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Merz: „Gefährdung des Friedens in ganz Europa“

Kampfjets haben über Polen mehrere mutmaßlich aus Russland stammende Drohnen abgeschossen. Was ist über den Vorfall bekannt und was bedeutet er für die NATO? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Mit wachsender Unruhe hat Polen in den vergangenen Wochen beobachtet, dass immer wieder Drohnen aus dem Osten in seinen Luftraum eingedrungen waren. Nun hat die polnische Luftwaffe durchgegriffen: Während eines russischen Angriffs auf die Ukraine wurden mehrere unbemannte Flugobjekte abgeschossen.

Merz sieht „Gefährdung des Friedens in ganz Europa“

Merz (CDU) sieht den Frieden in Europa gefährdet. Er teile die Einschätzung des polnischen Regierungschefs Donald Tusk, „dass dies eine ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa ist“, sagte Merz am Mittwochabend in Berlin. Es teile auch Tusks Einschätzung, dass „die russische Darstellung, dies sei ein Zufall oder ein Versehen gewesen, nicht glaubhaft ist“, betonte Merz. Innerhalb der Nato und der EU müssten nun die Konsequenzen des Vorfalls besprochen werden.

Merz sprach von einer „neuen Qualität von Angriffen, die wir aus Russland sehen“. Die Nato-Luftabwehr habe zwar funktioniert, aber nicht so gut, wie sie hätte funktionieren müssen. „Das wird Diskussionen in der Nato auslösen. Das wird Diskussionen natürlich auch in der Europäischen Union auslösen.“

Deutschland und die Nato blieben entschlossen, „die Verteidigungsbereitschaft und die Verteidigungsfähigkeit des europäischen Teils der Nato signifikant zu erhöhen“.

Tusk: Verbündete bieten Hilfe bei Luftverteidigung an

Polen hat nach Angaben von Ministerpräsident Donald Tusk von den europäischen Verbündeten konkrete Hilfsangebote zur Luftverteidigung erhalten. Tusk schrieb auf dem Portal X, er habe mit Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dem britischen Premier Keir Starmer, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sowie Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen.

Was genau ist passiert?

In der Nacht auf Mittwoch hat – inmitten einer russischen Angriffswelle auf die Ukraine – eine größere Zahl von Drohnen den polnischen Luftraum verletzt. Das Oberkommando der Armee sprach von „mehr als einem Dutzend“. Aus der NATO heißt es, in Polen seien mehr als zehn Objekte vom Radar erfasst worden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geht von einem gezielten Flug der Drohnen aus. Es gehe um 19 Drohnen vom Typ Shahed oder baugleiche, die teilweise von Belarus aus gestartet worden seien.

Nach Angaben von Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz haben daraufhin aufgestiegene Kampfjets ihre Waffen gegen die feindlichen Objekte eingesetzt. Von der Armee hieß es, mehrere Drohnen seien zerstört worden. Nach Angaben des polnischen Innenministeriums wurden bisher sieben Drohnen und Trümmerteile einer Rakete sichergestellt. Bei der Abwehr der Drohnen hat nach Angaben der NATO auch die Flugabwehr der Allianz unterstützt.

Einige Flughäfen waren vorübergehend geschlossen, darunter auch der internationale Flughafen in Warschau sowie die Airports in Lublin und Rzeszow im Osten des Landes.

Warum hat dieser Vorgang eine neue Dimension?

Bisher hat Polen bei russischen Luftangriffen gegen die Ukraine regelmäßig eigene Kampfjets und die in Polen stationierten Maschinen der NATO-Partner aufsteigen lassen. Das diente aber nur der Überwachung. Seit ein paar Tagen wurde zusätzlich die Flugabwehr in Bereitschaft versetzt.

Neu an dem Vorfall jetzt ist, dass tatsächlich Flugobjekte im Luftraum über Polen abgeschossen wurden.

Ist bekannt, woher die Drohnen kamen?

Das ist noch nicht abschließend geklärt. Nach Angaben der polnischen Regierung stammen die Drohnen aus Russland. Der russische Geschäftsträger in Warschau, Andrej Ordasch, hat in einer ersten Stellungnahme aber eine Verantwortung seines Landes bestritten.

Fest steht bislang nur, dass die Drohnen zu einem Zeitpunkt in den polnischen Luftraum eingedrungen sind, als Russland massive Luftschläge gegen die Ukraine ausgeführt hat. Das EU- und NATO-Land Polen hat eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine.

Eine russische Drohne wird im Dorf Wohyn im Osten Polens zu einem Lkw getragen.

Polen schießt russische Drohnen über eigenem Staatsgebiet ab

Wie oft sind Drohnen und andere Flugobjekte über Polen abgestürzt?

In den vergangenen Wochen hat es mehrere Vorfälle gegeben, bei denen feindliche Flugobjekte in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Erst am Montag wurden Trümmer einer Drohne in einem Maisfeld bei dem Dorf Polatycze in der Nähe der Grenze zu Belarus gefunden. Die Drohne habe keine Sprengladung an Bord gehabt und sei kyrillisch beschriftet gewesen, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Es sei noch zu früh, um zu sagen, ob es sich um eine Militärdrohne oder ein von Schmugglern eingesetztes Fluggerät gehandelt habe. Verletzt wurde niemand.

Schon im August war eine Drohne in ein Feld nahe der polnischen Ortschaft Osiny gefallen und dort explodiert. Das Verteidigungsministerium sprach damals von einer russischen Militärdrohne und warf Moskau Provokation vor.

Der schwerwiegendste Vorfall ereignete sich im November 2022: Damals schlug im ostpolnischen Dorf Przewodow eine Rakete ein, zwei Männer wurden getötet. Soweit bisher bekannt, war es eine verirrte ukrainische Flugabwehrrakete.

Polizisten in Przewodow
Polizisten in Przewodow

Das Oberkommando der polnischen Armee spricht davon, dass es sich diesmal wegen der großen Zahl der Drohnen um einen nie dagewesenen Vorfall handelt. „Das ist ein Akt der Aggression, der eine reale Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt hat“, hieß es in einer Mitteilung.

Nach den Vorfällen der vergangenen Wochen dürfte es Polen aber auch darum gegangen sein, ein klares Zeichen zu setzen. So hatte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz bereits am Dienstag gesagt, der Abschuss von Drohnen sei „gerechtfertigt“, die konkrete Entscheidung darüber müsse aber die Armee treffen.

Polen ist zusätzlich alarmiert, weil am Freitag im benachbarten Belarus das russisch-belarusische Militärmanöver Sapad starten soll. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, geht von rund 13.000 übenden Soldaten in Belarus und weiteren 30.000 auf russischem Gebiet aus. Nach Angaben aus Minsk soll das Manöver allerdings gegenüber den ursprünglichen Planungen verkleinert und von der Westgrenze ins Landesinnere verlegt werden – um die Spannungen mit dem Westen zu verringern. Polen will trotzdem seine Grenze zu Belarus schließen – aus Angst vor Provokationen.

Ein Stand von Rheinmetall auf der Fachmesse DSEI in London.
Rüstungswettlauf im Bereich Drohnen

Welches Konfliktpotenzial droht?

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 haben Polen und die baltischen NATO-Mitglieder Angst, in den Konflikt hineingezogen zu werden. Bei den jetzigen ersten Luftraumverletzungen mit Drohnen an der Ostflanke blieb unklar, ob es sich um technische Störungen handelte. Auch Flugverteidigungssysteme können die unbemannten Systeme vom Kurs abbringen.

Europäische NATO-Militärs sagen seit geraumer Zeit, Russland wolle die Reaktion der NATO testen und Zweifel am Handlungswillen sähen. Das Bündnis hat zum Schutz des Luftraums in Polen derzeit niederländische F-35-Tarnkappenjets sowie aus Deutschland Eurofighter und „Patriot“-Flugverteidigungssysteme im Einsatz.

