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„Eine bessere Bezahlung ist ein wichtiger Beitrag, dringend gesuchtes Personal für die Floristik zu finden“ 

Für die rund 30 Beschäftigten der Floristikbranche im Hohenlohekreis gibt es deutlich mehr Geld. Eine gelernte Floristin kommt jetzt auf einen Stundenlohn von 13,31 Euro. Zusammen mit einer weiteren Erhöhung zum Sommer kommenden Jahres beläuft sich das Plus für Fachleute auf gut 17 Prozent.

Arbeit mit Blumen besser bezahlt

Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit – und appelliert an die Beschäftigten, ihren aktuellen Lohnzettel zu prüfen. Das zusätzliche Geld müsse mit der Juli-Abrechnung auf dem Konto sein. Wer leer ausgehe, solle sich an die IG BAU Stuttgart wenden, rät Bezirksvorsitzender Gerhard Neidling.
„Das starke Einkommensplus sorgt dafür, dass die Beschäftigten trotz hoher Inflationsrate mehr Geld zum Leben haben. Außerdem liegt die Floristik über der künftigen Mindestlohngrenze von zwölf Euro pro Stunde“, so der Gewerkschafter.

Selbst Ungelernte verdienen mehr als den gesetzlichen Mindestlohn 

Selbst für ungelernte Kräfte liege der Einstiegsverdienst aktuell bereits bei 12,36 Euro. Ab Juli 2023 kommen sie nach Angaben der Floristen-Gewerkschaft IG BAU auf einen Stundenlohn von 13,01 Euro – und haben damit 24 Prozent mehr im Portemonnaie als bislang. Die IG BAU hatte sich in den Tarifverhandlungen mit dem Fachverband Deutscher Floristen (FDF) für einen deutlichen Abstand zur gesetzlichen Lohnuntergrenze starkgemacht.

„Eine bessere Bezahlung ist ein wichtiger Beitrag, dringend gesuchtes Personal für die Floristik zu finden“ 

„Blumengeschäfte und Gartencenter haben auch während der Pandemie gute Geschäfte gemacht. Eine bessere Bezahlung ist ein wichtiger Beitrag, dringend
gesuchtes Personal für die Floristik zu finden“, unterstreicht Neidling. Dabei werde die Branche auch für den Nachwuchs attraktiver. Azubis bekommen bis August
nächsten Jahres durchschnittlich 23 Prozent mehr Geld – und verdienen im dritten Ausbildungsjahr dann sogar 1.000 Euro im Monat. 

Pressemitteilung IG BAU




Wegen Inflation: Haushalte im Hohenlohekreis verlieren 52 Millionen Euro

Inflation frisst Einkommen auf: Wegen rasant steigender Preise gehen den Haushalten im Hohenlohekreis in diesem Jahr rund 51,6 Millionen Euro an Kaufkraft verloren – vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an. Allein bei Lebensmitteln müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Mehrausgaben von 23,6 Millionen Euro rechnen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich hierbei auf eine regionale Kaufkraftanalyse des Pestel-Instituts (Hannover). Danach sind Menschen mit schmalem Portemonnaie besonders betroffen: In den 17.200 Haushalten, in denen im Hohenlohekreis Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2.000 Euro leben, belaufen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom
Heizen bis zum Einkauf im Supermarkt – bis Jahresende auf 11,1 Millionen Euro.

Alarmierende Zahlen 

NGG-Regionalgeschäftsführer Burkhard Siebert spricht von „alarmierenden Zahlen“. Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen, wenn die Politik nicht durch weitere, gezielte Entlastungen gegensteuere. „Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – Beschäftigte, die keine Spitzenverdiener sind, müssen derzeit jeden Cent zweimal umdrehen. Wer ohnehin schauen muss, wie er bis zum Monatsende durchkommt, bei dem schlagen die aktuellen Mehrausgaben enorm zu Buche“, so Siebert. Laut Pestel-Institut sind die gestiegenen Lebensmittelpreise ein besonderer Inflationstreiber: Der durchschnittliche Haushalt im Hohenlohekreis hat in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 38 Euro im Monat zu tragen. Die Mehrausgaben für Energie belaufen sich auf monatlich
35 Euro, Mobilität verteuerte sich um zehn Euro.

Nach Beobachtung der NGG treffen die Preissprünge im Supermarkt „ausgerechnet die Menschen besonders stark, die selbst mit Lebensmitteln arbeiten – ob im Restaurant, in der Brauerei oder in der Backwarenfabrik“. Zwar sei es der Gewerkschaft in diesem Jahr gelungen, durch Tarifabschlüsse etwa im Gastgewerbe kräftige Lohnerhöhungen zu erzielen. Die Inflation drohe jedoch, diese zunichte zu machen. „Was wir jetzt brauchen, sind spezielle Hilfen für Beschäftigte mit geringen Einkommen. Aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Arbeitsuchende. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus.
Die Ampel muss nachlegen“, fordert Siebert. 

Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen

Der Geschäftsführer der NGG-Region Heilbronn spricht sich für einen „Energiepreisdeckel“ aus, um Privathaushalte vor explodierenden Kosten für Gas und Strom zu schützen. Dabei müssten alle Entlastungen sozial ausgewogen sein. Siebert: „Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Deshalb wäre es auch konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe. 

Pressemitteilung NGG




Und mit jedem Bahnhof wird es voller, bis der Zugführer durchsagt, dass es zu voll ist und der Zug nicht weiterfahren kann, wenn sich nicht einige Fahrgäste erbarmen und aussteigen

Samstag vormittag, den 04. Mai 2022, kurz vor acht Uhr am Bahnhof Hessental. Der Bahnsteig ist gut gefüllt, alle schauen nach links, ob der Zug von Stuttgart nach Nürnberg nicht bald kommt. Manche sind mit schwerem Gepäck und mit der ganzen Familie unterwegs. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre, jemand warnt uns vor Scherben auf der Treppe zur Unterführung.

In loser Folge berichtet GSCHWÄTZ-Redakteur Matthias Lauterer über seine Erlebnisse beim Reisen mit dem 9€-Ticket. Im Zentrum sollen dabei die Menschen stehen, die ihm begegnen, aber auch seine ganz subjektiven Eindrücke und die kleinen Splitter am Wegesrand.

 

Der Bahnhof in Hessental ist bunt geworden. Foto: GSCHWÄTZ

Trinkwasser gibt es hier nicht mehr. Foto: GSCHWÄTZ

Ausgequetschtes Wortspiel: Das 9€-Ticket in vollen Zügen genießen

Und dann kommt der gelbe Zug in Sicht – und beim Einfahren werden die Gesichter der Wartenden länger und länger: Der Zug ist ja schon voll. Sitzplätze sind nicht mehr zu erwarten. Der Zug ist wirklich voll, selbst beim Stehen findet nicht mehr jeder einen Halt. Die Idee, nach Nürnberg zu fahren, hatten wohl auch andere – kein Wunder: an diesem Wochenende findet in Nürnberg auch das Festival „Rock im Park“ statt.

Aber, so die trügerische Hoffnung: In Crailsheim werden bestimmt viele aussteigen. Weit gefehlt: Immerhin, es steigen drei Fahrradfahrer aus, wir ergattern zumindest einen Klappsitz. Und mit jedem Bahnhof wird es voller, bis der Zugführer durchsagt, dass es zu voll ist und der Zug nicht weiterfahren kann, wenn sich nicht einige Fahrgäste erbarmen und aussteigen. Nach ein paar Minuten geht es weiter.

Ein alter Liedtext von Mike Krüger kommt in den Sinn: „Und wenn man richtig was erleben will, dann darf man nicht sparn, dann muss man Samstag fahrn, wenn alle fahrn.“ Er sang damals ironisch vom Vergnügen des Ferienstaus auf der Autobahn.

Mitreisende beobachten kann auch Spaß machen

Gespräche mit Mitreisenden kommen nicht in Gang, jeder ist mit sich selber und seinem Gleichgewicht beschäftigt. Aber das Beobachten der Fahrgäste ist auch amüsant:
Die Gruppe junger Männer, die über den ganzen Wagen verstreut ist, läßt Bier durch den Waggon weiterreichen. Alle sind freundlich und hilfsbereit, aber die freundlichen Menschen kriegen nichts ab. Nur einer nimmt sich wohl seinen Teil, denn plötzlich gibts Gelächter und von weiter vorne brüllt einer: „Der hods klaut!“. Kein Problem, eine neue Flasche geht auf die Reise, es ist noch genug da. Zumindest für die Gruppe.
Oder die in diesem Umfeld etwas deplatziert wirkende Frau um die 50, gestylt, mit schickem Kamelhaarmantel, darunter modisch-zerfetzte eng anliegende Hosen, und den überlangen grünen Fingernägeln. Sie versucht zu telefonieren, aber in der fränkischen Landschaft findet sie kein Netz. Das SMS-Schreiben bereitet ihr sichtlich Schwierigkeiten, die Fingernägel stören doch erheblich. Wer schön sein will, muss leiden, sagt das Sprichwort.
Interessante Gespräche ergeben sich erst in der Stadt:

Rose und Bill aus Indiana

Rose und Bill aus Indiana. Foto: GSCHWÄTZ

Beim Kaffeetrinken auf dem Hauptmarkt, fragt ein älterer Herr, ob er sich auf einen freien Stuhl setzen darf. Es ist Bill aus Indiana, seine Frau Rose kauft derweil am benachbarten Stand schonmal ein Crêpe. Sie erzählen, dass sie mit einer Flußkreuzfahrt unterwegs sind. Bill schwelgt in Jugenderinnerungen und berichtet davon, dass er in seiner Jugend mit seinem Vater schon einmal in Nürnberg war. Die beiden teilen sich mit Genuß das Crêpe mit Schokocreme, immer wieder findet der Pappteller den Weg von ihm zu ihr und zurück. Sie strahlen innere Zufriedenheit aus. Man wird traurig, wenn man sich überlegt, ob es wohl ihre letzte große gemeinsame Reise sein wird? Wie alt sie sind, sagen sie nicht – nur soviel: Sie sind seit 65 Jahren verheiratet.

Der Nachtzug von Helsinki

Als ich ihm vom übervollen Zug erzähle, kann Bill das noch toppen: Er berichtet von einem Nachtzug aus Helsinki, in dem er schlafen wollte – aber die ganze Zeit stehen mußte. Dass es sowas wie ein 9€-Ticket gibt, erstaunt ihn – von so etwas habe er noch nie gehört.

Die beiden können nicht mehr allen Unternehmungen der Gruppe folgen, zwischendurch kommt der Reiseleiter und stimmt mit ihnen ab, dass er sie nachher hier zum Mittagessen abholen wird, nachdem die Gruppe noch etwas besichtigt hat. Wir können weiterplaudern.

Ob ich zum Abschluß ein Bild machen darf, fürs GSCHWÄTZ? Aber natürlich, die Tochter sei schließlich auch Journalistin, in Detroit. Und wieder kommt Bill ins Erzählen: Da wollte die Tochter zwar nie hin, aber nun sei sie da und es gefalle ihr gut.

Später sehen wir die beiden noch einmal aus der Entfernung, als sie mühsam die Treppen zu einem Restaurant steigen. Es bereitet ihnen Mühe, aber sie machen immer noch denselben zufriedenen Eindruck.

Nürnberg – Stadt der Gegensätze

Auffällig in Nürnberg sind die sozialen Gegensätze. Immer wieder sind Bettler zu sehen, liegen Menschen auf Parkbänken und versuchen zu schlafen, ihre Habseligkeiten neben sich. Direkt nebenan sind Kaufhäuser, teils aus dem hochpreisigen Segment, Cafés mit hippen Getränken. Der Kontrast scheint hier symbolhaft zusammenzugehören: Das Event liegt direkt neben der Armut.

Event und Armut liegen in der Nürnberger Innenstadt dicht beieinander. Foto: GSCHWÄTZ

 

In der gesamten Stadt betteln Menschen um Almosen. St. Klara. Foto: GSCHWÄTZ

Der Kontrast ist auch architektonisch das eigentliche Wahrzeichen Nürnbergs: Nachdem im zweiten Weltkrieg kaum ein Stein auf dem anderen blieb, sind in der Altstadt nur wenige Gebäude noch im Original erhalten. Stattdessen findet man ein Architekturgemisch, in dem alle Strömungen der Architektur seit den 50ern erkennbar sind – und man muss nicht alles schön finden, was damals gebaut wurde.

Das Nürnberger Rathaus ist ein typischer Verwaltungsbau aus den 50er Jahren, das Hotel links nimmt die Form eines mittelalterlichen Lagerhauses auf.  Foto: GSCHWÄTZ

The Brezn Concept Store. Ein hipper Glasbau. Foto: GSCHWÄTZ

Die Rückfahrt verläuft ereignislos

Als der Zug zur Rückfahrt in Nürnberg einläuft, steigen wir an der vordersten Tür ein und setzen uns in Fahrtrichtung. Was hinter uns los ist, sehen wir nicht. Erst beim Aussteigen in Hessental – der Zug war pünktlich! – merken wir, dass auch jetzt Menschen stehen mussten – wenn auch bei weitem nicht so viele wie auf der Hinfahrt.

Die Scherben auf den Stufen liegen immer noch.

Text: Matthias Lauterer

 




Die Preise steigen – und mit ihnen die Not

Jeder merkt es – die Verbraucherpreise steigen. Energie in allen Formen, Lebensmittel, Gebrauchtwagen – in fast allen Marktsegmenten kennen die Preise nur eine Richtung: nach oben. destatis, das Statistische Bundesamt, bestätigt das in nüchternen Zahlen.

