„Wir haben nun mehr Ausrüstung und sind wesentlich schlagkräftiger“, sagt Nitzenhausens Ortsvorsteher Ralf Markert nicht ohne stolz bei der Präsentation des neuen nagelneuen Fahrzeuges für die Feuerwehr Abteilung Nitzenhausen am 18. September 2021 beim Feuerwehrgerätehaus in Nitzenhausen. Mit der Stärkung der Feuerwehr Nitzenhausen möchte die Stadt Künzelsau vor allem die Ränder des Stadtbezirkes stärken.

Das neue Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Abteilung Nitzenhausen. Foto: GSCHWÄTZ
Vorher musste das Wasser aus einem Bach oder aus dem Hydrantennetz geholt werden
Das Besondere: „Das Fahrzeug ist wasserführend.“ Die Feuerwehr fährt fortan stets mit einem 1.000 Liter-Wassertank zu den Einsätzen. Das war vorher nicht der Fall. Das Wasser musste aus dem Hydrantennetz, aus einem See oder Bach geholt werden, erklärt Stadtbrandmeister Thomas Böhret.

Abteilungskommandant Johannes Seebach erklärt die Ausstattung des Fahrzeuges. Hier zu sehen: der Wassertank. Foto: GSCHWÄTZ
7 Minuten, die Leben retten können
1.000 Liter Wasser reichen allerdings nur für rund 7 Minuten, etwa bei einem Unfall, um die Erstmaßnahmen einzuleiten, bis die Künzelsauer Feuerwehr zur Unterstützung kommt. Aber immerhin: 1.000 Liter und 7 Minuten, die Leben retten können.
Stadtbrandmeister Thomas Böhret: „Die Stadt Künzelsau steht da schon hinter ihrer Feuerwehr“
230.000 Euro hat das Fahrzeug gekostet, inklusive einem Zuschuss vom Land-Baden-Württemberg von 52.000 Euro. Damit bleiben für die Stadt Künzelsau Kosten von rund 180.000 Euro. „Die Stadt Künzelsau steht da schon hinter ihrer Feuerwehr“, sagt Feuerwehrchef Thomas Böhret.

von links: Yannick Kraft vom Schuppen „Nizza“, Abteilungskommandant Johannes Seebach, Stadtbrandmeister Thomas Böhret, Nitzenhausens Ortsvorsteher Ralf Markert, Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann. Foto: GSCHWÄTZ
Auch Amrichshausen und Kocherstetten bekommen neue Fahrzeuge
Interessiert schauten sich nicht nur die Bewohner Nitzenhausens, sondern auch Feuerwehrler anderer Abteilungen das neue Tragkraftspritzenfahrzeug an. Stefan Baier ist Feuerwehrler aus dem nur einen Steinwurf entfernten Amrichshausen. Er freut sich, denn im Herbst bekommen die Abteilungen Kocherstetten und Amrichshausen dasselbe Fahrzeug geliefert. Nur die Garage sei etwas zu klein für das Fahrzeug, das passe da nicht rein. Laut Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann soll jedoch mit einem dementsprechenden Anbau in Amrichshausen noch in diesem Jahr begonnen werden. Bis dieser fertig sei, werde das Fahrzeug in Künzelsau stehen.

Stefan Baier aus Amrichshausen mit seinen Töchtern Emma und Annika und seinem Sohn Lukas schauen sich das Fahrzeug aus nächster Nähe an. Foto: GSCHWÄTZ
„Papa, was ist das?“
Stefan Baiers Töchter Emma (5) und Annika (3) sind jedenfalls ganz begeistert und erkunden interessiert das Fahrzeug. „Papa, was ist das?“ – „Ein Feuerlöscher“, erklärt Papa Stefan Baier. Neben mehreren Feuerlöschern hat das Fahrzeug unter anderem auch Atemschutzgeräte, einen Lichtmasten zur besseren Ausleuchtung, einen Nasssauger und eine Schmutzwasserpumpe vorzuweisen – ach ja, und einen Klappspaten. Wofür dieser gedacht ist, rätselt Stadtbrandmeister Böhret. Zum Einsatz kam er in seiner langen Feuerwehrkarriere bislang jedenfalls nicht.

Alles, was das Feuerwehrherz begehrt. Sogar ein Klappspaten ist mit dabei. Foto: GSCHWÄTZ
„Mir ist es wichtig, dass ich eine schlagkräftige Einsatztruppe habe“
Damit sich jeder Feuerwehrler damit auskennt, bekamen die Männer (eine Frau ist nicht dabei), eine Einweisung in das neue Fahrzeug und es werde auch damit geübt, so dass sich jeder im Einsatzfall damit auskennt. Im Durchschnitt hat die Feuerwehr Nitzenhausen laut Thomas Böhret drei Einsätze im Jahr. Aber durch das neue Fahrzeug könne es schon sein, dass die Feuerwehr nun öfter bei Einsätzen beteiligt sei. „Mir ist es wichtig, dass ich eine schlagkräftige Einsatztruppe habe.“

von links: Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann, Stadtbrandmeister Thomas Böhret, Ortsvorsteher Ralf Markert, der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Hohenlohekreis, Christian von Stetten, Abteilungskommandant Johannes Seebach. Foto: GSCHWÄTZ
Sonnhofen: Der bislang schwierigste Einsatz
Der bislang schwierigste Einsatz der Nitzenhausener in jüngster Vergangenheit sei, so Abteilungskommandant Johannes Seebach, der Großbrand in Sonnhofen 2020 gewesen.
Die Sache mit dem Klappspaten
28 Mann im Alter von 18 und 61 Jahren sind derzeit in der Feuerwehr Abteilung Nitzenhausen aktiv, erklärt Abteilungskommandant Johannes Seebach. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass Nitzenhausen lediglich etwa über 200 Einwohner hat. Nur mit dem Engagement von jedem einzelnen sei es laut Seebach möglich gewesen, dass die Feuerwehr in Nitzenhausen auch neue Räume bekommen hat. Die Truppe hat zwei Garagen zu einer großen Umkleidekabine umgebaut. Rund 800 Stunden benötigten sie dafür. Lediglich die Gipser- und Malerarbeiten haben sie fremdvergeben. Direkt daneben wurde in diesem Zuge auch ein neuer Aufenthaltsraum geschaffen. „Ohne die Eigenleistung wäre das Ganze zwei- bis dreimal teurer geworden“, so Seebach.

Hocketse am Feuerwehrhaus in Nitzenhausen zur Einweihung des neuen Fahrzeuges und der neuen Räume. Foto: GSCHWÄTZ
Bürgermeister Neumann: „Nitzenhausen ist beispielhaft für andere Ortsteile“
„Es ist nicht selbstverständlich, was hier passiert ist“, weiss auch Künzelsaus Bürgermeister das Engagement der Feuerwehrler und Einwohner Nitzenhausens zu würdigen. Nitzenhausen sei „beispielhaft für andere Ortsteile“. Durch ein derartiges Engagement könne man mehr erreichen, „wie wenn es nur die Stadt macht“.

Die neue Umkleidekabine. Ehemals 2 Garagen haben die Feuerwehrler in zahlreichen ehrenamtlichen Stunden umgebaut. Foto: GSCHWÄTZ

Neuer Gemeinschaftsraum für die Feuerwehr. Foto: GSCHWÄTZ
Text: Dr. Sandra Hartmann