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Girls off – mit dem Campervan auf ladies tour

Noch haben Frauen am Steuer eines Campers Seltenheitswert – und in der Regel gibt es diesen Anblick auch nur in Kombination mit einem Mann auf dem Beifahrersitz, der ausnahmsweise mal nicht am Steuer sitzt und instruiert, wie Frau am besten zu fahren hat.

Mit dem Campercan Grand California von VW waren wir unterwegs. Foto: GSCHWÄTZ

Wir haben es dennoch gewagt und haben als Mädchen einen Campervan gemietet, um damit ein wenig Klein-Europa zu erkunden.  Bei der Auswahl war es uns wichtig, wegen des Handlings kein allzu großes Modell für den Start zu wählen, sondern am liebsten einen umgebauten Bus, einen Multivan California etwa, die derzeit sehr beliebt bei jungen Pärchen auf Reisen sind. Da aber auch eine Dusche und ein WC mit an Bord sein sollten, wurde es letztendlich ein VW Grand California – mit immerhin knapp 6 Metern Länge und stattlichen 3,20 Meter in der Höhe. Wir mieteten das Modell übers Internet bei Off Campers (früher: Camper boys), die mehrere Standorte haben, unter anderem in Ostfildern (Stuttgart). Camper off hat eine eigene App mit zahlreichen Erklärvideos zu den einzelnen Fahrzeugen und deren Technik und Benutzung (Toilette, Markise, Herd, Heizung, Wasser etc.). Damit fühlte man sich schon vorab als technischer Anfänger, was Wohnmobile angeht, gut vorbereitet.

Technische Angelegenheiten wie die Bedienung von Strom, Gas, Heizung, Herd und Kühlschrank sind bei dem umgebauten Bulli ein Selbstläufer. Foto: GSCHWÄTZ

Bei der Übergabe ging ein Mitarbeiter nochmal alle technischen Dinge mit einem durch. Dabei haben wir noch ein zusätzliches Versicherungspaket für 179 Euro mit 0 Euro Selbstbeteiligung anstatt 1.500 Euro (im Falle eines Totalschadens etwa) gebucht – was wir aber letzten Endes nicht gebraucht haben, da alles problemlos lief – keine abgefahrener Spiegel, Streifspuren oder ähnliches. Falls wir unterwegs technische Probleme oder einen Unfall gehabt hätten, hatten wir eine Notfallnummer von Off Camper mit an Bord. Das Fahrzeug ließ sich leicht fahren, durch die insgesamt vier Spiegel an der Fahrer- und Beifahrertüre und die Rückfahrkameras hatte man stets einen guten Überblick. Selten gab es Situationen, bei denen man sich ein kleineres Fahrzeug herbeigewünscht hätte – aber drei davon haben auch wir erlebt.

Der Klöntalersee ist ein Besuchermagnet in der Schweiz wegen seiner beeindruckenden landschaftlichen Kulisse. Foto: GSCHWÄTZ

Unser Urlaubsziel war die Schweiz – und hier ist ja bekanntlich alles etwas kleiner und schnuckeliger. Im Internet wurde von anderen Campern (!) der Klöntaler See angepriesen – ein Geheimtipp für Naturcamping. Die Landschaft dort ist wirklich beeindruckend vielfältig, da der See in einer Senke umringt von Berggipfeln liegt. Auf der einen Seite waren die Berggipfel bestückt mit grünen Tannen, auf der anderen Seite taten sich weiße Gletscherzipfel vor einem auf. Die Anfahrt zu diesem See war weniger erstrebenswert. Ohne Vorwarnung wurden die Straßen an dem immer steiler werdenden Bergmassiv immer kleiner. Knapp 6 Kilometer fuhr man teils mit Gegenverkehr auf einer Straße, die eigentlich nur Platz für ein Fahrzeug bot. Jedes Mal, wenn sich eine Kurve auftat und man um einen Bergvorsprung herumfahren musste, beteten wir, dass kein anderes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit entgegenkam und uns erst zu spät sah, denn ausweichen war aufgrund der Größe unseres Campers eigentlich unmöglich. Zum Aneinandervorbeikommen gab es an verschiedenen Stellen lediglich Ausweichbuchten.

Geheimtipp: das autofreie Weindörfchen Quinten liegt auf der mediterranen Sonnenseite der Schweiz am Walensee. Foto: GSCHWÄTZ

Der See selbst hatte bestimmt schon mal mehr Wasser gesehen. Wir waren Anfang April dort. Der Wasserstand war um mehr als die Hälfte niedriger als sonst. Wir blieben hier eine Nacht autark stehen und genossen die Stille um uns herum, da die Tourismus-Saison hier noch nicht eingeläutet war. Beeindruckende Wanderwege taten sich vor uns auf. Die Autobatterie hielt insgesamt zwei Tage problemlos durch. Um den See herum oder daran vorbei konnte man nicht fahren, da die Straße wegen Bauarbeiten zwar nicht gesperrt, aber so eng war, dass man mit einem Camper unserer Größe nicht durchkam. Also hieß es: Dasselbe enge Bergsträßchen wieder zurück. Die zwei weiteren kleinen Hindernisse, die mit unserem Campervan kein Durchkommen ermöglichten, waren einmal eine kleine Unterführung zu einem Campingplatz direkt am Schweizer Walensee. Aber hier war eine Umfahrung über eine andere Straße problemlos möglich. Dann scheiterten wir noch an einer Schranke auf einer Autobahnraststätte mit einer Durchfahrtshöhe von 2,50 Meter. Also mussten wir hier zurücksetzen und unser Fahrzeug auf den Lkw-Parkplätzen abstellen.

