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Novavax-Impfstoff im Hohenlohekreis angekommen

Die ersten 1.900 Dosen des Impfstoffes Nuvaxovid von Novavax sind im Hohenlohekreis eingetroffen. Entsprechende Impftermine können ab Mittwochmittag, 2. März 2022, auf dem Portal www.welle-brechen.de gebucht werden. Die ersten 420 Termine sollen ab dem 12. März stattfinden. Priorität bei der Terminvergabe haben zunächst Personen, die von der einrichtungsbezogenen Impflicht ab Mitte März betroffen sind. Da auch bei Nuvaxovid zwei Impfungen zum vollständigen Schutz notwendig sind, kann zunächst für 950 Personen ein Impfangebot gemacht werden.

Impfpflichtige Personen werden vorrangig geimpft

Der Impfstoff wird nun zügig an die Stützpunkte der Mobilen Impfteams, die Impfstationen der Kassenärztlichen Vereinigung und weitere impfende Einrichtungen verteilt – entsprechend den Vorgaben des Sozialministeriums. Die ersten Impfungen in einer Einrichtung sind bereits für den 2. März 2022 geplant.

„Die Erhöhung der Impfquote ist immer noch die effektivste Möglichkeit, die Pandemie gut zu überstehen“

Der Impfstoff des Herstellers Novavax ist proteinbasiert und unterscheidet sich damit von den bislang am häufigsten gegen COVID-19 genutzten mRNA-Impfstoffen von BioNTech und Moderna. „Wir freuen uns sehr, dass mit diesem Impfstoff nun ein Impfangebot für Personen besteht, die Bedenken gegenüber den neuartigen mRNA-Impfstoffen haben. Die Erhöhung der Impfquote ist immer noch die effektivste Möglichkeit, die Pandemie gut zu überstehen“, teilt Landrat Dr. Matthias Neth mit.

Pressemitteilung Hohenlohekreis

 

 

 

 

 

 




„Nur wir, wir an der Infektionsfront, wir erkranken massenhaft“

Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper, spricht das L-Wort aus: „Lehrermangel“. Diesen Lehrermangel diagnostizierte sie noch im Dezember 2021 im Rahmen der Haushaltsverhandlungen – und hatte damit Erfolg: Statt wie geplant 212 Stellen wurden ihr zusätzliche 150 Stellen genehmigt, darunter 50 für die Krankheitsreserve. Zufrieden ist sie damit nicht, sie hätte allein für die Krankheitsreserve 105 Stellen beantragt.

Auch Lehrer:innen können an COVID erkranken

Die Corona-Situation – auch Lehrer erkranken an COVID, werden positiv getestet oder begeben sich wegen eines Krankheitsfalls in der Familie in Quarantäne – tut sein Übriges: Können die Schulen, die teils ohnehin eine angespannte Personalsituation haben, ihre Aufgabe noch so wahrnehmen, wie sie das gerne tun würden? Ein Zeitungsbericht aus München legt nahe, dass das nicht mehr überall möglich ist. Diesem Bericht zufolge übernehmen bereits Eltern die Aufsicht in einer Klasse.

Selbst die Bundesregierung bietet Hilfe an

Selbst im politischen Berlin ist der coronabedingte Lehrermangel bekannt:  Bundesfamilienministerin Anne Spiegel bot „angesichts emporschnellender Corona-Infektionszahlen“ Schulen und Kitas mit besonders angespannter Personalsituation temporäre Hilfe an. Fast 8000 pädagogische Fachkräfte aus speziellen Bundesprogrammen könnten sechs Wochen lang in den Einrichtungen bei der Betreuung der Kinder helfen, zitieren die Zeitungen der Funke Mediengruppe die Ministerin.

Das Kultusministerium sagt wenig

Da erscheint es doch merkwürdig, dass aus dem baden-württembergischen Kultusministerium zum Lehrermangel wenig zu hören ist. Eine Mitteilung auf der Homepage spricht am 28. Februar 2022 von knapp unter 2 Prozent oder 2.660 Lehrer:innen, die wegen Infektion oder Quarantäne keinen Unterricht erteilen können.

Brandbrief eines betroffenen Lehrers

Achim Vetter, ein Lehrer aus Baden-Württemberg, der im Februar an Corona erkrankte, schreibt in einem offenen Brief an  seine „oberste Dienstherrin“, Kultusministerin Schopper: „Nur wir, wir an der Infektionsfront, wir erkranken massenhaft. Wir sind kein Einzelfall.“

Nicht nur COVID, sondern auch psychische Erkrankungen

Eine bundesweite Forsa-Umfrage aus dem Oktober 2022 unter Schulleiter:innen im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) ergab ein deutliches Ergebnis: 45 Prozent der Schulleitungen gaben an, die Zahl der Lehrkräfte, die wegen physischer Krankheiten länger ausfallen, habe in den vergangenen Jahren zugenommen. 41 Prozent meinten, dass auch die Ausfälle durch psychische Erkrankungen gestiegen seien. Fast alle Schulleitungen (96 Prozent) sind überzeugt, dass sich die Belastung der Pädagogen während der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren erhöht hat.

In der Tat sprechen Lehrer offen darüber, dass die vielen unterschiedlichen neuen Aufgaben, vom Distanzunterricht über die Vertretung kranker Kolleg:innen bis hin zum Testen der Schüler:innen in der Schule, sie stark belasten, teilweise überlasten.

