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Neuer Vorsitzender der Geschäftsführung bei ebm-papst

Mit Wirkung zum 01. November 2021 übernimmt Herr Dr. Klaus Geißdörfer (47) den Vorsitz der Geschäftsführung der ebm-papst Gruppe mit Hauptsitz in Mulfingen (Baden-Württemberg). Mit ihm gewinnt der Technologieführer bei Ventilatoren und Motoren (2,129 Mrd. EURO Umsatz / 15.000 Mitarbeitende) eine konzern- und transformationserfahrene Führungspersönlichkeit für die erfolgreiche und zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Familienunternehmens und die Überleitung in die kommende Management-Generation.

Thomas Wagner wird COO

Thomas Wagner (62) übernimmt nach interimistischer Führung des Unternehmens erneut und wie im Vorfeld geplant, die Position des Stellvertreters. Er wird Herrn Dr. Geißdörfer bei der Einarbeitung unterstützen und in seiner Funktion als COO den laufenden Strategie- und Transformationsprozess aktiv begleiten.

Dr. Klaus Geißdörfer blickt auf eine langjährige internationale Erfahrung im Top-Management bedeutender Unternehmen zurück. Zuletzt war er Geschäftsführer bei ONE LOGIC, einem führenden Unternehmen für Data Science und Künstliche Intelligenz. Von 2016 bis 2020 verantwortete er als Leiter der Division Industrietechnik die weltweite Industriesparte des Technologiekonzerns ZF Friedrichshafen AG in Passau. Davor war Geißdörfer über 13 Jahre in unterschiedlichen Führungsfunktionen für den Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler tätig, u.a. als Mitglied der Geschäftsführung Industrie sowie als Vorsitzender des Bereichs Industrieapplikationen.
„Digitalisierung“

Mit Dr. Geißdörfer leitet das Unternehmen einen Generationswechsel an der Unternehmensspitze ein und möchte mit seiner Expertise den Digitalisierungs- und Globalisierungsprozess weiter vorantreiben.

„erfahrene Führungspersönlichkeit mit starkem Technologiefokus“

Dr. Luger Laufenberg, Vorsitzender des Unternehmensbeirats: „Mit Dr. Klaus Geißdörfer gewinnen wir eine erfahrene Führungspersönlichkeit mit starkem Technologiefokus für die Gruppe. Er ist Experte im Bereich der Digitalisierung und Globalisierung, beides sind zukunftsrelevante Aufgabenstellungen bei ebm-papst, der das Unternehmen nachhaltig und in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft führen wird. Die Gesellschafter, der Beirat und die Gruppengeschäftsführung wünschen Herrn Dr. Klaus Geißdörfer für seine richtungsweisenden Aufgaben viel Erfolg.
Herr Thomas Wagner ist seit 37 Jahren eine wichtige Säule im Topmanagement der Unternehmensgruppe. Wir sind ihm überaus dankbar, dass er wie geplant und parallel zum Auswahlverfahren das Unternehmen interimistisch geführt hat und ebm-papst als COO und Stellvertreter weiter zur Verfügung steht.“

„in unseren Zukunftsfeldern hocherfahrene Führungspersönlichkeit.“

Thomas Wagner, zukünftiger Stellvertreter und COO: “Allein aus Gründen meines Alters habe ich sehr gerne den Plan unterstützt, die Funktion des CEO‘s interimistisch zu übernehmen, bis ein Nachfolger für die kommenden Jahre gefunden wurde. Damit waren alle notwendigen Handlungsspielräume für eine starke Führung des Unternehmens gegeben. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Geißdörfer, einer in unseren Zukunftsfeldern hocherfahrenen Führungspersönlichkeit.“

„weltweit hervoragende Reputation“

Dr. Klaus Geißdörfer, designierter Vorsitzender der Geschäftsführung: „ebm-papst ist ein wertebasiertes und menschliches Unternehmen. Als Technologieführer besitzt es weltweit eine hervorragende Reputation. Mit ebm-papst neo als Digitalisierungs-Start-up sowie mit seiner Internationalisierungsstrategie „local for local“ ist ebm-papst inmitten eines Transformationsprozesses. Ich freue mich auf meine spannende Aufgabe, die ebm-papst Gruppe als CEO aktiv und gemeinsam mit dem Beirat, dem Management und allen Mitarbeitenden in die Zukunft zu führen und die kommenden Herausforderungen anzugehen.“

Pressemeldung ebm-papst

Dr. Klaus Geißdörfer übernimmt zum 01. November 2021 den Vorsitz der Geschäftsführung der ebm-papst Gruppe. Foto: ebm / Christof Wolf

Thomas Wagner übernimmt die Position des Stellvertreters und die Funktion des COO. Foto: ebm / Christof Wolf




ebm-papst investiert rund 12 Millionen in einen Neubau in den Vereinigten Staaten

Mit einem feierlichen Spatenstich, begleitet von Vertretern aus Politik und Wirtschaft, hat ebm-papst den Bau einer neuen Produktionsstätte in der Nähe des jetzigen US-Standortes in Johnson City begonnen. Rund zwölf Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Neubau, heißt es in einer Pressemitteilung. Bereits vor drei Jahren wurde das zwölf Hektar große Grundstück erworben, auf dem nun das neue Werk in Telford im US-Bundesstaat Tennessee entsteht.

120 Mitarbeiter:innen ab 2022

Seit 2019 fertigt der Weltmarktführer für Ventilatoren und Motoren in der Stadt Ventilatoren für kälte-, klima- und lüftungstechnische Anwendungen. 1,6 Hektar groß soll das neue Gebäude werden. Ab Sommer 2022 arbeiten hier 120 Mitarbeiter:innen an der Ventilatoren- und vor allem auch an der Motorenproduktion.

