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BBT bezeichnet Künzelsauer Krankenhaus nicht als „marode“

In der Kreistagssitzung vom 26. September 2022 wurde die BBT als Mehrheitseigentümerin der Hohenloher Krankenhaus gGmbH (HK) dafür verantwortlich oder mitverantwortlich gemacht, dass für das Krankenhausgebäude keine Nachnutzung gefunden wurde und dass das versprochene Medizinische Versorgungszentrum bisher nicht wirklich existiert.

BBT konnte im Kreistag nicht Stellung beziehen – GSCHWÄTZ bietet die Möglichkeit

GSCHWÄTZ hat der BBT-Gruppe daher die Gelegenheit gegeben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Ute Emig-Lange, die zuständige Presseprecherin hat das getan. Sie bestätigt, dass mehrere Nachnutzungen geprüft wurden, allerdings nennt sie neben einer Nutzbarkeit als Bürogebäude nur Nachnutzungen im medizinnahen Bereich:

„mehrere umfangreiche Prüfverfahren“

„Die BBT-Gruppe als Mehrheitsgesellschafter der Hohenloher Krankenhaus gGmbH [die BBT-Gruppe hält 51 Prozent der Anteile, der Hohenlohekreis den Rest, Red.]  seit 2019 mehrere umfangreichen Prüfverfahren in Auftrag gegeben, um Nachnutzungsmöglichkeiten für das Gebäude des ehemaligen Krankenhauses in Künzelsau auszuloten.
Untersucht wurden unter anderem die Nutzung und Vermarktung als Bürogebäude, die Nutzung als Kurzzeitpflegeeinrichtung, die Nutzung als Reha-Einrichtung sowie die Nutzung als Hospiz. Die Gutachten wurden von national und international renommierten Firmen durchgeführt. Dazu gehört die Beraterfirma Drees & Sommer mit Sitz in Frankfurt.“

Eine Nachnutzung beispielsweise als Studentenwohnheim, was bei vielen einzelnen Zimmern mit Sanitäranschluß eine denkbare Option wäre, nennt sie nicht. Für Studentenappartements dürfte es in Künzelsau Nachfrage geben.

Keine Rede von „marode“ – dafür von hohem Investitionsbedarf

Emig-Lange spricht – im Gegensatz zur Kreisverwaltung – nicht davon, dass das Gebäude selbst in Gänze „marode“ sei. Sie sagt stattdessen, dass der projektbezogene Sanierungsbedarf der untersuchten Nachnutzungen, sich als unwirtschaftlich herausgestellt habe – das ist natürlich eine ganz andere Aussage mit einem ganz anderen Inhalt: „Bei allen genannten Nachnutzungsszenarien wurde der große Sanierungs- bzw. Modernisierungsbedarf im Gebäude von den Gutachtern unterstrichen. Eine Umnutzung des Gebäudes mache eine „Komplettrevitalisierung“ mit erheblichen Kostenrisiken erforderlich, so ein Fazit der Gutachter, so dass eine geeignete Nachnutzung in jedem Szenario mit sehr hohen Investitionskosten verbunden wäre. Unter diesen Voraussetzungen ist eine wirtschaftlich darstellbare Nutzung des ehemaligen Krankenhausgebäudes aus Sicht der BBT-Gruppe und des Hohenlohekreises nicht möglich. Alle angedachten Projekte scheiterten an den zu hohen Umbau- und Sanierungskosten.“

Um im Beispiel zu bleiben: Ein Studentenwohnheim hätte möglicherweise deutlich geringere Sanierungskosten erfordert als jegliche medizin-nahe Nachnutzung.

„Verwertung“ als einzige Alternative

Unter diesen Umständen sei, so Emig-Lange, eine „Verwertung“ für die HK die wirtschaftlich einzige sinnvolle Alternative:

„Daher suchen wir nun nach einer geeigneten Verwertung des Areals. Dafür hat der Kreistagsbeschluss vom vergangenen Montag die Grundlage gelegt. Die möglichen Szenarien werden im Kreistagsbeschluss vom Montag genannt.“ Genaugenommen ist dort sogar nur ein Szenario genannt: Der Verkauf des Areals, entweder mit Bestandsgebäuden oder nach einem vorherigen Abriß der Gebäude.

Zusammenarbeit mit der Stadt Künzelsau notwendig

Auch in Richtung Stadt Künzelsau spricht Emig-Lange in einem ganz anderen Duktus als die Kreisverwaltung, sie geht von einer Zusammenarbeit aus, wie das in aller Regel bei so großen Projekten auch üblich ist: „Wichtig für eine erfolgreiche Vermarktung des Areals mit einer guten Entwicklungsperspektive für das Grundstück in sehr guter Stadtlage ist nun die Zusammenarbeit mit der Stadt Künzelsau. Der aktuelle Bebauungsplan lässt für einen möglichen Investor praktisch keinen Spielraum, im Rahmen des bisherigen Bebauungsplans ist daher keine sinnvolle Vermarktung zu erwarten. Wir werden nun mit der Stadt Künzelsau das Gespräch über eine Änderung des Bebauungsplans suchen.“

Auf die Frage, ob es bereits Interessenten für das Grundstück oder das Gebäude gibt, geht Emig-Lange allerdings nicht ein.

Auf mittlere Sicht kein MVZ zu erwarten

Sowohl der Landkreis als auch die BBT haben den Künzelsauer:innen als eine Art Kompensation für den Verlust des Krankenhauses ein  „Gesundheitszentrum, das neue Möglichkeiten bietet“ versprochen. Von diesem MVZ ist wenig zu sehen – eine einzige aktive Praxis kann man kaum als lebendiges MVZ bezeichnen. Natürlich hat GSCHWÄTZ auch nach dem MVZ nachgefragt, etwa warum die Bemühungen der BBT, Ärzte für ein MVZ zu finden, offensichtlich nicht erfolgreich waren. Emig-Lange antwortet kurz – der Fragenkatalog ist länger als die Antwort – aber durch die Kürze vielsagend:

„Die medizinische Versorgung der Menschen in Künzelsau und Umgebung mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten ist nach wie vor sehr gut. Viele etablierte Praxen halten an ihrer Selbständigkeit fest und suchen aktuell nicht den Weg in ein Medizinisches Versorgungszentrum. Wir sehen das Medizinische Versorgungszentrum MVZ mittel- und langfristig als ein gutes Modell, um die ambulante medizinische Versorgung auch zukünftig zu sichern und bemühen uns intensiv, offene Arztstellen zu besetzen.“

Die Aussage, dass die medizinische Versorgung in Künzelsau „sehr gut“ ist, wird nicht jeder bestätigen, der im Umkreis der Stadt Künzelsau nach einem Arzt oder Facharzt sucht. Dazu fehlen der Kreisstadt einfach einige Fachrichtungen.

Eigenverantwortliche Praxis oder angestellte ärztliche Tätigkeit

Es ist verständlich, wenn sich ein erfahrener Arzt, der seit Jahren eine wirtschaftlich erfolgreiche Praxis in unternehmerischer Eigenverantwortung führt, nicht mit einer angestellten Tätigkeit liebäugeln möchte. Für neue Ärzte stehen derzeit keine Kassensitze zur Verfügung, sodass das MVZ auch nicht mit neuen Ärzten besetzt werden kann, die HK ist also derzeit darauf angewiesen, dass ein ansässiger Arzt ins MVZ eintreten würde – oder dass sich einer der hiesigen Ärzte sich in den Ruhestand zurückzieht, nicht mehr ärztlich tätig ist und seinen Arztsitz an die KH abgibt.