Aufrüttelnde Berichte aus dem Hohenlohekreis

Und auch aus dem Hohenlohekreis erreichen GSCHWÄTZ übereinstimmende und konkrete Berichte, dass die Personalsituation an einigen Schulen regelrecht besorgniserregend sei: Lehrer:innen würden mehrere Klassen parallel betreuen und es sollen auch schon Lehrer:innen von ihrer Schule an eine besonders von Lehrermangel betroffene Schule abgezogen worden sein.

GSCHWÄTZ fragt nach

GSCHWÄTZ hat bei Schulträgern, Schulen und dem Kultusministerium nachgefragt.

Die Schulträger,  Landratsamt und die Städte Künzelsau und Öhringen, verweisen unisono auf das Kultusministerium und dessen nachgeordnete Behörden. Monika Pfau, Presseprecherin der Stadt Öhringen, erklärt:

„Die Städte und Gemeinden sind „Schulträger“ und damit für die „äußeren Schulangelegenheiten“ zuständig. Zu den „äußeren Schulangelegenheiten“ gehören:
– Errichtung der Schulen (Errichtung der Gebäude),
– Unterhaltung der Schulen (Beschaffung der Geräte, Materialien, Hilfsdienste und des Hilfspersonals)“

Die Schulen selbst sind nicht sehr auskunftsfreudig

Besonders auskunftsfreudig sind die angeschriebenen Schulen nicht: Drei Schulen haben die Beantwortung unserer Fragen kategorisch abgelehnt – möglicherweise ist das Thema zu politisch? Dass diverse Schulen bisher gar nicht geantwortet haben, mag aber auch an der  Ferienzeit liegen.

Mit Organisation auf die Umstände reagiert

Geantwortet hat Wolfgang Roll, Rektor der gewerblichen Schule in Öhringen. Er sieht nicht den Krankenstand als größte Herausforderung: „Wir haben keinen coronaspezifisch signifikant höheren Krankenstand als in „normalen“ Wintern.“ Trotzdem sieht er coronabedingte Herausforderungen: „Unterrichtsorganisatorisch stellt das Präsenzunterrichtsverbot bei einzelnen KuK [Kolleginnen und Kollegen, Red.] die größte Herausforderung dar. Im Gegensatz zum Fernlernangebot, das für die zu Hause befindlichen SuS [Schülerinnen und Schüler, Red.] mit deren Equipment ganztägig stattgefunden hat, wäre jetzt ein ggf. stündlicher Wechsel zwischen Präsenz- und Fernlernunterricht nötig.“ Er begegnet diesen Herausforderungen mit Bordmitteln: „Wir haben die Stundenpläne geändert, so dass größere Blöcke für die einzelnen  Unterrichtsformen entstehen und ein Ortswechsel zwischen den Blöcken möglich ist.“ 

„Selbst organisiertes Lernen“

Das Abziehen von Lehrern an andere Schulen erscheint ihm „nicht glaubhaft“. An seiner beruflichen Schule, wo die Schülerinnen meist über 15 Jahre alt sind, „steht eine Mitbeaufsichtigung nie im Vordergrund. Bei kurzfristigen Ausfällen – wenn es nicht mehr möglich ist, eine Klasse abzubestellen – versorgen wir die SuS mit entsprechendem SOL-Material“ [SOL – selbst organisiertes Lernen, Red.]

„Wir gehen davon aus, dass der Krankenstand innerhalb der Lehrerschaft durch die Corona-Pandemie erhöht ist.“

Bettina Hey, Leiterin des Schulamts Künzelsau, nennt keine Zahlen über den Krankenstand in der Lehrerschaft, sagt nur: „Wir gehen davon aus, dass der Krankenstand innerhalb der Lehrerschaft durch die Corona-Pandemie erhöht ist.“ Die Möglichkeit, Lehrkräfte an andere Schulen abzuziehen, bestätigt sie: „Wenn der Krankenstand seitens der Schule nicht mehr abzufedern ist, unterstützt das Schulamt die Schulen über Abordnungen oder Krankheitsvertretungen (KV-Verträge).“ Auf die konkrete Frage, ob derzeit in Hohenlohe die Möglichkeit der „Abordnung“ genutzt wird,  antwortet sie ausweichend: Alle Schulen und Schularten können vom Krankenstand betroffen sein. Bisweilen werden Abordnungen von Lehrkräften notwendig.“  

Burn-Out: „Für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sind die Schulleitungen vor Ort die ersten Ansprechpartner.“

Auch auf die Frage, inwieweit Lehrer in der Pandemie überlastet sind und ob beispielsweise „Burn-Out“-Erkrankungen in der Pandemie zugenommen haben, antwortet Hey ebenfalls nicht konkret. Sie geht auf die Frage nach Zahlen und Entwicklungen gar nicht ein, verweist nur darauf, dass für die Prävention die Schulleitungen vor Ort verantwortlich seien und nennt Möglichkeiten: „Für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sind die Schulleitungen vor Ort die ersten Ansprechpartner. Das ZSL verfügt über Mittel, die seitens der Schulleitungen für den AGS beantragt werden können, um flankierende Maßnahmen zu ergreifen. Die schulpsychologische Beratungsstelle steht für Supervision und Intervisionsangebote, über die das Schulamt per E-Mail und in Dienstbesprechungen informiert hat, zur Verfügung.“

Eine regelmäßige Datenerfassung über berufsspezifische Erkrankungen scheint dem Schulamt nicht vorzuliegen.

