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Eltern trauten ihren Augen nicht

Das befürchtete Verkehrschaos aufgrund der geänderten Busfahrpläne (wir berichteten) am ersten Schultag am Montag, den 11. September 2023, Chaos blieb aus. Rund um das Bildungszentrum in Niedernhall herrschte überraschenderweise gähnende Leere. Lehrer:innen parkten vorbildlich nicht an der Schule, sondern bereits an der Stadthalle. Manche von ihnen lotsten die Schüler:innen, insbesondere die jüngeren unter ihnen, von dort zum mehrere hundert Meter entfernten Schulcampus. Doch auch auf dieser Strecke, die ansonsten morgens durch Busse und Elterntaxis wesentlich stärker befahren ist, fand man kaum ein Auto, auch kein Bus. Der Grund: Man hatte sich kurzerhand dafür entschieden, dass nicht nur die Linie 5, die Hauptverbindungslinie zwischen der Giebelheide und der Kernstadt, nicht bis zum Bildungscampus fährt, sondern alle Linien. Somit erschien das Gebiet an diesem Montagmorgen fast wie eine verkehrsberuhigte Zone.

So hatte die ganze Aufregung vergangene Woche auch etwas Gutes: Die Schule und der NVH handelten zum wohl der Kinder und trafen sinnvolle Entscheidungen wie etwa in Form von Schülerlotsen, um für einen sicheren Schulweg zu sorgen.

Auch das alle Busse und nicht nur die Linie 5 an den ersten beiden Tagen an der Stadthalle stoppten, war sicher sinnvoll. Schüler:innen wurden hier nicht auf der Straßenseite herausgelassen, sondern auf dem Gehweg Richtung Kocher, so dass sie sicher von den Schülerlotsen geleitet zum Campus kommen konnten. Am Mittwoch sollen dann wieder fahrplanmäßig alle Busse den Schulcampus direkt anfahren und die Schüler:innen steigen dann direkt an der Schule aus. Nur mit der Linie 5 sieht es hier nach wie vor schwierig ist. Die Kinder der Giebelheide müssen dann weiterhin von der Stadthalle aus laufen.

Abzuwarten bleibt daher, wie lange die Lehrer:innen als Schülerlotsen eingesetzt werden oder ob hier doch noch Fahrplanänderungen vorgenommen werden, so dass auch die Linie 5 wieder die Schule anfährt. Ab Donnerstag kommen zusätzlich die Erstklässler:innen in die Schule. Die Tage werden kürzer und vermutlich gibt es im Vergleich zu den ersten beiden Schultagen wieder mehr Verkehr auf den Straßen zwischen der Stadthalle und der Schule, alleine durch die Busse, welche die Schule direkt anfahren dürfen.

 




Er erzählte ihr ziemlich schnell, bevor sie überhaupt richtig zusammen waren, von seinen früheren Freundinnen, die allesamt „nichts taugten“.

Cover des neuen Romans von Dr. Sandra Hartmann.

Im ersten Kapitel dieses bizarren Gesellschaftsromanes über eine Beziehung, die es zu oft immer noch gibt im 21. Jahrhundert, lernen wir Georg und Nina kennen. Georg, ein Mister Charming, wie er im Buche steht und Nina, stets bemüht. Doch leider macht sie in Georgs Augen vieles immer noch falsch. Da sind die Wassertropfen auf der Küchenzeile, die Nina manchmal in der Hektik des Familienallages übersieht, oder dass die Badewanne nur bis zu einem bestimmen Punkt gefüllt werden darf. Warum provoziert sie Georg mit ihrem Verhalten jeden Tag aufs Neue? Warum hält sie Abstandsregeln zu Georgs Freunden und zu seinem Vater nicht immer ein? Warum hat sie den Arbeitsvertrag für Georgs neuen Mitarbeiter nicht sofort geschrieben? Die Coronapandemie macht ihr mit homeschooling und home office völlig den Gar aus. Sie sei einfach zu nichts zu gebrauchen, sagt Georg. Unfähig. Dankbar müsse sie sein, dankbar, bei ihm und seinem Vater sein zu dürfen. Und irgendwann, ganz allmählich, auch durch fantastische Menschen, die in ihr Leben treten, erkennt Nina, dass nicht sie das Problem ist. 

 

Kapitel 2. Begeben wir uns zurück an den Anfang.

Bevor wir schauen, welche Lawine auf Nina zurollt nach ihrer Trennung von Georg (>>> Kapitel 1 nochmal lesen), spulen wir zurück auf den Anfang. Nein, nicht auf Adam und Eva. Soweit nicht. Wir drehen die Zeit 15 Jahre zurück und stellen fest: Nina und Georg haben sich ziemlich schnell kennen- und lieben gelernt. Nina steckte mitten in einer Beziehung, in der sie nicht wirklich glücklich war. Georg war Single. Sie lernten sich über Freunde kennen. Nina erzählte Georg von ihrem Freund, mit dem sie zwar viel Spaß hatte, aber darüber hinaus plätscherte die Beziehung oberflächlich so dahin. Gespräche über Themen wie Politik und Wirtschaft konnte sie mit ihm nicht führen. Bei einem weiteren Treffen in größere Runde sahen sie sich ein paar Wochen später wieder und Georg tat ausführlich seine Meinung über den Gazastreifen und die politisch hochproblematische Lage dort kund. Nina war begeistert. Im Nachhinein, wenn sie nun mit etwas Abstand zurückblickte und ihre Beziehung Revue passieren lässt, gefühlt 10 Bücher über narzisstische Strukturen gelesen hatte, war ihr vollkommen klar, was damals ablief. Das war nicht der Georg, der sich wirklich für Politik interessierte, das war der Georg, der Nina damals haben wollte und der sich exakt so präsentierte, wie Ninas Vorstellungen von einem Traummann waren. Er eignete sich dieses Wissen bewusst an, um sie zu beeindrucken, interessierte sich aber letztendlich nicht wirklich für Politik außer für die üblichen Stammtischparolen. Im Laufe ihrer Ehe waren es die immergleichen Sätze, die Georg auf Lager hatte über den Gazastreifen, über Flüchtlinge, vor denen er Angst hatte, dass sie ihm etwas wegnahmen, obwohl er selbst ein Flüchtling war. Konstruktive Diskussionen gab es nicht, nur Wut und Hass.

Er präsentierte sich als ihr Traummann, nur leider hielt dieser Zustand nicht lange an

Zu ihrem ersten Date lud Georg sie zu sich nach Hause ein und kochte für sie. Sie hätte ihn nie als Mann eingeschätzt, der in der Küche stand und kochte. Sie selbst war keine große Köchin und hatte ihm das damals auch erzählt. Sie stand weder gerne am Herd, noch buk sie freiwillig Kuchen. Et voila, nun hatte sie einen Mann, der für die kochte. Das geschah genau einmal in ihrer gesamten Beziehung und Ehe und zwar, als sie zusammenkamen. Später, als sie Kinder hatten, buk er für die Kinder, wenn wieder einmal etwas vorgefallen war und er sehr wütend wurde, am nächsten Morgen, Pfannkuchen zum Frühstück. Heilewelt-Pannkuchen mit Bananenscheiben obendrauf. Die Kinder strahlten vor Glück. Ansonsten eignete sich Nina im Laufe ihrer Ehe alles Wissenswerte rund um die Küche an, damit Georg zufrieden und glücklich war. Das war gar nicht so einfach. Sein Geschmack war meilenweit von dem entfernt, was sie gerne aß. Er aß gerne deftige Hausmannskost, Schweinebraten, Fettäugleinsuppen, sie eher fleischlos. Auf die kleinen Zutaten kam es dabei an. Wenn er dann in die Küche kam und feststellte, dass sie das falsche Öl verwendete oder das Essen zu wenig gewürzt war, wusste sie schon jetzt, dass er die Nase rümpfen und nichts oder nicht viel essen würde. Und die Kinder dementsprechend auch nicht. Man fand relativ schnell eine Lösung. Nicht selten aß er dann das, was seine Mutter gekocht und vor die Tür gestellt hatte oder er ging nach dem Essen zu seiner Mutter, aß dort richtig und brachte das übriggebliebene Essen von ihr mit. Später dann, als die Kinder schon da waren, stellte seine Mutter das Essen einfach vor die Tür. Nina wurde gar nicht mehr gefragt. Auch die Küche galt es dementsprechend nach dem Kochen ordentlich zu hinterlassen. Das Schlimmste für Georg waren Wasserstropfen auf der Küchenzeile, die sie übersehen hatte. „Das macht das ganze holz kaputt“, mornierte er jedes Mal, wenn er einen Tropfen fand und griff zum Geschirrtuch, um die Tropfen damit zu entfernen. „Es ist doch nicht viel, was ich von Dir verlange, Nina. Ein paar Kleinigkeiten, mehr nicht. Das muss doch möglich sein“, seufzte er und sie schämte sich immer mehr, dass sie anscheinend zu nichts zu gebrauchen war.

Er erzählte ihr ziemlich schnell, bevor sie überhaupt richtig zusammen waren, von seinen früheren Freundinnen, die allesamt „nichts taugten“.

Er erzählte ihr ziemlich schnell, bevor sie überhaupt richtig zusammen waren, von seinen früheren Freundinnen, die allesamt „nichts taugten“. Nina aber sei anders, einzigartig. Sie würde ihn glücklich machen. Nina schwebte auf Wolke sieben. Ja, sie würde ihn glücklich machen. Sie kam sich vor wie die Außerwählte. Er sagte ihr, wie wichtig ihm auch seine Freunde seien. Daher bemühte sie sich ganz besonders, einen guten ersten Eindruck zu machen bei den anfänglichen Treffen, locker zu sein. Ihm viel Freiraum zu lassen. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Georg war zufrieden. Sie war es auch. Bereits nach einem Jahr Beziehung war sie schwanger, sie hatten nicht mehr verhütet und ließen dem Schicksal seinen Lauf. Lars kam auf die Welt. Und Georg schien alles andere als glücklich, eher entsetzt zu sein. „Was soll ich jetzt nur tun?“, jammerte er seiner Schwester vor. Kurz vor der Geburt zog sie bei ihm und seinen Eltern ein. Er wollte keine Kinder, er sei ein „Lebemann“, wie er nie müde wurde zu betonen, auch sollte sie bei jeder Schwangerschaft abtreiben. Das zumindest verlangte er von ihr. „Wie soll ich denn noch ein Kind ernähren, Nina? Wie stellst du dir das vor? Weißt du eigentlich, wie teuer Kinder sind?“, fragte er sie die ganze Zeit, als sie mit Ida schwanger war. Damals standen sie gerade am Anfang der Selbstständigkeit für seine Firma. Seine Sätze trieben ihr Schweißperlen auf die Stirn und bereiteten ihr unruhige Nächte. Was, wenn er recht hatte? Wenn sie das finanziell nicht schaffen werden?

Treib das Kind ab

Während ihrer ersten Schwangerschaft hatte sie bereits durchgearbeitet, nun gab sie noch mehr Gas in ihrer zweiten Schwangerschaft – neben Lars als Kleinkind. Da Büroarbeit keine wirkliche Abeit war, weigerte sich Georg, die ersten frei Jahre noch jemaden einzustelle, der Nina entlastete, als die Firma größer und die Aufträge mehr wurden. Rechnungen, Mahnungen, Werbung, E-Mails, Telefonate, monatliche Auswertungen, Steuerabschlüsse, Gerichtsverfahren mit unzufriedenen Kunden. Ninas Elternzeit bestand aus einem unbezahlten Vollzeitjob für ihren Mann und der Erziehung ihrer beiden Kinder.

