Ein Abgesang auf alles Sexistische
Thomas Gottschalk wird am Ende von Wetten am vergangenen Samstag vom ZDF fachmännisch in einer Baggerschaufel entsorgt. Wie er ganz richtig erkannt hat am Ende der Sendung: Er und sein Denken entsprechen einem anderen Zeitgeist. Vor allem an einer Person auf seiner Couch hat man die Nicht-Weiterentwicklung von dem ehemals großen Entertainer deutlich gesehen.
Reihenweise Fremd-Schäm-Momente
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gab es sie schon immer, sobald Thomas Gottschalk den Wetten-dass…-Saal betrat, diese bedrückenden Fremd-Schäm-Momente, bei denen man als Zuschauer von der heimischen Couch sich am liebsten ein Kissen vors Gesicht halten und für Gottschalk aus Scham im Erdbeben versinken wollte. So verwechselte er Namen von Stars und Sternchen auf seiner Couch, betatschte unentwickelt die Beine von Frauen, die neben ihm saßen und redete teilweise sehr „von oben herab“ mit seinen Gästen.
Welche Talente hast denn du überhaupt, fragt er unumwunden
So auch dieses Mal. Neben ihm saß Shirin David, von Beruf erfolgreiche Influencerin auf Instagram. Dass Gottschalk so seine Probleme mit dieser Art von Beruf hat, daraus macht er keinen Hehl. Unumwunden verweist er auf Helene Fischer und Bastian Schweinsteiger, die neben Shirin David sitzen und so große Talente mitbrächten. Ja – und sie? Shirin David, die ein bisschen aussieht wie eine Barbie, informierte den blonden Barden, dass sie gelernte Opernsängerin sei. Seine Antwort: Ach, das hätte er jetzt nicht dacht. „Warum? Weil ich hübsch bin?“ konterte die junge Entertainern. Geschweige denn, dass man sich als Zuschauer bei der Talente-Diskussion beständig fragt, was eigentlich Gottschalks großes Talent ist, wenn er schon Shirin David deswegen kritisiert? Er ist immerhin auch nicht als großer Fußballer oder begnadeter Sänger geboren worden.
Eine längst vergangene Zeit mit völlig veralteten Ansichten
Der offizielle Abgang von Thomas Gottschalk nun als Wetten-dass-Moderator ist auch ein Abgesang auf eine längst vergangene Zeit, in der man noch abwertend miteinander öffentlich sprechen durfte, in dem man sich sexistisch und rassistisch äußern durfte, was mittlerweile viele Menschen als schlichtweg respektlos empfinden, Gute Unterhaltung geht heute anders – auf Augenhöhe. Auch wenn das Gottschalk mit seinen 73 Jahren bis zum Ende leider nicht verstanden hat.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sein Comeback des Comeback bei Wetten dass…nicht doch irgendwann nochmal ein Comeback nach sich zieht, wenn dem ZDF wieder einmal die Moderatoren ausgehen und Tommy dann wieder mit 90 Jahren durch die Tür kommen darf. Hoffentlich aber nicht im Rollstuhl. Denn das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat am Samstag wieder bewiesen, dass die Showbühne nur ohne Rollstuhl zugänglich ist. Die anderen stehen eben am Rand, wie der kleine Wettkönig der Herzen. Auch dieser Moment war an innerem Schamgefühl für so wenig Inklusion und Feinfühligkeit nicht zu überbieten. Freuen wir uns daher auf neue Fernsehzeiten.