Ein ukrainischer Soldat steuert eine Drohne.

Hat Polen die NATO um Unterstützung gebeten?

Ja. Das Land hat ein Verfahren nach Artikel 4 des NATO-Vertrags beantragt. Er sieht Beratungen vor, wenn sich ein NATO-Staat von außen gefährdet sieht. Konkret heißt es darin: „Die Parteien werden einander konsultieren, wenn nach Auffassung einer von ihnen die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist.“

Artikel 4 des NATO-Vertrags

Nach der Verletzung seines Luftraums durch russische Drohnen hat Polen bei der NATO Konsultationen gemäß Artikel 4 des Nordatlantikvertrags beantragt. Gemäß Artikel 4 kann jeder Mitgliedsstaat im Fall einer Bedrohung seiner „territorialen Integrität, politischen Unabhängigkeit oder Sicherheit“ die Einberufung einer Sitzung des Nordatlantikrates in Brüssel verlangen. Auf der Sitzung des NATO-Rats muss das Thema besprochen werden – das kann zu gemeinsamen Beschlüssen oder Maßnahmen führen, muss aber nicht.

Der Artikel wurde seit Gründung des Bündnisses 1949 sieben Mal in Anspruch genommen – zuletzt am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Der mögliche Anwendungsbereich von Artikel 4 ist weniger klar als das in Artikel 5 des Bündnisvertrags fixierte Beistandsversprechen für den Fall eines „bewaffneten Angriffs“ auf ein oder mehrere NATO-Länder.

Der Artikel wurde seit Gründung des Bündnisses 1949 siebenmal in Anspruch genommen – zuletzt am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine. Beantragt wurde das damals von Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei.

Dass Polen nach Artikel 5 um militärische Unterstützung der Allianz bittet, gilt vorerst als sehr unwahrscheinlich – auch weil das ein erhebliches Eskalationsrisiko bergen würde. Artikel 5 des NATO-Vertrags regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.

Artikel 5 des NATO-Vertrags

Der sogenannte NATO-Bündnisfall nach einem Angriff auf ein Mitglied der Militärallianz wird in Artikel 5 geregelt. Er lautet:
„Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.

Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten.“

Welche internationalen Reaktionen gab es?

Führende westliche Politiker haben den Vorfall verurteilt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Drohnen in dem polnischen Luftraum als „schlicht inakzeptabel“. Der britische Premier Keir Starmer sprach von einer „ungeheuerlichen und beispiellosen Verletzung“ des Luftraums von Polen und der NATO.

Bundesverteidigungsminister Pistorius wertete den Vorfall als gezielte Provokation gegen die gesamte NATO. „Die wiederholten Luftraumverletzungen, aber diese in besonderer Weise durch russische Drohnen, sind inakzeptabel und sind eine gezielte Provokation, nicht nur gegenüber Polen“, sagte er. Es sei das erste Mal, dass eine derart große Anzahl von Drohnen zeitgleich in den NATO-Luftraum eingedrungen sei. „Das hat nach Einschätzung aller Experten eine neue Qualität.“ Die Antwort des Bündnisses werde klar sein, aber auch sehr besonnen.

Der britische Verteidigungsminister John Healey stellte eine Verstärkung der NATO-Luftverteidigung über Polen in Aussicht. Er habe die britischen Streitkräfte angewiesen, entsprechende Optionen zu prüfen, sagte er.

Ungarn, Tschechien und die Slowakei sprachen Polen ihre Solidarität aus, ebenso die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident António Costa und NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Letzterer nannte Russlands Verhalten „absolut rücksichtslos“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine starke Reaktion und warnte vor einem „äußerst gefährlichen Präzedenzfall für Europa“.




Fühlt sich „unpässlich“

Der verurteilte Rechtsextremist Sven Liebich, der sich inzwischen zur Frau erklärt hat und Svenja nennt, ist abgetaucht und nicht zu seinem Haftantritt erschienen. Anstatt im Frauengefängnis seine Gefängnisstrafe anzutreten, setzt er sich einem Bericht zufolge ab.

Der Rechtsextremist Liebich, der sich zur Frau erklärt hat und jetzt Svenja heißt, hat seine Haftstrafe im Frauengefängnis Chemnitz nicht angetreten, nach ihm wird nun gefahndet. „Frau Liebich war bis heute um 18 Uhr zum Haftantritt geladen“, sagte Oberstaatsanwalt Dennis Cernota am späten. Er habe sich allerdings nicht gestellt. Gegen Liebich ergehe nun ein Vollstreckungshaftbefehl. Zu Details der Fahndungsmaßnahmen wollte Cernota „aus operativtaktischen Gründen“ keine Angaben machen.

Liebich war im Juli 2023 wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt worden – damals noch als Sven Liebich. Über die Plattform X hatte Liebich angekündigt, die Haft am Freitagabend um 22 Uhr anzutreten. Vorher wollte er für Interviews bereitstehen.

Liebich jetzt Marla-SvenjaGesetz erlaubt Haftantritt des Neonazis in Frauen-JVA

Neben Journalisten hatten sich am Abend vor der Justizvollzugsanstalt in Chemnitz auch Demonstranten versammelt. Nach Angaben der Polizei waren mindestens 60 Menschen gekommen. Laut Polizei hatte die Splitterpartei Freie Sachsen die Versammlung angemeldet.

Während der Kundgebung wurde nach Angaben der Beamten auch eine Audiodatei vorgespielt. Ein Sprecher gab an, sie stamme „mutmaßlich von der Person, die heute hier die Haft antreten wollte“. Diese habe mitgeteilt, dass sie sich „unpässlich fühlt, in ein Drittland abgesetzt hat“, sagte der Polizeisprecher. Daraufhin seien sowohl die Versammlung als auch der Polizeieinsatz beendet worden.

„Nicht auf den Leim gehen“Queerbeauftragte äußert sich zum Fall Liebich

In einem Post auf der Plattform X, der unter dem Namen Liebichs abgesetzt wurde, hieß es am Abend: „Das Kunststück eines Zaubertricks: Alle Augen werden auf die Kulisse gelenkt, während das Objekt im Schatten verschwindet. Niemand wusste von meinem Entschluss – kein Anwalt, keine Familie. Was folgt? Ein internationaler Haftbefehl.“

Der Fall Liebich hatte die Debatte über das neue Selbstbestimmungsgesetz zuletzt wieder angefacht. Mit dem im November 2024 in Kraft getretenen Gesetz, das das frühere Transsexuellengesetz ablöste, wurden Änderungen des Geschlechtseintrags und des Vornamens deutlich erleichtert.

Der mehrfach verurteilte Rechtsextremist Liebich hat seinen Geschlechtseintrag geändert. Deswegen tritt er an diesem Freitag seine Haft in einem Frauengefängnis an. Ob er dort aber bleiben wird, ist fraglich.

Mehr Aufmerksamkeit erhielt der Haftantritt eines Straftäters selten: Die rechtsextreme Person „Marla-Svenja“ Liebich, in der Szene bisher bekannt und wirkmächtig als Neonazi Sven Liebich, will an diesem Freitagabend vor der Justizvollzugsanstalt (JVA) Chemnitz erscheinen. 18 Monate muss Liebich absitzen. Schon 2023 wurde er wegen Volksverhetzung, übler Nachrede, Beleidigung, Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz und Billigung eines Angriffskriegs schuldig gesprochen.