Du bist nicht krank, nur schwanger

Sie sei ja schließlich auch nicht krank, sondern nur schwanger und später war sie eben „nur“ Mutter, das könne sie ja wohl mit links, wie Georg nie müde wurde zu betonen. Der Kundenstamm vergrößerte sich, sie bekamen bessere Aufträge, immer wieder kehrende Kunden. Sie versuchte, so viel Geld in der Verwaltung wie nur möglich zu sparen, indem sie am Anfang fast alles selbst machte, obwohl das bedeutete, eigentlich nie fertig zu sein. Georg war dadurch manchmal auch unzufrieden mit ihr, etwa, wenn sie nicht sofort seine Wünsche umsetzte. „Ich habe dir doch gesagt, ich brauche den Arbeitsvertrag für den neuen Mitarbeiter in der Werkstatt heute noch.“ – „Ich habe es leider nicht geschafft, Georg. Morgen ist er fertig. Das verspreche ich dir, Georg.“ – „Nina, ich glaube, du verstehst das nicht. Ich bin die alleinige Fratze der Firma. Ich in die alleinige Fratze. Es gibt nur einen Chef. Du oder ich“, Georg schaute sie wütend an. Nina schaute ihn verdutzt an und dachte, sie hätte sich verhört. Natürlich war er der Chef. Das hatte sie auch nie in Frage gestellt, nur weil sie den Arbeitsvertrag nicht pünktlich fertiggestellt bekam. Seine Wortwahl war mehr als eigenartig. Bezeichnete er sich gerade selbst als Fratze? Sie antwortete nicht, um nicht unnnötig wieder einen Streit zu provozieren. „Ich entscheide, ich bestimme. Ich hoffe, das ist jetzt klar. Ansonsten fliegst du.“ Es hatte keinen Zweck, weiter mit ihm zu diskutieren, auch wenn seine Aussagen sehr absurd waren. Nina gab auf, schwieg und machte sie an den Arbeitsvertrag.

Georg präsentierte sich stets als fantastischer Unterhalter

Als Lars auf der Welt war, war bei ihnen Zuhause stets offene Tür. Seine Eltern, seine Verwandtschaft und seine Freunde waren zu dieser oft bei ihnen Besuch, um den kleinen Lars zu betrachten. Nina mochte jeden einzelnen von ihnen, aber sie hatte kaum eine Minute für sich und den kleinen Lars alleine. Zum Stillen ging sie in das Schlafzimmer, wenn Gäste da waren. Seine Familie gab ihr Tipps, wie man optimal stillte, eine optimale Kindererziehung ausschaut und was sie noch besser machen konnte. Nach den Tipps bewirtete Nina die Gäste. Georg war stets gut gelaunt, wenn Besuch da war und er irgendwann zu später Stunde nach Hause kam, wenn er mit arbeiten fertig war, was teilweise erst nach Mitternacht der Fall war. Er war nun doch stolz auf seine kleine Familie, auf seinen Thronerben. Er war auch großzügig. Nina wäre zwar gerne häufiger alleine mit ihren Kindern direkt nach der Geburt gewesen, aber es hatte auch einen großen Vorteil, wenn sie Besuch hatten: Georg war dann gut gelaunt, zeigte sich von seiner besten Seite und war der Unterhalter des Abends. Ihr graute immer schon davor, wenn sich der Abend dem Ende zuneigte und sie mit ihm am Schluss wieder alleine war. Denn wenn sie alleine waren, kam die Unzufriedenheit und seine Aggression zurück, er fand immer etwas, dass sie im Umgang mit seiner Familie oder seinen Freunden falsch gemacht hatte, was ihr aber in dem Moment nicht auffiel, erst, als er sie danach darauf aufmerksam machte. Wenn sie sich in den Gesprächen mit seiner Familie, besonders gegenüber seinem Vater nicht so verhielt, wie er es als angemessen empfand, begann er damit, ihr einen Vortrag darüber zu halten, dass sie es leider anscheinend in ihrer Kindheit nicht gelernt habe, der älteren Generation den nötigen Respekt und Anstand entgegenzubringen und endete nicht selten mit wüsten Beschimpfungen, die häufig immer gleich endeten: „Verschwinde doch mit deinem Balg.“ Oder: „Hau ab, du Fotze. Verpiss dich aus meinem Haus. Ich halte das mit dir einfach nicht mehr aus.“ Manchmal steigerte er sich derart in seine Wut hinein, dass er am Ende weinte. Irgendwann verzichtete sie daher immer mehr darauf, sich zu verteidigen oder irgendetwas zu erwidern. Das machte das ganze noch schlimmer. Wenn er mal wieder irgendwann nach Mitternacht nach Hause kam, machte sie sich keine Sorgen mehr, war sie nicht mehr traurig, dass sie mit den Kindern wieder alleine zu Abend essen musste, fragte sie nicht mehr, wo er gewesen ist. Sie wollte seine Lügen nicht mehr hören. Irgendwann war sie sogar froh, wenn er immer weniger zu Hause war, wenn er nicht mehr neben ihr im Bett lag oder sie bereits schlief, wenn er nach Hause kam.

„Du bist nichts und du kannst nichts“

Worte können grausam sein. Wie Messerstiche. Und wenn man diese Worte immer wieder zu hören bekam, glaubt man sie irgendwann selbst. „Du bist nichts und du kannst nichts. Du bist zu blöd zu allem, Nina“, herrschte sie er sie immer wieder an, wenn ihr Fehler passierten. Wenn sie ihm wiederum von Kunden Kritik weitergab, dass irgendetwas an seiner Arbeit nicht gepasst hatte, trat sie nicht selten einen Tornado damit los, obwohl sie nur die Übermittlerin der Botschaft war. Dieser Kunde, so Georg, sei einfach nur blöd, unfähig, würde die gelungene Arbeit nicht wertschätzen. „Wenn er nicht bereit ist, zu zahlen, mahnen wir erst ab, dann klagen wir, Nina.“ Das war dann auch ihr Job, gemeinsam mit der Anwaltskanzlei.  Sein Vater, der ebenfalls von Beginn an mit in der Werkstatt als Handwerker arbeitete, erhielt von Beginn an monatlich ein vierstelliges Gehalt. Aber das war in Ordnung. Sie war seine Frau. Sie brauchte keine Bezahlung. Man machte es ja schließlich für die Familie.

„Ich werde dich überleben“

„Du kannst dir sicher sein, ich werde dich überleben, Nina. Ich werde dich nicht um Stich lassen, wie dein Vater … und dann starte ich vielleicht nochmal durch“, sagte er im Kreis von Freunden manchmal, fasste ihr dabei mit seiner Hand auf die Schulter und lachte. Nina lachte auch, war sie doch froh um Georg, froh um diese Aussage. Georg, der sie nie alleine lassen würde, der immer für sie sie da sein würde, bis zu ihrem Tod, der nach ihr starb, damit sie im Alter nicht alleine war. Damit sie auch jetzt nicht alleine war. Sie hatte eine absolute intakte Großfamilie geheiratet. In der man sich immer umeinander kümmerte und in der man nie alleine war. Niemals.

„Ein Glück, dass beide Kinder optisch nicht nach dir kommen“, sagte ihre Schwiegermutter

Rückzug und Privatsphäre gab es in ihrem Haus nicht. Als sie einmal darum bat, dass sein Vater klingeln möge, bevor er zu ihnen eintrat, schließlich könnte sie auch gerade aus der Dusche steigen und nackt herumlaufen, sprachen er und sein Vater fast zwei Wochen nichts mit ihr. Selbst Wochen später poppte diese in den Augen seines Vaters lächerliche Forderung immer wieder im familiären Kreis auf. Wie unverschämt und unerhört sie sich benehme und was sie sich überhaupt erlaube und einbilde. Etwas mehr Respekt wäre angebracht. Aber das läge wohl wiedermal an ihrer Erziehung, die offensichtlich gründlich misslungen sei. Als Ida zur Welt kam, seufzte seine Mutter und sagte zu Nina: „Ein Glück, dass beide Kinder optisch nach meinem Sohn kommen.“ Nina schluckte und lächelte brav.

Die Urlaube waren ihre besten Zeiten als Familie. Seine Eltern waren weit entfernt – und sie machten grandiose Ferien mit den Kindern – Fernreisen, Kreuzfahrten, Rundreisen. Der Alltag war weit weg. Aber irgendwann fiel Nina auch hier immer mehr auf, dass kein Tag verging, an dem Georg nicht trank. Sie erinnerte sich noch gut an einen Urlaub in Amerika und das erste, was sie besichtigten mit ihrem Mietwagen, war ein Supermarkt, in dem sie 24 Dosen Budweiser kauften und in den Kofferraum luden. Erst ab diesem Zeitpunkt war Georg entspannt.

Sein Sohn war sein Partner

Und dass im Urlaub kaum eine Nacht verging, in welcher Georg nicht mit einem Kind im Bett schlief, eng aneinandergedrückt die ganze Nacht. Meist mit Lars. Es war nicht etwa so, dass Lars zu ihnen ins gemeinsame Ehebett geschlüpft wäre, weil er sich nach ein paar Kuscheleinheiten sehnte, sondern dass Georg sich abends selbst zu Lars in sein Einzelbett legte und dort auch blieb, nicht, weil Lars darum gebeten hätte, sondern weil Georg das wollte. Während Ida und Nina morgens am Frühstückstisch auf sie warteten, schauten sich Georg und Lars immer öfter morgens im Bett noch einen Film an und erschienen dann pünktlich zum Mittagessen. Das war ihr Urlaub. Am Anfang, als die Kinder kleiner waren, war das noch ganz süß, aber irgendwann, als sie immer älter wurden, fand Nina sein Verhalten immer merkwürdiger. Das war keine Ehe, sondern eine Zweckbeziehung. Und so innig das Verhältnis zu seinem Vater als seinem besten Freund war, so innig schien auch Georg es mit seinem Sohn haben zu wollen. Sein Sohn war sein Partner. Nicht sie.

Aus der Nase ihres Sohnes lief Blut

Einerseits diese große Intimität durch intensive, stundenlange Streicheleinheiten, es konnte auch vorkommen, dass Georg Lars am Essenstisch auf seinen Schoß nahm und mit seinem Mund an seinem Ohr herumknabberte. Da war Lars schon elf. Andererseits kein Lob, keine anerkennenden Worte. Im Gegenteil, Abwertungen, und manchmal auch Schläge, weil das Naturell von Lars seiner Meinung nach Schläge brauche, wenn dieser sich hin und wieder traute, aufzubegehren, seinem Vater zu widersprechen – so wie Georg, wie er selbst sagt, als Junge auch Schläge von seinen Eltern gebraucht habe, um seinen Charakter zu formen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Als Nina Georg während der Coronapandemie bat, ihr beim Homeschooling mit den Kindern zu helfen, Nina war bei Ida, er sollte Lars unterstützen, hörte sie nach kurzer Zeit auf einmal einen dumpfen Knall aus Lars‘ Zimmer. Als sie hineinging, um nachzuschauen, tat sich vor ihr ein abstruses Bild auf. Georg, wie er links von Lars stand. Lars wie er auf dem Schreibtischstuhl hinter seinem Schreibtisch saß und sie anschaute. Vor ihm lagen seine Aufgaben. Aus seiner Nase lief Blut. „Was ist passiert?“, fragte Nina erschrocken. „Ich warne dich, Nina“, zischte Georg sofort, sein Zeigefinger auf sie gerichtet. „Unterstell mir jetzt bloß nichts. Ich habe nichts getan. Ich habe nur ausgeholt, weil er wieder mal keine Lösung gefunden hat und wollte so tun, als ob ich ihn schlage, damit er endlich mal fertig wird. Aber ich habe ihn nicht geschlagen.“ Daraufhin habe sich Lars geduckt aus Angst davor, tatsächlich wieder geschlagen zu werden, und sei dabei mit dem Kopf auf Tischplatte geknallt. Selbst wenn das stimmte, was Georg da erzählte, war es erschreckend, wie er derart kalt und empathielos neben seinem Jungen stand, während diesem das Blut aus der Nase lief und rote Flecken auf dem Schreibtisch hinterließ. Kein Gefühl von Mitgefühl, an eine Entschuldigung erst gar nicht zu denken. Im Gegenteil. Lars sei schließlich schuld, er bemühe sich nicht richtig.