Text: Matthias Lauterer




Long Covid – der lange Schatten

Die SRH Hochschule Heidelberg führt aktuell eine breit angelegte Studie zu den Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung durch. Dabei unterstützt auch der Hohenlohekreis. „Unser Landkreis war von Beginn an besonders stark von der Pandemie betroffen. Gerade darum ist es uns ein wichtiges Anliegen, einen Beitrag zu leisten, um den Betroffenen zu helfen und Antworten auf Fragen zu finden, die uns seit März 2020 begleiten“, sagt Annemarie Flicker-Klein, Leiterin des Gesundheitsamts. Gemeinsam mit Landrat Dr. Matthias Neth hat sie Genesene aus dem Landkreis angeschrieben und zur Teilnahme an der Studie eingeladen.

„Die Teilnahme kann Ihnen auch ganz persönlich weiterhelfen“

Wer an der Studie teilnehmen will, muss keine Long-Covid-Symptome haben, betont Annemarie Flicker-Klein. Darüber hinaus sind auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht an Covid-19 erkrankt waren, zur Teilnahme eingeladen. Die Teilnahme erfolgt online unter www.soscisurvey.de/CogniCovid19/ und dauert etwa eine Stunde. „Mit Ihrer Beteiligung tragen Sie nicht nur dazu bei, dass die Gesellschaft mehr über Covid-19 erfährt – die Teilnahme kann Ihnen auch ganz persönlich weiterhelfen“, teilt Flicker-Klein mit. Alle Teilnehmenden erhalten auf Wunsch eine Auswertung ihrer individuellen Daten und erfahren so mehr über ihren aktuellen Gesundheits- und Immunitätsstatus.




Freies Impfen für Kinder ab 5 Jahren

Die nächsten Impftermine für Erwachse und Kinder ab fünf Jahren werden an drei Tagen Anfang März angeboten: 1., 2. und 3. März 2022, jeweils von 10 bis 17 Uhr im ehemaligen Notariat im Rathaus, Stuttgarter Straße 7 (freies impfen ohne Anmeldung).

Feste Impfstationen im Hohenlohekreis

In der Notfallpraxis im alten Krankenhaus in Künzelsau sowie in der Nobelgusch in Pfedelbach gibt es zwei feste Impfstationen. Möglich sind Erst- und Zweitimpfungen sowie Boosterimpfungen.
Termine gibt es bei der zentralen Anmeldestelle unter https://welle-brechen.de/hohenlohe/.

MVZ Hohenlohe in Forchtenberg

dienstags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 16 Uhr und samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr

Impfung nur nach vorheriger Terminvereinbarung unter https://www.doctolib.de/medizinisches-versorgungszentrum-mvz/forchtenberg/mvzhohenlohe.

Schnellteststationen in Künzelsau

Kostenlose Bürgertests sind an diesen Stationen möglich:

  • Stadthalle Künzelsau, Schulstraße 9:
    Montag bis Sonntag 8 bis 11 Uhr,
    Montag bis Freitag 18 bis 20 Uhr.
    Termin buchen: https://www.apo-schnelltest.de/testcenter-kuenzelsau .
    Wer sich testen lassen möchte, muss eine FFP2-Maske tragen, symptomfrei sein und einen Ausweis dabeihaben. Es wird darum gebeten, die Anmeldebestätigung ausgedruckt zum Termin mitzubringen.
    Anmeldungen von Personen ohne Internetzugang werden von der Hohenlohe Apotheke van Dorp unter Telefon 07940 91090 entgegengenommen.
  • Emma, Bahnhofstraße 1, Künzelsau:
    Montag bis Freitag 7 bis 11 Uhr und 16 bis 21 Uhr,
    Samstag bis Sonntag 8 bis 11 Uhr und 16 bis 21 Uhr.
    Termin vereinbaren: 07940 9818761 oder https://apo-schnelltest.de/emma-kuenzelsau oder einfach vorbeikommen und eventuell Wartezeit einplanen.
  • Mundocare-Teststation am Globus Baumarkt, Würzburger Straße 26, Künzelsau:
    Montag bis Samstag 9 bis 20 Uhr.
    Termin buchen: www.mundocare.de oder vor Ort einchecken
  • KÜNfit, Hallstattweg 36, Künzelsau:
    Montag bis Freitag 12 bis 16 Uhr
    Samstag und Sonntag 9 bis 12 Uhr
    Teststation erreichbar über separaten Seiteneingang, mit Terminvereinbarung unter www.apo-schnelltest.de und ohne Terminvereinbarung

Auf der Internetseite der Stadt Künzelsau werden die Angebote laufend aktualisiert: http://www.kuenzelsau.de/corona

 




„Es ist schmerzhaft, meine Mutter im Pflegeheim so sehen zu müssen“

Eine GSCHWÄTZ-Leserin aus dem Kochertal hat uns einen Leserbrief zukommen lassen mit der Bitte um Veröffentlichung. Anbei veröffentlichen wir den Brief von Sylvia Bendel:

„Es ist schmerzhaft, meine Mutter im Pflegeheim so sehen zu müssen. Ich besuche meine Mutter wöchentlich. Leider darf ich dies seit Dezember 2021 nicht mehr mit direktem Kontakt, sondern nur noch durch das geschlossene Fenster. Die Kommunikation findet durch „Zettelchen“ oder Gesten statt.

Trotz dass ich selbst genesen bin und mich für jeden Besuch zur Sicherheit testen lasse, wird diese unmenschliche Vorgehensweise durchgezogen. Aufgrund von Atemwegserkrankungen trage ich meist nur medizinische Masken, da mir das Atmen mit der FFP2-Maske sehr schwer fällt.

Mittlerweile versteht meine Mutter die Regeln nicht mehr. Es ist grausam, zu sehen, wie die 95-Jährige hinter der Schweibe weint und es auf unmenschliche Art untersagt ist, sie in den Arm zu nehmen. Dass eine Frau mit dieser Lebenserfahrung noch so etwas erleben muss, es gibt dafür keine Worte.

