufall kam sie dazu, denn eine Freundin von ihr wohnt in Forchtenberg, dadurch hat sich Petra Sell den Weihnachtsmarkt einmal angeschaut. „Es war gleich klar, da muss ich dabei sein.“ Und nun verkauft sie bunte Weihnachtsdekoration, kreativen Baumschmuck und riesige Origamisterne. Sichtlich glücklich berichtet sie von ihren Verkaufserlebnissen. „Es ist so toll, die vollen Gassen und die weihnachtliche Stimmung mit der ganzen Beleuchtung zu sehen. Es macht einfach Spaß, hier zu sein. Und ich habe schon viel verkauft.“

Weihnachtszucker

Ebenfalls fleißig am Verkaufen war die kleine Mila, die von ihrem Kindergarten aus bei einem Stand fleißige Helferin war. Die Fünfjährige berichtet von einer Variation aus Süßigkeiten, die sie verkauft hat. „Kekse, Mandeln, Weihnachtszucker und sogar Weihnachtsschmuck hat sie verkauft. Jetzt lässt Mila Morow den Abend mit Mama, Papa und kleiner Schwester bei Schokofrüchten ausklingen.

Taschen aus Dosenclips

Eine ganz originelle Idee hat Olivia Dusel, aus Neckarwestheim, an ihrem Stand anzubieten. Sie bastelt aus Dosenclips Taschen, Gürtel, Armbänder und weitere kreative Dinge. „alle wundern sich immer aus was das ist, dann zeige ich die Dose und dann kommt das Ah.“ Ihr Bruder war hierfür die Inspiration. Er lebte in Mexico. Ihre Schwester brachte nach einem Besuch genauso eine Tasche als Mitbringsel mit. Leider verstarb ihr Bruder, dennoch verkaufen Olivia Dusel und ihre Schwester die verschiedenen Sachen, welche sie aus Mexico bekommen. „Armbänder und Gürtel machen meine Schwester und ich inzwischen selbst.“ Die Materialien bekommen sie auch hierfür aus Mexico. „Wir kaufen die Dosenclips in Kiloware, denn die Menschen sammeln die Dosen und bevor sie diese ebenfalls in Kiloware abgeben, um Geld zu verdienen machen sie eben diese Clips ab und können diese auch noch verkaufen.“ Das hilft nicht nur den Menschen dort, sondern ist auch noch gut für die Umwelt eine spannende Sache.

Auf dem Forchtenberger Weihnachtsmarkt findet man immer wieder etwas Neues und GSCHWÄTZ ist schon gespannt was wir nächstes Jahr, neues entdecken und welche alten Weihnachtsmarkt-Hasen man wieder trifft. Denn: „Alle Jahre wieder.“

Text, Fotos & Video: Cora-Lee Pusker

 




Angeklagter: „Diese Vorwürfe sind als nichtig anzusehen“

„Ich bin der Jens“, stellt sich der Angeklagte Jens Müller* am Donnerstag, den 25. August 2020, kumpelhaft im Verhandlungssaal 2 des Amtsgerichts Öhringen vor. Ihm wird Vergewaltigung in Forchtenberg vorgeworfen (wir berichteten).

„Ich bin der Jens“

„Ich nenne Sie Herr Müller“, entgegnet die Richterin ernst und nimmt die Personalien des Beschuldigten auf. Jens Müller wurde 1953 in Rumänien geboren und lebt seit 1979 in Deutschland. sei. Auf die Frage nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung antwortet er: „Ich kann Ihnen meinen Lebenslauf vorlesen. Es sind drei Seiten – wir haben ja Zeit.“ Er habe „22 Jahre Schule gemacht“ und besteht darauf, seine Berufserfahrung im Detail auszuführen. Mit seiner beigen Hose, seinem gestreiften Poloshirt und den weißen kurzgeschnittenen Haaren sieht der 69-Jährige aus, wie ein ganz normaler Rentner. So einen, wie man ihn bei einem Senioren-Tanzabend oder beim Bingo-Spielen antreffen könnte. Doch stattdessen wird ihm vorgeworfen, in Forchtenberg in seiner Wohnung in der Nähe des Sägewerks und in seiner Schusterei, Ende der 1990er Jahre zwei jugendliche Mädchen eingesperrt, bedroht, vergewaltigt, geknebelt und geschlagen zu haben. Von 1998 bis 2000 betrieb W. ein Geschäft für Schuhreparaturen in Forchtenberg. Zum Zeitpunkt der vermeintlichen Tat, 1998, war W., aufgrund eines Radunfalls 1981, zu 100% schwerbehindert.

Zu 100 Prozent schwer behindert

Anfangs wirkt der Angeklagte noch selbstbewusst, reißt Witze und redet dazwischen. Nach der ersten Aussage einer der mutmaßlich Geschädigten, Ina Peters, ist der Angeklagte sichtlich in sich zusammengesunken, blickt mit leeren Augen in den Saal.

22 Jahre nach der Vergewaltigung Anklage erhoben

Ina Peters und Marta Wintermann waren Freundinnen. Als Ina Peters Marta Wintermann 2020, 22 Jahre nach der vermeintlichen Vergewaltigung, anruft, um sie davon zu überzeugen, sich der Klage gegen den Jens Müller anzuschließen, protestiert diese. „Sie wollte im Nachgang da nicht mit reingezogen werde und habe Streit mit ihrem Mann gehabt, weil Ina Peters sie deswegen kontaktiert und die Anzeige gestellt hat. Das sollte nicht publik werden“, erzählt Fr. B., die Familienhelferin der Familie von Ina Peters, vor Gericht.