„Ich bin der Fehler“, dachte Nina über viele Jahre

Lars würde über kurz oder lang auf die schiefe Bahn geraten, wenn Nina nicht bald ebenfalls härter durchgreife, das garantiere er ihr, sagte Georg immer wieder, wenn Lars nicht so lief wie gewünscht. Lars habe überhaupt keinen Respekt vor ihr, würde ihr auf der Nase herumtanzen und wenn er letzten Endes auf die schiefe Bahn gerate, habe das dann ganz allein Nina zu verantworten. Im Nachhinein konnte sie darüber nur den Kopf schütteln. Aber wenn dir das jeder ständig sagt, Ninas Ehemann, ihre Schwiegereltern, ja sogar die Geschwister von Georg, irgendwann glaubte Nina, was man ihr immer wieder vorkaute. Sie bekam Angst, dass Lars auf die schiefe Bahn gerät und sie schuld daran war. du dich im Nachhinein immer schämen wirst. Irgendwann lebt man in einer Glaskugel mit Menschen um einen herum, die alle dieselbe Einstellung hatten, nur man selbst nicht. „Ich bin der Fehler“, dachte Nina dann immer wieder. „Ich bin der Fehler im System.“ Weil doch alle anderen um sie herum im Gleichklang sprachen. Nur sie nicht. Sie war irgendwann irgendwie aus dem Takt geraten. Dabei versuchte sie doch nur, möglichst konfliktfrei mit den anderen zusammenzuleben. Doch es gelang ihr immer weniger.

Hatte Georg sie vor Freunden und bei Familientreffen bislang stets gelobt, wie viel sie arbeite und was für eine gute Mutter sie sei, verkehrte sich im Laufe der Jahre auch sein Verhalten ihr gegenüber in der Öffentlichkeit allmählich ins Gegenteil. Er fühlte sich von ihr gegängelt, eingeengt, sie mache Fehler bei der Arbeit, sie sei zu lax mit den Mitarbeitern, mit Lars, sie verhalte sich falsch in der Öffentlichkeit. Zu Festen gingen sie noch gemeinsam hin, aber er ging dann direkt zu Bekannten und Freunden, trank und verirrte sich erst, als er nach Hause wollte, wieder zu ihr.

Sie wurde irgendwann zu seinem Schwarzen Peter

Rückblickend wurde sie irgendwann zu seinem öffentlichen Schwarzer Peter. Er der Good Guy, Mister Charming. Und sie das Gegenteil. Sie bestritt die Gerichtsverfahren für ihn gegenüber Mitarbeitern, von denen er sich trennen wollte. Sie versuchte konsequenter und strenger mit Lars zu sein. Er wurde dadurch immer mehr zum best daddy ever, auch wenn er fast nie zu Hause war. Sie wurde immer angespannter, genervter und gefrusteter.

Auch privat schien er förmlich nach Fehlern zu suchen, um ihr zu sagen, dass sie nichts tauge. Bereits Kleinigkeiten wurden zu einem Elefanten aufgeblasen. Einmal hatte sie das Auto anscheinend nicht ordnungsgemäß auf einem Parkplatz vor dem Haus von Freunden abgestellt. Er kam zwei Stunden später – angeblich von der Arbeit – angefahren. Anstatt ihre Freunde zu begrüßen, kam er direkt auf sie zu und raunzte sie an: „Sag mal, spinnst du? Bist du besoffen oder was?“ Nina schaute Georg verdutzt an. „Wie scheiße hast du denn da geparkt? Da kommt ja keiner mehr vorbei an unserem Auto. Du stehst ja quasi mitten in der Straße. Jetzt würde ich mich aber beeilen, nochmal ordentlich einzuparken, sonst bleibt garantiert jemand daran hängen.“ Kreidebleich ging Nina zum Auto. Doch das war eigentlich ganz gut eingeparkt. Entweder hatte sie langsam Wahrnehmungsstörungen oder er hatte vielleicht wieder zu viel getrunken oder nur einen Grund gesucht, um mit ihr einen Streit anzufangen oder beides. Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass er nun wieder den restlichen Tag nichts mit ihr sprach.

Sie schämte sich und begann zu dieser Zeit tatsächlich immer mehr an ihrer eigenen Erinnerung und Wahrnehmung zu zweifeln.

Wenn Nina zu Hause am Essenstisch etwas erzählte und Georg auch anwesend war, drehte er sich demonstrativ weg, hörte nicht zu oder fing parallel mit anderen ein Gespräch an. Sie hoffte, dass sich alles wieder bessern würde, aber das Gegenteil war der Fall.

Als sie wieder einmal gemeinsam auf einem Dorffest waren, unterhielt sie sich sehr nett mit einem langjährigen Freund von ihm. Sie war froh, dass sie jemandem zum Reden hatte. Am nächsten Tag redete Georg zunächst mal wieder kein Wort mit ihr. Das kannte sie ja schon. Dennoch fragte sie sich, was sie nun schon wieder falsch gemacht hatte. Irgendwann schließlich nannte Georg ihr den Grund: „Sag mal, Nina, merkst Du eigentlich gar nichts mehr? Weißt du, wie du dich auf dem Fest aufgeführt hats? Wie ein billiges Flittchen.“ Sie habe mit einem seiner besten Freunde geflirtet, sei viel zu nah bei ihm gestanden. Das habe jeder gesehen. Und obendrein: Was habe sie sich bei ihrem Outfit gedacht?  Man habe direkt von ihrem Ausschnitt in ihre Vagina schauen können. Sie schämte sich und begann zu dieser Zeit tatsächlich immer mehr an ihrer eigenen Erinnerung und Wahrnehmung zu zweifeln. Sie habe sich doch einfach nur normal mit ihm unterhalten. „Ich sage es dir jetzt mal so, wie es ist: Die Menschen reden über dich, Nina, und sie schütteln nur noch den Kopf. Sie fragen sich, wie ich es eigentlich überhaupt noch mit dir aushalte.“ Nina ging daraufhin immer weniger aus. Die Angst war zu groß, sich falsch zu verhalten. Eigentlich spielte sich ihr Leben die letzten Jahre ihrer Ehe nur noch in den eigenen vier Wänden ab, im Büro oder bei Elternabenden. Als Freundinnen sie überredeten, doch mit ihnen einmal wieder mit ins Kino zu gehen, riefen ihre Kinder alle fünf Minuten an, da Georg, der eigentlich zugesichert hatte, derweil auf die Kinder aufzupassen, auch gegen 22 Uhr noch immer nicht zu Hause war und ihre Schwiegermutter, die eigentlich solange für Lars und Ida da sein wollte, vor dem Fernseher saß und selbst als eine Glasflasche zu Bruch ging, nicht kam, um die Scherben im Kinderzimmer wegzuräumen. Lars und Ida weinten ins Telefon. Von dem Film bekam Nina kaum etwas mit, ihr Telefon klingelte unentwegt. Wäre sie nicht gemeinsam mit ihren Freundinnen gefahren, wäre sie mit Sicherheit früher nach Hause gekommen und nicht bis zum Ende des Filmes geblieben. Als sie nach Hause kam, räumte sie erstmal die Glassplitter auf dem Boden neben Idas Bett weg, während Ida mittlerweile in ihrem Bett schlief und ausschaute wie ein kleiner Engel. Nina streichelte ihr über den Kopf und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Georg freute sich auf die Zeit, wenn er mit seinem Sohn gemeinsam um die Häuser ziehen und trinken konnte

Georg und Nina gingen generell selten zu zweit aus oder unternahmen zu zweit etwas, in den Jahren ihrer Ehe. Wenn sie gemeinsam ausgingen, dann gemeinsam mit den Kindern und in der Regel nur auf irgendwelche Dorffeste. Georg trank sich durch den Abend, wurde dadurch in der Regel entspannter, gut gelaunt, wenn nichts dazwischenkam, was ihn störte, und hing nur ab und an am nächsten Morgen kotzend über der Kloschüssel. Nina begann, Alkohol allmählich zu verabscheuen und trank selbst so gut wie nichts mehr. Wenn Georg erzählte, er freue sich schon auf die Zeit, wenn er mit Lars um die Häuser ziehen und trinken konnte, drehte sich ihr der Magen herum.

Das letzte Mal, als sie gemeinsam mit Georg unterwegs gewesen ist, hat es dann so richtig geknallt.

Der Grund war auch hier der Alkohol gepaart mit seiner grundlosen Eifersucht. Auch dieses Mal hatte sie sich zu lange mit einem Freund von ihm unterhalten. Eigentlich hatte Nina nur mit Mark gesprochen, weil Georg den ganzen Abend im Festzelt mit seinen anderen Freunden unterwegs war. Sie hatte ihn schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Doch das war nicht weiter schlimm. Im Gegenteil. Irgendwann hat sich Mark zu ihr gesellt und sie hatten sich wirklich gut unterhalten. Am Ende wollten sie lediglich noch etwas frische Luft auf dem Festplatz schnappen und sind ein wenig herumgelaufen.

Als es Zeit war, zu gehen, war der private Partybus, den Nina für alle gebucht hatte und mit welchem sie alle gemeinsam angereist waren, weg. Da Georg Ninas Handy hatte,rief Mark Georg an. Dieser grölte lautstark und betrunken ins Telefon, dass Mark und Nina nun zusehen könnten, wie sie nach Hause kämen. Sie seien zu spät am Treffpunkt gewesen. Nina schaute auf ihre Uhr. 10 nach Mitternacht war es. Georg hatte Recht. Sie waren 10 Minuten später eingetroffen als geplant. Der Bus war weg. Aber hätte man da nicht noch kurz warten können oder sie zumindest anrufen? Sie waren über 200 Kilometer von zu Hause entfernt. Ihr Herz begann, schneller zu schlage. Nina hatte weder Geld noch Jacke oder ein Handy dabei. Sie begann zu frieren, während sie auf Georg einredeten, er möge dem Busfahrer sagen, dass er wieder umdrehen solle. Doch das Gegenteil war der Fall, wie Nina im Nachhinein von Freunden erfahr, die mit in dem Bus gesessen sind. Der ansonsten chronische Zuspätkommer Georg habe wohl mit Nachdruck veranlasst, dass der Bus pünktlich ohne Nina und Mark von Festgelände rollte, obwohl diverse gemeinsame Freunde ihn versucht haben, zur Vernunft zu bringen und auf Nina und Mark noch kurz zu warten. Dabei soll er wohl so wütend geworden sein, dass er Ninas Handy gegen die Scheibe des Busses geworfen hat.

Er ließ sie einfach stehen und fuhr weg. Sie hatte weder eine Jacke, noch Geld oder ein Handy

Mark und sie haben sich dann ein Taxi genommen, das Mark bezahlt hat. Über 200 Euro kostete der Spaß schließlich. Florian, ebenfalls ein guter Freund von Georg, hat Nina ein paar Tage später ihr Handy wiedergegeben. Es war völlig kaputt. Nina hat es aufbewahrt, als Erinnerung, daran, was alles passieren kann, wenn man Georg wütend machte und sich nicht an seine Regeln hielt. Da war sie wieder an diesem Punkt, die Frage, ob sie gehen sollte oder bleiben. Wie damals, er die Badezimmertüre aufgebrochen hat, als sie sich bei einem Streit mit Lars im Badezimmer einschloss aus lauter Angst vor Georg. Sie fragte Florian, der ihr ihr Handy wieder brachte, was er von der Aktion hielt. Sie wollte wissen, ob sie sich wieder falsch verhalten hatte. „Nina, ich kann dir nur sagen, dass du ganz allein wissen musst, ob du dich so behandeln lassen möchtest.“ Sie war also nicht verrückt. Selbst Florian sah Georgs Verhalten als das an, was es war: nicht normal.

