Gewinneinbruch bei Würth
Nun schlägt die schwächelnde Konjunktur im produzierenden Gewerbe auch auf den weltgrößten Produzenten und Händler von Befestigungsmaterial, Schrauben und Dübeln durch: Während der Umsatz des baden-württembergischen Traditionsunternehmens Würth im ersten Halbjahr um 3,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro sank, ging der operative Gewinn (Ebit) sogar um mehr als 22 Prozent auf nun 525 Millionen Euro zurück. „Zum einen gibt es noch immer die Lagerthematik. Elektronikhandel, Industrie und zum Teil auch Handwerk haben Lagerbestände aufgebaut, von denen jetzt gezehrt wird“, sagt Würth-Chef Robert Friedmann. „Zum anderen spüren wir vor allem in der Industrie den konjunkturellen Abschwung.“
Geringeres Ergebnis werde das Familienunternehmen nicht aus der Bahn
Ende Juni waren weltweit 88.616 Menschen bei Würth beschäftigt, davon 27.400 in Deutschland. Hierzulande wurden 583 neue Arbeitsplätze geschaffen. Friedmann sagte, trotz der negativen Entwicklung solle am Kurs festgehalten und weiterhin Mitarbeiter eingestellt werden. Würth verfahre hier, wie in der Vergangenheit oftmals schon, antizyklisch. Das heißt, das Unternehmen investiert bei einer schwächelnden Konjunktur. Aktuell werde das Digitalgeschäft weiter ausgebaut. Jeder vierte Euro werde mittlerweile laut dem Unternehmen digital umgesetzt.
Jeder vierte Euro wird aus digitalen Geschäften generiert
Würth zählt eigen Angaben zufolge weltweit 4,4 Millionen Kunden. Von Januar bis Ende Juni wurden dem Unternehmen zufolge 60.000 neue Kunden gewonnen.
Das Unternehmen verkauft seine Produkte zunehmend über das Internet. Der Anteil des E-Business am Gesamtumsatz beträgt inzwischen etwas mehr als 24 Prozent. Die Erlöse in Deutschland gingen von 4,2 auf 4 Milliarden Euro zurück. Im Ausland habe der Umsatzrückgang 1,8 Prozent betragen.
AfD-Brandbrief: rund 1,5 Millionen Euro verloren
Im Frühjahr hat es auch massive Kritik an Reinhold Würth gegeben, nachdem er in einem öffentlichen Schreiben dazu aufgerufen hat, die AfD bei den anstehenden Europa- und Landtagswahlen nicht zu wählen. „Einige Kunden haben angekündigt, nichts mehr bei Würth zu kaufen. Wir haben dadurch rund 1,5 Millionen Euro Umsatz verloren“, räumt Würth ein. Dennoch: „Wahrscheinlich haben wir deutlich mehr Aufträge aus Sympathie dazubekommen als verloren. Aber darum ging es ohnehin nicht.“ 22 Millionen Menschen habe Würth mit seinem Brief laut eigenen Aussagen erreicht.
Würth erklärte damals gegenüber dem Handelsblatt, er habe den Brief aus tiefer Sorge um die Zukunft Deutschlands verfasst. Die AfD schüre fördere „Misstrauen gegen jedermann“ und strebe eine Abschaffung des Mehrparteiensystems an. Dabei wäre Deutschland „ohne Zuwanderung nie zur drittgrößten Industrienation der Welt geworden.“
Keine Angst vor weiteren Verlusten
Deshalb wolle er seinen kleinen Teil dazu beitragen, „dass unsere Kinder und Enkel auf dem Boden unseres wunderbaren Grundgesetzes in Freiheit und Liberalität weiterleben können“. Auch vor weiteren Verlusten hat Würth keine Angst – stattdessen wolle er seine Gedanken künftig in einer Kolumne veröffentlichen.