Diese Delikte aber spielen derzeit kaum noch eine Rolle. Der Rechtsextremist nämlich hat nach dem Urteil in erster Instanz seinen Geschlechtseintrag geändert und tritt seither als Frau in der Öffentlichkeit auf. Bei dem Berufungsverfahren vor rund zwei Monaten lackierte Liebich sich im Gerichtssaal vor laufenden Kameras die Nägel, trug dabei Sonnenhut, Bluse mit Leopardenmuster und roten Lippenstift – wohlgemerkt unter einem üppigen Oberlippenbart.

Liebich unterlag damals erneut vor Gericht, aufgrund der Änderung des Geschlechtseintrags aber sollte Liebich die Haft im Chemnitzer Frauengefängnis antreten. Zumindest vorerst.




Seit vier Jahren verschwunden: Mit Kindern in den Busch geflohener Vater bei Einbruch gefilmt

2021 flieht der Neuseeländer Tom Phillips mit seinen drei Kindern in die Wildnis, nachdem er das Sorgerecht verloren hat. Jetzt zeigen Überwachungskameras den gesuchten Farmer beim nächtlichen Einbruch in einen Supermarkt. Die Polizei rätselt über die Motive.

Dieser spektakuläre Kriminalfall beschäftigt die Menschen in Neuseeland seit Jahren: Tom Phillips, ein 37-jähriger Farmer aus Marokopa, versteckt sich seit Dezember 2021 mit seinen drei Kindern in der neuseeländischen Wildnis. Jetzt tauchte er auf – bei einem nächtlichen Einbruch, den Überwachungskameras dokumentierten, wie unter anderem „RNZ National“ berichtet.

Die neuseeländische Polizei veröffentlichte Videoaufnahmen, die in den Augen der Behörde Phillips und eines seiner Kinder beim Einbruch in einen kleinen Supermarkt in der 480-Einwohner-Gemeinde Piopio zeigen. Gegen 2 Uhr morgens am Mittwoch brachen dort zwei maskierte Personen mit einem Winkelschleifer das Vorhängeschloss auf. „Wir glauben, dass die beiden Personen in diesem Material Tom und eines seiner Kinder sind“, erklärte Detective Senior Sergeant Andy Saunders neuseeländischen Medienvertretern auf einer Pressekonferenz. Die Täter stahlen Milch und andere Lebensmittel, bevor sie mit einem Quad-Bike flohen.

Die Ermittler fragen sich jetzt, ob die Tat ein Hinweis darauf sei, dass Phillips sich mit seinen Unterstützern zerstritten habe. Der Flüchtige hatte bereits im November 2023 erfolglos versucht, denselben Laden zu überfallen. Gegen ihn liegen schwere Anklagen vor: bewaffneter Raubüberfall, schwere Körperverletzung und illegaler Waffenbesitz. Er verlor das Sorgerecht für seine drei Kinder an deren Mutter Catherine – Jayda ist inzwischen 12 Jahre alt, Maverick 10 und Ember 9.

Geschwister verschwinden spurlos aus Elternhaus

Phillips wird als erfahrener Jäger und Überlebenskünstler beschrieben

Tom Phillips‘ Flucht begann im Jahr 2021 mit einem mysteriösen Verschwinden. Er und seine drei Kinder wurden in diesem Jahr zuletzt am 11. September auf der Familienfarm in Marokopa gesehen. Zwei Tage später entdeckten Anwohner seinen Wagen auf einem Strand – unterhalb der Flutlinie, von Wellen umspült.

Die Polizei startete eine großangelegte Suchaktion mit Flugzeugen, Hubschraubern und Wärmebilddrohnen. Drei Wochen lang suchten Hunderte Helfer. Viele befürchteten, die Familie sei von einer Riesenwelle erfasst worden. Doch dann geschah das Unglaubliche: Nach 17 Tagen tauchten alle vier völlig überraschend wieder auf der Familienfarm auf. Phillips behauptete, sie seien zelten gewesen.

Die aufwändige Suche kostete Hunderttausende Dollar. Phillips wurde wegen Verschwendung von Polizeiressourcen angeklagt. Sein Gerichtstermin war für Januar 2022 angesetzt – doch am 9. Dezember 2021 verschwand er erneut mit den Kindern, diesmal endgültig. Seine Familie beschreibt ihn als erfahrenen Jäger und Überlebenskünstler. Seitdem lebt er mit den Kindern im Verborgenen. Die Behörden sind aber überzeugt, dass er Unterstützer hat.

Sorge um an Asthma erkrankte Tochter

Im September 2023 wurden die Vorwürfe gegen Phillips schwerwiegender: Er wurde beschuldigt, im Mai eine Bank in Te Kuiti überfallen zu haben. Zwei Personen hatten die Bank mit Motorrädern verlassen – die Polizei vermutet, dass einer der Täter eines seiner Kinder war.

Zur bislang letzten bestätigten Sichtung kam es im Oktober 2024: Jugendliche Wildschwein-Jäger filmten Phillips und alle drei Kinder beim Wandern. Auf dem Video tragen sie Tarnkleidung und Masken. Als die Teenager fragten, ob jemand wisse, dass sie da seien, antwortete eines der Kinder: „Nur ihr“.

Besondere Sorge macht den Ermittlern die neunjährige Ember, die Asthmatikerin ist. „Sie braucht medizinische Versorgung, die im Busch nicht möglich ist“, warnte Mutter Cat. Nach fast vier Jahren sind die Kinder mittlerweile ihren vierten Winter in der Wildnis. „Im Mittelpunkt stehen drei Kinder, die seit vier Jahren von zu Hause weg sind“, betonte Detective Saunders.




UPGRADE in die Business-Class

Fragt der Junge das Mädchen: Sitzt du lieber am Fenster oder am Gang?

Antwort von ihr: Na, beides.

So einfach ist das. In der Business Class sind die Einzelsitze nämlich am Fenster und am Gang. Wer lieber als Pärchen kuscheln möchte, für den gibt es Sitze direkt nebeneinander im Mittelgang. Beinfreiheit auf allen Sitzen garantiert – und auch Liegepositionen zum Schlafen. Als Essen wird ein Menü serviert mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch und die Screens sind doppelt so groß wie in der Economy Class. Wer jetzt glaubt, das kann ich mir niemals leisten. Der irrt.

Business Class Flüge kann man, wenn am Glück hat, für ein Schnäppchen bekommen – besonders wenn sie nicht ausgebucht sind kurz vor dem Start. Daher lohnt sich immer ein Nachfragen direkt am Schalter oder wenn man sich einloggt zum digitalen Flug-Check-in. Hier sind Sales-Möglichkeiten von 500 Euro Aufpreis pro Fernflug, etwa nach Afrika oder Asien durchaus möglich – obwohl die Business Class bei regulärer Buchung schon einmal das Vierfache eines Economy-Fluges kosten kann.

Es gibt auch bestimmte Internetplattformen, die sich nur auf Businessclassflug-Schnäppchen spezialisiert hat, wie etwa auf https://www.jetbeds.com/de_de/deals, die auf Langstreckenflüge spezialisiert sind. Für einen Business Class Flug nach Brasilien zahlt man hier aktuell rund 1.600 Euro, bei Economy-Buchung rund 1.000 Euro. Businessclass-Flüge auf https://travel-dealz.de/kategorie/fluge/business-class/ gibt es bereits ab 1.200 Euro, etwa nach Nairobi oder Dubai.

Besonders bei Langstreckenflügen über Nacht mit Zeitverschiebung lohnt sich in jedem Fall der Gedanke für ein UPGRADE, da man wesentlich ausgeruhter ankommt – zumal man dann auch in der Regel Zugang zu den Business Lounges an den Flughäfen hat. Dort ist das Angebot für hochwertiges Essen und Trinken teilweise kostenlos. Zusätzlich gibt es Entspannungs- und Ruhemöglichkeiten – wenn man etwa mehrere Stunden auf den Anschlussflug warten muss.