Das war einer von diesen Sätzen, welcher ihr letztendlich rückblickend wahnsinnig geholfen hatte, in dieser Ehe nicht völlig verrückt zu werden. Das können Außenstehende kaum nachvollziehen, die niemals Erfahrungen mit dem Prinzip Dr. Jekill und Mr. Hyde gemacht haben. Georg war nach außen ein fantastischer Mann. Für viele sicherlich ein Traummann. Er war auch eine sehr lange Zeit ihr Traummann gewesen. Sie hätte alles, wirklich alles für ihn getan. Niemand, der nicht idealerweise einmal auch seine andere Seite hautnah mitbekommen hat, seine Ausraster, seine Beleidigungen, seine Abwertungen, konnte sich auch nur annähernd vorstellen, dass er ein wahnsinnig extremes Wechselspiel-Prinzip beherrschte, das unglaublich anstrengend für alle Beteiligten auf die Dauer war. Heute konnte er einen auf Händen tragen und das Gefühl geben, der beste Mensch zu sein und gemeinsam mit ihm alles zu erreichen, morgen konnte nur ein Satz ihn derart aus der Fassung bringen, dass man nur noch Dreck wert war, zu nichts nütze, zu blöd zu allem, zu nichts zu gebrauchen. Dieser Mensch konnte dich in den Himmel heben mit allen dazugehörigen Glücksgefühlen. Er konnte dich aber auch von einer Sekunde auf die nächste zu Fall bringen. Er kannte schlichtweg keine Skrupel. „Entschuldigung“ hatte er, wie sein Vater, noch nie über die Lippen gebracht und es schien auch, dass er bei all seinem Tun auch nie mit sich haderte, nie Skrupel hatte, nie Fehler im Nachhinein einsah oder ein schlechtes Gewissen hatte. Schlichtweg weil er, wie er selbst auch nicht müde wurde zu betonten, stets korrekt handelte. Dieser Mensch machte keine Fehler. Nur alle anderen. Das war zumindest sein Selbstverständnis.

„Ich würde mich an deiner Stelle wirklich schämen, Nina“

Daher sprach sie lange mit niemandem über die Vorkommnisse in ihrer Ehe. Aus Unsicherheit, ob nicht doch alles an ihr lag und sie tatsächlich eine völlig falsche Wahrnehmung der Dinge hatte, aus Angst, dass man ihr nicht glaubte, das andere die Begebenheiten als gar nicht so schlimm erachteten und natürlich aus Furcht, dass Georg letztendlich davon erfuhr. So etwas wäre Hochverrat für hin.

Aber das Florian als enger Georgs Freund ein ähnliches Bild der Situation hatte, welches auch sie hatte, stimmte sie zum ersten Mal wieder mutiger, sie begann, ihrem Bauchgefühl mehr zu trauen. Auch Mark fand keine Worte für das Verhalten von Georg. Georg kam etwas später in der Nacht zurück, schlief auf der Couch anstatt im Bett. Am Morgen sprach er kaum etwas mit ihr, am Nachmittag ergossen sich dann die Anschuldigungen wieder über sie, wie peinlich sie sich wieder einmal aufgeführt hatte, das gehe gar nicht. Jeder im Bus habe den Kopf über ihr Verhalten geschüttelt. Betrogen habe sie ihn mit Mark.  „Ich würde mich wirklich schämen, Nina. Das geht gar nicht. Ich weiß gar nicht, wie das noch mit uns weitergehen soll“, sagte er abschließend und dass er sich nun mal wieder gut überlegen müsse, ob diese Ehe überhaupt noch Sinn mache. Er schaute sie dabei ernst an. Sie schaute ihn ebenfalls lange an und entschuldigte sich dieses Mal nicht für ihr Verhalten, denn sie wusste, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Und auch andere wussten die Situation einzuschätzen. Sie war nicht mehr allein. Und das war so unglaublich viel wert.

Nun begann sie, nicht nur ihr Verhalten zu betrachten, sondern auch seines zu hinterfragen

Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis sie sich endgültig von ihm trennte. Aber schon jetzt änderte sich einiges. Im Wesentlichen ihre Selbstwahrnehmung. Bislang hatte sie nahezu immer den Fehler bei sich gesucht und sich versucht, zu verbessern und nichts zu machen, was irgendjemand in dieser Familie als Kritik oder Provokation verstehen konnte. Sie lief quasi wie auf Eierschalen durchs Leben. Nun begann sie allmählich, nicht nur auf ihr Verhalten zu schauen und dieses zu hinterfragen und zu optimieren, damit alle zufrieden mit ihr waren, sondern sie schaute nun mehr auf sein Verhalten bei den weiteren Dramen, die noch folgen sollten. Bestärkt wurde sie von Sätzen wie die von Florian und weiteren Freunden, die ebenfalls Kommentare begannen zu ihr zu sagen, die sie in ihrer Wahrnehmung bestärkten. Sätze wie: „Das geht gar nicht, wie der dich behandelt, Nina.“, wenn er Nina mal wieder vor allen Leuten lächerlich machte. Und allmählich begann sie sich zu öffnen und diesen Personen zaghaft zu vertrauen und peux-a-peux zu erzählen, was noch so alles hinter den Kulissen dieses Hauses passierte.

Sie war nicht verrückt, sie war nicht irre, wie Georg sie immer hinstellte. Die Außenwelt, zumindest mit den Personen, die sie sprach, urteilte genauso über sein Verhalten. Das war nicht normal. Das machte man nicht. Auffällig jedoch war dabei, dass das zunächst vorwiegend Menschen erkannten und sie darauf ansprachen, die selbst bereits Erfahrungen mit derartigen Beziehungen gemacht hatten.

Irgendwann war sie sich absolut sicher: Gar nichts würde besser werden, denn sie würde in seinen Augen nie gut genug sein, keiner würde jemals gut genug sein für Georg, außer vielleicht sein Vater.

Nina wurde in dieser Zeit getragen von einem Gefühl der Solidarität und es bestärkte sie auch im Bezug auf ihre Kinder, sich zu trennen.  Hätte sie diese Stimmen von außen nicht gehabt, wäre sie vermutlich nicht aus dieser Ehe ausgebrochen, weil sie immer noch denken würde, dass sie der einzige Fehler in seinem System ist. War sie ja auch. Irgendwie. Und dieser bescheuerte Glaube, wenn sie sich nur noch ein wenig mehr noch anstrengte, würde alles gut werden. Was für ein Schwachsinn. Gar nichts würde besser werden, denn sie würde in seinen Augen nie gut genug sein, keiner würde jemals gut genug sein für Georg, außer vielleicht sein Vater.

Nun wusste sie sicher: Auch er musste sich ändern, um diese Ehe, diese Familien zu retten. Sie würde sich nicht länger so behandeln lassen. Sie würde künftig für sich einstehen. Sie würde ihrer Tochter ein besseres Vorbild sein, denn sie wünschte sich für sie eine bessere Ehe. Und wer weiß? Vielleicht änderte sich dann etwas. Vielleicht änderte er sich. Ein Versuch war es zumindest wert.

„Er wertet dich ständig vor anderen ab, um sich selbst aufzuwerten“

Zum ersten Mal hörte sie dieses Wort von einer Bekannten, dieses Wort, das am Ende alles erklärte, sein Verhalten, das seines Vaters, seiner Mutter, Georgs Verhalten gegenüber den Kindern. „Georg ist doch ein Narzisst. Das ist so etwas von offensichtlich“, sagte einmal bei einem Schwimmbadbesuch Helene zu ihr. Helene war eine weitläufige Bekannte. Der Zufall hatte sie wieder zueinander gebracht über mehrere Freundesecken. Seitdem sah man sich regelmäßig bei Geburtstagen von Freunden. „1. Er wertet dich ständig vor anderen ab, um sich selbst aufzuwerten. 2. Georg kann anderen nichts gönnen, nur sich selbst. 3. Der prahlt doch ständig mit allen, was er hat oder auch nur so tut, als ob. Das ist ein totaler Blender.“ Helene hatte Recht. Das wusste Nina. Ihr kamen die Tränen bei diesen Sätzen, weil sie wie eine Erlösung für sie waren. Sie war keine grauenhafte Person, die ihrem Ehemann das Leben schwer machte, sondern ihr Ehemann verhielt sich teilweise unmöglich. Nina verschlang in kürzester Zeit alle möglichen Bücher zum Thema Narzisssmus und toxische Beziehungen und verstand dabei immer mehr. Sie verstand irgendwann auch, warum Helene als weitläufige Bekannte ihn durchschaute und andere, die täglich mit ihm zu tun haben, nicht. So wie sie selbst letztendlich lange Zeit nicht gesehen hat, was da vor sich ging. Es war ein langer Prozess zur Erkenntnis und lief parallel zu ihrer Scheidung ab, die ihr noch einmal alles abverlangte. Denn: Trenn dich nie von einem Narzissten. Es könnte dein Untergang sein. Genau das prophezeite ihr Georg vor ihrem Auszug.

Auf der Suche nach einer guten Scheidungsanwältin empfahl ihr eine Geschäftspartnerin, es zunächst nochmal mit einer Familientherapie zu versuchen als letztes Mittel, diese Ehe und damit ihre Familie zusammenzuhalten. Georg hielt davon nichts. Er meinte zu ihr lapidar, ich gehe hin, wenn du mir unseren Besitz überschreibst. Sie dachte, sie hatte sich verhört. Aber nein, er meinte es ernst. Also ging sie letztendlich alleine hin, heimlich, versteht sich. Sonst könnte sie sich wieder anhören, wie labil sie angeblich in seinen Augen sei.

„Ich habe Angst vor seiner Reaktion“

Dr. Sybille Knörzer hörte sich Ninas Geschichte vom Anfang bis zum Ende an und fragte am Ende: „Warum wehren Sie sich nicht, wenn er ihr Ihnen zum Beispiel den Mund verbietet vor den Kindern und zu Ihnen am Essenstisch sagt, Du darfst gerne eine andere Meinung haben als ich, aber behalt sie für dich“?

Nina überlegte kurz: „Na, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe. Ich weiß, was dann kommt.“

Dr. Sybille Knörzer: „Was kommt dann?“

Georgs Augen wurden in der Regel schmal, wenn ihm jemand Widerworte leistete, dann drehte er sich weg, ignorierte einen, verließ den Raum, sprach eine Weile nicht mehr mit einem, oder sie brach damit eine Diskussion vom Zaun, in der er sie wiedermal abwertete oder beschimpfte, gerne auch vor den Kindern. Dabei streckte er ihr vorzugsweise seinen ausgetreckten Zeigefinger ins Gesicht und kam ziemlich dicht an sie heran. Er neigte dazu, erst seine Worte herauszuzischen, bevor er ins Brüllen überging. Die Kinder weinen dann im schlimmsten Fall und betteln, dass sie aufhören mögen zu streiten. Darum sagte Nina häufig nichts mehr, sondern blieb stumm. Vernünftige Diskussionen waren mit Georg ohnehin nicht möglich, denn er antwortete nicht auf Fragen, sondern begann dann wieder mit gänzlich neuen Themen, oft mit vermeintlichen Fakten, die er in an den Kopf schmiss, die aber völlig absurd waren. Nina war jahrelang nur damit beschäftigt, sich zu verteidigen bezüglich seiner teilweise abstrusen oder überzogenen Anschuldigungen. Sie versuchte, logisch zu argumentieren, aber dann begann er mit einem völlig anderen Thema und das Spiel startete von neuem.

Finde zu dir selbst zurück

Dr. Sybille Knörzer vertrat die Meinung, dass Nina wieder mehr zu sich selbst finden müsse und ihm auf Augenhöhe begegnen müsse. Als Erwachsene und nicht als Kind. Sein Beleidigtsein gelte es dann einfach auszuhalten. Ihn solle sie auch stets im Erwachsenenmodus „abholen“, wenn er wieder wegen einer Kleinigkeit in seinen Kindmodus verfalle und mit seinem Spielzeug um sich wirft, wenn ihm etwas nicht passe. Oder aber oberlehrerhaft zu ihrer herunterschaue und sie versuche, zu belehren.

Sprechen Sie im Erwachsenenmodus mit ihm

Also gut. Sie schaltete ihre Emotionen bei den kommenden Kommentaren und Streitereien so gut es ging aus und versuchte, mit ihm von einem Erwachsenen zum anderen Erwachsenen zu sprechen. Das klappte nicht immer, aber immer öfter. Und es wirkte tatsächlich deeskalierend. Aber Georg wirkte dadurch nicht irgendwie glücklicher, sondern eher wütender, wie wenn er innerlich schier zu platzen drohte. Wenn er sie beleidigte, nahm sie das fortan nicht mehr persönlich, sondern empfand Mitgefühl mit ihm, dass er anscheinend keine andere Möglichkeit gelernt hatte, zu kommunizieren und sich auszudrücken in Konfliktsituationen. Sie blieb ruhig. Er wurde aber dadurch, so schien es, nicht ebenfalls glücklicher, ohne die ständigen Streitereien, sondern im Gegenteil, immer unzufriedener und unruhiger. Er schien diese ganzen tagtäglichen Dramen förmlich zu suchen und auch zu brauchen. Wenn sie versuchte, ihm wieder nahe zu sein, ihn zu umarmen oder ihm etwas Nettes zu sagen, konnte er es nicht annehmen. Er hingegen schien kein Interesse daran zu haben, dass es ihr gut ging, indem er etwas Nettes zu ihr sagte oder sie einfach nur so, ohne sexuelle Hintergedanken, in den Arm nahm.