Die Schilderung der Ina Peters nach Polizeiprotokoll ist folgende:

Forchtenberg, 1998. Ein bis zwei Wochen vor den Sommerferien. Die 15-Jährige Zeugin Ina Peters habe Schuhe in der Schusterei des Jens Müller abholen wollen. Auf einmal habe der Angeklagte die Jugendliche gegen ihren Willen umarmt, die Tür geschlossen und sie in einen Nebenraum gedrängt. Dieser sei halb unter der Erde gelegen, es habe somit keine ebenerdigen Fenster gegeben – nur Lichtschächte, durch die spärlich Licht in den engen Raum gedrungen sei. Jens Müller habe Ina Peters auf ein Sofa gedrückt, ihren Wickelrock hochgeschoben und ihr die Unterhose vom Leib gerissen. Er habe die Knöpfe seiner Latzhose geöffnet, seine Unterhose herunter gestriffen und sein Glied in die Scheide der Geschädigten eingeführt. Anschließend habe er seine Vergewaltigung ungeschützt bis zum Samenerguss fortgeführt. Die Geschädigte habe Risse und Blutungen an der Scheide erlitten. Zurück im Verkaufsraum, habe sie es geschafft, den Beschuldigten durch einen Tritt in die Genitalien für einen Moment außer Gefecht zu setzen und ihm die Schlüssel zu entnehmen. Anschließend sei ihr die Flucht durch die Ladentür gelungen.

Die Schilderung der Marta Wintermann nach Polizeiprotokoll ist folgende:

Forchtenberg 1998. Die mutmaßlich Geschädigte ist damals 16 Jahre alt.

Der erste Übergriff: Der damals 45-jährige Jens Müller habe die Familie der Marta Wintermann gekannt und diese Tatsache für seine Zwecke ausgenutzt. Er habe ihr mehrfach gedroht, ihre Familienangehörigen zu vergewaltigen und zu überfahren, um sie dazu zu bewegen, in seine Wohnung zu kommen. S. sei aus Angst, er mache seine Drohungen wahr, auf seine Forderungen eingegangen und sei tatsächlich in seiner Eineinhalb-Zimmer-Wohnung erschienen. Der Angeklagte habe Marta Wintermann mit den Worten empfangen, dass es „ja toll sei, dass sie zu ihm gekommen sei, da er so niemandem außer ihr weh tun müsse“. In den Räumlichkeiten von Jens Müller sei sie seinem Zugriff schutzlos ausgeliefert gewesen. Er habe sie auf seinem Bett in eine liegende Stellung gezwungen und ihr die Hose heruntergerissen. Anschließend habe er ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr praktiziert und ihr den Mund mit den Worten zugehalten: „Halt still, dann ist es gleich vorbei.“

Der zweite Übergriff

Der zweite Übergriff: Der Angeklagte habe Marta Wintermann in Forchtenberg abgepasst und sie mit der Drohung in sein Auto gedrängt, dass er „wisse, wo ihre Oma und ihr Opa wohnen.“ Eingeschüchtert sei sie seiner Aufforderung und ihm so in seine Wohnung im Bereich des Sägewerks gefolgt. Dort habe er ihr alle Räume gezeigt und behauptet, „dass sie nun für deren Reinlichkeit zu sorgen habe, da er in Trennung lebe.“ Jens Müller habe sie ins Schlafzimmer gezogen. Es sei ihr unmöglich gewesen, zu fliehen. Er habe sie geschlagen, mit einem Tuch geknebelt und ihr gesagt, „dass sie schreien könne, so viel sie wolle. Tagsüber sei sowieso niemand im Haus.“ Jens Müller habe der Geschädigten die Arme über den Kopf gerissen und ungeschützten Geschlechtsverkeht bis zum Samenerguss mit ihr gehabt. Anschließend habe die 16-Jährige sich waschen müssen. Danach habe er der Geschädigten erlaubt, zu gehen.

Danach habe er der Geschädigten erlaubt, zu gehen

„Diese Vorwürfe sind als nichtig anzusehen“, verteidigt sich der Angeklagte. „Das sprengt den Rahmen eines normal denkenden Menschen. Es stimmt einfach nicht.“

„Ich war ein guter Freund der Familie“

Zum Fall Ina Peters erklärt Jrns Müller: „Ich war ein guter Freund ihrer Mutter und Tante. Ich habe mich gefühlt, als ob ich zu der Familie gehören würde. Ich war wirklich bei der Familie wie daheim, es war wie meine zweite Familie. Mit der Mutter und der Tante hatte ich täglich Kontakt. Ich habe Ina Peters vielleicht in der Ortschaft mal gesehen. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht ein oder zwei Mal im Laden drin war. Vielleicht mit der Marta. Da hat die Marta glaube ich etwas abgeholt. Ich weiß es nicht mehr. Sonst habe ich sie nie gesehen. Ich habe ein Problem damit, mir diese Frau überhaupt bildlich vorzustellen.“

„schulmäßig unterstützt“

Marta Wintermann habe der Angeklagte „schulmäßig unterstützt“. Er habe auch Kontakt mit deren Mutter und Tante gehabt. „Die Großeltern habe ich öfters auf dem Weg gesehen. Das sind sehr nette und liebe Menschen. Marta ist öfter in den Laden gekommen. Sie hatte Probleme in der Schule und ich habe ihr bei ihren Matheaufgaben geholfen. Manchmal bat sie mich auch um kleinere Reparaturen. Da ging es dann mal um eine Halskette oder so. Soweit es möglich war, habe ich ihr ständig bei den Schulaufgaben geholfen. Sie war faul oder bequem in der Hinsicht.

Durch Zufall kam es dazu“, erläutert der dreifache Vater Jens Müller.

„Die Mutter war nicht so begabt“

Jens Müller führt weiter aus: „Die Mutter der Maria war nicht so begabt, als dass sie ihrer Tochter bei den Schulaufgaben helfen könnte. Wie ich vorher schon erwähnte: Ich habe ja viele, viele Schuljahre hinter mir. Mit Marta Vati habe ich auch schon gesprochen. Er hat die Marta öfter gesucht. Er war der deutschen Sprache sehr, sehr schlecht mächtig. Manchmal, wenn er sie nicht gefunden hat, dann hat er bei mir gesucht. Sie ist öfter einmal untergetaucht und hat sich versteckt.“

Das Mädchen sollte daraufhin abgeschoben werden

„1999“ sei Marta Wintermann „nach Pakistan abgeschoben“ worden, so Jens Müller. „Sie war sogar mal mit mir zusammen bei der Polizei in Öhringen und hat um Hilfe gebeten. Da hat der Polizeibeamte gesagt: ‚Es tut mir leid, da sind die Sitten so, da können wir nichts machen.‘ Da habe ich gesagt: ‚Halt mal, die ist doch hier geboren‘. Die Oma, die Mutti von ihrem Papa, war dort. Der Papa ist aus Pakistan, die Mutter aus Forchtenberg. Sie sollte dorthin zwangsverheiratet werden. Ein konkreter Auslöser ist mir nicht bekannt. Als Marta noch klein war, wurde ausgehandelt, dass sie mit einem gewissen Alter ihren jetzigen Mann heiraten wird.“ Wie sich im Laufe der Verhandlung ergibt, sei Marta Wintermann nach Pakistan geschickt worden, nachdem der Vater einen an Jens Müller adressierten Liebesbrief bei ihr gefunden habe.

