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„Ökologische Katastrophe“

GSCHWÄTZ: Ich stehe hier in Oberregenbach mit Markus Hannemann, dem Sprecher der Fischhegegemeinschaft Jagst. Es hat seit Wochen und Monaten fast gar nicht mehr geregelt. Wir erleben hier eine einzigartige Dürreperiode. Herr Hannemann, welche Auswirkungen hat diese Dürreperiode jetzt auf die Jagst?

„Das tut den Lebewesen in der Jagst nicht gut“

Markus Hannemann: Die Fische und die anderen Lebewesen in der Jagst, dazu gehören auch Wirbellose oder Muscheln, stehen ständig unter Stress durch die hohen Wassertemperaturen von teilweise bis zu 27 Grad in der Nacht. Es ist einfach sehr extrem und das tut natürlich den Lebewesen in der Jagst nicht besonders gut.

GSCHWÄTZ: Wir haben uns für das Interview am Wasserkraftwerk in Oberregenbach getroffen – und das nicht ohne Grund. Die Kraftwerksbetreiber sind von den jeweiligen Landratsämtern von Schwäbisch Hall und Künzelsau angehalten worden, dass sie kein Wasser mehr anstauen sollen. Warum ist das so wichtig?

„Todesfalle“

Markus Hannemann: Ich möchte nicht alle Kraftwerksbetreiber über einen Kamm scheren, aber es gibt einzelne, die den so genannten Schallbetrieb durch Anstauen des Wassers verursachen, so dass dann über dieses Wehr, an dem wir hier stehen, beispielsweise kein Wasser mehr drüberfließt. Und da kann man sich vorstellen, was unterhalb dieses Bereiches passiert mit dem Wasser. Das heißt, wenn kein Wasser mehr von oben kommt, werden die ganzen Kiesbänke von jetzt auf nachher trockengelegt. Das wird dann quasi zur Todesfalle für die darin lebenden Lebewesen.

GSCHWÄTZ: Was fordern Sie denn von Kraftwerksbetreibern oder was wäre denn wichtig?

Überlebenschancen für die kleinsten Lebewesen

Markus Hannemann: Diesen Schwallbetrieb einzustellen, da er einen immensen ökologischen Schaden an der Jagst verursacht. Man sollte sich einfach an die Regeln halten, an den Mindestpegelstand, die Mindestabgabemenge des Wassers für die Wasserstrecken unterhalb des Wehres. Diese müssen genügend versorgt werden, dass die Lebewesen auch eine Überlebenschance haben.

GSCHWÄTZ: Was passiert, wenn etwa ein Kiesbett durch das Anstauen des Wassers für eine halbe Stunde trockengelegt wird?

Markus Hannemann: Ganz einfach. Dann ist vermutlich alles verendet. Es sind ja nicht nur Fische, sondern zum Beispiel auch Muscheln. Hier in diesem Bereich gibt es etwa die , da gibt es ganz geschützte Muscheln, die Union des Crassus, die kommt hier ganz besonders oft vor hier. Und es ist eine ganz seltene Muscheln Art, die leiden darunter. Oder auch natürlich die Fischen Bärtierchen, die sogenannten Macro Zero Ventus, die Insekten Larven. Auf gut Deutsch gesagt, für die ist es genauso eine Todesfalle.

Ein ganzer Mikrokosmos kann sterben

GSCHWÄTZ: Das heißt, wenn es dann dumm läuft, kann da ein ganzer Mikrokosmos aussterben in kürzester Zeit.

Markus Hannemann: Genau. Das ist eine ökologische Katastrophe. Und daher bitten wir einfach als Naturschützer, dass sich auch die Kraftwerksbetreiber an die Regeln zu halten. Die meisten halten sich ja dran, aber einzelne nicht. Daher sollte man eigentlich von Gesetzes wegen verfügen, dass alle Anlagen auf den neuesten technischen Stand gebracht werden müssten, dass die Pegelstände automatisch und digital übermittelt und veröffentlicht werden und man dadurch auch den tatsächlichen einzelnen Verursacher feststellen kann.

GSCHWÄTZ: Wir haben vorhin davon gesprochen, dass teilweise die Pegelstände zehn Zentimeter unterschritten werden. Da gibt es laut Ihren Aussagen auch Fotos und Videos davon. Was droht denn den Verursachern, die sich nicht daran halten?

„Exempel statuieren“

Markus Hannemann: Das ist eine Ordnungswidrigkeit und wird theoretisch mit einem Bußgeld geahndet. Nur muss es dann halt auch verhängt werden von den Landratsämtern und das muss auch als Exempel statuiert werden.