Es sieht schlecht aus für das Konzept MVZ

Die Anzahl der für Künzelsau vorgesehenen Kassensitze war zum Zeitpunkt der Überlegungen für das MVZ bekannt. Man darf also guten Gewissens den Ansatz der BBT, ansässige Ärzte zu einem Übergang in das MVZ zu bewegen, als gescheitert ansehen. Ein solches MVZ lebt aber nicht nur von den beteiligten Ärzten, sondern auch von den medizinnahen Dienstleistungen drumherum, von Apotheken, Physiotherapeuten, Pflegediensten und was man sich alles vorstellen kann. Auch in diesem Bereich tat sich wenig, die Physiotherapiepraxis, die im Krankenhaus angesiedelt war, ist sogar inzwischen nach Schloß Stetten umgezogen. Die konkrete Frage, ob vielleicht der neuerbaute Medizincampus auf Schloß Stetten die Entwicklung des MVZ behindert haben könnte, beantwortetet Emig-Lange nicht.

Wo will man dann ein MVZ aufbauen?

Künzelsaus Bürgermeister Neumann argumentierte in der Kreistagssitzung, dass es sich beim Künzelsauer Krankenhausgebäude um einen etablierten Gesundheitsstandort handelt. Ein anderer geeigneter Standort für die Ansiedlung mehrerer unterschiedlicher Arztpraxen wird im Bereich der Künzelsauer Kernstadt kaum zu finden sein. Und darüber, wo die gut angenommene Psychiatrische Tagesklinik, die vom Klinikum am Weissenhof betreiben wird, ihren neuen Platz finden soll, darüber hat noch niemand ein Wort verloren.

Text: Matthias Lauterer




Emilia und David sind die beliebtesten Babynamen in der Region

Das Öhringer Standesamt informiert: Die erste Babynamen-Hitliste des Jahres ist da. Platz eins bei den Mädchen geht an Neuzugang Emilia, die als „die Fleißige, Eifrige“ übersetzt wird. Der Name wurde zwölf Mal vergeben und hat die Vorjahresfavoritin Emma mit neun Vergaben auf Platz drei verdrängt. Es folgt Mia auf Platz zwei. Ab Platz vier folgen Leni, Lina, Leonie, Mila, Nele, Anna und Hanna.

Bei den Jungen ist der Topfavorit Neuzugang David, dessen Name „der Geliebte, der Liebling“ bedeutet und neun Mal vergeben wurde. Gefolgt wird er von Leon, der Platz eins 2020 innehielt, und Neuzugang Valentin. Beide teilen sich Platz zwei mit jeweils acht Vergaben. Es folgen Alexander, Felix, Leo, Paul, Aaron, Ben und Liam.

Keine Überraschungen

„Im Ganzen sind die Namensfavoriten auch dieses Jahr von wenigen Überraschungen getragen. Wir sehen einen anhaltenden Trend zu klassischen Namen, die durch ein „L“ im Namen eher weich klingen. Für werdende Eltern sind die Trend-Vornamen sicherlich eine interessante Richtschnur. Das Wichtigste ist jedoch, dass ihnen der Name gut gefällt und zu ihrem kleinen Schatz passt“, sagt Stadtsprecherin Monika Pfau.

1038 Kinder kamen 2021 im Öhringer Krankenhaus zur Welt

2021 wurden im Öhringer Krankenhaus 1038 Kinder geboren. 647 Kinder hatten nur einen Vornamen, 371 zwei, 16 drei und vier Kinder hatten mehr als drei Vornamen.

Presseinformation der Stadt Öhringen




Achim Beck: „Zeit der Freiwilligkeitsleistungen ist vorbei“

Der Kreishaushalt für das Jahr 2022 ist verabschiedet! Das beschloß der Kreistag in seiner Sitzung vom 13. Dezember 2021 in der Nobelgusch in Pfedelbach.

Knappe Haushaltsmittel

Ein Kompromiß ist es geworden, die knappen Haushaltsmittel wurden wie immer so verteilt, dass alle Fraktionen und Gruppen beim ein oder anderen Punkt ein Bauchgrimmen  haben – aber wie der Friedensnobelpreisträger Aristide Briand sagte: „Ein Kompromiß ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind“.

Hohe Ausgaben, etwa durch das neue Kreishaus

Zusätzlich zum knappen Geld prägen den Haushalt hohe Ausgaben, zum Beispiel für das neue Kreishaus, offene Baustellen der Vergangenheit, etwa das medizinische Versorgungszentrum in Künzelsau und in diesem Jahr die ganz besonders ungewissen Aussichten für die nähere Zukunft, bedingt durch Corona oder ein zu erwartendes höheres Flüchtlingsaufkommen.

Beim Lesen der AfD-Anträge an Sauerkraut denken müssen

Einzig die AfD hatte größeres Bauchgrimmen und schob kurzfristig noch drei Änderungsanträge zu den Themen „befristete Stellen im öffentlichen Gesundheitsdienst“ (ÖGD), „Aufforstung von Wald statt Klimazentrum“ und „Migration“ nach. Landrat Dr. Matthias Neth hierzu: „Ich könnte es mir einfach machen“ und erklärte, warum diese Anträge schon aus formalen Gründen eigentlich gar nicht zu behandeln seien und wie sich die AfD über einen Konsens im Rat hinwegsetzte – wären die Anträge angenommen worden, hätte der Haushalt gar nicht angenommen werden können. Er warf Anton Baron Unkenntnis über die Sachverhalte vor: Die neuen Stellen im ÖGD können gar nicht befristet geschaffen werden, weil sie vom Bund als unbefristet gefordert werden, das Migrationsthema sei vom Kreis gar nicht beeinflußbar und die Aufforstung … ob Baron wisse, was der Sinn und Zweck des Klimazentrums sei und wieviele Bäume im Jahr 2021 gepflanzt worden seien? An Sauerkraut habe er denken müssen, so Neth, „das schmeckt aufgewärmt besser als frisch“. Aber die AfD-Anträge seien eher schlecht abgestanden.

Anton Baron (AfD) wehrt sich

Dass die Anträge der AfD ans „Anträge zweiter Klasse“ behandelt würden, beklagt sich Baron, er wehrt sich gegen die Unterstellung, er wolle die Sitzung nur behindern. „Da ist kein Antrag aus Spaß! Und da ist auch wenig Polemik drin“, stellt er fest, aber er findet sich damit ab: „Ich sehe, der politische Wille ist nicht da“.  Teils erntet er Gelächter.

Unmut und Schärfe im Rat über AfD

Der Unmut im Gremium über die späten Anträge war groß: „Wir bekommen hier kein Sitzungsgeld, sondern Schmerzensgeld“, ruft Ute Oettinger-Griese von der FDP. Jemand rät Baron, sich doch einmal von Achim Beck in die Tiefen der Formalien einführen zu lassen – Beck ist bekannt dafür, dass er sich dort besonders gut auskennt. Beck selbst findet dieses Geplänkel eine „Zeitverschwendung. Mir stinkt es. Wir haben eine Riesensitzung vor uns.“

Um es vorwegzunehmen: Die Änderungsanträge der AfD werden später alle abgelehnt – mit jeweils 2 Ja-Stimmen der beiden anwesenden AfD-Kreisräte Anton Baron und Jens Moll.

Haushaltsreden

Überaus kurz waren die Haushaltsreden der Fraktionen und Gruppen, außer der AfD waren alle mit dem Kompromiß durchaus zufrieden, trotzdem war erkennbar, dass die einzelnen Fraktionen und Gruppen ihr Bauchgrimmen an ganz verschiedenen Stellen äußerten.

CDU: „Wir müssen lernen, nicht zu jeder Forderung und jeder Förderung Ja zu sagen.“

Haushaltsrede von Norbert Kunkel. Foto: GSCHWÄTZ

Für die CDU sprach, mit Heimvorteil, Torsten Kunkel: Er beginnt mit dem Komplex Gesundheit und schaut in die Zukunft: „(…) können wir heute feststellen, dass wir in der Gesundheitsversorgung auf dem richtigen Weg sind.“ Der Neubau des Krankenhauses in Öhringen und „die weitere Etablierung des ambulanten medizinischen Versorgungszentrums in Künzelsau“ stünden nun an, genauso wie die Einrichtung eines Hospizes als Abrundung der medizinischen Versorgung.

Aufgrund der Dynamik in Schule und Bildung sieht er „die Notwendigkeit für eine Schulentwicklungsplanung, die sich an den real gegebenen Anforderungen ausrichten muss“.