Nüchterne Analyse von destatis

Verbraucherpreisindex (VPI) bis März 2022. Quelle: destatis

Wo die Preise in den letzten Jahren nur sehr langsam stiegen, ist seit einigen Wochen eine starke Steigerung festzustellen. Vor allem die Energiepreise stiegen in den letzten Monaten stark: Im März lagen die Energiekosten um 39,5 Prozent über dem Vorjahr, besonders stark stieg der Preis für leichtes Heizöl (+144,0 Prozent), Kraftstoffe (+47,4 Prozent) und Erdgas (+41,8 Prozent). Feste Brennstoffe (+19,3 Prozent) und Strom (+17,7 Prozent) verteuerten sich ebenfalls deutlich.

Insgesamt steigt der VPI gegenüber dem März 2021 um 7,5 Prozent, Lebensmittel stiegen um 6,3Prozent. Die jüngsten Preiserhöhungen der Discounter sind in diesen Zahlen noch nicht enthalten, da sie erst im April stattfanden.

Die Erzeugerpreise sind mit +30,9 Prozent noch deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise, sodass die Verbraucherpreise auch in den nächsten Monaten steigen werden.

Nüchterne Zahlen sagen nichts über die konkrete Belastung der Menschen

Die nüchternen Zahlen sind eines. Was sie für die Menschen bedeuten, ist das andere. Finanzminister Christian Linder spricht verharmlosend von „Wohlstandsverlust“, mit dem wr rechnen müssten.
Den bisherigen Erhöhungen der Preise um 7,5 Prozent innerhalb eines Jahres steht beispielsweise eine Rentenerhöhung zum 1. Juli 2022 von 5,35 Prozent in Westdeutschland gegenüber, der Hartz IV-Regelsatz wurde kürzlich um 3 Euro, das ist weniger als 1 Prozent, erhöht. Auch die tarifvertraglich vereinbarten Lohnerhöhungen, die teilweise über das Jahr 2022 hinaus fixiert sind, gleichen die Preissteigerungen nicht aus.

Geringe Einkommen sind besonders betroffen

Bezieher geringer Einkommen sind von der Preisentwicklung besonders betroffen und haben kaum Möglichkeiten, anderswo zu sparen: Den größten Teil ihres Einkommens verwenden sie für lebensnotwendige Güter wie Energie, Lebensmittel und Kleidung. Eine Verringerung der Sparquote ist für diese Menschen kaum eine Option: Sie sind schon jetzt nicht in der Lage, zu sparen. In einer ähnlichen Lage befinden sich Menschen, die sich beispielsweise für den Kauf einer Wohnung hoch verschuldet haben und ihre Sparquote in die Kreditfinanzierung gesteckt haben. Die Grenze zwischen „Wohlstandsverlust“ und echter Not kann schnell überschritten werden.

Beispiele von Preiserhöhungen

Die Discounter haben im April teils erhebliche Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel durchgeführt, dazu kamen Hamsterkäufe der Verbraucher, die einen Engpass herbeigeführt haben.  Bei einem Discounter kann man jetzt einen 1 Liter Sonnenblumenöl, der früher für 1,79 Euro angeboten wurde, für fast fünf Euro kaufen.

Alle Grundnahrungsmittel sind bei den Discountern teurer geworden, Butter, Mehl bis hin zum Bier. Business Insider hat den Test gemacht und bei ALDI eingekauft – vor und nach der angekündigten Preiserhöhung Anfacg April:

„Preistreiber waren hier vor allem drei Artikel: Die Bratwürste waren von 2,79 Euro auf 3,49 Euro teurer geworden. Die Salami von „Meine Metzgerei“ gab es nun nicht mehr für 1,49, sondern für 1,99. Und für die Butter mussten wir nun statt 1,65 über 2 Euro bezahlen – 2,09 Euro, um genau zu sein.“ 

Auch das Mineralwasser wurde für 25 ct statt 19 ct verkauft.

An den Tankstellen wurde der Diesel in der Spitze um fast einen Euro teurer verkauft als im Jahr 2021: Der Durchschnittspreis lag 2021 bei 139,9 ct/Liter. 2022 wurde der Diesel zeitweise für 235 ct/Liter angeboten. Im Moment schwankt der Dieselpreis in Künzelsau knapp über 200 ct/Liter.

Gründe für die Preisentwicklung

„Neben der Corona-Pandemie wirkt sich nun der Krieg Russlands gegen die Ukraine deutlich auf die Teuerung in Deutschland aus, insbesondere bei Heizöl, Kraftstoffen und Erdgas sowie einzelnen Nahrungsmitteln“, sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Das ist einfach gesagt, die Mechanismen, die zu den Preissprüngen führen, sind komplizierter.

Stau vor Shanghai. Foto: googlemaps

Die Corona-Pandemie wirkt sich an vielen Gliedern der Versorgungskette aus: Einerseits sind produzierende Betriebe in aller Welt von Corona betroffen und können nicht mit normalem Ausstoß produzieren. Das betrifft nicht nur Endprodukte wie zum Beispiel Kraftfahrzeuge oder Elektrogeräte, sondern auch Rohstoffe und Zwischenprodukte – es kommt also auch weniger Material in den Produktionsstätten an. Zusätzlich kommt seit kurzem hinzu, dass der wichtigste Hafen Chinas, Shanghai, im Corona-Lockdown ist, Hunderte von Containerschiffen liegen vor dem Hafen auf Reede und können weder löschen noch beladen werden. Diese Schiffe können keine Waren nach Europa liefern. Eine Verringerung des Angebots bei nahezu gleichbleibender Nachfrage führt zu höheren Preisen.

Hinter den Energiepreisen könnte auch Bereicherung stecken

Die Energiepreise steigen durch die Änderung der Besteuerung zu Beginn des Jahres um wenige Prozentpunkte, die restliche Steigerung ist wohl durch den Ukrainekrieg verursacht. Einerseits kommt weniger Gas aus Russland an, andererseits dürfte es zu einer Nachfrageerhöhung des Militärs in Europa und Amerika gekommen sein. Die Verteuerung der Ölpreise ist meßbar – sie kann aber nicht für die extreme Erhöhung der Preise verantwortlich gemacht werden – viele Marktkenner sprechen von Bereicherung oder Spekulation, auch das Kartellamt untersucht bereits.

Weizenpreisentwicklung. Quelle: Agrarheute

Putins Krieg befeuert die Lebensmittelpreise

Die Ukraine war früher als die Kornkammer der Sowjetunion bekannt, sie ist also ein wichtiger Lieferant von Lebensmitteln für viele Länder der Welt. Getreide, insbesondere Weizen und Mais sowie Sonnenblumenöl sind die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter der Ukraine. Die Weizenpreise an den Terminmärkten haben sich  seit Januar 2021  bereits verdoppelt.
Dazu exportiert die Ukraine Stahl und seit einigen Jahren auch Komponenten für diverse industrielle Branchen, auch diese Waren werden knapp.

Keine guten Ausichten

Verbraucher in Deutschland können kaum mit einem schnellen Preisrückgang rechnen. Zu viele Glieder der weltweiten Versorgungsketten sind momentan unterbrochen: Der Export aus China ist stark gestört, Industriekomponenten, Chips, preiswerte Elektrogeräte dürften auf längere Zeit deutlich teurer als bisher sein. Dazu kommt die Verteuerung der Frachtkosten – der Transport eines Containers von Shanghai nach Europa war Ende 2021 etwa fünfmal so teuer wie zu Beginn des Jahres 2020. Das betrifft alle, sowohl Industrie als auch Verbraucher.
Vielen in Deutschland produzierenden Unternehmen fällt bei gleichbleibenden Fixkosten der Exportmarkt Russland weg. Vor allem die Brauereien haben sich darüber schon beklagt.

Zwangsläufiger Verzicht als einzige Möglichkeit

Einzige Reaktionsmöglichkeit auf hohe Preise ist der zwangsläufige Verzicht der Verbraucher auf vieles, was nicht der unmittelbaren Lebensführung dient. Unterhaltungsgeräte, Urlaubsreisen oder Statusprodukte wie „Premium“-Marken werden eine sinkende Nachfrage erfahren.

Umstellung auf andere Energieformen nicht kurzfristig möglich

Energiepreise werden hoch bleiben, auch wenn sich die Bedarfe stabilisieren sollten. Die Lieferungen aus Russland werden aus realen und politischen Gründen wohl mittelfristig ganz entfallen. Ein Verzicht auf Energieverbrauch ist für den Einzelnen schwierig, genauso wie ein Umstieg auf andere Energieformen, beispielsweise Solar- oder Windstrom. Die Politik ist uneins, wie Solar- oder Windenergie großflächig erzeugt werden soll, die Speicherung der Energie ist ein weiterer ungeklärter Punkt. Dazu kommt, dass großflächige Solaranlagen mit der Landwirtschaft um Flächen konkurrieren. Wer als Eigenheimbesitzer jetzt über eine Solaranlage nachdenkt, zahlt für die Module schon 30 Prozent mehr als im letzten Jahr – einen Installateur zu finden, ist ebenfalls schwierig. Und ab 1. Mai 2022 müssen alle Neubauten mit einer Solaranlage ausgestattet sein, was den Engpass – und die Preise – weiter erhöhen dürfte. Einige Hersteller können beispielsweise bereits Komponenten für die sogenannten „Balkonsolaranlagen“ nicht mehr liefern.

Auch die Lebensmittelpreise werden mittelfristig nicht nachgeben. Dazu würde es alternative Lebensmittel aus anderen Märkten brauchen – und die Lebensmittelindustrie müsste ihre Produktion umstellen. Aber eine Landwirtschaft kann nicht kurzfristig umgestellt werden, vor allem weil die Aussaat auf der Nordhalbkugel für dieses Jahr bereits erfolgt ist. Was noch kaum jemand sieht: Das Tierfutter für die Fleischproduktion wird zu einem großen Teil importiert, auch der Börsenpreis für Mais und Futtergerste explodiert.

Handlungsmöglichkeiten für Verbraucher

Viele Möglichkeiten hat der Verbraucher nicht, den hohen Preisen zu entgehen. Essen und Trinken einstellen ist keine Alternative, bei der Mobilität kann mancher einsparen – aber nicht jeder. Wer finanziell gut gestellt ist, kann die Anschaffung höherwertiger oder nicht unmittelbar notwendiger Güter verschieben – wer schlecht gestellt ist, denkt über diese Anschaffungen gar nicht mehr nach. Energie einzusparen oder durch nachhaltige und selbst erzeugte Energien zu ersetzen, ist teuer – für eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus muss man inzwischen mit 30.000 Euro rechnen. Wenn der Vermieter in energiesparende Maßnahmen investiert, legt er die Kosten auf die Kaltmiete um.

Gesellschaftliche Konsequenzen

Die hohen Preise werden unsere industrielle Struktur verändern. Hochpreisige Güter werden seltener angeschafft werden. Das werden insbesondere die Automobilindustrie, die Unterhaltungselektronikhersteller und die Verbrauchsgüterindustrie zu spüren bekommen. Nachhaltigkeit wird zwangsweise zu einem Thema werden, dem sich die Hersteller und hoffentlich nicht nur deren Marketingabteilungen ernsthaft widmen werden. Arbeitsplätze in der Industrie werden bei geringerem Absatz verlorengehen – das Handwerk könnte sich über qualifizierte Arbeitskräfte freuen. Es ist auch denkbar, dass Industriezweige die Fertigungstiefe in „sicheren“ Ländern, also z.B innerhalb der EU, erhöhen und dadurch Arbeitsplätze entstehen. Oder es werden in Deutschland sogar wieder Industrien aufgebaut, die wir längst verloren glaubten, beispielsweise die Produktion von Kleidung.
Die Landwirtschaft dürfte sich mittelfristig verändern: Weniger Tierproduktion, mehr Produktion von Grundnahrungsmitteln.

Die Preise für Baumaterialien, angefangen beim energieintensiven Zement, steigen kräftig. Das wird viele Häuslebauer, aber auch Projektentwickler dazu bringen, nicht zu bauen. Bereits begonnen Baumaßnahmen werden sich ökonomisch möglicherweise nicht mehr rechnen. Die Wohnungsnot, die heute Investoren und Spekulanten begünstigt, wird sich verschärfen, da noch weniger Wohnungen gebaut werden, wenn niemand mehr eine rentable Miete für diese Neubauten bezahlen kann. Dazu kommt ein Migrationsdruck.

Welle von Hungerflüchtlingen zu erwarten

Ein ernstes Problem wird der Hunger in denjenigen Ländern werden, die ihre Bevölkerung bisher mit importierten Nahrungsmitteln ernähren. Für Europa ist eine Welle von Hungerflüchtlingen zu erwarten.

„In menschlicher Hinsicht sind die Einkommen der Menschen gesunken und die Not gestiegen“

Den Worten von Kristalina Georgieva, der Direktorin des Internationalen Währungsfonds „In wirtschaftlicher Hinsicht ist das Wachstum gesunken und die Inflation gestiegen. In menschlicher Hinsicht sind die Einkommen der Menschen gesunken und die Not gestiegen“, ist kaum etwas hinzuzufügen. Sie redet nicht von „Wohlstandsverlust“, sie nennt es beim Namen: Not.
Diese Entwicklung wird sich mittelfristig fortsetzen.

Text: Matthias Lauterer

 




„Da können wir wenigstens ein bißchen mithelfen“

Eine goldene Sammelbox übergab Karin Schulz, die Wirtin der Künzelsauer Kneipe „Keltereck“ am 06. April 2020 an Christa Marks, stellvertretend für die ehrenamtlichen Ukraine-Helfer in Künzelsau. In der Box ist Geld, das die Gäste des Kelterecks gesammelt haben und das nun die Ehrenamtlichen für die Ukraine-Flüchtlinge verwenden sollen.

Tradition der Hilfe im Keltereck

„Wir haben auch schon für die Flutopfer gesammelt“, berichtet Karin Schulz. Mit „wir“ meint sie Ihre Gäste, „da können wir wenigstens ein bißchen mithelfen“.