Möglichkeiten für weiteres Wachstum

Mark Shiring, Managing Director von ebm-papst USA: „In unserem 40. Jubiläumsjahr ist dieser Baustart ein großartiger Meilenstein. Mit den erweiterten Möglichkeiten und Kapazitäten können wir unseren Kunden zukünftig eine noch schnellere Lieferzeit garantieren. Zudem reagieren wir mit dem neuen Produktionswerk, insbesondere als Innovationsführer für energieeffiziente Ventilatorlösungen, auf das Marktwachstum in Nordamerika. Außerdem ergänzt das neue Werk den bereits bestehenden Produktionsstandort in Johnson City und die US-Zentrale in Farmington. Gleichzeitig bietet das Gelände auch Möglichkeiten für weiteres Wachstum.“

Eine lange Tradition

Thomas Wagner, CEO der ebm-papst Gruppe, nahm ebenfalls am Spatenstich teil und betonte die Bedeutung des neuen Produktionswerks in den USA für die Unternehmensgruppe: „ebm-papst hat auf dem amerikanischen Markt schon eine lange Tradition. Bereits seit 1980 entwickeln, produzieren und vertreiben wir von Farmington aus Ventilatoren und Motoren für den nordamerikanischen Markt. Mit der Erweiterung unserer Geschäftsaktivitäten in Johnson City treiben wir unsere Internationalisierungsstrategie `local for local´ weiter voran.“

Quelle: Pressemitteilung von ebm-papst

Ab Sommer 2022 sollen 120 Mitarbeiter:innen von ebm-papst in dem 1,6 Hektar großen Gebäude an lufttechnischen Anwendungen. Foto: ebm-papst

Bereits vor drei Jahren wurde das Grundstück erworben, auf dem nun das neue Werk entsteht. Foto: ebm-papst




„Aus unserer Sicht ist eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses der einzige Weg“

Im Juni 2021 berichtete GSCHWÄTZ über drei arbeitsgerichtliche Prozesse, angestrengt von den drei ebm-Papst Mitarbeitern Andy E., Bernd Z. und Carola D.. Damals konnten die Parteien im Gütetermin nicht zu einer gütlichen Einigung kommen, daher fanden am Mittwoch, den 16. September 2021, die so genannten Kammertermine vor dem Arbeitsgericht in Crailsheim statt.

Klage auf Lohnzahlung

Die drei ebm-Beschäftigten klagten auf Lohnzahlung. Sie waren der Meinung, dass ein Passus in einer Betriebsvereinbarung, die sie zu 1,5 Stunden unbezahlter Arbeit pro Woche verpflichtet, nicht rechtens ist und forderten daher die Auszahlung des Entgelts für die Vergangenheit.

„Das kann hohe Wellen schlagen“

Es sei „eine komplexe Fragestellung mit unter anderem weitreichenden Auswirkungen“, fand damals Hauke Hannig, Pressesprecher von ebm-papst. Auch Richterin Anja Nägele-Berkner, die die Güteverhandlungen leitete, hatte diese Auswirkungen angedeutet. Sie warnte, dass unter bestimmten rechtlichen Voraussetzungen, die allerdings noch nicht juristisch geprüft seien, die gesamte Betriebsvereinbarung nichtig sein könnte. „Das kann hohe Wellen schlagen“, sagte sie.

Betriebsvereinbarung wurde nach richterlichem Hinweis noch um 2 Jahre verlängert

Trotz dieses Hinweises der Richterin wurde die Betriebsvereinbarung kurz nach den Güteterminen nochmals um 2 Jahre verlängert. Da eines der Hauptargumente der Kläger war, dass ein solcher Passus nur „vorübergehend“ vereinbart werden kann und mehr als zehn Jahre nicht „vorübergehend“ sein können, erscheint dem außenstehenden Betrachter dies verwunderlich. Denn würden nur die fast 4.000 Mitarbeiter im Jagsttal jeweils 5.000 Euro erstreiten, wäre das ein Aufwand für ebm-papst in Höhe von fast 20 Millionen Euro. ebm-papst geht „nicht davon aus, dass das Bündnis kollektiv für unwirksam erklärt wird“, so Hannig. Aus diesem Grund seien auch bisher keine bilanziellen Rückstellungen eingestellt worden.

ebm-papst geht nicht von Unwirksamkeit der Betriebsvereinbarung aus

Hannig betont auch, dass eine rückwirkende Unwirksamkeit der Betriebsvereinbarung gravierende Auswirkungen auf die Mitarbeiter hätte: „Die Vorteile für die Mitarbeitenden, insbesondere im monetären Bereich überwiegen deutlich, u.a. durch Weihnachtgeld, Jahresprämien, Fahrgeldzulage, Werksbuszuschuss etc. Ein „rückwirkend“ bedeutet auch die Berücksichtigung der geleisteten Sonderzahlungen.“ Dem stünde möglicherweise ein Anspruch der Mitarbeiter auf Vertrauensschutz entgegen, wie Richterin Nägele-Berkner in den Güteterminen in den Saal warf.

Erledigt ist erledigt

Schnell beendet war das Verfahren von Bernd Z.. Er hatte bereits einen Auflösungsvertrag unterschrieben, der eine Erledigungsklausel enthielt. Nach einem rechtlichen Hinweis von Richter Cesare Vanucchi, „eine Erledigungsklausel ist dazu da, dass Sachen erledigt sind“, erklärte Jürgen Kühner, der Anwalt der drei Kläger, die Klagerücknahme in diesem Fall. Bernd Z. hatte nach einer ähnlichen Einschätzung im Gütetermin schon mit diesem Ergebnis gerechnet. Über die Rechtmäßigkeit der unbezahlten Arbeit mußte nicht verhandelt werden.

„Ich habe klar gesagt, dass ich nicht gehen möchte“

Deutlich länger wurde über die Klage von Andy E. verhandelt. Andy E. schilderte seinen betrieblichen Werdegang: Wegen guter Leistung sei er 2017 von einer Leiharbeitsfirma übernommen worden und habe seitdem immer wieder gute Leistungsbeurteilungen erhalten. Er sei jetzt 45 Jahre alt, Familienvater und habe seinen Lebensmittelpunkt aus dem Raum Stuttgart an die Jagst verlegt. Urplötzlich sei ihm ein Auflösungsvertrag angeboten worden, ohne eine sachliche Begründung. „Ich habe klar gesagt, dass ich nicht gehen möchte“, schildert er. Ihm sei dann im August 2020 gekündigt worden. Im Kündigungsschutzverfahren habe ebm-papst diese Kündigung sofort zurückgenommen, da sie der Betriebsvereinbarung „Bündnis für Arbeit“ widerspricht. Er berichtet von Mobbing durch Vorgesetzte, das er als regelrechte Bedrohung empfand. Inzwischen sei er seit einigen Monaten im Krankenstand, seine Psyche ist angeschlagen.