Ich hoffe, dass wir noch viele Jahre miteinander verbringen dürfen. Allerdings nicht durch eine Scheibe, ich  möchte sie noch einmal in den Arm nehmen können.“

Anm. der Redaktion: Laut der aktuellen Coronaverordnung des Landes Baden-Württemberg ist das Tragen einer FFP2-Maske Pflicht bei einem Besuch in einem Altenheim. Diese und weitere Besuchsregeln in der Übersicht finden Sie hier.




„Ich gehe auf die Straße, weil ich keine Impfpflicht möchte“

Allein in Baden-Württemberg wurden am Montag, den 07. Februar 2022, von der Gruppe „Montags für Freiheit“ rund 76.070 Menschen an 278 Orten gezählt (Zahlen werden bei den örtlichen Polizeibehörden oder Ordnungsämtern erfragt), die sich zu den so genannten Montagsspaziergängen versammelten. 560 davon gingen in Künzelsau auf die Straße. GSCHWÄTZ-Reporterin Priscilla Dekorsi hat sich unters Fußvolk gemischt.

„Aus Solidarität mit den Krankenschwestern“

Einer von ihnen ist Bernie Rusam aus Kupferzell. Rusam formuliert seine Beweggründe dafür klar und deutlich: „Ich gehe auf die Straße, weil ich keine Impfpflicht möchte. Ich möchte frei entscheiden, ob ich mich impfen lasse oder nicht, so wie jeder andere, der sich aus freien Stücken für das Impfen entschieden hat, so möchte auch ich mich gegen das Impfen entscheiden. Ich gehe des Weiteren auch aus Solidarität mit den Krankenschwestern und dem Pflegepersonal auf die Straße, die ihren Dienst getan haben in der Zeit, in der andere in Quarantäne waren, die jetzt Gefahr laufen, ihren Job zu verlieren. Ich gehe auch dafür auf die Straße, dass sie für einen Tariflohn schaffen können und ordentliche Arbeitsbedingungen haben. Ich gehe auf die Straße für diejenigen, die unter einem Impfschaden leiden und vielleicht bei den Medizinern auf taube Ohren stoßen. Und ich gehe beispielsweise auch auf die Straße für einen Ole Skambraks. Das ist ein SWR2-Mitarbeiter, der es gewagt hat, in einem offenen Brief Fragen zu formulieren, auf die er keine Antworten gefunden hat – mit der Konsequenz, dass er von seinem Job beurlaubt worden ist. Für diese Leute gehe ich mit auf die Straße und das ist meine Art der Solidarität.“

„Mit denen tritt man sich auf dem Straßenfest“

Rusam ist das vierte Mal beim Künzelsauer Montagsspaziergang dabei und resümiert: „Das [Anm.: die Spaziergänger] sind Leute, mit denen trifft man sich auf dem Straßenfest, mit denen trifft man sich auf dem Oldtimertreffen oder auf anderen kulturellen Veranstaltungen. Es geht absolut ruhig, absolut friedlich zu. Es ist überhaupt nichts zu merken von Krawall und Randale oder rechtsradikalen Tendenzen – diesbezüglich: null, nichts, gar nichts. Das ist eine absolut friedliche Veranstaltung hier und so hoffe ich, dass es bleibt. Und wenn es so bleibt, werde ich weiterhin dabei sein.“

Montagsspaziergänger in Künzelsau am 07. Februar 2022. Foto: GSCHWÄTZ

„Für unsere Rechte, dafür sind wir auf die Straße gegangen“

Eine weitere Spaziergängerin, Christa Steiner, erklärt, wofür sie auf die Straße geht: „Für unsere Rechte, die per Grundgesetz verankert sind, dafür sind wir auf die Straße gegangen. Ich halte meinen Teil des Vertrages mit dem Staat Deutschland ein: Ich gehe arbeiten, zahle meine Steuern, ich sorge für mich selbst. Genauso erwarte ich, dass der Staat seine Pflicht einhält, mir meine Grundrechte zu gewähren: zum Beispiel die Unversehrtheit meines Körpers und dass ich frei über meinen Körper entscheiden und auch meine Meinung frei kundtun kann. Das fordere ich ein, dass wenn ich meinen Teil des Vertrages einhalte, der Staat auch seinen Teil des Vertrages einhält und mir meine Grundrechte zugesteht.“

Geimpft, um ungestört reisen zu können

Konkret eingeschränkt sieht Steiner ihre Grundrechte „in den Corona-Maßnahmen, die nicht mehr logisch nachvollziehbar sind.“ Beispielsweise „kann ich nicht mehr alles besuchen, was ich gerne würde, ohne nicht irgendwelche Nachweise zu bringen, dass ich gesund bin. Normalerweise hat man einen Nachweis bringen müssen, dass man krank ist, wenn man beispielsweise nicht zur Arbeit gehen wollte. Jetzt muss ich einen Nachweis bringen, dass ich gesund bin, dass ich einkaufen gehen darf, ein Konzert besuchen darf, dass ich ins Schwimmbad gehen darf, dass ich mich mit meiner Familie mit mehr als der im Moment vorgeschriebenen Personenanzahl, treffen darf. Das ist das, wofür ich auf die Straße gehe: dass die Rechte wiederhergestellt werden und zwar für jeden gleich.“