Um diese Ehe zu retten, hätten Sie sich beide bewegen müssen. Einer allein reicht nicht.

Als er an einem Abend wieder einiges mit einem Freunde trank und sie mal wieder sagte, dass sie das nicht gut findet, wenn es ständig nur darum gehe, auf einem gewissen Pegel zu sein, liefen ihm wieder Tränen über die Wangen, als sie abends im Bett lagen. „Weißt Du, Nina, ich kann das mit Dir einfach nicht länger. Verschwinde mit deinen Bälgern aus meinem Haus, verschwinde und lass mich einfach nur in Ruhe. Du zerstörst mein Leben. Ich kann einfach nicht mehr“, schluckte sie nicht mehr, war nicht mehr wie gelähmt, schlief nicht mehr schweißgebadet ein vor lauter überwältigender Angst, ihn zu verlieren, wollte nicht mehr kämpfen für eine Ehe, die sowieso nicht mehr zu retten war, wenn einem wirklich zu keinerlei Kompromiss bereit war und nur alle Fehler bei dem anderen suchte. Um diese Ehe zu retten, hätten sie sich beide bewegen müssen, einer allein reicht einfach nicht. Sie wollte weder Lars noch Ida dieses Modell einer Steinzeitehe weiter vorleben. Sie wollte auch ihre Kinder dazu ermutigen, dass eine Verbindung zu einem Menschen etwas Schönes ist, etwas, dass beiden Menschen einen Mehrwert bringt, bei der sich beide besser und nicht schlechter fühlen und in welcher man es nicht nötig hat, den anderen abzuwerten. Und dass ein Leben in Frieden und Harmonie nicht nur möglich sein sollte, sondern selbstverständlich. Sie bettelte nicht mehr darum, bei ihm bleiben zu dürfen, sie strengte sich die folgenden Wochen nicht noch mehr an, damit er blieb.

Sie antwortete nur: „Ok. Wir ziehen aus.“

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Wie erkennt man einen Narzissten, wenn er vor einem steht?

 Der Psychologe Dr. med. Pablo Hagemeyer hat mehrere Bücher über das Phänomen des Narzissten geschrieben. Er selbst bezeichnet sich ebenfalls als Narzissten, aber als „netten“, der erkannt hat, dass er einer ist, was eher die Ausnahme als die Regel bei derartigen Persönlichkeitsstörungen ist. Einfacher Narzissmus tut in der Regel erst einmal niemanden weh. Der einfache Narzisst findet sich selbst schlicht wunderbar und sucht stets Aufmerksamkeit und Bewunderung. Seine Bedürfnisse stehen für ihn im Mittelpunkt. Er kann sich empathisch nicht wirklich in andere hineinversetzen, sondern „kopiert“ Gefühle wie Anerkennung und Mitgefühl für andere und deren Leistungen. Dies macht der Narzisst nie grundlos, sondern möchte damit ein Ziel erreichen. Grundsätzlich hat dieser Typus ständig mit Neid, Angst und Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen.

Es gibt jedoch unterschiedliche Ausprägungen von Narzissmus – ähnlich anderer Krankheiten wie Autismus. Die harmlose Variante, wie soeben beschrieben, bis hin zu einer bösartigen, so genannten malignen und damit destruktiven Form, nicht selten auch gepaart mit Aggression. Diese Form des Narzissmus zerstört grundlos ohne Rücksichtnahme, wenn er seine Ziele bedroht sieht, etwa wenn Menschen die Maske durchschauen, die er trägt. Der Narzisst wird enttarnt, kann das aber in seiner Welt nicht verwinden und versucht, die Person, die ihn durchschaut hat, etwa durch gezielten Rufmord zu diskreditieren, aus seinem Leben zu verbannen, finanziell und/oder persönlich zu „zerstören“, damit seine heile Welt, in welcher er der König ist, wieder hergestellt ist. Dabei ist der malignen Form des Narzissten nahezu jedes Mittel recht, wie etwa lügen, Manipulation, aggressives Auftreten, emotionale Erpressung und gezielte Beleidigungen und Abwertungen. Aussagen wie: „Das kann er doch nicht machen“ oder „Das wäre aber nicht rechtens“ interessieren derartige Persönlichkeitsstrukturen grundsätzlich nicht. Sie machen ihre eigenen Regeln und erwarten, dass diese Regeln jeder akzeptiert – auch vor Gericht bekommen sie mit dieser dreisten Vorgehensweise nicht selten auch noch Recht, wie diverse Gerichtsverfahren und -urteile im Familiengericht in Deutschland belegen.

Besonders perfide Narzissten bedienen sich hier einem Wechselspiel. Gegenüber anderen Personen verhalten sie sich dabei extrem höflich, großzügig und hilfsbereit, während sie gleichzeitig die Person, die ihr falsches Spiel erkannt hat, massiv bei anderen Menschen abwerten.

Eine Liebesbeziehung zu einem Narzissten läuft fast immer nach demselben Muster ab:

  1. Phase: Das Opfer glaubt, den Traummann / die Traumfrau gefunden zu haben, da der Narzisst sich genau so präsentiert, wie sich das Opfer seinen/ihren Traummann vorstellt. Durch gezieltes „Abfragen“ von Wünschen werden diese schnell erfüllt. Der Traumpartner präsentiert sich etwa als leidenschaftlicher Koch, als Diskussionspartner in politischen Themen, als kunst- oder sportbegeistert, als spendabel, als erfolgreich, obwohl er es gar nicht ist. Diese Menschen sind vergleichbar mit einem Chamäleon. Sie passen sich in jeder Umgebung bestmöglich an. Obwohl sie ein verkümmertes empathisches System haben, haben sie sehr feine Antennen dafür, was andere Menschen mögen und passen sich dementsprechend an, um ihre Ziele zu erreichen. Darum sind Narzissten in der Geschäftswelt häufig ebenfalls äußerst erfolgreich. Sie bekommen so fast immer von dem gegenüber, was sie wollen.

 

  1. Phase: Wenn der Köder geschluckt und der Fisch gefangen wurde, hält die Traumbeziehung nicht lange an, da der Narzisst über einen längeren Zeitraum seine Maske nur schwer aufrechterhalten kann. Daher sind Narzissten sehr daran interessiert, in Windeseile Nägel mit Köpfen zu machen, das heißt, es wird auffallend oft sehr schnell geheiratet und/oder ein oder mehrere Babys gezeugt und/oder eine Immobilie gekauft und so die finanzielle Abhängigkeit des Opfers eingeläutet.

 

  1. Phase. Isolation und Manipulation. Schritt für Schritt wird das Opfer von seinen Vertrauenspersonen wie Freunden und / oder der eigenen Familie isoliert, sprich, man pflegt im Alltag lediglich Umgang mit Menschen, die dem Narzissten wohlgesonnen sind, wie etwa die Eltern des Narzissten, die Verwandtschaft des Narzissten, Freunde des Narzissten. Potenzielle „kritische“ Geister werden verbannt, in dem der Narzisst sie bei seinem Opfer schlecht redet, sich etwa permanent über sie lustig macht, sie abwertet oder dem Opfer erzählt, dass sie schlecht über das Opfer geredet haben – was aber nur weitere Lügen des Narzissten sind. Das Opfer glaubt dem Narzissten diese Lügen, weil Menschen generell normalerweise erst einmal vom Guten im Menschen ausgehen und nicht jeden Satz hinterfragen und anzweifeln. Die meisten gehen von sich selbst aus und sind eben keine chronischen Lügner. Narzissten zeigen überdies niemals Skrupel bezüglich ihrer Lügen oder Methoden. Entschuldigungen hört man nur dann, wenn sie damit ein bestimmtes Ziel verfolgen und nicht, weil sie ehrlich gemeint sind.

  1. Phase. Manipulation. Schritt für Schritt, nach der Salamitaktik, verwandelt sich der vermeintliche Koch in jemanden, der sein Opfer anleitet, so zu kochen, wie er es mag. Der Kunstliebhaber hängt auf einmal immer mehr in Kneipen ab und versucht, sein Opfer für seine vermeintlich neuen Interessen ebenfalls zu begeistern oder dass das Opfer diese zumindest schweigend akzeptiert. Das ab und zu wird zur Regelmäßigkeit. Der Narzisst ist immer häufiger unterwegs, erwartet aber von seinem Opfer nicht selten, zuhause auf ihn zu warten. Bei dem Opfer, dem nahezu jeder soziale Kontakt von seinem früheren Leben weggebrochen ist, dreht sich das Leben nur noch um den Narzissten. Es freut sich, wenn man es schafft, den Narzissten gut gelaunt zu stimmen. Das bereitet enorme Glücksgefühle. Wenn man es nicht schafft, indem man sich nach Meinung des Narzissten nicht korrekt verhält, in dem man sich zum Beispiel beschwert oder Kritik äußert, wird man abgewertet: Man gönne dem Narzissten nicht, dass er weggeht. Man sei schlimm zu ihm. Er halte das nicht mehr aus. Es ist dabei in der Regel nur selten möglich, auf einer Erwachsenenebene mit dem Narzissten zu kommunizieren, entweder redet man mit einem Oberlehrer (Elternebene) oder mit einem dreijährigen Kleinkind (Kindebene), das seine Schaufel wiederhaben möchte. Das Opfer bekommt in der Regel dann ein sehr schlechtes Gewissen gegenüber dem Narzissten, weil es sich vermeintlich egoistisch verhalten hat. Also strengt sich das Opfer künftig noch mehr an, dem Narzissten zu mehr Glück zu verhelfen in Form von Freiheit, Geld, Ruhm etc.

 

  1. Phase. Das Opfer wird gebrochen. Grenzüberschreitende Handlungen in Form von physischer und psychischer Gewalt treten punktuell zu Tage. Das Opfer ist in den Augen des Täters in der Regel immer Schuld, da es den Täter „provoziert“ hat. Diese grenzüberschreitenden Handlungen nehmen im Laufe der Beziehung zu, bis sie irgendwann im Alltag fest verankert sind und das Opfer nur noch um Schadensbegrenzung bemüht ist, das heißt, sich möglichst so konform zu verhalten, dass es keine dieser Handlungen auslöst – was aber letztendlich nicht gelingt, da der Narzisst Dramen braucht. So wird er selbst bei einem völligen Rückzug des Opfers Gründe finden, um missmutig und abwertend zu agieren. Merke: Einen Narzissten kann man NIE zufriedenstellen. Das Opfer ist am Ende in der Regel handlungsunfähig, ohne Selbstwert und möglicherweise finanziell abhängig von dem Narzissten.