Text: Dr. Sandra Hartmann




Keine Künzelsauer Apfelschorle in diesem Jahr

Aufgrund der wochenlangen Hitze und Trockenheit sind viele Äpfel nicht mehr verwertbar oder hängen schon nicht mehr auf den Bäumen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Künzelsau hervor.

Die Stadtverwaltung Künzelsau muss daher leider die Apfel-Sammelaktion, die am 16. und 17. September 2022 im zukünftigen Baugebiet „In den Hälden“ in Belsenberg stattfinden sollte, absagen.

 

 




Maisernte vorgezogen

Aufgrund der anhaltenden Dürre haben diverse Landwirte die Maisernte vorgezogen. Die Böden auf den Feldern bilden wegen des ausbleibenden Regens tiefe Risse. Der Mais ist wegen der Trockenheit nicht richtig gewachsen. Fast komplett verdorrt und vertrocknet haben viele Landwirte im Hohenlohekreis bereits Ende August 2022 ihren Mais eingefahren. Normalerweise steht der Mais ansonsten gerne noch bis Oktober oder sogar November.

Durch die anhaltende Hitze ist die Ernte nun wesentlich spärlicher ausgefallen. Den Mais verarbeiten die Landwirte in der Regel zu Tierfutter. Nun fürchten viele, dass das Futter in diesem Jahr nicht reicht und sie entweder Futter zukaufen oder Tiere schlachten müssen (wir berichteten).

Deutschlandweit sieht es nicht besser aus.

Angesichts anhaltender Trockenheit in vielen Regionen erwartet der Deutsche Raiffeisenverband erhebliche Schäden bei der Maisernte. Bei Körnermais sei mit Verlusten von knapp 600.000 Tonnen zu rechnen – rund 15 Prozent der ursprünglich prognostizierten Menge, teilte der Verband in Berlin mit. Das berichtet der Stern.

 




„Wir gehen davon aus, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte durch die Bank steigen werden“

Unlängst haben wir von einem Landwirt aus dem Kochertal berichtet, der aufgrund der voraussichtlich schlechten Ernte aufgrund der Dürre einen Teil seiner Rinder im Herbst schlachten muss, weil er seine Tiere vermutlich nicht alle satt bekommt. Wir haben daraufhin bei Helmut Bleher, dem Kreisgeschäftsführer des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, nachgefragt, ob es sich hier um einen Einzelfall handelt oder ob noch weitere Betriebe drohen, in diese Notlage zu rutschen.

Kein Futter für die Tiere

GSCHWÄTZ: Sieht es bei den anderen landwirtschaftlichen Betrieben ähnlich aus, wie bei dem Landwirt im Kochertal?

Bleher: Die Trockenheit bereitet derzeit große Sorge. Vor allem die Futtergrundlage für die Tiere ist stark gefährdet, weil die Sommerschnitte ausfallen und der Mais verdorrt und keine guten Kolben ausbildet. Landwirte, die nicht noch Reserven aus Vorjahren haben, werden den Viehbestand abstocken müssen. Denn Grobfutter wie Heu oder Silage kann nicht einfach so zugekauft werden.

Mittelfristig werde Milch und Rindfleisch knapper

GSCHWÄTZ:  Wenn Rinder geschlachtet werden müssen, müsste doch eigentlich der Rindpreis fallen?

Ob der Rindfleischpreis unter Druck gerät, wenn in Teilen Deutschlands Herden abgestockt werden müssen, ist so nicht einfach zu beantworten. Der Rindfleischpreis hängt von weltweiten Einflüssen ab. Nach einer Schwäche in den letzten Monaten stabilisiert er sich aktuell wieder. Eher ist durch die jetzt befürchteten Herdenverkleinerungen damit zu rechnen, dass mittelfristig, Rindfleisch – übrigens wie auch Milch – knapper wird. Inwiefern dies sich in steigenden Preisen niederschlägt, hängt aber vor allem vom Verbrauch ab: Denn die Menschen reagieren auf steigende Milch- und Fleischpreise recht schnell mit Änderung des Konsumverhaltens und Einsatz von pflanzlichen Ersatzprodukten (zB Margarine statt Butter). Die sind aber aufgrund des Ukrainekriegs auch knapp. Die Märkte sind in Bewegung und sehr volatil. In welche Richtung es geht, ist nicht absehbar. Vermutlich können wir mit weiter steigenden Preisen rechnen, weil alles knapp ist.

Ukrainekonflikt treibt die Preise für landwirtschaftliche Bedarfsmittel in schwindelerregende Höhen

GSCHWÄTZ: Müssen Verbraucher künftig mit steigenden oder fallenden Preisen von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in den kommenden Monaten rechnen?