Im Nahverkehr sieht er im ländlichen Raum die Notwendigkeit von Individualverkehr und fordert weiterhin Investitionen in den Bau und den Erhalt von Straßen – neben der Investition in den ÖPNV. Man darf aber nicht Gegebenheiten in Ballungsräumen auf ländliche Bereiche übertragen wollen – eine Kritik an den Plänen der Landesregierung.

Das Kreishaus ist das größte Investitionsprojekt, das der Kreis je gestemmt hat, daher unterstützt er den Ansatz zur modularen, etappenweisen Umsetzung entsprechend dem aktuellen und sich künftig ergebenden Bedarf.

Sozialausgaben schießen nach oben, Personalausgaben ebenso

Ein wichtiger Punkt seien die Personalkosten im Haushalt: Für Kunkel gibt es wenig Spielraum für Kostensenkungen, denn „eine gute und effiziente Kreisverwaltung braucht unabdingbar engagierte und gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und diese kosten Geld.“ Und dieses Engagement finde man auf dem Arbeitsmarkt – eine Spitze gegen die AfD – mit befristeten Stellenangeboten nicht.

„Zeit der Wohltaten neigt sich dem Ende zu“

Die Sozialausgaben, für die der Kreis netto über 50 Millionen Euro aufwenden muss, diese Ausgaben kennen nur eine Richtung: nach oben. Für Kunkel ist die logische Schlußfolgerung: „Daher sind aus unserer Sicht zusätzliche Freiwilligkeitsleistungen in diesem Teilhaushalt eigentlich nicht mehr möglich, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, die Pflichtaufgaben nicht mehr erfüllen zu können. Wir müssen daher lernen, nicht zu jeder Forderung und jeder Förderung Ja zu sagen. Die Zeit der Wohltaten neigt sich unwillkürlich dem Ende zu“.

Die Absenkung der Kreisumlage sei wichtig für die Gemeinden, hätten sie doch dadurch mehr Handlungsspielraum. Er gibt aber zu bedenken, dass es damit schnell vorbei sein kann: „Dieser positive Trend ist nicht nur aus der wirtschaftlichen Tätigkeit entstanden, sondern er ist vielmehr den Kompensationszahlungen von Bund und Land im Rahmen der Corona Krise zu verdanken.“

Er hat in seiner Rede die wesentlichen Themen genannt und gesetzt.

„Kein Platz für Freiwilligkeitsleistungen“

Eher mahnende Worte findet Achim Beck für die FWV, der gleich zu Beginn seiner Rede davon spricht, dass kein Platz für Freiwilligkeitsleistungen mehr sei. Überhaupt ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis das eigentliche Hauptthema seiner Rede: Insbesondere die Baukosten für das Kreishaus hat er prominent im Blick. „Man muß abwägen, was ist nice-to-have und was ist ein must-have“, sagt er und fordert eine festgelegte Kostenobergrenze.

FWV: Sich trennen vom Krankenhausgebäude in Künzelsau

Haushaltsrede von Achim Beck. Foto: GSCHWÄTZ

Die Transferleistungen im Krankenhausbereich seien auf 1,1 Millionen Euro zurückgegangen – das sieht Beck als großen Erfolg. Jetzt sei es an der Zeit für ein Nachnutzungskonzept für das Künzelsauer Krankenhausgebäude: „Das kostet uns Tag für Tag Geld“ – nachdem es eine einhellige Meinung von vier Architekten gäbe, müsse man sich damit anfreunden, sich von dem Gebäude zu trennen.
Vom Rufbussystem im ÖPNV verspricht er sich einen besseren Service zu geringeren Kosten – aber auch hier sei eine Evaluierung und Diskussion nach ersten Erfahrungen nötig. Die Folgekosten müssen im Auge behalten werden, auch bei der Kochertalbahn: „THE LÄND läßt uns in the end normalerweise alleine“, hat er gemerkt.

Bei einem prognostizierten Schuldenstand von 34 Millionen Euro zum Ende 2025, fordert er, die freiwillegen Leistungen des Kreises zu reduzieren: Nicht dass wegen der Freiwilligkeit im Kreis die Gemeinden ihre Pflichtaufgaben nicht mehr erfüllen können.

GRÜNE: „Klimaschutz kann nicht verschoben werden“

Haushaltsrede von Martin Braun. Foto: GSCHWÄTZ

Unter „Wirtschaftlichkeit“ versteht Martin Braun, der für die GRÜNEN ans Rednerpult tritt, etwas ganz anderes: „Klimaschutz ist nicht kurzfristig wirtschaftlich“, entgegnet er Beck, „und Klimaschutz kann nicht verschoben werden“.

Er fordert Vorbeugemaßnahmen gegen Auswirkungen des Klimawandels – diese seien wirtschaftlich, weil sie unmittelbar wirkende Folgekosten von Klimaereignissen verringern würden. „Jeder Euro spart langfristig acht bis fünfzehn Euro an klimabedingten Kosten“, rechnet er vor. Deswegen begrüße seine Fraktion das Klimazentrum und fordere eine schnelle Nachrüstung von Solartechnik auf öffentlichen Dächern.

Aufgrund der Corona-Pandemie sei viel Geld im Sozialhaushalt notwendig, beispielsweise für Familien. Auch der Klimaschutz treffe unmittelbar Menschen mit geringem Einkommen – auch deshalb erwartet er eine weitere Steigerung der Sozialkosten.

Generell fordert er eine nachhaltiges, nicht kurzfristig wirtschaftliches, Herangehen, beispielsweise beim Bauen.

SPD: „Wir haben die Mittel, unsere laufenden Aufgaben gesichert anzugehen“

Haushaltsrede von Irmgard Kircher-Wieland. Foto: GSCHWÄTZ

Für die SPD spricht Irmgard Kircher-Wieland von „verantwortungsvoller Kämmereiarbeit“, Rücklagen seien in den vergangenen Jahren gebildet worden, „der Vorschlag ist akzeptabel“.
Ihr Schwerpunkt ist der ÖPNV: „Weg vom Schülerverkehr, hin zu einem für alle erreichbaren Rufbussystem“ ist ihr Credo. Die Verknüpfung aller Verkehre sei wichtig. Und die Kochertalbahn, „wenn sie kommt: Dann geht alles von vorne los“.
Auch sie kann sich eine Spitze gegen die Landesregierung nicht verkneifen: „Es fragt sich, warum ein grüner Minister die Mittel für Radwege kürzt!“

„Wir haben keine überzähligen Mitarbeiter, nur das Notwendigste, um die laufenden Aufgaben zu bewältigen“, ist ihr Statement zu den Personalkosten – und spricht Anton Baron direkt an: „Belästigen Sie uns bitte nicht mehr mit Ausführungen zu Ihren Anträgen“.

Sie schließt Ihre Rede mit „Wir haben die Mittel, unsere laufenden Aufgaben gesichert anzugehen und ausreichend Liquidität für unvorhergesehene Ereignisse.“

FDP: „Die Bürger müssen sehen, dass Wahlgeschenke und vermeintliche Wohltaten selbst bezahlt werden müssen.“

Die Meinung der FDP wird von Michael Schenk vorgetragen: er beginnt mit der weltweiten Lage auf den Versorgungsmärkten und den Pandemiekosten: Die Pro-Kopf-Verschuldung sei pro Kopf seit Pandemiebeginn um rund 8.000 Euro gestiegen – und diese Verschuldungssituation präge die Politik der nächsten Jahre, bis hinunter in den Hohenlohekreis.

„Einer der attraktivsten Landkreise in Baden-Württemberg – diese Position festigen und ausbauen“

Haushaltsrede von Michael Schenk . Foto: GSCHWÄTZ

Das neue Kreishaus ist für Schenk eine wichtige Voraussetzung für eine „moderne, schlagkräftige und bürgernahe Kreisverwaltung“.