Blickt nachdenklich nach vorn: Karin Schulz, Wirtin des Kelterecks in Künzelsau. Foto: GSCHWÄTZ

Sie hat während der Pandemie ihre Wirtschaft mehrere Monate schließen müssen und hat selber Hilfen vom Staat erhalten. Sie weiß also, wie wichtig es in manchen Situationen ist, auf Hilfsangebote zugreifen zu können. Sie erzählt von einem Gast, den sie drei Tage nicht gesehen hatte. Nachdem er auch auf Klingeln nicht öffnete, sah sie keine andere Möglichkeit, als die Polizei zu alarmieren – und diese teilte ihr wenig später mit, dass der Stammgast im Krankenhaus liege. „Jeder kann in Not geraten“, sagt sie – und kommt damit zurück zu ihrer Spendenaktion: „Wir haben das einfach nur gemacht.“ Es klingt so selbstverständlich, wenn sie das sagt.

Dank der Ehrenamtlichen

Christa Marks engagiert sich unter anderem im Verein der Künzelsauer Seniorinnen und Senioren, wo sie stellvertretende Vorsitzende ist. Sie ist froh, dass sie jetzt eine Möglichkeit hat, Dinge, die dringend benötigt werden, auch einfach und unkompliziert einkaufen zu können. Sanitärartikel würden oft fehlen, meint sie. Sie bedankt sich dafür, dass die Gäste des Keltereck die ehrenamtlichen Helfer so unterstützen, denn sie hat das Gefühl, „vieles wird auf die Ehrenamtlichen abgeschoben“. Das Geld wird unmittelbar den Flüchtlingen zukommen, das weiß sie ganz sicher.

Text: Matthias Lauterer

 




„Es geht im Prinzip darum, dass wir als Gesellschaft unsere Freiheit zurückbekommen“

Bei der Bundestagswahl am 25. September 2021 haben die Bürger des Wahlkreises Kevin Leiser von der SPD erstmals in den Bundestag gewählt. Nach ungefähr 100 Tagen als Abgeordneter hat ihn GSCHWÄTZ-Redakteur Matthias Lauterer nach seinen ersten Erfahrungen in Berlin und seinen Zielen und zukünftigen Tätigkeitsschwerpunkten als Abgeordneter zu befragt.

Fußballspieler

GSCHWÄTZ: Zu Gast in der GSCHWÄTZ Redaktion ist Kevin Leiser. Er ist bei der Bundestagswahl im September für die SPD zum ersten Mal im Wahlkreis in den Bundestag gewählt worden und hat jetzt seine ersten 100 Tage hinter sich. Noch nicht ganz, aber fast. Aber vorab, Herr Leiser, interessiert mich noch: Was macht denn Ihr Fußballverein so ganz ohne Sie? Sie werden ja jetzt nicht mehr mit trainieren.

Kevin Leiser: Vielen Dank für die Einladung und dass ich da sein darf. In meinem Fußballverein geht es soweit gut. Also, er ist nicht abstiegsgefährdet. Da gibt es ja leider andere in der Gemeinde, die leider das Schlusslicht bilden. Aber da ist auch schwieriger, dass die das hinkriegen. Es war aber die letzten Jahre auch schon so, dass ich weniger aktiv war. Aufgrund dessen, dass ich im Beruf gestartet bin auch kommunalpolitisch schon Ehrenämter gehabt habe. Deswegen habe ich grundsätzlich die letzten Jahre auch in der Reserve ausgeholfen. Das würde auch in Zukunft gerne machen, wenn es passt zeitlich. Aber der Verein kriegt das gut hin.

Mitglied nun auch im FC Bundestag

GSCHWÄTZ: Da sind wir ja zufrieden. Hat denn der FC Bundestag schon angefragt bei Ihnen? Haben Sie schon einen Vierjahresvertrag unterschrieben?

Kevin Leiser: Der hat angefragt. Ich habe den Mitgliedsantrag unterschrieben. Ja, dass das immer dienstags, wenn wenn wir in Berlin sind und ich freue mich darauf, wenn das erste Mal ein Training ansteht.

„Es ist wenig Bewegung, da braucht man Ausgleich“

GSCHWÄTZ: Schön, dann bleiben sie wenigstens fit und ist ja ganz wichtig, wenn man immer sitzen muss.

Kevin Leiser: Definitiv, sportlicher Ausgleich ist wichtig. Ich habe mir auch jetzt angewöhnt, wenn’s klappt, zweimal die Woche früh zu joggen und dann noch zwei Mal etwas Kräftigung zu machen, weil man unbedingt einen Ausgleich braucht. Man sitzt Stunden und dann steht man ja noch zum Teil. Aber es ist wenig Bewegung, da braucht man Ausgleich und den will ich mir auf jeden Fall erhalten.

GSCHWÄTZ: Dann mal nach Berlin: Ihre ersten Tage in Berlin, das Zurechtfinden, können Sie darüber aber bissle was erzählen, wie man ganz neu und unbelastet da hinein kommt, in diese Organisation Bundestag?

„Unglaublich viel zu organisieren gewesen“

Kevin Leiser: Es ist unglaublich viel zu organisieren gewesen, da gab es am Anfang gleich Infos, wie geht’s denn mit der Technik? Es ist ein spezielles Programm, was auf den ganzen Bundestagsrechnern drauf ist. Da braucht man erst mal den Zugang dafür. Aber es gibt auch die Möglichkeit, es auf Drittgeräte zu kriegen. Man muss für alles den Antrag stellen. Bei der IT durchzusteigen, das war das Eine. Auf der anderen Seite hatte ich ja noch gar keine Mitarbeiter am Start, aber es gab trotzdem E-Mails, die halt schon kamen aus dem Wahlkreis oder von Organisationen. Die musste ich auch irgendwie händeln können und Mitarbeiter einstellen. Das war mit das Wichtigste. Da habe ich zum Glück in Berlin gute Mitarbeiter gefunden und ab dem ersten Februar können wir auch hier starten.

Wahlkreisbüro in Künzelsau geplant

Mein Wahlkreisbüro wird in Künzelsau sein. Ich übernehme das von der Evelyne Gebhardt, aber es war insgesamt unglaublich viel zu organisieren. Und Sie müssen sich ja vorstellen: Sie kommen ziemlich platt aus dem Wahlkampf raus und kriegen dann noch ganz viel Neues, was zu tun ist und was ja auch wichtig ist, das war anspruchsvoll. Was mir zugute gekommen ist: Ich hatte schon ein Praktikum 2014 im Bundestag gemacht. Das heißt, die Räume waren für mich klar, die Abläufe soweit auch, aber die Rolle ist jetzt eine ganz andere. Als Praktikant läuft man hinterher, jetzt laufe ich vorneweg vor meinem Team. Aber ich bin da guter Dinge, das kriegt man gut hin.

Lebt derzeit noch in Berlin im Hotel

GSCHWÄTZ: Ein ein weiteres wichtiges Thema, wenn man neu nach Berlin kommt, ist die Wohnungssuche. Wie hat sich das bei Ihnen dargestellt?

Kevin Leiser: Ich bin da so vorgegangen, dass ich keine Wohnung gesucht habe, weil es am Anfang sehr viele gleichzeitig suchen und der Wohnungsmarkt ja ohnehin angespannt ist in Berlin. Also bin ich nach wie vor im Hotel, direkt neben dem Hauptbahnhof. Das heißt, es sind kurze Wege und ich überlege mir dann nächstes Jahr, ob ich eine Wohnung suche oder ob ich das so weiter behalte. Aktuell habe ich mir einen großen Koffer in Berlin gekauft, da ist Ersatzkleidung drin und Zahnpasta und so weiter. Und wenn ich Berlin verlasse, nehme ich den mit und stelle ihn im Büro ab. Und wenn ich dann wieder in Berlin bin, hole ich ihn im Büro ab un nehme ihn mit ins Hotel.

Unter der Woche in Berlin

GSCHWÄTZ: Verstehe ich das so, dass Sie jetzt ein DiMiDo-Abgeordneter sind, nur am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag in Berlin?

Kevin Leiser ist kein DiMiDo-Abgeordneter

Kevin Leiser: Nein, wenn es geht, reise ich Sonntag an. Dann hat man nämlich den ganzen Montag in Berlin, um anzukommen und dort Dinge zu organisieren. Und Freitag ist dann die Rückreise.

GSCHWÄTZ: Schade, das mit der Wohnung. Ich hätte sie gerne Genaueres über den Wohnungsmarkt gefragt, weil ja das ein großes Thema auch der SPD ist, Wohnungsbau, überhaupt soziale Themen. Glauben Sie, dass Sie eine Wohnung dann finden, die sie „sich leisten können“?

Wohnungsmarkt in Berlin: „Es ist Horror, es ist hammerhart“

Kevin Leiser: Also, wenn ich suchen würde, würde ich schon davon ausgehen, dass, wenn man Zeit mitbringt, bei dem Budget, was man als Abgeordneter hat, auf jeden Fall was findet. Aber das ist ja nicht repräsentativ, was wir verdienen für die Gesamtbevölkerung und das ist schon ein großes Thema. Ich habe jetzt auch Bekannte, die wollen jetzt für ein oder zwei Jahre nach Berlin, um da die Erfahrung zu machen, in der Stadt zu arbeiten. Und die suchen gerade auch eine Wohnung. Und es ist einfach … es ist Horror: Wenn man schon zur Besichtigung ein Wettbewerb hat, dass sich da Schlangen bilden und das ist eine Vorauswahl für Besichtigung … es ist hammerhart. Und da ist auch wichtig, dass man zügig mit dem Bauprogramm vorankommt. Wir wollen ja 400.000 Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 gefördert, bauen. Und da müssen wir alle staatlichen Ebenen mit ins Boot nehmen, damit wir das hinkriegen. In Berlin ist es ein Riesenthema, aber ja, auch bei uns hier in Hohenlohe wird es ja auch immer drängender, das Wohnungsproblem.

GSCHWÄTZ: Das erste, was die inzwischen neue Regierung gemacht hat, war der Koalitionsvertrag. Waren Sie da in irgendeiner Form beteiligt an den Verhandlungen?

Kevin Leiser: Also an den Verhandlungen selbst nicht in den Verhandlungsgruppe. Das sind quasi die gewesen, die die Themen schon die letzten vier Jahre betreut haben, weil die drin waren im Sachstand, die kannten den Diskussionsstand und die Konfliktlinien der letzten Jahre. Deswegen hat man da auf die zurückgegriffen. Mein Part bei der Koalitionsverhandlungen war dann … ich würde es mal linear beschreiben: Das sind meine Themen aus den und den Gründen. Bitte guck, nimmt die mit in die Arbeitsgruppen und schau, dass du da gut verhandelst? Und das waren wichtige Punkte bei mir im Wahlkampf, die die Leute interessiert haben und wichtig waren. Bitte mach Dir das bewusst. Das war dann quasi mein Part als Neuling, wenn man so will.

GSCHWÄTZ: Was ist denn drin von Ihren Themen? Wo sind Sie zufrieden und bei welchen Ihrer Themen sind Sie mit der Abbildung im Koalitionsvertrag weniger zufrieden?

Thema „ländlicher Raum“ ist im Koalitionsvertrag gut vertreten

Kevin Leiser: Also sehr zufrieden bin ich, was den ländlichen Raum angeht. Zum einen steht da auch schon eine Maßnahme drin, was die Krankenhausversorgung angeht. Die ist ja gerade so konstruiert, dass es schwierig ist, hier im ländlichen Raum ein Krankenhaus kostendeckend zu betreiben, beziehungsweise kaum möglich. Und dass man da eine Änderung rein kriegt in die Krankenhausfinanzierung, da ist was dabei. Zweiter Punkt ist, dass man Initiativen unterstützt, die die Nahversorgung stärken. Bei mir, da wo ich Fußball spiele in Wiesenbach, gibt es eine Initiative, die den Dorfladen gerade renoviert. Und dass man diese Initiativen unterstützt, ist wichtig und generell auch den ländlichen Raum bei der Infrastruktur voranbringt. Also Breitbandausbau, Mobilfunkausbau, all die Punkte sind drin, da bin ich sehr zufrieden. Zweiter Punkt, den ich im Wahlkampf hatte, war ja sozialer Klimaschutz. Also Klimaschutz voranbringen, aber auch schauen, dass das für alle bezahlbar bleibt. Da haben wir jetzt das klare Bekenntnis zum 1,5 Grad Ziel aus dem Pariser Abkommen, also Klimaschutz voranbringen. Und was den sozialen Aspekt angeht, die sogenannte EEG-Umlage … wenn man auf die Stromrechnung schaut, da gibt es immer so eine Umlage, mit denen die neuen Anlagen finanziert werden. Die soll wegfallen, also nicht mehr vom Stromkunden finanziert werden, sondern über ganz normale Steuern. Und darüber hinaus soll auch geprüft werden, ob es sinnvoll ist, die CO2-Steuer, die es jetzt ja gibt, zu nehmen und den Bürgern zurückzugeben. Die Grünen nennen es Energiegeld, ich würde es Klimaprämie nennen. Das sind zwei Aspekte, ein dritter Aspekt, der auch wichtig ist für uns: Wenn zum Beispiel Windräder gebaut werden, dass die Kommunen drumrum auch stärker davon profitieren, einen größeren Anteil an dem Gewinn bekommen, damit die das einsetzen können für Projekte vor Ort. Das wären drei Aspekte.

Gerechtere Vermögensverteilung steht nicht im Koalitionsvertrag

GSCHWÄTZ: Und mit was sind Sie nicht zufrieden im Koalitionsvertrag?

