Wir fahren mit einem Elektroauto nach Korsika und stellen fest: Es ist so einfach, wenn da nur nicht die Fähre wäre.
Voll “beladen“ – im wahrsten Sinne nicht nur mit dem Gepäck, sondern auch mit Strom, starten wir von Schrozberg. Etwas versteckt, direkt hinter einer keinen Avia-Tankstelle können wir unser Reiseauto, einen Cupra, an einer Schnelladesäule aufladen. In 20 Minuten weist das Autodisplay 80 Prozent geladenen Akku auf, was uns umgerechnet rund 330 km weit bringt. Die meisten Hersteller empfehlen keine höhere Akkuladung als diese 80 Prozent, um den Akku zu schonen. Aber man könnte auch, wenn man es freigibt, auf 100 Prozent laden.
Direkt neben einem McDonalds laden
Anschließend fahren wir über Lindau in die Schweiz und durch Italien. Damit wir nicht blind irgendwo stehen, wenn die Reichweite irgendwann knapp werden sollte oder an einer 22-KW-Ladesäule 8 Stunden unser Auto aufladen müssen, bis der Akku wieder voll ist, haben wir bereits in Deutschland gegoogelt und unsere nächste Schnellladesäule ausgemacht – passend zur Mittagszeit direkt an einem Mc-Donalds. Auch hier klappt das Laden schnell und problemlos. Während wir in dem Schnellrestaurant essen und andere Elektro-Fahrer beobachten, wie sie ihre Autos ebenfalls an einer der vier Ladesäulen aufladen, denke ich, dass die Ladesäulen eine absolute Win-Win-Situation für jedes Restaurant ist. So lockt man natürlich noch mehr Kunden nicht nur zum Tanken auf den Parkplatz, die sich währenddessen dann auch noch etwas zu essen kaufen.
Fähre: Wie voll darf ein Akku noch sein?
Weiter geht es bis zum Fährhafen nach Savona. Von Freunden haben wir gehört, was auch Google teilweise ausspuckt, wenn wir danach fragen, nämlich dass wir anscheinend nur mit 40 Prozent Akkuladung auf die Fähre fahren dürfen. Ob das stimmt? Typisch deutsch haben wir unseren Cupra an der MC-Donalds-Säule nur so viel geladen, dass wir mit genau 40 Prozent am Fährhafen eintreffen.
Was erwartet uns an Ladesäulen in Korsika?
Die Mitarbeiter von Corsica Ferries sagen uns nun auf Nachfrage, dass Elekroautos dürfen gerade NICHT mit einer Reichweite unter 30 Prozent auf die Fähre fahren dürfen – also genau das Gegenteil. Ein zu 100 Prozent geladener Akku wäre dagegen kein Problem. Da wir nicht wissen, was uns ladesäulenmäßig in Korsika erwartet, tanken wir daher das Auto vor der Abfahrt noch einmal voll. Mehrere Schnellladesäulen befinden sich in 1 km Entfernung vom Hafen in Savona, Ob wir hier den Akku auch hätten notfalls entladen können, haben wir dann gar nicht mehr geprüft. Als wir mit dem Auto schließlich auf die Fähre fahren, prüft übrigens dann doch mal so gar niemand den Ladestand der ganzen Elektroautos.
Sehr viele E-Autos unterwegs
Auf Korsika selbst haben wir zunächst keine Ladesäule gebraucht, so dass wir uns von der Hafenstadt Bastia direkt zu unserer Unterkunft aufmachen. 1,5 Sunden später sind wir da. Wir haben Glück, denn auch in dieser relativ großen Ferienanlage gibt es eine Ladesäule, allerdings nur eine 22-kw-Säule. Das bedeutet, will man hier den Akku von 0 auf 80 Prozent laden, kann das bis zu 8 Stunden dauern. Anstatt 89 zahlen wir hier aber nur fast die Hälfte pro KWH, knapp 50 Cent. Wir laden das Auto von 12 bis 20 Uhr, während wir am Pool und am Meer sind. Dann ist der Akku wieder fast voll. Überall auf Korsika gibt es derartige 22-kw-Ladesäulen. Schnellladesäulen sind dagegen eher rar gesät. Auf unserer Ferienanlage sind extrem viele Elektroautos unterwegs. Daher macht es in jedem Fall Sinn, wenn Ferienanlagen dementsprechende Ladesäulen bereithalten, da dies auch deren Attraktivität für Buchungstouristen steigert. Bei uns in der Ferienanlage waren erstaunlich viele deutsche E-Autos vor Ort. Schnellladesäulen wären sogar noch besser. Wenn wir keine Ladesäule vor Ort gehabt hätten, hätten wir das Laden einfach mit einem Ausflug in eine Stadt in der umliegenden Umgebung gekoppelt.
Tesla schon wesentlich weiter
Bei der Rückfahrt stehen wir mehrere Stunden im Stau, als wir Italien und die Schweiz durchqueren. In der Schweiz müssen wir auf Höhe von Chur tanken. Das Problem: Entweder passt der Ladestecker nicht oder die auf der App angezeigte Ladesäule finden wir nicht oder sie funktioniert nicht oder es ist nur eine 22-kw-Ladesäule. Nach einer 30-minütigen Suche finden wir am Ende doch noch eine passende Säule. Es wäre sicher einfacher, wenn auch die E-Auto-Branche schon einheitliche Stecker und Ladesäulen für alle anbieten würde mit einheitlichen Apps. Hier ist Tesla schon wesentlich weiter. Die Ladesäulen gibt es wirklich überall und funktionieren immer nach demselben Prinzip.
Hilfsbereite Italiener
Unser Fazit: Mit einem Elektroauto in den Urlaub zu fahren, ist in der heutige Zeit wirklich kein Problem mehr. Wir würden es immer wieder machen. Ein Zeitverlust entsteht kaum im Vergleich zum normalen Laden mit einem Benziner, wenn man bedenkt, dass man bei einem Tankvorgang oft nach dem Tanken noch in die Tankstelle schlendert, einen Kaffee bestellt und Essen für die Kinder kauft. Das alles hat man (noch) nicht bei vielen E-Ladesäulen, da sie teilweise einfach irgendwo im nirgendwo stehen. Daher spart man sich hier viel Nörgelei und Geld. Und wenn eine Ladesäule dann doch mal bei einem Schnellrestaurant ist, kann man es mit einem Mittagessen verbinden. Am schönsten sind tatsächlich die Ladesäulen, wo es (noch) keinen Kiosk oder ähnliches nebendran gibt, wie etwa am Fährhafen in Savona, und man einfach nur wartet und die Ruhe genießt. Hier kommt man denn auch schnell mit hilfsbereiten Italienern ins Gespräch, die hier ebenfalls tanken.
Kosten
Man tankt nur unwesentlich günstiger, um dieselbe Reichweite zu erzielen wie bei einem Benziner. Wer ein Elektroauto fährt, sollte diesen daher nicht wegen vermeintlich günstiger Tankkosten kaufen. Viele fahren ein E-Auto aktuell schlicht und ergreifend, weil er für Selbstständige und Unternehmer aktuell attraktiver beim Versteuern ist. Für Privatmenschen lohnt sich das E-Auto insbesondere, wenn sie sowieso bereits eine PV-Anlage auf dem Dach ihres Hauses haben und dadurch kostenfrei tanken.
Das Video dazu gibt es auf unserem Tiktok-Kanal: gschwaetz.dasmagazin