So lässt sich’s campen: direkt am Wasser des Walensees in der Schweiz. Foto: GSCHWÄTZ

Alles andere war kein Problem, auch in der Schweiz nicht. Bei unseren Campingplätzen suchten wir uns naturnahe Plätze entweder direkt am Waldrand oder am Wasser aus. Die Preise lagen dabei zwischen 30 und 65 Euro – jeweils mit Strom. Der Campingplatz direkt am Strand des Walensees in der Schweiz im Kanton Sankt Gallen kostete 50 Euro pro Nacht. Das Anstöpseln des Stroms an den Plätzen war kein Problem. Das mitgelieferte Kabel mi Verlängerung passte immer und in der Schweiz gab es Adapter dazu. Zum Entleeren der Abwassertanks genügt es, einen Hebel umzulegen. Entweder gab es Schächte, über die man darüber fahren musste, um das Wasser abzulassen oder Schläuche mit einem Trichter am Ende. Beide Methoden waren mühelos machbar.

Wer schon mal in Sankt Gallen ist, der darf die Tamina Therme in keinem Fall verpassen: Baden bei 39 Grad mit Ausblick auf weiße Gletscherwände. Foto: GSCHWÄTZ

Unser VW Camper war relativ neu und hatte einen kleinen Bordcomputer, bei dem man alle Füllstände (Wasser, Abwasser) abrufen konnte. Mit eine Klick konnte die Heizung mit der gewünschten Innentemperatur angeschaltet werden. Diese lief fast geräuschlos und heizte das Fahrzeug schnell auf. Man musste keine Angst haben, dass die Gasflasche irgendwann leer war, da die Standheizung über den Dieseltank lief. Da es bei uns noch relativ frisch in der Nacht war, ließen wir die Heizung die ganze Nach über laufen. Sie verbrauchte dabei so wenig Diesel, dass sich der Tankfüllstand auf dem Tacho kaum verändert hat. Die Gasflasche, die sich im Kofferraum befindet, benötigten wir lediglich für den Gasherd, der ebenfalls mit einem Knopfdruck ohne Feuerzeug angeschaltet werden konnte. Das Auf- und Zudrehen des Gashahnes wie früher war bei unserem Modell nicht mehr nötig, da die Gasflasche einen speziellen Auffahrschutz hat und bei einem Unfall dadurch nichts passieren kann.

Speziell für Hundebesitzer ist dieser Campingplatz mit Einzäunung gemacht. Direkt von dort läuft man direkt in die wundersamen Wälder des Schwarzwaldes. Foto: GSCHWÄTZ

Wir benutzten fast ausschließlich die Dusche und die Toilette im Camper. Das Frischwasser haben wir in der Urlaubswoche einmal nach zwei Tagen wieder komplett aufgefüllt, nachdem er halb leer war nach dem Duschen. Das Abwasser haben wir lediglich am Ende vor der Rückgabe komplett entleert. Die Toilette haben wir zweimal leeren müssen. Alles in allem waren die technischen Dinge absolut machbar und insgesamt wenig zeitaufwändig.

Unsere Stellplätze, die wir alle sehr empfehlen können, in einem kurzen Überblick:

# Camping mit Hund Deluxe. Im kleinen aber feinen Lynx Camp im Schwarzwald kann der Vierbeiner auch ohne Leine außerhalb vom Camper spazieren gehen, da jeder Stellplatz eingezäunt ist. Zudem gibt es einen Freilauf-Spielplatz mit Parcours für alle Hunde. Direkt am Waldrand mit Wanderwegen im Schwarzwald gelegen. Preis für uns pro Nacht an Ostern: 65 Euro. Anmeldung und Check-in geht nur online beziehungsweise autark, ist aber sehr einfach und problemlos. Ohne Vorreservierung ist eine spontane Anfahrt laut der Homepage nicht möglich. Da wir eine Toilette und eine Dusche an Bord hatten, hat es uns nichts ausgemacht. Andere Reisende bemängeln aber, dass es nur eine Dusche und eine Toilette an dem Campingplatz gibt. Es gibt hier aber einen Duschplan, in dem man sich dann einfach eintragen kann. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir dort waren, waren auch relativ wenige Camper dort.

# Camping Murg am Walensee im Kanton Sankt Gallen. Direkt am Wasser darf man hier seinen Camper parken. Einen Strand und einen Hundestrand gibt es ebenfalls. Die Aussicht ist daher grandios. Die Plätze sind alle groß genug, um neben dem Camper noch eine Markise auszufahren und Tisch und Stühle hinzustellen. Vom Walensee hat man diverse Ausflugsmöglichkeiten. Wir waren unter anderem in der Tamina Therme mit Quellwasser und atemberaubender Aussicht. Mit einem kleinen Boot konnte man vom Campingplaz auf die andere Seite des Walensees gefahren werden. Dort wartet das autofreie Weindörfchen Quinten. Hier ist das Mikroklima mediterran, was den Weinanbau und das Wachsen von Feigen- und Kiwibäumen fördert. Auch dieser Besuch hat sich in jedem Fall gelohnt. Darüber hinaus gibt es noch diverse Wandergebiete, unter anderem durch einen der größten Kastanienwälder der Schweiz. Wir haben 50 Euro pro Nacht auf diesem Campingplatz bezahlt.

# Schwarzwald Camping Altensteig. Interessant für alle Hohenloher: Begrüßt wird man, wenn man Glück hat, von einem Öhringer, der in den Schwarzwald „ausgewandert“ ist und seitdem auf dem Campingplatz arbeitet. Hier gibt es sehr viele Langzeitcamper. Die, die wie wir nur spontan und kurz quasi als Durchfahrtsetappe vorbeischneien, haben die Auswahl zwischen diversen Abstellmöglichkeiten direkt am Fluss und angrenzend an Wald- und Wanderwegen durch den Schwarzwald. Es gibt hier keine abgesteckten Parzellen, sondern große Wiesen. Der Platz kostete uns 31 Euro pro Nacht. Auch von diesem Standort kann man zahlreiche Ausflüge machen, unter anderem zu einer Rodelbahn und zum Adventure Golf. Ein netter Biergarten am Wasser und zwei Riesentrampoline für Kinder befinden sich direkt auf dem Campingplatz.

