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Rudolf, the red-nosed Harley

Große Kinderaugen warten am Samstag, 10. Dezember 2022, in der Künzelsauer Hauptstrasse auf den Weihnachtsmann. DEN Weihnachtsmann? Eigentlich nicht, denn kurz darauf ziehen mehr als  ein Dutzend Weihnachtsmänner und -frauen auf schweren Motorrädern an den Kindern vorbei.

Romy wartet mit ihrer Mutter Linda gespannt auf den Weihnachtsmann. Foto: GSCHWÄTZ

Christmas Run for Kids in Künzelsau. Foto: GSCHWÄTZ

Und gleich darauf kamen sie ein zweites Mal – und diesmal hält sogar einer der Weihnachtsmänner bei jedem Kind an und verteilt kleine Geschenke.

Das Warten hat sich gelohnt. Foto GSCHWÄTZ

Kindern ein Geschenk machen, das ist das Motto dieses „Christmas Ride for Kids“, den die Harley-Davidson-Freunde Hohenlohe e.V. regelmäßig veranstalten. Nutznießer der Aktion sind die Krankenhausclowns in Schwäbisch-Hall, die Kindern im Krankenhaus ein wenig Freude spenden wollen.

Joachim Schmidt. Foto GSCHWÄTZ

„Ich kenne aus eigener Erfahrung, was die Clowns leisten“, erklärt Joachim Schmidt, einer der Organisatoren des Christmas Run. Sein eigenes Kind hat sich im Krankenhaus über die Clowns gefreut. „Kinder sind schließlich das Wichtigste, was wir haben“, ergänzt er.

Linda und Edwin mit ihrer Beiwagen-NSU von 1953. Foto GSCHWÄTZ

Das Vorbild für die Künzelsauer Veranstaltung ist ein ähnlicher Run in Basel. Schmidt zeigt ein Video, wo Hunderte von Zuschauern den vorbeifahrenden Motorradfahrern zujubeln. Ganz so viele Zuschauer sind es an diesem Samstag in Künzelsau noch nicht, aber eine dreistellige Zahl von Schaulustigen wird es schon gewesen sein. Nicht nur Kinder, sondern auch Motorradenthusiasten sind darunter, denn es gibt nicht nur Süßigkeiten, sondern sehenswerte Maschinen.  Eine Harley ist nicht verpflichtend, um am Christmas Ride for Kids teilzunehmen: Es sind Motorräder vieler Fabrikate zu sehen. Edwin und Linda präsentieren voller Stolz eine NSU mit Beiwagen aus dem Jahr 1953.

„Eine Attraktion für die Stadt“ könnte die Veranstaltung werden, schaut Schmidt in die Zukunft. Der Gewerbeverein hat in diesem Jahr die Winterlounge zur Verfügung gestellt, vielleicht könne daraus auch mehr erwachsen. Mitten ins Gespräch platzt ein Anruf: „Die Weckle sind aus“ – der Andrang der Menschen, die eine Bratwurst essen und dazu einen Glühwein oder Punsch trinken, ist unerwartet hoch. „Man kanns ja nicht gut planen, heute morgen haben wir noch aus dem Fenster geschaut, obs geschneit hat und ob wir überhaupt fahren können.“
Der Verein hat Glück gehabt: Das Wetter bleibt trocken und für das Werk der Clowns wird wohl wieder eine gute Summe zusammenkommen.

Musikalisch untermalt wird die Veranstaltung von den zwei Gitarren der Hohenloher Helden, die kassischen Rock und Blues spielen, passend zu den schweren Maschinen. Und ganz unangekündigter Chor singt Weihnachtslieder – „eine Gegendemonstration“ lacht Schmidt. Er findet das gut.

Motorradschmuck. Foto: GSCHWÄTZ

„Ich bin immer wieder überrascht, was sich die Leute einfallen lassen“, ist Schmidt vom Engagement der Vereinsmitglieder begeistert, „Vorgaben gibt es nicht, jeder schmückt seine Maschine selber“.