Der Bevölkerungsschutz ist für Schenk wichtig: „Ausdrücklich unterstützen wir die für 2022 geplante Stärken-/Schwächen-Analyse für den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Wir müssen danach umgehend an der Umsetzung arbeiten. Den eines ist sicher: Die nächste Herausforderung kommt bestimmt.“

Für die FDP ist das Medizinische Versorgungszentrum in Künzelsau (MVZ) ein dringendes Projekt: „Wie können wir das MVZ in Künzelsau stärken? Hier besteht akuter Handlungsbedarf.“ Die medizinische Versorgung liege der FDP am Herzen: „Dieses erfordert ein Zusammenwirken der Haus- und Fachärzte, dem Rettungswesen, dem Krankenhaus, den Kurzzeitpflegeeinrichtungen, und den Alten- und Pflegeheimen bis hin zum geplanten Hospiz.“

Für Schenk ist ein Rufbus-System, wie es demnächst im Bereich Öhringen, Bretzfeld, Pfedelbach und Neuenstein starten wird, erfolgt ein bedarfsgerechter Ausbau des ÖPNV. er kritisiert aber das Konzept der Landesregierung, dass alle Orte von 5 Uhr morgens bis Mitternacht mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein müssen: „Dieses kann für den ländlichen Raum zum finanzpolitischen Fiasko werden. Wenn die Landesregierung diesen Standard im ÖPNV einführen will, dann soll sie auch die Kosten tragen, aber auch dann trifft es den Steuerzahler.“

„… denken wir dabei nur an die Ortskräfte aus Afghanistan, sind wir zum Handeln aufgefordert“

Die Notwendigkeit für neue Flüchtlingsunterkünfte wird auch von der FDP gesehen: „Durch die gestiegenen Zahlen von Asylbewerbern und Flüchtlingen, denken wir dabei nur an die Ortskräfte in Afghanistan und an die Situation an der Grenze zu Belarus, sind wir zum Handeln aufgefordert.“

Digitalisierung der Schulen

Ein kreisübergreifender Schulentwicklungsplan für ganz Nordwürttemberg fehlt der FDP. Schulen sollten nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen und zusammenspielen. Die FDP schlägt weiterhin die Gründung eines Zweckverbands zur Erfüllung des Digitalpaktes Schule im Landkreis schlagen wir erneut einen Zweckverband vor. Dieser Zweckverband könnte vor allem kleinere Schulen können durch einen „Digitalen Hausmeister“ unterstützend und eine einheitliche IT-Infrastruktur gewährleisten.

Soziales und Jugend

Wenig Spielraum sieht Schenk im Bereich Soziales und Jugend, da die meisten Ausgaben gesetzlich vorgeschrieben seien. Dennoch habe der Hohenlohekreis im Kampf gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Bereich der Kinder und Jugendlichen hat der Hohenlohekreis „sinnvolle Maßnahmen gestartet. Wir hoffen, dass dieses greifen wird. Die steigenden Kosten und die weiter wachsende Bürokratie, sowohl für die Verwaltungen, die Betriebe und den Bürger, bereiten uns Freien Demokraten große Sorge.

Ach Schenk warnt vor zuvielen freiwilligen Leistungen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit dem Geld der Bürger wirtschaften. Die Bürger müssen sehen, dass Wahlgeschenke und vermeintliche Wohltaten selbst bezahlt werden müssen.“

AfD: „ideologische Projekte ohne Nutzen für die Hohenloher“

Haushaltsrede von Anton Baron. Foto: GSCHWÄTZ

Anton Baron geht für die AfD zuerst auf die „aus unserer Sicht positiven Punkte ein“. Das sind die Senkung der Kreisumlage und dass es „im Bereich des Katastrophen-/Bevölkerungsschutzes endlich voran geht.“

Dies nimmt sieben Zeilen seiner dreiseitigen Rede ein.

Er kritisiert, dass die Einnahmeseite des Haushalts viel zu optimistisch dargestellt sei: Wegen Pandemie und der Situation auf den Weltmärkten hätte er sich „einen vorsichtigeren Ansatz gewünscht, um auf böse Überraschungen vorbereitet zu sein.“

Auf der Ausgabenseite begrüßt er die Erhöhung der Ausgaben für den Straßenbau, hätte aber gern noch deutlichere Ausgabensteigerungen für diesen Zweck, denn „im ländlichen Raum sind viele Arbeitnehmer auf das Auto angewiesen, auch die Industrie benötige dringend gut ausgebaute Straßen.

 

„Hier baut die Landesregierung mal wieder große undurchdachte Luftschlösser“

Dem geplanten Rufbussystem steht die AfD-Gruppe offen gegenüber, fordert allerdings eine zeitnahe Evaluierung. Das größte Potential liege aber, so Baron bei „Mitfahrmöglichkeiten“ und regt an, dieses Thema zukünftig mit einzubeziehen. Die „Mobilitätsgarantie“ der Landesregierung sei unökologoisch und unwirtschaftlich, er spricht von „undurchdachten Luftschlössern“.

„ideologische Projekte ohne Nutzen für die Hohenloher“

Der Sozialhaushalt birgt für Baron hohe Risiken: Ausgabensteigerungen durch übergeordnete gesetzliche Regelungen stehen keine höheren Einnahmen gegenüber. Dass unter diesen Voraussetzungen die Verwaltung „ideologische Projekte ohne Nutzen für die Hohenloher“ finanziere, ist für die AfD-Gruppe nicht nachvollziehbar. Welche Projekte er meint, sagt er nicht. Ein Projekt außerhalb des Sozialhaushaltes meint er damit ganz gewiß: Das Klimazentrum, das „wohl eher der Befriedigung einer bestimmten Fraktion“ diene und nicht „zur Rettung des Weltklimas“.

Dieses Klimazentrum soll innerhalb der Abfallwirtschaft angesiedelt werden. Dort findet Baron weiteren Anlaß zur Kritik: Er spricht davon, dass „die Bürger durch überhöhte Abfallgebühren das angehäufte Defizit der Abfallwirtschaft abtragen.“ Er fordert, das Verursacherprinzip beim Abfall zu verstärken.

Bekannte rhetorische Modelle in Bezug auf Flüchtlinge

Zuletzt geht Baron auf die zu erwartenden Kosten für Flüchtlinge ein und benutzt bekannte Rhetorik der AfD: Er unterstellt, dass die Bundesregierung „wohl wieder einmal die Grenzen öffnen wird“ und „Zehntausende von illegalen Einwanderern (…) ins Bundesgebiet eindringen lassen“ wird. Dabei geht es in der aktuellen Diskussion vor allem um bis zu 25.000 Afghanen, die wegen ihrer Tätigkeit im Umfeld der Bundeswehr in ihrer Heimat bedroht sind und die völlig legal in die Bundesrepublik ausgeflogen werden sollen.

Um Pull-Effekte zu verhindern, habe er einen Antrag eingebracht, statt Geldleistungen nur noch Sachleistungen an Flüchtlinge auszugeben.

LINKE: „Es muß doch möglich sein, Kinder- und Altersarmut zu vermeiden“.

Haushaltsrede von Ernst Kern. Foto: GSCHWÄTZ

Als letzter Redner tritt Ernst Kern für die Linke ans Mikrofon: Er beschränkt sich auf ein einziges Thema, den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er hat beobachtet, dass die Spaltung der Gesellschaft in Corona-Zeiten größer geworden ist. Für die Aussage „Klare Kante gegen Hass und Hetze“ bekommt er spontanen Beifall. Aber er will auf eine wirtschaftliche Spaltung der Gesellschaft hinaus: „Leider wird die Kluft Arm-Reich immer größer“. Er fordert dazu auf, Alternativen zu finden, die wieder zusammenführen. Daseinsvorsorge, eine der politischen Hauptaufgaben, müsse für eine faire und menschliche Welt sorgen, „der Starke schützt den Schwachen.“ Mit „Es muß doch möglich sein, Kinder- und Altersarmut zu vermeiden“ beendet er die Reihe der Haushaltsreden.

 

 

 

Dank aller Fraktionen

Allen Reden der Fraktionen und Gruppen gemeinsam war der Dank an alle, die in der Coronazeit die Gesellschaft durch ihre Leistung unterstützt haben.

