Am kommenden Montag, den 04. Mai 2020, beginnt in Baden-Württemberg wieder der Schulbetrieb, so auch in Hohenlohe. Allerdings stark eingeschränkt. So beginnen an der Georg-Wagner-Schule in Künzelsau zunächst die neunten und zehnten Klassen – mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen.
GSCHWÄTZ-Videoreporter Dr. Felix Kribus hat mit Rektor Florian Frank unter anderem über die Vorsichtsmaßnahmen und über dessen Zuversicht in puncto gelungener Schulstart gesprochen.
GSCHWÄTZ: Welche Maßnahmen sind für den Schulstart am 04. Mai 2020 geplant?
Frank: Wir haben das ganze Schulgebäude etwas umstrukturiert, wir haben die Klassenzimmer ausgeräumt. Wir haben die Klassengruppen halbiert. In jedem Klassenzimmer befinden sich damit maximal 15 Kinder. Wir halten dadurch die erforderlichen Abstände ein .Es gibt zwei Zugänge zu unseren Waschgelegenheiten. Im ganzen Gebäude sind Laufrichtungen festgelegt worden. Es gibt ein Raum-Nutzungs-Konzept und eine erweiterte Hausordnung, die die Schüler alle im Vorfeld bekommen haben – samt der Einteilung in diese Halbe-Klassen-Gruppen.
„Ich freue mich auf Montag“
GSCHWÄTZ: Wir realistisch lassen sich diese Maßnahmen umsetzen, etwa im Pausenhof?
Frank: Es hängt ja nicht nur an der Schulordnung und am Pausenhof. Es fängt ja an mit dem Schülertransport, dem öffentlichen Nahverkehr, und geht weiter zum Hygieneplan im Gebäude und wie dieser umgesetzt wird. Da haben viele Menschen im Vorfeld zusammengearbeitet – sowohl der Schulträger und der NVH (Nahverkehr Hohenlohe) als auch wir. Wir haben uns abgestimmt. Wir haben nun beispielsweise einen gestaffelten Unterrichtsplan. Das heißt, die Zehntklässler kommen bei uns montags, mittwochs und freitags, die Neuntklässler dienstags und donnerstags. Dadurch entzerren wir den Nahverkehr, so dass auch an dieser Stelle die Abstände gewahrt werden können. Und wir haben selbst dadurch auch weniger Schüler gleichzeitig an der Schule. Wir haben im Vorfeld die Schüler aufgerufen, Mund-Nasen-Schutz zu nähen. Das hat funktioniert. Wir haben nun über 400 Masken hier, die auch an die Schüler bei Bedarf ausgegeben werden können, zum Beispiel in Prüfungssituationen, wenn wir in Situationen kommen, in denen wir nicht den geforderten Mindestabstand halten können. Ich halte es daher auch für realistisch, dass wir diese Regeln an dieser Schule umsetzen können.
Die Markierungen sind da, die Räume sind großzügig gewählt, die Gruppen sind geteilt, die Abstände sind vorgegeben, alle sind informiert. Wir haben ausreichend Personal da. Und immer maximal zirka 120 Schüler im Gebäude.
GSCHWÄTZ: Das heißt, sie schauen zuversichtlich auf den Schulbeginn am Montag?
Frank: Ich freue mich auf Montag und ich hoffe, dass wir das auch gemeinsam – Eltern, Schüler und Lehrer – gut hinbekommen. Viele Menschen haben in den vergangenen 14 Tagen enorm daran gearbeitet, dass es funktioniert. Für viele Schüler, vor allem auch für die Prüflinge, ist es eine Erleichterung, dass sie wieder in den Schulbetrieb einsteigen dürfen, dass sie uns noch einmal persönlich sehen und dass wir sie vorbereiten können. Es sind trotzdem gemischte Gefühle. Wir können uns sorgsam vorbereiten. Aber wie nun letztendlich das Ganze funktioniert, wie verantwortungsvoll Schüler oder auch Eltern damit umgehen, wie es im Alltag klappt, ob das alles in der Praxis so umsetzbar ist, das wird sich am Montag zeigen. Aber ich bin zuversichtlich. Ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie sich darauf freuen, die Schülerinnen und Schüler wieder zu sehen. Auch aus Videokonferenzen und aus dem Online-Präsenzunterricht weiß ich, dass sich einige Schüler darauf freuen, auch viele, die die gesagt hätten, dass sie die Schule vermissen würden, sehnen sich jetzt diesem Tag entgegen.
Dadurch dass wir erst vor kurzem eine Generalsanierung hatten, sind wir auch räumlich sehr gut ausgestattet. Dadurch können wir diese Hygienemaßnahmen und Abstände auch gut umsetzen.
