Trigema-Gründer Wolfgang Grupp hat es getan, Albert Berner ebenso, Reinhold Würth auf Umwegen. Die Gründer von großen internationalen Unternehmen haben sich entschieden, das Zepter weiterzurreichen an ihre Nachkommen. Das Kerngeschäft bleibt dabei weiterhin in Männerhand. Die Frauen in der Familie dürfen sich in der Regel nach wie vor mit Randgeschäften begnügen.
Feuerte erstmal ein Teil der Führungsriege
Christian Berner ist schon sehr früh in die Fußstapfen seines Vaters Albert geschlüpft, da sein Vater ein schon etwas fortgeschrittenes Alter hatte, als Christian auf die Welt kam. So wurde der Junior mit 28 Jahren 2012 der neue Firmenchef und Alleininhaber – und feuerte umgehend mehrere namhafte Manager in der Führungsebene. Zugleich zog er unter anderem der Liebe wegen nach Köln, ist also selbst nicht beziehungsweise nur sehr selten direkt im Firmenstammsitz in Künzelsau-Garnberg tätig. In Köln mietete er teure Immobilien an, um von dort mit einem neuen Führungsstab die Geschicke in Garnberg zu leiten. Der Hauptsitz wurde von Künzelsau nach Köln verlegt. Der offizielle Grund: Man finde keine guten Mitarbeitenden, die bereit wären, nach Künzelsau zu ziehen. Eine eher dünne Ausrede, wenn man Würth, Ebm-Papst Ziehl-Abegg und zahlreiche weitere global player nur einen Steinwurf entfernt betrachtet.

Christian und Pia Berner.
Foto: GSCHWÄTZ/Archiv
Mitarbeiter in Garnberg empfinden die Führung von Köln aus nicht selten als „sehr weit weg vom Alltag“ des Unternehmens. So richtig gut informiert, fühlen sich viele von ihnen schon lange nicht mehr. Wohin die Reise für Berner, der ewige zweite hinter Würth, gehen wird, keiner weiß es so genau. Auch die nach außen präsentierten Zahlen entsprechen laut Mitarbeitern wohl nicht immer den internen Zahlen. Während Christian das Kerngeschäft geerbt hat, bekam seine Schwester Kerstin ein PR-Unternehmen. Eine 50/50-Führung mit zwei gleichberechtigten Köpfen – man entschied sich dagegen. Seine Frau Ursula Berner darf sich währenddessen um die Übergabe von Stiftungsgeldern kümmern und Gutes tun, hat also einen eher repräsentativen Status. Viele Dinge hat die Firma Berner hier schon unterstützt, auch auf lokaler Ebene im Hohenlohekreis. Beim „harten Geschäft“ ist allerdings auch Ursula raus.

Benjamin Würth. Quelle: Screenshot
Reinhold Würth hat seine Tochter Bettina vor vielen Jahren zur Beiratsvorsitzenden berufen. Eine Ausnahme in dem Konzern. Den sein Management in der aktiven Führungsebene sind dagegen häufig langjährige Mitarbeitende, die sich nicht selten hochgearbeitet haben – überwiegend bis fast ausschließlich männlicher Natur. Er vertraut ihnen blind. Sie sind wiederum absolut loyal zu ihm. Nach einer Impfung als Baby hat sein einziger Sohn ein Handicap. Die Familie, insbesondere seine Frau Carmen, setzt sich seitdem stark für Projekte ein, die Menschen mit Handicap unterstützen. Es ist quasi zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Nun werden die Aufgaben im Unternehmen neu verteilt – und zwar an die Enkel. Maria Würth darf sich um Kunst und Kultur kümmern, während die Enkel Benjamin der Vorsitzende des wichtigsten Würth-Gremiums ist. Er ist der Sohn von Marion Würth, Reinhold Würths Tochter. Der zweite Enkel, Sebastian, soll später die Nachfolge von Bettina Würth, Reinhold Würths zweiter Tochter, als Beiratsvorsitzender antreten. Das harte Kerngeschäft bleibt daher in Männerhand.
Seine Sprüche sind legendär
Bei Trigema sind die Sprüche des Familienpatriarchen Wolfgang Grupp legendär, auch was seine Frau betrifft. Während eines Gastaufritt beim diesjährigen Neujahrsempfang im Rathaus in Künzelsau erklärt er in einer Rede noch einmal, wie er seine damals über 20 Jahre jüngere Frau, eine Baronesse, ausgesucht hat. So sollte sie noch jung und damit biegsam sein und damit auch bereit, zu ihm zu ziehen und sich seinem Leben anzupassen. Die Baronesse arbeitet seitdem seit vielen Jahrzehnten ebenfalls in seinem Unternehmen mit. Die beiden haben zwei Kinder. Auch hier wurde kürzlich offiziell die Nachfolge verkündet. Nach außen schaut es auf den ersten Blick so aus, als ob Tochter und Sohn gleichberechtigt die Familiennachfolge antreten würden. In einem Pressestatement vom 01. Januar 2024 heißt es:
„Am 01. Januar 2024 übergibt Wolfgang Grupp nach 54 Jahren als persönlich haftender Inhaber und Geschäftsführer die Firma TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. an seine Frau Elisabeth, seine Tochter Bonita und seinen Sohn Wolfgang junior.
Wolfgang Grupp jun. wird persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer. Bonita Grupp wird Mitglied der Geschäftsführung. Elisabeth Grupp bleibt als Gesellschafterin weiterhin im Unternehmen tätig. Die Firma wird unter der Firmierung TRIGEMA W. Grupp KG weitergeführt.“

Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp. Foo: Screenshot
Schaut man näher hin, übernimmt der Sohn das Kerngeschäft mit der ganzen Verantwortung, aber auch mit der ganzen „Macht“ als alleiniger Inhaber und damit auch finanziell alleiniger Erbe des erfolgreichen Unternehmens. Tochter Bonita indes wird lediglich Teil der Geschäftsführung. Laut Grupp ist es ihm auch immer wichtig gewesen, dass die Familienmitglieder alle in einem einzigen großen Büroraum mit ihm arbeiten. Ein Schelm, der bei diesen Worten an Überwachung und Kontrolle denkt. Sein großes Vorbild ist übrigens Reinhold Würth.
Hier geht es zur Rede von Wolfgang Grupp in Künzelsau. im Publikum sitzen übrigens unter anderem die Enkel von Reinhold Würth:
Trigema Macher Wolfgang Grupp: „Herr Würth war all die Jahrzehnte das große Vorbild für mich“ (youtube.com)