Abstimmungsergebnisse

Zuerst muß über die Änderungsanträge abgestimmt werden. Der CDU-Antrag, die Kreisstraße 2319 nördlich von Marlach zu renovieren und auszubauen und diese Mittel in den Haushalt 2022 einzustellen, wurde mit 31 Ja / 3 Nein / 5 Enthaltungen angenommen.

Die drei Anträge der AfD wurden mit jeweils 2/37/0 abgelehnt.

Da der Antrag der CDU bereits in der letzten Sitzung eingebracht worden war, hatte die Verwaltung einen Haushaltsentwurf inklusive dieser Änderungen vorbereiten können. Dieser Entwurf wurde mit 34/3/2 mit deutlicher Mehrheit angenommen, ebenso wie die Wirtschaftspläne der Abfallwirtschaft Hohenlohe (37/2/0), des Nahverkehr Hohenlohe (39/0/0) und der Arbeitsloseninitiative Hohenlohe (38/1/0).

Text: Matthias Lauterer

 




Fast 200 Impfungen am Sonntag 7. November in Künzelsau und Öhringen – Intensivbetten im HOK vollständig belegt

Bei den beiden Impfaktionen in Künzelsau und Öhringen konnten  am Sonntag, 07. November 2021, 98 bzw. 93 Personen gegen das Corona-Virus geimpft werden. „Der Anteil der Boosterimpfungen liegt bei etwa 50 Prozent“, sagt G.P. Schneider, der Koordinator der Mobilen Impfteams der SLK-Kliniken. Die SLK-Kliniken haben zwei Impfteams, die bei öffentlichen Impfaktionen oder beispielsweise in Alten- oder Pflegeheimen täglich im Einsatz sind. Heute, am 08. November 2021, sind seine Teams in Lauffen und Billigheim im Einsatz, am morgigen Dienstag stehe ein Pflegeheim auf dem Programm. Schneider sieht sich und seine Impfteams gut vorbereitet, die Dienstleistung werde stark beansprucht. So stark, dass „wir versuchen, vermehrt anzubieten“, berichtet er.

Inzwischen genießen in Baden-Württemberg fast zwei Drittel der Bevölkerung vollen Impfschutz, ein Drittel ist nicht oder unvollständig geimpft. In der Zahl der Ungeimpften sind auch Kinder und Jugendliche enthalten, denen erst seit kurzem ein Impfangebot gemacht wird oder für die es noch gar kein Impfangebot gibt.

Nichtgeimpfte sind im Krankenhaus und den Intensivstationen erheblich überrepräsentiert

Die Zahlen, die das Regierungspräsidium Stuttgart GSCHWÄTZ auf Anfrage genannt hat, zeigen ein deutliches Bild: Insgesamt wurden am 5. November 2021 2.378 Menschen wegen einer COVID-19-Infektion in den baden-württembergischen Krankenhäusern behandelt. Von denen hatten 1.802 keinen oder keinen vollständigen Impfschutz, 576 waren Impfdurchbrüche. Die Gruppe der Ungeimpften, ein Drittel der Bevölkerung, stellt also mehr als 75 Prozent der Covid-Patienten in den Krankenhäusern. Noch deutlicher sieht es bei den Patienten auf Intensivstationen aus: Von 339 Patienten sind 58 Menschen geimpft und 281 ungeimpft – also sind die Ungeimpften sogar mit mehr als 82 Prozent vertreten.

Hohenloher Krankenhaus in Öhringen: Alle Intensivbetten belegt

Laut DIVI-Intensivregister steht im Hohenloher Krankenhaus Öhringen kein einziges Intensivbett mehr zur Verfügung:

Intensivbelegung Hohenloher Krankenhaus, Stand 08.11.2021. Quelle: intensivregister.de

Die sieben Intensivbetten des Krankenhauses in Öhringen sind sämtlich belegt, zwei davon mit COVID-Fällen. Besser sieht die Situation in den Nachbarkreisen aus: Im Kreis Schwäbisch-Hall sind noch 8 von 44 Intensivbetten frei – dem DIVI-Register wurde kein einziger COVID-Patient gemeldet. Sechs COVID-Patienten werden im Main-Tauber-Kreis intensivmedizinisch behandelt, 17 von 48 Intensivbetten sind dort noch frei. In Stadt und Kreis Heilbronn sind gerade noch 2 Intensivbetten von insgesamt 86 frei, 12 sind von COVID-Patienten belegt.

Krankenhäuser der Region noch nicht durch COVID überbelastet

Noch sind die Krankenhäuser der Region nicht durch COVID übermäßig belastet, die Intensivbehandlung andere Patienten ist noch möglich und wird durchgeführt.

Text: Matthias Lauterer




„Vielleicht kann man sich bei uns den einzigen CO₂-neutralen Herzkatheter setzen lassen“

Mitte September 2021 soll das zweite Gebäude des so genannten Gesundheitscampus Künzelsau auf Schloß Stetten in Betrieb gehen. Noch sind die Arbeiten an einigen Stellen in vollem Gange, trotzdem ließ es sich Christian von Stetten nicht nehmen, GSCHWÄTZ-Reporter Matthias Lauterer durch seine neuen Räumlichkeiten zu führen.

Gesundheitscampus Künzelsau. Links das neue Gebäude. Foto: GSCHWÄTZ

Christian von Stetten, hier mit Staatsekretär Steffen Bilger, kürzlich in Künzelsau. Foto: GSCHWÄTZ/Archiv

Noch muß an einigen Stellen Hand angelegt werden. Foto: GSCHWÄTZ

Besonderheit des Hauses sind die Gästezimmer, die sowohl stationäre Patienten als auch deren Begleitpersonen aufnehmen können und die keine Krankenhaus- sondern eher Hotelatmosphäre bieten: Die Zimmer sind barrierefrei und somit auch rollstuhlgerecht. Auf Anfrage kann die Ausstattung auch individualisiert werden, zum Beispiel ein Arbeitsplatz eingerichtet werden. Auf die Frage „das ist aber keine Kassenleistung?“, lacht von Stetten und sagt: „Das nicht, aber relativ günstig“.

Sieht eher wie ein Hotel als eine Krankenstation aus. Foto: GSCHWÄTZ.

„Wäre das Krankenhaus nicht geschlossen worden, wäre das hier nicht gebaut worden“

Der Gesundheitscampus wurde zwar auch errichtet, um nach der Krankenhausschließung weiterhin eine breite ärztliche Versorgung anzubieten, „aber davon könnten wir nicht leben“, meint von Stetten. Daher werde man sich auch auf „Check-Ups“ spezialisieren und sei dafür auch schon Kooperationen eingegangen. Er nennt das MaWell-Resort in Langenburg: Teilnehmer von Firmentagungen dort könnten sich auf Schloß Stetten einem Check-Up unterziehen. Von Seiten der Unternehmen scheint es einen Bedarf zu geben, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen überprüfen zu lassen.

Sieht eher wie ein Hotel als eine Krankenstation aus. Foto: GSCHWÄTZ.

Auf dem Gesundheitscampus gibt es zwei Operationssäle: „Planbare Operationen sind nicht unser Ziel, die kann man auch in Heidelberg, Mergentheim oder Würzburg machen lassen.“ Aber akute Herz/Kreislauf-Behandlungen sollen beispielsweise möglich sein. „Es war mir wichtig, dass in der Region Ärzte zur Verfügung stehen.“ Auch für die Entscheidung, sein Alter auf Schloß Stetten zu verbringen, dürfte die Nähe zur ärztlichen Versorgung ein Argument sein. Allein 300 Menschen und damit potentielle Patienten wohnen dort.

Mehrere Ärzte und ein Physiotherapie-Zentrum

Noch will von Stetten nicht sagen, welche Ärzte und welche Fachgebiete in das neue Gebäude einziehen werden. „Das müssen die Ärzte selbst öffentlich machen.“ Allerdings sagt er auch, dass nur noch eine Praxis frei sei. Die anderen Praxen seien bereits vermietet. Dass die Physiotherapeuten von Thera-Fit einziehen werden, ist schon länger bekannt.