Hitzetelefon im Hohenlohekreis floppt

Das sogenannte Hitzetelefon des Hohenlohekreises erweist sich in diesem Sommer als Flop.

Gerade mal zwei Menschen haben sich dafür registrieren lassen, teilte das Landratsamt mit. Laut einer Sprecherin haben die Seniorinnen und Senioren Angst, ihre Telefonnummern herauszugeben. Sie befürchten Telefonbetrug.

Dabei wollte der Hohenlohekreis mit dem Hitzetelefon einen Service bieten: Wer sich registrieren lässt, der bekommt an Tagen, wenn es heiß werden soll, morgens einen Anruf mit persönlichen Tipps.

Dafür hat der Kreis vergangenes Jahr extra 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer geschult.




Wie praktisch – Der nächste Millionär geht in die Insolvenz

2007 wurde sie „Germanys Next Topmodel“, 2016 heiratete Barbara Meier den Unternehmer Klemens Hallmann. Nun muss das Ehepaar seine Finanzen neu sortieren. Der 49-Jährige hat einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt, wie der Alpenländische Kreditorenverband auf seiner Website bekannt gab.

102 Gläubiger

Betroffen sind 102 Gläubiger, die eine Gesamtforderung in Höhe von rund 95 Millionen Euro stellen. Davon fallen allein 75 Millionen auf Bürgschaften, die Hallmann für andere Firmen übernommen hat.

Angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt

Hauptursache für die Schieflage soll laut eigenen Angaben die angespannte Lage am Immobilienmarkt sein. Denn die „Hallmann Corporate Group“, die Hallmann leitet, spezialisiert sich auf Immobilien und Projektentwicklungen.

Keine Einigung mit einem wichtigen Geldgeber

Außerdem konnte er sich mit einem wichtigen Geldgeber nicht auf eine Lösung einigen – etwa auf eine Ratenzahlung oder einen Aufschub. Ohne diese Einigung blieb am Ende nur der Gang zum Insolvenzgericht.

Klemens Hallmann und Barbara Meier
Der 49-Jährige und Barbara Meier sind seit 2016 ein Paar. (Archiv)

Aufgeben will der Unternehmer aber nicht. Mit einem Sanierungsplan möchte er die Kurve kriegen und bietet seinen Gläubigern an, innerhalb von zwei Jahren 30 Prozent der offenen Forderungen zurückzuzahlen.

Sanierungsplan

Seine wichtigste Firma, die „Hallmann Holding International Investment GmbH“ soll von der Insolvenz nicht betroffen sein, heißt es.

Nicht die erste Insolvenz

Ganz neu ist das Kapitel „Insolvenz“ für Klemens Hallmann übrigens nicht.

Im April musste seine Tochterfirma und Bauträger „SÜBA AG“ Insolvenz anmelden. Ende Juli konnte dieses Verfahren durch einen Sanierungsplan abgeschlossen werden. Die Gläubiger bekommen nun, verteilt über zwei Jahre, 20 Prozent ihres Geldes zurück.

Barbara Meier und Klemens Hallmann
2019 heirateten Barbara Meier und Klemens Hallmann. (Archiv)

Der Unternehmer und das Model

Klemens Hallmann gilt als Selfmade-Unternehmer. Schon als Jugendlicher stieg er ins Geschäft ein und gründete seine erste Firma. Mit 19 Jahren kaufte er seine erste Immobilie, die den Grundstein für seine spätere Unternehmensgruppe bilden sollte.

2019 heiratete Klemens Hellmann Barbara Meier, die durch ihren Sieg bei „Germany’s Next Topmodel“ bekannt geworden ist. Gemeinsam haben sie zwei Töchter.

Barbara Meier

Barbara Meier.
Hallmanns Fall erinnert an den Pleite-Milliardär René Benko, mit dem er auch geschäftlich verbandelt war. 2019 kaufte er Benko das riesige, ehemalige Leiner-Möbelhaus in der Wiener Neustadt ab. Zuletzt wurde Hallmanns Vermögen auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt.
Hallmann zahlt für Schwarzeneggers Uhr 270.000 Euro bei einem Wert von rund 27.000 Euro
Auch Arnold Schwarzenegger zählt Hallmann zu seinen besten Freunden. Im Januar 2024 ersteigerte der Unternehmer bei einem Charity-Dinner im Stanglwirt bei Kitzbühel dessen „Audemars Piguet“-Luxusuhr, für die der Schauspieler zuvor am Münchner Zoll festgehalten wurde. Hallmann zahlte sagenhafte 270.000 Euro, bei einem geschätzten Wert von rund 27.000 Euro.
Innerhalb von drei Jahren schuldenfrei
Laut der Verbraucherzentrale können sich überschuldete Menschen in Deutschland gemäß der Insolvenzordnung in der Regel innerhalb von 3 Jahren von ihren Schulden befreien.
Entschuldung, auch wenn kein Vermögen oder pfändbares Einkommen vorhanden ist

Die Insolvenzordnung bietet überschuldeten Verbraucher:innen die Möglichkeit, sich in der Regel innerhalb von 3 Jahren (zuzüglich der außergerichtlichen Vorbereitungszeit) von ihrem Schuldenberg zu befreien.

Selbst dann, wenn während der gesamten Verfahrenslaufzeit kein pfändbares Einkommen oder Vermögen erzielt werden kann. Durch die Regelung der Kostenstundung können so auch völlig Mittellose an dem Verfahren teilnehmen und eine Entschuldung erreichen.

Verbrauchinsolvenz

Der Vorgang heißt juristisch korrekt Verbraucherinsolvenz, wird allgemein aber auch als Privatinsolvenz bezeichnet.

Wie funktioniert das Verbraucherinsolvenzverfahren?

Als Betroffene:r können Sie beim zuständigen Insolvenzgericht einen Antrag auf Eröffnung des Verbraucherinsolvenzverfahrens stellen, verbunden mit dem Antrag auf Erteilung der „Restschuldbefreiung“. Vorab aber müssen Sie versuchen, sich mit den Gläubigern über die Schuldenrückführung außergerichtlich zu einigen. An diesem Einigungsversuch muss eine geeignete Insolvenzberatungsstelle oder eine geeignete Person, zumeist ein Rechtsanwalt, mitwirken.

Pfändbare Vermögenswerte werden verwertet

Zumindest muss eine persönliche Beratung mit eingehender Prüfung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse stattgefunden haben. Gelingt eine solche Einigung nicht, werden die Schulden in einem Insolvenzverfahren förmlich festgestellt. Eventuell noch vorhandene pfändbare Vermögenswerte werden verwertet und der Erlös an die Gläubiger verteilt. Danach schließt sich die sogenannte „Wohlverhaltensphase“ an, die zusammen mit dem Insolvenzverfahren regelmäßig 3 Jahre dauert.

Gläubiger gehen möglicherweise leer aus

Während dieser Zeit müssen Sie als Schuldner das pfändbare Einkommen an einen Treuhänder abtreten. Dieser verteilt die eingezogenen Beträge an seine Gläubiger. Reichen diese Beträge nicht aus, um die gesamten Schulden zu tilgen, werden Ihnen nach Ablauf des Verfahrens die restlichen Schulden erlassen. Sind Sie so mittellos, dass trotz Ihrer Bemühungen während der Laufzeit des Verfahrens keine Vermögenswerte oder pfändbare Einkünfte verteilt werden, werden Sie von der Zahlungspflicht für Ihre gesamten Schulden befreit. Stattdessen bleiben die Gläubiger auf ihren Forderungen sitzen und gehen letztendlich leer aus.