Kevin Leiser: Also generell bin ich sehr zufrieden damit, weil er drei Partner aus unterschiedlichen Richtungen zusammenbringt, die sich tatsächlich auch zügig und souverän geeinigt haben. Ein Punkt, der jetzt leider nicht drinsteht, dass wir es machen – abber es steht auch nicht drin, dass wir es nicht machen, wäre die Anpassung bei der Erbschaftsteuer. Dass man guckt, eine gerechtere Vermögensverteilung hinzukriegen. Es steht jetzt im Koalitionsvertrag nicht drin, dass wir es nicht machen. Steht aber auch nicht positiv drin, dass wir es machen. Und wenn man das Sondierungspapier, das es ja vorher gab, ein bisschen spitzfindig liest, gibt es da Verhandlungsmöglichkeiten. Aber es steht jetzt eben nicht drin: Wir machen das.

Wichtige SPD-Positionen in die Regierungspolitik eingebracht

GSCHWÄTZ: Jetzt haben Sie wunderschön übergeleitet zu meiner nächsten Frage. Wer das sicherlich nicht reinschreiben will mit der Erbschaftsteuer und der Verteilung, ist Ihr Koalitionspartner, die FDP. Und jetzt hört man ja immer wieder, die FDP hätte die beiden größeren Partner ziemlich überfahren und ihre Forderungen stark untergebracht und andere Forderungen seien unter den Tisch gefallen. Haben Sie daran Bauchgrimmen in der Hinsicht?

Kevin Leiser: Nein, habe ich nicht. Unsere großen Punkte sind drin, also Mindestlohn mit 12 Euro, den Wohnungsbau habe ich gerade angesprochen, dann die Rentengarantie und dass wir auch bessere Gesundheitsversorgung auf den Weg bringen. Unsere Big Points finden sich auch wieder im Koalitionsvertrag und es ist so, dass drei Partner aus unterschiedlichen Richtungen zusammengekommen sind. Das heißt, es ist nicht 100 Prozent des SPD-Wahlprogramm, nicht 100 Prozent Grüne, aber auch nicht 100 Prozent FDP. Die haben aber auch ihre Punkte drin im Koalitionsvertrag. Also ich denke, dass es am Ende in ein faires Papier ist bzw. es kommt ja dann auch auf die parlamentarische Arbeit an, was wir jetzt in der Umsetzung daraus machen, oder? Anderer Punkt ist ja, man hätte vor 2017 ja nie an die Corona-Pandemie gedacht. Es kommen sicherlich auch Herausforderungen in den nächsten Jahren, die wir jetzt noch gar nicht antizipieren können. Und da müssen wir auch adäquat darauf reagieren.

GSCHWÄTZ: Zu Corona kommen wir sicherlich noch, da wird sich auch das eine oder andere ergeben. Für die Bevölkerung war diese ganze Verhandlungsphase ja sehr ruhig. Die üblichen Durchstechereien und die Gerüchteküche, die gabs ja gar nicht. Haben Sie was mitbekommen? War es wirklich eine sehr harmonische Verhandlung oder ist auf mit harten Bandagen gekämpft worden? Wie war Ihr Eindruck?

Kevin Leiser: Also ich kann den Eindruck bestätigen, dass es insgesamt sehr ruhig und auch geschlossen war, also dass es nahezu keine Durchstechereien gab. Das hat man aus den Jamaika-Verhandlungen von vor vier Jahren gelernt, dass man diesen Stil nicht mehr so machen will. Disen neuen Stil möchte Olaf Scholz ja auch weiterführen. Es war ja auch ein großes Interview von ihm in der ZEIT, wo er das ein bisschen erläutert. Wie habe ich das Ganze wahrgenommen? Es gab sicherlich schon Momente, wo auch mit harten Bandagen verhandelt wurde. Ist ja auch angebracht, denn man ist ja gewählt für die Inhalte, für die man eingestanden ist und die gilt es, bestmöglich auch umzusetzen bzw. durchzusetzen. Aber dann spricht es ja auch wieder für die Koalition, dass diese Konflikte nicht eins zu eins noch groß abgebildet wurden, sondern dass es die zwar gab, aber weitere Details einfach auch nicht rausgekommen sind. Das schafft dann Vertrauen unter den Koalitionären und ist dann auch eine gute Grundlage für die kommenden Jahre.

GSCHWÄTZ: Kann man, um nochmal zum Fußball zurückzukommen, sagen: Man hat fair gespielt, aber es war gut, dass man Schienbeinschoner hatte?

„Die gehören dazu, die Schienbeinschoner“

Kevin Leiser: Die gehören dazu, die Schienbeinschoner. Ja, und in der Politik da gehört es ja auch dazu, dass man bestmöglich für die eigenen Positionen arbeitet.

GSCHWÄTZ: Was wird denn in den kommenden fast vier Jahren Ihre persönlichen Arbeitsschwerpunkte sein?

Ländlicher Raum und Verteidigung als Arbeitsschwerpunkte

Kevin Leiser: Zwei Arbeitsschwerpunkte: Das, was ich zum ländlichen Raum gesagt habe, da gibt es auch mehrere Abgeordnete in der SPD. Wir hatten eine Vorstellungsrunde in der ersten Fraktionssitzung, wo alle Neuen sich mal kurz vorgestellt haben. Und da gab es viele, die gesagt haben, sie wollen den ländlichen Raum stärken. Und da möchte ich, dass man das Ganze zusammenbindet und auch guckt, denn das Thema „ländlicher Raum“ ist ein Querschnittsthema. Das haben Sie in vielen verschiedenen Ausschüssen. Es gibt nicht den einen Ausschuss ländlicher Raum, sondern das sind viele. Gesundheit, Finanzen und so weiter. Dass man da in der Umsetzung das gut hinkriegt, dass die Interessen da gut vertreten werden, das wäre mein Punkt eins: ländlicher Raum. Und Punkt zwei, das ist der Ausschuss, in dem ich selbst bin, die Verteidigung. Da haben wir die Auslandseinsätze der Bundeswehr, die werden dort ja vorberaten bzw. ständig evaluiert. Die Ausrüstung der Bundeswehr und auch die neuen Anschaffungen, die da kommen, das ist im Verteidigungsausschuss und da werde ich auch ein zweites Standbein haben. Also ländliche Raum und Verteidigung.

GSCHWÄTZ: Bleiben wir bei der Verteidigung ganz kurz. Was werden die Schwerpunkte sein? Wie soll sich die Bundeswehr, die ja doch auch wegen Material etc. ziemlich in Verruf gekommen ist, wie wird sich die Bundeswehr jetzt für die Zukunft aufstellen, ihrer Meinung nach?

Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes

Kevin Leiser: Das ist ein sehr interessanter Punkt. Es soll eine Enquete-Kommission geben zu den 20 Jahren in Afghanistan. Afghanistan ist ja mehr oder weniger der große Auslandseinsatz der Bundeswehr. Und da soll noch mal genau drauf geschaut werden. Wie war das denn am Anfang? Wie sind wir da rein? Mit welchem Ziel, mit welcher Ausrüstung, mit welcher Stimmung, mit welcher öffentlichen Erwartungshaltung? Wie hat sich das entwickelt? Wie war dann der Abzug aus Afghanistan und was bleibt? Das soll noch mal ganz genau darauf geschaut werden und daraus die Lehren gezogen werden. Wie stellen wir unsere Bundeswehr auf? Was machen wir für Auslandseinsätze? Was machen wir für Auslandseinsätze nicht? Das soll nochmal entwickelt werden. Und weil sie nach meiner Meinung gefragt haben: Mir ist wichtig, dass die Bundeswehr, also Deutschland, europäisch eingebettet ist. Ich fände es sehr gut, wenn man eine europäische Armee hätten, also eine Armee der europäischen Staaten, die dann unter Kontrolle des EU-Parlaments ist. Weil gerade ist eines der zentralen Probleme für uns Europäer, dass wir nicht klar und einheitlich auftreten auf internationaler Bühne. Wir haben zwar viele Einwohner, wir haben starke Wirtschaften, wir haben Stabilität. Aber in der Außen- und Sicherheitspolitik, da verkaufen wir uns leider unter Wert, weil wir uns nicht immer einig sind. Und wenn es eine europäische Armee gäbe, die vom EU-Parlament gesteuert wird, dann hätte man ein größeres Maß an Einheitlichkeit. Und das wird aber nicht von heute auf morgen gehen. Da müssen wir darauf hinarbeiten.

„Ich fände es sehr gut, wenn man eine europäische Armee hätten, also eine Armee der europäischen Staaten, die dann unter Kontrolle des EU-Parlaments ist.“

GSCHWÄTZ: EU und NATO, das ist ja nicht identisch, ist mein Eindruck. Man wäre dann in zwei Bündnissen mit teilweise unterschiedlichen Zielen.

Kevin Leiser: Im Prinzip sind wir das schon, denn im EU-Vertrag gibt es auch so eine Beistandsklausel für Länder, die in der EU sind, aber nicht in der NATO. Im Prinzip gibt es schon zwei Bündnisse, aber es geht ja im Kern um das Verhältnis zu den USA und da ist meine Meinung, wenn wir uns die letzten Jahre anschauen, dass wir uns unabhängiger machen sollten. Die USA werden unser stärkster Partner sein. Wir sind uns von Kultur, von Demokratie am nächsten. Ja, aber wir haben gesehen mit Donald Trump, dass wir uns nicht abhängig machen sollten von den USA, sondern dass wir eigenständig sein können als Europäer. In der Außen- und Sicherheitspolitik ist ein wichtiges Kriterium die Geografie.

Im Verteidigungsbereich europäischer werden – und unabhängiger von den USA

Wie nah bin ich denn an einem Konflikt und wie weit bin ich vom Konflikt weg? Und die USA sind auf einem anderen Kontinent. Wir sind in Eurasien, uns trennt nur das Mittelmeer von Afrika. Wir sind nah dran am Nahen Osten. Die USA sind da einen Ozean davon entfernt. Das heißt: geografisch eine ganz andere Interessenlage. Und wir sehen ja auch, die USA orientieren sich immer weiter, auch schon unter Obama, in die pazifische Region. Und das heißt, sie werden dort ihr Augenmerk haben. Das wäre noch ein weiterer Punkt, warum wir Europäer eigenständiger werden müssen.

GSCHWÄTZ: Aber wenn die geographische Lage als Grundlage nehmen, dann sind wir ja jetzt nicht mehr unbedingt in der Verteidigung, sondern im Außenministerium, denn an der Stelle werden wir ja wohl hoffentlich bevor wir an Verteidigung denken, an Politik denken?

Kevin Leiser: Ja, auf jeden Fall zuerst Diplomatie. Das ist jetzt auch in der Ukraine sehr wichtig, um den Konflikt zu dämpfen. Lieber sprechen. Aber trotzdem gehört eine gut ausgestattete Armee dazu, zu einem Land. Sonst kann ich nicht souverän und eigenständig bleiben. Wir wollen sie natürlich nur im äußersten Notfall einsetzen, als Ultima Ratio. Aber es braucht die Fähigkeit dazu! Und es braucht auch die Fähigkeit dazu … wenn wir uns als Europäer entscheiden „Okay, dort ist ein Problem. Das wollen wir angehen“, dass wir das eigenständig tun können. Gegenbeispiel dazu war Libyen. Da haben sich Großbritannien und Frankreich entschieden. Sie wollen dort aktiv werden. Aber für die Kommunikation waren sie auf die USA angewiesen. Und das sollte meiner Meinung nach nicht sein. Wenn wir uns entscheiden, aktiv zu werden, dann sollten wir das auch eigenständig hinkriegen. Mit der Logistik, mit der Kommunikation und nicht angewiesen sein auf die USA.

GSCHWÄTZ: Ich möchte noch zwei Themen ansprechen im Verteidigungsbereich und dann kommen wir wieder in den zivilen Bereich zurück. Das eine Thema ist: Sie haben Auslandseinsätze in Afghanistan angesprochen. Es läuft im Moment noch ein weiterer großer Auslandseinsatz, in Mali. Und dort ist ja die politische Lage wohl so, dass man inzwischen davon ausgeht, dass man hier möglicherweise sogar jemanden unterstützt, der vielleicht gar nicht so unterstützenswert ist. Wie sehen Sie die Lage in Mali?

Kevin Leiser: Bei Mali gab es jüngst die Nachricht, dass Frankreich erwägt bzw. vorhat, rauszugehen aus Mali. Und wir sind ja dort, um Frankreich zu unterstützen und machen da eine Ausbildungsmission. Das heißt, unser Verhalten wird sich dann an Frankreich orientieren, wenn Frankreich zu der Einschätzung kommt „Okay, wir verlassen jetzt Mali“, also den Einsatz, oder machen den Einsatz vom Nachbarland aus. Es wäre ja auch eine Option für eine Ausbildungsmission. Ich denke, dass wir uns dem dann anschließen werden. Aber zunächst liegt der Ball in Paris und Paris sollte sagen, wo sie jetzt genau hinwollen. Und dann werden wir das uns auch anschauen im Ausschuss und dann das deutsche Votum daran orientieren.

GSCHWÄTZ: Und die letzte Frage in dem Bereich, die afghanischen Ortskräfte. Was tun wir gerade, um diesen Leuten, die ja unsere deutschen Soldaten unterstützt haben, entweder rauskriegen, aus Afghanistan oder ihnen zumindest ein sicheres Leben in Afghanistan zu gewährleisten?

„Wir haben eine Verantwortung für die Ortskräfte, die uns dort unterstützt haben“

Kevin Leiser: Was wir dafür tun, also welche Maßnahmen? Okay. Gerade wird versucht, über die Nachbarländer Routen nach Deutschland zu schaffen, dass wir, wenn es die Leute schaffen, aus Afghanistan rauszukommen, sie per per Flugzeug, per Transportmittel weiter bekommen nach Deutschland, wenn sie das möchten. Das ist gerade die Arbeit, die gemacht wird, aus den Nachbarländern raus. Plus die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Also wo seid ihr denn gerade? Ist es dort einigermaßen sicher? Haltet ihr es dort noch aus? So und so lange, damit wir da was organisieren können. Die zwei Punkte sind die, die gerade laufen. Insgesamt ist es wichtig, dass wir die Leute, die uns dort unterstützt haben und unsere Mission, jetzt noch bestmöglich unterstützen können und dann, wenn sie das auch möchten, rausholen können aus Afghanistan und gut unterbringen versorgen, weil sie haben ja unseren Einsatz dort überhaupt erst möglich gemacht. Ja.