 

  1. Phase. Das Erkennen. Wenn das Opfer erkennt, was hier geschieht und nicht mehr länger die ganze Schuld bei sich sucht, hat es zwei Möglichkeiten: auszuharren in der Situation, zu versuchen, die Situation zu ändern oder zu gehen. In der Regel ändern sich Narzissten nicht, da sie kein Einsehen in ihr Verhalten haben. Entweder das Opfer akzeptiert das und fügt sich und lebt in dieser Beziehung weiter oder es trennt sich von dem Narzissten. Eine Trennung ist für den Narzissten fürchterlich, nicht wegen der Gefühle, die er nicht hat gegenüber seinem Opfer, sondern wegen der Außenwirkung. Wie kann sich das Opfer erdreisten, diesen fantastischen Menschen zu verlassen? Narzissten werden das nicht auf sich sitzen lassen und alles dafür tun, das Opfer nach der Trennung entweder für sich zurückzugewinnen mit all ihrem Charme, um dann doch wieder in ihr altes Verhaltensmuster überzugehen, sobald das Opfer wieder zurück in der Beziehung ist, oder, sollte das Opfer nicht wieder zurückkommen, es auf allen möglichen Ebenen im wahrsten Sinne „zu vernichten“. Experten, Psychologen und Sachverständige empfehlen in der Regel, nach einer Trennung eine größtmögliche Distanz zu dem Täter zu schaffen. Dies ist mit Kindern in der Regel nicht möglich und erschwert extrem die Trennung, wird den Opfern, sobald sie versuchen, ihre Kinder zu schützen, dies nicht selten vor Gericht als Entfremdung gegenüber dem Narzissten ausgelegt und zu ihren Ungunsten in Sorgerechtsfällen geurteilt. Narzissmus ist in Deutschland nach wie vor kein anerkannter Krankheitsbegriff. Anwälte raten den Opfern nicht selten, vor deutschen Gerichten das Wort „Narzisst“ nicht zu benutzen, da Richter, Sachverständige und Jugendamtmitarbeiter nicht selten ebenso geblendet werden von der Art des Narzissten und letzten Endes zu seinen Gunsten urteilen. Es gilt: Narzissten benutzen Kinder, um weiterhin Macht und Kontrolle auszuüben über den Expartner sowie die Kinder. Alle Menschen sind für den Narzissten Mittel zum Zweck. Ein Narzisst kann keine Liebe empfinden, nicht mal für sich selbst und auch nicht für seine Kinder, lediglich, wenn sie versuchen, eine Kopie von ihm zu sein, ist er zufrieden mit ihnen. Narzissten wünschen ihren Kindern kein eigenständiges, unabhängiges und manchmal auch völlig anderes Leben als sie selbst, sondern sie sollen abhängig von ihnen sein, in Form finanzieller Kontrolle und/oder durch Gewalt, diese kann auch allein auf emotionaler Ebene stattfinden, wie etwa durch Einschüchterung. Kinder sind sich dieser Mechanismen häufig nicht bewusst, glauben sie doch stets an die guten Absichten insbesondere ihrer Eltern. Die schlimmste und wohl auch am schwersten zu tragende Erkenntnis stellt als Erwachsener die Erkenntnis dar, dass ein Elternteil oder manchmal auch beide eben nicht zum Wohl des Kindes gehandelt haben und immernoch handeln. Dies ist bei (emotionalem) Missbrauch der Fall. Aber diese Erkenntnis ertragen auch viele Erwachsene nicht und verharren daher auch als Erwachsene in der Rolle des abhängigen Kindes zu diesem Elternteil, das sie in dieser Form missbraucht hat. Diesen Opfern wird eines immer fehlen und danach werden sie sich immer sehnen und bereit sein, einiges dafür zu tun und zu ertragen: das ist die Liebe des narzisstischen Elternteils. Daher muss das Opfer, um zu gesunden und ein eigenständiges, unabhängiges Leben zu führen, irgendwann den Gedanken akzeptieren, dass Narzissten nicht lieben können. Aber das das nicht an ihnen liegt, sondern dass Narzissmus eine Krankheit ist.

 

  1. Phase. Die Trennung. Man sollte sich niemals unvorbereitet von einem Narzissten trennen, denn diese Menschen werden alles daran setzen, das Opfer danach im wahrsten Sinne zu „vernichten“, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Hierfür stellen Narzissten nicht selten eine ganze „Armada“ an Menschen als ihre Handlanger zusammen. Diese werden von Experten auch als „flying monkeys“ bezeichnet. Ohne es zu wissen, werden diese Menschen – wie beispielsweise neue Partner – benutzt, um im Rahmen von Sorgerechtsverfahren die Kinder zu bekommen, obwohl die eigenen Kinder für Narzissten letztendlich nur Statussymbole sind und Macht und Kontrolle bedeuten. Wen der Narzisst die Kinder hat, wird er sich nicht adäquat um die Kinder kümmern, sondern anderen diese Rolle zuweisen, wie etwa dem neuen Partner oder der Mutter oder er wird sie schlimmstenfalls einfach sich selbst überlassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




„Die Kleinsten haben den weitesten und gefährlichsten Weg“

Jessica Golgath hat sich gefreut über die neue Bushaltestelle direkt an der Niedernhaller Schule. Sie wohnt mit ihrer Familie auf der Giebelheide. Ihre Tochter kommt im September 2023 in die zweite Klasse und fährt während der Schulzeit mit dem Bus in die Innenstadt zur Schule. Dann kam schnell die Ernüchterung. Die neue Bushaltestelle wird künftig – so wie die alte Bushaltestelle – von fast allen Linien angefahren, nur nicht mehr von der von Schüler:innen stark genutzten Buslinie 5. Das ist aber genau die Linie, mit der Jessica Golgaths Tochter morgens zur Schule kommt. Das bedeutet für die Siebenjährige: Sie muss an der neuen Bushaltestelle an der Stadthalle unweit der Kocherbrücke aussteigen und mehrere Straßen überqueren, bis sie nach rund einem halben Kilometer an der Schule ankommt. Morgens herrscht auf dieser Straße nicht nur reger Berufsverkehr, sondern auch diverse Elterntaxis sind hier unterwegs. Die graue Jahreszeit kommt, bald ist es morgens noch dunkel, wenn die Kinder in die Schule gehen. Sie versteht nicht, dass gerade die kleinsten nun einen sehr weiten Schulweg haben. „Ich bin nicht gluckig, aber ich finde, dass über das ganze Schuljahr hinweg eine gewisse Sicherheit da sein muss. Die Kinder sollen auf eine sicherer Art und Weise selbstständig werden.“ Sie möchte sich nicht täglich Gedanken mache müssen, ob ihre Tochter gut zur Schule und wieder nach Hause kommt. Das Nach-Hause-Kommen gestaltet sich ebenfalls nicht so einfach für Grundschül:erinnen, die auf der Giebelheide zwei und künftig auch drei (Neubaugebiet) wohnen.

Neue Bushaltestelle direkt vor dem Schulneubau: Eigentlich ideale Ausstiegsbedingungen, insbesondere für Erstklässler. Foto: privat

Sechsjährige zwischen regem Berufsverkehr, Elterntaxis und der anstehenden dunklen Jahreszeit

Hier gibt es ebenfalls eine neue Bushaltestelle namens Abt-Knittel-Straße und offiziell seit Dezember 2022 in Betrieb. Doch diese Haltestelle wird nur zu bestimmten Uhrzeiten angefahren und steht teilweise nicht mal in den offiziellen NVH-Plänen, was verwirrend sein kann für einen Sechsjährigen, wenn er etwa zur vierten Stunde mit demselben Bus zur Abt-Knittel-Straße  fahren kann, zur fünften aber nicht mehr. Das Problem: Die Abt-Knittel-Haltestelle ist die letzte Haltestelle auf der Giebelheide. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Kind denkt, der Bus hält dort und wartet – vergeblich und landet am Ende in Waldzimmern. Denn dort ist dann erst wieder der nächste Stopp. Für Jessica Golgath ist klar: „Die Kleinsten haben den weitesten und gefährlichsten Weg.“

Neu, vorbildlich, verkehrssicher, aber kaum angefahren: die Bushaltestelle Abt-Knittel-Straße auf der Giebelheide. Foto: privat

Am Ende landen Grundschüler:innen in Waldzimmern

Tina Ströbele sieht das ähnlich. Die Mutter von zwei Mädchen wohnt auch auf der Giebelheide zwei, ihre Töchter kommen in die zweite und vierte Klasse. Sie hatte sich wie viele andere Eltern gefreut über die neue Bushaltestelle „Abt-Knittel-Straße“, die es seit Ende 2022 auf der Giebelheide gibt, da ihre Kinder fortan nur 5 Minuten zum Bushäusle laufen müssen. „Es ist übersichtlich, sicher, es gibt einen Zebrastreifen.“ Die nächste Haltestelle namens Jugendhaus sei weiter weg, ohne Bushäusle, es gibt auf der einen Seite, von der die Kinder kommen, keinen Gehweg und liegt direkt an der Hauptverkehrsschneise mit dem morgendlichen Berufsverkehr. Für die Bankmitarbeiterin steht fest: „Ich fahre meine Kinder jetzt mit dem Auto zur Schule, obwohl das eigentlich nicht gewünscht ist von der Schule“, die eine „kiss and go“-Zone vor der Schule anstrebt, sprich: möglichst keine Elterntaxis, kurze Verabschiedungen. Keine Warteschlangen. Möglichst wenig Verkehr. „Ich will keine Helikoptermutter sein“, betont Tina Ströbele. Aber der Schulweg für die Grundschulkinder sei schwierig. Warum man auf die Kleinsten so wenig Rücksicht nimmt, kann auch sie wie auch ihre Schwester Sonja Heußer, die ebenfalls auf der Giebelheide zwei mit ihrer Familie wohnt, nicht nachvollziehen.

Kein Bushäusle, kein Gehweg, kein Zebrastreifen: die alternative Bushaltestelle namens Jugendhaus auf der Giebelheide. Foto: privat

„Ich will keine Helikoptormutter sein“

Die Diskussionen um eine adäquate Busverbindungen für die Sechs- bis Zehnjährigen gibt es bereits seit März 2023. „Wir sind dran“, lautet das Credo von Alfons Rüdenauer von der Stadterwaltung Niedernhall. Man sei in Gesprächen mit der Schule und dem NVH. Auch die Schule führe Gespräche mit dem NVH und sei alles andere als glücklich über diese Situation. Der NVH nennt „betriebliche Gründe“ für die Linie 5. Es handele sich um eine Anschlusslinie, mit der Kunden den Anschlusszug in Waldenburg bekommen müssten. Umwege wie die rund 500 m bis zur Niedernhaller Schule zu fahren oder öfter die Abt-Knittel-Straße anzufahren, sei daher nicht mehr möglich. Am Freitag, den 08. September 2023, stehen weitere Gespräche zwischen den Beteiligten an, um vielleicht doch noch eine Lösung vor Schuljahresbeginn am Montag, den 11. September 2023, zu finden, denn immerhin geht es auch um die Frage: Wer haftet, wenn auf dem Schulweg einem Kind etwas zustoßen sollte? Die Schule ist hier mit in der Verantwortung, etwa in Form von Schülerlotsen dafür zu sorgen, dass Eltern ihre Kinder beruhigt zur Schule schicken können.

Krautheims Familien stehen derzeit vor ähnlichen Themen

In Krautheim haben Eltern derzeit eine ähnliche Problematik. Lena Pflüger hat nun eine Elterninitiative gründet, die sich unter anderem den Themen sicherer Schulweg, Zebrastreifen und 30er Zonen annehmen möchte. Man versuche auch hier in Gesprächen mit der Stadt und den Schulen gute Lösungen für die Kinder zu finden, so Lena Pflüger.

Im Kreistag wurde vor nicht allzu langer Zeit gesagt, wie sich die Kundenklientel des NVH im Hohenlohekreis zusammensetzt: über 80 Prozent sind Schüler:innen. Mit den Schüler:innen verdient der NVH demnach am meisten Geld. Daher sollten diese auch die höchste Priorität haben.

 




Laut Statistik gibt es nirgends so viele Autobesitzer wie in Hohenlohe…

Laut einer Statistik des Kraftfahrtbundesamtes belegt Hohenlohe in Baden-Württemberg den ersten Platz bei der Fahrzeugdichte. Hier fährt fast jede/r Einwohner:in laut der Statistik Auto (985 Wagen auf 1.000 Einwohner:innen).

Auch im bundesweiten Vergleich rangiert der kleine Kreis ganz weit vorne. Heilbronn landet hingegen im Mittelfeld.

Die Gründe hierfür sind nicht schwer zu erraten. Während Heilbronn mit seiner Stadtbahn und den Zugverbindungen einen sehr guten öffentlichen Nahverkehr bietet, ist das im Hohenlohekreis nicht überall der Fall. Der Kreis ist ländlich geprägt, es gibt viele kleine Teilorte, Dörfer und Weiler. Die Busverbindungen sind nach wie vor löchrig. Es gibt zumindest in der Kreisstadt Künzelsau noch immer keinen direkten Bahnanschluss. Die größeren Städte können da einfach besser punkten, um bequem und in Minutentaktung von A nach B zu kommen, etwa die Studentenhochburg Heidelberg, die laut Statistik lediglich 764 Autos auf 1.000 Einwohner aufweisen kann. Heidelberg ist zudem die Stadt mit einem sehr hohen Anteil an jungen Einwohner:innen, die immer mehr auf Bus und Bahn setzen.