Alle drei Monate eine Impfung

Steiner selbst ist coronageimpft. „Wir haben das damals nur gemacht, damit wir im Sommer ungestört reisen können. Kurze Zeit, nachdem die Impfung durch war, hieß es dann auf einmal, man müsse noch eine Auffrischung machen. […] Nach zwei Monaten hieß es dann auf einmal, nach spätestens sechs Monaten brauche man eine Booster-Impfung und inzwischen sind wir bei ‚alle drei Monate‘. Wenn es jemandem jetzt nicht dämmert, dass da etwas nicht stimmt, dann wacht der wahrscheinlich niemals auf.“

„Man wird nicht richtig informiert“

Bundesweit fanden letzten Montag Zusammenkünfte an 2384 Standorten statt. „Ich denke, es müsste in den Medien viel mehr darüber berichtet werden“, sagt die Spaziergängerin Petra Hiller. „Es wird heruntergespielt und von den Formulierungen her darauf geachtet, dass es möglichst harmlos und überzogen erscheint und dass ‚die Querdenker‘ und ‚die Volksverhetzer‘ demokratiefeindlich erscheinen, obwohl es eben nicht so ist. Es ist die Demokratie, die wir haben, die wir jetzt eben in Anspruch nehmen. Das ist ein Grundrecht. Solange wir uns als Bürger verhalten, Teil des Bürgertums sind und unsere Bürgerpflichten einhalten, dürfen wir auch die Rechte dazu einfordern. Was im Moment medial passiert ist, dass, wenn man sich nicht zusätzlich [Anm.: in unabhängigen Medien] informiert, man nicht richtig informiert wird.“

„Umso mehr für die Freiheit demonstrieren, umso besser“

Doch was sagen die Künzelsauer Geschäftstreibenden zu den Montag für Montag größer werdenden Menschenmassen in der Innenstadt? Nur wenige Meter entfernt arbeiten Salih Cilik und sein Team im Pizza & Kebab Haus Sila. Cilik erklärt: „Umso mehr Leute auf die Straße gehen, um gegen [die] Corona[-Maßnahmen] und für die Freiheit zu demonstrieren, umso besser.“

Für GSCHWÄTZ vor Ort: Priscilla Dekorsi




RKI: Schwindelerregende Coronazahlen bei den geimpften und nicht geimpften 12- bis 17-Jährigen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat Zahlen bezüglich geimpfter und nicht geimpfter Coronainfizierten veröffentlicht. Wir wirkt sich eine Impfung bei einer Infektion aus? Wer ist besonders betroffen? Auffallend noch war die Zahl der von Symptomen oder Hospitalisierung betroffener bei den 12- bis 17-Jährigen.

Eine Impfung schützt nicht immer vor einer Erkrankung, das Jahr 2022 zeigt dies deutlich

In der Einleitung heißt es: „Zur Darstellung des Effekts der Impfung auf die COVID-19-Krankheitslast in der Bevölkerung wurde die Inzidenz sowohl der symptomatischen als auch der hospitalisierten COVID-19-Fälle unter vollständig Geimpften und Ungeimpften ab Kalenderwoche 28 getrennt berechnet.

Anbei veröffentlichen wir die Inzidenzzahlen:

Impfstatus und Inzidenz. Veröffentlichte Zahlen des Robert-Koch-Institutes. Stand: 09.02.2022 Quelle: rki

Auffallend in allen drei Altersgruppen (12 bis 17, 18 bis 59 und 60 aufwärts) ist, dass Geimpfte noch 2021 viel seltener Symptome zeigten oder ins Krankenhaus mussten, als Ungeimpfte. Bei den jugendlichen Ungeimpften war das Risiko teilweise siebenmal höher als bei Geimpften. Auffallend ist auch, dass diese Quote zugunsten einer Impfung immer mehr abnahm und sich die Inzidenzwerte 2022 immer mehr annäherten. Das heißt: Die Inzidenz der geimpften Jugendlichen stieg beträchtlich an. Also auch immer mehr geimpfte Jugendliche entwickelten Symptome und / oder mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Immer mehr Geimpfte entwickeln Symptome oder landen im Krankenhaus

Ähnlich sieht es bei der mittleren Altersgruppe aus. Waren geimpfte Bürger:innen 2021 noch rund dreimal besser geschützt als ungeimpfte, so glichen sich 2022 die Inzidenzwerte nahezu an. Nicht ganz soo stark, aber doch auffallend ist der Wert auch bei der ältesten Bevölkerungsgruppe.

Heißt das nun, dass eine Impfung nicht oder nur bedingt schützt vor Symptomen und /oder Krankenhausaufenthalten?

Heißt das nun, dass eine Impfung nicht oder nur bedingt schützt vor Symptomen und /oder Krankenhausaufenthalten? Betrachtet man den dritten erhobenen Wert, die so genannte Booster-Impfung, zeigt dies, dass Auffrischungsimpfungen stark vor einer symptomatischen und / oder Krankenhausaufenthalten schützen.

Impfung schützt nur bedingt vor der neueren Omikronvariante

Da sich 2022 auffallend viele bereits geimpfte Menschen angesteckt, Symptome entwickelt haben und teilweise auch im Krankenhaus behandelt werden mussten, spricht das zusätzlich für die bereits im Raum stehende These, dass die Impfung nur bedingt vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante schützt.

Interessant wäre überdies zu wissen, wie viele Antikörper die Betroffenen nach einer Impfung und nach einer Ansteckung haben und wie viele Antikörper es benötigt, um sich ausreichend vor Covid-19 zu schützen.

Aktuelle Lage


Gestern wurden 247.862 neue Fälle und 238 neue Todesfälle übermittelt. Die Inzidenz der letzten 7 Tage liegt
deutschlandweit bei 1.465,4 Fällen pro 100.000 Einwohner (EW). Die Werte für die 7-Tage-Inzidenz in den Bundesländern
liegen zwischen 1.817,5 pro 100.000 EW in Bayern und 863,1 pro 100.000 EW in Schleswig-Holstein.