GSCHWÄTZ: Also sind sie auch der Meinung, dass wir für diese Menschen eine gewisse Verantwortung haben und sie unterstützen müssen.

Kevin Leiser: Wir haben eine Verantwortung für die Ortskräfte, die uns dort unterstützt haben, auch mit Gefahr für ihr Leib und Leben, für ihre Familie. Da haben wir auf jeden Fall eine Verantwortung für die Menschen direkt, aber auch für die Zukunft: Wenn wir uns mal wieder entscheiden sollten, einen Auslandseinsatz zu machen, dann werden die Menschen sich schon auch daran erinnern: Wie ist Deutschland denn mit den Ortskräften in Afghanistan umgegangen? Also auch für die Zukunft ist es wichtig, dass wir das Bestmögliche noch machen können für die Menschen dort.

GSCHWÄTZ: Verlassen wir dieses Thema, gehen wir wieder nach Berlin zurück. Wie kann ich mir denn Ihren Tagesablauf als Abgeordneter vorstellen?

Jeder Tag in Berlin ist verplant

Kevin Leiser: Einen Tagesablauf gibts nicht, es gibt einen Wochenablauf. Also die Wochen sind immer ähnlich aufgebaut. Am Montag gehts los. Da ist Landesgruppe, sprich: da treffen sich alle SPD-Abgeordneten aus Baden-Württemberg und besprechen vor, was kommt denn diese Woche auf die Tagesordnung? Was ist wichtig aus unserer Sicht? Am Dienstag treffen sich die Arbeitsgruppen. Das heißt, alle SPD Abgeordneten, die sich mit Verteidigung beschäftigen oder die sich mit Wirtschaft beschäftigen, treffen sich, besprechen auch die Tagesordnung vor. Im späteren Verlauf vom Dienstag haben wir die Fraktionssitzung. Alle SPD-Abgeordneten kommen zusammen. Mittwochs stehen die Ausschüsse an. Da treffen sich die SPD-Abgeordneten, die CDU-Abgeordneten, die grünen Abgeordneten zu ihren Fachthemen, also Verteidigung oder Wirtschaft oder Digitales, und besprechen vor, wie jetzt abgestimmt werden soll oder ob es dann noch einen Kompromissbedarf gibt, ob das vertagt werden soll oder auch nicht. Und dann hat man Donnerstag und Freitag Plenum. Das heißt, das ist das, was im Sitzungssaal zu sehen ist und was auch live übertragen wird, wo dann die die einzelnen Reden nach und nach gehalten werden. Und so ist quasi die Sitzungswoche und die ist mehr oder weniger immer gleich. Dann gibt es noch ein paar Termine, die halt mal verschieden sind, dass mal jemand eingeladen wird zu einem Thema oder dass es eine spezielle Veranstaltung gibt. Aber das ist der Kern der Sitzungswoche.

„Man muss sich Oasen auch nehmen. Und ab und zu komme ich auch zu so einem Frühstück.“

GSCHWÄTZ: Sie haben kurz vor der Wahl in unseren fünf Fragen an die fünf Kandidaten gesagt, sie haben gerne ein ausgiebiges Frühstück mit der Lektüre von mehreren Tageszeitungen. Kommen Sie dazu noch?

Kevin Leiser im Büro. Bild: Kevin Leiser

Kevin Leiser: Das war die Antwort auf die Frage, was mich glücklich macht. Ab und zu komme ich dazu, ja, aber dann muss man sich die Zeit auch nehmen, also sich entscheiden. Okay, ich möchte jetzt hier Brötchen, dann zum Bäcker fahren und Zeitung mitnehmen. Funktioniert. Und man muss sich solche, ich nenne es jetzt mal Oasen, in dem Beruf oder in der Tätigkeit auch erhalten. Man kann nicht 24 Stunden 7 Tage die Woche nonstop Gas geben. Funktioniert nicht. Man muss sich Oasen auch nehmen. Und ab und zu komme ich auch zu so einem Frühstück.

GSCHWÄTZ: Unser Wahlkreis hat ja jetzt eine ganz besondere Konstellation. Wir haben vier Abgeordnete aus vier unterschiedlichen Parteien im Im Bundestag sitzen. Trifft man sich unter diesen Vieren ab und zu, hat man dann eine erhöhte Kommunikation?

Kevin Leiser: Für den Wahlkreis kann ja nichts besseres passieren, als vier Leute dort zu haben, die alle den Wahlkreis kennen und die Interessen vertreten. Aber wir haben uns mal bei der Konstituierung getroffen. Also, als der Bundestag sich zum Ersten Mal getroffen hat, da wurde auch ein Bild gemacht zu viert. Und dann wird es, denke ich, davon abhängen, wie sind denn die Themen? Und was kommt zu welcher Zeit und wer ist in welchem Ausschuss? Dann kann ich mir so etwas vorstellen. Regelmäßige Treffen sind immer schwierig, weil die Wochen, Pläne und Termine eben kreuz und quer sind und oft auch kurzfristig sich was ändert. Aber ich denke, dass man das insgesamt gut hinkriegen und auch der Wahlkreis im Mittelpunkt steht. Schwäbisch Hall und Hohenlohe, da muss man das Bestmögliche für die Menschen erreichen. Und ich glaube, das trifft für alle vier zu.

Entwicklung des ländlichen Raums und Verkehr – die wichtigen Themen für Hohenlohe und Schwäbisch-Hall

GSCHWÄTZ: Was sind denn Ihrer Meinung nach auf den Wahlkreis bezogen die wichtigsten Projekte für die nächsten vier Jahre?

Kevin Leiser: Das, was ich zum ländlichen Raum schon gesagt habe insgesamt, und dann haben wir hier ja noch spezielle Verkehrsprojekte. Dass man da auch vorankommen. Also wenn ich jetzt mal aufzählen will: die A6, die Hohenlohe-Bahn zu elektrifizieren, die B 19, die Murrbahn. Das wären wichtige Themen, weil die auch Lebensqualität hier steigern und verbessern. Und da sollte man auch vorankommen. Das sind alles verschiedene Projekte mit verschiedenen Ständen von der Sachlage her. Aber wir sollten bei den Projekten vorankommen, um die Lebensqualität hier zu steigern.

GSCHWÄTZ: Mir würde da noch ein Thema einfallen und das wäre die Landwirtschaft, die unseren Bereich ja sehr wichtig ist. Zum einen haben wir ja hier eine recht kleinbäuerliche Struktur und wir haben dadurch ja unter Umständen auch die Möglichkeit, sehr stark in die ökologische Landwirtschaft umzumünzen. Steht da was auf dem Programm für Sie?

„Ich kann aber nicht versprechen, dass jeder Hof da weiter bestehen wird.“

Kevin Leiser: Ja, da wird es auch Maßnahmen geben. Die Landwirtschaft ist nach wie vor in einem Wandlungsprozess. Da wird es auch noch weitere Neuerungen geben. Mir persönlich ist wichtig, dass wir, wenn wir das machen, dann auch einen Pfad hinkriegen. Aktuell ist es so, dass die verschiedenen politischen Ebenen EU, Bund und Land die Landwirtschaft als Schnellboot betrachten. Dass man da schnell und wendig Dinge ändern könnte, funktioniert aber nicht. Landwirtschaft ist eher ein großer Tanker, der braucht einen klaren Kurs, weil der kann nicht sich schnell mal um 180 Grad drehen, das funktioniert nicht. Da muss man ein klares Zielbild hinkriegen: Wie soll Landwirtschaft aussehen und die Finanzierung dahin? Wenn wir Umweltauflagen machen oder mehr Abstand oder eine Höchstgrenze für Tiere pro Quadratmeter, dann wird es ja Kosten verursachen. Und wenn wir da stärkere Vorgaben machen als unsere Nachbarländer in der EU, aber in einem gleichen Markt sind wird, ist ja die Frage: Was machen wir mit den Zusatzkosten der deutschen Landwirtschaft? Und mir ist dann wichtig: Wir brauchen auch eine Landwirtschaft hier vor Ort. Nahversorgung als Sicherheit, dass wir Lebensmittel hier haben. Das heißt, wir müssen uns darum kümmern, dass diese Kostendifferenz dann auch von der Allgemeinheit getragen wird. Man kann die nicht einfach weitergeben an die Landwirte. Die müssen auch von was leben und ihre Familien ernähren und versorgen können. Und die sollen auch mal Urlaub machen können. Das wäre ein Punkt. Ich kann aber nicht versprechen, dass jeder Hof da weiter bestehen wird. Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber für die Branche als Ganzes braucht man Perspektive.

GSCHWÄTZ: Sie haben vorhin schon etwas angesprochen: die Präsenz im Wahlkreis. Können Sie darauf noch mal eingehen, was Sie da planen?

„Generell möchte ich ein Ansprechpartner sein, der zuhört. Also der, der die Probleme versucht zu erkennen.“

Kevin Leiser (r) mit Olaf Scholz. Bild: Kevin Leiser

Kevin Leiser: Ja. ich hatte im Wahlkampf diese Kuchen-Aktion, die auf Plakaten plakatiert war oder als Anzeigen, wo ich drauf zu sehen war und meine Handynummer und dann das Angebot da war, dass die Leute einen Termin ausmachen. Ich komme zu ihnen. Wir sprechen über ihr Anliegen und ich bringe den Kuchen mit. Und das würde ich, möchte ich, auch weitermachen. Allerdings warte ich damit noch ein bisschen, weil gerade Corona Zeit. Es passt gerade nicht hinein in den Zeitgeist, aber da warte ich noch ein bisschen, bis ich diese Anzeige dann wieder mal schalte. Das wäre also ein Kern, die persönlichen Treffen, weil die allesamt sehr ergiebig und sehr schön waren, diese Treffen, die ich da hatte im Wahlkampf. Deswegen möchte ich das fortführen. Und generell möchte ich ein Ansprechpartner sein, der zuhört. Also der, der die Probleme versucht zu erkennen, aber dann schon auch sagt, was er damit macht. Ich werde jetzt nicht alles zu 100 Prozent. Ich will ehrlich umgehen mit den Anliegen, die da an mich herangetragen werden. Und am ersten Februar steht ja mein Wahlkreisbüro, dann habe ich endlich auch Mitarbeiter hier vor Ort. Aktuell machen das meine Mitarbeiter von Berlin aus und die sollen sich dann ja auf die inhaltliche Arbeit dort in Berlin konzentrieren. Und mein Wahlkreisbüro kann dann die Bürgeranliegen organisieren oder Termine klären. Ja, ich freue mich auf die Zeit und auf die Kontakte, die es geben wird. Gibt auch noch aus dem Wahlkampf verschiedene Dinge, die verabredet wurden, also Treffen. Und die habe ich mir alle aufgeschrieben. Und ab ersten Februar können wir uns an die Umsetzung machen.

GSCHWÄTZ: Wenn sich jemand die Anzeige von damals ausgeschnitten hat: die Nummer gilt noch?

Kevin Leiser: Die gilt noch. Ja, ich habe Wert drauf gelegt. Die Nummer habe ich auf Plakaten, die will ich auch behalten. Die gibt es noch, die Nummer.

GSCHWÄTZ: Der umgekehrte Fall … wird es Möglichkeiten geben, Ihre Arbeit in Berlin zu beobachten, zum Beispiel für Schülergruppen oder für einzelne Bürger? Werden Sie da Leute einladen können?

Kevin Leiser: Da muß ich ein ein bisschen ausholen. Es gibt ja solche Informations-Fahrten, die der Deutsche Bundestag organisiert, da hat jeder Abgeordnete ein Kontingent. Die waren jetzt die letzten zwei Jahre, meine ic,h ausgesetzt, auch wegen Coruna. Aber nach meinem Kenntnisstand soll es da im April wieder losgehen. Dass es diese Fahrten gibt, also für Besuchergruppen oder auch Kontingente für Schüler. Und das möchte ich natürlich sehr gerne machen. Also ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als Schülergruppen zu erklären, was man denn da in Berlin macht. Es ist immer wieder cool. Ich bin ab und an von Schülern hier eingeladen worden, von Lehrern, und war dann im Unterricht. Das ist einfach eines der Highlights.

GSCHWÄTZ: Sie sind ja auch Lehrer.

Kevin Leiser: Ja, und dann aus der Praxis berichten, das ist einfach cool. Das wird es auf jeden Fall geben. Und was es auch gibt ist, sind die Social Media Auftritte, wo ich auch immer wieder an Punkten zeigen will, das war jetzt gerade Thema, oder das ist mir jetzt besonders wichtig, um da den Menschen ein Angebot zu machen, dass sie auf dem Laufenden bleiben können, was meine Aktivitäten betrifft.

„Ich bin für eine allgemeine Impfpflicht“

GSCHWÄTZ: Wollen wir zum Abschluss noch einen kleinen Corona-Block? Aktuelles Thema Impfpflicht. Was meinen Sie zu dem Thema?

Kevin Leiser: Ich bin für eine allgemeine Impfpflicht, dass man die einführt. Es wird ja jetzt im Januar die Diskussion im Bundestag starten, wo es verschiedene, Gruppenanträge nennt man das, geben wird. Sonst gibt es immer die Anträge der Fraktionen. Spd macht einen Antrag oder CDU. Und jetzt können sich die Abgeordneten auch zwischen Fraktionen zu Anträgen treffen und die ausarbeiten. Die wird des geben.

GSCHWÄTZ: Aber … das können Sie doch unterm Jahr auch, zu anderen Themen, prinzipiell, oder?