Hoher Besuch vom Nachbar-Motorradclub. Foto: GSCHWÄTZ

Noch bis 21:00 ist in der Winterlounge Betrieb. Die Kinder im Haller Krankenhaus freuen sich über jeden getrunkenen Glühwein und jedes verkaufte Los.

Gut was los in der Winterlounge. Foto: GSCHWÄTZ

Text: Matthias Lauterer




Galgen, Chemiefabrik, Theater und ein Astronaut

Erstmals hat der Verein StadtGeschichte Künzelsau e.V. die Geschichte Künzelsaus in einem selbst herausgegebenen Buch zusammengefasst. Auf 200 Seiten erklärt Autor Ehrenfried Biehal die Geschichte der Stadt und ihrer Teilorte seit der ersten schriftlichen Erwähnung. Er dokumentiert, stellt Zusammenhänge her und zeigt viele Bilder von historischen und zeitgeschichtlichen Objekten, die man täglich sieht und von deren Historie man oft nur wenig weiss.

Biehal berichtet, dass öfter an den Verein herangetragen wurde, der Verein würde sich zuwenig mit den Teilorten beschäftigen. Da kam das 50. Jubiläum der Verwaltungsreform, durch die einige Teilorte zu Künzelsau eingemeindet wurden, gerade recht, um die Teilorte in den Fokus zu rücken: Neben der Ausstellung im Stadtmuseum, zu der der Verein fiktive Zeitungen zur Dorfgeschichte beigetragen hatte, veranstalteten Stadt und Verein gemeinsam eine Reihe von Stadtteilrundgängen, die sich großer Nachfrage erfreuten. „Das Buch entstand letztlich als Antwort auf die Frage, was machen wir, wenn die Ausstellung vorbei ist?“, berichtet Biehal.

Industriegeschichte Künzelsaus

Die Schlossmühle, die Keimzelle einiger heutiger Weltmarktführer. Foto: StadtGeschichte Künzelsau e.V.

Jeder kennt die bekannten Firmen, die aus Künzelsau stammen und die bis heute im Stadtbild und auf den Märkten der Welt präsent sind. Kaum bekannt ist, dass Künzelsau einst ein Zentrum der Leder- und Schuhindustrie war oder dass es eine Sodafabrik gegeben hat. Selbst Zigarren wurden hier hergestellt. Einige dieser Firmen gingen zugrunde, weil Künzelsau erst 1892 an das Eisenbahnnetz angebunden wurde. Die Anbindung an die Verkehrsnetze ist bis heute ein Thema, das die Politiker und Produzenten beschäftigt.

300 Mitglieder engagieren sich im Verein

Die Geschichte des Vereins hängt eng mit der Lokalpolitik zusammen: 2003 sollte die städtische Sammlung „übergeben werden“ an Museen und Institutionen, die nicht in Künzelsau beheimatet sind. Eine Gruppe von Bürgern wollte das nicht so hinnehmen und gründeten einen „Arbeitskreis Stadtmuseum“, der unter dem Motto „Stadtmuseum – wir küssen Dich wach“ aktiv wurde. So aktiv, dass der Gemeinderat letztlich den Beschluss rückgängig machte. Seit 2010 werden die Objekte der städtischen Sammlung im Stadtmuseum in der Schnurgasse ausgestellt.

2014 wurde aus dem Arbeitskreis, der innerhalb des Fördervereins Künstlerfamilie Sommer arbeitete, schließlich der Verein StadtGeschichte Künzelsau e.V. Der Anlass war erfreulich: Das Haus „Stadtvilla 1897“ wurde dem kurz vorher gegründeten Verein von einer Bürgerin vermacht. Der Verein hat das historische Gebäude renoviert und nutzt es für Veranstaltungen.

Wenn es um die Vereinsaktivitäten geht, erwähnt Biehal immer wieder die Zusammenarbeit mit der Stadt Künzelsau, insbesondere mit dem Stadtarchivar Stefan Kraut. So auch, wenn er von der Verlegung der Stolpersteine spricht. Diese Aktionen mit dem Künstler Gunter Demnig wurden vom Verein Stadtgeschichte in Zusammenarbeit mit der Stadt, den Künzelsauer Senioren (KÜSS) und den Schulen durchgeführt: „Eine gute Möglichkeit, jungen Menschen ein Bewusstsein für die Geschichte zu vermitteln“, erklärt Biehal.

Inzwischen hat der Verein rund 300 Mitglieder, das Motto heißt inzwischen „Stadtgeschichte – wir halten Dich wach.“

Mehr als die Hälfte des Buchs gehört den Stadtteilen

Den Teilorten widmet Biehal mehr als die Hälfte der Seiten. Eindrucksvolle Bilder aus der Übergangszeit von der muskel- zur benzingetriebenen Landwirtschaft in aus Steinbach, der Galgen von Laßbach, die jüdische Geschichte Nagelsbergs oder der Postraub von Mäusdorf sind nur einige wenige der Schlaglichter, die Biehal in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ortsvorstehern zusammengetragen hat.

Auch Bier wurde früher in Künzelsau gebraut. Foto: StadtGeschichte Künzelsau e.V.

„Für Einsteiger“

Das Buch soll, so Biehal „ein Nachschlagewerk, ein erster Einstieg in die Stadtgeschichte“ sein. Einen geschichtswissenschaftlichen Anspruch erhebt er nicht. „Für Einsteiger“ sei das Buch gedacht, aber auch für Künzelsauer, ehemalige Künzelsauer und zukünftige Künzelsauer sei das Buch bestimmt interessant.
Auf die Anmerkung, dass das Buch ja genau zum richtigen Zeitpunkt, kurz vor Weihnachten, herausgekommen sei, lächelt Biehal verschmitzt.

Das Buch „Künzelsau – unsere Stadt mit ihren Stadtteilen … damals und heute …“ ist zum Preis von 20 Euro beim Verein StadtGeschichte e.V., bei LOTTA, Optik Müller und bei der Buchhandlung Lindenmayer und Harsch erhältlich.

Text: Matthias Lauterer

 

 




Ein neues Zuhause für Kätzchen Hilda

Mit lautstarkem Gebell begrüßt die kleine Mischlingshündin Coco die Besucherin und kommt ihr neugierig entgegengelaufen. Währenddessen schiebt sich eine Hundschnauze durch die Gitterstäbe des umzäunten Freigeheges. Temperamentsbündel Chicco möchte auch wissen, ob da nicht jemand kommt zum Spazierengehen. Willkommen im Tierheim Waldenburg, in dem zurzeit vier Hunde und 48 Katzen auf ein neues Zuhause warten. Weitere Tiere sind in den verschiedenen Pflegestellen untergebracht. Coco gehört allerdings nicht dazu. Ihre Besitzerin ist Uschi Rösch, Tierheimleiterin seit 2006. Sie arbeitet hier Vollzeit, unterstützt von zwei Teilzeitkräften.

„Eine Katze ist leichter zu vermitteln als ein Hund“

Zurzeit kommt ins Tierheim im Hohenloher Gewerbepark nur rein, wer zuvor einen Besuchstermin ausgemacht hat. Uschi Rösch findet das gut: „So haben wir mehr Zeit für die Besucher.“ Vorher seien vor allem samstags viele Leute gekommen, um die man sich gar nicht alle gleichzeitig kümmern konnte. Hauptsächlich kommen Hunde und Katzen ins Waldenburger Tierheim. „Wir hatten aber auch schon die Blockhütte voller Meerschweinchen oder viele Deutsche Riesen“, berichtet die Tierpflegerin von den Kuriositäten ihres Alltags. „Kaninchen und Meerschweinchen werden in Pflegestellen untergebracht.“ Eine Katze sei generell leichter zu vermitteln als ein Hund. „Bei dem ist der Zeitaufwand viel größer und heutzutage haben viele Menschen einfach nicht mehr die Geduld“, bedauert die 53-Jährige.

„Eine unserer Aufgaben ist es, streunende Katzen kastrieren zu lassen“

Allerdings: Wegen Corona würden in Waldenburg nicht mehr Tiere abgegeben als vor der Pandemie. „Das ist vielleicht eher ein Trend in den Städten“, meint Nicole Mücke, Schriftführerin des Tierschutzverein Hohenlohe, der das Tierheim betreibt. „Wir sind eher ländlich geprägt und es gibt nicht nur Abgabe-, sondern auch Fundtiere.“ Rund 500 Katzen und 100 Hunde jährlich finden Aufnahme, vermittelt werden so gut wie alle. „Eine unserer großen Aufgaben ist es, streunende Katzen einzufangen, um sie kastrieren zu lassen“, berichtet Mücke weiter. „Die meisten davon lassen wir wieder frei – aus Katzensicht ist das die bessere Variante.“ Denn ein Tier, das sein Leben lang frei war, sei nur schwer an den Menschen zu gewöhnen.

Bruno würde am liebsten Reißaus nehmen

So ein Fundtier ist auch die kleine Hilda, die im Quarantänebereich vor sich hinträumt. Das weiß-graue Kätzchen wurde erst vor kurzem bei der Firma Stahl gefunden, hat allerdings eine Radialislähmung im vorderen Beinchen, weshalb für sie eine neue Heimat bei liebevollen Dosenöffnern gesucht wird. „Wir massieren regelmäßig ihr Bein und hoffen, dass es so besser wird“, sagt Uschi Rösch. „Aber sie spielt und futtert wie jede andere Katze in dem Alter auch.“ Eine große, ziemlich schmusebedürftige Katze ist die eineinhalbjährige Tina, die sich laut miauend an die Besucher ranmacht. „Sie wurde abgegeben, weil sie nicht mehr gewollt war“, bedauert die Tierheimleiterin. Dackel Bruno war ebenfalls ein Fundtier. Er ist etwa zehn Jahre alt, sehr schüchtern und würde am liebsten Reißaus vor dem Besuch nehmen. Der junge Hund Chicco, der mich draußen schon begrüßt hat, ist dagegen ein Kraftpaket und sollte von seinen neuen Menschen „gut beschäftigt werden“.

Spenden zum 80. Geburtstag

Seit 2014 ist das Tierheim in seinem jetzigen Gebäude zwischen den Firmen Würth und Lidl untergebracht, die alte Stelle war aber auch nur 300 Meter davon entfernt. „Ich finde den Ort gut, denn hier haben wir eine Busverbindung und sind auch mehr im Geschehen“, so Uschi Rösch. Viele der umliegenden Firmen würden das Tierheim mit Spenden unterstützen. Aber auch Privatleute engagieren sich finanziell für die Tiere. „Ein Mann hat sich zum 80. Geburtstag statt Geschenke Spenden für uns gewünscht“, so die Bretzfelderin. Oft würden auch Kinder einen Kuchenverkauf organisieren und das Geld dann ans Tierheim spenden.

„Es ist generell schwierig, gute Leute zu finden“

Rund 600 Mitglieder hat der Hohenloher Tierschutzverein zurzeit – „Leute mit und ohne Tiere zu Hause“, wie Nicole Mücke erzählt. Ein Pool aus Ehrenamtlichen engagiert sich regelmäßig bei der Versorgung der Tiere, geht mit den Hunden Gassi oder spielt mit den Katzen. So eine sei beispielsweise Jessica Hillenmaier, die als Praktikantin begonnen und seither nicht mehr aufgehört habe. „Es ist aber generell schwierig, gute Leute zu finden, die dauerhaft dabei bleiben“, so die Schriftführerin des Vereins. „Auch ohne Corona gibt es eine hohe Fluktuation.“ Zurzeit sei die Situation zwar ganz gut. Dennoch sucht das Tierheim neue Mitarbeiter. Der jüngste Abgang war eine junge Frau, die die Zeit bis zum Studienbeginn überbrückte. Und die muss jetzt ersetzt werden. Voraussetzung ist ein Führerschein, eingestellt wird in Teilzeit oder auf 450-Euro-Basis. „In der Regel sind wir hier immer zu zweit“, sagt Uschi Rösch. „Wir machen alles sauber, füttern die Tiere und geben Medikamente.“ Und: „Diesen Beruf macht man nicht einfach so.“ Dafür müsse man schon Leidenschaft mitbringen, denn das sei kein 9-5-Uhr-Job.

Text: Sonja Bossert

Das hübsche Kätzchen Hilda hat zwar ein kleines Handicap, sucht aber auch ein liebevolles Zuhause. Foto: GSCHWÄTZ

Dackel Bruno ist ein sehr schüchterner Hundesenior. Foto: GSCHWÄTZ




„Beim Bier trifft man sich halt besser als bei der Milch“

Etwas versteckt, unterhalb des großen Panorama-Hotels in Waldenburg, liegt eine kleine Gaststätte, das Bergstüble. Dort trifft sich das Team des 1.DSV (DartsSportVerein) Bergstüble Waldenburg regelmäßig alle 14 Tage am Freitag zum Training. Vorbei am Gastraum führt der Weg die Treppe hinunter zum Trainingsraum des 1.DSV Waldenburg. Flutlicht gibt es in dieser Sportarena nicht, es ist recht dunkel.

Trainingsimpressionen. Foto: GSCHWÄTZ

Dirk „Papa Bär“ Prümen. Foto: GSCHWÄTZ

Vier Dartsautomaten stehen an der rückwärtigen Wand, das Training ist in vollem Gang, eine gute Handvoll Aktiver ist bereits am Werfen. Fachkundige Kommentare werden den Pfeilen hinterhergeworfen, vor allem dann, wenn ein Pfeil danebengeht. Oft wird gelacht, denn wer daneben wirft, muss auch die spöttischen Anfeuerungen der Teamkameraden aushalten können.

Trotzdem findet Dirk Prümen die Zeit, das eine oder andere über den Verein, den Dartssport und das Drumherum zu erklären. Sein Kampfname, der auch auf dem Trikot und seinen Pfeilen steht, ist „Papa Bär“ – und er scheint auch für den Verein die Rolle des Papas übernommen zu haben.

Der Verein selbst besteht schon seit einiger Zeit und nimmt auch schon lange an Wettbewerben teil. Derzeit spielt das Team aktiv in der Dart Liga Hohenlohe, einer freien Liga, die nicht dem Deutschen Sportautomatenbund e.V. (DSAB) angeschlossen ist. „Der DSAB stellt hohe Anforderungen an die Spielstätten“, sagt Prümen und verweist darauf, dass man das dem Wirt, in dessen Räumen das Training stattfindet, nicht zumuten will. In der Dart Liga Hohenlohe spielen etwa 35 Vereine in vier Spielklassen, von der C-Liga bis hinauf zur Bezirksliga. Der 1.DSV Waldenburg hat es bis in die A-Liga, also die zweithöchste Klasse, geschafft. Auch wenn es sich um eine freie Liga handelt, spielt man doch komplette Saisons nach festen Spielplänen. Am 10. Oktober geht nach einer Coronapause die neue Saison los: „Unter 2G-Bedingungen sind Sportveranstaltungen wieder möglich“, ist Prümen froh.

„Da hat uns der Staat mit dem Lockdown ein Ei gelegt“

Einige Vereine hätten während der Pandemie allerdings aufgeben müssen, weiß Prümen, da zum Beispiel die Vereinslokale nicht mehr weitergeführt werden konnten. „Da hat uns der Staat mit dem Lockdown ein Ei gelegt“.

Auf ihren Wirt lassen sie nichts kommen

Ihr Vereinslokal hat den Lockdown glücklicherweise überstanden. Immer wieder öffnet sich die Tür und es wird Essen serviert – vom Schnitzel bis zum Wurstsalat sei einfach alles zu empfehlen, „und vor allem die Pizza“, loben die Sportler ihren Wirt einhellig. Die Getränke sind praktischerweise gleich in einem Nebenraum gelagert – das erspart dem Wirt eine Menge Laufarbeit, denn das eine oder andere Sportbier wird trainingsbegleitend geöffnet. Angelo, der Wirt des Bergstüble, sorgt nicht nur für das leibliche Wohl der Sportler, er ist auch der größte Sponsor des Vereins: Nicht nur, dass er den Trainingsraum seit etwa zehn Jahren zur Verfügung stellt, er sponsert auch die Startgelder für Turniere.

Verein will gemeinnützig werden

Im Dezember soll nach über 15 Jahren die formale Grundlage für die Eintragung als ein gemeinnütziger Verein getroffen werden. Man habe diesen Entschluss schon lange gefasst, aber „das ging ja jetzt lange nicht, weil wegen Corona Versammlungen nicht möglich waren“, sagt Prümen.

Ist das überhaupt ein Sport?

Auf die Frage, ob das Dartsspiel überhaupt ein Sport sei, wechselt Prümen den Ton, er wird professionell wie ein Verkäufer: „Darts fördert die Hand-Auge-Koordination. Das ist ein Konzentrationssport wie zum Beispiel das Bogenschießen.“ Hier sieht er einen Ansatzpunkt für die Gemeinnützigkeit: Er will  Jugendlichen den Dartssport nahebringen, denn viele Kinder und Jugendliche hätten heutzutage Schwierigkeiten bei Konzentration oder Fokussierung. „Da kann der Dartssport wirklich viel leisten“, ist sich Prümen sicher.
Michael Rüger weiß, dass gerade die Topspieler top-fokussiert sind: „Denen, die ganz oben mitspielen, kannst Du eine nackte Frau auf die Nase binden, die lassen sich nicht ablenken.“

Gute oder schlechte Serie? Kommt ganz auf den Spielstand an! Foto: GSCHWÄTZ

Und ganz nebenbei verbessert Darts auch den Umgang mit Zahlen, denn man muss sich abhängig vom Spielstand eine Strategie überlegen, auf welche Zahlen man seine Pfeile abfeuern will. „Manch einer muss das sogar nach jedem Wurf“, grinst Prümen einen seiner Teamkameraden an, dessen Pfeil nicht dort eingeschlagen ist, wo er hinsollte. Alte Hasen rechnen gar nicht mehr, die „sehen“, welche Felder sie anpeilen müssen.

Junge Aktive gesucht

Michael Rüger. Foto: GSCHWÄTZ

Mittels Mundpropaganda und Ansprache über soziale Medien versucht der Verein, Jugendliche zu gewinnen – und wie zufällig erscheinen genau bei diesem Thema zwei Jugendliche zum Training.

Dass der Verein jüngere Aktive benötigt, kann Michael Rüger bestätigen: „Auch Darts ist altersabhängig, so ab 50 merkt man’s“, kann er seine eigenen Erfahrungen einbringen. Er spielt seit 36 Jahren und hat, so sagt  er es, „alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt“. BZO-Liga, das ist die zweithöchste Spielklasse, hat er gespielt. Aber nicht nur der sportliche Erfolg ist ihm wichtig, er lobt vor allem das gesellige Beisammensein der Dartsgemeinde: „Beim Bier trifft man sich halt besser als bei der Milch“, lacht er, wenn er von dem berichtet, was bei Turnieren abseits der Dartsscheibe so alles passiert.

Guter Trainingsbesuch

14 Sportler sind im Verein aktiv, dazu kommen zwei passive Mitglieder. Zum Training kommen nach und nach etwa zehn Spieler. „Zehn sind immer da“, zeigt sich Dirk Prümen mit dem Trainingsfleiß durchaus zufrieden.

Darts ist kein teurer Sport

Neben dem Vereinsbeitrag, der momentan bei zehn Euro im Monat liegt, kostet nur die Anfahrt zu den Turnieren und die Ausrüstung Geld. Ein vernünftiger Satz Pfeile für den Amateursport koste etwa 50 bis 60 Euro, weiß Prümen. „Nach oben ist kein Ende“, ergänzt Michael Rüger. Eine ganze Reihe von Darts-Shops gibt es inzwischen, wo man sich seine Pfeile individuell zusammenstellen kann: langer oder kurzer Schaft, viel oder wenig Grip, unterschiedlichste Flights (Flügelchen) – die Möglichkeiten sind nahezu unendlich. Rügers Empfehlung ist, Pfeile in einem Shop auszuprobieren und nicht einfach im Internet zu kaufen. Eine kleine Auswahl von unterschiedlichen Pfeilen ist auch im Trainingsraum verfügbar. Und wer es ganz individuell mag, der dreht sich sein Material ohnehin selber.

Alles, was man braucht: Ein Satz Pfeile. Foto: GSCHWÄTZ

Coronahilfen: „Vielleicht kriege ich noch was“

Angelo, der Wirt des Waldenburger Bergstüble, ist froh, dass er jetzt wieder kochen und Gäste bewirten kann und beklagt die schleppende Bearbeitung der Coronahilfen: „Ich habe minimal Coronahilfen bekommen, vielleicht kriege ich ja noch was“, stellt er der Politik kein gutes Zeugnis aus: „Das waren große Versprechen der Politik“ sagt er rückblickend. Aber er schaut optimistisch nach vorne: „Meine Stammgäste kommen alle wieder“, hat er bemerkt.
Mit den Darts-Spielern hat er ein langjähriges und gutes Verhältnis, seit mehr als zehn Jahren spielen sie bei ihm. So gut ist das Verhältnis, dass er schweigt und gar keine der Anekdoten erzählen will, die es aus  einer so langen Zeit einfach geben muss. Angelo weiß ganz genau, dass neben dem Sport der Spaß und die Geselligkeit beim 1. DSV Waldenburg eine große Rolle spielen: „Die essen und trinken hier, das ist ein Geben und Nehmen. Ich unterstütze die, wir helfen uns gegenseitig“, begründet er seine Aktivitäten als Sponsor. Er übernimmt Startgelder und stellt den Trainingsraum zur Verfügung: „Ich bin kein Krösus, aber wenn ich da helfen kann, dann helfe ich.“

Der Dartssport verbindet

„Bei uns gibt’s keine Unterschiede“, betont Dirk Prümen abschließend und betreibt noch einmal Mitgliederwerbung: „Ob arm, ob reich, ob Männlein oder Weiblein, jeder kann kommen.“ Und so sind auch zwei Frauen auf der Teamkarte des 1.DSV Bergstüble Waldenburg für die Wettbewerbe gemeldet.

Der Dartsportverein trifft sich 14-tägig im Keller des Berstübles in Waldenburg. immer um 19 Uhr. Nähere Informationen bei  Dirk Prümen: 01590/65 10 45 7

Text: Matthias Lauterer

Ein kleiner Teil der sportlichen Erfolge des 1. DSV Waldenburg. Foto: GSCHWÄTZ




Bongai Shamwari e.V. – Kindergartenprojekt in Simabwe

Christa Zeller aus Ingelfingen hat den Verein Bongai Shamwari e.V. gegründet, der einen Kindergarten in Simbabwe betreibt.

GSCHWÄTZ-Beiträge über den Verein Bongai Shamwari e.V. 

Mehr Informationen über den Verein und wie Sie den Verein unterstützen können unter www.bongai-shamwari.org.