Da Heilmann Unternehmer ist, greift bei ihm nicht die Verbraucherinsolvenz, sondern die Unternehmerinsolvenz. Dieses Verfahren heißt offiziell Regelinsolvenzverfahren, läuft aber ganz ähnlich ab. Sie dauert in der Regel zwischen 3 und 6 Jahren.

Mittelos ist Hallmann zwar nicht, aber wenn die Immobilien, die er besitzt, auf eine andere Person übertragen wurden, bleiben sie im Insolvenzverfahren in der Regel außen vor.




„Es scheint fast so, als ob wir noch immer im Mittelalter verhaftet wären, in welchem es nur darum geht, die Hexe brennen zu sehen“ – Christina Block und das Prinzip „Monster-Mutter“

Christina Block – Warum Mütter medial und gerichtlich in Deutschland nicht selten den Kürzeren ziehen: Ihr Exmann behält nach der Trennung die Kinder in Dänemark, obwohl sie das alleinige Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht hat. Niemand greift ein. Irgendwann entscheidet das Gericht in Hamburg, dass die Kinder nun eben in Dänemark verwurzelt seien. Eine verzweifelte Mutter sucht nach Wegen, um wieder Kontakt zu ihren inzwischen völlig entfremdeten Kindern aufzubauen.

Eine kleine Lehrkunde in Psychologie und Patriarchat

Doch medial wird die Unternehmerin überwiegend nur als Täterin dargestellt. Kein Verständnis für das Mutter-Sein, kein Verständnis für die Entfremdung, keine Empathie. Wenn die vierfache Mutter im Gerichtssaal weint, verdreht die deutsche Öffentlichkeit scheinbar genervt die Augen, denn Emotionen im Gerichtssaal zu zeigen, das wird oft noch als Schwäche gewertet. Es geht hier eben nicht nur um eine vermeintliche Entführung, die einfach zu erzählen ist, weil es doch klar ist, wer hier die Teufelin und wer der good daddy ist. Es geht hier um noch so viel mehr, um den Entzug der Mutter von heute auf morgen über Jahre, um Manipulation, Machtmissbrauch und Kindeswohlgefährdung, die eigentlich keine Gefährdung mehr ist, sondern Missbrauch in seiner reinsten Form – die gezielte Isolation von Kindern von einem Teil der Familie in einem anderen Land und eine massive Manipulation der Vergangenheit gegen einen Elternteil, der vermeintlich „böse“ ist und der völlige Kontaktabbruch das scheinbar adäquate Mittel. Isolation und Abschottung. Warum aber will das die mediale Außenwelt nicht auch diese Seite sehen und näher beleuchten? Die Antwort ist ganz einfach. Eine kleine Lehrkunde in Psychologie und Patriarchat.

Zu Beginn dieses Artikels möchten wir betonen, dass wir generell jede Form von Gewalt an Kindern ablehnen,  jede Form von Missbrauch und Kindeswohlgefährdung – emotionaler und körperlicher Natur. 

Der derzeit vor dem Hamburger Gericht verhandelte Fall von Christina Block, einer prominenten Mutter, die ihre Kinder „entführt“ haben soll, wird medial deutschlandweit verfolgt. Fast täglich kommen neue Presseberichte direkt aus dem Gerichtssaal. Das Medieninteresse ist groß. Die BILD schreibt ebenso darüber wie die Süddeutsche Zeitung, aber auch diverse Online-Medien. Eine Mutter soll ihre eigenen Kinder entführt haben. Ein Skandal. Und eine Story, die leicht eingängig ist und sich gut vermarkten lässt. Das Problem dabei ist nur: Hier findet eine Verkehrung der Umstände um 180 Grad statt und niemanden scheint das zu interessieren.

Was ist passiert?

2014 trennt sich die Millionen schwere Steakhouse-Erbin Christina Block von ihrem damaligen Ehemann Stephen Hensel. Die Scheidung folgte vier Jahre später Nachdem Hensel erst wie Block weiterhin in Hamburg gewohnt hatte, zog er 2019 mit seiner neuen Familie ins dänische Gråsten. Als die älteste 15-jährige Tochter im Sommer 2021 beschloss, zu ihrem Vater zu ziehen, eskalierte der Streit. Beim Hamburger Jugendamt erhob Hensel Vorwürfe gegenüber Block. Er sprach von „Klapsen auf den Hinterkopf“. Seine Ex-Frau bestritt diese Anschuldigungen.

Als Hensel seine beiden jüngsten Kinder im August wie üblich für ein Besuchswochenende abgeholt hatte, kehrten sie danach nicht zu ihrer Mutter zurück. Hensel schrieb Block stattdessen eine E-Mail, in der er ankündigte, das Jugendamt zu kontaktieren. Die jüngste Tochter habe „Angst vor deinem Verhalten“, und das Verhalten gegenüber dem Sohn sei „kindeswohlgefährdend“.

Wenn Behauptungen des Vaters ausreichen, die Kinder jahrelang vor der Mutter komplett zu verstecken

Das Amtsgericht Hamburg sprach ihm im September 2021 vorläufig das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für seine beiden Kinder zu. Die Mutter legte Beschwerde ein, doch vor Gericht erneuerten die Kinder die Vorwürfe. Beide beteuerten, nicht zurück zu ihrer Mutter zu wollen. Im Oktober 2021 entschied das Gericht jedoch, dass Hensel die Kinder an die Mutter „herauszugeben“ hat. Das Aufenthaltsbestimmungsrecht wurde vorläufig der Mutter übertragen. Später sollte in einem Hauptverfahren geklärt werden, wo die Kinder leben sollen.

Hensel kam der Aufforderung des Gerichts aber nicht nach. Es folgten zahlreiche Verfahren in Dänemark, doch der Hamburger Beschluss wurde nicht vollstreckt. Block zeigte ihren Ex-Mann dann wegen Kindesentziehung an. Das Amtsgericht lehnte zunächst die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab, jetzt muss das Landgericht darüber entscheiden. Im November 2022 soll Block eine Sicherheitsfirma angeheuert haben, die bei der „Rückführung der Kinder“ helfen sollten, wie der Spiegel vom damaligen Geschäftsführer erfuhr. Der Plan scheiterte jedoch.

Zahlreiche Traumata

Nun gibt es aktuell einen medienwirksamen Gerichtsprozess, in welchem Block vor Gericht steht, ob sie in der Silvesternacht 2023/2024 einen weiteren Rückholversuch unternommen hat beziehungsweise diesen beauftragt hat. Nach Angaben der dänischen Polizei griffen Unbekannte Hensel in Süddänemark an und nahmen den zehnjährigen Jungen und das 13-jährige Mädchen in zwei Autos mit. Block ist unter anderem wegen Kindeswohlgefährdung angeklagt.

Auffällig ist, wie unterschiedlich hier die Behörden, die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Gerichte in ähnlich gelagerten Situationen handeln. Als die gemeinsamen Kinder von Hensel einbehalten werden nach einem Wochenendaufenthalt in Dänemark, geschieht nichts. Als die Kinder nach Jahren für zwei Tage bei Christina Block in Hamburg sind, werden sie von zahlreichen Polizisten kurze Zeit später wieder zurück nach Dänemark gebracht. Sprechen wir hier von Justizversagen oder mysogenem Verhalten? Werden Väter hier mehr unterstützt als Mütter? Oder steht die vermeintlich gewaltsame Entführung der Kinder in der Silvesternacht über allem? Tragen hier nicht zumindest beide Eltern Schuld an den zahlreichen Traumata der Kinder?

Kontaktabbruch, Abwendung, ein Leben in völlige Isolation – soll das normal sein?