Mobbingvorwürfen wird im Prozess nicht entgegengetreten

Dr. Bernd Dollmann, Anwalt von ebm-papst, ist einer, der Klartext spricht: „Aus unserer Sicht ist eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses der einzige Weg“. Zu groß seien die Spannungen, außerdem habe Andy E. erst kürzlich eine Schwerbehinderung angezeigt. Er berichtet von außergerichtlichen Vergleichsverhandlungen, man sei aber zu weit auseinander gewesen. Markus Löw, der Personalleiter von ebm-papst, betont noch: „Es gibt bei uns keine Leistungsbeurteilungen, daher kann es auch keine guten Beurteilungen geben“, die Mobbingvorwürfe bleiben unwidersprochen im Raum.

Umfangreicher Vergleich

Nachdem auch Richter Vanucchi der Klägerseite zu einem Vergleich rät, der eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses bei einer angemessenen Abfindung und einer Erledigung aller gegenseitigen Ansprüche beinhaltet, zeigen beide Seiten Vergleichsbereitschaft. Mit kleinen Anpassungen und wohl nach Rücksprache mit der Firmenzentrale stimmen beide Seiten dem Vorschlag des Gerichts zu, der sich finanziell ungefähr in der Mitte der vorher festgefahrenen Verhandlungen bewegt.

Andy E. ist erschöpft

Andy E. wirkt nach der Verhandlung erschöpft. Er sagt: „Es ist gut, dass das Thema jetzt abgeschlossen ist. Jetzt muss ich aber erst ein- zweimal darüber schlafen.“

Beklagte ist zufrieden

Hauke Hannig, der Pressesprecher vom ebm-papst, ist mit diesen beiden Ergebnissen zufrieden: „Zunächst freuen wir uns über die erzielte Einigung in einem Fall sowie über die Rücknahme der Klage aufgrund fehlender Grundlage in einem weiteren Fall. Dies zeigt, dass ebm-papst stets für ein faires Angebot steht und eine einvernehmliche Lösung anstrebt.“

Seit mehr als 20 Jahren im Betrieb

Dem dritten Fall, der Klage von Carola D., liegt der identische Sachverhalt zugrunde. Allerdings geht es um deutlich höhere Summen, denn Carola D. arbeitet bereits seit mehr als 20 Jahren bei ebm – und sie ist Betriebsrätin. Wie ihr Kollege E. ist sie seit einigen Monaten arbeitsunfähig, auch sie ist durch die berufliche Situation psychisch stark belastet. In ihrem Fall haben ebenfalls bereits Verhandlungen über eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses stattgefunden, auch hier lagen die Vorstellungen weit auseinander, etwa um den Faktor 2.

„unter Androhung von Schikanen“

Carola D. berichtete von einem überraschenden Aufhebungsvertrag, „unter Androhung von Schikanen“ sagt sie aus, und spricht von Mobbing durch Vorgesetzte. Eine Kündigung habe sie allerdings nicht erhalten. „Sie ist ja Betriebsrätin“, wirft der Beklagtenvertreter ein. Genau das war für den Klägeranwalt ein Argument für die hohe Forderung, denn „sie ist ja unkündbar“. „Aber nur für ein Jahr nach der Betriebsratstätigkeit, und die endet ja 2022“ lautet der Einwurf von Dr. Dollmann – das kann man wohl als deutliche Ankündigung einer Kündigung sehen.

Mobbingvorwürfen bereits im Vorfeld widersprochen

Zu den Mobbingvorwürfen erklärt Hannig im Nachgang der Verhandlung: „Ein sehr gutes Miteinander und ein offener Dialog innerhalb der Belegschaft ist uns äußerst wichtig und wir fördern ein gutes Klima der Zusammenarbeit durch eine Vielzahl an Maßnahmen wie z.B. Teamevents, Führungskräftetrainings, Mitarbeitergespräch, Betriebsratssprechstunden, Gesundheitsmanagement inkl. anonymer externer Beratungsdienstleistungen, Mitarbeiterumfragen. Damit verhindern wir mögliche Konflikte bevor sie entstehen. Im Fall der Kläger ging es um eine subjektive Wahrnehmung, die deren Anwalt geäußert hatte.“ Er legt Wert auf die Aussage: „Dieser wurde bereits im Vorfeld der Verhandlungen ganz deutlich und mit fundierten Aussagen widersprochen.“

Anti-Mobbing Massnahmen

Hannig erklärt: „Für das Lösen möglicher Konflikte haben wir einen strukturierten Prozess geschaffen, der aus mehreren Säulen besteht. Sei es die Sprechstunde des Betriebsrates, die Möglichkeit anonyme externe Beratungsdienstleister kostenlos zu kontaktieren, Termine mit unseren Sozialarbeitern, dem Betriebsarzt oder der Personalabteilung durchzuführen.“ Noch nie seien arbeitsrechtliche Massnahmen wegen Mobbings nötig gewesen: „Durch unseren innerbetrieblichen Prozess und den Protagonisten dahinter ist es uns stets gelungen, Konflikte zu lösen und ein gutes Unternehmensklima zu erzielen.“

Kein Vergleich im Termin möglich

Richter Vanucchi bietet wieder an, einen Vergleichsvorschlag zu entwerfen. Allerdings bestand von beiden Seiten kein Wille, wesentlich von den bisherigen Standpunkten aufeinander zuzugehen. „Das macht keinen Sinn mehr“, sagt Jürgen Kühner nach einem Gespräch mit seiner Mandantin. Und Dr. Dollman weist nochmals darauf hin: „Eine Gesamtungültigkeit der Betriebsvereinbarung hätte erhebliche Konsequenzen.“

Richter Vanucchi beschließt die Sitzung und die Kammer, bestehend aus ihm und zwei ehrenamtlichen Richtern, zieht sich zur Beratung zurück. Carola D. verlässt den Saal optimistisch: Sie interpretiert den Richter so, dass ihre Chancen sehr gut stehen.