Wir gehen davon aus, dass die Preise für landwirtschaftliche Produkte durch die Bank steigen werden. Dies hängt zum einen mit der erzeugten Mindermenge infolge des Ukrainekonflikts zusammen. Vor allem aber sind die landwirtschaftlichen Bedarfsstoffe wie Düngemittel und Treibstoff, zum Teil um das sechsfache teurer geworden. Landwirte werden nur dann arbeiten, wenn sie ihre Kosten gegenfinanzieren können. Sonst ist es günstiger, nichts zu erzeugen. Dies findet z.B. gerade in der Schweinehaltung in Deutschland statt. Die Versorgung wird dann über andere Wege, entweder über das Ausland oder über Austauschprodukte erfolgen. Insgesamt steigen dadurch die Preise zwangsläufig in allen Bereichen.

Verbraucher verzichten auf hochwertige Bio-Lebensmittel

Interessant ist momentan das Phänomen, dass die Verbraucher auf hochwertige Lebensmittel verzichten, also sparen, und dadurch ausgerechnet die politisch gewollte Umstrukturierung zu mehr „Bio“ ins Straucheln gerät. Auch Biolandwirte müssen Geld verdienen und haben ähnliche Kostensteigerungen wie konventionelle Landwirte. Trotzdem stagnieren dort die Preise, weil die teureren Produkte nicht mehr nachgefragt werden. Biomilchprodukte sind zwischenzeitlich in einigen Läden billiger als konventionelle. Den Mechanismen des Marktes kann sich keiner entziehen. Unsere stets geäußerte Auffassung, dass mehr auf den Markt und weniger auf Ideologie geachtet werden sollte, bewahrheitet sich aktuell schneller als wir gedacht hatten.

Häufung von Extremwettersituationen

GSCHWÄTZ: Sind das Ausnahme-Trocken-Sommer oder müssen sich Landwirte auf veränderte klimatische Bedingungen hierzulande einstellen?

Trockene Sommer hat es immer gegeben und das wird so bleiben. Trotzdem sehen wir eine gewisse Häufung von Extremwettersituationen, die vermutlich dem Klimawandel geschuldet sind. Die Landwirte stellen sich laufend auf veränderte Situationen ein. Man züchtet hitze- und trockenresistente Sorten und setzt die auch ein. Man ändert die Bodenbearbeitung, achtet noch mehr auf wassersparende Bewirtschaftung. Wir brauchen aber als Landwirte jetzt die Unterstützung und vor allem die Einsicht der Politik, dass wir vernünftig arbeiten können und nicht durch künstliche Vorgaben wie zum Beispiel Düngeverbote oder Verbot von Pflanzenschutzmitteln zusätzlich beeinträchtigt werden. Vieles was aus ackerbaulicher Sicht zur Ernährungssicherung dringend notwendig ist, steht im Widerspruch zu den am Grünen Tisch verfügten, oft ideologisch begründeten falsch verstandenen Maßnahmen zum Arten- Umwelt und Klimaschutz. Landwirte tragen mit ihrer sich stets an die Bedingungen anpassenden Arbeit am allerbesten aus Eigeninteresse zu einem effektiven Schutz unserer Ressourcen und zur nachhaltigen Erhaltung unserer Böden bei.

„Wenn wir aufgrund einer „Ökologisierung unserer Landwirtschaft in Europa oder Deutschland“  1/3 weniger erzeugen, wird andernorts der Regenwald gerodet, der unbestreitbar für das Weltklima wichtig ist“

GSCHWÄTZ: Wie könnten Maßnahmen ausschauen, um sich an den Klimawandel auch in der Landwirtschaft optimal anzupassen?

Zu allererst müssen Landwirte in die Lage versetzt werden, selbstständig und angepasst arbeiten zu dürfen. Denn der beste Klimaschutz entsteht dadurch, dass je produzierter Lebensmitteleinheit (kg Getreide, Liter Milch, kg Obst oder Gemüse oder Fleisch) möglichst wenig klimaschädliche Ressourcen verbraucht werden und man in regenerativen Kreisläufen denkt. Dies ist aber bei der Politik und der Gesellschaft noch nicht angekommen. Viele glauben, dass durch Extensivierung der Böden und der Produktion das Klima umso mehr geschützt wird. Dies ist aber nicht der Fall. Denn die rund 8 Mrd Menschen auf der Welt müssen ernährt werden. Das was wir auf unseren hoch ertragreichen Böden nicht erzeugen, wird irgendwo auf der Welt, zum Teil mit katastrophalen Folgen erzeugt werden. Wenn wir aufgrund einer „Ökologisierung unserer Landwirtschaft in Europa oder Deutschland“  1/3 weniger erzeugen, wird andernorts der Regenwald gerodet, der unbestreitbar für das Weltklima wichtig ist.  Wenn in Deutschland CO2 eingespart wird, ist das schön. Es  hilft aber nichts, wenn dafür in den entlegensten Steppen großflächig mit immensem Einsatz von Treibstoff und Düngung viel mehr CO2 verbraucht wird. Man muss daneben auch erkennen, dass zur Landwirtschaft eine ausgewogene Tierhaltung gehört. Denn Grünland, Wiesen und Weiden können eben nur über Rindvieh genutzt werden. Andernfalls würden diese verwalden und stünden nicht mehr der menschlichen Existenzsicherung zur Verfügung.

Kurz: wir brauchen eine faktenorientierte Klimapolitik, die den Landwirten zutraut, Lösung und nicht das Problem zu sein.

Text: Dr. Sandra Hartmann




„Wenn das Futter nicht mehr reicht, müssen Rinder geschlachtet werden“

Trockenheit und Dürre so weit das Auge derzeit reicht. Landwirte schauen derzeit mit Sorge auf ihre Felder. Der Mais lässt seine Kolben hängen. Im Ackerboden tun sich tiefe Risse der Trockenheit auf, Abgeerntet werden teilweise halb vertrocknete Pflanzen. Wenn das Futter nicht reicht für die Tiere, müssen die ersten Rinder geschlachtet werden, so ein Landwirt aus dem Hohenlohekreis, der nicht namentlich genannt werden will.

Unter anderem Mais dient als Futter für die Tiere. Wenn aber dieser Mais nun halb vertrocknet abgeerntet wird, reicht das Futter möglicherweise nicht, um alle Tiere im Stall sattzukriegen. Im Herbst / Winter kann es dadurch zu ersten Notschlachtungen kommen, wie sich ein Landwirt aus dem Hohenlohekreis nun gegenüber GSCHWÄTZ geäussert hat.

Was für die Tiere bitter wäre und auch für die Landwirte, könnte auf dem derzeit sehr hochpreisigen Lebensmittelmarkt die Preise für Rindfleisch fallen lassen – was den Verbraucher sicher zunächst freuen wird, wenn er die Hintergründe hierfür nicht kennt.

Eine Lösung könnten staatliche Hilfen für die Landwirte sein, die mit dem Klimawandel auch im Hohenlohekreis zu kämpfen haben. Es regnet zu wenig, die Trockenheit breitet sich auch hierzulande immer weiter aus.

Nach dem Trockensommer 2018 beschloss die Bundesregierung diverse Maßnahmenpakete, um Landwirte zu unterstützen, die on größeren Ernteausfällen betroffen sind. So heißt es seit Mai 2022: „Bund und Länder können auf Grundlage einer Nationalen Rahmenrichtlinie zur Gewährung staatlicher Zuwendungen zur Bewältigung von Schäden in der Land- und Forstwirtschaft verursacht durch Naturkatastrophen oder widrige Witterungsverhältnisse (NRR) Hilfe in Form von Zuschüssen leisten.“

Dennoch werden anhaltende Dürreperioden für die Weltgemeinschaft insgesamt immer mehr zum Problem, da international betrachtet die Menschheit bei gleichbleibenden Abläufen bei anderen Witterungsbedingungen zu wenig Nahrung produzieren wird, um alle Menschen gleichermaßen zu versorgen. Es müssen daher Lösungen gefunden werden, wie die Landwirtschaft sich optimal auf die veränderten klimatischen Bedingungen einstellt, um wieder ertragreicher zu werden.

Zusätzlich steigt durch die häufiger autretenden Hitzeperioden in den vergangenen Jahren die Gefahr von Wald- und Flächenbränden auch im Hohenlohekreis, wie Künzelsaus Stadtbrandmeister Thomas Böhret unlängst in einem GSCHWÄTZ-Interview betont hat. Auch das bereitet den Landwirten Sorge.

Text: Dr. Sandra Hartmann




Ingelfingen-Eberstal: „Gefährlichste Situation im Wald seit Menschengedenken“

Roland Hartz‘ drastische Worte im Stadtwald Breitenberg bei Ingelfingen-Eberstal lassen aufhorchen: „Dem Wald geht es schlecht. Wir haben aktuell die gefährlichste Situation im Wald, die wir seit Menschengedenken hatten und haben auch schon drei Todesfälle bei der Waldarbeit erlebt.“ Dürre lässt den Wald regelrecht austrocknen. Bäume halten den veränderten Wetterbedingungen nicht stand. Schädlinge greifen an. Der Forstamtsleiter des Hohenlohekreises ist nicht allein mit diesem Eindruck. Auch Dr. Wolfgang Eißen, Dezernent für den ländlichen Raum beim Landratsamt des Hohenlohekreises, betont ebenfalls die prekäre Situation: „Das Thema Klimawandel während der Landwirtschaft spüren wir seit vielen, vielen Jahren und jetzt schlägt er auch im Forst zu.“ Er betont aber zugleich: „Die Land- und Forstwirtschaft sind Opfer, aber auch Teil der Lösung. Wenn wir viele Bäume pflanzen, wird Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden und Sauerstoff produziert.“

Landrat wünscht sich 112.000 Bäume für 112.000 Einwohner

BAGeno, das Landratsamt des Hohenlohekreises und die Stadt Ingelfingen haben daher unter dem Titel: „Einheitsbuddeln – Mein Baum fürs Land“ zu einer großen Bäumen-Pflanzaktion am 03. Oktober 2019 nach Eberstal gerufen und an die 100 Menschen, darunter auch Schüler der Georg-Fahrbach-Schule, Konrektorin Tanja Truetsch, Dörrenzimmerns Pfarrerin Sabine Focken und die Hohenloher Landtagsabgeordneten Arnulf von Eyb (CDU) und Anton Baron (AfD) sind gekommen.

Hierfür benötige es viele Sponsoren

Bürgermeister Michael Bauer lobte die Aktion und bot auch zugleich im Namen der Stadt Ingelfingen an, im kommenden Jahr noch mehr Waldfläche zur Verfügung zu stellen, wenn Bageno im nächsten Jahr wieder Baum-Setzlinge zur Verfügung stellen würde. Dieses Jahr waren es 500, nächstes Jahr könnten es ja tausend sein, wandte er sich mit einem Augenzwinkern an BAGeno-Vorstand Karl Ehrmann. Diese Zahl wäre auch dem Landrat, Dr. Matthias Neth, nicht unrecht, sei doch laut Dr. Eißen – der Neth an diesem Pflanztag vertritt – Neths großes Ziel, dass in Hohenlohe in den nächsten Jahren so viel Bäume gepflanzt werden, wie der Kreis Einwohner hat, und zwar rund 112.000. Aber hierfür benötige es „viele Sponsoren“, wie Dr. Eißen ebenfalls mit einem Augenzwinkern betonte. An die Kinder gewandt betonte Bürgermeister Bauer die Langfristigkeit von solchen Aktionen: „Diese Bäume pflanzen wir für Euch und Eure Kinder.“

„Ich bin nicht der typische Gärtner“

Den einzigen Baum, den Anton Baron, AfD-Landtagsabgeordneter des Hohenlohekreises, jemals gepflanzt hat war auf einem Privatgrundstück, gibt er zu. Er ist bei der Aktion dabei, weil „Bäume pflanzen sinnvoller Klimaschutz“ sei und „unsere Wälder derzeit unter dem Klima leiden.“

Auch Arnulf von Eyb, CDU-Landtagsabgeordneter des Hohenlohelohekreises, bekennt gegenüber GSCHWÄTZ: „Ich bin jetzt nicht der typische Gärtner, der sich jeden Samstag die Gummistiefel überstülpt und in den Garten geht.“ Aber er freue sich an „jedem Baum, jeder Pflanze im Allgemeinen und an der gärtnerischen Arbeit von anderen.“ So sei er denn auch ein BUGA- und LAGA-Besucher. „Das ist toll, was diese Menschen schaffen.“ Er bewundere auch seine Nachbarn, die ihre Gärten „auf liebevolle Weise pflegen“. von Eyb lobt die Aktion in Eberstal, weil sie „die Menschen für dieses Thema sensibilisiere. „Unsere Wälder sind wichtig. Das waren sie schon immer. Das sind wichtige ökologische Orte, die unsere Ortschaften hier einsäumen.“

Hohenlohe von Waldsterben besonders betroffen

Der Hohenlohekreis sei dabei in besonderem Maße dem Waldsterben betroffen, sagt Roland Hartz gegenüber GSCHWÄTZ: „Das liegt daran, dass wir im vergangenen Jahr noch weniger Niederschläge abbekommen haben als viele andere, und weil wir Böden haben, die sehr empfindlich auf Trockenheit reagieren, insbesondere die steinigen Muschelkalköden trocknen schnell aus.“ In diesem Jahr habe es doppelt so viel Schadholz gegeben, wie in normalen Jahren gesundes Holz. Viele hundert Hektar wären kahl und müssten laut Hartz nun neu bepflanzt werden.