27-Jährige von Quad überrollt

Eine 27-Jährige wurde bei einem Unfall mit einem Quad am späten Samstagnachmittag schwer verletzt. Sie befand sich als Beifahrerin auf dem Quad, das von einem 37-Jährigen gelenkt wurde. Dieser war auf einem Waldweg im Bereich des Muthofes mit langsamer Fahrgeschwindigkeit unterwegs.

Da der Lenker vom Weg abkam, stürzte das Quad um, überschlug sich und rutschte an einem Abhang abwärts.

Während der Lenker unverletzt blieb, wurde die 27-Jährige von dem Quad überrollt. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden musste. Das Quad wurde bei dem Unfall leicht beschädigt.




Impfschäden und der lange Kampf um einen finanziellen Schadenersatz

 

Millionen Menschen haben sich gegen das Coronavirus impfen lassen und nur leichte Nebenwirkungen verspürt. Ganz wenige, laut einer Studie lediglich 0,02 Prozent (offizielle Zahlen) trugen offenbar bleibende Schäden davon – und fühlen sich nun allein gelassen.

Für Familie G. aus Kassel war die Corona-Impfung selbstverständlich. Doch sie sorgt für einen Wendepunkt im Leben von Tochter Sophie. Die damals 19-Jährige lässt sich im Frühjahr 2021 mit dem Impfstoff von BioNTech impfen. Gut eine Woche später bekommt sie Gelenkschmerzen. Erst an den Händen, dann in den Füßen.

Gelenkschmerzen waren erst der Anfang

Zu den Gelenkschmerzen kommt ein Ausschlag an den Füßen. „Das war das erste Mal, wo ich dachte, das ist komisch“, sagt die heute 21-Jährige im Rückblick. Sophie kommt ins Zentrum für Neuropädiatrie des Klinikums Kassel. Ihr behandelnder Arzt ist Professor Bernd Wilken. Er vermutet damals eine Bindegewebsentzündung, eine Kollagenose. Das ist eine autoimmunologische Erkrankung, die es in der Familie gebe. Dass diese kurz nach der Impfung ausbricht, macht den Professor stutzig. „Das kann natürlich theoretisch Zufall sein. Es kann aber natürlich auch mit einer Impfung zu tun haben, die ja das Immunsystem zu einer Aktion herausfordert“, sagt Wilken.

Es kommt noch schlimmer. Sophie erleidet eine Sinusvenenthrombose, was bedeutet, dass das Blut nicht mehr so gut aus dem Gehirn abfließen kann. In der Folge entwickelt sie Epilepsie. Sophie landet auf der Intensivstation, kann zeitweise nicht mehr laufen und nicht mehr richtig sprechen.

„Ich habe jetzt vielleicht ein behindertes Kind“

In der Familie: Verzweiflung, Ratlosigkeit und ein Gefühl der Angst, berichtet Sophies Mutter: „Ich habe damals gedacht, ich habe jetzt hier also vielleicht ein behindertes Kind.“ Auch Arzt Wilken macht sich damals Sorgen um seine Patientin. Der Fall habe ihm „durchaus schlaflose Nächte bereitet“.

Es sind Erlebnisse, die die Familie bis heute prägen. Mit denen sie sich aber allein gelassen fühlt. Impfschäden sind Einzelfälle, die aber für die Betroffenen gravierende Folgen haben können. Etwa 0,02 Prozent der Menschen mit einer Corona-Impfung haben dauerhafte Beschwerden, beziehungsweise schwere Nebenwirkungen – bis hin zu bleibenden Schäden, so die Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts, das solche Meldungen registriert. Auch Impfhersteller gehen von Zahlen in dieser Größenordnung aus.

Bei öffentlich empfohlenen Impfungen ist eigentlich der Staat zuständig

Bei öffentlich empfohlenen Impfungen – wie der Corona-Impfung – ist eigentlich der Staat für die Versorgung zuständig, wenn ein dauerhafter gesundheitlicher Schaden eintritt. So ist es im Infektionsschutzgesetz geregelt.

Versorgungsämter prüfen kausalen Zusammenhang

Thomas Kerner kann den Grundgedanken im staatlichen Umgang mit Impfschäden erklären. Er ist in Bayern für die sogenannten sozialen Entschädigungen verantwortlich; arbeitet im „Zentrum Bayern Familie und Soziales“ in Bayreuth. Er erklärt, dass es im gesamtgesellschaftlichen Interesse liege, dass Leute sich impfen lassen. „Und wenn es eben in den seltenen Fällen zu einer gesundheitlichen Schädigung kommt, wird diese vom Staat entschädigt“, so Kerner.

Die Entschädigung reicht von der Übernahme von Heil- und Krankenbehandlungen über Rehabilitationsleistungen bis hin zu einer monatlichen Rentenzahlung. Zuständig sind die Versorgungsämter. Aber auch hier muss bei einem Antrag die Kausalität, also der Zusammenhang zwischen Impfung und Gesundheitsschaden, belegt sein. In Bayern wurden zum Beispiel bis Mitte Juli rund 2.250 Anträge bei den Versorgungsämtern eingereicht. 1.190 wurden bearbeitet und 105 anerkannt. Diese Quote bewegt sich im Bundesdurchschnitt von rund zehn Prozent.

Sophies Antrag wird abgelehnt

Sophie G. aus Kassel hat bei ihrem zuständigen Versorgungsamt einen Antrag gestellt – sie will einen staatlichen finanziellen Ausgleich für ihren mutmaßlichen Schaden nach einer Impfung. Der Antrag wurde abgelehnt. Es bestehe allenfalls ein zeitlicher, aber kein kausaler Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Beeinträchtigungen und der Impfung, heißt es.

Ihr behandelnder Arzt sieht das anders. Durch die Impfung habe man in das Immunsystem eingegriffen. „Da besteht einfach die Möglichkeit, dass es auch daran gelegen hat“, so Wilken. Er hält einen Zusammenhang mit der Impfung für wahrscheinlich.

Hinweisschild zum Parkplatz des Ebersberger Impfzentrums.
Sophie geht in die nächste Instanz

Sophie G. gibt nach der Ablehnung durch das Versorgungsamt nicht auf. Ihr Fall liegt nun beim zuständigen Sozialgericht. Sie will auch von BioNTech Schadensersatz und Schmerzensgeld. Ihre Anwältin hat eine Klage gegen den Impfstoff-Hersteller eingereicht. Der Anwalt von BioNTech schreibt in seiner Antwort auf die Klage: „Auf Grundlage der vorgelegten Dokumente ergeben sich keine Tatsachen, aufgrund derer ein Zusammenhang zwischen der streitgegenständlichen Impfung und den behaupteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Klägerin plausibel erscheinen würde. Es ist bereits unklar, ob die Klägerin zum Zeitpunkt der Impfung überhaupt gesund war.“

Dem steht die Einschätzung von Sophies behandelndem Arzt entgegen. Seine Patientin sei zum Zeitpunkt der Impfung gesund gewesen, sagt Wilken im Interview. „Sophie war fit, hatte eine ganze Karriere vor sich. Sie hat gejobbt und hat sich vorbereitet auf die Cello-Aufnahmeprüfung in Berlin und war ein gesundes Mädchen.“

Kausaler Zusammenhang schwer zu beweisen

Es ist ein juristischer Hochseilakt, den kausalen Zusammenhang zwischen einer Impfung und einem mutmaßlichen Impfschaden vor Gericht zu beweisen. „Als Patient muss man den Vollbeweis erbringen“, sagt Yvonne Schuld, Fachanwältin für Medizinrecht aus Mainz. „Das Gericht muss am Ende zu hundert Prozent überzeugt sein, dass das, was man vorträgt auch tatsächlich stimmt.“

In anhängigen Klagen erlebe sie, dass bereits der Gesundheitsschaden bestritten würde. Dann müssen Sachverständige ran. Entsprechend teuer kann ein solcher Prozess werden. Und so haben vor allem mutmaßlich Geschädigte geklagt, die rechtsschutzversichert sind.

Hohe Hürden

Selbst wenn ein Gesundheitsschaden anerkannt wird, folgt die nächste Hürde. Denn bislang verweisen die Gerichte immer auf die europäische Arzneimittelbehörde, die das sogenannte Nutzen-Risiko-Verhältnis der Corona-Impfung als positiv bewertete. Das schränke die Erfolgsaussichten bei Klagen stark ein, so Anwältin Schuld.

„Es darf nicht auf die einzelne Person abgestellt werden, auf den betroffenen Kläger, sondern man muss sich die Gesamtheit aller Arzneimittelbenutzer anschauen. Also ist der Benefit, den man durch dieses Arzneimittel hat, sozusagen größer als der Schaden?“ So erklärt es die Fachanwältin für Medizinrecht. Kläger müssen also eine hohe Hürde überwinden.

Betroffene fühlt sich im Stich gelassen

Sophie G. wollte eigentlich Musikerin werden. Als sie sich 2021 impfen ließ, stand sie kurz vor der Aufnahmeprüfung zum Musikstudium. Durch die schwere Erkrankung unmittelbar nach der Impfung ist dieser Traum geplatzt – eine professionelle Musikerkarriere undenkbar. Sie befindet sich weiter in ärztlicher Behandlung und fühlt sich im Stich gelassen. „Man wird so allein gelassen von der Gesellschaft, auch von den Versorgungsämtern. Man versucht, sich zu impfen für die Gesellschaft, um andere zu schützen und vielleicht auch sich selbst. Und dann wird einem so in den Rücken gefallen“, sagt Sophie.

Sophies Verfahren läuft jetzt vor dem Sozialgericht weiter. Ein Sachverständiger soll gehört werden. Über die Klage gegen BioNTech wurde noch nicht verhandelt. Der Kampf um Entschädigung ist also längst nicht ausgestanden. Klar ist, die Betroffenen brauchen Kraft. Sie müssen nicht nur mit ihren Erkrankungen leben, sondern sich auch langen juristischen Auseinandersetzungen stellen.

 




Knapp 170 Unternehmen präsentieren sich

Vom 22. bis 24. September 2023 ist wieder Messezeit in Künzelsau. In Zusammenarbeit mit dem kaufmännischen Verein und der Stadtverwaltung Künzelsau führt die Mattfeldt & Sänger Marketing und Messe AG erstmalig nach der Corona-Pause wieder die beliebte Verbrauchermesse durch.

Start-up, Handwerker und Global Player

Das Interesse ist groß: Jetzt, drei Wochen vor Messestart, haben 167 Unternehmen in fünf Messehallen und dem großen Freigelände in den Wertwiesen Flächen gebucht, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Alles ist vertreten, vom regionalen Start-up bis zum Global Player, vom lokalen Handwerker bis zum überregionalen Unternehmen. Erstmals gibt es 2023 an allen drei Messetagen Vortragsangebote sowie am Samstagabend den bewährten Aussteller- und Netzwerkabend.

Messe für Familien und Gewerbe

Im großen Gastronomiezelt mit Biergarten sorgt das Panorama-Catering für das leibliche Wohl. Weitere Aussteller ergänzen die gastronomische Verpflegung.

Mitmachangebote, Hüpfburg, Spielplatz und viele Ausstelleraktionen machen die Messe für Familien interessant. Auch für gewerbliche Besucher ist die Hohenloher Wirtschaftsmesse 2023 zum Netzwerken und zur Kooperationspartnersuche bestens geeignet.

Kostenfreier Shuttlebus

Am Sonntag pendelt ein kostenfreier Shuttlebus im 15-Minuten-Takt zwischen den für die Messe in Künzelsau eingerichteten Parkplätzen und dem Messegelände.