 

 




24-Jähriger beleidigt Polizisten und leistet massiven Widerstand

Zwei Beamte verletzt Polizeibeamte mussten am Sonntagmorgen einen 24-Jährigen in Gewahrsam nehmen, nachdem er mehrere Beamte beleidigte und Widerstand leistet. Der Mann verständigte gegen 8 Uhr selbst die Polizei per Notruf aufgrund einer angeblichen Schlägerei im August-Beyer-Weg. Beim Eintreffen der Beamten, teilte er mit, dass eine andere Person stark betrunken sei. Als eine Beamtin nach seinem Ausweis fragte, beleidigte er sie.

Als der 24-Jährige immer wieder auf den anderen angeblich betrunkenen Mann zuging und nicht stehen blieb, musste er durch die Beamten festgehalten werden. Dabei leistete er sofort massiv Widerstand und musste zu Boden gebracht werden. Daraufhin trat er nach den Polizisten und erwischte die eingesetzte Beamtin. Durch insgesamt vier Beamte wurde der Mann in Gewahrsam genommen.

Ein Alkoholtest ergab einen Wert von rund 1,7 Promille, weshalb dem Mann durch einen Arzt Blut abgenommen wurde. Anschließend wurde er in eine Zelle auf dem Polizeirevier gebracht. Auch dort sperrte er sich weiterhin gegen die Maßnahmen. Zwei Beamte erlitten Verletzungen. Der 24-Jährige muss nun mit mehreren Anzeigen rechnen.




Die Akte Kasia Lenhardt – Warum Jeroame Boateng niemals mehr in der Nationalelf spielen dürfte

Jung, schön. Begehrt. Nicht mehr am Leben. Vor drei Jahren wird Kasia Lenhardt leblos in ihrem Apartment in Berlin-Charlottenburg, aufgefunden. Vorausgegangen war eine mediale Hetzjagd, unter anderem angefeuert durch die Berichterstattung der BILD, gegen die damals 25-Jährige.

Der Hintergrund: Öffentlich wurde das Model damals so dargestellt, als ob sie die Prominenz des Fußballstars für sich (aus-)nutzen wollte und sie ihn genötigt habe, eine Beziehung mit ihm zu führen. So zumindest stellt es Jérôme Boateng in einem Interview mit der Bild-Zeitung dar, nachdem unter anderem Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt gegen ihn im Raum standen.

Nach dem Interview, das Der Fußballstar der BILD gibt, erhält Kasia Lenhardt einen öffentlichen Shitstorm, unter anderem Hassmails von Boateng-Anhängern. Wenige Tage später ist sie tot. Es wird nach wie vor davon ausgegangen, dass sie sich umgebracht hat.

Das ist nicht das Mittelalter und das Infernal einer Hexenverbrennung. Das ist Deutschland im 21. Jahrhundert. Kein Bedauern über ein ausgelöschtes Menschenleben. Kasia war vermutlich eine verkappte Hexe, die den Weltfußballer Boateng genötigt, zu tun, wie ihm geheißen. Oder war alles doch ganz anders?

In einer aufwändig recherchierten Spiegel-Reportage namens „Die Akte Kasia Lenhardt“ gehen nun die Autorinnen Maike Backhaus und Nora Gantenbrink der Akte Kasia Lenhardt nach – mit erschütternden Ergebnissen.

In Folge 2 der Podcastserie mit dem Titel: „Der Ohrring“ rekonstruieren die Spiegel-Journalistinnen unter anderem ein Treffen der beiden in der gemeinsamen Wohnung in Charlottenburg Ende Januar, die Boateng für sie gemietet hatte. Er besucht sie und hat eine Verschwiegenheitserklärung dabei, die sie verpflichtet, niemals in der Öffentlichkeit über ihre Beziehung zu sprechen. Laut den Recherchen hat Kasia nach dem Besuch ein zerrissenes Ohrläppchen. Die Verschwiegenheitserklärung ist von ihr unterzeichnet worden.

Anfang Februar möchte sich Kasia endgültig von ihm trennen. Boateng gibt zur selben Zeit der BILD ein Interview. Darin spricht er über das Ende der Beziehung mit Kasia Lenhardt. Er behauptet darin unter anderem, Kasia Lenhardt habe ihn erpresst. Er habe nie eine Beziehung mit ihr führen wollen. Danach beginnt eine Schlammschlacht in den Boulevardmedien. Kasia Lenhardt glaubt, dass die Verschwiegenheitserklärung ihr verbiete, ihre Sicht auf die Beziehung öffentlich zu machen. Damit bleiben Boatengs Behauptungen weitgehend unwidersprochen.

Kasia Lenhardt wird nach dem »Bild«-Interview von Jérôme Boateng das Zentrum einer Hetzkampagne im Netz und sucht Hilfe bei Anwälten. Sie will die Verschwiegenheitsvereinbarung anfechten. Unseren Informationen nach habe sie überlegt, eine Anzeige wegen Körperverletzung und übler Nachrede zu erstatten. Dazu wird es nicht mehr kommen: Am 9. Februar wird Kasia Lenhardt tot aufgefunden. Kurz vor ihrem Tod nimmt sie zwei Anrufe auf ihrem Handy an.

