Die Unersättlichkeit der Gier
Mäuse in Filialen deutschlandweit, erschreckende Hygienestandards, teilweise eine Reinigungskraft für einen Supermarkt: Die Wallraff-Undercover-Reportage auf RTL über Kaufland verrät viel über die nach wie vor herrschende Geiz-ist-geil-Mentalität der Deutschen und des ewig profithungrigen Unternehmers.
Team Wallraff begibt sich auf Spurensuche
Reporter vom Team Wallraff arbeiteten undercover als Aushilfen in einer zweistelligen Zahl an Kaufland-Supermärkten und stellten dabei erschreckende Standards fest.
Das Unternehmen wiegelt nun ab mit Aussagen wie: Wir kümmern uns darum. Das darf natürlich nicht sein. Auch wir klären nun auf. Und an ihre Mitarbeitenden gewandt: Das kann nicht sein. Das muss sich ändern. Die Kund:innen müssen sich wohl fühlen können bei uns.
Nun beginnen die Aufräumarbeiten
Was wird nun in den kommenden Wochen und Monaten geschehen? Vermutlich werden nun alle Kaufland-Filialen strikt angehalten, alles blitzblank zu putzen – vermutlich mit aber eben diesem niedrigen Personalschlüssel. Und genau da liegt das Problem. es liegt hier eben kein punktuelles Fehlversagen vor, sondern ein systemisch zu geringer Personalschlüssel, um die Märke möglichst gewinnbringend zu fahren.
Wie soll eine einzige Reinigungskraft einen ganze Supermarkt blitzblank halten? Wenn eine Filialleitung nur einen dementsprechenden Personalschlüssel und gar nicht die Möglichkeit hat, mehr Personal diesbezüglich einzustellen, kann sie auch künftig nichts ändern.
Kündigungen sind nun völlig fehl am Platz
Kündigungen von Filialeitern, nur um zu zeigen, wir räumen nun im wahrsten Sinne bei uns auf, sind somit völlig fehl im Platz. Die schwäbische Einspar-Mentalität vom obersten Management muss sich ändern. Dann gib es eben nicht mehr Maximal-Profit, sondern ein Unternehmen, dass vielleicht ein paar Millionen weniger erwirtschaftet, aber dafür gesündere, Mitarbeiter hat, die länger im Unternehmen bleiben, besser geführte Märkte mit einem stressfreieren Klima. Auch der Ruf sollte eine Unternehmen wichtig sein.
Zu Kaufland gehört Lidl
Hinter Kaufland steht Dieter Schwarz. Die Schwarz-Familie gilt als reichste Familie Deutschlands. Zu dem Konzern gehört auch Lidl. Lidl steht als Discounter schlechthin. The cheaper the better, lautete die Devise Damit scheffelt er Konzern Milliarden. Die Reportage gibt nun einen kleinen Einblick, wie Kapitalismus funktioniert. Die Gewinnmarge des Schwarz-Konzerns ist außerordentlich hoch, vor allem in Krisenzeiten wie die aktuell hohe Inflation lässt Billigheimer-Produkte florieren. Aber selbst in diesem wirtschaftlich gewunden Unternehmen grassiert der Rotstift. Es wird ständig geschaut, wie profitabel jeder Markt ist und wie man hier und da noch etwas optimieren kann. Denn: Es ist nie genug. Es könnte immer noch mehr Gewinn erwirtschaftet werden.
The cheaper the better
Natürlich darf man dabei die Kund:innen nicht aus der Verantwortung nehmen. Auch sie schauen nach den Preisen von Butter, Milch und Fleisch und wählen nicht immer den Supermarkt ihres Vertrauens, sondern den, wo sie sich es leisten können, einzukaufen. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt auch genug Kund:innen, die das Geld hätten, genauer hizuschauen, und einen anderen Markt zu wählen, der ordentlicher geführt ist. Aber sie machen es nicht, weil auch für sie die Geiz-ist-geil-Mentalität noch immer ganz oben steht. Da wird beim Brot eingespart, aber dafür bei den Zigaretten und Bier zugegriffen (und nicht nach dem Preis geschaut). Oder aber es herrschte bislang Ahnungslosigkeit über die Zustände von Kaufland hinter den Kulissen.
Auch von den Verbraucher:innen müsste daher Druck ausgeübt werden auf das Management, dass hier mehr Geld in Personal in die einzelnen Märkte fließen muss, zur Entlastung eben dieses Personals.
Es wird sich nun in den kommenden Wochen anhand der Verkaufszahlen zeigen, ob die Verbraucher:innen ein Zeichen setzen und erst einmal woanders einkaufen, bis die Schwarz-Familie über ihre Stiftung nicht mehr nur in prestigeträchtige soziale (und auch wichtige) Projekte wie die Experimenta oder den Bildungscampus in Heilbronn investiert, sondern auch in den sozialen Arbeitsalltag der Mitarbeitenden von Kaufland, die im Wesentlichen dazu beitragen, dass es solche prestigeträchtigen Bildungsprojekte überhaupt gibt. Zwei der gezeigten Märkte (in Bad Tölz und Homburg) wurden nun erstmal von Kaufland geschlossen.
Ein Kommentar vom GSCHWÄTZ Redaktionsteam





