Im Rahmen des diesjährigen 14. Gipfeltreffens der Weltmarktführer am 31. Januar und 01. Februar in Schwäbisch Hall und Künzelsau sprach im Carmen-Würth-Forum wohl einer der beliebtesten und bekanntesten Künzelsauer über seine Träume als Kind – und als Erwachsener: der Weltraumastronaut Alexander Gerst.
Wieder träumen lernen
der 47-Jährige, der früher mit seinem Opa als Kind seine Stimme schon über Funk bis zum Mond schickte, erzählte von der bevorstehenden Mond-Mission 2026, im Rahmen dessen er im sehr engen Auswahlkreis steht. Aber Gerst äußert sich wie gewohnt charmant-zurückhaltend, ob er nach zwei erfolgreichen Besuchen auf der Internationalen Raumstation auch gerne mit zum Mond fliegen würde. Er würde gerne, das spürt man, aber er spricht das nicht explizit aus, auch aus Respekt vor seinen Kolleg:innen. Sechs befinden sich in der engeren Auswahl, drei Tickets auf den Mond gibt es von der Eurpäischen Raumfahrtagentur (ESA) zu vergeben. Es bleibt also spannend.

Unter 8.000 Bewerber:innen durchgesetzt
Dabei wollte er früher lieber Feuerwehrmann denn Astronaut werden. Wichtig war für ihn dabei aber stets, dass seine Eltern ihn immer haben träumen lassen in seinem Leben. Rund 8.000 Bewerberinnen habe es damals im Rahmen des Weltraumprogramms der ESA gegeben. Er habe sich keine großen Hoffnungen dabei gemacht. Doch er wollte sich zumindest bewerben, um sich nicht im Nachhinein zu ärgern. Mit Erfolg. Auch die ESA hat sich nun bei dem gemeinsam mit der NASA durchzuführenden Mond-Unterfangen erfolgreich gegen andere Mitbewerber-Nationen durchgesetzt, unter anderem weil die ESA in den vergangenen Jahren wichtige Dinge für Raumfahrt entwickelt hat, etwa ein Fracht-Raumschiff.
90 Prozent der Spitzenvertreter:innen der Wirtschaft zeigen sich besorgt um den Wirtschaftsstandort Deutschland
„Wer nicht mitkocht, steht am Schluss auf der Speisekarte“, betont denn auch der baden-württembergische Ministerpräsident im Rahmen des Gipefeltreffens – allerdings nicht im Carmen-Würth-Forum in Künzelsau, sondern in Schwäbisch Hall. Der 75-Jährige Winfried Kretschmann weiß offenbar um das bröckelnde Ansehen des ehemals Vorzeige-Wirtschafts-Standorts Deutschlands und betont, wie wichtig es sei, Deutschland wettbewerbsfähig zu halten.
Wie diese Wettbewerbsfähigkeit zu halten ist, wissen vermutlich kaum andere besser als die Führungsspitzen der größten und bekanntesten Unternehmen Deutschlands, die da heißen: Würth mit seinem Hauptsitz in Künzelsau und die Schwarz-Gruppe (Lidl / Kaufland ), mit Sitz in Neckarsulm.
Eine überbordende Bürokratie, ein lahmes Internet und Fachkräftemangel seien K.o.-Kriterien
Er machte sich Sorgen um den Mittelstand, sagte denn auch der Chef der Neckarsulmer Schwarz Gruppe, Gerd Chrzanowski. Und damit steht er nicht alleine da. Laut einer spontanen SWR-Umfrage auf dem Gipfeltreffen zeigten sich 90 Prozent der 550 Spitzenvertreter:innen von Politik und Wirtschaft bi dem zweitätigen Treffen ebenso besorgt um den Wirtschaftsstandort.

Gerd Chrzanowski beim Gipfeltreffen.
Gerade für die Themen IT-Sicherheit und Digitalisierung bräuchten auch kleine Firmen sehr viel Geld, so Chrzanowski. Die Cyberangriffe auf Unternehmen seien teils massiv. Eine überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel, das Hinterherhinken der Digitalisierung, aber auch die hohen Energiepreise zählten die Gipfelteilnehmer:innen denn auch als derzeitige K.o.-Kriterien auf.
Nicht krank, nur erschöpft, so Lindner
Die deutsche Wirtschaft sei nicht krank, aktuell nur erschöpft, wiegelte wiederum Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Nachmittag per Video-Liveschalte etwas ab. Es brauche jetzt Kraft, strukturelle Reformen und eine Wachstumsagenda. Man brauche keine Gesund-, aber auch keine Schwarzbeterei. Eine Unternehmenssteuerrefrom sei finanziell möglich, dafür müssten im Haushalt Mittel umgeschichtet werden, so Lindner. Bislang gebe es dafür aber keine politische Mehrheit.

Christian Lindner sprach per Video-Liveschalte.
Wirtschaft laut Kretschmann „brutal unter Druck“
Kretschmann sieht die aktuelle Lage indes nicht ganz so rosig wie der Finanzminister. In seiner Rede im Neuen Haller Globe Theater sagte er: Die Wirtschaft habe es mit dem Fachkräftemangel, hohen Energiepreisen, globalen Krisen und Lieferkettenproblemen zu tun. Hinzu würden eine explodierende Cyberkriminalität und ein „beinharter Wettbewerb“ rund um Digitalisierung und die Antriebswende kommen. All das setze die Wirtschaft „brutal unter Druck“, so Kretschmann.
Baden-Württemberg als Insel der Glückseligen
Bei all den Problemen dürfe man aber nicht aus den Augen verlieren, so der Ministerpräsident, dass die Ausgangssituation in Baden-Württemberg immer noch „ausgezeichnet“ sei. Auch im internationalen Vergleich gebe es hoch qualifizierte Arbeitskräfte, eine industrielle Basis und die höchste Weltmarktführerdichte der Welt. Hinzu komme ein Netz an herausragenden Universitäten, Instituten und Hochschulen.