Viele tausend Hektar geschädigt

„Dürre und damit einhergehende Schädlinge setzen unseren Laubbäumen zu“, erklärte Karl Ehrmann, Vorstand der BAGeno. „Viele tausend Hektar Waldfläche sind geschädigt oder schon nicht mehr zu retten.“ Die Schäden seien dabei zu groß für eine natürliche Regeneration. Der Klimawandel könne, so Ehrmann, durch nichts effektiver bekämpft werden, als durch Aufforstung.“ Für diesen Zweck spende BAGeno nicht nur im Hohenlohekreis, sondern auch in anderen Kreisen 2.000 Setzlinge, alles Bäume aus der Region, wie etwa der Nussbaum. Diese Bäume hätten klimastabile Eigenschaften, das heißt, sie trotzen auch dem Klimawandel. BAGeno wolle damit, so betont es Ehrmann, „verdeutlichen, dass nachhaltiges Denken und Wirtschaften in der Landwirtschaft fest verankert sind und dabei den heimischen Wald mit seiner großen ökologischen Bedeutung noch stärker in den Fokus rücken.“

 




Landratsamt schlägt Alarm: Katastrophaler Waldzustand im Hohenlohekreis

Spätfolgen des Extremsommers 2018 werden jetzt sichtbar

 Bereits im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres sind in den Wäldern des Hohenlohekreises durch die extreme Trockenheit mehrere zehntausend Festmeter Schadholz angefallen. Nun werden langsam dramatische Folgeschäden sichtbar. Das Jahr 2019 droht zu einem Katastrophenjahr im Wald zu werden, so die Pressemitteilung des Landratsamtes des Hohenlohekreis vom 21. Februar 2019. Das Landratsamt führt hierzu näher aus:

„Derzeit werden die Kronen vieler Nadelbäume schütter, die Nadeln braunrot und die Rinde beginnt, vor allem in oberen Stammteilen abzublättern. Meist werden dort die kunstvoll erscheinenden Brutgänge sichtbar, die den beiden wichtigsten Borkenkäfern zu ihrem Namen verholfen haben: dem „Buchdrucker“ und dem „Kupferstecher“. Sie haben aufgrund der doch recht milden Winterwitterung oft putzmunter unter der Rinde überlebt und drohen, bei den ersten wärmeren Frühjahrstagen auszufliegen und neuen Befall zu verursachen. Allerdings sind auch Nadelbäume anzutreffen, die schlichtweg vertrocknet sind. Auch der als Speisepilz nicht unbekannte Hallimasch ist als Schwächeparasit gerade auf dem Vormarsch. Der Frischbefall ist nur an einem weißlichen Myzel nach entfernen der Rinde am Stammfuß erkennbar. Die durchaus schmackhaften Fruchtkörper treten erst ab Sommer zu Tage.

Die Folgeschäden bei den derzeit noch winterkahlen Laubbäumen sind noch nicht ganz so offensichtlich. Fachleuten fällt jedoch ein verstärktes Absterben einzelner Bäume ins Auge. Auch ein zunächst durch Astabbrüche in der Krone oder abblätternde Rinde erkennbarer Befall durch den farbenprächtigen „Buchenprachtkäfer“ hat massiv zugenommen.

Alarmierend ist auch die von den Förstern in den Wäldern festgestellte Gelegedichte des Schwammspinners. Die Raupen dieses Schmetterlings befallen bevorzugt Eichen, aber auch zahlreiche andere Laubbäume. Ihr Kahlfraß wird von gesunden Bäumen meist gut verkraftet, vorgeschwächte Bäume können aber auch flächig zum Absterben gebracht werden. Zudem drohen Risiken durch die von den Raupen gebildeten Brennhaare, die gesundheitsgefährdende Hautreizungen verursachen können.

Schon seit 10 Jahren beschäftigt Förster und Waldbesitzer das durch einen aus Asien eingeschleppten Pilz verursachte Eschensterben, was nun auch flächenhaft auftritt und dieser bedeutenden Baumart langsam den Garaus macht. Insgesamt befindet sich der Wald im Kreis, aber vermutlich auch in weiten Teilen Mitteleuropas in einem historisch schlechten Zustand.

Derweil ist der Holzmarkt im Nadelholzbereich bereits seit den schweren Stürmen des Vorwinters in heftigsten Turbulenzen. Der Abtransport und der Verkauf des vom Buchdrucker befallenen Holzes stocken, der Preis ist verfallen, den Waldbesitzern schwinden Mittel für die Wiederaufforstung der Schadflächen. Die zunehmende Instabilität der Wälder verursacht Gefahren sowohl für Waldarbeiter als auch für Waldbesucher und Angrenzer. Durch Trockenheit und Pilzbefall ist das Wurzelsystem so geschwächt, dass manche Bäume auch ohne sichtbare äußere Einwirkung einfach umzukippen drohen.