Ausbildung steht am Messefreitag im Mittelpunkt

Der Messefreitag ist der „Berufsinformationstag“. Hier können zukünftige Auszubildende interessante Ausbildungsbetriebe aus der Region kennenlernen. Dieses Angebot nutzen gerne Schulklassen für einen gemeinsamen Messebesuch. Die Wochenendtage ermöglichen einen entspannten Messebesuch für die Jobsuche in Verbindung mit Eltern oder Freunden. Auszubildende und Ausbildungsleiter bieten Informationen aus erster Hand.

Die neue digitale Datenbank hilft Interessierten, die Wunschausbildung, Traum- oder Ferienjob, Praktikumsstelle, duales Studium, Werksstudententätigkeit und vieles mehr einfach und schnell zu selektieren und dann auch ein passendes Angebot zu finden. Die Datenbank ist über die Messe-Homepage https://www.meineregion.ag/Kuenzelsau leicht zu finden.

Samstag B2B-Vortragsprogramm

Für Geschäftsführer, Abteilungsleiter und Entscheider sind am Samstagnachmittag spezielle B2B-Vortragsthemen wie zum Thema Fachkräftegewinnung im Programm.

„Ein Besuch lohnt sich“, sagt Projektleiter Michael Lösch von Mattfeldt & Sänger. „Merken Sie sich den Termin vor oder sichern Sie sich mit etwas Glück noch einen der letzten drei Ausstellungsflächen. Der Eintritt ist frei.“

Öffnungszeiten:

Freitag und Samstag 22. und 23. September 2023 von 10 bis 17 Uhr.

Sonntag 24. September 2023 von 10.30 bis 17 Uhr.




Reisebus ausgebrannt

Ein Reisebus brannte am Mittwochabend auf der A81 bei Neuenstadt am Kocher vollständig aus. Der Reisebus war gegen 18 Uhr auf der Autobahn 81 in Fahrtrichtung Würzburg unterwegs. Kurz vor dem Tunnel Hölzern kam es vermutlich aufgrund eines technischen Defektes zu einer starken Rauchentwicklung. Zudem hinterließ das Fahrzeug auf dem rechten Fahrstreifen eine circa 500 Meter lange Ölspur. Beim Eintreffen der Streife stand der Reisebus auf der rechten Fahrspur und befand sich bereits im Vollbrand. Alle 49 Insassen des Busses konnten sich unverletzt aus dem Fahrzeug begeben und wurden durch den Rettungsdienst und das THW versorgt.

Die Autobahn 81 musste während der Lösch- und Bergungsarbeiten in Fahrtrichtung Würzburg bis circa 2 Uhr voll gesperrt werden. Es entstand ein geschätzter Sachschaden in Höhe von 300.000 Euro.




Und wieder wird die deutsche Bevölkerung gewarnt

Im September 2023 sollen wieder gleichzeitig alle Handys und Sirenen aufheulen. Was bei den vorangegangenen Mal im Dezember 2022 nicht wirklich gut geklappt hat, soll dieses Mal vermutlich besser werden. Bürger:innen fragen sich, was es damit auf sich hat. Möchte sich die Regierung auf einen möglichen Kriegsangriff vorbereiten?

In Deutschland werden am 14. September erneut die Warnsysteme getestet – zum bundesweiten Warntag.

Hochwasser, Großbrand oder Fliegerbombenfund: In Krisen- oder Katastrophenfällen ist es wichtig, dass die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt werden kann. Daher findet am 14. September 2023 wieder ein bundesweiter Warntag statt.

Spätestens nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 war klar, wie wichtig funktionierende Warnsysteme sind. Damals wurden viele Menschen nicht rechtzeitig über die Gefahren durch das Hochwasser informiert. In der Folge wurde unter anderem das sogenannte Cell Broadcast Warnsystem eingeführt, um Handynutzer unabhängig von der Installation einer Warnapp auf Katastrophen aufmerksam machen zu können.

Der bundesweite Warntag hat zum Ziel, die bestehenden Warnsysteme zu prüfen und die Menschen darüber zu informieren, wie sie im Notfall handeln sollen. 2020 fand er erstmalig statt – mit gravierenden Pannen. 2021 fiel er aus, 2022 gab es erneut einen Test, bei dem eine weitaus positivere Bilanz gezogen wurde.

Was gilt es am bundesweiten Warntag am 14. September 2023 zu beachten? Alle Informationen auf einen Blick.

Warntag 2023: Warum heulen die Sirenen?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) löst um 11 Uhr einen Probealarm in Deutschland mit der höchsten Warnstufe 1 aus. Ein Warntext wird an alle verschickt, die an das Warnsystem des Bundes angeschlossen sind – beispielsweise Rundfunksender und App-Server. Diese versenden dann die Probewarnung. Da es sich um einen Test handelt, müssen diejenigen, die diese Warnung empfangen, nichts weiter tun. Um 11.45 Uhr folgt dann die Entwarnung.

Nur wer eine spezielle App hat, wird informiert

Warnapps sollen unverzüglich über Gefahrenlagen informieren. Die offizielle Warnapp des Bundes ist „NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App)“. Sie wurde vom BBK entwickelt. Die App ermöglicht sowohl Warnungen für frei wählbare Gebiete, als auch den aktuellen Standort anzeigen zu lassen. Über „NINA“ werden folgende Warnungen verschickt:

  • Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes
  • Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes
  • Hochwasserinformationen

Die Probewarnung am 14. September über „NINA“ bekommt nur, wer die App auf seinem Smartphone installiert hat.

Neben NINA gibt es weitere Warnapps: „KATWARN“ wurde vom Fraunhofer-Institut entwickelt. Nutzer erhalten hier sowohl Benachrichtigungen von Bund und Ländern, als auch Warnhinweise von den Betrieben kritischer Infrastrukturen. Zudem gibt es die Anwendung „BIWAPP (Bürger Info & Warn App)“, ebenfalls von einem privaten Entwickler. Sie warnt vor Katastrophenlagen und bietet zudem Informationen zu lokalen Ereignissen wie geschlossenen Schulen oder gesperrten Straßen.

Über ein anderes Warnsystem werden alle Betroffenen gewarnt

Das Cell Broadcast Warnsystem ergänzt die bereits vorhandene Warnstruktur bestehend aus Sirenen, Rundfunk, TV oder Apps. Auch ohne eine installierte App alarmiert der Cell Broadcast die Menschen in dem gefährdeten Bereich. Alle Menschen, die mit ihrem Handy in der betroffenen Funkzelle eingeloggt sind, bekommen dann automatisch eine Benachrichtigung. Übermittelt wird die Warnung über alle deutschen Netzbetreiber.

Ein halbes Jahr nach seiner Einführung in Deutschland ist das Cell Broadcast in Sachsen fünfmal eingesetzt worden (Stand: 23. August 2023). In allen Fällen ging es dabei um konkrete Gefahren. So wurde unter anderem im April im Zusammenhang mit dem Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gewarnt.

In ganz Deutschland erfolgten in den sechs Monaten seit der Einführung der Handy-Warnungen am 23. Februar 138 Meldungen zu Ereignissen wie Großbränden, Kriegsbomben, heftigen Gewittern, Orkanböen, Starkregen, und Überflutungen. In Nordrhein-Westfalen gab es 39 Warnungen, in Mecklenburg-Vorpommern nur eine. An zweiter Stelle steht Rheinland-Pfalz mit 34 Warnungen, gefolgt von Niedersachsen mit 20.

Diverse Bürger:innen könnten sich auch vorstellen, dass die Bevölkerung über diese Systeme bei einem möglichen Kriegsangriff zum Einsatz kommen, falls der Ukraine-Krieg sich noch auf andere Länder ausdehnen sollte. Auch möglich wäre ein Einsatz dieser Warnsysteme bei einer erneuten Pandemie zum Erreichen möglichst vieler Bürger:innen.

Über welche Kanäle werden Menschen noch gewarnt?

Grundsätzlich müssen sich Bundesländer und Kommunen um die einzelnen Kommunikationswege kümmern, der Bund löst den Probe-Warnfall am 14. September lediglich aus. Außer über Sirenen, Warn-Apps sowie das sogenannte Cell Broadcast gibt es auch noch folgende Warnmöglichkeiten:

  • Medien/Presse: Fernseh- und Radiosender sollen im Katastrophen- oder Verteidigungsfall ihr Programm für eine Warnung unterbrechen beziehungsweise einen Lauftext einblenden. Das ist auch deshalb wichtig, weil Bürger, wenn sie einen Sirenenalarm hören, konkrete Informationen brauchen, damit sie wissen, wie sie sich in Sicherheit bringen können. Ihre Teilnahme am Warntag haben mehrere Dutzend Öffentlich-Rechtliche und private Sender zugesagt. Auch auf deren Internetseiten soll gewarnt werden.
  • Informationstafeln: In zahlreichen Großstädten, aber auch auf vielen Bahnhöfen soll im Katastrophenfall oder bei einem Probealarm auf den Leuchttafeln eine Warnung angezeigt werden.

Wie sollten Menschen auf eine Warnung reagieren?

Mit jeder Warnung erhält die Bevölkerung in der Regel auch Empfehlungen, was sie zum Schutz tun kann oder wie sie auf die Bedrohung reagieren soll. Auch gibt es Hinweise, wo weiterführende Informationen zu finden sind. Das BBK informiert auf seiner Internetseite ausführlich über Tipps und Empfehlungen, angepasst auf die einzelnen Notsituationen.

Mit verschiedenen Vorsorgemaßnahmen können sich Menschen außerdem schon vorab auf Notsituationen vorbereiten. Dazu zählt, sich über bestehende Warnmeldungen zu informieren und beispielsweise bei angekündigten starken Unwettern das Zuhause möglichst nicht zu verlassen. Auch sollten alle Bundesbürger einen Vorrat an Lebensmitteln für zehn Tage vorhalten können, so das BBK.

Am bundesweiten Warntag am 14. September muss die Bevölkerung allerdings nicht reagieren. Es wird keine Handlungsempfehlung geben.




29-Jährige lebensgefährlich verletzt und Hund angefahren

Ein 20-Jähriger steht im Verdacht, eine Frau und deren Hund mit seinem Pkw angefahren zu haben.

Ein 35-Jähriger und eine 29-Jährige machten am Samstag mit ihrem VW Passat auf einem Gemeindeverbindungsweg, parallel der Bundesstraße 19 in Richtung Kupferzell-Sallhof, eine Pause, um mit ihrem Welpen Gassi zu gehen. Nachdem sie ihr Fahrzeug verlassen hatten, befuhr der 20-jährige Tatverdächtige mit seinem Pkw Seat Ibiza den Gemeindeverbindungsweg von Sallhof kommend. Dieser soll zunächst auf den geparkten Pkw des Paares zugefahren sein, sein Fahrzeug stark beschleunigt und in der Folge über den Grünstreifen auf die beiden Personen und deren Hund zugesteuert haben. Der 35-jährige Mann konnte einen Zusammenprall mit dem Pkw durch einen Sprung zur Seite vermeiden, wohingegen seine Begleiterin und der Welpe von dem Fahrzeug erfasst wurden. Die 29-Jährige erlitt lebensgefährliche Verletzungen und musste mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Welpe verstarb vor Ort. Nach dem Zusammenstoß mit einem Baum soll der Tatverdächtige seinen Pkw verlassen haben, auf den 35-Jährigen losgegangen sein und ihm mehrere Faustschläge ins Gesicht verpasst haben, sodass dieser zu Boden ging. Anschließend flüchtete der Tatverdächtige zu Fuß in Richtung Industriegebiet. Er konnte wenig später in einer nahegelegenen Bäckerei festgenommen werden. Der Mann wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn beantragte am Folgetag wegen des Verdachts des versuchten Totschlags u.a. den Erlass eines Haftbefehls gegen den 20-Jährigen.

Dieser wurde im Rahmen der Vorführung des Tatverdächtigen am Sonntag beim Amtsgericht Schwäbisch Hall erlassen und in Vollzug gesetzt, woraufhin der Mann in ein Justizvollzugskrankenhaus eingeliefert wurde.

Die Ermittlungen durch die Kriminalpolizei Künzelsau dauern an. Zeugen, die Hinweise zu der Tat geben können, insbesondere Personen die den 20-Jährigen auf dem Weg zur Bäckerei oder darin angetroffen haben oder ihn vor der Tat fahrend beobachten konnten, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 07940 9400 zu melden.