Jens Müller beharrt auf seiner Version der einvernehmlichen Beziehung und des freiwilligen Geschlechtsverkehrs:

Jens Müller beharrt auf seiner Version der einvernehmlichen Beziehung und des freiwilligen Geschlechtsverkehrs: „Ich war nur in kurzer Hose. Dann ist sie gekommen. Sie kam oft vor der Schule wegen Matheaufgaben zu mir Nachhause. Sie hat angefangen mich an den Beinen zu streicheln und dann ist es halt passiert.“

Vor dem Samenerguss abgebrochen

Auf die Frage der Richterin, ob der damals 45-Jährige beim Geschlechtsverkehr mit der Schülerinn verhütet habe, antwortet dieser: „Ich selber habe immer aufgepasst, dass nichts passiert. Vor dem Samenerguss abgebrochen. Ich denke schon, dass das hilft. Ich bin aufgewachsen in einem Land, wo es keine Verhütungsmittel gab, da musste man so verhüten.“

„Ich weiß es nicht mehr“

Der Oberstaatsanwalt hakt weiter nach: „Sie als 45-Jähriger haben erkannt dass die 16-Jährige wohl was von ihnen wollen würde, weil sie mit ihrer Hand zufällig oder absichtlich Ihren Oberschenkel berührt hat? Wer hat also wen ins Schlafzimmer gebracht. Wer ist vorausgelaufen? Sie oder Marta? Und dann? Dann sitzen sie also auf diesem Schlafzimmerbett, die Marta sitzt neben oder vor Ihnen und greift Ihnen zufällig an den Oberschenkel. Wie kam es dann zum Geschlechtsverkehr? Haben Sie die Marta ausgezogen oder hat sie sich selbst ausgezogen? Was hatte denn die Marta an? Hat Sie die Maria zu sich gezogen oder haben Sie sich auf die Marta draufgelegt? Bevor es zum Eindringen kam und nachdem sie ihnen auf den Oberschenkel gegriffen hat, haben sie sich da geküsst? Haben sie sich überhaupt mal geküsst? Gab es auch Zungenküsse?“

„Ich weiß es nicht mehr“, sagt Jens Müller.

„Marta sagte: ‚Ich wurde bedroht. Ich musste das tun, was er wollte sonst würde er meiner Familie etwas antun und auch meinen Freunden’“, zitiert der Staatsanwalt aus der polizeilichen Vernehmung.

„Das ist eine Lüge“, entgegnet Jens Müller.

„Er hat mir die Hose heruntergezogen, sein Geschlechtsteil entblößt und ist dann direkt in mich eingedrungen“

„Den ersten Geschlechtsverkehr beschrieb Marta folgendermaßen“, liest der Staatsanwalt vor: „‚Er hat mich vorher nicht berührt. Er hat mir die Hose heruntergezogen, sein Geschlechtsteil entblößt und ist dann direkt in mich eingedrungen. Ich hatte sehr starke Schmerzen im Unterleib, im Scheidenbereich und auch in den Beinen wegen dem Auseinanderdrücken.’“ Weiter fragt der Jurist: „Beim ersten Geschlechtsverkehr – ist die Marta dann anschließend in die Schule gegangen?“ Jens Müller antwortet: „Normal schon. Ich habe sie nicht die Schule schwänzen lassen. Ja.“

„Er hat mich vin hinten gepackt und am Nacken ins Schlafzimmer gezogen“

„Marta sagt am Tag nach dem Geschlechtsverkehr hätte es einen weiteren Vorfall gegeben. Sie hätten ihr an der Bushaltestelle „aufgelauert“ und ihr gesagt, sie wisse, wo sie hinkommen solle nach der Schule: nämlich in die Werkstatt. Ich zitiere aus dem Vernehmungsprotokoll: ‚Er hat mir dann gesagt dass er weiß, dass meine Schwester noch in der Schule ist und dass er weiß, was sie an diesem Tag anhatte. Er kannte auch die Namen von den Freunden, von denen er wusste, dass sie sie regelmäßig besucht. Ich wusste dann genau, dass ich tun musste, was er sagt, weil er ernst machen würde.’ ‚Er hat mich von hinten gepackt und am Nacken ins Schlafzimmer geschoben. Das heißt, er hat mich an einer Hand am Nacken gepackt und mich mit der anderen Hand ins Schlafzimmer geschoben. Er hat wieder mir und ihm die Hose heruntergezogen. Ich habe dann angefangen zu schreien und er hat mir eine runtergehauen und mir dann meinen Mund mit einem Tuch zugebunden.’“

Vernehmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Die Vernehmung der mutmaßlichen Opfer Ina und Marta findet aufgrund des Opferschutzes unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da beide Zeuginnen zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt noch minderjährig waren.

Danach wird die Tante von Ina verhört, die behauptet, Ina hätte den Vorfall nur erfunden und nur aus Sicht von Marta berichtet, dass es passiert sei. Sie wisse nichts davon.