Forstamt, Förster und Waldarbeiter arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Beseitigung der akuten Schäden. Das Forstamt fordert alle privaten Waldbesitzer auf, die Befalls- und Schadenssituation in ihren Wäldern, vor allem in den Fichtenbeständen stets im Auge zu behalten und ggf. mit Unterstützung der Revierförster eine Aufarbeitung zu veranlassen. Bei der Kontrolle sollte das Augenmerk vor allem auf beginnenden Borkenkäferbefall gerichtet werden. Dieser ist an Einbohrlöchern, Bohrmehlhäufchen und einem Nadelabfall an den Wirtsbäumen bei noch anhaftender Rinde erkennbar. Von Nadelbäumen, die bereits weitgehend oder völlig rindennackt sind, geht keine Infektionsgefahr mehr für benachbarte Bäume aus.

Ergänzende Informationen zu den Schaderregern:

 

Buchdrucker: Borkenkäfer – gefährlichster und vermutlich bekanntester Forstschädling überhaupt. Neigt zu großen Massenvermehrungen in der Fichte, befällt selten aber auch andere Nadelbäume. Dauerschädling, vor Ort zuletzt massiv in den Jahren 2004-2005 nach dem Trockenjahr 2003. Derzeit europaweit in katastrophalem Ausmaß aktiv.

 

Kupferstecher: Borkenkäfer – etwas kleiner aber kaum minder gefährlich als der Buchdrucker. Befällt vor allem jüngere Fichten, aber auch die schwächeren Teile (Kronen) älterer Bäume. Tritt besonders seit dem Spätherbst auf und greift inzwischen auch die aus Amerika eingeführte Gastbaumart Douglasie an.

 

Buchenprachtkäfer: Dieser kleine (weniger als 1 cm große), aber farbenprächtig glänzende Käfer ist ein Angehöriger einer wärmeliebenden, weil überwiegend in den Tropen beheimateten Gattung. Er befällt bei uns vor allem die Buchenbestände in besonders sonnigen oder trockenen Lagen.

 

Schwammspinner: Die Schmetterlingsraupen beginnen wenige Tage nach dem Schlüpfen in die Baumkronen zu ziehen, wo sie anfangs in junge Blätter Löcher fressen. Mit zunehmendem Alter und Größe verzehren sie die Blätter nahezu vollständig. Der Schaden ist weithin sichtbar und führt bei Massenbefall mancherorts zu flächiger Entlaubung. Es handelt sich um eine wärmeliebende Art, die besonders von der Klimaerwärmung profitiert.

 

Hallimasch: Dieser Pilz befällt vor allem Wurzelstöcke oder geschwächte Bäume und ist in der Wahl seiner Wirte nicht wählerisch. Er bildet unterirdisch riesige Teppiche und lange, wurzelartige  Triebe. Die im Sommer und Herbst büschelartige hervortretenden Fruchtkörper werden mancherorts in großen Mengen als Speisepilze gesammelt und verzehrt.

 

Eschensterben: Wird durch einen Anfang der 2000er Jahre aus Südostasien eingeschleppten Pilz mit dem sperrigen Namen „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ verursacht. Anfänglich sprach man noch von einem Triebsterben, das aber mittlerweile zu einem flächigen Absterben dieser bedeutenden Baumart führt. Dendrologen und Forstwissenschaftler gehen heute davon aus, dass nur wenige Exemplare überleben werden.“

 

Quelle: Pressemitteilung des Landratsamtes des Hohenlohekreises vom 21. Februar 2019

Fotos: Landratsamt Hohenlohekreis

 




Strenge Anforderungen für Dürre-Hilfen für Landwirte

Landwirte, die durch den heißen und trockenen Sommer massive Ernteeinbußen zu beklagen hatten, können bis 30. November 2018 beim Landratsamt Hohenlohekreis, Landwirtschaftsamt, eine Dürrebeihilfe beantragen. Die Förderung ist an strenge Kriterien gebunden, die alle erfüllt sein müssen. Es können nur landwirtschaftliche Unternehmen gefördert werden, die aufgrund der Dürre in der Existenz gefährdet sind.

Um die Antragsvoraussetzungen vorab einfach und schnell zu prüfen, steht den Antragstellern eine Checkliste zur Verfügung. Geprüft wird die Höhe des Schadens (Mindestschaden von 30 Prozent im Gesamtbetrieb), die Prosperität und Liquidität, die Höhe der Einkünfte aus gewerblichen nicht landwirtschaftlichen Unternehmen und der Umfang von kurzfristig verwertbarem Privatvermögen.