Die Faktenlage gegen den ehemaligen Weltfußballer ist in dem Podcast erdrückend schwer. Häusliche Gewalt, eine stark toxische Beziehung, eine Täter-Opfer-Umkehr (nach einer Trennung), soziale Ächtung. Das wirklich Beklemmende daran ist, dass diese Konstellationen nach wie vor nicht selten ein Deutschland sind. Kasia Lenhardt steht damit stellvertretend für viele Betroffene. Diesem Druck standzuhalten, ist unglaublich schwer. Viele Menschen haben sich nun hinter Kasia gestellt. Manche fordern, dass Boateng dadurch nie wieder für die Nationalelf spielen dürfte. Da Fußball auch eng verbandelt ist mit dem Lebensgefühl und der Moral eines Landes täte Deutschland gut daran, dieses Verhalten nicht zu belohnen, sondern stattdessen ein Zeichen zu setzen – für ein gewaltfreies Miteinander, für die gleichen Rechte für Männer und Frauen und für ein vehementeres Eintreten gegen jede Form von psychischer und physischer Gewalt.

Den ganzen Podcast gibt es hier.




Kehrt am 01. April der größte deutsche Entertainer aller Zeiten zurück?

Elton rudert auf einem kleinen auf einem einsamen See herum und schreit nach seinem Meister Stefan Raab, im Hintergrund singt Stefan Raab ein entspanntes Angler-Lied. Dann endlich, sieht Elton ihn, wie er tatsächlich am See sitzt und angelt. Die suchen dich schon alle, sagt Elton an den vermeintlichen Stefan Raab gerichtet, dessen Gesicht man jedoch in dem kurzen Videoclip nicht sieht. Der wohl erfolgreichste Entertainer im deutschen Fernsehen in den 1990er und 2000er Jahren lässt sich zu einem Comeback am 01. April überreden, wenn Elton es schafft, ihm innerhalb von drei Tagen bis zum 01. April 2024 9 Millionen Insta-Follower zu verschaffen. Das ist der Deal.

Derzeit dümpelt Raabs Instagram-Account bei 2,3 Millionen herum. Aber es ist auch nur ein Foto von ihm bislang dort veröffentlicht worden. Das stammt von 2016. Nun das Video, das fast 10 Millionen Aufrufe bis Samstag, den 30. März 2024, zu verzeichnen hat. Aber ob das mit den 9 Millionen bis Ostermontag, den 01. April klappt, bleibt dahingestellt, da bereits jetzt einige zweifeln an einem wirklichen Comeback. Laut Bild-Zeitung soll es auch mit 9 Millionen Followern kein Comeback zurück auf die Bühne für den Showstar geben. Derzeit ist er als Producer für mehrere erfolgreiche Fernsehshows- und -sendungen unterwegs. Auch ein Sendung zur EM 2024 mit Elton sei geplant.

Die Fans jedenfalls reagieren begeistert auf diese Ankündigung. „Der einzige Mann bei dem ich mir wünsche dass er möglichst schnell kommt“, schreibt etwa „Wastarasagt“. „Kitiskitchen“ schwärmt: „Wie nostalgisch kann eine Stimme sein 😭 Das kann Gen Z niemals verstehen.“ Der bekannte Hundeprofi Martin Rütter kommentierte: „Ok, Leute ich sag wie es ist: der Plan ist, dass Stefan mit mir gemeinsam als Hundeprofi auf Tour geht…“ Daniela Katzenberger schreibt begeistert: „Oh yes…“




Politisch motivierte Tat?

Eine Würth-Stele im Öhringer Hofgarten wurde vermutlich mutwillig komplett zerstört. Das berichtet die Heilbronner Stimme. Eine Mitarbeiterin der Zeitung hatte die kaputte Stele entdeckt und der Polizei gemeldet.

Bei der Stele handelt es sich laut dem Bericht um eine Stele aus Sandstein mit der Aufschrift „Reinhold-Würth-Allee“. Viel ist von ihr nicht mehr übrig. Sie wurde wohl aus dem Sockel gerissen und auf den Boden geworden. Dabei zerbrach sie in mehrere Teile.

Die Polizei ermittelt. Bislang gibt es jedoch noch keine Tatverdächtigen. Der Unternehmer Reinhold Würth hat vor einigen Tagen für Aufsehen gesorgt mit einem offenen Brief an seine Mitarbeiter, bei den kommenden Wahlen nicht die AfD zu wählen. Ob es sich bei der Zerstörungstat um eine politisch motivierte Aktion handelt, ist derzeit jedoch nicht bekannt.




Pinke Party

5 Minuten vor dem Schlusspfiff fährt Füllkrugs Schulter gestern den zweiten Sieg gegen eine großen EM-Mannschaft ein. Nach Frankreich nun gegen die Niederlande. Mit 2:1 geht die Nationalmannschaft denn auch euphorisch vom Feld und Deutschland jubelt. Deutschland schafft das, was in den vergangenen Jahren oft nicht möglich war: Ein Spiel im Rückstand souverän mit astreinem Können zu drehen.

Dieses junge Team entfacht, was in Deutschland angesichts der allumfassenden Tristesse mit Krisen und Kriegen kaum mehr möglich geglaubt: Euphorie.

Euphorie für eine junge Mannschaft, die alles gibt, klug spielt, scheinbar in kürzestes Zeit gelernt hat, bei ihrem schnellen Passspiel perfekt ineinanderzugreifen. Die älteren wie Kroos und Gündogan strahlen Ruhe aus, die jungen neuen Spieler folgen und verwandeln. Der Wille, eine ganze Nation zu begeistern, ist da – und gelingt auch. Deutschland ist zurück im großen Fußball. So scheint es zumindest aktuell.