Die nächste Zeugin ist die Familienhelferin der Ina, Frau B.. Diese erinnert sich: „Wir hatten ganz normal Besuchskontakt. Wir haben uns über Geschehnisse generell unterhalten und irgendwann sagte sie Ina dann, dass es einen Übergriff auf sie gegeben habe. Sie sagte, dass das in Forchtenberg bei einem Schuhmacher gewesen sei. (…) Ich habe ihr angeboten, mich zu informieren, ob da noch etwas zu machen ist. Sie hat ein paar Tage darüber nachgedacht, ob sie eine Aussage machen will. Dann sind wir zur Polizei gegangen. Details habe ich erst in der Vernehmung richtig gehört.“

Ein ominöser Liebesbrief

Auch die Polizeihauptkommissarin Fr. T., die mit den Ermittlungen in dieser Sache beauftragt war, tätigt eine Aussage: „Ich habe mit Ina telefoniert. Am Telefon war sie sehr aufgewühlt Sie habe jahrelang gebraucht, um die Sache zu verarbeiten. Der ganze Familienfrieden sei damals den Bach runtergegangen. Vom Vater sei sie nach dem Vorfall (mit Jens Müller) nach Pakistan geschickt worden. Sie hat sich schließlich sehr ungern auf die Vernehmung eingelassen.“ Durch Vernehmungen von Zeugen sei Marta erst ins Spiel gebracht worden. „Sie (Marta) konnte zwei Fälle (zwei Missbrauchsfälle) präzise beschreiben. Es sei aber zu weitaus mehr Fällen gekommen. Im direkten Anschluss habe ihre Familie von der Geschichte etwas mitbekommen. Es gab einen ominösen Liebesbrief. Der W. Habe sie gezwungen, den zu verfassen. Der Vater habe den Brief gefunden und sie daraufhin nach Pakistan gebracht. Sie meinte, sie sei gezwungen worden, den zu schreiben. Sie gab aber keine Erklärung, warum der Liebesbrief bei ihr war.“

Zwei Missbrauchsfälle konnte sie präzise beschreiben

Die Richterin geht in ihrer Urteilsbegründung auf diesen Liebesbrief ein: „Wir haben diese Geschichte mit diesem Liebesbrief, was für mich auch irgendwie seltsam ist. Wenn er sie dazu gezwungen hat, den zu schreiben, warum ist dann der Liebesbrief bei Marta und nicht bei Herrn Müller, damit er ihn als Beweismittel in den Händen hat?“

Eine der Zeuginnen ließ sich befragen von der Gutachterin

Schließlich wird die Gutachterin, Fr. D.-H. zur Glaubhaftigkeit der Aussagen der Zeuginnen befragt. „Ich habe beide Zeuginnen angeschrieben. Mit Ina Ist ein Gespräch zustande gekommen.“, erklärt die Diplompsychologin, „Marta war nicht bereit, sich begutachten zu lassen, da das ganze schon sehr lange zurückliege und sie mit der Sache nichts mehr zu tun haben wolle.“ „Grundlage der Begutachtung“ sei „die Frage der Aussagetüchtigkeit, die Frage, wie man diese Zeugenaussage aus aussagepsychologischer Sicht einzuschätzen hat. Außerdem die Frage der Glaubhaftigkeit der Aussagen. Es geht darum, Hypothesen zu generieren, wie man diese Aussage auch anders betrachten kann, als wie von der Zeugin dargestellt.“

Hat sie sich eingebildet, das selbst erlebt zu haben?

Die Gutachterin resümiert: „Nach dem jetzigen Stand kann ich aus aussagepsychologischer Sicht nicht widerlegen, dass Ina etwas gehört hat von Marta und es verarbeitet hat, dadurch, dass sie sich eingebildet hat, das selbst erlebt zu haben. Bei jeder Befragung besteht auch die Gefahr, dass Aussagen verfälscht werden oder auch Aussagefragmente generiert werden. Je länger die Erinnerungen zurückliegen und je verschwommener diese Erinnerungen sind, umso mehr greift das Gedächtnis auch nach Strohhalmen, die angeboten werden. Je länger etwas zurückliegt, umso größeres Irrtumspotential ist in dem, was berichtet wird.

Viele persönliche Schicksalsschläge

Von Ina haben wir zu unterschiedlichen Befragungszeitpunkten unterschiedliche Berichte bekommen. Es ist nicht auszuschließen, dass sie in der Rückschau Quellen verwechselt und berichtete Erlebnisse als selbst erfahren wiedergibt. Es geht hier nicht um die Frage einer willentlichen Falschaussage, sondern es geht um die Frage, dass sie das möglicherweise nicht auseinanderhalten kann und meint, dass das so war. (…) Es lässt sich die Hypothese nicht von der Hand weisen, dass sie schon von Marta zu einem sehr frühen Zeitpunkt berichtet bekommen habe, was sie erlebt habe, und dann, nach vielen persönlichen Schicksalsschlägen, sie zu der Überzeugung gekommen ist, dass sie dieses auch selbst erlebt hat.

Ohne ihr Zutun da reingerutscht

Marta ist sozusagen völlig ohne ihr Zutun und, so wie ich das mitbekommen habe, ohne ihren Willen in das Verfahren hineingerutscht. Auch die Anzeige hat Ina ohne ihr Zutun geschalten. Sie war schon damals, als die Polizei sie befragtet, nicht aussagefreudig. Auch heute hat sie wiederholt geäußert, dass sie am liebsten ihre Ruhe haben will und mit der Sache nichts zu tun haben will. Auf der anderen Seite muss man also sehen, dass sie zwangsweise in diese Situation geraten ist. Wenn sie jetzt gezwungen ist, sich an Dinge zu erinnern, die 20 Jahre zurückliegen, kann man nicht davon ausgehen, dass eine schonungslose Offenheit vorliegt. Aus aussagepsychologischer Sicht sind deshalb subjektive Verfärbungen nicht auszuschließen. Aus aussagepsychologischer Sicht sehe ich keine Handhabe, das, was sie dazu gesagt hat, so dagegenzustellen, dass ich ausschließen kann, dass ihre Aussage durch subjektive Aspekte nicht so verzerrt ist, dass es so ist, wie sie es sehen möchte und heute darstellt. Es geht nicht darum, zu sagen, das stimmt nicht. Nur darum zu sagen, dass die Möglichkeit besteht, dass beide Zeugenaussagen nach dieser langen Zeit subjektiven Verfälschungen unterliegen.“ Im Fall von Marta gehe es darum, dass die „Frage der Freiwilligkeit im Laufe der Jahre anders interpretiert werden könnte. Es heißt nicht, dass es nicht stimmt. Ich kann es nur nicht anders widerlegen.“