Die Geräte für die Physiotherapie sind bereits angekommen. Foto: GSCHWÄTZ

Umweltfreundlich

Stolz ist von Stetten auf die weitsichtige umwelt- und klimafreundliche Planung: Der Strom kommt aus einer Solaranlage, ein Batteriepuffer für den Solarstrom ist in Planung, Wärme wird in einer Hackschnitzelheizung erzeugt und über das bereits auf Schloß Stetten vorhandene Nahwärmenetz eingespeist. „Vielleicht kann man sich bei uns den einzigen CO₂-neutralen Herzkatheter setzen lassen.“ Und das Regenwasser von Dach und Parkplatz werde aufgefangen und für die Bewässerung genutzt.

Bald wieder Open-Air-Konzerte in Künzelsau?

Überhaupt der Parkplatz: Bereits jetzt sei der erste Bauabschnitt gut frequentiert, der Parkplatz sei gut belegt. „Bis aus Ulm kommen Patienten“, stellt von Stetten nach einem Blick auf die Nummernschilder fest, „und ERB, wo ist das?“ Als weitere Nutzung könne man den Parkplatz bestuhlen und es könnten Konzerte für bis zu 3.800 Zuschauer stattfinden. Auf die Frage, ob das dann Klassikkonzerte werden würden, lacht von Stetten: „Die Generation, die mit Rock aufgewachsen ist, setzt sich mittlerweile auch ganz gern hin.“

Auf diesem Parkplatz soll auch der autarke Elektrobus aufgeladen werden, der als Pilotprojekt demnächst auf Schloß Stetten fahren soll (GSCHWÄTZ berichtete).

Noch nicht am Ende

Mit dem zweiten Bauabschnitt ist das Projekt noch nicht am Ende angelangt: Ein drittes Gebäude ist bereits in Planung und soll ab Anfang nächsten Jahres gebaut werden.

Text: Matthias Lauterer

 




„Zum ersten Mal bezahlter Urlaub“

Mit Beginn des Jahres 2021 ging das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Künzelsau in Betrieb. Betreiber ist die BBT-Gruppe, die auch das Hohenloher Krankenhaus in Öhringen betreibt. Laut ihrer Homepage betreibt die BBT-Gruppe bereits 15 weitere MVZ, darunter je eines in Wertheim und Bad Mergentheim. Derzeit praktizieren zwei Ärzte im neuen MVZ, der Gynäkologe Dr. Thomas Tischler und der Allgemeinmediziner Dr. Hans-Wilhelm Köhler.  Beide Ärzte waren bereits vorher in Künzelsau tätig.

GSCHWÄTZ hat mit Dr. Köhler über seine berufliche Veränderung gesprochen.

Nach mehreren Jahrzehnten selbständiger ärztlicher Tätigkeit hat der 67-jährige Dr. Köhler seinen Arztsitz an die BBT-Gruppe verkauft und ist jetzt im Angestelltenverhältnis als Arzt im MVZ für die BBT tätig. Auch seine Mitarbeiterin sei ab jetzt bei der BBT-Gruppe angestellt. Das sei natürlich eine große Veränderung nach mehreren Jahrzehnten selbständiger Tätigkeit, aber „zum erstenmal in meinem Leben habe ich jetzt bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“, schmunzelt er.

„Ein MVZ ist nichts weiter als eine Gemeinschaftspraxis“

Weitere Vorteile für Ärzte sieht er darin, dass der Betreiber viele organisatorische Tätigkeiten übernimmt, was die Bürokratie für den Arzt verringere.

Er sieht einen Bewußtseinswandel in der Ärzteschaft: Nicht mehr jeder wolle selbständig tätig und rund um die Uhr ansprechbar sein. Als angestellter Arzt in einem MVZ könne möglicherweise durch feste Arbeitszeiten und durch moderne Arbeitszeitmodelle eine Work-Life-Balance, wie sie heutzutage von jungen Menschen gewünscht wird, erreicht werden. Gerade für junge Ärzte:innen mit Kindern könnten sich in einem MVZ Perspektiven ergeben.

Für den Patienten ergäbe sich, wenn viele Fachgebiete im MVZ tätig sind, der Vorteil kurzer Wege. Ein weiterer Vorteil könnte sein, dass die BBT-Gruppe Urlaubsvertretungen für die Praxis organisieren könne.

„Ein MVZ ist nichts anderes als eine Gemeinschaftspraxis“, meint Köhler. Und: „Wenn alle Fachgruppen vertreten sind, ist die Organisationsform für den Patienten egal.“

Ein Neurologe fehle in Künzelsau

Insbesondere fehlt seiner Ansicht nach in Künzelsau ein Neurologe, auch ein Arztsitz für einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt sei noch frei – beides sicher Fachgebiete, die ihren Platz in einem MVZ finden könnten.

„Für den Patienten ist mehr Zeit zur Verfügung, weil einige Zeiträuber nicht mehr da sind“

Das MVZ ist Anfang 2021 mit zwei Fachgruppen gestartet, die Organisation der BBT-Gruppe wird gerade eingeführt. So arbeiten die beiden Ärzte derzeit noch mit unterschiedlichen EDV-Systemen. Hier wird aber schnellstmöglich auf das bei der BBT in mehreren MVZ eingesetzte System umgestellt werden, um Verwaltungsvorgänge wie Materialbeschaffung und Abrechnung zukünftig für die ganze Gruppe einheitlich und zentral durchzuführen: „Für den Patienten ist mehr Zeit zur Verfügung, weil einige Zeiträuber nicht mehr da sind“, sieht Köhler diese Verlagerung von Prozessen ins „back-Office“ positiv.

Im GCHWÄTZ-Gespräch.
v.l.: Dr. Sandra Hartmann, Matthias Lauterer, Dr. Hans-Wilhelm Köhler

Text: Matthias Lauterer




Im HK derzeit 9 Covid-Patienten, davon 1 auf der Intensivstation

Die Infektionszahlen steigen bundesweit, auch der Hohenlohekreis steht mit einer Inzidenz von 48,8 am 22. Oktober 2020 kurz vor dem Erreichen der Schwelle, an der der Landkreis Maßnahmen beschließen muss. Nicht nur die Infektionszahlen steigen, auch die Anzahl der COVID-Patienten in den Intensivstationen steigt deutlich.

Rund 8.000 Intensivbetten von insgesamt rund 30.000 noch frei, davon rund 1.100 Covid-Patienten

Das DIVI-Intensivregister nennt 29.570 verfügbare Intensivbetten in Deutschland, davon sind (Stand 22. Oktober 2020) 21.775 belegt. 1109 COVID-Patienten werden derzeit intensiv versorgt. 7.795 Intensivbetten sind demnach frei, weitere 12.719 könnten innerhalb einer Woche zur Verfügung gestellt werden. Ob für die Intensivbetten auch genügend qualifiziertes Pflegepersonal zur Verfügung steht, sagen die Zahlen des DIVI-Registers nicht.

Hohenloher Krankenhaus: wenig Intensivbetten frei, aber Erhöhung möglich

Im Hohenlohekreis werden laut Ute Emig-Lange, Pressesprecherin der BBT-Gruppe, „zurzeit neun positiv auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 getestete Patienten behandelt, ein weiterer Patient mit Verdacht auf eine Corona-Infektion wird ebenfalls auf der Infektstation versorgt. Einer der Patienten ist intensivpflichtig.“ Laut DIVI-Register stehen in Öhringen momentan 7 Intensivbetten zur Verfügung, zwei davon sind frei. Emig-Lange weiter: „Die derzeit sieben Beatmungsplätze können wie im Frühjahr bei Bedarf auf insgesamt zwölf erhöht werden.“

Auch Caritas hat Covid-Patienten, aber nicht auf der Intensivstation

Für das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim berichtet sie von 3 bestätigten Fällen und 9 Verdachtsfällen, von denen keiner intensivpflichtig ist. „Im Caritas-Krankenhaus haben wir das im Frühjahr bewährte Stufenkonzept wieder aktiviert“, erläutert Pflegedirektor Frank Feinauer. „Danach haben wir im Moment auf einer Station eine Spange mit mehreren Zimmern für COVID-19-Patienten sowie für Patienten mit Verdacht auf eine Corona-Infektion reserviert. Zugleich sind wir darauf vorbereitet in kurzer Zeit, die gesamte Station für COVID-19-Patienten zu räumen.“ Der nächste Schritt wäre dann die Räumung einer weiteren Station in diesem Bettenhaus. „Im Caritas-Krankenhaus haben wir den Vorteil, dass die vier Bettenhäuser räumlich komplett voneinander getrennt sind. Dadurch können wir eine Trennung von infektiösen und nicht-infektiösen Patienten hier sicherstellen“, so Feinauer.