Während die EM-Trikots bislang noch müde in den Regalen herumhängen, wird sich das nun ändern. Die Stimmung im Ländle kippt – ins Positive. A propos Trikots. Was musste sich Adidas Kritik anhören ob dieser pinken Farbgebung bei den Auswärtstrikots. Wie könne man nur, das seien Frauenfarben. Das sei doch kein Trikot für eine National-Elf. Doch, ist es. Es ist zwar eben so gar nicht good old german, so gar nicht one colour, so gar nicht old fashioned. Und genau das macht es so furios. Weil es eben genau dieses altbekannte Deutschland mit seinen Traditionen völlig konterkariert und aussagt: Wir können auch jung und hip sein. Und natürlich tragen in Deutschland die Männer nicht nur Bierbauch und Lederhosen, sondern auch mal die Farbe pink. So what? We love it. Und die Legenden des Fußballs, wie Rudi Völler, ebenso, wie der lustige Videoclip von Adidas beweist, der vermutlich schon voraussahnte, was ihm da an pink Protestlern entgegenschlägt. Auf humorvolle Weise lässt der Ausstatter darin die Mannschaft und Größen des Fußballs, aber auch Lena Gercke zu Wort kommen und sagt damit: Yes, we can.

Ebenso ein Novum: Gegen die Niederlande spielte die Nationaelf nicht nur beeindruckend in diesen pinken Shirts. Sondern es wurde zum ersten Mal der von vielen Fans per Petition geforderte Song „Völlig losgelöst“ von Major Tom bei den Toren der deutschen Mannschaft gespielt. Dieses Lied lief übrigens in dem Adidas-Video über die Vorstellung der neuen Trikots als Hintergrundmusik.

Deutschland kann auch anders. Wie schön zu sehen. Diese Stimmung erinnert in Ansätzen ein wenig an ein bereits da gewesenes Sommermärchen. 2006. Bei der WM in Deutschland.

So fallen denn auch die internationalen Pressestimmen zu den Freundschaftsspielen, bevor es dann am 14. Juni richtig los geht mit der EM, durchweg positiv aus:

„Pinke Party“ titelt etwa die Bild.: „Jetzt sehen wir PINK für die EM! Die deutsche Nationalmannschaft dreht nach dem Sieg gegen Frankreich einen 0:1-Rückstand gegen Holland noch in einen 2:1-Erfolg – die Heim-Europameisterschaft kann kommen!“

Süddeutsche Zeitung: „Dem Sieg gegen Frankreich folgt ein Sieg gegen die Niederlande. Die Nationalelf beweist beim 2:1 in Frankfurt, dass sie dank der Handgriffe von Bundestrainer Julian Nagelsmann zu Klasse und Substanz zurückgefunden hat.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Schlechte Stimmung rund um die Nationalmannschaft? Das scheint lange her – nach dem 2:1 gegen die Niederlande und dem zweiten Sieg in vier Tagen könnte die EM sofort beginnen.“

Spiegel: „Die deutsche Nationalmannschaft feiert gegen die Niederlande den zweiten Sieg in Folge. Und plötzlich entsteht rund um dieses Team, das seit Jahren gegen den Bedeutungsverlust ankämpft, EM-Euphorie. Mittendrin: Major Tom.“

NRC-Handelsblad: „Fußball ist ein einfaches Spiel, …, und am Ende gewinnen die Deutschen.“

L’Équipe:„Deutschland dominiert die Niederlande und holt sich Selbstvertrauen für seine Heim-EM“
Krone Zeitung: „Deutschland dreht Hit gegen ÖFB-Gegner Niederlande“
Kleine Zeitung: „DFB-Elf schlägt auch die Niederlande. Deutschland hat auch seinen zweiten Fußball-Testspielschlager im EM-Jahr gewonnen. Der EURO-Gastgeber besiegte nach dem 2:0 über Frankreich die Niederlande am Dienstag in Frankfurt mit 2:1 und damit einen weiteren EM-Gruppengegner Österreichs.“
Laola1.at: „Nächster Sieg! DFB-Team schlägt Niederlande: Der EURO-Gastgeber geht in Frankfurt früh in Rückstand, gewinnt am Ende aber.“



Der Anschlag von Moskau ist auch eine Chance

Der Anschlag von Moskau ist auch eine Chance – eine Chance, dass angesichts der drohenden Gefahren ausgehend vom IS der Westen und Russland wieder näher zusammenrücken. Anna-Lena Baerbock und Olaf Scholz verurteilten die Anschläge scharf und sprachen Russland Ihr Mitgefühl aus – eine groteske Situation angesichts des parallel verlaufenden Zweifrontenkrieges in der Ukraine, in welchem Russland Deutschlands „Gegner“ ist.

Deutschlands Außenministerin schrieb auf Twitter: „Wir trauern mit den Familien der Opfer des Anschlags bei #Moskau. Unschuldige Menschen, die einfach nur zu einem Rockkonzert gehen wollten, wurden kaltblütig ermordet. Wir verurteilen feigen, unmenschlichen Terror – an jedem Ort. Den Menschen in Russland gilt unser Mitgefühl.“

Daher, so schlimm es sich auch anhört, hätte dieser Anschlag auch eine Chance sein können, einen drohenden Weltkrieg abzuwenden. Nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine mischen so viele Staaten unter der NATO-Haube mit wie niemals zuvor auf dem europäischen Kontinent – seit dem Zweiten Weltkrieg. Noch nie war die Gefahr eines Flächenbrandes, der ganz Europa erfassen könnte so real wie vor 100 Jahren. Die hohe Inflation, die steigende Arbeitslosigkeit angesichts der Pleitewelle vieler Unternehmen in Deutschland und die hohe Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik begünstigen ein weiterer Rechtsruck bei den anstehenden Wahlen.

Der Anschlag zeigt: Der IS kämpft gegen Russland und auch gegen den so genannten „Westen“ – also auch gegen Deutschland. Wichtig war hier, ein klares Signal der Mitmenschlichkeit zu senden, denn wir sind alle nur Menschen. Über 130 haben ihr Leben in der russischen Konzerthalle verloren – abertausende im Krieg in der Ukraine.