Die Frist der Antragsstellung läuft bis 30. November 2018. Grundsätzlich können bis zu 50 Prozent des gesamten Dürreschadens ersetzt werden. Der Mindestauszahlungsbetrag liegt bei 2.500 Euro.

Die Antragsformulare und die Checkliste  sind unter www.landwirtschaft-bw.info zum Download eingestellt oder beim Landwirtschaftsamt des Hohenlohekreises erhältlich.

Weitere Informationen erteilt das Landwirtschaftsamt unter Tel. 07940 18-614 und -616.

Quelle: Pressemitteilung des Landratsamtes des Hohenlohekreises vom 08. November 2018

 

 

 




Öl geht aus …und keinen interessiert’s

Ein Kommentar von Nadja Fischer zum Öl-Engpass wegen der anhaltenden Dürre

 

Ohne Sprit wäre mein Leben ganz anders. Ich wüsste nicht, wie ich zur Arbeit kommen sollte. 50 Kilometer sind es jeden Tag hin und zurück. Das Fahrrad wäre eine Option, im Winter aber gewöhnungsbedürftig. Öffentliche Verkehrsmittel? Auch ein Bus braucht Sprit, genauso wie ein Zug. Wie heize ich meine Wohnung, wenn ich kein Heizöl mehr habe? Vielleicht werden dann bald in Deutschlands Gärten Tonnen mit Brennholz aufgestellt, um sich daran zu wärmen. Bilder von afrikanischen Slums kommen einem dabei in den Sinn. Ich überlege jetzt schon, ob ich mich wohl mit Fleece- und Outdoor-Klamotten eindecken sollte, um nicht zu erfrieren. Sollte man einen Überlebenskurs belegen, indem man lernt, selbstständig sein Essen zu jagen, Würmer zu essen und Feuer zu machen? Dann kann man voller Stolz sagen: Damals, als in der AVIA Tankstelle in Gaisbach der Sprit ausging und der Anfang vom Ende begann, wusste ich, was auf uns zukommen wird.
Ach naja, solange ich mich auf meinem Sofa in einem Schlafsack einkuscheln und ich netflixen kann – hey, dann ist doch alles im Lot.

 




Unwetter: Feuerwehreinsatz bei der Neufelser Mühle

Am 23. September 2018 fegten Sturmböen nicht nur Blätter von der Straße, sondern auch große Äste von den Bäumen. An der Neufelser Mühle (Neufels/Hohenlohekreis) spaltete es einen Baum. Dieser fiel auf darunter parkende Autos. Die Feuerwehr Neuenstein rückte aus und auch die Polizei war vor Ort, um die Personalien der geschädigten Fahrzeughalter aufzunehmen. Für die Feuerwehr war es der zweite Einsatz an diesem Tag.

Feuerwehr an der Neufelser Mühle

Hintergrund: Die lang anhaltende Dürre über die vergangenen Monate hinweg lässt nun viele der ausgetrockneten Äste und Stämme wie Streichhölzer bei Stürmen wegknicken.

Durch die Dürre sind die Bäume ausgetrocknet und brechen ab wie Streichhölzer

 

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Fotos & Videos: GSCHWÄTZ

Laut einer Pressemitteilung des Polizeipräsdiums Heilbronn blieb auch der Revierbereich Künzelsau nicht von stürzenden Bäumen verschont. Auf der L1045, zwischen Ingelfingen und Künzelsau, wurde ein Baum auf der Straße gemeldet. Genau wie auf der Stecke Nitzenhausen in Richtung Mäusdorf, zwischen Hesselbronn und Goggenbach und auf der B19 im Bereich der Kupfersenke. Im Niedernhaller Bachäcker konnte der Besitzer eines VW Golfs nichts gegen die Naturgewalt tun. Sein PKW wurde unter einem Baum begraben.

Im Stadtbereich Künzelsau machten sich durch die Windböen mehrere Gegenstände selbstständig. Darunter unter anderem Mülleimer und Blumenkübel. Außerdem machten zwei Ampelanlagen entlang der B19 Probleme. An der Anschlussstelle Kupferzell fiel eine Ampel aus und an der Belzhager Kreuzung drohte die Ampel durch den Wind umzukippen. Dies konnte aber noch verhindert werden. Einem Kindergarten in Morsbach drohte beinahe ein anderes Unglück. Ein Gullideckel in der Nähe lief über, sodass das Wasser fast in den Kindergarten hineingelaufen wäre. Auch dieses Unglück konnte abgewendet werden.