„Wir haben der Klage stattgegeben“

Am frühen Nachmittag konnte GSCHWÄTZ noch persönlich mit Richter Vanucchi sprechen – die wichtigste Information kommt als allererstes: „Wir haben der Klage stattgegeben“. Das bedeutet für Carola D., dass sie mit einer Lohnnachzahlung von über 6.000 Euro rechnen darf – wenn das Urteil rechtskräftig wird. Die Gründe für diese Entscheidung wird die schriftliche Urteilsbegründung enthalten, die den Parteien noch zugehen wird. Das könnte bereits in den nächsten Tagen der Fall sein, sagt Vanucchi: „Ich habe mich jetzt eine Woche damit beschäftigt. Es ist für mich die kleinste Arbeit, ein Urteil zu schreiben.“

Keine Entscheidung über Unwirksamkeit der Betriebsvereinbarung

Vanucchi legt Wert darauf, dass das Urteil nicht bedeutet, dass damit die Betriebsvereinbarung in Gänze nichtig ist: „Das war gar nicht Gegenstand der Verhandlung. Es gab ja keinen diesbezüglichen Antrag“, sagt er. Er kann sich vorstellen, dass der Fall nicht abgeschlossen ist, denn nach den Aussagen von Dr. Dollmann im Gütetermin ist damit zu rechnen, dass ebm-papst die nächste Instanz anrufen wird. Hannig sieht allerdings auch noch die Möglichkeit einer Einigung: „Da der Weg einer Berufung das Verfahren unnötig in die Länge zieht und beiden Parteien damit keinen Vorteil bietet, hoffen wir weiterhin auf eine Einigung. Gelingt uns dies gemeinsam nicht, wäre der Anruf der nächsten Instanz leider nicht zu umgehen.“

ebm-papst rechnet nicht mit weiteren Klagen

Hannig glaubt nicht, dass das Urteil eine Klagewelle weiterer Mitarbeiter auslösen wird, „da das zwischen Betriebsrat und Unternehmen geschlossene Bündnis für Arbeit mit seinen Inhalten einen klaren Vorteil für die Belegschaft bietet, sowohl monetär als auch für die Arbeitsplatzsicherheit.“

Text: Matthias Lauterer

 

Sieht aus wie ein Wohnhaus, darin verbirgt sich aber das Arbeitsgericht in Crailsheim. Foto: GSCHWÄTZ

Verhandlungssaal im Crailsheimer Arbeitsgericht. Foto: GSCHWÄTZ Archiv

Wartebereich des Arbeitsgerichts in Crailsheim. Foto: GSCHWÄTZ

 

 

 

 

 

 




Künzelsauer entwickelt Virenscanner für die Luft

Nahezu jeder kennt den Virenscanner auf dem PC, der unerwünschte und schädliche Inhaltsstoffe des World Wide Web  erkennen und fernhalten soll. Etwas ähnliches für die Umgebungsluft entwickelt derzeit Prof. Dr. Ralph Wystup aus Künzelsau. „Menschen wollen ihren persönlichen Raum sicher machen“, sagt er. „Auch die Atemluft. Dazu entwickeln wir unser „Luftradar“.“

Luftradar für die Atemluft

Klein, leicht und günstig soll das Gerät werden, das es zukünftig erlauben soll, in der Luft vorhandene Partikel von Pollengröße bis hinab zu Feinstäuben und Viren zu erkennen und bei gefährlichen Partikeln oder Aerosolen Alarm zu schlagen. Über das Gewicht sagt Wystup nichts, aber die sonstigen Daten lassen aufhorchen: Klein wie ein Schuhkarton soll das „Luftradar“ werden, der Zielpreis liegt im mittleren vierstelligen Bereich.

„Alles, was in er Luft ist, wollen wir erfassen können“

Die Wirkungsweise seines Detektors vergleicht er mit einer App zur Bestimmung von Pflanzen: Erst wird ein Foto gemacht, dieses Foto wird mit bekannten Daten verglichen. Wenn dieser Schritt zu keinem Ergebnis führt, werden Experten kontaktiert. Und ganz ähnlich soll seine Entwicklung auch funktionieren:

Rasterelektronenmikroskop statt Fotoapparat

Allzuviele Details will er noch nicht preisgeben, nur soviel: Da ein Fotoapparat nicht ausreicht, kleinste Teilchen sichtbar zu machen, verwenden Wystup und sein Team ein miniaturisiertes Rasterelektronenmikroskop (REM), wie es beispielsweise auch in Raumsonden zur Erforschung des Alls eingesetzt wird und auf dem Markt verfügbar ist.
Das damit erzeugte Bild wird von einer künstlichen Intelligenz untersucht und möglichst in Deckung mit bekannten Teilchen gebracht. „Bilderkennung ist nichts Neues“, sagt Wystup dazu und weiß auch: „Bilddatenbanken für Bakterien oder Viren sind vorhanden“. Falls die entdeckten Teilchen bekannt und gefährlich sind, wird gewarnt. Sollten unidentifizierbare Luftobjekte gefunden werden, werden wie bei der Blumen-App ebenfalls Experten kontaktiert.

Anwendungsmöglichkeiten

Wystup sieht viele Anwendungen: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen einfach durch eine Drehtür und Ihre  Atemluft wird analysiert“ nennt er einen Anwendungsfall. Krankenhäuser, Labore oder ähnliche Institutionen dürften ein Markt sein. Aber auch zur Luftqualitätsmessung, zum Beispiel in Innenstädten wäre ein kleines und mobiles Gerät sicherlich einsetzbar. Und natürlich gibt es wissenschaftliche Anwendungen: zum Beispiel könnten Biologen die Zusammensetzung einer Blumenwiese anhand der Art und Konzentration der Pollen in der Luft erfassen.

Aktueller Stand

Zeigen kann Wystup das Gerät noch nicht, denn noch ist der Scanner ein gutes Stück weit von der Marktreife entfernt. Als erster Meilenstein soll nun ein Prototyp hergestellt werden, der Teilchen bis hinunter zur Pollengröße erkennen kann. Pollen sind etwa tausendmal so groß wie Viren, in den nächsten Schritten sollen dann Bakterien und später auch Viren erkannt und analysiert werden können.

Für die Entwicklung des Prototypen und die spätere Fertigung hat Wystup ein Unternehmen gegründet, er nennt es nicht etwa hochdeutsch „MeineLuft“ oder Denglisch „MyLuft“, sondern auf hohenlohisch „meiluft“. Er selbst ist für die Entwicklung der Hardware verantwortlich, sein Bruder Frederik entwickelt die Software. „Um an die Zuschüsse zu kommen, müssen Sie ein kleines Unternehmen gründen, weil es die spezielle Programme nur für kleine und mittlere Unternehmen gibt“, begründet Wystup.

Erstmal die Finanzierung sichern

Ralph Wystup demonstriert seine futuristische Atemschutzmaske. Foto: GSCHWÄTZ / Archiv

Derzeit ist Wystup mit Banken und Investoren im Gespräch, um die Finanzierung der Prototypen zu sichern. Da er bereits 13 Patente angemeldet hat, ist er optimistisch, dass sein Projekt für Geldgeber interessant ist. Bis Mitte/Ende 2022 soll der Prototyp fertiggestellt sein.

Anderes Projekt auf Eis

Für den Virendetektor hat Wystup ein anderes Projekt auf Eis gelegt: Die futuristische Atemschuzmaske, die in Zusammenarbeit mit mehreren hohenlohischen Unternehmen entwickelt wurde, wird vorerst nicht weiterentwickelt. Der Bedarf an einem solch komplexen Atemschutz, bei dem sowohl die ein- als auch die ausgeatmete Lust gefiltert wird, habe sich während der Pandemie nicht gezeigt. „Der Sensor ist lukrativer“, meint Wystup.

Text: Matthias Lauterer




Ausbildungsbeginn bei ebm-papst für 81 Auszubildende und Studierende

81 junge Menschen beginnen am 1. September 2021 ihre Ausbildung oder ihr duales bzw. kooperatives Studium in der ebm-papst Gruppe, Technologieführer von Ventilatoren und Motoren. Davon 58 in Mulfingen, sechs in Landshut und 17 in St. Georgen.

Die Berufsausbildung ist besonders für ländlich geprägte Unternehmen, wie ebm-papst, ein bedeutendes Instrument zur Gewinnung von Fachkräften. Hansjörg Kaltenbrunner, Ausbildungsleiter von ebm-papst St. Georgen sagt: „Der immer größer werdende Fachkräftemangel hebt die Wertigkeit der Ausbildung fortlaufend nach oben. Wer im härter werdenden Wettbewerb langfristig bestehen möchte, muss auf die jungen digitalgeprägten Menschen setzten.“

350 junge Menschen in Ausbildung

Insgesamt bildet das Familienunternehmen derzeit rund 350 Auszubildende und DH-Studenten in 23 unterschiedlichen Berufen an seinen deutschen Standorten aus. ebm-papst steht seit Jahrzehnten für eine moderne Ausbildung auf Augenhöhe und ermöglicht neben den klassischen Inhalten viele Weiterbildungsmöglichkeiten u.a. durch Auslandsaufenthalte in den weltweiten Tochterunternehmen oder bei spannenden Azubiprojekte, wie beispielsweise den Energiescouts, an. Timo Pflüger, Aus- und Weiterbildungsleiter von ebm-papst Mulfingen, sagt: „Für uns sind nicht nur die Noten wichtig, sondern die erkennbare Begeisterung für den Ausbildungsberuf bzw. Studiengang und die Teamfähigkeit. Wir bieten eine sichere Ausbildung an, bei der der junge Mensch und die Gesundheit stets im Vordergrund stehen.“

Übernahme ist gelebte Praxis

Eine spätere Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis ist für das Unternehmen dabei von Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite gelebte Praxis. Auch bietet ebm-papst seinen jungen Menschen Unterstützung, sofern diese einen weiteren Bildungsschritt unternehmen möchten. Gerald Rudolf, Leiter der gewerblichen-technischen Ausbildung bei ebm-papst Landshut, betont: „Wir werden die Arbeits- und Lernumgebung unserer Auszubildenden möglichst so gestalten, dass sie sich wohl fühlen und Freude an der Ausbildung haben, denn nur so kann jeder von ihnen dass Maximale erreichen.“

Corona bedeutet rückläufige Bewerberzahlen

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten viele Aktivitäten wie z. B. Praktika, Projekte mit Kooperationsschulen und Berufsinformationstage nicht durchgeführt werden. Dadurch entfielen für ebm-papst wichtige Kontaktpunkte zu Schüler:innen, was insgesamt zu rückläufigen Bewerberzahlen führte.
Die weltweite Corona-Pandemie forderte auch in der Ausbildung bei ebm-papst in den vergangenen Monaten eine hohe Flexibilität von Ausbilder:innen und Auszubildenden und wurde kontinuierlich den herrschenden COVID-19-Situationen angepasst, beispielsweise durch ein theoretisches und praktisches Lernen im mobilem Umfeld, der Steuerung von Teamgrößen in den Ausbildungsbereichen oder individueller Betreuung und Unterstützung durch die Ausbilder:innen .

Damit konnte ebm-papst an seinem hohen Ausbildungsniveau festhalten und wird seinen jungen Menschen auch nach dem Abschluss eine langfristige Perspektive bieten.

Bewerbung für das nächste Ausbildungsjahr bereits jetzt möglich

Für das Ausbildungsjahr ab dem 1. September 2022 sucht ebm-papst bereits Auszubildende an allen deutschen Standorten. Die angebotenen Ausbildungsberufe finden Sie unter: www.karriere.de.ebmpapst.com. Eine Bewerbung ist seit dem 1. August 2021 möglich.

ebm-papst bildet in folgenden Ausbildungsberufen und DH-Studien aus:

Kaufmännische Ausbildung:
–           Kaufmann/-frau für Büromanagement
–           Industriekaufmann/-frau
–           Industriekaufmann/-frau mit Zusatzqualifikation
–           Fachkraft für Lagerlogistik
–           Fachlagerist/-in

Gewerblich-technische Ausbildung:
–           Elektroniker/-in für Geräte und Systeme
–           Elektroniker/-in für Betriebstechnik
–           Industrieelektriker/-in
–           Maschinen- und Anlagenführer/-in
–           Mechatroniker/-in
–           Industriemechaniker/-in
–           Zerspanungsmechaniker/-in
–           Technische/-r Produktdesigner/-in
–           Verfahrensmechaniker/-in für Beschichtungstechnik
–           Fachinformatiker/-in für Systemintegration

Studium (DHBW):
–           Bachelor of Engineering – Elektrotechnik
–           Bachelor of Engineering – Elektrotechnik/Infotronik
–           Bachelor of Engineering – Mechatronik
–           Bachelor of Engineering – Maschinenbau – KE
–           Bachelor of Engineering – Maschinenbau – PT
–           Bachelor of Engineering – Wirtschaftsingenieurwesen – IPL
–           Bachelor of Engineering – Wirtschaftsingenieurwesen – ITV
–           Bachelor of Science – Wirtschaftsinformatik
–           Bachelor of Science – Angewandte Informatik
–           Bachelor of Arts – Controlling & Consulting
–           Bachelor of Arts – Onlinemedien
–           Kooperativer Studiengang – Elektroniker/-in – Bachelor

Pressemitteilung ebm-papst




„Heute geht es einem vielleicht beschissen, aber morgen ist ein ganz anderer Tag“

„Ich schreibe Songs, die mich selbst empowern“, sagt die Sängerin Bae. „Ich schreibe über stark sein und sich selbst helfen.“ Denn die Musik gebe ihr ganz viel Kraft. Die 24-Jährige – die sich selbst als „kleine Hexe“ beschreibt – stammt ursprünglich aus Bremen, doch der Liebe wegen ist sie Anfang 2021 nach Hollenbach gezogen. Mittlerweile hat sie hier einen „super neuen Freundeskreis“.

Erste Single veröffentlicht

Nun will Bae als Sängerin durchstarten: Am heutigen Freitag, den 30. Juli 2021, erscheint auf allen gängigen Streaming-Plattformen wie Spotify, Apple Music, Amazon Music und YouTube ihre erste Single „Rebelation“. „Das ist eine Wortneuschöpfung aus den englischen Worten rebel und revelation“, erklärt die ausgebildete Yoga- und Tanzlehrerin. „Also auf Deutsch Rebell und Offenbarung.“

Frauen sollen nicht auf den Prinzen warten

Damit wendet sie sich vor allem an Frauen: „Lasst euch nicht unterkriegen.“ Und sie will damit auch sagen: „Du kannst dir dein eigenes Königreich schaffen.“ Als Frau müsse man nicht auf den Prinzen warten. Sie fühlt sich selbst fest im Feminismus verankert. Gleichzeitig verarbeitet Bea in ihren Songs ihre Depressionen. „Ich hatte keine so schöne Zeit, eine Zeitlang ging es mir nicht gut“, sagt sie, die kurz vor dem Burnout stand. „Keine Therapie hat geholfen, also bin ich zur Selbsthilfe gekommen und zur Meditation.“ Und genau hier findet sie, die auch kleine Rituale liebt, ihre Inspiration. „Ich singe über das, was passieren wird und dass man nicht darauf warten soll, sondern selbst machen.“ Ein weiteres ihrer Anliegen: „Heute geht es einem vielleicht beschissen, aber morgen ist ein ganz anderer Tag.“

Abwechslungsreiche Musik

Die Musik von Bae ist im R’n’B zu Hause und im Pop. Sie hat zwar keine klassische Ausbildung im Musik-Bereich. Doch sie sang bereits mit acht Jahren im Gospelchor, mit 14 in einer Metalband und rappte mit 19 Jahren – ein ziemlich abwechslungsreiches Portfolio. „Ich liebe es, mit anderen Musik zu machen“, dennoch ist sie jetzt solo unterwegs. Ihre Texte schreibt sie selbst, die Beats kommen von anderen Produzenten – beispielsweise von einem Freund aus Bayreuth. „Ich wollte unabhängig sein“, erklärt sie ihre Motivation. Doch trotzdem geht sie die Sache jetzt ganz langsam an.

Arbeit als Deutschlehrerin

Die junge Frau war zwei Jahre selbstständig in ihrem Beruf. Doch durch die Corona-Pandemie hat sie ihren Job verloren. Aber wie auch in ihren Liedern blickt sie nach vorne: „Jetzt mache ich erstmal Urlaub und Ende August fange ich an, als Deutschlehrerin für Erwachsene weltweit zu arbeiten“, erzählt sie. Dazu gehört auch, dass sie keine Songs über Corona schreibt. „Ich kann es nicht mehr hören und brauche eine Pause davon.“ Irgendwann möchte sie auch wieder Tanzen und Yoga unterrichten. Denn „Sachen weitergeben ist einfach mein Ding“, sagt Bae selbst.

Dazu passt, dass sie hofft, jetzt „Menschen zu finden, für die meine Musik das Gleiche tut wie für mich“ – nämlich Kraft und Motivation zu geben.

Die Sängerin findet man auf Facebook, Instagram und TikTok unter @deysaybae

Text: Sonja Bossert




„Wenn wir den Wald erhalten wollen, müssen wir jetzt eingreifen“

Himmelblaue Fahnen lockten Waldfreunde am Sonntag, den 11. Juli 2021, auf einen Feldweg zwischen Ailringen und Hollenbach. Den blauen Fahnen folgend ging es mitten durch den Wald, matschige Schotterpisten entlang, durch Schlaglöcher und Pfützen. Am Ziel angelangt hieß es: Anhalten – Luft holen – Staunen.

9.000 Bäume auf fünf Hektar Fläche

„Wir befinden uns hier im Gemeindewald Mulfingen“, erklärte Martin Killat, Revierleiter in Mulfingen. „Wir stehen vor einer großen Pflanzfläche, die wir Anfang dieses Jahres bepflanzt haben. Es sind circa fünf Hektar.“ Fünf Hektar und sage und schreibe rund 9.000 Bäume. „Früher sah diese Fläche noch so aus, wie man dort drüben sieht“, sagte der junge Förster und deutete auf einige kahle, krank aussehende Bäume. „Die Fichten, die vorher auf der Pflanzfläche standen, sind vom Borkenkäfer befallen worden. Leider mussten sie daraufhin gefällt werden und es ist eine große Kahlfläche entstanden. Natürlich wollten wir dem Wald relativ schnell wieder neues Leben einhauchen und neue Bäume pflanzen.“ Denn, wie Dezernent Dr. Wolfgang Eißen erläuterte: „Der Wald, der bewirtschaftet wird, leistet einen größeren Beitrag zum Klimaschutz, bindet mehr CO₂, produziert mehr Sauerstoff, als einer, der nicht bewirtschaftet wird.“

„Wir waren selbst überrascht über die Welle des Engagements“

Doch woher kommen all diese neuen Bäumchen und das öffentliche Interesse an ihnen? Das erklärte Isabel Haspel, Redakteurin und Reporterin bei Hitradio Antenne 1: „Wir haben letzten November gemeinsam mit der Cleven-Stiftung und dem Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Aktion gestartet ‚Zukunft schenken mit Hitradio Antenne 1‘. Dabei hatten die Menschen in Baden-Württemberg die Chance, für fünf Euro Baumpate zu werden und einen Baum zu spenden, um unseren Wald in Baden-Württemberg zu retten. Wir waren selbst überrascht über die Welle des Engagements, die uns da entgegenkam. Heute stehen wir hier und können in verschiedenen Regionen in Baden-Württemberg mehr als 100.000 Bäume pflanzen. Wir finden es genial, wie ganz Baden-Württemberg da mitgezogen hat.“

„Wir wollen ja Wälder erhalten“

Auch seitens der Politik stößt diese Aktion auf große Begeisterung. „Das hat keine fünf Minuten gedauert, dann war das Projekt im Gremium durch“, verriet Mulfingens Bürgermeister Robert Böhnel. Der Minister für den ländlichen Raum, Peter Hauk, stellte klar: „Wir wollen ja, als Zielsetzung des Ministeriums, Wälder erhalten. Wälder, wie wir sie kennen. Wälder mit hohen Bäumen. Wir wollen keine Steppen wie im Süden Europas und keine Savannen, wo Sträucher und vereinzelt Bäume drin stehen. Wir wollen und brauchen Wälder, auch im Interesse des Klimaschutzes als Kohlenstoffspeicher.“

Grundstein für ein gesamtgesellschaftliches Engagement

Forstamtsleiter Thomas Maier sieht diesbezüglich dringenden Handlungsbedarf. „Wenn wir einen Wald auch für unsere späteren Generationen haben möchten, in dem auch alte Bäume stehen, dann müssen wir jetzt eingreifen.“ Aktionen wie „Zukunft schenken mit Hitradio Antenne 1“ können einen Grundstein für ein gesamtgesellschaftliches Engagement zum Erhalt unserer Wälder legen, indem sie für den Lebensraum Wald sensibilisieren und den Umgang mit ihm diskutieren.

Text: Priscilla Dekorsi

 

Rund 9.000 Bäumchen wurden im Mulfinger Gemeindewald gepflanzt. Foto: GSCHWÄTZ

 

 

Das Forst-Team (v.l.n.r.): Thomas Maier, Amtsleiter des Forstamts, Stephan Buchner, Funktionsamt Forstamt, Christian Jakob, Holzverkaufsstelle Forstamt, Martin Killat, Revierleiter Mulfingen, und Thomas Schmitt, Leiter des Forstreviers Kochertal. Foto: GSCHWÄTZ

 

Die Gemeinderäte Thomas Lanig, Christoph Schiedel und Armin Deubler (v.l.n.r.) waren auch vor Ort. Foto: GSCHWÄTZ

Dr. Hans-Dieter Cleven, Gründer der Cleven-Stiftung,  Malte Heinemann, Geschäftsführer der Cleven-Stiftung, der Verleger Valdo Lehari und Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum (v.l.n.r.). Foto: GSCHWÄTZ

 

Mulfingens Bürgermeister Robert Böhnel plädierte für einen bewussten Umgang mit dem Wald. Foto: GSCHWÄTZ

 

 

 

 




„Freunde meinten, wir seien verrückt, da würde mehr geklaut werden“

An vielen Bauernhöfen gibt es sie mittlerweile – Kühlautomaten oder Holzhäuschen, in denen die Landwirte Erzeugnisse ihrer Höfe anbieten: beispielsweise Eier, Fleischwaren oder Nudeln. Unter den Kunden erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit, denn hier kann unkompliziert eingekauft werden – auch nachts oder am Wochenende, wenn alle anderen Läden geschlossen haben. Und gerade in Corona-Zeiten, wenn die Menschen nicht so mobil und die Möglichkeiten begrenzt sind.

Fast alles aus eigener Herstellung

Auch Familie Böhm, die auf dem Oberen Railhof bei Mulfingen Ferkelzucht, Schweinemast und Landbau betreibt, hat vor ihrem Anwesen seit Ostern 2021 eine kleine Gartenhütte mit Kühlschrank stehen. Außer den Getränken stammt alles hier aus eigener Herstellung. Doch gibt es nicht nur Dosenwurst von den eigenen Schweinen, Holunderblütengelee, Marmelade, Bärlauchpesto oder Kuchen im Glas. An Sonn- und Feiertagen kommen Kuchenliebhaber voll auf ihre Kosten. Dann backen Christina Böhm und ihre Tochter Jessica ganz frisch typischen Landfrauenkuchen – zum Beispiel Erdbeerkuchen oder Kekskuchen mit Trauben – eben was saisonal gerade angesagt ist. Jeweils zwei Kuchenstücke sind in einer kleinen Schachtel, die sich die Kunden aus dem Kühlschrank nehmen können. Unter der Woche gibt es selbst hergestelltes Gebäck wie Flachswickel, Erdbeerherzen oder verschiedene Kekse. Gebäck mit Schokolade hat zurzeit Sommerpause, doch sobald das Wetter wieder kühler wird, gibt es auch wieder die beliebten Flammenden Herzen und in der Adventszeit Weihnachtsplätzchen.

„Das Angebot wird sehr gut angenommen“

„Wir wollten ein Alleinstellungsmerkmal, das uns von den anderen Anbietern abhebt“, sagt Jessica Böhm, die die Idee zu dem Kuchenverkauf hatte. Die 20-Jährige macht zurzeit eine Weiterbildung zur Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin an der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell und im Unterricht wurde dieses Thema behandelt. Die Kunden sind begeistert: „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, erzählt Christina Böhm. „An manchen Tagen verkaufen wir rund 15 Bleche mit Kuchen.“ Natürlich sei es wetterabhängig. Bei schlechtem Wetter haben sie auch mal weniger verkauft – mussten dafür aber auch schon mal nachbacken. „Denn das geht ja nicht, dass die Kunden hierherkommen und dann ist kein Kuchen mehr da“, sagt die dreifache Mutter.