„Er reift – und das riecht man auch“

„Was macht mein Sohn denn den ganzen Tag in seinem Zimmer? Er liegt da rum. — Eine Mutter meinte mal zu mir, er
reift und das riecht man auch“, auf die Aussagen folgte lautes Gelächter. Jung und Rogge setzen humorvolle Anekdoten
wie diese ein, um Problematiken mit Pubertieren anhand von Alltagsbeispielen zu veranschaulichen. Sie bringen damit
aber nicht nur das Publikum zum Lachen, sondern erklären gleichsam, wie man als Elternteil am besten auf das Verhalten
des Kindes reagieren kann. In diesem Beispiel liegt die Problematik im Rückzug der Kinder. Das Kind möchte plötzlich
Privatsphäre und in Ruhe gelassen werden.

Matthias Jung und Dr. Jan Uwe Rogge (rechts) in der Stadthalle in Ingelfingen. Foto: GSCHWÄTZ

Das Erziehungskabarett „Chill mal“ der Pubertäts-Docs Jan-Uwe Rogge und Matthias Jung, fand am Mittwoch regen Anklang in der fast voll besetzten Stadthalle in Ingelfingen. In einem zweistündigen Comedy Programm erklärten sie dem Publikum auf
humorvolle Weise, wie sie mit ihren Teenagern besser umgehen können.

Tatjana Brand aus Kupferzell ist zum ersten Mal bei einer Veranstaltung der beiden gewesen. Gemeinsam mit ihren
Freundinnen ist sie hier und freut sich auf die Vorstellung. Sie erwartet viele Tipps, die sie hoffentlich bei ihren Kindern
anwenden kann, sagte sie mit einem Schmunzeln. Die Tipps lassen auch nicht lange auf sich warten.

Auf der Bühne haben die Kabarettisten ihre jeweiligen Programme aufeinander abgestimmt. Foto: GSCHWÄTZ

Die Experten beschreiben unter anderem den sprachlichen Rückzug. Dafür führten sie ein sehr bekanntes Beispiel an:
„Wer kennt es? Die Kinder kommen von der Schule heim und ihr fragt: Wie war’s in der Schule?“ Die Antwort ist meist ein
knappes „gut“, was vielen im Publikum bekannt vorzukommen scheint, denn die Antwort gab nicht der Kabarettist, sondern
das Publikum. Doch was tun bei solch einem Rückzug? Rogge und Jung raten da klar zur Kommunikation. Dabei
empfehlen sie den Eltern, sich auf Augenhöhe mit den Kindern zu begeben, ruhig zu bleiben und situationsabhängig klare
Worte zu finden oder auch mal humorvoll zu sein. Sie betonen dabei vor allem, wie wichtig es ist, authentisch zu bleiben.
Nur dann finde man einen Zugang zu den Kindern. Manchmal sei es auch notwendig, sich mit einem Thema
auseinanderzusetzen, das aktuell im Leben des Kindes eine große Rolle spiele.

Auch der Vergleich des Wachstumsprozesses eines Hummers, der von innen nach außen wächst und sich dann in einer Höhle versteckt, findet Anklang im Publikum, verdeutlicht er doch recht anschaulich die Rückzugstendenzen vieler Jugendlicher. Das Schmunzeln und zustimmende Nicken der Zuschauer verrät, dass ihnen diese Situation bekannt vorkommt.

Die Stadthalle war gut besucht. Foto: GSCHWÄTZ

In einem Interview verraten die beiden, dass viele Eltern danach streben die „perfekten Eltern“ zu sein. Es gibt immer neue
Wellen und Trends in der Erziehung. Momentan tendieren Eltern in Richtung einer bedürfnisorientierte Erziehung, in der
man immer alles richtig machen wolle, so Matthias Jung. Das Programm heißt „Chill mal“ und das ist auch die Botschaft, die
die jüngere Generation vermitteln möchte. Außerdem müssen sich Eltern mit ihren Kindern beschäftigen, haben dafür aber
oft zu wenig Zeit. Die beiden erzählen, dass der Trend zwar neu ist, aber nicht unbekannt.

Die beiden freuen sich sehr auf die Vorstellung, in der sie einen Ausschnitt aus ihren beiden Programmen vorstellen, mit
welchem sie seit vergangenem Jahr gemeinsam auftreten.

Christine Frank aus dem Organisationsteam hat davon mitbekommen und direkt angefragt, ob die beiden nicht nach
Ingelfingen kommen wollen. Rogge war bereits dreimal hier und sie war jedesmal begeistert. Nachdem sie gehört hat, dass
er jetzt zusammen mit Matthias Jung und neuem Programm auftritt, hat sie nicht lange gefackelt und nach 20 Minuten war
es beschlossene Sache.

Nach der Vorstellung findet Tatjana Brand aus Kupferzell, dass die Vorstellung besser war als sie zunächst erwartet hatte. Dass nicht nur ein Tipp dem nächsten folgte, sondern der Großteil in Anekdoten und nachvollziehbare Alltagssituationen eingebettet wird, fanden sie und ihre Freundinnen toll. Zudem fanden sie positiv, dass vermittelt wurde, dass man die Kinder so annehmen solle, wie sie sind.

Christine Frank vom Orga-Team freut sich über die gelungene Veranstaltung. Foto: GSCHWÄTZ

So meinten die Experten, dass die Schule nicht das wichtigste ist und die meisten Jugendlichen in der Kursstufe oder vor
dem Abschluss die Bedeutung erkennen und sich dann anstrengen. „Keine Sorge, aus denen wird schon was“, sagte
Matthias Jung.
Mit vielen weiteren Anekdoten und Beispielen über die Veränderung des Gehirns und die dadurch entstehenden Folgen
wie schlechtes Zeitgefühl, Leben im Hier und Jetzt und Verpeiltheit brachten die Zuschauer immer wieder zum Lachen.
Einer der wichtigsten Tipps war aber wohl der zum Abnabelungsprozess der Jugendlichen: „Man muss die Tür offen
lassen, langsam loslassen, aber niemals fallen lassen.“




„Das ist anti-demokratisch“

Reinhold Würth ist nicht nur ein Meister in kaufmännischen Dingen, sondern auch im Bereich PR. Wenn er etwas zu sagen hat an seine Mitarbeitenden schreibt er gerne Briefe – und diese verfehlen in der Regel nie ihre Wirkung, zumal sie auch gerne in die Öffentlichkeit getragen werden. Früher ging es dabei unter anderem um die Frage, wann seine Außendienstmitarbeitenden tanken sollen. Aktuell rät der Schrauben-Milliardär seinen 25.000 Mitarbeitern in Deutschland, bei den anstehenden Wahlen in diesem Jahr nicht das Kreuz bei der AfD zu machen (hier lesen Sie den Brief in voller Länge).

Kretschmann lobt Würth für seinen Brief

Diese Wahl-Empfehlung fand diversen positiven Anklang, unter anderem bei Kunden, Mitarbeitenden und der Politprominenz – wie etwa Winfried Kretschmann (Die GRÜNEN). Kretschmann lobt den Brief und dass sich Würth damit für eine „stabile Demokratie“ einsetze. Nach aktuellen Umfragewerten kommt die AfD derzeit auf 15 Prozent und belegt damit Platz 3 direkt hinter der CDU und der SPD.

Doch es gibt auch andere Stimmen

Doch es gibt auch Bedenken, dass die Wahlempfehlung von Reinhold Würth, „anti-demokratisch“ sei. Das zumindest findet unter anderem Nikolaos Boutakoglou. Er ist Inhaber eines Sanitär- und Heizungsbetriebes in Vaihingen/Enz und hat in einem Schreiben an die Firma Würth, das in den sozialen Netzwerken für Wirbel gesorgt hat, „mit sofortiger Wirkung“ sein Kundenkonto gekündigt, nachdem er den Brief von Reinhold Würth an seine Mitarbeitenden gelesen hat. Der Grund: „Ihre Aktion finde ich sehr befremdlich und erinnert mich an finstere Zeiten in unserem Land“, heißt es in seinem Kündigungs-Schreiben an Reinhold Würth. In einem Telefonat mit der Redaktion GSCHWÄTZ erklärt Boutakoglou: „Ich habe die Zusammenarbeit mit Würth nach acht Jahren beendet, weil ich auch mir selbst nie anmaßen lassen würde, meinen Arbeitnehmern zu empfehlen, wenn Sie wählen würden.“ Der Handwerker ist seit 2017 AfD-Mitglied, kandidierte für die Partei als Landtagskandidat und stand schon wegen Volksverhetzung vor Gericht, wurde aber für nicht schuldig befunden. Er führt näher aus: „Das ist das private, persönliche Wahlrecht. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man als Arbeitgeber politisch wird.“ Er betont aber in diesem Zusammenhang auch, dass die Qualität der Firma Würth nach wie vor „super“ sei. „Herr Würth hat in der Region zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Aber Ich sehe das als Angriff auf die Demokratie. Es sollten alle Parteien respektvoll miteinander umgehen. Ich habe Freunde, die mit der AfD nichts anfangen können. Deswegen sind es trotzdem meine Freunde.“ Würth habe hier seiner Meinung nach eine „rote Linie überschritten“.

Die Schreiben ähnlich sich teilweise in ganzen Absätzen

Ähnlich empfindet das auch Wolfgang Werz Er ist ist Inhaber von Media 66 in Mössingen. Auch er hat einen Brief an Würth geschrieben mit Kündigung seines Kundenkontos aufgrund des Briefes von Reinhold Würth. Auch dieser Brief geistert derzeit in den sozialen Netzwerken herum. Auffällig dabei ist: Teilweise sind die Schreiben in manchen Absätzen deckungsgleich. Sowohl Werz als auch Boutakoglou betonen aber, das Schreiben selbst verfasst zu haben. Boutakoglou sagt, sein Brief sei der „Ursprungsbrief“ gewesen. Vielleicht habe es dann weitere Menschen gegeben, die sich daran angeschlossen und den Brief in Teilen übernommen haben. Werz betont ebenfalls, seinen Text selbst geschrieben zu haben. Werz ist im Gegensatz zu Boutagoglou kein AfD-Mitglied, sondern laut eigenen Aussagen parteilos. Aber auch er sieht in dem Würth-Schreiben ein „Angriff auf die Demokratie. Es erinnert schon ein wenig an die Zeit von früher, als gesagt wurde, was man wählen soll.“ Er ist sich sicher: „Das gehört nicht in eine Firma rein. Das ist undemokratisch. Ich werde mich hüten, meinen Miarbeitenden irgendetwas dahingehen zu sagen.“

Warum er glaubt, dass Reinhold Würth das getan hat?, möchten wir von ihm wissen. „Er sieht die AfD offensichtlich als gefährlich an“, vermutet Werz.




Würth: „In Deutschland muss kein Mensch hungern oder frieren“

Reinhold Würth sorgte unlängst mit einem Offenen Brief an seine 25.000 Mitarbeitenden in Deutschland auf Furore. Darin rät er, bei den diesjährigen Wahlen das Kreuz nicht bei der AfD zu machen. Hier lesen Sie den Brief in voller Länge:

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

heute erhalten Sie von mir eine außergewöhnliche Nachricht, weil die Würth-Gruppe verordnet hat, sich in allen Ländern, wo wir tätig sind, vom politischen Geschehen distanziert zu halten. In der Rückschau von Mitte März 2024 wissen wir, dass gerade in Bezug auf die AfD in der Bundesrepublik Deutschland viele Millionen Bürger protestierend auf die Straße gegangen sind mit dem Ziel, klar zu machen, dass sie am grundsätzlichen Politiksystem in Deutschland keine Veränderung wollen. Ich schließe mich diesem Protestzug voll an und möchte auch begründen warum.