Es wurden 1.675 Hospitalisierungen in Bezug auf COVID-19 übermittelt, die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten Fälle liegt bei
6,23 Fällen pro 100.000 EW.

Am 09.02.2022 (12:15 Uhr) befanden sich 2.398 COVID-19-Fälle in intensivmedizinischer Behandlung (+8 zum Vortag). Der
Anteil der COVID-19-Belegung durch Erwachsene an allen betreibbaren Intensivbetten für Erwachsene liegt bei 10,6 %.

Seit dem 26.12.2020 wurden insgesamt 167.416.348 Impfungen verabreicht. Insgesamt haben 76,0 % der Bevölkerung
mindestens eine Impfung gegen COVID-19 bekommen.5 74,6 % wurden bereits vollständig gegen COVID-19 geimpft.6 55,0 %
haben eine Auffrischimpfung erhalten.

Zahlen: Robert-Koch-Institut

 

 

 




Einseitig, unkritisch, regierungsnah?

In einer 63 Seiten umfassenden Studie analysierten Prof. Dr. Marcus Maurer von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Prof. Dr. Carsten Reinemann von der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Simon Kruschinski von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz die journalistische Berichterstattung in der Coronapandemie.

Ihr Fazit: „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wurden in den meisten Medien als angemessen
oder sogar als nicht weitreichend genug bewertet.“ Dass die Coronamaßnahmen zu hart seien, war unter Journalisten dagegen eher eine Minderheitenmeinung.

Die Studie hat die Qualität der Medienberichterstattung über die Covid-19-Pandemie in Deutschland zwischen dem 1. Januar 2020 und
dem 30. April 2021 in elf Leitmedien mit unterschiedlichen redaktionellen Linien, darunter sieben Online-Nachrichtenangebote (faz.net · sueddeutsche.de welt.de · bild.de · spiegel.de · focus.de und t-online.de) und vier Fernsehnachrichten-Formate (Tagesschau – ARD, heute – ZDF, RTL aktuell und ARD Extra zur Corona-Pandemie).

Politiker mehr im Fokus als Wissenschaftler, kaum vorkamen von der Infektion Betroffene oder auch so genannte Coronaskeptiker

Bei den in der Berichterstattung erwähnten Akteuren zeigt sich, so die Autoren, „eine starke Konzentration auf Politiker und
mit einigem Abstand Ärzte und Wissenschaftler, während von der Infektion Betroffene und auch so genannte Corona- Skeptiker kaum vorkamen. Unter den politischen Akteuren dominierten die Unionsparteien, während über die Oppositionsparteien kaum berichtet wurde. Unter den im weitesten Sinne wissenschaftlichen „Pandemie-Erklärern“ dominierte lange der Virologe Christian Drosten, der aber zunehmend vom SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach abgelöst wurde.

Als Leitwert dominierte das Streben nach Sicherheit über die Forderungen nach Freiheit.

Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wurden in den meisten Medien als angemessen oder sogar als nicht weitreichend genug bewertet. Dass die Maßnahmen zu weit gingen, war in den Medien eher eine Minderheitenposition, die allerdings quantitativ durchaus
ins Gewicht fiel. Harsch und ab Oktober 2020 zunehmend harscher fielen die Urteile über die wichtigsten politischen
Akteure und ihre Kompetenzen aus, während die Wissen-schaft eher gleichbleibend positiv beurteilt wurde. Als Leitwert dominierte das Streben nach Sicherheit über die Forderungen nach Freiheit.

Nicht völlig unkritisch

Ein sehr klares Ergebnis der vorliegenden Studie ist, dass die untersuchten Nachrichtenmedien nicht völlig unkritisch insbesondere gegenüber den Regierungen in Bund und den Ländern waren. Denn Kritik war in den Medien sehr deutlich vorhanden, sowohl an den amtierenden Regierungen und ihren Repräsentanten als auch an den Corona-Maßnahmen. In dieser Hinsicht war die Berichterstattung
folglich zugleich regierungsnah und regierungskritisch. Sie war regierungsnah, weil die Medien, ähnlich wie die Politik, überwiegend für harte Maßnahmen plädierten. Sie war zugleich aber auch regierungskritisch, weil den Medien diese Maßnahmen oft gar nicht hart genug erschienen oder zu spät kamen. Schon eher orientierten sich die Medien folglich an dem, was sie als wissenschaftlichen Konsens wahr-
nahmen.

Und immer diegleichen Expert:innen: Vielfältige Berichterstattung sieht anders aus

Dass sie dabei zunächst besonders auf einige Virolog:innen Bezug nahmen, die zu den weltweit angesehensten ihres Faches zählen, spricht zwar nicht für eine vielfältige Berichterstattung, erscheint, wenn es um hochspezialisierte Kompetenzfelder geht, aber durchaus ra-
tional. Allerdings hätte die Berichterstattung durchaus auch von dem ein oder anderen Experten in anderen hochspezialisierten Wissenschaftsdisziplinen profitieren können, um den medialen Blick auf die Pandemie um andere Perspektiven auf das Geschehen zu erweitern. Dass die virologischen Experten während der zweiten und dritten Pandemiewelle schließlich zunehmend durch den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ersetzt wurden, lässt sich dann allerdings eher nicht mit dessen virologischer Expertise erklären.