Das DIVI-Register listet 52 freie Intensivbetten für den Main-Tauber-Kreis. Im Kreis Schwäbisch-Hall stehen insgesamt 55 Intensivbetten zur Verfügung, davon sind 11 frei.

Im Kreis Schwäbisch-Hall wird ein COVID-Patient intensivmedizinisch behandelt.

Experten gehen bis Ende November von einem Anstieg bis zur Vollauslastung auf den Intensivstationen aus

Die Belegungskurve der Krankenhaus- und Intensivbetten hinkt der Infektionszahl um etwa 14 Tage hinterher, es ist also zu erwarten, dass die Anzahl der COVID-Patienten, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen, ebenfalls bald ansteigt. Eine Studie von Prof. Dr. Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes rechnet Ende November 2020 mit einem Bedarf von bundesweit etwa 12.500 Intensivbetten allein für COVID-Kranke. Damit wäre die Grenze zur Vollauslastung erreicht: Ohne die kurzfristig verfügbaren zusätzlichen Betten müssten planbare Behandlungen mit Intensivbedarf schon Ende November zurückgeschraubt werden.

Es droht eine Überlastung des Gesundheitssystems

Der Coronavirus verbreitet sich wieder in allen Bevölkerungsgruppen, auch die so genannten Risikogruppen sind wieder stärker betroffen. Solange kein Impfstoff oder eine effiziente Behandlungsmethode zur Verfügung steht, ist die Verhinderung von Infektionen die einzige Möglichkeit, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu umgehen, das bedeutet unter anderem eine Verringerung der Kontakte, Einhaltung der Maskenpflicht und der Abstandsregeln sowie Desinfektion.

Ab dem Erreichen einer Inzidenz von 50 sind die Landkreise gehalten, Maßnahmen zu verschärfen, etwa Versammlungen zu beschränken oder ganz zu verbieten.

Text: Matthias Lauterer

Quellen: DIVI-Register: https://www.intensivregister.de/ , Simulationsstudie: https://covid-simulator.com/

 

Intensivkapazitäten im Kreis Schwäbisch-Hall, Stand 22. Oktober 2020. Bild: Screenshot DIE ZEIT

Intensivkapazitäten im Main-Tauber-Kreis, Stand 22. Oktober 2020. Bild: Screenshot DIE ZEIT

 

 

 

 




Familie von Stetten: „Wir müssen das Krankenhaus durch irgendetwas ersetzen“

Ein neues Gebäude steht markant am Eingang von Schloß Stetten. So ganz fertig ist es zumindest im Außenbereich noch nicht, an vielen Stellen ragen noch Kabel aus dem Erdreich und Bauarbeiter sind noch am Werk. Betritt man das Gebäude, fühlt man sich wie in einem Hotel – ein geschwungener Empfangstresen, dezente und ruhige Farben, dazu passender Blumenschmuck. Fast ist man geneigt, die Bar zu suchen. Aber Menschen in typisch medizinischer Kleidung, weiße Hosen und hellgrüne Shirts, zerstören den Traum und machen klar, dass man sich in einer Arztpraxis befindet.

Wie im Hotel

Die in Künzelsau bekannten Ärzte Professor Christoph A. Karle und Dr. Andreas Kühn haben sich entschlossen, ihre bisherigen Wirkungsstätten in Künzelsau und am Hohenloher Krankenhaus aufzugeben und unter dem Namen „PraeMedicum“ hier eine Praxisgemeinschaft mit einem neuen Konzept in Zusammenarbeit mit der Familie von Stetten zu verwirklichen.

Dr. Andreas Kühn stand GSCHWÄTZ-Reporter Matthias Lauterer für ein Gespräch zur Verfügung.

Schmerztherapie, was ist das eigentlich?

Dr. Kühn war bis 31. März 2020 am Hohenloher Krankenhaus als Chefarzt der Anästhesie tätig und betreute in Künzelsau Schmerzpatienten in seiner Schmerzambulanz. Als Facharzt für Intensivmedizin und Notfallmedizin ist Dr. Kühn einer der „leitenden Notärzte“ im Hohenlohekreis und koordiniert Rettungseinsätze bei Großlagen.

Als Schmerztherapeut unterstützt er Patienten mit chronischen Schmerzen, unter anderem bei Krebs, Kopf- oder Rückenschmerz. Schmerztherapie bedeutet nicht nur Verabreichung von Medikamenten, auch Physiotherapie oder Akupunktur sind Bestandteil der Therapie. Und da chronische Schmerzen psychisch hervorgerufen werden können und umgekehrt Auswirkungen auf die Psyche haben, ist Psychosomatik eines der medizinischen Fachgebiete, die für die Schmerztherapie große Bedeutung haben.

Familie von Stetten: „Wir müssen das Krankenhaus durch irgendetwas ersetzen“

„Die Familie von Stetten hat gesagt, wir müssen das Krankenhaus durch irgendwas ersetzen“, beschreibt Dr. Kühn die Ursprünge der Idee des neuen Ärztehauses auf Schloss Stetten, das nur einen Steinwurf von der Kreisstadt Künzelsau entfernt ist, wo vor nicht allzu langer Zeit ihr Krankenhaus geschlossen wurde (wir berichteten) . „Praxis Plus“ nennt er das Konzept, das er und Professor Karle umsetzen wollen: Keine Akutklinik, aber ein Praxenangebot mit mehreren Spezialisten, die zusammenarbeiten. Ein kleiner OP-Saal soll Operateuren die Möglichkeit bieten, Operationen durchführen zu können, Kühn spricht hier Orthopäden und Augenärzte an, kann sich aber auch andere Fachgebiete vorstellen. Ein kleiner Bettenbereich soll es ermöglichen, nicht nur ambulante Operationen durchzuführen, sondern Patienten auch nach einer Operation ein paar Tage zu beobachten.

Auch Operationen möglich

Kühn spricht davon, es sei „erklärte Politik der Bundesregierung, kleine Krankenhäuser zu schließen“ – und dadurch seien im Hohenlohekreis die Wege ins Krankenhaus sehr weit geworden. Das Konzept der neuen Praxisgemeinschaft will dem entgegenwirken: „Intersektorale Versorgung“ nennen Gesetzgeber und die kassenärztliche Bundesvereinigung derartige Konzepte und viele Ansätze werden derzeit erprobt. Oft sind die Träger solcher Konzepte Krankenhäuser, die ihr Portfolio erweitern und neue Einnahmequellen erschließen wollen, seltener niedergelassene Ärzte. Noch ist nicht klar, wie sich die Krankenkassen eine „intersektorale Versorgung“ vorstellen können, viele Fragen sind noch ungeklärt. Das bietet aber auch Chancen: Ungeklärt ist beispielsweise, ob die angedachte kurzstationäre Behandlung von den gesetzlichen Kassen übernommen wird. Aber Kühn sagt: „Das Ziel ist, dass die Krankenkassen sagen: Ihr seid billiger als ein Krankenhaus.“ Beispielsweise benötigen stationäre Schmerzpatienten in der Regel kein mit medizinischer Infrastrukutur ausgestattetes Krankenzimmer, ein Ansatz zur Senkung der Kosten, wie er auf Schloß Stetten umgesetzt wird.

Im Großen und Ganzen erinnert das Konzept doch sehr an eine Poliklinik:  „Das ist auch das, was wir machen wollen“, nickt Kühn.