Im Zweifel für den Angeklagten

Nach den Schlussplädoyers, die ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, verkündet das Gericht das Urteil: Freispruch. „In dubio pro reo“, wie die Richterin erklärt. „Es ist nicht unsere Aufgabe zu beurteilen, was ist moralisch richtig und korrekt ist, sondern zu beurteilen, ob ein Verhalten strafbar ist, oder nicht. Die Frage, die sich uns stellt, ist also: Was können wir nachweisen? Keiner geht heute hier davon aus, dass Ina oder Marta eine willentliche Falschaussage getätigt haben. Überhaupt gar nicht. Aber es gibt eben auch eine unwillentliche Falschaussage und das können wir nicht widerlegen. (…) Letztlich bleibt heute von dem, was hier heute geschildert wurde, nicht mehr so viel übrig, als dass man eine Verurteilung darauf stützen könnte. Es reicht im Endeffekt nicht aus, um die Nullhypothese zu widerlegen. So sprechen wir den Angeklagten, in dubio pro reo, frei.“

Text: Priscilla Dekorsi

*Die Namen wurden von der Redaktion geändert




„Ich merke schon jetzt, wie Balu mir Kraft gibt“

„Balu ist ein Geschenk für uns alle“, sagt Lisa Strehle* und krault den kleinen Parson Russel Terrier liebevoll am Ohr. Der Weg, wie Balu in die Familie nach Weißbach fand, ist aber eher ungewöhnlich.

Bis hin zu Suizidgedanken

Vor einigen Monaten ging es Lisa nicht so gut. Im November2021 wurde der jungen Mutter gekündigt. Danach fiel sie in ein depressives Loch. Im März 2022 folgte dann das Vorstellungsgespräch in der Tagesklinik in Künzelsau. Bereits zuvor plagten Lisa in ihrem Leben „ups and downs“, wie sie schildert. Alle drei Monate überrollte sie eine Phase, in der es ihr nicht gut ging – am Ende bis hin zu Suizidgedanken. Irgendwann sei „gar nicht mehr gegangen“, sagt sie. Ihr Freund und ihre Familie haben ihr geholfen, sagt sie. Und nun ist auch Balu da.

Schuhe und Füße mag Baku ganz besonders.

Lisas Psychologe empfahl ihr ein Hobby

Lisas Psychologe empfahl ihr ein Hobby. Zuerst wollte sie reiten. Aber das koste monatlich Geld, Sprit, Zeit. Und wenn sich wieder ein depressives Loch auftut, geht sie vermutlich einfach nicht hin. „Ich brauche etwas, das mich zwingt, rauszugehen“, sagt Lisa. Hund Balu soll sie im Alltagsrhythmus halten. Und auch ihren beiden Kindern tue das neue Familienmitglied gut. Besonders dem älteren, der an ADHS leide, sich schwerer im Alltag tue, aber dafür besonders gut mit Tieren könne, erklärt Lisa.

Zutiefst bewegt von der Geschichte

Die Hundezüchterfamilie Schief aus Forchtenberg war zutiefst bewegt von der Geschichte der Familie Strehle und entschloss sich spontan, ein Hundewelpe aus ihrem aktuellen Wurf Familie Strehle zu schenken. Lediglich die Unkosten wie etwa Impfkosten hatten diese zu tragen. Normalerweise hätte Balu 1.300 Euro gekostet. Viel zu viel für die junge Familie. Umso dankbarer sind sie daher für dieses Geschenk auf vier Beinen. „Ich denke, das hat einfach gepasst“, sagt Manuela Schief.

Seit vier Jahren Züchter

Ihr Mann Daniel Schief, der im Hauptberuf bei Bürkert arbeitet, ist seit vier Jahren Jagdhund-Züchter. Neben Deutsch Drahthaar züchtet er auch Parson Russell Terrier. „Diese Rasse ist sehr kinderlieb und gut im Wesen“, erklärt Schief. Zur Zucht kam er eher zufällig. Nachdem er und seine Frau von seinem Schwiegervater einen Parson Russell übernommen hatten, wollte Daniel Schief noch einen Deutsch Drahthaar dazu haben. Diesen hat er selbst ausgebildet, dann kam noch ein Weibchen dazu, das er ebenfalls ausgebildet hat. Seit einem Jahr hat auch seine Frau einen Jagdschein und darf die Jagdhunde damit auch ausbilden.

„Die Natur gibt einem viel Ruhe“

Im November 2021 hat Daniel Schief gemeinsam mit seinem Bruder Michael zudem noch ein kleines Jagdgeschäft im Untergeschoss seines Wohnhauses eröffnet. Hier gibt es nicht nur Hundefutter, sondern auch Katzenfutter, Nahrungsergänzungsmittel für Vierbeiner und Jagdzubehör. Seit vier Wochen ist er zudem Vorsitzender des Deutsch Drahthaar Vereins Gruppe Rhein Neckar, seine Frau wurde zur Geschäftsführerin bestellt. Im „normalen“ Leben arbeitet sie Teilzeit als medizinisch-technische Radiologieassistentin. Mit zwei Kindern und 5 Hunden im Haus wird es nicht langweilig. Aber das Schöne sei, so Daniel Schief: „Es gibt einem auch viel zurück. Die Natur gibt einem auch viele Ruhe.“

Ab der zweiten Nacht im „Kräbbele“

Derweil hat sich Balu schon sehr gut an seine neue Wohnung in Weißbach gewöhnt. Seit ein paar Tagen lebt er bei Familie Strehle. „Die erste Nacht war sehr anstrengend“, erinnert sich Manuel Gehwald*, der Freund von Lisa Strehle. Alle zwei Stunden habe Balu in seiner Hundebox auf sich aufmerksam gemacht, habe „gefinst“. Ab der zweiten Nacht durfte er daher im „Kräbbele“ bei beiden im Bett schlafen. Seitdem schlafe er durch, erzählen beide lachend. Die beiden Katzen, die ebenfalls in der Wohnung leben, habe er am Anfang gejagt, aber jetzt habe er sich auch an diese beiden Vierbeiner gewöhnt. Die sieben- und zehnjährigen Jungs von Lisa seien ganz vernarrt in Balu. Als die Familie Schief ihnen den Rabatt von rund 1.000 Euro gewährt hat, konnte Lisa Strehle es anfangs kaum glaube. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich wäre auch zum Putzen gekommen oder hätte es anderweitig irgendwie versucht, abzuarbeiten. Ich bin sehr dankbar und ich mehr schon jetzt, wieviel Kraft Balu mir gibt.“

Öffnungszeiten des Jagd- und Hundebedarfs Schief: Schöntaler Straße 28; 74670 Forchtenberg-Neuwülfingen:

Mittwoch & Freitag: 16 bis 18 Uhr; Samstag 10 bis 12 Uhr oder nach Absprache

Kontakt: info@jagdundhundebedarf.de; Internetseite: www.jagdundhundebedarf.de

Text: Dr. Sandra Hartmann

*die Namen der Familienmitglieder wurden auf Wunsch der Familie anonymisiert.




