Wie die Bürger:innen offenbar nun zur Schuldigen der Misere gemacht werden
Allüberall kann man die von der Pharmaindustrie umgesetzte und von der Deutschen Presseagentur (dpa) verbreitete Studie derzeit lesen: bei der Tagesschau, im Spiegel, in der Welt und in vielen anderen Leitmedien. Die Aussage darin: die Deutschen seien wegen des hohen Krankenstandes im Jahr 2023 Schuld an der Rezession. Aha.
Da muss man sich als gebildeter Bürger denn schon mehrfach die Augen reiben, um das, was da geschrieben steht, für bare Münze zu nehmen. Wenn wir nur wenige Jahre zurückspulen und in Gedanken durchblättern fallen uns sofort die Coronapandemie ein, fdie für viele Deutsche aus bekannten Gründen extrem kräftezehrend war. Beim Ukraine-Krieg und Gazakrieg ist die Hilfs- und Spendenbereitschaft nach wie vor hoch. Dann hätten wir noch eine Wirtschaftsflaute und auch eine Wirtschaftsflucht von vielen Unternehmen aus Deutschland, eine Konsumflaute, eine über die Jahre völlig verfehlter, immer mehr in Schieflage geratener Haushalt der deutschen Bundespolitik durch viel höhere Ausgaben als Einnahmen und nicht zu vergessen, die Klimakrise. Noch nie gab es in den vergangenen Jahrzehnten so viele Krisen und Kriege in der Nähe gleichzeitig zu bewältigen. Aber es liegt nicht an diesen ganzen Krisen und Kriegen, dass viele arbeitsamen Bürger:innen deren aller müde sind. Es liegt an den Bürger:innen selbst. Jetzt wissen wird das auch.
„Von-oben-Herab“-Gestus der Regierenden
Natürlich. Das ist die Lösung. Man braucht eben einen Sündenbock. Und es wäre doch auch viel zu komplex, hierfür die wirklich Schuldigen dafür zu benennen: unter anderem kriegsführende Staatsoberhäupter, eine desolate Finanzpolitik, die Überforderung der Bürger:innen in vielen Arbeitsbereichen nach dem Schema: höher, schneller, weiter und demgegenüber die Wegnahme sicher geglaubter sozialer Güter, etwa im Gesundheits- und Bildungswesen.
Hin zukommt ein arrogant wirkender „Von-Oben-Herab-„-Gestus der Regierenden, den man vielleicht noch aus Cäsars Zeiten kennt, wenn etwa der baden-württembergische Ministerpräsident Winfriede Kretschmann bei den schwindelerregend hohen Energiepreisen den Bürger:innen rät, den Waschlappen öfter zu benutzen. Ober er das wohl ebenso macht? Olaf Scholz erklärt wiederum, die Spritpreise kenne er nicht so genau, da er ja einen Fahrer habe und zudem zu den Besserverdienenden zähle, da schaue man eben nicht „auf jeden Cent“. Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat nicht mal anäherend eine Ahnung davon, mit wie viel Geld Durchschnittsrentner im Monat auskommen müssen. Warum auch? Sie muss sich schließlich mit wichtigeren Themen befassen, etwa mit Ernährungsberatung in Kindergärten. Und zum guten Schluss fordert Finanzminister Lindner die Deutschen nun zu mehr Leistungsbereitschaft aus. Mehr Satire geht wohl kaum.