Die Bürger in Deutschland sehen für den Zulauf zur AfD viele Parallelen aus der Endzeit der Weimarer Republik. Oberflächlich könnte man tatsächlich meinen, dass es Parallelen gibt.

Würth: „In Deutschland muss kein Mensch hungern oder frieren“

Steigt man aber nicht nur oberflächlich in die Geschichte ein, dann wird jedem klar, dass zwischen dem AfD-Hype und dem Zulauf der NSDAP in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts keinerlei Parallelität besteht:

Man muss einfach wissen, dass 1929 bis zur Machtübernahme durch Adolf Hitler 1933 das ganze deutsche Volk bitter unter den Forderungen des Versailler Vertrags gelitten hat, wegen der sich daraus ergebenen Hyperinflation und vor allem wegen der riesengroßen Arbeitslosigkeit. Der Zulauf zu Adolf Hitler war also tatsächlich die Folge einer bittertiefen Notsituation aller Deutschen. Adolf Hitler wurde als der Retter aus der blanken Not gesehen. Soweit die Historie.

Heute wird nun in vielen Diskussionen eine Parallelität zu der Weimarer Zeit konstruiert, was absoluter Unsinn ist. Rekapitulieren wir einfach einmal, in welcher Zeit wir leben: Im Gegensatz zur Weimarer Zeit muss in unserer heutigen Bundesrepublik Deutschland kein Mensch hungern oder frieren. Die Sozialeinrichtungen des Bundes und der Länder überschütten geradezu die Bedürftigen mit Hilfsangeboten. Der Normalfall ist aber, dass heute die Bürger in Deutschland wohl etabliert ein eher freiheitliches Leben leben können und einen guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz haben.

Würth: „Jeder kann sagen ‚Bundeskanzler Scholz ist ein Dummkopf‘“

Ich wette, dass der durchschnittliche AfD Wähler über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fährt. Im Jahr 2023 haben die deutschen Bürger 76 Milliarden Euro für Auslandsurlaubsreisen und sicher einen ähnlich hohen Betrag nochmals für Inlandsurlaubsreisen, mit Sicherheit insgesamt mehr als 100 Milliarden Euro, ausgegeben.

Die Sparquote im Land ist hoch, die Gesundheitsvorsorge auf europäischem Niveau. Wir haben deutlich kürzere Arbeitszeiten als in vielen anderen Ländern. Jeder Volljährige hat sein Wahlrecht und kann unbeeinflusst wählen, wenn er will sogar die AfD.

Ich frage Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was will die AfD im Rahmen dieses Systems ändern? Wir haben solche Freiheit: Jeder kann sagen „Bundeskanzler Scholz ist ein Dummkopf“ und wandert dafür nicht für zwei Wochen oder ein halbes Jahr in das Gefängnis. Dagegen steht die Aussage eines AfD-Landtagsabgeordneten, der sagte: „Wenn wir morgen in einer Regierungsverantwortung sind, dann müssen wir diesen Parteienstaat abschaffen“. Das heißt, man würde mindestens eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen – wollen wir uns das antun?

Gestatten Sie mir mit meinen 89 Lebensjahren und entsprechenden Erfahrungen eine Frage zu stellen: Geht es uns in diesem Land einfach zu gut? Tatsächlich ist eine menschliche Eigenschaft, Erreichtes als selbstverständlich anzusehen und das Erreichte in seiner positiven Wirkung gar nicht mehr zu schätzen.

„Ist es deshalb nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann?“

Ist es deshalb nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinanderrennt und doch trotzdem das eine oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt? Ich selbst habe einen hohen Respekt vor Herrn Bundeskanzler Scholz, weil er die Taurus-Marschflugkörper nicht aus Deutschland herausgibt. Die Demokratie garantiert, dass die nächste Regierung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine CDU/SPD- oder eine CDU/GRÜNEN-Koalition abgeben wird und die Ampelregierung wird verfassungsgemäß ohne Murren abtreten.

Ich appelliere an jede Bürgerin und jeden Bürger und auch an Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben.

Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig. Meine Frage: Nachdem wir alles oder fast alles, was wir brauchen, haben – Arbeit, Urlaub, Gesundheitsversorgung, Reisefreiheit, Einkommen und die Freiheit des Reports im Rahmen der Verfassung – brauchen wir mehr?

In Hohenlohe beschreiben wir einen Menschen, der gut platziert ist und trotzdem durch besondere Unzufriedenheit auffällt als einen „dem man einmal die Zunge schaben müsste“ ☺. Vielleicht wäre das auch beim einen oder anderen Wähler angebracht ☺.

Fazit: Meine Empfehlung ist, lassen Sie uns im heutigen System unseres so wunderbaren Grundgesetzes mit unseren unterschiedlichen Meinungen, Vorstellungen und Ideen weiter zusammenleben und schätzen wir wieder, was wir haben: Eine Familie, einen Arbeitsplatz, ein Auto, eine Wohnung oder ein Haus, Urlaubsziele, absolute Bewegungs- und Reisefreiheit und die politische Vielfalt der demokratischen Parteien.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn das alles kein Grund zur Dankbarkeit ist, dann weiß ich auch nicht weiter ☺.

Wir äußern uns ja normalerweise zu politischen Themen überhaupt nicht, aber in diesem Fall der AfD sehe ich mich in Übereinstimmung mit Abermillionen deutscher Bürger.

Nicht vergessen sei, dass ich Ihnen allen meinen herzlichen Dank für Ihre Arbeit im Unternehmen zum Ausdruck bringen möchte. Wir alle sind dankbar, dass wir so viele sichere Arbeitsplätze anbieten können.

In diesem Sinne grüße ich Sie in Demut und mit großem Respekt
Ihr Reinhold Würth