1.000 Besucher im Kocherwerk kommt aus Karlsruhe

Wenige Tage vor dem ersten Geburtstag hat das Kocherwerk – Haus der Verbindungstechnik seinen 10.000 Besucher, Thomas Gietzelt aus Karlsruhe, begrüßt. Das geht aus einer Pressemitteilung des Kocherwerks hervor.

Gemeinsam mit seiner Partnerin und Tochter radelte er über die Pfingstferien die rund 330 km des Kocher-Jagst-Radwegs mit Zwischenstation in Ernsbach. „Eigentlich sind wir auf Initiative meiner Frau hier“, sagt er verschmitzt.

Sie war es, die den Tipp mit dem Kocherwerk in einem Radreiseführer entdeckte. „Aber als Werkstoffwissenschaftler interessiert mich das Thema Schraube natürlich auch.“ Wenn er nicht gerade in seiner Freizeit radelt, arbeitet Thomas Gietzelt für das KIT – Karlsruher Institut für Technologie. Dass die ein oder andere Firma auf ihrem Weg mit Schrauben und Befestigung zu tun haben, war bekannt. Umso passender war es, dass die Familie den Weg zur „Wiege der Schraubenindustrie in Heilbronn-Franken“ gefunden hat.

Hier, an der Stelle der alten Mühle in Ernsbach, nahm die Firma L. & C. Arnold im Jahr 1898 erstmals ihre Schraubenproduktion auf. Bis heute sind aus dem Unternehmen rund 30 große und kleine Firmen der Montage- und Befestigungsindustrie hervorgegangen. Seit Juni 2021 können Besucherinnen und Besucher im historischen Gebäudekomplex rund um die Rote Mühle auf über 400 qm Dauerausstellung mehr über die Entwicklung der Schrauben- und Befestigungsindustrie in der Region Hohenlohe und Heilbronn-Franken erfahren. Die Ausstellung bietet neben Informationen, historische Ausstellungsstücke und Technik zum Anfassen für Jung und Alt. Öffnungszeiten: Mi-So von 11-17 Uhr, Eintritt frei. Mehr Informationen zu Angeboten und Veranstaltungen auf www.kocherwerk.de.

 




Forchtenberg feiert wieder

Nach zweijähriger Pause, öffnen am 03. und 04. Juni 2022 die Forchtenberger Keller wieder ihre Türen. 11 Lokalitäten laden dazu ein, nach Herzenslust zu schlemmen und dass ein oder andere leckere Getränk zu genießen.

Live-Musik – wie lange mussten wir darauf verzichten – in acht Kellern bekommen Sie wieder was auf „die Ohren“ und wir freuen uns, Ihnen ganz unterschiedliche Musik- und Stilrichtungen präsentieren zu können.

Quelle: Pressemitteilung Forchtenberger Nacht der Keller Orga-Team




Forchtenberg: Museen öffnen am Internationalen Museumstag

Im Rahmen des Internationalen Museumstags öffnen folgende Museen in Fochtenberg von 11 bis 17 Uhr ihre Türen für eine Entdeckungstour oder Führung:

Kocherwerk: Allgemeine Führung 14 Uhr, 16:30 Uhr,
// Technik Führung 13 Uhr, 15:30 Uhr
Dr. BergerHeimatmuseum: Führung 15 Uhr

Arnold Archiv: Führung jederzeit von 1117 Uhr

Kernhaus: Führungen 13 Uhr, 16 Uhr

Backhaus: Führungen 12 Uhr, 15 Uhr

Friedhofskirche: Führungen14 Uhr, 16 Uhr

Entdecken Sie bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten der Stadt
Forchtenberg und tauchen Sie ein in die Geschichte des Ortes.

Kocherwerk Haus der Verbindungstechnik

Das Kocherwerk ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins der Förderer des
Schrauben und Befestigungsclusters. Der Gebäudekomplex rund um die „Rote Mühle“ gilt als die Wiege der Schraube, denn hier wurden ab 1898 die ersten Schrauben der Firma L. & C. Arnold produziert. Ausgehend von dieser Keimzelle haben sich bis heute rund 30 Firmen mit über 10.000 Mitarbeitern herausgebildet. Entdecken Sie ein einmaliges Stück Wirtschaftsgeschichte!

Dr. Berger Heimatmuseum

Ernsbach
+ Tatsächlich die Urzelle der Industrialisierung Hohenlohes?

+ Die Heimat zahlreicher herausragender Persönlichkeiten?

+ Ort interessanter Grabungsfunde wie der Frau ohne Kopf?

+ Nofretete (fast) zum Anfassen viel näher als in Berlin?

Arnold Archiv

Die Stammfabrik von L. & C. Arnold galt um 1900 als die größte Eisenmöbelfabrik Europas. Nicht nur Krankenhausmöbel sondern auch der Biergartenstuhl Nr. 2 eroberte die Welt. Die zur Produktion notwendigen Schrauben wurden ab 1898 in Ernsbach produziert. L. & C. Arnold ist damit die älteste Schraubenfabrik in Hohenlohe und 1914 die modernste in Deutschland. Entdecken Sie die Ursprünge, Entwicklung und Bedeutung der Firmengeschichte im hauseigenen Archiv.

Kernhaus

Das Kernhaus in Forchtenberg zeigt den Besucher*Innen Heimatgeschichte, eine Übersicht über die Werke der Künstlerfamilie Kern, Erinnerungen an Hans und Sophie Scholl sowie handwerkliche Geräte.

Backhaus

Es war eine Sensation, als man die BackhausTurmuhr im Zuge von Renovierungsarbeiten fand. Möglicherweise ist sie eine der ältesten Uhren der Welt. Nach aufwendiger Restaurierung wurde sie wieder an ihren ursprünglichen Platz unter dem Glockenturm gebracht. Sie trägt die Inschrift: „ANNO 1692 FORCHTENBERGER STATT GLOCKE“. Umgangssprachlich heißt sie „Rappel“ oder „Armsünderglöckchen“.