Kevin Leiser: Grundsätzlich wäre das möglich. Also für ein Gesetz braucht man, wenn ich das noch richtig weiß, drei Abgeordnete. Aber die Regel ist ja, dass es von den Fraktionen bzw. von der Regierung kommt. Die Diskussion wird starten im Januar. Ich werd mich einem Antrag anschließen, der für eine allgemeine Impfpflicht ist, dass sich grundsätzlich jeder impfen lassen muss. Fragen, die da noch dranhängen, sind: Welche Sanktionen machen wir dann? Also Bußgeld oder andere Dinge? Und wie organisiert man das Ganze, also mit Impfregister zum Beispiel? Die Fragen müssen ja auch in dem Schritt mit geklärt werden und da wird es auch noch spannende Diskussion geben, wie man das umsetzt und auch kontrollierbar macht. Aber ich werde mich einem Antrag anschließen, der für eine allgemeine Impfpflicht ist.

GSCHWÄTZ: Wie würden Sie gegenüber ihren Wählern, unter denen es ja sicherlich auch den einen oder anderen Impfgegner oder Impfzweifler gibt, ihren Standpunkt erklären?

„Wir haben die ganze Zeit Freiheitseinschränkungen aufgrund von diesem Virus“

Kevin Leiser: Es geht im Prinzip darum, dass wir als Gesellschaft unsere Freiheit zurückbekommen. Wir haben die ganze Zeit Freiheitseinschränkungen aufgrund von diesem Virus und wir werden das Virus dann besiegen oder in Schach halten, wenn unsere Impfquote nochmal deutlich steigt. Dann können wir uns wieder freier als Gesellschaft bewegen. Also Wiedergewinn von Freiheit. Auf der anderen Seite auch das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken: Hey, hier gibt es eine Bedrohung für uns als Gruppe von Menschen. Wir Menschen entscheiden uns dazu, das Mittel, das wir haben einzusetzen und erringen dann zusammen unsere Freiheit wieder. Also die beiden Punkte Freiheit zurückbekommen und Solidarität für andere. Dritter Punkt ist, dass alles, was uns ja jetzt gerade beschränkt ist die Sorge oder auch die Auswirkung, dass unsere Intensivstationen überlastet werden. Das gilt es ja zu verhindern. Und je mehr wir geimpft werden, desto unwahrscheinlicher wird dieser Fall. Und je höher die Impfquote ist, desto schwieriger wird es auch eine zukünftige Virus-Mutante haben, Fuß zu fassen. Und – wir haben jetzt den Wirkstoff! Wir haben ihnen unglaublich schnell gekriegt. Also: wir haben das Gegenmittel. Lasst uns die Chance ergreifen und das hinter uns lassen.

„Die Freiheit der Gesellschaft ermöglicht erst die Freiheit des Einzelnen“

GSCHWÄTZ: Jetzt haben sie argumentiert mit der Freiheit der Gesellschaft eigentlich, die über der Freiheit des Einzelnen steht.

Kevin Leiser: Nicht über, ich würde sagen: die Freiheit der Gesellschaft ermöglicht erst die Freiheit des Einzelnen.

GSCHWÄTZ: Jetzt haben wir ja zum Beispiel bei Ihrem Koalitionspartner FDP. Eine ziemlich starke Gruppe, die sagt die Freiheit des Einzelnen ist zu bevorzugen. Was erwarten Sie dann bei einer Abstimmung? Werden Sie die Mehrheit kriegen oder haben Sie Bedenken?

Kevin Leiser: Ich denke, dass es eine Mehrheit dann gibt. Aber es müssen nicht alle aus der Koalition zustimmen, damit wir für einen Antrag aus der Koalition eine Mehrheit kriegen. Aber es gibt ja auch noch von anderen Fraktionen Signale, dass sie auch für eine allgemeine Impfpflicht sind. Ich gehe davon aus, dass es eine Mehrheit geben wird, entweder aus den eigenen Reihen oder insgesamt. Aber ich glaube, eine Mehrheit wird es geben.

GSCHWÄTZ: Das ist nämlich ganz interessant, weil ja das Verfassungsgericht in seinem Urteil vor einigen Wochen eigentlich im Nebensatz genau das gesagt hat: Dass die Freiheit der Gesellschaft gegen die Freiheit des Einzelnen aufzuwiegen ist und die Bundesregierung für ihre Maßnahmen damals mit der Freiheit der Gesellschaft argumentiert hat und dieser Argumentation verfassungsrechtlich zulässig ist.

Kevin Leiser: Ja und auch die Maßnahmen … Damals wurde ja quasi die, die die gesamten Maßnahmen, die wir zur Bekämpfung hatten, hinterfragt sie sind ja zulässig. Wichtig ist immer die Verhältnismäßigkeit. Also zu prüfen, was habe ich für eine Lage? Was habe ich für Maßnahmen? Ist es angemessen, das jetzt zu tun? Und wenn diese Argumentation gut gelingt, dann sind die Maßnahmen zulässig.

GSCHWÄTZ: Was sagen Sie zu den derzeit immer wieder zu sehenden Demonstrationen? Der … sie nennen sich selbst Coronagegner oder Maßnamengegner, diese Gruppen, Wie schätzen Sie die ein?

„Inhaltlich stimme ich dem überhaupt nicht zu. Also, was da alles kommt an Verschwörungstheorien und kruden Vorstellungen“

Kevin Leiser: Wir sind ja in einer freiheitlichen Gesellschaft mit Rechtsstaat, mit Grundrechten. Also: die Menschen dürfen demonstrieren. Teile davon leugnen ja, dass wir einer freien Gesellschaft leben, aber machen das, während sie Freiheiten ausleben, also nicht ganz schlüssig. Inhaltlich stimme ich dem überhaupt nicht zu. Also, was da alles kommt an Verschwörungstheorien und kruden Vorstellungen, das … nee. Es gibt da die eine Gruppe, die komplett verschwörungstheoretisch unterwegs ist. Und dann gibt es noch so die zweifelnde Gruppe und die sich noch nicht ganz sicher ist. Und da ist, denke ich, wichtig: Aktuell zielt ja die Informationskampagne, die wir haben zum Impfen, auf den Einzelnen: „Lass Du dich bitte impfen“. Ich denke, wir brauchen noch zusätzlich, dass wir die Mitmenschen aktivieren, dass wir, wenn wir z.B. im Sportverein sind, da noch Material haben. Auch bei mir Sportverein gibt es Fälle, wo Leute noch ungeimpft sind. Aber es ist deutlich besser, wenn die Diskussion dort stattfinden kann, wo es vertrauter ist. Die Diskussion Bürger – Politiker hat immer diese Distanz und ich denke, so kriegt man dann noch bei der Gruppe der Zweifelnden die Quote gesteigert.

GSCHWÄTZ: Ich glaube, das war ein schönes Schlusswort. Dann bedanke ich mich für das Gespräch.

Kevin Leiser: Ich mich auch, Herr Lauterer, hat mir Spaß gemacht. War cool. Danke Ihnen.

Die Fragen stellte Matthias Lauterer

 

 




„Eins mehr“ – Tafel Künzelsau ruft zu Spendenaktion auf

„Haltbare Lebensmittel, Dinge, die jede Woche auf unserem Einkaufszettel stehen, können wir dringend gebrauchen“, erzählt Anke Braun, die Leiterin der Künzelsauer Tafel. „Auch Drogerieartikel wie Seife und Shampoo sind sehr willkommen.“ Gemeinsam mit Thomas Kallerhoff, dem Leiter der Diakonischen Bezirksstelle Künzelsau, Nils Neudenberger, dem katholischen Gemeindereferenten, und Bürgermeister Stefan Neumann wirbt sie für Spenden. In der Zeit zwischen Erntedank und Advent, um den St. Martinstag, startet auch in diesem Jahr die Aktion „Eins mehr!“.

Spendenkiste im Rathaus

Vom 8. bis 15. November 2021 steht im Foyer des Künzelsauer Rathauses eine Spendenkiste bereit.
Wer beim Einkaufen über seinen eigenen Bedarf hinaus „Eins mehr“ für den Tafelladen mitnimmt, kann damit die Spendenkiste füllen. Willkommen sind beispielsweise Nudeln, Mehl, Speise-Öl, Kaffee, Tee, H-Milch oder Zucker – generell haltbare Lebensmittel. Aber auch Drogerie- und Hygieneartikel wie Shampoo, Seife, Zahnpasta oder
Waschmittel werden gebraucht. Über Kaba, Honig, Nougatcreme oder Ähnliches freuen sich die Kinder. Die gespendeten Waren kommen Menschen in der Region zugute, die aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse darauf angewiesen sind, im Tafelladen einzukaufen.

„Es ist gut, wenn die Artikel für die Grundversorgung in der Tafel zur Verfügung stehen“

Im Rathaus und im Tafelladen Künzelsau können die Spenden abgegeben werden. „Es ist gut, wenn die Artikel für die Grundversorgung in der Tafel zur Verfügung stehen“, so Thomas Kallerhoff. Überschüssige Lebensmittel an bedürftige Menschen weiterzugeben ist die eigentliche Aufgabe der Tafel. Für die regelmäßigen Lebensmittelspenden aus dem Handel bedankt sich Thomas Kallerhoff im gleichen Atemzug. Bürgermeister Stefan Neumann unterstützt die Aktion und die Tafel Künzelsau gern: „Es ist ein schön, wenn Waren gespendet werden, Lebensmittel geschätzt werden und man etwas Gutes tun kann.“

Kaufland-Spende: Bürgermeister und Werbegemeinschafts-Vorsitzender kassieren für guten Zweck

Der Betrieb des Tafelladens in Künzelsau (Miete, Strom, Fahrzeug und mehr) ist finanziell ungefähr zur Hälfte abgedeckt. „Für die andere Hälfte brauchen wir Spenden“, erklärt Kallerhoff. Deshalb ist die Spende in Höhe von tausend Euro, die Leonhard Schlinger von Kaufland Künzelsau überreicht, mehr als willkommen und wird dankend von den Kooperationspartnern angenommen. Das ist der Erlös aus einer Aktion mit Bürgermeister Stefan Neumann und dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Matthias Uebele. Beide haben an der Kaufland-Kasse um die Wette kassiert. Kaufland hat den Betrag großzügig aufgerundet.

Spendenübergabe von Kaufland an den Tafelladen. Foto: Stadt Künzelsau

Wie andere Einzelhändler unterstützt Kaufland die Tafel aber darüber hinaus auch mit Lebensmitteln, erklärt Anke Braun. Und sie nutzt die Gelegenheit, um auf die personelle Situation im Tafelladen hinzuweisen. Einige langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen sind in diesem Jahr altersbedingt ausgeschieden. „Wir brauchen dringend Menschen, die im Tafelladen ehrenamtlich mitarbeiten möchten.“

Abgabe im Rathaus oder Tafelladen

Die Spenden für „EINS mehr!“ können vom 8. bis 15. November 2021 im Rathaus während der Öffnungszeiten des Bürgerbüros, Montag bis Freitag von 8.30 bis 18.30 Uhr, Samstag von 9 bis 13 Uhr abgegeben werden. Auch direkt im Tafelladen Ecke Wertwiesen / Gerbhausweg werden die Warenspenden gerne angenommen: Montag um 14 Uhr und Mittwoch um zirka 9.30 Uhr.

Info

„EINS mehr“ ist eine Aktion des Beirates der Künzelsauer Tafel, dem die Künzelsauer Kirchengemeinden angehören: Evangelischer Kirchenbezirk (Diakonische Bezirksstelle), Evangelische und Katholische Kirchengemeinde, Christengemeinde Arche Künzelsau e.V. und Süddeutsche Gemeinschaft. Die Trägerschaft liegt beim
Kreisdiakonieverband, Bezirksstelle Künzelsau, Thomas Kallerhoff, Amrichshäuser Straße 4, Künzelsau, Telefon 07940 2192, www.diakonie-kuenzelsau.de .

Spenden werden gerne auf dem Konto der Diakonischen Bezirksstelle Künzelsau bei der Sparkasse Hohenlohekreis entgegengenommen: IBAN DE30 622 515 500 005
011 489, Vermerk „Künzelsauer Tafel“.

Pressemitteilung Stadt Künzelsau




Der Weihnachtspäckchenkonvoi rollt wieder

Der Weihnachtspäckchenkonvoi bringt Geschenke für bedürftige Kinder in entlegene und ländliche Gegenden in Osteuropa. Dabei steht ein Grundgedanke im Mittelpunkt: Kinder helfen Kindern.

Tradition seit 20 Jahren

Der Weihnachtspäckchenkonvoi hat bereits seit 2001 Tradition. Vor der Adventszeit werden Weihnachtspäckchen gesammelt, um Not leidenden Kindern zu Weihnachten eine besondere Freude zu
machen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.
Die Stadtverwaltung Künzelsau unterstützt die Aktion des „Round Table“, „Ladies´ Circle“, „Old Tablers“ und des „Tangent Club“ und bietet das Künzelsauer Rathaus als Sammelstelle an. Ab Montag, 18. Oktober bis Mittwoch, 17. November können Menschen, die helfen wollen, dort Weihnachtsgeschenke für
bedürftige Kinder abgeben.

Die Weihnachtsgeschenke

Unzählige Hohenloher Kinder haben so in den vergangenen Jahren mit den gefüllten und als Geschenk verpackten Schuhkartons im Wert von rund fünf Euro dazu beigetragen, dass die Aktion weiterhin erfolgreich weitergeführt werden kann. Und so einfach funktioniert‘s:
alten Schuhkarton hervorkramen, mit Spielsachen, Kleidung, Drogerieartikeln, … im Wert von fünf Euro
füllen, als Geschenk verpacken und im Foyer des Rathauses auf den bereitgestellten Tisch legen. Dort steht auch eine Kasse bereit: Es wird um Unterstützung bei den Transportkosten in Höhe von
zwei Euro je Geschenk gebeten.