Generell kritisiert er die rein marktwirtschaftliche Orientierung des Gesundheitssystems, das den Patienten als einen Kunden betrachtet: „Ein Kunde ist ein Objekt der Wertschöpfung – ein Patient ist einfach nur krank.“

Praxen offen für Kassenpatienten

Er legt Wert darauf, dass die Praxen der Praxisgemeinschaft sowohl für Privat- als auch für Kassenpatienten offenstehen.

„Es geht um Versorgungsqualität, nicht um Konkurrenz.“

Sieht er die neue Praxis als Konkurrenz zum Hohenloher Krankenhaus? Unter der Maske ist sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen, als er sagt: „Ich wäre eine Konkurrenz zu einem Krankenhaus in Künzelsau. Es gibt so viele Patienten, die froh sind, wenn es überhaupt eine Versorgung gibt. Es geht um Versorgungsqualität, nicht um Konkurrenz.“

In Zukunft möchte er weitere Spezialisten in der Praxisgemeinschaft sehen, eine Praxis für Physiotherapie wird auf jeden Fall bald einziehen.

Die Grenzen der derzeitigen Ausbaustufe des Konzepts sieht Kühn deutlich: „Sie können nicht nachts um drei mit einer Schnittwunde zu uns kommen.“ Die Frage, ob der Krankenwagen einen Herzinfarkt in die kardiologische Praxis bringen wird, beantwortet er mit „vielleicht irgendwann“.

Text: Matthias Lauterer

Der Eingangsbereich erinnert an eine Hotelrezeption.

Dr. Andreas Kühn in seinem neuen Sprechzimmer. Foto: GSCHWÄTZ

Auf der Tafel ist noch Platz für weitere Praxen. Foto: GSCHWÄTZ




Ein Name, an dem sich die Geister scheiden

Dr. Andor Toth ist seit 01. Mai 2020 Geschäftsführer der SRH-Klinik in Oberndorf. Das vermeldet der Schwarwälder Bote. https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottweil-srh-klinik-vermeldet-wechsel-in-der-geschaeftsfuehrung.d5d623d4-928c-4aa9-af3d-4d813444abb3.html

„Wir freuen uns, mit Andor Toth einen versierten Experten der Krankenhauslandschaft gewonnen zu haben, der die Rahmenbedingungen des Geundheitsmarktes aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennt und mit dem SRH Konzern aus seiner früheren Geschäftsführertätigkeit für zwei SRH Einrichtungen bestens vertraut ist“, äußert Werner Stalla, Geschäftsführer der SRH Kliniken GmbH, heißt es in einer  Pressemitteilung.

Toth war bis 2017 Geschäftsführer des Hohenloher Krankenhauses. Doch nicht jeder der Mitarbeiter verbindet gute Erinnerungen an diesen Namen. Damals warfen ihm manche Mitarbeiter vor, das Krankenhaus bewusst heruntergewirtschaftet zu haben https://www.gschwaetz.de/2017/03/14/kuenzelsau-hinweise-dass-das-krankenhaus-bewusst-heruntergewirtschaftet-wurde/

Ein Name, bei dem sich die Geister scheiden

Toth wurde damals mitverantwortlich gemacht für die immer schlechter werdenden Zahlen des Krankenhausstandortes Künzelsau, das am 15. November 2019 geschlossen wurde.  Von 2013 bis 2017 war er tätig in der regionalen Gesundheitsholding Heilbronn-Franken GmbH mit dem Schwerpunkt medizinische Leistungs- und Unternehmensentwicklung sowie als Geschäftsführer und Gesellschafter in der Hohenloher Krankenhaus GmbH und Hohenloher Seniorenbetreuung gGmbH. GSCHWÄTZ berichtete damals: „Andor Toth. Auch ein Name, bei dem sich die Geister scheiden. Dr. Andor Toth übernahm im Januar 2013  von Bopp die Stelle als Geschäftsführer. Bopp ging in den Ruhestand. Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter berichten, dass Toth anfangs einen sehr guten Job gemacht habe. Unter seiner Leitung gelang eine Einigung im Tarifstreit, so eine Pressemitteilung des Marburger Bundes vom 18. November 2015. man einigte sich auf 2,2 und weitere 1,9 Prozent „lineare Gehaltssteigerung“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Mitarbeiter wurden damit weiterhin (seit 2009) im Haustarif beschäftigt.

Nach der Einigung habe sich Toths Verhalten geändert, berichten Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter. Eckle: „Ich war anfänglich begeistert von Dr. Toth. Aber dann hat er eine Kehrtwende gemacht.“ Man hatte den Eindruck, dass Toth damals einen Auftrag bekommen hatte, und zwar: das Krankenhaus „abzuwickeln“, ist Eckle nach wie vor überzeugt. Unter anderem sei wenig später die Zusammenarbeit mit der Belegarztpraxis Tischler/Mutschler/Zugelder nicht weiter forciert worden. Von Andor Toth  trennte dich das HK im Dezember 2016. Nun sollte Jürgen Schopf richten, was noch zu richten ging beim HK. Allerdings blieb auch dieses Intermezzo nicht von langer Dauer. Schopf verließ das Krankenhaus bereits ein knappes Jahr später wieder, da die BBT-Gruppe die Mehrheitsanteile des HK gekauft hatte und demensprechend auch die Geschäftsführung anders aufgestellt wurde.“ https://www.gschwaetz.de/2018/08/08/kuenzelsauer-krankenhaus-ausgetauschte-schloesser-kuendigungen-und-ein-penis-der-keiner-war/

Nach seinem Weggang vom Hohenloher Krankenhaus leitete Andor Toth ab 2017 für den Deutschen Rentenversicherung Bund als kaufmännischer Direktor die Klinik Taubertal in Bad Mergentheim. Nach drei Jahren nun geht es weiter zur SRK-Klinik als Geschäftsführer. „Ich freue mich darauf, das medizinische Profil des SRH Krankenhauses Oberndorf in dem dynamischen Gesundheitsmarkt weiterzuentwickeln und es auch weiterhin wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen“, erklärt der 55-jährige Mediziner in dem Artikel im Schwarzwälder Boten. 

 




Künzelsau: Letzte Patientin verlässt Isolierstation

Das Landratsamt Hohenlohekreis hat den Betrieb der Isolierstation im ehemaligen Krankenhausgebäude in Künzelsau heruntergefahren, nachdem die letzte Patientin am 07. Mai 2020 entlassen wurde. Das geht aus einer Pressemitteilung des Landratsamtes des Hohenlohekreises vom 08. Mai 2020 hervor.

„Wir können die Isolierstation jederzeit wieder hochfahren“

Die Isolierstation ist ein Angebot des Landkreises für Patienten oder Angehörige, die sich nicht selbst zuhause isolieren können. „Wir sind froh, dass wir die Isolierstation derzeit aufgrund der niedrigen Fallzahlen nicht benötigen, können sie bei höherem Bedarf jedoch wieder kurzfristig hochfahren“, betont Torsten Rönisch, Kreisbrandmeister des Hohenlohekreises und Verantwortlicher für die Isolierstation. Landrat Dr. Matthias Neth lobte die Einsatzkräfte von THW und DRK: „Ohne Ihre tatkräftige Unterstützung wäre der Aufbau und Betrieb der Isolierstation in den letzten Monaten nicht möglich gewesen. Vielen Dank für Ihren Einsatz.“

Hintergrund:

Anfang März 2020 wurden zunächst 17 Isolierzimmer im Wohnheim der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell eingerichtet. Nachdem sich die Fallzahlen im Kreis sehr schnell entwickelt haben, hat die Landkreisverwaltung im ehemaligen Krankenhausgebäude in Künzelsau eine Isolierstation mit Platz für mehr als 50 Personen eingerichtet. Seit dem 29. März 2020 waren dort laut dem Landratsamt insgesamt vier Betroffene untergebracht.

Das ehemalige Krankenhaus Künzelsau nutzte der Hohenlohekreis als Isolierstation. Foto: GSCHWÄTZ/Archiv