Die Kinder verlieren in den Jahren in Dänemark völlig den Kontakt zu ihrer Heimat, ihren Freunden, ihrer Familie. Auch das ist eine massive Form von Kindeswohlgefährdung, auch wenn die Kinder diesen schleichenden Prozess und die massive Manipulation zur Schaffung eines Feindbildes, die Mutter, nicht als solches bewusst wahrnehmen.

Christina Block sieht eben nicht, wie ihr Exmann, alle zwei Wochen ihre Kinder, was das mindeste an Kontakt wäre. Doch auch hier scheint sie gerichtlich keinerlei Rückendeckung zu bekommen, wohingegen Väter oft einen sofortigen sehr starken gerichtlichen Rückhalt bekommen, wenn sie ihre Kinder keinen regelmäßigen Umgang nach einer Trennung haben. Der deutschlandweit aktive Netzwerk Väternotruf scheint hier stark vernetzt in alle Gerichte zu sein, wie deren Homepage zeigt, auf welcher alle möglichen Richter in den einzelnen Gerichten namentlich genannt werden.

Entfremdung von einem Elternteil – noch immer können viele Außenstehende nicht glauben, dass so etwas möglich ist und auch von manchen Elternteilen bewusst und leider sehr erfolgreich praktiziert wird nach einer Trennung, so gibt es zahlreiche Betroffene in Deutschland

Die Kinder entfremden sich immer mehr von allem und leben in ihrer eigenen Welt in Dänemark. Sie bekommen Angst vor der Mutter, möchten nicht mehr zurück, sie auch gar nicht mehr besuchen. Werden sie näher gefragt, was o schlimm an ihrer Mutter ist, sprechen sie selbst etwa davon dass sie streng sei, was die Hausaufgaben betreffe. Also nichts wirklich gravierendes, aber natürlich nervig, wenn man die Wahl hat zwischen einem Elternteil, der in dieser Hinsicht vielleiht etwas lockerer ist, als der andere Elternteil. Insbesondere Jugendliche im Teenageralter bevorzugen hier oftmals den eher „lockeren“ Elternteil. aber auch die Vergangenheit kann man in den Köpfen von Kindern – aber auch Erwachsenen ändern. Wenn Eltern etwa auch ihren erwachsenen Kindern immer wieder davon erzählen, wie viel sie mit ihnen in ihrer Kindheit gespielt haben – nehmen die Kinder das oftmals als gegeben war, weil sie sich gar nicht mehr daran erinnern können und/oder auch erst einmal blindes Urvertrauen in die Geschichten der Eltern haben.

Psychologisch nennt man das „false memory“

Psychologisch nennt man das „false memory“. Man kann false memory eindeutig belegen beziehungsweise widerlegen. Doch leider fehlt es häufig in dementsprechenden Familienrechtsverfahren an psychologischen Expert:innen. False memory macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass pauschale Dinge gesagt werden, ohne näher ins Detail zu gehen. Es handelt sich dabei um falsche Erinnerungen, die Menschen subtil immer wieder gesagt bekommen, bis sie sie als ihre eigenen Erinnerungen verinnerlicht haben. Detailwissen dazu gibt es nicht, weil es sich um künstlich produzierte Erinnerungen handelt.  Bei Christina Block, ohne dass wir die Familie kennen, ist auffällig, dass es zu äußerst vagen, allgemeinen Äußerungen und Andeutungen kommt, dass die Kinder Angst hätten, ihre Mutter würde sie schlagen. Der Vater hat einmal wohl gesagt, dass es „Klapse auf den Hinterkopf“ gegeben habe. Konkrete, detailliert Schilderungen von bestimmten Situationen von Übergriffen bleiben aus. Ob der Vater jemals Gewalt angewendet wird, wird gar nicht erst gefragt. Block selbst bestreitet die Gewaltanwendung. Ob dadurch eine völlige Isolation der Kindern von der alten Heimat, Familie und Freunden gerechtfertigt ist, darf zumindest  bezweifelt werden.

Wie man falsche Erinnerungen erkennen kann

Wenn Kinder traumatische Dinge erleben, bleiben sie oft ihr Leben lang mit allen Details im Gedächtnis und können immer wieder gleichermaßen im Detail reproduziert werden, sogar mit dem Wortlaut der beteiligten Personen zur damaligen Zeit. Werden Sachen erfunden, fehlt es an Detailgenauigkeit und es werden schwammige Formulierungen verwendet.

Wenn Kinder auf einmal anscheinend eine unerklärliche Angst vor einem anderen Elternteil entwickeln, in einer Zeit, in welcher sie nur mit dem anderen Elternteil regelrecht abgeschottet leben, ist das – gelinde gesagt – zumindest auffällig. Wenn man als Elternteil seinen Teenager-Kindern einen Alarmknopf um den Hals hängt, wie es Stephan Hensel getan hat, ist das in erster Linie verstörend für die Kinder und sie denken: „Mein Elternteil macht das zu meinem Schutz. Die Alternative wäre ja auch schlimm. Die Alternative wäre: Mein Elternteil macht das, weil psychische krank ist und und uns von unserer Mutter entfremden möchte.“ In der Regel nehmen betroffene Kinder lieber die „Wahrheit“ an, dass der Elternteil gefährlich und/oder krank ist, bei welchem sie nicht leben und nicht bei welchem sie leben.

Niemand hinterfragt das teilweise skurrile Verhalten des Vaters

Aber auch hier: Dieses absurde Vaterverhalten mit dem Alarmknopf um den Hals von Teenagern wird medial und auch gerichtlich nicht hinterfragt, auch nicht das seiner neuen Frau Astrid, die die Kinder angeblich immer aufgefordert hat, sich immer direkt zu duschen und umzuziehen, sobald sie aus Hamburg von ihrer Mutter nach Dänemark an den Wochenenden zu Besuch kamen. Das Verhalten der Mutter wird hingegen bis in Tagebucheinträge hinein zerpflückt.

Klar ist in jedem Fall: Es gab bis heute keine wirkliche Erklärung für eine völlige Isolierung der Kinder vor Christina Block. Sie ist sicher keine Monster-Mutter, auch wenn sie gerne so dargestellt wird, weil es die Geschichte eben vereinfacht. Weil man sich nicht vorstellen kann und möchte, dass es Menschen gibt, die Kinder als Machtmittel einsetzen, als Trophäen einbehalten, vollkommen isolieren – nicht weil sie sie lieben, sondern um den anderen Elternteil nach einer Trennung damit zu quälen. Dann ist der Gedankengang bequemer, der Mutter die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben und zu sagen, wie furchtbar diese ganz bestimmt zu ihren Kindern war.

Entfremdung hält oft ein Leben lang an – wenn ein Elternteil, der nichts Schlimmes getan hat, aus dem Leben verbannt wird

Entfremdung kennen viele Außenstehende nicht und halten eine Entfremdung der Kinder von einem Elternteil auch häufig daher auch für unrealistisch. Aber es gibt zahlreiche Fälle in Deutschland in Familienrechtsverfahren, in welchen Väter und Mütter berichten, wie sie von ihren Kindern entfremdet werden, isoliert werden, jäufig durch subtile Beeinflussung, so dass mittelfristig ein stark negativ konnotiertes Bild des anderen Elternteils geschaffen wird aufgrund von eigentlich banalen Begebenheiten. Am Ende steht häufig ein völliger Kontaktabbruch mit einem Elternteil und der Familie des Elternteils, der über Jahre, wenn nicht sogar ein Leben lang andauert, bis der manipulative Elternteil, der bewusst entfremdet hat, stirbt.

Was viele Außenstehende auch immer wieder vergessen: Oft neigen Kinder eher zum Täterschutz als zum Opferschutz. Kinder stehen oft solidarisch hinter dem vermeintlich schwächeren Elternteil (oder dem Angst machenden Elternteil) und übernehmen die Rolle des Erwachsenen, um diesen vermeintlich schwächeren zu schützen und zu stützen – wie etwa wenn Kindern nun gegen die eigene Mutter aussagen sollen vor Gericht. Jedes vernünftige Elternteil hätte es ihnen schützend untersagt, um sie nicht in einen Gewissenskonflikt zu bringen. Hier scheint es regelrecht forciert worden zu sein vom Vater. Die Kinder werden massiv instrumentalisiert gegen den anderen Elternteil – und das schon lange vor der „Entführung“. Auch das nennt sich Kindeswohlgefährdung, wenn nicht sogar Kindesmissbrauch. Kinder benötigen zumindest einen Anker-Elternteil und an diesem bleiben sie oftmals mit aller Konsequenz hängen – besonders wenn sie so isoliert leben wie Christina Blocks Kinder – bei ihrem Vater und seiner neuen Frau, die laut Medienberichten anscheinend ebenfalls ihre Kinder isoliert vom Vater. Auch hier wird nicht weiter nachgefragt und nachgeforscht. Auch das scheint normal zu sein.

Neue Anwältin, neues Glück?

Nun hat Christina Block sich eine neue Anwältin geholt. Paula Wlodarek. Auffällig ist der Name von ihr. Denn es gibt auch eine sehr bekannte Psychologin mit demselben Nachnamen. Dr. Eva Wlodarek. Es ist nun reine Spekulation, ob die beiden Frauen miteinander verwandt sind, aber es wäre wohl wichtig, die psychologischen Aspekte in diesem Gerichtsprozess nicht außer acht zu lassen. Auch was die mediale Berichterstattung betrifft, die oft entscheidenden Einfluss auf ein Urteil hat.

Wenn der Spiegel etwa unlängst titelt: „Die „verrückten“ Ideen der Frau Block“ – und damit despektierlich die überwältigenden Gefühle abwertet, die Verzweiflung, die eine Mutter erfasst, wenn die Kinder von heute auf morgen nicht mehr da sind, isoliert leben in einem anderen Land. Es ist oft eine männlich-abgeklärte journalistische Sicht auf sehr emotionale Reaktionen, die noch immer den deutschen Journalismus der so genannten Leitmedien prägt. Wer hier auch als Journalist:in mit Christina Block mitfühlen kann, ist oft selbst „nicht ganz zurechnungsfähig“. So einfach ist das. Eine wirklich detaillierte Aufarbeitung der gerichtlichen Abläufe, neutral dargestellt, findet man hingegen oftmals eher in kleineren Medienpublikationen, wie etwa der Artikel: „Wird Stephan Hensel angeklagt?“

Warum hat man die Kinder nicht befragt, als sie in Deutschland waren?

Christina Block ist die Entführerin ihrer eigenen Kinder. Sie ist die Böse. Er der Gute. Das ist das mediale Narrativ. Das auch Stephan Hensel die gemeinsamen Kinder zunächst in Dänemark einbehalten hat unter fadenscheinigen Gründen, das auch das eigentlich einer Kindesentführung in ein anders Land gleichkommt, darüber wird nicht gesprochen. Die Kinder seien ja freiwillig, aus triftigen Gründen bei ihm geblieben, sagen dann Kritiker. Aber wissen wir das wirklich? Wurden Sie vielleicht nicht doch massiv manipuliert und aufgehetzt gegen die Mutter? Warum hat man die Gelegenheit nicht genutzt, die Kinder zu befragen, als sie nach der besagten Silvesternacht in Deutschland waren? Welch eine Chance und man verpasste sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen.

Die Bevölkerung möchte an einen funktionierenden Rechtsstaat glauben

Die Bevölkerung möchte an einen funktionieren Rechtsstaat glauben. Man möchte, dass der Rechtsstaat den verurteilt, der im Unrecht ist. Man möchte eine klare Unterscheidung haben zwischen Gut und Böse. Man möchte keine Grautöne. Und die Öffentlichkeit hat schon entschieden, wer „böse“ ist. In Gerichtsberichten wird immer wieder geäußert, dass die vorsitzende Richterin Christina Block scharf anging. Es scheint, als habe auch sie innerlich schon ihr Urteil gefasst und es gelte nur noch die Beweise für eine hieb- und stichfeste Verurteilung zu liefern.

Welche Traumata die Beteiligten durch das jahrelange Zurückhalten der Kinder in einem damals noch fremden Land für sie und für alle Beteiligten, auch bei Christina block entstanden sind, spielen anscheinend indes keine Rolle. Das darf eigentlich auch nicht sein. Wie oft kommen bei Vergewaltigungen und Femiziden tatmildernde Umstände ins Spiel, wie etwa psychologische Ausnahmezustände und/oder Suchtmittel? Warum wir das bei Frauen wie Christina block mit dieser extremen psychischen Belastungen wie des jahrelangen Kinndesentzugs  nicht diskutiert? Warum gibt es bei Frauen oftmals keine mildernden Umstände? Es scheint fast so, als ob wir noch immer im Mittelalter verhaftet wären, in welchem es nur darum geht, die Hexe brennen zu sehen.




„Da liegt der Typ scho widder. Hat der nix zum schaffe?“ – Kinopremiere eines Films aus Hohenlohe

2 Bäuerinnen wollen das kleine Zeitfenster nutzen und kurz in einem See baden, aber da treibt bereits ein nackter Mann auf dem Wasser und genießt den warmen Sommertag. „Da liegt der Typ scho widder. Hat der nix zum schaffe?“, fragt die eine Bäuerin. Die andere antwortet: „Wahrscheinlich verdient der sei Geld im Schlaf.“

Das Leben auf dem Land wird in Heimatfilmen oft idealisiert

Das Leben auf dem Land – oft in Heimatfilmen dargestellt als reine Idylle, nicht so bei Justine Bauer. In ihrem Coming-of-Age-Kinofilm „Milch ins Feuer“ (offizieller Kinostart: 07. August 2025) aus Hohenlohe spielen junge Bäuerinnen die Hauptrolle – und zwar völlig ungeschönt. die Laiendarstellerinnen sprechen in feinstem Hohenloher Dialekt, werden bei ihrer Arbeit gefilmt, statt einer Geburt eines Kälbchens (wie so oft in Filmen vom Land) sehen die Zuschauenden eine Kastrations eines Alpakas.

Kastration eines Alpakas anstatt die Geburt eines Kälbchens

Der Film ist nicht, wie üblich in Kinos, in 16:9 zu sehen, sondern in 4:3, eine bewusste Leinwandentscheidung der Regisseurin, damit nicht die „schöne Landschaft des Jagsttals“ die Hauptrolle spielt, sondern die Frauen im Film, erklärt Justine Bauer. Sie selbst kommt ebenfalls aus dem Hohenloher Land.

Städter versus „Landeier“

Kirchberg bildete sodenn die Auftakt ihrer großen Kinotour durch Deutschland. mit einem Film im Gepäck, der nicht nur Idylle zeigt, sondern Einblicke gibt in das wahre Land- und Landwirtschaftsleben, aber auch die andere Sicht darstellen möchte – nciht wie so oft die Städter, die auf „Landeier“ herabschauen, sondern auch die Menschen vom Land, die kofschüttetlnd über die Lebensweise der Städter sprechen.