Empfehlenswerte und weniger empfehlenswert Geschenke

Als Inhalt der Schuhkartons sehr zu empfehlen sind neue Kinderkleidung, Mützen, Schals, Handschuhe, Sportsachen, Haarschmuck, Schulbedarf, Würfelspiele, Puppen, Kartenspiele, Spielzeugautos oder Hygieneartikel. Nicht empfehlenswert sind deutschsprachige Bücher, Spiele mit komplizierter Spieleanleitung, gebrauchte Kleidung, defekte Spielsachen und verderbliche Lebensmittel.
Auf den Kartons sollte außen vermerkt sein, für welches Alter und eventuell welches Geschlecht das Geschenk zu empfehlen ist. Als persönlicher Gruß kann gerne eine Weihnachtskarte beigelegt
werden.

Abgabe im Rathaus

Die Kartons mit den Geschenken können im Rathausfoyer während der Öffnungszeiten des Bürgerbüros, Montag bis Freitag von 8.30 bis 18.30 Uhr, Samstag von 9 bis 13 Uhr abgegeben werden.

Der Transport

Damit alle Päckchen sicher bei den Kindern ankommen, sind im Rahmen der Aktion für mehrere Wochen viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die alle Aufgaben vom Einsammeln und Verladen bis
hin zum Transport übernehmen. In Künzelsau werden die Geschenke abgeholt und zu einer zentralen Sammelstelle gebracht. Von dort aus macht sich der Weihnachtskonvoi mit LKWs nach Rumänien, Moldawien, Bulgarien und in die Ukraine auf. Am Ziel angekommen, werden die Päckchen dann an bedürftige Kinder in Kinderheimen, Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen und in Elendsvierteln verteilt und die vielen freiwilligen Helfer erleben direkt vor Ort die Freude und das Lachen der Kinder – und können bestätigen, dass die Geschenke ihren Sinn nicht verfehlt haben.

Der Ladies´ Circle, Round Table, Old Tablers, Tangent Club, die Stadtverwaltung Künzelsau und alle beschenkten Kinder freuen sich über eine rege Beteiligung.

Pressemitteilung der Stadt Künzelsau

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Über uns (tangent-club.de)
Mögen die Ketten der Freundschaft niemals rosten! (old-tablers-germany.de)

 




„Erst Zehntausende, dann Hunderttausende, dann Millionen“

Die Debatte in der Kreistagssitzung vom 09. Oktober 2020 über die beiden Anträge von GRÜNEN und SPD sowie der AfD zur Aufnahme weiterer Flüchtlingsfamilien aus Moria wurde von allen Beteiligten mit viel Emotion geführt. Bereits in seiner einleitenden Rede wies Landrat Dr. Neth auf die Polarisierung der Gesellschaft beim Thema Flüchtlingspolitik hin und holt sich Unterstützung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der kürzlich darauf hinwies: „Eine solche Polarisierung dient unserer Gesellschaft nicht.“ Neth beginnt in Europa, wenn er sagt „Auf den griechischen Inseln erkennen wir die Probleme europäischer Flüchtlingspolitik“, der fehlende Diskurs macht ihn traurig und er kommt zu dem Schluß, dass wir unserem europäischen Anspruch nicht gerecht werden und äußert Kritik an der Bundesregierung: Defizite sieht er vor allem bei der fehlenden Klarheit der Regelungen sowie der Nichtrückführung von Menschen, die rechtskräftig kein Aufenthaltsrecht in Deutschland haben.

„Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich“

„Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich“, zitiert er den ehemaligen Bundespräsidenten Gauck. „In unserer Empathie wollen unsere Herzen weit sein. Wir wollen helfen.“, sagt er. Er verweist aber auf den Spagat zwischen dem Wollen und der „Begrenztheit unserer Möglichkeiten“ sowie der „Bereitschaft der Bevölkerung diesen Kurs mitzutragen.“

War seine Rede bis dahin empathisch, ging Neth im Folgenden auf die trockene rechtliche Situation ein. Die Flüchtlinge werden den Kreis vom Land nach einem Verteilungsschlüssel zugewiesen. „Über eine höhere Zuweisung hat nicht der Landkreis zu entscheiden, sondern der Bund oder das Land.“ Der Handlungsspielraum des Kreistags sei beschränkt: „Der Kreistag hat kein allgemeinpolitisches Mandat, er kann seine Gestaltungsmacht in kommunalpolitischen Themen nutzen“ und belegt das ganz aktuell: „Das Innenministerium hat dem SWR heute mitgeteilt: Es besteht kein Handlungsbedarf – alle Ankommenden werden verteilt.“

Er schließt damit, dass er den Antrag von GRÜNEN und SPD als ein Zeichen versteht: „Ich verstehe Ihren Antrag so, dass sie damit ein Zeichen setzen wollen, dass unsere Herzen im Hohenlohekreis weit sind, bei aller Begrenztheit unserer Möglichkeiten.“ Erst zaghafter, dann breiter Beifall aus den Reihen des Kreistags begleitet das Ende seiner Rede.

Braun (GRÜNE): Ein Zeichen setzen für Menschlichkeit

Im Anschluß begründet Martin Braun (GRÜNE) den Antrag: Er fordert eine schnelle und unbürokratische Reaktion auf die Situation auch im neuen Lager Moria: „Schlimmer geht immer“. Besonders der Schutz für Frauen und Kinder sei im neuen Lager Moria nicht mehr gegeben. „Der Hohenlohekreis hat sich Kapazitäten für eine weitere Flüchtlingswelle vorgehalten, diese können genutzt werden“, meint er. Die Kosten seien überschaubar. Er verweist darauf, daß eine gesamteuropäische Lösung in weiter Ferne liegt. „Gute und partnerschaftliche Wirtschaftsbeziehungen mit den Herkunftsländern auf Augenhöhe würden die Fluchtursachen verringern“ – stattdessen würden unsere Waffenexporte die politischen Verhältnisse vor Ort manifestieren und Fluchtursachen verstärken. Er ist sich klar, dass der Hohenlohekreis diese Probleme nicht lösen kann. Der Antrag soll daher einen kleinen Beitrag leisten und ein Zeichen setzen.

Baron (AfD): „Sie interessieren sich niemals für das Schicksal der Einheimischen“

Anton Baron (AfD) beginnt die Begründung seines Antrags, indem er den Konkurrenzantrag erst als „scheinbar maßvoll“ bezeichnet, dann aber umgehend auf dessen „fatalen Folgen“ eingeht. Zwar herrsche in den Herkunftsländern Armut, „aber für Radio, Fernsehen und Internet reicht es dann doch“, zumindest für die Mittelschicht. Die Ärmsten der Armen könnten sich die „Reise“ mit den Schleppern eh nicht leisten. Die Nachrichten würden eine Sogwirkung auslösen, der „erst Zehntausende, dann Hunderttausende, dann Millionen nachfolgen“. Er will „dem Sterben ein Ende bereiten, indem wir nicht noch mehr Menschen zu dieser Reise animieren“ und bezeichnet die Politik von GRÜNEN und SPD als „zutiefst inhuman und unklug“. Er verweist auf die Ursprungsländer, die ihre Mittelschicht durch Flucht verlören und auf das Leid der „einheimischen Bevölkerung auf Samos und Lesbos“: „Sie interessieren sich niemals für das Schicksal der Einheimischen sondern ausschließlich für das der Migranten. Damit tragen Sie zu einer weiteren Verschlechterung des Rufs unseres Landes bei“.  Das Ganze sei eine „Migration im Fluchtmantel“. Er fordert „Humanität und Rationalität statt gefährlicher Blauäugigkeit“.

Schenk (FDP): „Bankrotterklärung der europäischen christlichen geprägten Werteordnung“

Mit Michael Schenk (FDP) beginnt die Diskussion: „Menschlich gesehen können wir den Antrag der Grünen und der SPD verstehen“, er könne aber trotzdem nicht zustimmen, denn der Antrag könne die Probleme nicht lösen: „Nicht jeder Landkreis kann eine eigene Flüchtlingspolitik betreiben. Wir brauchen eine europäische Lösung“. Die Flüchtlingssituation sei eine „Bankrotterklärung der europäischen christlichen geprägten Werteordnung“. Der Hohenlohekreis komme seinen Verpflichtungen nach, die Aufgabe des Hohenlohekreises sei die Versorgung der zugeteilten Flüchtlinge. Er vermißt in der Bundesrepublik ein modernes Einwanderungsrecht. Auf den Antrag der AfD wollte er gar nicht eingehen.

Moll (AfD): „Anreiz, weitere Lager anzuzünden“

Jens Moll (AfD) bezeichnet den Antrag von GRÜNEN und SPD als „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Für die derzeitige Lage in Moria seien die Flüchtlinge „aufgrund einer durch Brandstiftung selbst verursachten Brandkatastrophe“ verantwortlich. Er behauptet, dass die griechische Regierung den Transfer von Flüchtlingen nicht als humanitären Akt sondern als „Anreiz, weitere Lager anzuzünden“ verstehe. Er fordert zu Spenden für UNICEF auf, denn mit dem Geld, das man für einen Flüchtling aufwende, könne man 83 Kinder ernähren. Er und Anton Baron würden das Sitzungsgeld entsprechend spenden. Mit dem Appell, vor Ort zu helfen und den AfD-Antrag zu unterstützen, beschließt er seinen Beitrag.

Kern (LINKE): Rohstoffe, Öl, Machtinteressen vor Ort

Ernst Kern (LINKE) ist erschüttert über seinen Vorredner. „Wenn gesagt wird, daß es inhuman ist, Menschen hierherzubringen“ beginnt er und bezeichnet die Menschen in Moria als „eingesperrt“. Er zitiert das Grundgesetz mit „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und sieht dies nicht erfüllt. Er fordert auf, ein Zeichen zu setzen: „Ein Zeichen, dass wir bereit sind, mehr zu tun.“  Die Politik an sich müsse an ganz anderen Punkten ansetzen: Rohstoffe, Öl, Machtinteressen vor Ort. „Damit werden Menschen zerstört – ich sehe nichts, was wir dagegen tun.“

Kircher-Wieland (SPD): „Es geht um die moralische Verpflichtung“

Irmgard Kircher-Wieland (SPD) „muß tatsächlich tief durchatmen, wenn ich die AfD höre und ich schäme mich dafür:“ Sie will mit ihrem Antrag Druck nach oben erzeugen, dass man sich bewegt, „und Politiker über uns aufrütteln.“ „Es geht um die moralische Verpflichtung, hier geht’s gar nicht mehr ums Recht. Wir kennen unsere Grenzen.“, legt sie Wert auf den Symbolcharakter des Antrags. „Wir müssen unsere Stimme erheben, um in den Köpfen der Menschen anzukommen, auch in den Köpfen der AfD.“

Kern (GRÜNE): „Wir können für ein paar Menschen Sicherheit geben.“

Catherine Kern (GRÜNE) sieht „draußen auf den Straßen ein Stück weit Hilflosigkeit“.  Die Menschen würden sich fragen, was können wir machen. „Wir können keine europäische Politik machen, aber wir können für ein paar Menschen Sicherheit geben.“

Schmidt (AfD) spricht von Brandstiftern und Straftaten

Für die AfD antwortet Thomas Schmidt: Er sieht zwar den menschlichen Aspekt, verweist aber auf Menschen in Hohenlohe, denen zu helfen sei, zum Beispiel Obdachlose oder flaschensammelnde Rentner. „Es kann nicht sein, dass wir von Moria die Brandstifter herüberholen. Die Leute, die das fordern, die sollen doch die Familien zu sich nach Hause holen als Patenschaft und lebenslang für alle Straftaten zahlen und für die Kosten aufkommen.“

Dubovy (FWV) sieht gerade Politiker von GRÜNEN und SPD in Regierungsverantwortung in der Pflicht

Auch Thomas Dubowy (FWV) kann den Positionen der AfD nichts abgewinnen: „Nach den flachen Worten fällt es mir schwer, sachlich zu bleiben.“  Er versteht sehr gut, dass man konkret über die Hilfe für Notleidende nachdenkt. Er bemängelt am GRÜNEN/SPD-Antrag, dass damit der „Gegenseite“ ein unnötiges Forum gegeben würde. Das, was er von AfD-Seite gehört hat, hätte ihn beinahe noch umgestimmt. Allerdings sieht er den politischen Erfolg, vielen Menschen zu helfen, mit einem lokalen Antrag nicht erreicht. „Wir brauchen eine europäische, eine bundesrepublikanische oder zumindest eine Landeslösung.“ Er sieht auch gerade die Politiker der GRÜNEN und der SPD, die ja auch in Regierungen vertreten sind, in der Pflicht.

Böhnel (FWV): „Was mir noch fehlt, ist der positive Ausblick“

Sein Fraktionskollege Robert Böhnel hat „viele pathetische Worte“ gehört. „Was mir noch fehlt, ist der positive Ausblick, den der Antrag von GRÜNEN und SPD widerspiegelt: Dass Zuwanderung einen positiven Aspekt für uns haben kann.“ Er berichtet von guten Erfahrungen: „Wir haben uns entschlossen, gerade Familien zu uns zu holen, weil die am einfachsten zu integrieren sind.“ Er fordert den Abbau bürokratischer Hemmnisse, um Familien leichter integrieren zu können und stellt mit Verweis auf die Altersstruktur des Landes fest: „Wir brauchen diese Familien“.

Kübler (SPD): „Es ist leicht, Verantwortung auf andere zu wälzen.“

Nachdem Martin Braun (GRÜNE) nochmals bekräftigte, dass der Antrag ein Zeichen auch für andere Städte und Kreis setzen soll, kommt als letzte Rednerin der Debatte Sabine Kübler (SPD) zu Wort: „Mich nimmt diese Diskussion echt mit. Wir haben alle Verantwortung und es ist leicht, Verantwortung auf andere zu wälzen.“ Sie verweist auf christliche und humanitäre Verantwortung und schließt mit „diese Diskussion tut mir richtig weh.“

CDU leistete keinen Debattenbeitrag

Nur von der CDU hat sich kein Vertreter zu Wort gemeldet.