Friedhofskirche

Jahrhundertelang blieben die Freskenbilder mit einer Kalkschicht überstrichen, bis sie um 1950 sichtbar gemacht wurden. Sie zeigen Szenen aus dem Marienleben, der Leidensgeschichte Jesu und vom Heiligen Michael. Grabmäler handeln in Wort und Bild von Menschen in ihrer Zeit und spiegeln die alte Friedhofskultur.

Ausklang

Zum Ein und Ausklingen laden ein das Bistro im Kocherwerk in Ernsbach, der Ochsengarten in Forchtenberg und Krone in Sindringen.

Weitere Informationen über den Internationalen Museumstag unter Internationaler Museumstag.

 




„Im kleinen Team kann man mit Spirit viel erreichen“

Ein wenig versteckt, fast schon wie geduckt, zwischen einem modernen Industriegebäude und einem Einkaufsmarkt liegt im Forchtenberger Gewerbegebiet Allmand die Firma Kriwan. Das Gebäude wirkt unscheinbar, die dunkle Waschbeton-Architektur stammt wohl aus den 70ern.

Nach dem letzten großen Kocherhochwasser habe man das Gebäudeinnere völlig neu gestaltet

Tritt man durch die Tür, steht man aber in einer modernen Arbeitsumgebung, alles ist hell erleuchtet, rechts geht es in einen Bürobereich, links sieht man Besprechungszonen, in denen aktuelle Kennzahlen an Stellwänden hängen. Nach dem letzten großen Kocherhochwasser habe man das Gebäudeinnere völlig neu gestaltet, erläutert Lisa Zwicker, die Personalleiterin des Unternehmens.

Produkte sind den meisten Menschen unbekannt

Unscheinbares Kästchen – ein Produkt von Kriwan. Foto: Kriwan

Genauso unscheinbar wie das Gebäude erscheinen viele der Produkte, die dort hergestellt werden: Auf den ersten Blick handelt es sich um schwarze Kästchen, denen man nicht ansieht, was im Inneren vorgeht. Dr. Christian Ellwein, der Geschäftsführer der KRIWAN Industrie-Elektronik GmbH, erklärt: „Wir stellen hier Sensoren und Elektronik, vor allem zum Schutz und der Überwachung von Anlagen, her.“

Rund 250 Menschen arbeiten für Kriwan

Die Kunden sind Anlagenbauer, zum Beispiel für Kälteanlagen oder Windkraftanlagen. Mit den KRIWAN-Sensoren können diverse Parameter der Anlagen erfaßt und gemeldet werden, sodass die Betreiber der Anlagen immer über den Zustand ihrer Anlagen informiert sind und gegebenenfalls auch aus der Ferne eingreifen können. Rund 250 Menschen arbeiten weltweit für Kriwan, die meisten davon in Forchtenberg, wo sämtliche Produkte hergestellt werden.

Kühlgeräte in Supermärkten

Auf die Frage, wo der Verbraucher im täglichen Leben auf Produkte von Kriwan trifft, nennt Ellwein unter anderem Wärmepumpen und Kühlgeräte in Supermärkten. Auch seien Kriwan Windsensoren bei vielen Schneekanonen in Wintersportgebieten und natürlich in Windkraftanlagen verbaut – in rund einem Drittel der Windturbinen in China befänden sich Kriwan-Produkte. Die Frage, ob China tatsächlich im Hochlohnland Deutschland kauft, beantwortet er mit „Ja, weil die Qualität stimmt“.

Digitalisierung der Geschäftsprozesse der Kunden

Die Digitalisierung spielt also für die Anlagenbauer eine immer größere Rolle, mithilfe der Digitalisierung können Geschäftsprozesse bei den Kunden von KRIWAN optimiert oder gänzlich neu gestaltet werden. „Welche Geschäftsprozesse können optimiert werden?“ ist demnach der Ansatz für Ellwein, seine Marktposition weiter zu stärken. Nicht nur die Kosten stünden in den Lastenheften der Kunden, Themen wie Nachhaltigkeit träten mehr und mehr in den Vordergrund. „Jeden Tag kämpfen wir, damit wir weiterhin gut bleiben“, sagt Ellwein. Der Kampf scheint erfolgreich, denn „es ist schön zu sehen, wie namhafte OEMs mit uns zusammenarbeiten“ – wer diese namhaften Firmen sind, darüber schweigt er und lächelt dabei.

Montage eines Anemometers. Foto: Kriwan

Standardprodukte stehen neben exklusiven Auftragsentwicklungen

Über die Geschäftsprozesse und damit verbundenen Entwicklungsziele der Kunden wissen die Entwickler bei Kriwan gut Bescheid, denn viele Produkte sind exklusive Auftragsentwicklungen, bei denen die KRIWAN mit den Kunden maßgeschneiderte Produkte in Zusammenarbeit entwickelt und später produziert. Diese Produkte „sind nicht für den anonymen Markt“. Diesen anonymen Markt bedient Kriwan mit selbst entwickelten Standardprodukten.

Namhafte Mitbewerber

Ein wenig Stolz klingt aus Ellweins Stimme, als er auf seine Konkurrenten zu sprechen kommt: „Das sind große Namen. Zum Beispiel SIEMENS oder ABB. Die sind richtig gut und innovativ.“ Wie kann sich ein kleines Unternehmen wie Kriwan mit diesen Global Playern messen? „Wir haben ein Produkt für eine spezielle Nische, wir haben auf den Markt gehört.“ Ellwein weiß auch zu nutzen, dass grosse Unternehmen manchmal eine gewisse Schwerfälligkeit aufweisen: „Ein mittelgroßes Unternehmen hats manchmal leichter. Im kleinen Team kann man mit Teamspirit viel erreichen“, weiß er, wie er mit seinem Unternehmen auf dem Markt agieren kann.
Weniger anerkennend spricht er über manche Marktteilnehmer in Niedriglohnländern. Einige seien „Kopisten und nicht innovativ“.

Rohstoffknappheit treibt die Organisation

Die aktuelle Materialknappheit auf den Rohstoffmärkten nennt er als gutes Beispiel für die schnelle Reaktionsfähigkeit eines mittelgroßen Unternehmens: Was damit angefangen hat, dass man sich abteilungsübergreifend jeden Tag mit Engpässen auseinandersetzen mußte, führte zu einem LEAN-System, in das nicht nur die Produktion eingebunden ist, sondern beispielsweise auch die Entwicklung. „Wenn alle vor Ort sind, erleichtert das die Lösungsfindung“, meint Ellwein und ergänzt: „Das war kein lange vorbereiteter Change-Prozeß, wir wurden überwältigt durch die Gegebenheiten.“

Rohstoffknappheit in allen Bereichen

Die Rohstoffknappheit betrifft, so Ellwein, inzwischen nicht mehr nur Microcontroller und sonstige Elektronikkomponenten aus Asien, auch Kunststoffteile seien zeitweise nicht verfügbar. Selbst „Kleinkram“ fehle: „Auch Kleinkram kann die Auslieferung stoppen.“

Trotz allem ist Ellwein mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens zufrieden: Trotz der Corona-Situation sei Kriwan schneller gewachsen als der Markt, habe also Marktanteile gewonnen.

Historie

Seit 1968 besteht die Firma. Der Firmengründer Friedrich Kriwan soll die ersten Bauteile im Badezimmer selber gelötet haben – „ein Start-Up würde man das heute nennen“, schmunzelt Ellwein. Nach dem Tode des Gründers ging die Firma in eine wohltätige Stiftung über, die sich insbesondere im Bildungsbereich engagiert. Ellwein nennt unter anderem das Projekt LiF – Lernen in Forchtenberg, das von der Stiftung unterstützt wird. Eine Übernahme der Firma durch einen Konkurrenten oder einen Finanzinvestor ist damit nahezu unmöglich.

Ausbildung, Fachkräftebedarf und soziales Engagement

Produktion bei Kriwan. Foto: Kriwan

Die Firma bildet jährlich etwa fünf bis acht junge Menschen aus, Schwerpunkte dabei ist die Elektronik, aber auch Bürokaufleute werden ausgebildet. Besonders erwähnt Lisa Zwicker die Möglichkeit des kooperativen Studiums bei Kriwan. „Azubis zu bekommen wird immer schwerer“, stellt Lisa Zwicker fest, auch sei man immer auf der Suche nach Fach- und Führungskräften.

Geringqualifizierten Menschen einen Arbeitsplatz anbieten

Ellwein ist ganz klar der Auffassung, dass ein Unternehmen eine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen hat, besonders betont er: „Einfache Tätigkeiten hier zu haben, ist mir wichtig“, denn so kann man auch geringqualifizierten Menschen einen Arbeitsplatz anbieten kann. Auch sei bei Kriwan die Behindertenquote erfüllt: „Das ist auch eine Chance für ein Unternehmen, ein Wert für ein Unternehmen“. Und nicht zuletzt habe er oftmals festgestellt, dass geringqualifizierte Menschen einfach „später noch durchstarten“. Letztendlich sieht er im gesellschaftlichen Wert auch einen betriebswirtschaftlichen Wert.

Das Gespräch führte Matthias Lauterer

 

 

 

 

 




Vermeintlicher Ölfilm stellt sich als Schmutzfilm auf dem Kocher heraus

Eine Gewässerverunreinigung auf dem Kocher hat am Donnerstag, den 11. November 2021, für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Am Nachmittag, gegen 16 Uhr, wurde ein Ölfilm auf dem Kocher in Forchtenberg, auf Höhe der Kocherbrücke, gemeldet. Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, wurde vorsorglich eine Ölschlinge zwischen der Brücke und dem Wehr aufgebaut.

Nach weiteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Ölfilm um einen Schmutzfilm auf der Wasseroberfläche handelte. Nach weiterer Absuche des Kochers seitens der Feuerwehr konnte keine weitere Verschmutzung festgestellt werden. Die Ermittlungen dauern an.




„Im Umfeld des Erkrankten gibt es weitere Erkrankte mit verschiedenen Symptomen“

Mathea Weinstock aus der Pressestelle des Landratsamts Hohenlohekreis nimmt Stellung zum GSCHWÄTZ-Artikel über den Norovirus in Forchtenberg:

„Bei einem Fall wird nicht von einem Ausbruch gesprochen“

GSCHWÄTZ: Ist es richtig, dass es in oder um Forchtenberg einen Ausbruch des Norovirus gibt?

Weinstock: Aktuell liegt dem Gesundheitsamt des Hohenlohekreises ein laborbestätigter Fall des Norovirus vor. Im Umfeld des Erkrankten gibt es weitere Erkrankte mit verschiedenen Symptomen, allerdings nach aktuellem Stand keine weiteren Bestätigungen. Bei einem Fall wird nicht von einem Ausbruch gesprochen.

Gesundheitsamt auf Mitwirkung aller Beteiligten angewiesen

GSCHWÄTZ: Hat das Gesundheitsamt Maßnahmen eingeleitet und wenn ja, welche?

Weinstock: Das Gesundheitsamt befindet sich in engem Kontakt und Austausch mit der Leitung der betroffenen Einrichtung, insbesondere zur fortlaufenden Risikoanalyse und Beratung. Wir empfehlen u.a. eine äußerst strenge Handhygiene, häufige Desinfektion, die Kontaktaufnahme zum Hausarzt bei entsprechenden Symptomen und Herbeiführung einer Diagnostik (Laborbestätigung durch Untersuchung von Stuhlproben) und nach Erkrankung 48 Stunden symptomfrei zuhause zu bleiben. Bei den genannten Maßnahmen ist das Gesundheitsamt ebenso wie der Träger der Einrichtung auf die Mitwirkung aller Beteiligten angewiesen.

GSCHWÄTZ: Ist der Ausbruch einer der Gründe dafür, dass der Kindergarten in Forchtenberg diese Woche geschlossen ist?
Weinstock: Für die Schließung von Einrichtungen ist der jeweilige Träger zuständig.

Vorsichtsmaßnahmen

GSCHWÄTZ: Gibt es Vorsichtsmaßnahmen, mit denen die Bevölkerung sich vor dem Virus bestmöglich schützen kann?
Weinstock: Siehe hierzu https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/noroviren.html#c3907

Die Fragen stellte Matthias Lauterer