Noch immer vorhandene starke patriarchale Strukturen

Es geht aber auch um noch immer vorhandene stark patriarchale Strukturen, die vielen gar nicht bewusst sind, weil sie dermaßen automatisiert verankert sind auf dem Land, wie etwa, wenn der Sohn nach wie vor völlig selbstverständlich den elterlichen Hof erbt und nicht die Tochter. Justine Bauer erklärt: „Ich möchte von Frauen erzählen, die stark sind im Patriachat. Aber egal, wie stark eine Frau ist, es gibt immer männliche Regeln.“ Das sei aber nicht nur auf dem Land sei: „Was ich auf jeden Fall mit dem Film zeigen möchte, ist, dass es überall auf der Welt solche Ungerechtigkeiten Frauen gegenüber gibt. Es gibt ja viele Dinge, bei denen Frauen benachteiligt werden, das ist nach wie vor ein universelles Problem.“

Trailer des Films: MILCH INS FEUER Trailer German Deutsch (2025)




„Mir fehlen die Worte“

Eine Viertklässlerin wird von einem Mitschüler an einer Grundschule im hohenlohischen Krautheim gewürgt. Die Familie des Mädchens wendet sich hilfesuchend an die Schule. Diese reagiert. Sie fordert den betreffenden Schüler auf, sich bei dem Kind zu entschuldigen. Dem Mädchen wird angeboten, in die Parallelklasse zu wechseln (wir berichteten).

Negative Konsequenzen für das Opfer

GSCHWÄTZ-Herausgeberin Dr. Sandra Hartmann sieht das Durchspielen derartiger Optionen kritisch. „Dem Mädchen wird damit im Prinzip eine Flucht vor einem gewaltbereiten Mitschüler angeboten. Das sind negative Konsequenzen für das Opfer. Damit wird das Kind eigentlich nochmal Opfer.“

Videokommentar von Dr. Sandra Hartmann: „What?“ – Viertklässlerin wird Opfer von Gewalt – Was dann folgt, sorgt für Stirnrunzeln

Täter müsste gezwungen werden, sich zurückzuziehen, nicht Opfer

Zusätzlich sieht die Journalistin die Gefahr, dass die Gewaltbereitschaft damit nicht aufhört, sondern dass die Chance hoch ist, dass der gewaltbereite Schüler sich dann einfach andere Opfer sucht. Ein Ende der Gewalt sei damit nicht in Sicht. „Es sollte doch eigentlich immer so sein, dass die Person, von der Gewalt ausgeht, die Konsequenzen bekommt und nicht Betroffene. Aber auch bei Partnerschaftsgewalt wird häufig mit dem Opfer darüber gesprochen, welche Möglichkeiten des  Rückzuges / Auszuges es gäbe, anstatt mit dem Täter diese Dinge zu besprechen. und, wen nötig, auch zu erzwingen.

Angemessene Maßnahmen

„Wir schauen nach Gewaltakten – sei es Mobbing, Vergewaltigung oder Femizid – leider nach wie vor zu sehr auf die von Gewalt Betroffenen – wie haben sie sich verhalten? Haben Sie provoziert? Hatten sie die falsche Kleidung an? Waren Sie zur falschen Zeit am falschen Ort? Das eigentliche Problem sind doch nicht die Opfer, sondern die Täter“, findet Hartmann. Auf sie müsse das Scheinwerferlicht gerichtet und über angemessene, abschreckende Maßnahmen gesprochen werden.




Ritueller, sexueller Missbrauch an Kindern: „Es ist einfacher zu sagen, das gibt es bei uns nicht“

Ein halbes Jahr tourte Liz Wieskerstrauch quer durch Deutschland und präsentierte in ausgewählten Kinos ihren neuen Dokumentarfilm BLINDER FLECK. Die vorletzte Station, bevor der Film in Österreich und der Schweiz vorgestellt wird, war nun in Weingarten. GSCHWÄTZ-Herausgeberin Dr. Sandra Hartmann moderierte durch den Abend.

Rituelle, sexuelle Gewalt an Kindern in Deutschland – Betroffene sprechen von Folter

Nichts für schwache Nerven

Diese Doku ist nichts für schwache Nerven. Die preisgekrönte Regisseurin interviewt darin Betroffene, die in ihrer Kindheit schwere rituelle, sexuelle Gewalt erfahren haben. Auch ein Buch hat Wieskerstrauch darüber geschrieben. Neben Betroffenen kommen auch zahlreiche Sachverständige und Psycholog:innen zu Wort.

Von den eigenen Eltern ausgeliefert

Nicht selten wurden Betroffene von ihre eigenen Eltern diesen Missbrauchsritualen ausgeliefert. Diese sind oft ebenfalls seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar ihr Leben lang diesem System ausgeliefert. Manche von ihnen bleiben Zeit ihres Lebens Opfer, andere  werden irgendwann selbst zum Täter, um von der eigenen Ohnmachtserfahrung hauszukommen und in eine Machtposition zu gelangen.

Elektroschocks, Waterboarding und Vergewaltigungen vor zahlendem Publikum

Es geht um Elektroschocks im Intimbereich, um Waterboarding, um schwersten sexuellen Missbrauch, um Vergewaltigungen vor zahlendem Publikum, um ein Pädo-Netzwerk in Deutschland, das vermutlich größer ist als viele denken – und eine Gelddruckmaschine.

Betroffene spalten nicht selten aufgrund dieser Traumata ihre Persönlichkeit auf, um überleben zu können

Oft entwickeln Betroffene, deren ICH in der frühesten Kindheit noch nicht gänzlich ausgeprägt ist und denen schwerste Traumata immer und immer wieder von ihren engsten Vertrauenspersonen zugefügt wurden, eine dissoziative Persönlichkeitsstörung, früher als multiple Persönlichkeit bekannt. Das bedeutet, der Körper spaltet gewisse Persönlichkeitsanteile ab, etwa die, die sich noch genau an diese grausamen, kaum erträglichen Szenarien erinnern können. Das ist ein Schutzmechanismus, um weiterleben und im Alltag funktionieren zu können.

Ein großes Pädo-Netzwerk, das eine Gelddruckmaschine ist

Die Betroffenen haben es alle irgendwie aus diesem System herausgeschafft und sogar den Mut, darüber öffentlich zu sprechen. Ob sie keine Angst haben vor dem Täternetzwerk, fragt Dr. Sandra Hartmann Liz Wieskerstrauch nach dem Film. „Öffentlichkeit und Bekanntheit kann auch schützen vor diesem Täternetzwerk“, gibt Liz Wieskerstrauch zu bedenken. Warum es kaum Verurteilungen gibt in diesem Bereich, möchte ein Zuschauer wissen. Oft werde den Betroffenen nicht geglaubt, da die Geschichten derart unglaublich sind, dass sie viele gar nicht wahr haben möchten und dann lieber die Betroffenen als „verrückt“ abstempeln – zumal wenn diese an der dissoziativen Persönlichkeitsstörung leiden – eine Traumafolgestörung von eben diesem schwersten Missbrauch, aber eben auch ein Problem, wenn es um die Glaubwürdigkeit der Opfer geht.

Unglaublich: Tochter wird zum Täter umplatziert

Ein tragischer Fall wird ebenfalls in der Doku aufgegriffen. Ein junges Mädchen berichtet der Polizei in Deutschland von dem Missbrauch, den sie immer wieder erfährt, wenn sie am Wochenende bei ihre Papa ist. Sie berichtet von Männern in schwarzen Kutten. Ihr wird nicht geglaubt und wird umplatziert zu ihrem Vater, dem Täter, da der Mutter vorgeworfen wird, der Tochter derart abstruse Geschichten gegen den Vater eingeredet zu haben. Mutter und Tochter waren geschockt, hatten sie sich doch Hilfe versprochen. Die Mutter betont in der Doku: „Wenn ich wirklich den Vater hätte schlecht machen wollen, hätte ich doch nicht derartige Dinge erzählt, die sich zunächst auch für mich absolut unglaublich angehört haben.“