Journalisten schätzten die „harte Linie“, die Karl Lauterbach forderte

Vielmehr war Lauterbach wohl auch deshalb ein in den Medien gern zitierter Experte, weil viele Medien dessen harte Linie im Kampf gegen die Pandemie kannten und schätzten. Insgesamt nahmen die Medien gegenüber der Pandemie folglich eine eindeutig warnende Haltung ein, die man durchaus als einseitig betrachten kann. Betrachtet man diese Einseitigkeit als Problem, dann kann man dies allerdings nur aus einer Position tun, die die Pandemie als eher ungefährlich oder die Maßnahmen als eher übertrieben wahrnimmt. Stellt man dagegen in den Mittelpunkt, dass Deutschlandim Vergleich zu anderen Ländern bislang auch im Hinblick auf die Zahl von Todesfällen vergleichsweise gut durch die Pandemie kam und führt man dies nicht nur auf das gute Gesundheitssystem und die vielen Intensivbetten, sondern
auch auf die Maßnahmen zurück, dann kann man diese mediale Mitgliedschaft im „Team Vorsicht“ als Ausweis von Rationalität, Wissenschaftsorientierung und hoher Qualität der Berichterstattung betrachten. Auch hier geht es folglich wieder um die Frage, ob Medien angesichts einer für viele Menschen lebensbedrohenden Krise gemeinsam mit Wis- senschaft und Politik alles zur Lösung des Problems unternehmen sollen und dafür auch klassische Qualitätskriterien der Berichterstattung außer Kraft gesetzt oder umgedeutet werden müssen.

„Team Vorsicht“

Allerdings wird in den erhobenen Daten auch erkennbar, dass die Medien zuweilen den Blick dafür verloren haben, welche Informationen als bekannt vorausgesetzt werden können. Die geringe Beachtung, die das Corona-Virus und seine Eigenschaften sowie der Vergleich zur Influenza als solches fanden, ist dafür ein besonders eindrückliches Beispiel. Ty- pisch für die Medienberichterstattung in Krisensituationen
ist auch die mangelnde Kommunikation von Unsicherheit, die oft fehlende Einordnung statistischer Informationen und die nicht immer zum aktuellen Infektionsgeschehen passende Berichterstattungsmenge. Diese Abweichungen von Qualitätsstandards lassen sich in der Regel mit journalistischen Selektionskriterien und Darstellungsweisen erklären, die sich über Jahrzehnte eingeschliffen haben und vielen heute als unabänderlich erscheinen, z. B. der Fokus auf negative Informationen oder die Überzeugung, die Leser würden komplexe Zusammenhänge ohnehin nicht verstehen.

 




„In absoluten Ausnahmefällen, wenn es zu Engpässen etwa in Kraftwerken kommen könnte, könnten wir uns vorstellen, auch infizierte Mitarbeiter*innen, die ohne Symptome sind, einzusetzen“

Die Omikron-Variante des Corona-Virus verändert die Sichtweise der Menschen und der Politik. Die Menschen erhoffen sich wegen vermeintlich „milder“ Verläufe eine Rückkehr zu dem, was früher die Normalität war, die Politik schaut eher auf die Zahl der Kranken und in Quarantäne befindlichen Menschen. War für die Politik bei Delta noch der Blick auf die Belastung der Krankenhäuser, insbesondere der Intensivstationen, ausschlaggebend für politische Entscheidungen, schaut man bei Omikron auf weitere Teile der Infrastruktur. Grund ist die Befürchtung, dass durch eine hohe Zahl von Erkrankungen und Quarantänefällen möglicherweise der Betrieb der Infrastruktur nicht mehr gewährleistet sein könnte. Ein Ausfall beispielsweise des Stromnetzes könnte enorme Folgen für jeden Einzelnen, aber auch die Wirtschaft nach sich ziehen.

KRITIS-Infrastruktur

„Die Nationale Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS-Strategie) definiert Kritische Infrastrukturen als Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“, so formuliert es die Baden-Württembergische Landesregierung. Die Bundesregierung hat folgende Sektoren als „kritische Infrastrukturen“ definiert, diese Sektoren sind daran gebunden, „angemessene organisatorische und technische Vorkehrungen zur Vermeidung von Störungen der Verfügbarkeit, Integrität, Authentizität und Vertraulichkeit ihrer informationstechnischen Systeme, Komponenten oder Prozesse zu treffen, die für die Funktionsfähigkeit der von ihnen betriebenen Kritischen Infrastrukturen maßgeblich sind“:

  • Energie: Elektrizität, Gas, Mineralöl, Fernwärme
  • Wasser: Öffentliche Wasserversorgung, öffentliche Abwasserbeseitigung
  • Ernährung: Ernährungswirtschaft, Lebensmittelhandel
  • Informationstechnik und Telekommunikation
  • Gesundheit: Medizinische Versorgung, Arzneimittel und Impfstoffe, Labore
  • Finanz- und Versicherungswesen: Kreditinstitute, Börsen, Versicherungen, Finanzdienstleister
  • Transport und Verkehr: Luftfahrt, Seeschifffahrt, Binnenschifffahrt, Schienenverkehr, Straßenverkehr, Logistik

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ergänzt diese Liste noch um

  • Staat und Verwaltung: Regierung und Verwaltung, Parlament, Justizeinrichtungen, Notfall-/Rettungswesen einschließlich Katastrophenschutz sowie
  • Medien und Kultur: Rundfunk (Fernsehen und Radio), gedruckte und elektronische Presse, Kulturgut und symbolträchtige Bauwerke.