Ein Drittel der Lehrer gehört der Risikogruppe an und ist daher nicht für den Präsenzunterricht verfügbar
GSCHWÄTZ: Wie sehen denn ältere Kollegen dem Schulbeginn entgegen?
Frank: Im Rahmen der Fürsorge hat das Land erstmal die Lehrer, die zur Risikogruppe gehören, freigestellt von der Präsenzarbeit. Das heißt, wir setzen alle Lehrer, die gerade nicht Präsenzunterricht leisten können, ein bei Online-Lernangeboten oder bei Arbeiten ohne direktem Schülerkontakt. Ein Drittel der Kollegen ist daher nicht für den Präsenzunterricht verfügbar. Bei den höheren Klassenstufen ist es das etwas schwerer, weil man hier Kollegen braucht, die erfahren sind, die diese Prüfungsvorbereitung schon einmal gemacht haben, die die Jungs und Mädels noch einmal gezielt unterstützen können, damit diese sicher in die Prüfungen gehen können.
Da war es auch nicht ganz einfach, umzustrukturieren. Wir haben jetzt Klassengruppen, bei denen ein Kollege von zu Hause den Unterricht vorbereitet und die Lehrkraft, die sich hier vor Ort befindet, mit Aufgaben versorgt. Bei den Lehrern gibt es hier gemischte Gefühle: Einzelne Kollegen fragen sich: „Bekommen wir das hin?“ – „Können wir das leisten?“ – „Halten sich die Kollegen und die Schüler an die Vorgaben?“ – „Können wir die Situation gemeinsam bewältigen?“ Das wird sich am Montag zeigen. Wir haben viel dafür getan, dass wir am Montag sicher und verlässlich einsteigen können.
GSCHWÄTZ: Wie wird die Umsetzung bei den ganz jungen, den Erst- und Zweitklässlern, sein?
Frank: Ich glaube, dass wir in der gegenwärtigen Situation auch lernen, wie wir mit den Bedingungen umgehen. Wir fangen mit den älteren Schülern an, schaffen Strukturen und schauen, wie wir in dieser dynamischen Lage auch dynamisch die Situation anpassen können. Ich gehe davon aus, dass wir mit kleineren Gruppen, mit einer angepassten räumlichen Struktur, mit unterschiedlichen Lern- oder methodischen Formen auch Grundschüler beschulen können. Allerdings sieht der Plan vor, dass zunächst mit den Viertklässlern angefangen wird. [Wann das sein wird, steht derzeit noch nicht fest], weil die Viertklässler im Übergang zur weiterführenden Schule stehen. Da ist es ähnlich wichtig wie bei Neunt- und Zehntklässlern. Dann denke ich, dass es unter Umständen möglich sein wird, bis zu den Sommerferien oder vielleicht auch später, die Grundschüler wieder sukzessive in die Schule zu bringen. Das halte ich auch für wichtig.
„Zu einzelnen wenigen Schülern haben wir auch den Kontakt am Anfang verloren“
GSCHWÄTZ: Manche Familien haben wegen der Infektionsgefahr Angst, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Frank: Da hat das Land weise entschieden. Schüler mit Vorerkrankungen oder Schüler, die in einem Haushalt mit Risikogruppen leben, können mit ihren Eltern entscheiden, ob sie am Unterricht teilnehmen oder nicht. Wir haben aber auch viele Schüler, wo sich die Eltern wegen ihren beruflichen Verpflichtungen oder aus anderen Gründen nicht in dem Umfang um die Schüler kümmern können, wie vielleicht jemand, der von zu Hause arbeiten kann und im home office tätig ist. Zu einzelnen wenigen Schülern haben wir auch tatsächlich den Kontakt am Anfang verloren. Da sind wir froh, dass wir die Schulsozialarbeit haben, die schaut gezielt nach solchen Schülern und wird dementsprechende Betreuungsangebote aufbauen. Wir müssen schauen, dass wir die Schere, die sich da auftut, ein bisschen kompensieren können. Und dass wir Schüler, die vielleicht ein wenig abgehängt wurden durch dieses Fernlernen, wieder mit hineinbringen und den Kontakt wieder bekommen. Unsere Lehrkräfte schauen aber generell darauf, dass sie wöchentlich Kontakt mit ihren Schülern haben, entweder über unsere Online-Lernplattform oder telefonisch und versorgen sie mit Aufgaben. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Bedingungen: Die Bandbreite, die Internetanschlüsse, die Endgeräte, der Zugang zu Endgeräten gestaltet sich äußerst unterschiedlich.
Herr Frank, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Florian Frank, Rektor der Georg-Wagner-Realschule in Künzelsau. Quelle: Screenshot aus dem Video
Georg-Wagner-Realschule. Quelle: Screenshot aus dem Video
Hygieneregeln an der Grund- und Realschule in Künzelsau. Quelle: Screenshot aus dem Video