Ganze Kuchen auf Vorbestellung

Ein weiterer Service der Familie: Kunden können bei ihnen auch ganze Kuchen vorbestellen für Geburtstage, Familienfeiern oder auch einfach so. „Das ist gut, weil es kalkulierbar ist“, freut sich Christina Böhm. Außerdem gibt es Gutscheine, Geschenkkörbe sowie Fleischpakete auf Vorbestellung.

„Bis jetzt passt es einwandfrei“

„Freunde meinten, wir seien verrückt, da würde mehr geklaut werden“, blicken die zwei Frauen zurück. Das Ganze basiert auf Vertrauen, die Kunden legen das Geld in eine kleine Kasse, die an der Hüttenwand hängt. „Doch wir wurden positiv überrascht, denn bis jetzt passt es einwandfrei“, sagt Jessica Böhm. Manche Leute würden auch mal mehr Geld in die Kasse geben – quasi als kleines Trinkgeld.

Kundschaft zu Pferd

Doch wer verirrt sich auf den etwas abgelegenen Hof? „Das sind viele Fahrradfahrer, auch wenn kein Radweg hier direkt vorbeiführt“, so Christina Böhm. „Viele ältere Leute kommen aber auch gezielt mit dem Auto hierher.“ Sogar schon Reiter mit Pferden haben sie hier oben gesehen, die einer kleinen Kaffeepause nicht abgeneigt waren. Denn auch das gibt es bei Familie Böhm: Kaffee, den sich die Kunden sogar selbst frisch aufbrühen können. Eigens dafür steht in der Hütte ein Kaffeeautomat mit Gebrauchsanweisung, frisches Wasser, Kaffeepads, Milch und Zucker bereit. Für ganz Durstige gibt es angesichts der derzeitigen Temperaturen kalten Kaffee und andere gekühlte Getränke aus dem Kühlschrank.

Alle packen mit an

Das Angebot ist ein Familienprojekt. Beim Aufbau der Gartenhütte haben alle fünf Böhms angepackt – auch Vater Harald und die beiden Söhne Florian und Patrick. „Jessi ist fürs Moderne zuständig und ich mache das Landfrauenmäßige“, erklärt die gelernte Hauswirtschafterin. Ihre 20-jährige Tochter hatte die Idee zu den selbst hergestellten Müsliriegeln und beklebt die Kuchenschachteln, Tütchen und Gläser mit Etiketten, auf die sie die Inhaltsstoffe und Allergene schreibt. Um sich rechtlich abzusichern, hielten die Böhms zuvor Rücksprache mit dem Veterinäramt.

Kummerkasten für neue Ideen

„Wir freuen uns auch über Rückmeldungen“, sagen Mutter und Tochter. Eigens dafür gibt es in der Hütte einen Kummerkasten und Kärtchen, auf die die Kunden ihre Anregungen notieren können. „Da können die Leute auch drauf schreiben, was sie sich für Kuchen wünschen.“ Werbung machen die Kuchenbäckerinnen über die sozialen Medien sowie Mundpropaganda. In der Hütte hängt eine Telefonnummer, über die das jeweilige Kuchenangebot per WhatsApp bekannt gegeben wird.

Grillsortiment

Den Böhms gehen die Ideen vorerst nicht aus: Demnächst wollen sie in ihrem Selbstbedienungshäusle auch vakuumierte, gefrorene Schweinesteaks und Grillwürste anbieten. Diese und auch die Dosenwurst stellt übrigens die Landmetzgerei Rüdinger in Krautheim her.

Text: Sonja Bossert

Landfrauenkuchen von der Familie Böhm. Foto: GSCHWÄTZ

Auch Kekse, Kuchen im Glas und Holunderblütengelee warten auf Leckermäuler. Foto: GSCHWÄTZ

Auch die Erdbeerherzen erfreuen sich großer Beliebtheit. Foto: GSCHWÄTZ

Geschenkkörbe gibt es entweder schon fertig gepackt oder nach Wunsch der Kunden. Foto: GSCHWÄTZ

Gekühltes Getränke- und Wurstsortiment. Foto: GSCHWÄTZ

Hier können sich die Kunden ihren Kaffee frisch zubereiten. Foto: GSCHWÄTZ

 




Orangenlimo statt Urinprobe

Mit Orangenlimonade versuchte ein Lkw-Fahrer am frühen Dienstagmorgen, den 11. Mai 2021, Polizeibeamte während einer Kontrolle hinters Licht zu führen.
Laut Polizeibericht war der 34-Jährige gegen 1.45 Uhr in Mulfingen mit einem Pritschen-Lkw unterwegs und wurde in der Hauptstraße einer Verkehrskontrolle unterzogen. Aufgrund des auffälligen Verhaltens des Mannes, vermuteten die Beamten, dass dieser unter dem Einfluss von Drogen stehen könnte. Als der 34-Jährige aufgefordert wurde, eine Urinprobe für einen Drogenvortest abzugeben, schüttete er Orangenlimonade in den Becher und versuchte die Polizisten damit zu täuschen. Die Beamten bemerkten den Schwindel jedoch schnell, denn die Flüssigkeit im Becher war kalt und roch eindeutig nach Orange. Daraufhin gab der Mann echten Urin für den Test ab, welcher positiv auf Drogen ausfiel. Daraufhin musste der 34-Jährige eine Blutentnahme im Krankenhaus über sich ergehen lassen.
Sofern in dieser ebenfalls Drogen nachgewiesen werden, muss der 32-Jährige mit einem Bußgeld und Konsequenzen für seine Fahrerlaubnis rechnen, heißt es im Polizeibericht.



Hunderte Fische in Angelsee verendet

Vergangene Woche verendeten laut Polizeimitteilung hunderte Fische in einem See bei Mulfingen. Der Gewässerwart entsorgte zwischen Donnerstag, den 29. April 2021, und Samstag, 01. Mai, zwischen 400 und 600 Fische, die aus unbekannten Gründen verendeten, aus dem unteren Hollenbacher See bei Mulfingen. Dieser wird als Angelsee genutzt wird. Der dortige Badesee ist nicht betroffen.

Unter anderem wurden Gewässerproben für eine Untersuchung entnommen. Die Ermittlungen zur Ursache des Fischsterbens dauern an.

Quelle: Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Heilbronn