Neth geht auf persönliche Hilflosigkeit ein

Die Hilflosigkeit, von der Catherine Kern sprach, nahm Landrat Dr. Matthias Neth in seinem Schlußwort nochmals auf: „Jeder von uns muß klären, wie er mit dieser Hilflosigkeit umgeht, dass wir eine Dimension der Flüchtlingskrise haben, die so weit über dem steht, was hier mit unseren Möglichkeiten vor Ort zu bewältigen ist.“

Wie bereits berichtet, wurde der Antrag von GRÜNEN und SPD mit 16 gegen 19 Stimmen abgelehnt, den AfD-Antrag wurde mit 3 gegen 32 Stimmen abgelehnt.

Text: Matthias Lauterer

 

 

Coronabedingte Sitzordnung. Foto: GSCHWÄTZ

 

Thomas Schmidt (AfD): „… und lebenslang für alle Straftaten zahlen und für die Kosten aufkommen.“ Foto: GSCHWÄTZ

 

Sabine Kübler (SPD) und Fraktionskollege Hans-Jürgen Saknus im Gespräch. Foto: GSCHWÄTZ

 

 




„Es wurden Fehler gemacht“

// Video-Interview mit Hans-Jürgen Saknus in Künzelsau und im Hotel-Restaurant Nicklass in Ingelfingen.

So rund ging es innerhalb der SPD schon lange nicht mehr – betrachtet man die vergangenen Monate, in der es die SPD in einer Achterbahnfahrt in die Regierung geschafft hat. Wir wollten vom stellvertretenden SPD-Kreisverbandsvorsitzenden des Hohenlohekreises, Hans-Jürgen Saknus, wissen: Wie sehr hat es wirklich innerhalb der Partei gekracht, über Fehler bei der Integration im Ländle, die fragwürdige Bildungs- und Gesundheitspolitik der Landesregierung. Weitere Themen: Warum Trump seiner Meinung nach ein Trampel ist, Jennifer Aniston besser als Angelina Jolie und warum Stefan Neumann Thilo Michler schlägt.

 

GSCHWÄTZ: Sie sind ja schon lange in der Politik tätig. Warum haben Sie sich für die SPD entschieden?

Saknus: Als ich Konfirmand war, hat mir unser Pfarrer gesagt, dass er SPD wählt. Das hat mich stutzig gemacht, weil ich gedacht habe, der müsste doch CDU wählen, wegen dem christlich im Namen. Aber er erklärte mir, dass es auch um Solidarität geht. Das hat sich in der kirchlichen Jugendarbeit fortgesetzt. Hier sind sehr viele mit der SPD verbandelt.

 

GSCHWÄTZ: Die SPD hat sich ja in den vergangenen Monaten bei den zähen Regierungsverhandlungen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wo ist eigentlich Martin Schulz abgeblieben?

Saknus: Es sind Fehler gemacht worden und die Fehler hat er auch eingestanden. Er hat zu vehement eine Nein-Politik verfolgt. Er tritt nicht in die Regierung ein. Die SPD geht sofort in die Opposition – was ja auch gut ankam, denn man war auch regierungsmüde. Aber wenn der Bundespräsident sagt, ihr müsst in Koalitionsgespräche gehen und man sich im politischen Wettbewerb aufstellt, dann kann man sich nicht verweigern.

 

GSCHWÄTZ: Also hat sich Ihrer Meinung die richtige Seite durchgesetzt – die alte Garde, die gedrängt hat, in die Regierung zu gehen, gegen die Jusos, die für eine starke Opposition geworben haben?

Saknus: Ich habe absoluten Respekt vor dem Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert. Er hat das toll gemacht und hat auch viele von den älteren mitgenommen, die gesagt haben: So können wir nicht weitermachen. Ein Weiter-so kann es auch für mich nicht geben, auch nicht in einer Neuauflage einer Großen Koalition – wobei beide Parteien so viel Punkte verloren haben, dass man nicht mehr von einer Großen Koalition sprechen kann.

 

GSCHWÄTZ: Eigentlich ist die SPD keine Volkspartei mehr, oder?

Saknus: Das ist die Problematik. Wir müssen uns als SPD wirklich überlegen, für wen wir stehen und für welche Ziele wir eintreten. Wir brauchen wieder eine Vision für die Zukunft und nicht das Klein-Klein im politischen Betrieb.

 

GSCHWÄTZ: Wie kann diese Vision aussehen?

Saknus: Die SPD muss deutlich Position beziehen, dass wir wieder eine Umverteilung von oben nach unten brauchen. Wir müssen einstehen für Geringverdiener, für die, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, für Familien, für Alleinerziehende. Viele leben am Existenzminimum. Diese Dinge gilt es zu ändern. Der Mindestlohn war ein erster Schritt.

 

// Haben wir ein Integrationsproblem? //

 

GSCHWÄTZ: Vor kurzem hat ein junger Asylbewerber die Scheiben des Jobcenters in Künzelsau eingeschlagen. Haben wir ein Integrationsproblem?

Saknus: Der junge Mann hat sicher ein Problem gehabt, sonst hätte er die Scheiben nicht eingeschlagen. Das ist nicht zu rechtfertigen oder kleinzureden. Aber ich vermute großen Frust dahinter. Asylverfahren dauern bei uns einfach viel zu lange, bis da die entsprechenden Entscheidungen getroffen sind. Wir sind hier ebenso unterbesetzt wie im Bereich Justiz, bei der Polizei und bei der Bundespolizei. Hinzu kommt, dass die jungen Menschen oft aus Ländern kommen, die diese Menschen nicht problemlos wieder zurücknehmen. Verhandeln Sie mal mit Libyen.

 

// Unterbesetzt bei der Polizei und in der Justiz //

 

GSCHWÄTZ: Wie schwer ist es für Neuankömmlinge, Arbeit zu finden?

Saknus: Arbeit zu finden ist nicht schwer, wenn der entsprechende Rechtsstatus geklärt ist. Wir haben aktuell in Öhringen 154 Menschen, die einen Rechtsstatus als Flüchtling oder Asylant haben. Sie haben eine Arbeitserlaubnis. Wir konnten hier auch schon gute Erfolge vorweisen. Über ein Drittel von ihnen hat Arbeit gefunden beziehungsweise ist in einer Ausbildung. Ein Drittel befindet sich in Schulungsmaßnahmen. Und der Rest teilt sich auf. Ich habe nur einen Menschen, der in einer Maßnahme beim Jobcenter ist.
Wie lange dauert es, bis entschieden wird, ob ein Flüchtling bleiben darf?
Saknus: Das Bundesamt für Migration (BAMF) möchte, dass innerhalb eines halben Jahres die Entscheidung darüber fällt – am besten noch schneller. Aber wir haben Asylbewerber, die sind schon über drei Jahre hier und wissen nicht, wie es mit ihnen weitergeht. Ich kann nachvollziehen, wenn diese Menschen Frust schieben. 18 Prozent aller Fälle bundesweit sind unbearbeitet und damit völlig offen in ihrem Ausgang.

 

// Hohenlohes Gesundheitspolitik: „Man darf die Augen nicht vor der Realität verschließen“ //

 

GSCHWÄTZ: Die BBT-Gruppe hat die Mehrheitsanteile des Hohenloher Krankenhauses (HK) bekommen. War die Entscheidung des Kreistages richtig?

Saknus: Wenn ich es richtig sehe, war es die einzige Entscheidung, die möglich war, denn es gab nur einen Anbieter. Ich finde es gut, dass es ein Träger ist, der gemeinnützig aufgestellt ist und dass sie nach Tarif zahlen wollen. Das ist auch eine unserer Forderungen. Und sie haben viel Erfahrung im Seniorenbetreuungsbereich.

 

GSCHWÄTZ: Kann es passieren, dass es dem Neubau in Öhringen wie Künzelsau ergeht und geschlossen wird, wenn er es nicht in die schwarzen Zahlen schafft?

Saknus: Durch die Schließung des Künzelsauer Standortes wird es ja künftig weniger Betten geben. Da ist man an einer kritischen Grenze, ein Krankenhaus zu führen.Man wird sehen, ob sich das Krankenhaus am Markt beweisen wird. Man darf die Augen nicht vor der Realität verschließen und muss hier schon genau hinschauen.

 

GSCHWÄTZ: Was bleibt in Künzelsau übrig von der Gesundheitsversorgung?

Saknus: Wenn ich Strukturveränderungen mache und kleine Krankenhäuser schließe – unsere Landesregierung praktiziert das ja – muss sie auch bereit sein, in neue Modelle zu investieren, etwa in ein medizinisches Versorgungszentrum, das ambulante wie auch teilstationäre Lösungen anbietet.

 

GSCHWÄTZ: Ihr Herzensanliegen auf bundespolitischer Ebene war ja eine Bürgerversicherung – eine Versicherung sowohl für private als auch gesetzlich Versicherte. Kommt die Versicherung nun?

Saknus: Das ist ein längerer Prozess. Aber wir brauchen einen Topf, denn wir können es uns nicht leisten, zwei parallele Systeme zu fahren. Wir sind das einzige Land in Europa, dass das noch so macht.

 

// Lehrermangel im Ländle //

 

GSCHWÄTZ: Immer mehr Schulen auch bei uns im Ländle verzeichnen einen Lehrermangel. Ist der Beruf zu unattraktiv geworden?

Saknus: Nein. Wir haben vielmehr ein Problem mit der Landesregierung, die nicht klar sagt, ob sie Lehrerplätze abbauen oder neue Lehrer einstellen möchte. Wir haben zu wenig Studienplätze und gleichzeitig viele Lehrer, die in Ruhestand gehen.

 

GSCHWÄTZ: Baden-Württemberg war ja mal Musterländle, was Pisa-Tests betrifft. Mittlerweile sind wir auf die vorletzten Plätze abgerutscht. Woran liegt das?

Saknus: Wir haben einen Reformstau. Vor allem die Gemeinschaftsschulen, die es seit ein paar Jahren in Baden-Württemberg gibt, werden nicht richtig unterstützt.

 

GSCHWÄTZ: Manche Schulleiter hier bei uns haben genug von den vielen Reformen in den vergangenen Jahren.
Saknus: Mit Reformen meine ich nicht, dass von oben etwas herunterverordnet wird, sondern im Gegenteil: dass die Schulen wieder mehr Freiheiten bekommen. Schulleiter bräuchten Unterstützung, es müsste mehr Sozialarbeiter an Schulen geben, aber das ist alles wieder zusammengestrichen worden.

 

Im Hotel-Restaurant Nicklass in Ingelfingen haben wir Herrn Saknus jeweils zwei Bilder vorgelegt, zwischen denen er sich entscheiden sollte.

 

GSCHWÄTZ: Fußball: VfB Stuttgart oder FC Bayern München?
Saknus: Bayern München ist ein toller Verein beziehungsweise eine tolle Mannschaft mit tollen Erfolgen, aber das Herz schlägt ganz klar im Schwabenland für den VfB. Aber ich muss gestehen, ich bin auch ein Franken-Fan. Ich bin gern beim FC Nürnberg.

GSCHWÄTZ: Haben Sie Fußball gespielt?
Saknus: Ja, in der Jugend habe ich viel gespielt und ich war auch 13 Jahre lang beim SSV Gaisbach
Jugendtrainer.

GSCHWÄTZ: Jennifer Aniston oder Angelina Jolie?
Saknus: Ich finde beide Frauen total bezaubernd. Aber vom Typ her würde ich eher Jennifer Aniston wählen.

GSCHWÄTZ: Hillary Clinton oder Angela Merkel?
Saknus: Auch wenn Hillary Clinton einer demokratischen Partei angehört, würde ich mich für Angela Merkel entscheiden. Sie ist ja eine Person, die viele SPD-Positionen gerne übernimmt (lacht).

GSCHWÄTZ: Donald Trump oder Wladimir Putin?
Saknus: Ich finde, Donald Trump ist ein Trampel. Er regiert über Twitter. Das geht gar nicht. Alles zweifelt am Bündnis mit den USA. Von daher muss ich mich für Putin entscheiden. Der macht das feiner. Wir müssen auch Lösungen finden mit Russland, mit dem Osten.

GSCHWÄTZ: Öhringens Bürgermeister Thilo Michler oder Künzelsaus‘ Bürgermeister Stefan Neumann?
Saknus: Jetzt bringen Sie mich aber in einen echten Konflikt. Thilo Michler ist mein Chef in Öhringen. Ich wohne aber in Künzelsau und bin dort auch Gemeinderat (überlegt). Da ich Jugendreferent bin, entscheide ich mich für die Jugend und nehme Stefan Neumann. Er ist ein bisschen jünger als Thilo Michler. Aber ich kann mit beiden gut.

 

// Hans-Jürgen Saknus //

Hans-Jürgen Saknus (59) ist stellvertretender SPD-Kreisverbandsvorsitzender des Hohenlohekreises. Der Wahlkünzelsauer wurde am 07. November 1956 geboren, hat nach der Realschule und einer Schreinerlehre Religions- und Gemeindepädagogik studiert, ist verheiratet und hat drei mittlerweile erwachsene Kinder. Saknus arbeitet bei der Stadt Öhringen als Jugendreferent und Integrationsbeauftragter. Während unserer Interviews präsentierte sich Saknus offen, kritisch und als jemand, der sozial Benachteiligten helfen möchte.
Video-Interview in Künzelsau und Ingelfingen Das Video-Interview mit Hans-Jürgen Saknus wurde in Künzelsau und Ingelfingen gedreht.

 

Das Interview führte Dr. Sandra Hartmann; Dreh und Schnitt: Dr. Felix Kribus;