Reaktion der kritischen Energie-Infrastruktur auf Corona

„Im Rahmen der Vorbereitung auf alle denkbaren Krisenszenarien ziehen wir verschiedene Maßnahmen in Betracht, unter anderem haben wir auch die Möglichkeit einer vorübergehenden Unterbringung von Mitarbeitenden direkt am Standort berücksichtigt (Kasernierung)“, zitiert die „Rheinische Post“ einen Sprecher des Energieversorgers EON. Bisher sei diese Maßnahmen aber noch nicht notwendig gewesen.

Ein Sprecher von PreussenElektra berichtet für das Kernkraftwerk Isar von einem „detaillierten Pandemie-Notfallplan, der verschiedene Maßnahmenstufen beinhaltet. Diese umfassen unter anderem die Reduzierung der Betriebsmannschaft zur Schaffung von Personalreserven, aber auch die Vorhaltung notwendiger Betriebsstoffe, um für einen größeren Zeitraum autark am Standort den Betrieb aufrecht halten zu können.“

Auch die EnBW sieht sich gut für Notfälle gerüstet

Auch bei der EnBW sind Krisenpläne vorbereitet, wie Christof Hafkemeyer, Konzernsprecher, gegenüber GSCHWÄTZ bestätigt: „Seit Beginn der Pandemie haben wir umfassende Krisenpläne für unterschiedliche Phasen der Pandemie entwickelt, die wir immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten anpassen.“ Er verweist sogar auf eine Verordnung des Landes Baden-Württemberg, die im Notfall „den Einsatz von Infizierten möglich macht.“ – und tatsächlich ist man auch auf diesen Fall vorbereitet: „In einem Szenario und in absoluten Ausnahmefällen, wenn es zu Engpässen etwa in Kraftwerken oder Leitwarten kommen könnte, könnten wir uns vorstellen, auch infizierte Mitarbeiter*innen, die ohne Symptome sind, einzusetzen.“ Aber,  so Hafkemeyer: „Derzeit gibt es aber keine Notwendigkeit, eine solche Maßnahme zu ergreifen. Wir sind zwar auch von den steigenden Corona-Infektionen betroffen, aber bisher greifen die eingeleiteten ersten Stufen unserer Konzepte und die Versorgung unserer Kund*innen war und ist jederzeit sicher und zuverlässig gewährleistet.“

Text: Matthias Lauterer




Bist du immun?

Ein Mann aus einem Ingelfinger Teilort  hat mir kürzlich berichtet, dass er Corona hatte und noch immer, nach rund einem Jahr, Symptome von long covid zeigt. Dies zeige sich etwa durch unruhige Nächte und extremes Ausgelaugtsein. Er sagt, er habe seinen Antikörperwert testen lassen. Der Wert sei bei über 1.000. Sprich: Er wird vermutlich ausgrund seiner hohen Antikörperzahl vermutlich nicht mehr so schnell an Corona erkranken. Nur: Der Wert der Antikörper zählt in der Coronaverordnung nicht. Warum spielt dieser wichtige Wert keine Rolle, fragt er sich. Ich verstehe das auch nicht – wie so viele andere Dinge in dieser Pandemie.

Antikörperwert von über 1.000

Derzeit steigt die Zahl der Coronainfizierten wieder rapide an. Es ist nicht mehr so, wie am Anfang der ersten Welle, wo fast niemand jemand gekannt hat, der Corona hat oder hatte. Mittlerweile kennt fast jeder jemanden. Das Verrückte: Nicht selten sind es die frisch geimpften oder geboosterten, die es erwischt. Man kann nun auch argmuntieren, dass es diese Personen „wesentlich schlimmer erwischt hätte“, wären sie nicht geimpft. Aber weiß das schon so genau?

Ein Impfstoff, der weder vor Ansteckung noch vor Weiterverbreitung schützt

So bleibt ein schales Gefühl, wenn man derzeit um sich schaut, zurück. Eijn Impfstoff, der im Schnellverfahren entwickelt wurde, der weder vor Ansteckung noch vor Weiterverbreitung schützt, geschweige denn vor Coronamutationen, wie viel Wert ist dieser Impfstoff eigentlich?

Ein Impfstoff, der vor Corona wirksam und flächendeckend schützt, wäre dringend notwendig und unglaublich wichtig, um Herr über die Pandemie zu werden.

Denn wir kratzen eigentlich schon beinahe an der magischen Impfqotenmarke von rund 80 Prozent in Deutschland. Nur was bringt sie, wenn die Durchseuchung weiter stattfindet? Hieß es im vergangenen Jahr nicht noch von diversen Politiker:innen: Bei über 70 Prozent können wir die Pandemie in den Griff bekommen? Trotz der hohen Impfquote scheint ein Ende nicht in Sicht, geschweige denn, sinkende Zahlen.

Und irgendwie scheint der Politik auch nur noch einzufallen: Lasst euch testen, testen, testen. Lasst euch impfen, immpfen, impfen.

Vermutlich weil keiner der Wahrheit ins Gesicht schauen kann, die da heißt: Auch wenn ihr noch so viel testet und impft,so wird es nicht besser. Das Frühjahr und die milderen Temperaturen werden automatisch dafür sorgen, dass es weniger Fälle gibt. Vielleicht schafft es die Politik dann endlich, in dieser sich beruhigenden Zeit, ein solides Gesundheitssystem auf die Beine zu stellen, Geld in dringend notwendiges gut ausgebildetes Personal zu investieren, . Vielleicht kommt irgendwann einmal ein kluger Kopf auch auf die Idee, flächendeckende Antikörpertests einzuführen, damit nicht blind imer häufiger und häufiger geimpft wird, sondern dass man gezielt schaut, bei wem es wieder von Nöten ist.

Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann